Nachdruck verboten.
Übersetzungsrecht Vorbehalten.
Zur Fauna von Nord-Neuguinea.
Nach den Sammlungen von Dr. P. N. van Kämpen und
K. Gjellerup aus den Jahren 1910 und 1911.
Amphibien.
Von
P. N. van Kämpen.
Die unten bearbeitete Amphibiensammlung wurde zum größten
Teile von mir selbst zusammengebracht, als ich im Jahre 1910
während einiger Monate dem in dem nördlichen Teile von Neuguinea
unter Kommando von Kpt. F. ,J. P. Sachse arbeitenden Nieder¬
ländischen Explorationsdetachement als Zoologe beigegeben war.
Nach meiner Rückreise setzte Herr K. Gjellerup, Militärarzt des
Detachements, meine Arbeit fort. Diesem Herrn und den anderen
Offizieren des Detachements wie auch den Mitgliedern der zu gleicher
Zeit unter Leitung von Herrn J. L. H. Luymes arbeitenden Nieder¬
ländischen Grenzkommission habe ich vielfache Unterstützung zu
danken.
Die Fundstellen liegen alle im nordöstlichen Teile von Nieder¬
ländisch oder im westlichen Teile von Deutsch Neuguinea. ,.Hollandia“
ist ein Biwak au der Westküste der Humboldtbai (2° 32' 29" s. Br.,
140° 44' 12" ö. L.), „Zoutbron“ ein Biwak am Begowre-Fluß (3°1'13"
s. Br., 140° 57'30"ö. L.), „Hoofdbivak“ liegt am Kaiseriu-Augusta-
Fluß auf 4° 4'18" s. Br., 141° 7'15" ö. L., „Pionierbivak“ auf 4° 16'
48" s. Br., 141° 57'52" ö. L. an demselben Fluß. Der Mbai ist ein
366
P. X. van Kämpen,
kleiner Fluß, welcher bei Hollandia in die Humboldtbai mündet, der
Tjahe ein linkes Seitenflüßchen des Mosso.
Die übrigen Fundorte findet man auf der zu einem Artikel von
Herrn Sachse in: Tijdschr. Nederl. aardrijksk. Gen. (2), Vol. 29,
1912 (p. 36) gehörigen Karte.
Hylidae.
1. Hyla infrafrenata Gthr.
Boulenger, Cat. Batr. Sal., 1882, p. 384 (Il/jla dolichopsis ); in: Zool.
Jahrb., Suppl. 15, Bd. 1, 1912, p. 211.
Umgebung des Sentani-Sees, 2 Expl.
Umgebung der Humboldtbai: Hollandia, 4 Expl.
Am Kaiserin-Augusta-Fluß:
Pionierbivak, 3 Expl.
Hoofdbivak, 3 Expl.
2. Hyla sanyuinolenta van Kämpen.
van Kämpen, Nova Guinea, Yol. 9, Zool., Livr. 1, 1809, p. 33, tab. 2,
fig. 3.
Umgebung der Humboldtbai: Hollandia, 1 Expl., $ (60 mm).
Dieses Tier weicht in einiger Hinsicht von den aus dem süd¬
lichen Teile der Insel (Nord-Fluss) stammenden Originalexemplaren
ab. Am meisten fällt auf das Fehlen der weißen Tibia-Fleckchen
sowie das Vorhandensein von Seitenwarzen, welche denen von H .
infrafrenata ähnlich sind. Auch ist die Schwimmhaut der Zehen
breiter und sind die Finger etwas mehr eingefaßt (etwa x / 2 ).
Dennoch stimmt es sonst und auch im ganzen Habitus mit sanguino -
lenta überein und ist demnach eine Bestätigung der von Boulenger x )
geäußerten Meinung, daß diese Art mit infrafrenata identisch sei.
Jedoch scheint mir zur sicheren Entscheidung ein größeres Material
notwendig.
3. Hyla montana Ptrs. et Dor.
Peters e Doria, in: Ann. Mus. civ. Genova, Yol. 13, 1878, p. 423,
tab. 7, fig. 1.
1) In: Zool. Jahrb., Suppl. 15, Bd. 1, 1912, p. 211.
Amphibien von Nord-Neuguinea.
367
Boulenger, Cat. Batr. Sah, 1882, p. 385.
van Kämpen, Nova Guinea, Vol. 9, Zool., Livr. 3, 1913, p. 454.
Südlich von der Humboldtbai: Pomorra-Fluß, + 760 m, 1 Expl.,
$ (75 mm).
