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Full text of "components :: siemens :: german :: 1986 Siemens Verkuerzung der Schaltzeiten von Standard-Optokopplern Siemens Components 24 1986 Heft 5"

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Georg Huba 


Verkurzung der Schaltzeiten 


TECHNIK 


von Standard-Optokopplern 


Die Ausschaltzeiten von preisgiinstigen Standard-Optokopplern 
liegen derzeit in der GroBenordnung von 15 bis 50 ps. Anhand von 
sechs Schaltungsvarianten werden einige Moglichkeiten vorgestellt, 
die Ein- und Ausschaltzeiten bis etwa 1,5 ps zu verkurzen. Damit 
erOffnen sich diesen Optokopplern neue Einsatzgebiete. 


Die Optokoppler der Typenreihen 
SFH..., CNY... und 4N... bestehen 
jeweils aus einer GaAs-Lumineszenz- 
diode als Sender und einem Si-Fototran- 
sistor als Empfanger. Die Ausschalt- 
zeiten liegen im  SAattigungsbetrieb 
(s. Bild 1) derzeit in der Gr6Renordnung 
15 bis 50 ps. Um diese preisgiinstigen 
Optokoppler auch fiir Anwendungen, in 
denen ktrzere Schaltzeiten gefordert 
werden, interessant zu machen, werden 
einige Schaltbeispiele vorgestellt, mit 
denen Ausschaltzeiten bis etwa 1,5 us 
ermoglicht werden. 

Im Empfangstransistor ist die Basis-Kol- 
lektor-Diode als Fotodiode ausgebildet, 
die bei Bestrahlung mit Photonen einen 
Basisstrom hervorruft. Bild 2 zeigt eine 
Optokoppler-Ubertragungsschaltung im 
Ersatzschaltbild. 

Die lange Ausschaltzeit des Optokopp- 
lers entsteht vor allem durch die Kapazi- 
tat der Basis-Kollektor-Diode (Miller- 
kapazitat C,,), deren Ladungen nur tber 
den relativ niedrigen Sperrstrom der Fo- 
todiode bzw. uber die hochohmige Basis- 


Dipl.-Ing. (FH) Georg Huba, 
Siemens AG, Bereich Bauelemente, 
Anwendungstechnik, Miinchen 


Siemens Components 24 (1986) Heft 5 


47 Q 1kQ 


eget 
Io 


Uce<0,4V 


f ein f aus 
tein  Einschaltzeit 
tay;  Ausschaltzeit 


Bild 1 Mefschaltung und Zeitdiagramm 
zur Bestimmung der Verzogerungszeiten 
eines Optokopplers 


Bild 2 Ersatzschaltbild einer Optokoppler- 
Ubertragungsstrecke 


Emitter-Strecke des Empfangstransistors 
entladen werden konnen. Wesentlich 
kurzer (Faktor 5) gegentiber der Aus- 
schaltzeit ist die Einschaltzeit, da die 

Millerkapazitat durch den Photonen- 

strom der Sendediode »niederohmig« 

aufgeladen wird. 

Demzufolge gibt es prinzipiell zwei 

Moglichkeiten, die Schaltzeiten eines 

Optokopplers zu verkurzen: 

1. durch technologische MaBnahmen die 
Millerkapazitat zu minimieren; 

2. durch BeschaltungsmaBnahmen die 
Entladezeit bzw. Ladezeit der Miller- 
kapazitat zu verringern. 

An dieser Stelle werden ausschlieBlich 

Schaltungsvariationen vorgestellt, die 

sich auf die Entladezeiten der Miller- 

kapazitat auswirken. Dabei wird der 

Optokoppler SFH 601-4 eingesetzt, der 

laut Datenblatt folgende technische Da- 

ten erfullt: 


Stromubertragungs- 

verhaltnis: 160 bis 320%, 
Einschaltzeit: 6 us (10,5 ps), 
Ausschaltzeit: 25 us (43 us). 


Die Zeiten werden nach Bild 1 be- 
stimmt. 


Verwendung eines Basiswiderstandes 
zur Schaltzeitverkiirzung 


Die einfachste Moglichkeit, die La- 
dungstrager aus der Basis abzufthren, 
bietet ein Basiswiderstand Rg. 

Bild 3 zeigt die Schaltung und das Oszil- 
logramm bei optimiertem Rg. Mit dieser 
einfachen Mafinahme lassen sich die Ein- 
und Ausschaltzeiten auf etwa 3 us ver- 
kurzen. Allerdings wird dadurch das 
Stromubertragungsverhaltnis auf <30% 
begrenzt. 

