JAVANISCHE AMPHIBIEN.
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NOTE XVII.
JAVANISCHE AMPHIBIEN,
GESAMMELT TON EDW. JACOBSON,
BEARBEITET YON
Dr. P. N. VAN KÄMPEN.
Die hier erwähnten Batrachier wurden mir von Herrn
Jacobson zur Bestimmung überlassen. Indem sie zum Teil
aus einigen noch wenig durchsuchten Gegenden von Mittel¬
und Ost-Java herstammeu, hat die Sammlung, wenn auch
klein, doch für die Verbreitung einiger Arten über die
Insel Interesse. Sie befindet sich im Museum der Universität
zu Amsterdam.
1. Megalophrys montana Kühl.
Nongkodjadjar, 1200 M. (Tengger-Gebirge, Ost-Java).
Gunung (= Berg) Ungaran (südlich von Semarang), 1600 M.
2. Megalophrys hasselti Tschudi.
Larven aus einem Bach, in die Bai Sölok Kipa auf der
Siidküste von Nusa Kambangan mündend (Höhe des Fund¬
ortes ± 10 M.).
Dieselben Larven fand ich selbst an der Dirk-de-Vries-Bai
(Südküste Ost-Preanger).
3. Nectophryne borbonica K. & v. H.
Bai Selok Kipa auf Nusa Kambangan, an und in einem
klaren Bach mit steinigem Boden, in der Nähe des Strandes
(d= 10 und 30 M. hoch), 2 Ex. von 30 und 33 mm. Länge.
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Ich muss diese Exemplare als identisch mit den früher
von mir *) als Nectophryne sumatrana von Deli (Sumatra)
beschriebenen betrachten. Es giebt nur einige weniger
wichtige Unterschiede. Das Hinterbein, und speziell der
Unterschenkel, ist etwas kürzer und das Tibiotarsalgelenk
ragt demzufolge nicht so weit an der Schnauze vorüber.
Die Parotisdrüsen sind in zwei Teile gesondert; beim
kleinsten Exemplare ist die der rechten Seite sogar in drei
Abschnitte geteilt. Die Rückenleisten sind nicht hell ge¬
färbt; die Unterseite der Oberschenkel ist im Leben hellrot.
Auch habe ich mich durch Vergleichung mit einem der
im Museum zu Leiden befindlichen javanischen Exemplare
von Bufo borbonicus K. & v. H. von der von mir schon
vermuteten Identität mit dieser Art [welche Horst 1 2 ) von
Java und Sumatra erwähnt] überzeugen können. Es ist dies
demnach die erst bekannte javanische Nectophryne- Art.
Es muss noch besonders auf die geringe Höhe des Fund¬
ortes hingewiesen werden, während die Exemplare von
Deli aus etwa 1000 M. Höhe herstammen (die grösste
Höhe von Nusa Kambangan beträgt nur 150 M.). Es ist
dies nicht der einzige Fall, dass Amphibien an der Südküste
Java’s in geringer Höhe und ganz nahe dem Meere Vor¬
kommen, die andrerorts nur aus beträchtlicher Höhe be¬
kannt sind. Dasselbe trifft z. B. für die oben erwähnte
Megalophrys liasselti zu, welche Art sonst, wenigstens auf
Java, nur im Hochlande angetroffen wird. Auch die unten
von einem Orte an der Südküste Java's, nahe dem Strande,
erwähnten Rana macrodon und chalconota sind mir von
der flachen Nordküste nicht bekannt. Aehnliches habe ich
schon früher 3 ) für Bufo asper erwähnt, und dann die
Vermutung ausgesprochen, dass die Verbreitung weniger
direkt von der Höhe abhängig sei, als vom Vorhanden¬
sein von klarem, fliessendem Wasser, welches in dem
1) Natuurk. Tijdschr. Ned.-Indie, dl. LXIX, 1910.
2) Notes Leyden Museum, Vol. V, 1883, p. 236.
3) Natuurk. Tijdschr. Ned.-Iudie, dl. LX1X, 1910, p. 30.
Notes from the Leyden Museum, Vol, XXXIV.