Das Tier unterscheidet sich von der Originalbeschreibung nur
dadurch, daß der Bauch ungedeckt ist und die Schwimmhäute
weniger ausgedehnt sind: die äußeren Finger sind etwa ein Drittel
behautet, und von der 4. Zehe bleiben die beiden Endglieder frei.
Es stimmt hierin ganz mit dem von mir erwähnten männlichen
Exemplar von Süd-Neuguinea (Went-Gebirge) überein. Mit diesem
hat es auch die dunklen Querbinden der Extremitäten und der läng¬
lich dreieckige Hautzipfel am Fersengelenk gemein.
Das Tier hatte während des Lebens deu Rücken gelbgrün
gefärbt.
4. Hyla bieolor Gray?
Boulenger, Cat. Batr. Sal., 1882, p. 421 {Hijlella bieolor ).
van Kämpen, in: Nova Guinea, Vol. 5, Zool., Livr. 1, 1906, p. 173.
Umgebung der Humboldtbai: bei Jembe, 1 Expl. juv. (16 mm).
Dieses Tier gleicht genau den früher von mir beschriebenen
jungen Exemplaren von IL bieolor . Erwachsene Tiere dieser Art
fand ich aber in der Nähe nicht
5. Hyla boulengeri Meh.
Mehely, in: Termesz. Füzetek, Vol. 20, 1897, p. 414, tab. 10, fig. 8
{Hijlella boulcngeri).
van Kämpen, in: Nova Guinea, Vol. 5, Zool., Livr. 1, 1906, p. 175;
ibid., Vol. 9, Zool., Livr. 1, 1909, p. 35.
Umgebung der Humboldtbai: „Hollandia“, 1 Expl. (36 mm); nahe
der Südküste der Bai, 1 Expl. (33 mm).
Das letzterwähnte Exemplar war im Leben gelbbraun, der
Bauch weiß, die Unterseite der Oberschenkel zitronengelb. Die
charakteristische Zeichnung von H. boulengeri fehlt beiden Tieren,
mit Ausnahme der weißen erhabenen Linie auf dem Unterarm. Sonst
sind aber keine Unterschiede vorhanden, und ich sehe daher keine
Schwierigkeit die vorliegenden Tiere mit H. boulengeri zu identi¬
fizieren, zumal mit Rücksicht auf ähnliche Erscheinungen, die ich
368 P* N. van Kämpen,
unten für H. imptira mitteile und früher 1 ) für H. Ucolor erwähnt
habe.
Der 2. Finger ist kürzer als der 4.
6. Hyla Ihesmivensis Ptrs.
Peters, in: Mon.-Ber. Akad. Wiss. Berlin (1877) 1878, p. 421.
BOULENGER, Cat. Batr. Sal., 1882, p. 409; in: Trans, zool. Soc. London,
Vol. 12, 1890, p. 60, tab. 11, fig. 4.
Hehely, in: Termesz. Füzetek, Vol. 20, 1897, p. 414.
Umgebung der Walckenaerbucht: Sermowai-Fluß, Unterlauf,
+ 70 m hoch, 6 Expl. (11—26 mm).
Umgebung der Humboldtbai:
Hollandia, 1 Expl. (13 mm).
Nahe der Südküste der Bai. 1 Expl. (22 mm).
Unterlauf des Tami, 1 Expl. (16 mm).
Der 2. Finger ist kürzer als der 4.
Im Leben dunkel violettbraun, die hellen Flecken und Binden
des Rückens goldgelb.
Den jungen Tieren, von bis etwa 16 mm Länge, fehlen die
Vomerzähne, wie dies auch bei H. boulengeri und bicölor der Fall ist.
Auch die Zeichnung variiert mit dem Alter. Bei den meisten jungen
Tieren sind nur drei helle Längsbinden vorhanden, von welchen
immer die beiden lateralen, bisweilen auch die mittlere, in Flecken
aufgelöst sind und die letztere dann nur in ihrem vorderen Ab¬
schnitte entwickelt ist. Erst später bildet sich jederseits noch eine
mehr oder weniger unterbrochene helle Längsbinde zwischen den
schon bestehenden und sind dann somit 5 Binden vorhanden.
7. Hyla impura Ptrs. et Doria.
Peters e Doria, in: Ann. Hus. civ. Genova, Vol. 13, 1878, p. 426,
tab. 7, fig. 2.
Boulenger, Cat. Batr. Sah, 1882, p. 409.
Umgebung der Walckenaerbucht:
Beim Fluß Moaif, am Strande, 1 Expl., 3 (35 mm).
