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Full text of "Relationes curiosae, v. 1 (Eberhard Werner Happel)"

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Ns FR 





| — HAPRPELIN 












Groͤſte 
Beni digleiten dergg 


"REıATIOwEs —— 8 
uro GRAF )S 


R I A u un. 


ie Osrimirbätäeßehzünd ; — 
2 Bacon Probier Stein der a examiniretmwerden/ 


die vornehmſten 


| Phyficalifße/ Mathematifehe, Hiftorifihe und andere 


Merckwuͤrdige Gelßahmbleiten / 


Welche an unſerm ſichtbahren Simmel / in und unter 


„der Erden/ undi eer jemablen zu finden oder zu fehen 
* a — und ſich begeben haben. 


gi Dacifeziih 
Einem * einen Liebhaber zu gut auffgeſe bet] in Druck 
Me, berfettiget/ und mit vielen Figuren und Abrifien erlautert. 
Zaim andern mahl auffgeleget. 


Pi ine Mai allergnäbigfkem PRIVILEGIO; 


"Hinsüxg 


Sarud und verfege durch "Thomas von-Wi 














iering, im guͤldenen 
0. bey der Borſe/ im Jahr 168;, und beybapilben gu hnbem 


F ER ri * a 









Ir LROP OLD von Böttes Gnaden / erwehlter Rs 
ze mifcher Käyfer zu allen Zeiten/ Mehrer des Reichs in Germanien / zu Hungary 
7 Bopeim/ Dalmatien’ Ersatien und Sclavonien König: Ertz Hertzog zu Oeſterreich / 
N J Hersog zu Burgund Steyer/ Kärhten»Erain und Wirtemberg / Graf su Tyrol / etc. 
ML Betenmen öffentlich mit Diefem Zrieff / und than fund allermänniglich / daf und Tho⸗ 
FON, mas Wiering/ Burchdruderin Hamburg? in Unterthänigkeit zu vernehmen gegeben/ 

: Z mas geffalt von Eberhardo Gverhero Happelio ein gewiſſeg von ihm verfertigtes Buch / 
Relationes Guriofx, oder die gröfle Denctwürdigkeiten dieſer Welt/genandt/an ſich erhandelt umb felbis 
ges den euridfen Liebhabern zu gefallen auff feine eigene Keen u drucken und mit vielen rareımKRupffern 
gejleretanffiulegen: Daffen er dann bereits vernichenes Jah ben Anfang darmit gemacht/und ben ers 
fien Theil in Quarte / mitgroffen Koften verkest/ und anjero bemübet fepe/ auch mit den übrigen fünff 
Theilen derimaffen gu eontinuiren. Wann eraber anf täglicher Erfahrung befo rgen muͤſte baf dieſes eu⸗ 
riofe Buch von andern geminnfüchtigeg Leuten nachgebruckt und er da ch in groffen unverminblichen 
Schaden, und wohl gänklieher Verliehrung feiner vielfältigen Maͤhe un Kofen/gefeit werden machte s 
Unsderswanen er untertbänigk anrufend und bittend / daß —— folchen Ende / und damit von 
niemand Diefes Buchy Relationes Curiofz, oder die groͤſte Dendmurbigkriten der Welt/ genandt / nachge⸗ 
5* merde/ Ufer Ränferliches Privilegium Imprefforium zu ertheilen guädigft gerubeten. Mann Wir 

dalln jur angedeutebitliche Bitte, aus ben zu folchen Werck und dargu gehoͤrigen Bildern angewende⸗ 
temtonbahren Verlag andbislihangefeben. Ale haben wir demfelben Die Bnade gethan / und Srenheit ges 
gebews Sieuen das auch hiermit iu Krafft diefes Briefes alfo und dergefalt / das er Thomas Wiering/ 
Buchtrucer uichrgedacte Relationes Curiofas, oder grofle Denswürdigkeiten biefer Welt / drucken / und 
IChachdemer davon Die gewoͤhnliche sier Ersuiplaria zu Unferer Reichs Hoff Cangley mird-eingelicffert 
"paben/ umd darüber erdentlich befheintfeon) aufgehen feil Baben und verkauffen/ auch ihme felches 
niemand dhne feinen Eonfens und Wiſſen / innerhalb sehen Jahren / vondato des Briefes an zurechnen/ 
meder im Heil Romifchen Neich/_ noch in Unfern Erd: Königreich; —J und Landen‘ nachdru⸗ 
cken / diftrahiren und verfauff —— fote. Und gebieten darauff allen und jeden Unſern und bee Heil. 
Reichs au unferer Erb- Königreich, Fuͤrſtenthumb und Landen Unterthanen und Gekteuen/ infuns 
derheit aber allen Buchdruckeen/ Buchführern und Kupfferdecbern/ben Bermepdung ſechs Ward löthis 
gen Goldes bieein jedwedet / fü offt er frebentlich hiermider thate / Uns halb in Unfere Känfexliche Kam: 
mier/ und den andern halben Theil mehrgedachtem Thomas Wiering unna chlaͤtlich zu bezahlen, verfal: 
Ion fegn ſolle; Eruftlich befehlen und mollen/ daß ihr/ noch einiger auf euch ſelbſt / oder jemand non eus 
rentwegen / mehr obangeregtes Buch innerhalb der obbeſtimmten Zeit / gang aber zum Theil / in Quarto 
peeranderm Format, wedermit nach ohne Kupffer/ nicht nag hrucket / oder andermerts alfo nachgedrus 
cket 3 oder öffentlich diſtrahiret/ —— / nad) auch andern zu thuen verftattet in 