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Flachlande Nord-Java’s fehlt. Bei Bufo asper konnte das
dann mit dem Saugnapf der Larve, welcher eine harte
Unterlage voraussetzt, in Zusammenhang gebracht werden;
für die anderen genannten Arten ist die Ursache weniger
deutlich; die Megalophrys-h&rven fand ich jedoch immer
nur in reinem Wasser mit steinigem Boden. Die Larve
von Nectophryne ist nicht bekannt *).
4. Bufo melanostictus Schneid.
Bach in den Kalksteinhügeln des Gunung Gamping,
Residenz Djokjakarta, dz ] 10 M. hoch.
5. Bufo biporcatus Schleg.
Mulä (Gunung Sewu, Residenz Djokjakarta), zb 100 M.
6. Bufo asper Gravenh.
Am Eingang der Guwa (= Höhle) Gremeng (Gunung
Sewu, Res. Djokjakarta), ziz 130 M.
7. Rana macrodon Kühl.
Ein junges Exemplar von Babakan (Bagelen), nahe dem
Strande.
8. Rana limnocharis Wiegm.
Babakan, nahe dem Strande. Djokjakarta (113M.). Mulä
(± 100 M.). Nongkodjadjar (1200 M.).
9. Rana chalconota Schleg.
Guwa Djatidjadjar bei Idju (Bagelen), zb 50 M. Junge
Tiere von Babakan, nahe dem Strande.
1) Herr Jacobson teilt mir mit, dass auch in anderen Hinsichten die
Fauna von Nusa Kambangan von der von Java verschieden sein soll; so
kommen auf Nusa Kambangan viele Opilioniden vor, welche auf Java
nur an höheren Orten leben.
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10. Rana jerboa Gthr.
Gunung Ungaran, zwischen 1000 und 1300 M.
11. Rhacopliorus leucomystax Gravenh.
Tjandi, bei Semarang, 60 M. Babakan (Bagölen), nahe
dem Strande. Djokjakarta (Larven), 113 M. Nongkodjadjar,
1200 M, (var. quadrilineatus).
12. Rhacopliorus reinwardti Boie.
Nongkodjadjar (1200 M.).
13. lxalus aurifasciatus Schleg.
Vulkan Gedeh (Preanger), ± 1600 M.
Ausserdem sind in der Sammlung zwei kleine Ixalas-
Exemplare (bezw. 10 und 15 mm.) vom Günung Ungaran,
die wohl dieser Art angehören, und von denen das kleinste
sich unterscheidet durch eine feine weisse Linie über dem
Rücken, welche sich über die obere Seite von Ober- und
Unterschenkeln und die innere Fläche des Tarsus fortsetzt,
und eine ähnliche Linie über dem Bauch, zwischen den
Schultern durch eine andere gekreuzt, letzteres genau so
wie Boulenger es in seinem „Catalogue” für lxalus liypomelas
Gthr. von Ceylon beschreibt und abbildet.
14. lxalus jacobsoni nov. spec.
Gunung Ungaran, 1 Exemplar.
Schnauze spitz, vorragend, so lang wie die Orbita.
Rostralkante deutlich; Lorealgegend konkav. Nasenloch in
der Mitte zwischen Schnauzen spitze und Auge. Interorbi¬
talraum breiter als das obere Augenlid. Trommelfell ziem¬
lich deutlich, l / 3 des Augendurchmessers. Finger mit rudimen¬
tärer Spannhaut, Zehen halb behäutet. Scheiben der Finger
gross (die der beiden äusseren Finger etwas grösser als
das Trommelfell), die der Zehen ein wenig kleiner. End-
phalange knopfförmig erweitert. Ein länglicher innerer
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Metatarsaltuberkel. Das Tibiotarsalgeleuk reicht an f der
Schnauzenspitze vorüber.
Haut der Oberseite glatt, mit Ausnahme einiger isoliert
stehenden kleinen Tuberkel auf dem Hinterhaupte. Kehle,
Bauch und Unterseite der Oberschenkel körnig.
Oberseite dunkel violettbraun, Unterseite mit dunklem
Anflug. Leistengegend und Vorder- und Hinterseite der
Oberschenkel hell.
Von Schnauze bis After 28 mm.
Amsterdam, Januar 1912.
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