Sermowai-Fluß, Unterlauf, 1 Expl., $ (43 mm).
Kaiserin-Augusta-Fluß: Hoofdbivak, 1 Expl., (35 mm).
Das Exemplar vom Moaif-Flusse weist die nachfolgenden
weißen Binden und Flecken auf: eine mediane Rückenlinie und
1) In: Nova Guinea, Vol. 5, Zooh, Livr. 1, 1906, p. 173.
Amphibien von Nord-Neuguinea.
369
Spuren einer Längslinie an jeder Seite des Rückens; eine Binde
unter dem Auge, welche sich, teilweise unterbrochen, unter dem
Trommelfell bis zu den Schultern fortsetzt; feine Pünktchen auf
dem Unterarm und eine unterbrochene Linie längs dem Hinter¬
rande desselben; eine Querlinie unter dem After und vereinzelte
Pünktchen auf den Oberschenkeln. Spuren dieser Zeichnung (nicht
aber die mediane Rückenlinie) zeigen auch die beiden anderen Tiere,
und besonders die Linie auf dem Unterarm ist auch bei ihnen deut¬
lich zu erkennen. Alle diese hellen Binden und Fleckchen bilden
auch einen Teil der Zeichnung bei den oben erwähnten Exemplaren
von H . thesaurensis , die auch sonst H. impura sehr ähnlich sind. Ich
würde dieselben unbedingt für junge impura halten, wenn nicht
Boulenger 1 ) die Vermutung ausgesprochen hätte, daß H. thesau-
rensis identisch sei mit einer anderen ungefleckten Species, H.
macrops Blgr. von den Salomons-Inseln. Nun scheint aber H.
macrops der H . impura sehr ähnlich zu sein, und der einzige wesent¬
liche Unterschied, welchen ich in der Beschreibung auffinden kann,
ist, daß bei macrops der 2. und der 4. Finger gleichlang sind, während
bei impura der 4. länger ist. Wie sich dieses Merkmal bei thcsau-
rensis von den Salomons-Inseln verhält, finde ich nicht erwähnt,
aber die mir vorliegenden oben genannten Exemplare stimmen in
dieser Hinsicht mit IL impura überein. Es scheint mir daher vor¬
läufig am wahrscheinlichsten, daß IL macrops von den Salomons-
Inseln und impura von Neuguinea zwei verschiedene, aber nahe
verwandte Arten sind, die beide nur in der Jugend (als H. thesau¬
rensis) eine helle Zeichnung aufweisen.
8. lltjht arfahiana Ptrs. et Doria.
Peters e Doria, in: Ann. Mus. civ. Genova, Vol. 13, 1878, p. 421,
tab. 6 fig. 2.
BoulenGER, Cat. Batr. Sal., 1882, p. 410.
van Kämpen, in: Nova Guinea, Vol. 9, Zoob, Livr. 3, 1913, p. 456.
Südlich von der Humboldtbai: am Ursprünge des Pomorra-Flusses.
1000—1400 m, 1 Expl., $ (45 mm).
Die Finger haben bei diesem männlichen Exemplare eine schwache
Bindehaut, die aber nur zwischen den beiden äußeren Fingern ein
w 7 enig über den Metacarpus hinausreicht. Subarticular- Tuberkel
1) In: Trans, zool. Soc, London, Vol. 12, 1890, p. 60.
370
P. N. van Kämpen,
einfach. Das Tier hat einen subgularen Stimmsack, welcher sich durch
zwei neben der Zunge gelegene Öffnungen in die Mundhöhle öffnet,
wie ich es schon früher angegeben habe.
Von den früher von mir beschriebenen Exemplaren weicht das
vorliegende nur ab durch die schwächer entwickelte Schwimmhaut
der Füße, indem sie zwischen den beiden ersten Zehen nur die Meta-
carpalia einfaßt. Auch ist ein kleiner Hautzipfel am Fersengelenk
vorhanden.
Hyla sp.?
Im Bongainville-Gebirge, + 500 m hoch, viele Kaulquappen.