Das Stromubertragungsverhaltnis, auch 
CTR (current transfer ratio) genannt, 
gibt das Verhaltnis von Kollektorstrom [, 
des Fototransistors zu Flu8strom J; 
durch die Lumineszenzdiode in % an. 


Le 


TECHNIK 


100 Q 


SFH 601/4 1kQ 
| fsaicis| 


Rg=12bis22kQ bei Ip =50mA 
Rpe= 4bis 7kQ bei Ip-=20mA 


2 us/Div 3 Us 
3 


Bild 3 Beschaltung des Empfangstransistors 
mit Basiswiderstand R, zum niederohmigen 
Ableiten der Ladungstrager und zugehoriges 
Impulsdiagramm 


Aufgrund der Streuungen des CTR und 
der Transistoreigenschaften ist es fur 
minimierte Schaltzeiten notwendig, Rp 
auf jeden Optokoppler und verschiedene 
Flu8stréme J; anzupassen. Bei zu gro- 
Bem Rp, verlangert sich die Ausschalt- 
zeit. Bei zu kleinem Rp kann der Transi- 
stor nicht mehr bis zur Sattigung ausge- 
steuert werden; folglich wird Ucggatr 
nicht erreicht. | 


Linearbetrieb des Phototransistors 


Arbeitet der Phototransistor im Linear- 
betrieb (Uce > Ucgsat), muB die Miller- 
kapazitat nicht aus dem gesattigten Tran- 
sistor hochohmig entladen werden. Da- 
durch verkiirzen sich beide Schaltzeiten 
auf 2 us. Allerdings hat die zur Ver- 
fugung stehende Ausgangsspannung nur 
eine Dynamik, die wesentlich kleiner ist 
als U,. Eine nachfolgende Emitterschal- 
tung ubernimmt dann die Verstarkung 
auf einen gewunschten Pegel. 


180 


1002 sFHeova — 


Bild 4 Schaltung mit Empfangstransistor im 
Linearbetrieb mit Emitterverstarker und zu- 
gehoriges Oszillogramm 


Bild 4 zeigt die Schaltung und das Lauf- 
zeitoszillogramm. Aufgrund der CTR- 
Streuungen miissen auch in dieser Schal- 
tung Rp; und J; auf die verschiedenen 
Optokoppler abgestimmt werden. 


Diodenkoppler mit Emitterverstarker 


Benutzt man nur die Basis-Kollektor- 
Diode des Empfangstransistors als Foto- 


SFH 601/4 


O 5 bis 15 V 


Bild 5 Diodenkoppler mit Emitterverstarker 


diode und treibt damit gemaB der Schal- 
tung von Bild 5 einen Transistor in Emit- 
terschaltung, erreicht man Ein- und Aus- 
schaltzeiten von <5 pus. Diese Schaltzeit- 
verktirzung mu jedoch mit einem auf 
<100% verringerten Ubertragungsver- 
haltnis bezahlt werden. 


Optimierte Diodenkoppler 


Die Schaltung nach Bild 5 hat den Nach- 
teil, daB der Strom der Photodiode (Ip) 
den Transistor einschalten mu’. Ver- 
wendet man statt der Emitterschaltung 
einen empfindlicheren Verstarker (OP), 
kann auch eine kleinere Photodioden- 
spannung (50 bis 100 mV) verarbeitet 
werden. Dadurch ist es moglich, die 
groBe Speicherzeit der Photodiode durch 
eine niederohmige Last zu verkirzen 
und damit die Verz6gerungszeit zwi- 
schen J; und U, zu minimieren. Bild 6 
zeigt die MeBschaltung und die Oszillo- 
gramme von /; und U, bei verschiedenen 
Lasten. 

Eine minimale Verz6gerungszeit von 
etwa 1,5 us ergibt sich mit R, = 1 bis 
1,5 kQ (bei J; = 20 mA). Die verwert- 
bare Fotospannung betragt dann je nach 
dem optischen Koppelfaktor (zwischen 
Sende- und Empfangsdiode) 80 bis 
100 mV. 

Fiir die digitale Signalubertragung ist es 
sinnvoll, vor die Sendediode ein Diffe- 
renzierglied zu schalten, das die Ein- 
schaltstromspitze etwas erhoht und da- 
mit die Einschaltzeit auf <1 us verkurzt. 
Bild 7 zeigt die Schaltung und die beiden 
Oszillogramme. 