> Bein Weiß alles bep Bermeydung UnferRäpferlihek re und Verliehrung deffelben eures Druds/ 
Den offtgedachter Wieriug und deffen Erben’ mit Hülfeund Zuthuen eines jeden Drths Obrigkeit ‚me 

® fiedergleichen bep euer jeden finden werben/ alfo glei auf eigenem®enait ohne Verhinderung maͤnmg 
Uch zu ib nehmen, und damit tach Ihrem Befallen handeln und thun mögen: Jedoch fell mehrgemelds 
ger Chomas Wiering ferg’abme Obacht zu haben fhuldig fenumdag diefem Werckin der Schrifft oderBils 

. dern nichts Argerliches/ die Religion betreffend ; ud; den Meiche-Conkitutionibus zuwidern; oder fons 
Ren etmas ungereimbtes nicht eingerweht merbe/ (be Dermepdung- Unferer Käpferlicben Ungnade ) 
nicht weniger andern zur Warnung diefes Privilegium voran zu drucen. Mit Urkund dig Briche beſie⸗ 
geli mit Hufermäpferlichen auffg rucktenMfecrer Jufiegel/ Sehen tn Unſer Stade Wien den ſech ehen⸗ 
den Februarit Anus fechsjchen unbert.drep undachaig / Unferer Reiche / HA im fünf und 










— des Hungarifchen im acht and zwantz oten/ and des Böheim 
tzig si — « J J — 7 
LEOPOLD. * 


1 AdMandatumSac.Czf. 
Majeftatis Proprigm. 
Chriftoff Beuͤer. 
1. Mppr. 


« 


Ve.Leopold Wilhelm/ | 
Graff zu Konigsegg / Mppr· 


re WVrorrede. 



























ehrter Leſer: 


Ine gar loͤbliche Rede führet der vorneh⸗ 
—“ Rechtsgelehrte Pomponius, wann erſich 
—de fFidetcommiſtt libert. alſo vernehmen laffet: . 
in groſſer Begierde zu lernen / als die ich allein vor die beſte 
>: Arch zu leben ſchatzte / bin ich ing 7 8te Jahr meines Alters 
Bi ſihtemahl ich mich deſſen ftetigs erinnere / was je⸗ 
echefaget: Wann ich ſchon den einen Fuß 
) im Srabehätte/ ſo wolte ich gleichwohl noch 
ummer etwas mehr wiflen. Eine folche loͤbliche Be⸗ 
an gierde zu denen Wiſſenſchafften / foltebillich bey allen vers 
ftändigen Menfehen zu findenfeyn / und zwar zufoderft bey uns Chriſten / maflen 
dardurch unfere Gemuͤther auffgemunterg werden/ und unfer Verſtand mehr und 
mehr Lichts befommet , die Geſchoͤpffe und Wunder des Allerhoͤchſten genauer zu 
—— 4 dieſelbe / nicht / tie Die Kühe ein neues Thor / anzufehen und zu 
betrachten. er ; : ; 
Zwar es ift Feine geringe Kunſt von einemjeben Dinge grundmäsfig zu difcu- 
66 es ſchon lange geheiflen:  ° - 


& Felix quipotuitrerum cognofcere caufäs. 
Sluͤckſelig iſt der Menfch von jedermanzunennen/ 
Der auch den Urfprung Fan der Dinge recht erkennen. 