Ich fand diese Kaulquappen in einem schnellfließenden, klaren
Bach, worin sie sich an den Steinen des Bodens festsaugten. Es
fehlen ihnen noch die Extremitäten, und sie sind nicht mit Sicher¬
heit zu bestimmen. Ich erwähne sie nur wegen des Besitzes eines
Saugnapfes, welcher aus einer Vergrößerung der Lippen hervor¬
gegangen ist. Daß sie wahrscheinlich einer Hyla -Art angehören,
schließe ich namentlich aus der Übereinstimmung mit den von mir l )
als mutmaßlich zu H. papua gehörig beschriebenen Larven, von
welchen sie sich nur in wenigen Punkten unterscheiden. Die
wichtigsten Unterschiede sind ein etwas längerer Schwanz; das
Fehlen der hellen Schwanzbinden; ein etwas kürzerer Saugnapf,
welcher dein Rande entlang eine Reihe kurzer Papillen und auf
jeder Lippe, nach außen von den Zahnreihen, außerdem noch eine
Reihe von sehr kurzen und breiten Papillen trägt, und namentlich
die in zwei Abschnitten geteilten Pigmentbänder beider Kiefer.
Ranidae.
9. Kana (fr/ahl Meyer.
Peters e Doria, in: Ann. Mus. civ. Genova, Vol. 13, 1878, p. 418,
tab. 6 fig. 1.
Boulenger, Cat. Batr. Sah, 1882, p. 66.
Umgebung der Walckenaerbucht: Sermowai-Fluß, Oberlauf,
+ 300 m hoch, 1 Expl. (119 mm).
Interorbitalraum so breit wie das Augenlid.
1) In: Nova Guinea, Vol. 9, Zooh, Livr. 3, 1913, p. 455.
Amphibien von Nord-Neuguinea.
371
10. I\(tna u'u if/eensis v. Kämpen.
VAN Kämpen, in: Bijdr. Dierk., afl. 19, 1913, p. 90; in: Nova Guinea,
Vol. 9, Zool. (Livr. 3), 1913, p. 459.
Umgebung* der Tanah-Merah-Bucht: Air Mo-Fluß, 1 Expl. (29 mm).
Wie ich schon hervorgehoben habe, ist dies vielleicht nur eine
junge R. arfalci.
11. Ha na papua Less.
Boulengee, Cat. Batr. Sah, 1882, p. 64.
Umgebung der Walckenaerbucht:
Sermowai-Fluß, Unterlauf, 2 Expl.
Sermowai-Fluß, Oberlauf, dz 400 m, 3 Expl.
Umgebung der Tanah-Merah-Bucht:
Am Strande der Bucht, 1 Expl.
Am Air Mo-Fluß, 1 Expl.
Jaona, 7 Expl.
Umgebung des Sentani-Sees, 5 Expl.
Umgebung der Humboldtbai:
Hollandia, viele Expl. und zahlreiche Kaulquappen.
Am Mbai-Fluß, 1 Expl.
Nahe der Südküste der Humboldtbai, 4 Expl.
Im Stromgebiete des Tami-Flusses:
Unterlauf des Tami, 2 Expl.
Koime-Fluß, 1 Expl.
Am Tjalie, 1 Expl.
Am Begoure-Fluß, 2 Expl.
Am Ivaiserin-Augusta-Fluß:
Pionierbivak, 3 Expl.
Oberlauf des Flusses, 1 Expl.
Die Kaulquappen, welche ich bei „Hollandia* 4 im April und Mai
in einem Sago-Sumpfe und auch in klarem fließendem Wasser fand
und zu jungen unverkennbaren R. papua züchtete, weichen nicht
unwesentlich von meiner früheren Beschreibung 1 ) ab und stimmen
dagegen namentlich in den Merkmalen des Mundes gut überein mit
der Beschreibung, welche Roux 2 ) von der Larve einer Sana sp . von
1) In: Nova Guinea, Yol. 5, Zool., Livr. 1, 1906, p. 164.
2) In: Abh. Senckenb. natnrf. Ges. Frankfurt, Vol. 33, 1910, p. 225.
372
P. N. van Kämpen,
den Aru-Inseln gibt. Der Körper ist bei ihnen etwa 1 1 / 2 mal so lang
wie breit. Die Augen stehen weiter auseinander als die Nasenlöcher.
Der Schwanz ist ungefähr 3mal so lang wie hoch (nur bei älteren
Larven relativ länger, bis 4mal die Höhe) und hat hohe Flossen;
1 1 1
die obere Flosse erreicht den Rücken. Zahnreihen ,• Färbung
1 2 1
des lebenden Tieres: Rücken und Seiten dunkelgrau, hintere Schwanz¬
hälfte bräunlich-gelb, Bauchseite bleigrau, Kehle schwach violett;
Iris gelb. Totallänge bis 6 1 / 2 cm.
Die von Roux beschriebenen Larven gehören wohl sicher zu
E. papua. Ob die von mir beschriebenen Larven mit der Zahnformel
3 3 oder 2 _ - auch hierher gehören, ist zweifelhaft; ich ver-
3 3
mute aber, daß die Unterschiede auf individueller Variabilität be¬
ruhen, wie auch die erwachsenen Tiere sehr variabel sind.