Diodenkoppler mit OP 
als nichtinvertierender Verstarker 


Um die Photospannung U, auf einen 
gewunschten Pegel zu transformieren, 
wird nach Bild 10 der OP TCA 335A als 
nichtinvertierender Verstéarker (V = 
100) eingesetzt. Mit dieser Schaltung 
sind, gemaB Oszillogramm in Bild 10, 
Schaltzeiten von <1,5 ys méglich. 

Von Nachteil ist, dai die Schaltung zur 
sicheren Funktion eine positive und 
negative Versorgungsspannung benotigt. 
Man kann jedoch mit einer Z-Diode die 
zweite Spannung simulieren, ohne die 
Funktion der Schaltung zu beeintrachti- 
gen. Die Schaltung zeigt Bild 9. 

Ersetzt man OP TCA 335A durch den 
Typ TAE 1453A mit npn-Eingangstran- 


Siemens Components 24 (1986) Heft 5 


SFH 601/4 


4 1002 


10 us/Div 


ohne Ry 


1,5 Us 1,5 Us 


0 1,25 us/Div 
ees ta 


Bild 6 Minimierung der Verzogerungszeit 
durch Belastung der Photodiode 


a Mefschaltung 

b Impulsdiagramm ohne Belastung der Foto- 
diode 

c Impulsdiagramm mit Belastung der Foto- 
diode mit 1 kQ 


sistoren, funktioniert die Schaltung auch 
mit asymmetrischer Versorgung. Bild 12 
zeigt die Schaltung und das Oszillo- 
gramm. Der etwas groBeren Speicherzeit 
dieses OP steht eine kitirzere Einschalt- 
zeit gegenuber. 

Verwendet man anstatt der Standard-OP 
einen sehr schnellen IC, z.B. den Typ 
TDA 1078, mit einer Slew-Rate von 
600 V/us, k6nnen die Schaltzeiten unter 
1 ps gedriickt werden (s. Bild 8). 

Dies ist nur scheinbar ein Widerspruch 
zu den in Bild 7 gemessenen Verzdge- 
rungszeiten, da der OP schon vor Errei- 


Siemens Components 24 (1986) Heft 5 


0,625 us/Div 
mit Cg = 10 nF 
— 
Ir 
mA 
20 
0 
100 
mV 
0 
0,625 us/Div 
ohne Cy t > 


Bild7 Verkurzung der Einschaltzeit durch 
Stromdifferenzierung 


TECHNIK 


0,625 us/Div 


iP 


Bild 8 Oszillogramm einer Schaltung nach 
Bild 10, 

jedoch mit OP TDA 1078. Versorgungsspan- 
nung nach Datenblatt U, = +8 V 


chen der maximalen Photospannung in 
Sattigung geht und damit das angeregte 
Signal schneller aufbaut, als die Photo- 
spannung ihren Endwert erreicht. 

Die genannten Schaltungen sind weitest- 
gehend unabhangig von den Streuungen 
im Ubertragungsverhaltnis der Opto- 
koppler. 


Diodenkoppler mit nachfolgendem 
Komparator 


Eine weitere Moglichkeit, die Photodio- 
denspannung zu verstarken, bietet ein 
Komparator. Zu seiner sicheren Funk- 
tion sind jedoch zwei Spannungen not- 
wendig: eine Vergleichsspannung und 
eine Eingangsspannung, die miteinander 
verglichen werden. Da die Eingangs- 
spannung nicht nullvoltsymmetrisch ist, 
darf auch die Vergleichsspannung nicht 
auf Masse geklemmt werden, sondern 


Bild 9 Schaltung von Bild 10 mit asymmetrischer Versorgung 


181 


TECHNIK 


; 


Die Kathode der Empfangsdiode (Kollektor) — 
kann auch auf Masse geklemmt werden 


| | 
0,625 us/ Div : } 


reese 


Bild 10 Diodenkoppler mit OP als nichtinvertierender Verstarker Bild 12 Schaltung von Bild 10 mit OP-Typ TAE 1453A und 
zugehoriges Impulsdiagramm 


O+ Us SFH 601/4 


R, = 50 bis 70kQ 
bei/p = 20 mA. 