N Er — — 
Gleichwohl iſt der menſchliche Fleiß heut zu Tage in fo weit durchgedrungen / daß 
Feine oder doch gar wenige natürliche Dinge vorkommen / Darüber man nichttine 
——— zum wenigſten warſcheinliche Urſache geben Fönne. Die Natur⸗ 
uindiger find hierinnen am meiftenoccupiret/ und wann ihnen / (gleich wie Kir- 
„ . cherö miederfahten/ welcher vom Käpferı Pabſt / vielen Königen und Fuͤrſten⸗ 
jährlich geoffe Selder empfangen) gebuͤhrlich unter die Arme geguiffen worden, ſo 
gie nunmehromenig für, darvon mannicht auß des Kircheri Schrifften/ auß 
em@ollegio Regio Anglix; außdem Journal des Sgavans, aus kenphEurialis 
R 1» 





N 








e 


4 


Vorrede. 
Mifcellaneis Academi& naturæ Curioforum, auß Scotto , Dygbæo, Boyle; 
Helmontio, Cartelio, Nierembergio, Aldrovando,Bacone, Möntano; Dap- 
pero, Redo,Sturmio,Tavgenier, Della Valle, Thevenott&$Neuhoft, Strauß/ 
Schuͤltzen Gage, Brown, Troilo; und dergleichen vielen andern Reiſe⸗Beſchrei⸗ 
bungen/ einen grund» und umbfiamblichen Bericht ertheilen Fönte, 


Viele Leſens / und Wiſſens Begierige Gemuůͤther haben mie zum öfftern anges 
legen/bey anfcheinender lieblichen Friedens. Sonne daman / GOtt fey Daudvon 
denen obgleich angenehmen doch jederzeit fchädlichen Kriege» Materien nichts mehr 
in den Novellen findet/ nebſt meinem ordinairen Courier; wochentlich eine forges 
nandte Curieufe Relation qufzugeben/ umb Dardurch manchen ehrlichen Teut⸗ 
fehenydeme in Ermangelung der Lateinifchen und anderer frembdenSprachenvbie 
Begierde dergleichen Curieule Materie zu lefen/getwaktig anmoächfet/ einiger maflen 
zu vergnugen: Da ich Dann zwar eine geraume Zeit nicht ohne Urſache bey mir ans 
geſtandem in Erwegung der groffen Unk oſten fo zu einem folchen Wercke erfordert 
werden / wie nicht weniger anderer Schwürigkeiten/ fo fich ben folehen Fallen in 
ziemlicher Menge zu erdugen pflegen: Gleich wohl hat Das unabläsfige Anhalter 
und Auffinuntern obgedachter curjeufen Liebhaber, mir diefe Sache fo anmuthig 
vorgemahlet / daß ich mirendlich Horgenommen / dieſelbe in GOttes Nahmen ans 
zufangen / und einenjeden/ dem Diefe Lefens wurdige Materia anftehet/ wechentlich 
mit einer fosgenandten curieufen R elarion zu bedienen Darin Er allemahl etwas 
vonden rareſten Maftrien,fo bey Den allerbejten Scribenten und bewehrteſteneu ⸗ 
thenzufindenfind/ antreffenwird. = ! 





Ihh hoffe der Teutſche Leſer werde umb fo viel mehr Luſten zu diefen Relationen 


befommeny weil demfelben/ fo viel möglich/ jedesmahl die gründliche Urſache dieſes 
oder jenes ſeltza hmen Dinges/ vor Augen ſtellet / und ermithin zu vernehmen haben 
wird / die Shenften Kunfte/herzlichen Wiſſenſchafften/ und gröften Wunder / ſo bißs 
hero mehtentheils in Griechiſcher/ Debräifcher/ Frantzoͤſiſcher / oder Lateiniſcher Er⸗ 
de vergraben gelegen. an 2 


Wann wiraber gnugſahm erfennenybie groffe Verfchiedenheit der menf&hlichen 
Gemut her / welche nicht alle an.einem oder vielmehr einerley Dinge, ihpe Vergnu⸗ 
gung finden/ als werden wir ung bemühen, in unfern Relationen von den gröften 
Denchrourdigkeiten Der gantzen Weit / jedesmahlverfehiedene Sorten von Mate⸗ 
viemeinzuführen / nehmlich bald Phyficalifchey oder natürliche, bald Hiſtoriſche / 
bald Machematifche oder me bald einige Wunder Gebaue verfchiedener 
Nationen / bald andereannehmliche Dinge / daß es nichtandeıs feyn Fan, Der Leſer 
wird aneinem oder andern’ worzu nehmlich fein Gemuͤth geneigt / jemliches Ver⸗ 

® 2 . * 


gnuͤgen ſchoͤpffen. | ; u 
Wi befleiffenung einer ſolchen Kuͤrtze / die da nichts außlefet was sunbehigem 
RR DB 











‚ Vorrede. 