12. Cornufev corruf/atns A. Dum.
Bouuengee, Cat. Batr. Sah, 1882, p. 110.
Umgebung der Walckenaerbncht:
Sermowai-Fluß, Unterlauf, + 70 m, 1 Expl.
Sermowai-Fluß, Oberlauf, - 1 - 400 m, 4 Expl.
Umgebung der Tanah-Merah-Bucht:
Air-Mo-Fluß, 3 Expl.
Jaona, 1 Expl.
Umgebung der Humboldtbai:
Hollandia, 4 Expl.
Nahe der Südküste der Bai, 1 Expl.
Stromgebiet des Tami:
Am Unterlaufe des Tami, 1 Expl.
Sekofro Niki, 1 Expl.
Oinake, 1 Expl.
Am Kaiserin-Augusta-Fluß, 1 Expl.
Eier groß, dotterreich.
Das Tier von Oinake, ein Männchen mit Stimmsäcken, fing
ich am Abend mittels einer Laterne. Durch seinen kurzen quakenden
Ruf kam ich ihm auf die Spur. Diesem Laute nach befanden sich
mehrere Tiere dieser Art in der Nachbarschaft. Sie ließen ihre
Stimme erst nach Eintritt der Finsternis hören.
Amphibien von Nord-Neuguinea.
373
Engystomatidae.
Die Engystomatiden Neuguineas sind trotz der oft großen Haft¬
scheiben im allgemeinen Bodentiere. Sie leben meistens an feuchten
Stellen im Walde, bisweilen in toten Baumstämmen. Nur ein ein¬
ziges Mal fand ich eine Engystomatide, wahrscheinlich eine Copiula
oxyrhina (das Exemplar ist leider verloren gegangen), auf einem
Baumblatte, etwa Manneshöhe vom Boden entfernt, sitzend.
13. Xenovhina vostrata Meh.
v. Mehely, in: Termesz. Füzetek, Vol. 21, 1898, p. 175, tab. 12,
fig. 1—11 (Chocinacantha vostrata ); ibid., Yol. 24, 1901, p. 233,
tab. 11 fig. 1—2.
VOGT, in: SB. Ges. naturf. Freunde Berlin, 1911, No. 9, p. 420.
Umgebung der Walckenaerbucht: Sermowai-Fluß, Unterlauf,
+ 70 m, 3 Expl. (41—44 mm).
Umgebung der Humboldtbai: nahe der Südküste, 1 Expl., juv.
(24 mm).
Ein Stachel hinter jeder Choane. Trommelfell mehr oder weniger
deutlich; sein Durchmesser bei den erwachsenen Tieren gleich der
Länge der Orbita. Die Finger mit gerundeten, nicht angeschwollenen
Spitzen, die Zehen mit kleinen Scheiben. Finger und Zehen kurz:
die Länge der 4. Zehe geht bei den erwachsenen Tieren S 1 ^—4mal
in den Abstand zwischen After und Augenhinterrand, beim jungen
Tier 3mal. Äußere Metatarsalia vereint. Das Fußgelenk erreicht die
Schulter, das Tarsometatarsalgelenk das Auge. Beim jungen Tier
sind aber die Gliedmaßen etwas länger und reicht das Fersengelenk
bis zum Trommelfell, das Tarsometatarsalgelenk bis zur Schnauzen¬
spitze. Keine Schnauzenwarzen. Rücken mit vereinzelten, Bauch
und Kehle mit zahlreichen großen, dunklen Flecken.
Färbung im Leben (Exemplare vom Sermowai-Fluß, nach der
Angabe von Herrn Gjellerup): Rücken grau, mit weißer oder rosa¬
farbiger Medianlinie; Bauch feuerrot mit schwarzen Flecken.
Trotz einiger geringfügiger Unterschiede gegen Mehely’s Be¬
schreibung (wovon besonders das Fehlen der Schnauzenwärzchen
hervorzuheben ist) glaube ich doch die vorliegenden Exemplare mit
seiner vostrata vereinigen zu können.