0,625 us/Div 


t——> 


Bild 11. Diodenkoppler mit OP als Komparator und zugehoriges Bild 13 Diodenkoppler mit OP als Komparator und zugehoriges 
Impulsdiagramm Impulsdiagramm 


182 Siemens Components 24 (1986) Heft 5 


ma ee Oe OT ON Me ge ae et NN BG "a 


sollte etwa dem Mittelwert der Eingangs- 
spannung entsprechen. 

Die Schaltung, die dies gewahrleistet, 
zeigt Bild 11. OP 1 bildet den Kompara- 
tor. Vergleichsspannung ist die Z-Span- 
nung und U, ist die Eingangsspannung. 
Mit R, wird ein Sperrstrom durch die 
Photodiode eingestellt und bewirkt, daB 
im Ruhezustand U/; = 0) U, kleiner U, 
ist. Damit die Ein- und Ausschaltzeiten 
etwa gleich grof sind, ist es notwendig, 
U, auf U, zu symmetrieren. Dies ge- 
schieht durch Abgleichen von R,. Die 
GroBke von R, richtet sich nach der 
Fotospannung, also nach dem FluBstrom 
durch die Sendediode und dem optischen 
Koppelfaktor. Schaltzeiten, die sich mit 
dieser Schaltung erreichen lassen, liegen 
bei 1,5 us. 

Eine Schaltung, die kein nachtragliches 
Abgleichen erfordert, zeigt Bild 13. Die 
Vergleichsspannung wird hier durch 
Siebung der geteilten Eingangsspannung 
mit R3 und Cl gewonnen und hat so, 
unabhangig von den Streuungen des 
Koppelfaktors, immer dasselbe Verhalt- 
nis zur Eingangsspannung. Auch hier 
liegen die Schaltzeiten bei etwa 1,5 us. 
Stehen dem Anwender dieser Schaltun- 
gen schnellere Komparatoren zur Verfu- 
gung, ist es eventuell modglich, die Ein- 
und Ausschaltzeit unter 1 ps zu drticken, 
da die hier verwendeten Operationsver- 
starker selbst mit Speicherzeiten bis 1 ps 
spezifiziert sind. 

Die Storanfalligkeit der hier vorgestell- 
ten Schaltungen ist sehr gering, da die 
empfindlichen Verstarkereingange durch 
den Lastwiderstand der Photodiode rela- 
tiv niederohmig abgeschlossen sind. 


Siemens Components 24 (1986) Heft 5 


Winfried Goldbrunner 


Bessere 
Hochfrequenz- 
eigenschaften 


keramischer 
Chipkondensatoren 


TECHNIK 


In der Hochfrequenztechnik dominieren seit jeher die Keramikkon- 
densatoren. Beherrschten fruher Trapez- und Scheibenkondensatoren 
die Schaltungen, so sind es heute die Vielschicht-Chipkondensatoren, 
die speziell fur die Oberflachenmontage entwickelt wurden. Wegen 
ihrer Kleinheit, gepaart mit exzellenten elektrischen Eigenschaften, 
haben sie sich speziell in Tunern schnell durchgesetzt. 


Keramische Vielschicht-Chipkondensa- 
toren der Typenreihen B37940 und 
B37871 sind speziell fur den Einsatz in 
Tunern konzipiert. Ihre kleine Eigenin- 
duktivitat in Verbindung mit niedrigem 
Verlustfaktor ermoglicht Betriebsfre- 
quenzen bis weit uber 500 MHz. Die 
Chipkondensatoren bestehen aus einer 
NDK-Keramik (NDK: niedere Dielek- 
trizitatskonstante), mit der Temperatur- 
charakteristik COG. Daraus folgen als 
zusatzliche Vorteile: 

e Frequenz- und Spannungsunabhangig- 
keit der Kapazitat, : 

e Temperaturunabhangigkeit von —S55 
bis +125 °C. 


Dipl.-Ing. (FH) Winfried Goldbrunner, 
Siemens AG, Bereich Bauelemente, 
Produkt-Marketing Keramikkondensatoren, 
Munchen 


Mechanischer Aufbau 


Keramische Vielschicht-Chipkondensa- 
toren werden aus Keramikfolien herge- 
stellt, auf die Silber-Palladium-Elektro- 
den aufgebracht und die zu monolithi- 
schen Blocken zusammengesintert wer- 
den (Bild 1). Die stirnseitige Kontaktie- 
rung ist standardmabig in zwei Ausfih- 
rungen lieferbar: 


Dielektrikum 
Elektrode 
Kontaktierung 


Bild 1 Prinzipaufbau keramischer Viel- 
schicht-Chipkondensatoren 


183