Diese Art ist übrigens von oxycephala leicht zu unterscheiden
durch die Gestalt des Kopfes. Während dessen Seiten von den
Schultern bis zur Nasenspitze bei oxycephala eine nur schwach ge-
*
374
P. N. yan Kämpen,
bogene Linie bilden, sind sie bei den mir vorliegenden Exemplaren
von rostrata stark konvex, was zur Folge hat, daß bei diesen die
Schnauzenseiten an der Spitze miteinander einen stumpfen, bei oxy-
cephala hingegen einen scharfen oder geraden Winkel bilden.
v. Mehely, der ein Originalexemplar von X. oxycephala unter¬
sucht hat, sagt ausdrücklich, daß diese Art sich nur durch das
Fehlen der Gaumenstacheln von seiner rostrata unterscheidet Daß
er die anderen von mir genannten Unterschiede nicht erwähnt, wird
wohl dem von ihm hervorgehobenen schlechten Erhaltungszustand
des Originalexemplares von oxycephala zuzuschreiben sein.
14. Xenorhina oxycephala Schleg.
Schlegel, Hand]. Dierk., Yol. 2, p. 58, tab. 4 fig. 74 (Bombinator oxy -
cephalns).
Peters, in: Mon.-Ber. Akad. Wiss, Berlin, 1863, p. 82.
Boulengee, Cat. Bat. Sah, 1882, p. 179.
V. Mehely, in: Termesz. Puzetek, Yol. 24, 1901, p. 236.
Umgebung der Walckenaerbucht:
Sermowai-Fhiß, Unterlauf, + 70 m, 1 Expl. (38 mm).
Sermowai-Fluß, Oberlauf, + 400 m, 1 Expl., juv. (20 mm).
Nahe der Südküste der Humboldtbai, 2 Expl. (40 und 42 mm).
Am Mosso, 1 Expl., $ (43 mm). 1 Expl.. juv. (19 mm).
Kein Gaumenstachel. Trommelfell mehr oder weniger deutlich.
Finger mit etwas geschwollenen Spitzen, ebenso wie die Zehen ein
wenig länger als bei rostrata (die 4. Zehe geht etwa 3mal in den
Abstand zwischen After und Augenhinterrand). Zehen mit kleinen
aber deutlichen Haftscheiben. Tibiptarsalgelenk bis zum Auge,
Tarsometatarsalgelenk über die Schnauzenspitze hinaus. Keine
Schnauzenwarzen. Bauch mit oder ohne dunkle Flecken.
Färbung während des Lebens etwas variierend. Beide Exem¬
plare aus der Nähe der Humboldtbai hatten Rücken und Kehle grau¬
violett, Bauch und Unterseite der Oberschenkel steinrot; beim Mosso-
Exemplar war der Rücken lackrot, der Bauch orangenfarbig, die
Seiten weiß; das erwachsene Exemplar vom Sermowai-Fluß hatte
(nach Angabe von Herrn Gjellerup) den Rücken braun, den Bauch
hellgrau. Die beiden letztgenannten Tiere haben eine helle
mediane Rückenlinie.
Schlegel gibt als Fundort seiner Exemplare nur Neuguinea
an ; die im Museum zu Leiden befindlichen Originalexemplare sind
Amphibien von Nord-Neuguinea.
375
gesammelt von S. Müller, Mitglied der sogenannten „Natuurkundige
Commissie“. Da dieser nur die Südküste des Niederländischen Teiles
der Insel besucht hat (im Jahre 1828; *), müssen die ScHLEGEL’schen
Exemplare von dort stammen. Die Art hat somit eine ziemliche
weite Verbreitung im Flachlande der Insel.
15 . Metopostira oceUata Meh.
V. Mehely, in: Termesz. Füzetek, Vol. 24, 1901, p. 239, tab. 7 fig. 1— 6:
tab. 10, fig. 5; tab. 12, fig. 1.
van Kämpen, in: Nova Guinea, Vol. 5, Zool., Livr. 1, 1906, p. 167
(M. macra ); Vol. 9, Zool., Livr. 1, 1909, p. 40; Vol. 9, Zool.,
Livr. 3, 1913, p. 461.
Umgebung der Humboldtbai:
Hollandia, 1 Expl.
Nahe der Südküste, 2 Expl.
Stromgebiet des Tami:
Am Mosso, 1 Expl.
Kohari-Gebirge, in + 600 m Höhe, 1 Expl.
Unterlauf des Bewani, 1 Expl.
Zoutbron, 2 Expl.
Nachdem ich schon früher Exemplare von M. ocellcita erwähnt
habe, die in einiger Hinsicht mit meiner 1)7. macra übereinstimmen,
und da die mir jetzt vorliegenden Tiere sich auch in dem wichtigsten
der von mir angegebenen Linterschiede der macra nähern, indem der
2. u. 4. Finger fast gleichlang sind, so glaube ich die beiden Arten
vereinigen zu müssen. In der Gestalt halten die meisten der vor¬
liegenden Exemplare die Mitte zwischen den Originalexemplaren
von ocellata und macra . Die Länge der Hinterbeine variiert: das
Fersengelenk reicht bisweilen nur bis zum Vorderrand des Auges,
bisweilen auch bis zur Schnauzenspitze oder etwas darüber hinaus.
Für das eine der beiden Tiere von der Südküste der Humboldt¬
bai habe ich notiert, daß während des Lebens die vor den dunklen
Leistenflecken befindlichen hellen Flecken steinrot waren; dieselbe
Farbe hatten 2 Flecken auf jedem Oberarm, während die hellen
Flecken, hinter den dunklen Leistenflecken und daneben auf den
Oberschenkeln gelegen, gelb waren.
1) Veth, Overzicht van lietgeen gedaan is voor de kennis der Laura
van Nederlandsck Indie, Leiden 1879.
376
P. N. van Kämpen,
16. Copiula oxyrhina Blgr.
Boülenger, in: Proc. zool. Soc. London, 1898, p. 480, tab. 38 fig. 3
(PhrtpiixaIns oxyrhums).
v. Mehely, in: Termesz. Füzetek, Yol. 24, 1901, p. 243.
Umgebung der Humboldtbai: nahe der Südküste, 1 Expl.
(19 mm).
Bei Njao, 1 Expl. (18 mm).
Zoutbron, 1 Expl. (23 mm).
Tibiotarsalgelenk bis zum Nasenloch. Bücken schwach gekörnelt.
Kehle mehr oder weniger deutlich dunkel marmoriert.
Choerophryne n. g.
Kopf klein. Zunge klein, hinten und an den Seiten frei. Keine
Vomerzähne. Keine Leiste auf den Palatina. Zwei Gaumenfalten.
Auge klein, mit horizontaler Pupille. Trommelfell deutlich. Finger
und Zehen frei, mit großen Scheiben. Äußere Metatarsalia vereinigt
Procoracoid und Clavicula fehlen. Endphalangen T-förmig.
Dieses Genus scheint am nächsten verwandt zu sein mit
Fhrynixalns Bttgr. 1 ) nach Mehely’s Charakterisierung. 2 ) Es unter¬
scheidet sich durch die kleine Zunge, das kleine Auge und nament¬
lich durch das Fehlen der Leisten auf den Palatina.
17. Choerophryne prohoseidea n. sp.
Njao, 1 Expl. (19 mm).
Zunge schmal, länglich, hinten sehr schwach eingeschnitten. Beide
Gaumenfalten eingekerbt. Kopf klein; seine Breite gleich dem Abstande
von der Schnauzenspitze bis zum Hinterrande des Trommelfelles und \
der Kopfrumpflänge. Schnauze sehr lang und spitz, stark über den
Unterkiefer vorragend: sie ist l^mal so lang wiedas Augenlid und
ihr über den Unterkiefer vorragender Abschnitt nur wenig kürzer
als dasselbe. Schnauzenkante gerundet. Nasenlöcher der Schnauzen¬
spitze genähert, ihre Entfernung von den Augenlidern etwas größer
als die Länge dieser. Interorbitalraum S^nial so breit wie das
Augenlid. Trommelfell unmittelbar hinter dem Auge, von 2 /J Augen¬
größe. Fingerscheiben ungefähr so groß wie das Trommelfell, die
1) In: Zool. Anz., Yol. 18, 1895, p. 133.
2) In: Termesz. Füz., Yol. 24, 1901, p. 245.
Fauna von Nord-Neuguinea.
377
am ersten Finger etwas kleiner als die anderen. Scheiben der
Zehen gleichgroß wie die der Finger. Der 1. Finger kürzer als
der 2.; die 5. Zehe ein wenig länger als die 3. Schwache Sub-
articular- und innerer Metatarsal-Höcker. Tibiotarsalgelenk bis zum
Trommelfell.
Rückenseite grobwarzig, Bauch und Unterseite der Oberschenkel
körnig.
Oberseite bräunlich, mit verschwommenen dunklen Flecken
auf dem Rücken und Querbinden auf den Extremitäten. Ein heller,
schwarz umränderter Flecken in der Sacralgegend. Bauchseite weiß
getüpfelt.
Es ist möglich, daß diese, besonders durch die lange Schnauze
auffallende Art mit der von Wandolleck 1 ) kurz beschriebenen
Cophda (?) rostellifer identisch ist und daß die Unterschiede dem
von ihm hervorgehobenen schlechten Erhaltungszustände des ihm
vorliegenden Exemplares zuzuschreiben sind. Die zwei Gaumenfalten,
die weniger lange Schnauze, die Haftscheibe am Daumen und andere
Merkmale meines Exemplares gestatten aber vorläufig keine Identi¬
fizierung mit Wandolleck’s Art.
Das einzige Exemplar verdanke ich Herrn Lt. Dalhuisen, der
es in einem toten Baumstamme fand; er beobachtete, daß das Tier
sich bei Berührung zu einer Kugel aufblies.
18. Chaperina basipalmata van Kämpen.
VAN Kämpen, in: Nova Guinea, Yol. 5, Zool., Livr. 1, 1906, p. 169,
tab. 6 fig. 4—5; ibid., Vol. 9, Zool., Livr. 3, 1913, p. 464.
Umgebung der Tanah-Merah-Bucht: Air-Mo-Fluß, 1 Expl. (27 mm).
Umgebung der Humboldt-Bai: Hollandia, 1 Expl. (30 mm).
Stromgebiet des Tami: Zoutbron, 1 Expl. (19 mm).
Claviculae gekrümmt.
Das größte Exemplar hat die Oberseite einfarbig, ohne dunkle
Flecken zwischen den Schultern. Das Tier von der Tanah-Merah-
Bucht hingegen besitzt außer einem solchen Flecken noch einige kleine
Tüpfel und ein schmales dunkles V zwischen den Augen. Sonst
stimmt das erstgenannte in den Merkmalen, worin das früher von mir
erwähnte Exemplar aus dem südlichen Teil der Insel (Went-Gebirge)
von den Originalexemplaren abweicht, mit jenem überein, mit Aus¬
nahme der Hinterbeine, deren Tibiotarsalgelenk das Auge erreicht.
1) In: Abh. Ber. Mus. Dresden, Vol. 13 (1910), No. 6, 1911, p. 11.
Zool. Jahrb. XXXVII. Abt. f. Syst. 25
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P. N. van Kämpen, Fauna von Nord-Neuguinea.
Beim Tier von der Tanah-Merah- Bucht fehlt ebenfalls der
Gaumentuberkel, und das Tibiotarsalgelenk erreicht nur das Trommel¬
fell. Auch sind die Augen etwas größer (Interorbitalraum l 1 / 2 mal
so breit wie das Augenlid).
Beim kleinsten Tiere endlich sind Rückenfleck, Gaumentuberkcl
und Bindehaut der Zehen vorhanden, das Tibiotarsalgelenk erreicht
das Auge, und der Interorbitalraum hat l 1 / 2 mal die Breite des
Augenlids.
19. Chaperina ceratophthalmus van Kämpen.
van Kämpen, in: Nova Guinea, Yol. 9, Zool., Livr. 1, 1909, p. 43,
tab. 2 fig. 8.
Stromgebiet des Tami:
Kohari-Gebirge (in + 600 m Höhe), 1 Expl., $ (33 mm).
Am Sangke-Flusse, 1 Expl., $ (36 mm).
Am Pomorra-Flusse (+ 760 m), 1 Expl., $ (39 mm).
Die Tiere stimmen genau mit meiner Beschreibung überein; nur
sind bei dem Exemplare des Pomorra die Fingerscheiben etwas größer,
und die des 3. Fingers ist bei ihm so groß wie das Trommelfell.
Beim Tiere vom Sangke-Flusse steht vor der Gaumenfalte noch ein
kleiner medianer Tuberkel.
Das Vorkommen dieser Art im nördlichen Teile der Insel macht
es wahrscheinlicher, daß sie mit Sphenoplmjne cornuta Ptrs. et Don.
synonym ist, und ich würde sie mit derselben vereinigen können, falls
nicht Peters und Doria ausdrücklich bemerkten, daß bei dieser Art
die 3. und 5. Zehe gleichlang seien. Sonst sind auch nach ihrer
Beschreibung bei cornuta die Vorderbeine kürzer: bei ceratophthalmus
reichen diese, nach vorn gelegt, weit an der Schnauzenspitze vorüber.
Die Clavicula ist stark gekrümmt.
Eier groß. Der Mageninhalt eines dazu untersuchten Tieres
besteht aus Ameisen und Käfern.
20. Chaperina punctata van Kämpen.
van Kämpen, in: Nova Guinea, Vol. 9, Zool., Livr. 3, 1913, p. 463,
tab. 11 fig. 7.
Am Pomorra-Flusse, + 760 m, 1 Expl. (28 mm).
Hinterrand der Zunge deutlich eingeschnitten. Sonst den Original¬
exemplaren ähnlich.