Bericht dienen mag noch auch einer ſolchen Weitlaͤufftigkeit / fo mitunndihigen 
Umbſchweiffen eine Beſchreibung dem Leſer Anangenehm machen konte: Und 
wann uns bekandt iſt toas voreinen Nachdruck der Augenſchein bey dieſem oder 
jenem Gemuthe hat / als ſollen ung die Koſten nicht gereuem oͤffters und da es no⸗ 
thig oder nutzlich ſeyn Fan/ ein Kupfferſtück oder andere wohlgezeichnete Figur mit 
—— umb dem Leſer dieſes oder jenes gleichſahm weſentlich vor die Augen 
zu bringen, — 


Kein Zweiffeliſt bey uns / es werde jederman ein gutes Contentement 
fn Durchleſung dieſer Relationen ſchoͤpffen / und weder Alt noch Jung / Gelehrt 
noch Ungelehrt / gereuen eine Vierthel⸗Stunde Zeit darauff fpendirer zu har 
ben; fo foll uns auch hergegen Fein Koften noch Muhe zu groß ſeyn / herhey zu 
ſchaffen / was zu gebührlicher Außfertigung dieſes Weicks / auff einige XBeife 
dienen fan: Wir werden mitden beruhmeelen Phyfieisund Mathematicis cor- 
refpondifen, davomtoir £heils Durch aroffe Promeffen zu dieſem Wercke ange⸗ 
friſchet find, Die übrigen.aber/ wo fie auch find / erſuchen wir mitrelft Diefes/ 
ſampt und fonders / dafern etwa einerinein und anderm etwas fonderliches und 

mercfmürdigeselaboriret, oder aufgefunden, uns Damit an die Hand zu gehen / 
ſolche Inventiones.großgunftig mitgutheilen damit dergleichen oͤbliche Sachen 
nicht verdunckelt und in einer privar Studier-Stuben verborgen bleiben fondern 
denen Lehr und Lebens⸗Begierigen Gemuͤthern / ja der gangen ehrbahren Welt zu 
—— er löblichen Wiſſenſchafften mitgerheilet werden /_ davor ſoſſen wir 
Uns bemühen einem jeden / Deruns feine Iöbliche Freygebigkeit diefes falls ſehen laſ⸗ 
ſet / dergeſtalt und nad) Belieben an Die Hand zu ehem ‚daß dieſelbe vielmehr an⸗ 
gefriſchet / als abgeſchrecket werden foll/ feinen Fleiß weiter zu exerciren; zu ſei⸗ 
nemeigenen Ruhm und zudes Nechſten Unterrichtund Lehre, 


Wir follen GOttes Wunder nicht Berfhtoeigen und jeder ift verbun⸗ 
„Den / dasjenige fo ihm GOtt mitgetheiler / ſeinem Nechſten auch mittzurheilen: 
. QueDeus oceulta effe voluit, non fünt ferutanda , quæ autem manifefla 
fecit, ‚non funt negligenda, ne &einillis illieire curiofi ,„ & in hicdamna- 
bilirer inveniamur ingrati 5; Was GOTT verborgen haben will / da follen 
wir nicht nachgrüblenY -und was er vor unfere Augen geftellet daß follen wir 
nicht übeifehen damit wir wicht in jenem verbotheher Meifeneugieria/ und in 
dieſem verdamblich und undanckbahr erfunden werden: Gagt Profp, de Voca- 
tione Gentium, ” BR a 

Endlich ſoll der Liebhaber wiſſen / daß mir allen Fleiß anwenden werden, 
ſo viel ung möglich / Fein eingiges Woͤrtlein ne / umb dem 
Leſer Durch einen eytelen Wörter » Pracht nicht einen Eckel zu veruhrfachen/ ehe - 

„ ersu dem Werck selber Fon, Richard de’ St. Vict. tadelt diefe Weiſe zu 
— ſchreiben billich· O quanti (Inguit ) veritatem querunt, non in vr 
. ed 








Dorrede M 





— — — — 

fed in vanitate: quæſitum igveniuntnon ad veritatem , ſed ad vanitatem: 

Et, quod miferrimum eft, in Verbis vite , lucra mortis, negociantur. 

Es ift nicht gnug daß man unter vielen Worten Doch im Wercke nıchtg herfür 

bringet: Imo maximfim fübtilicatis vitium eft, nimis fe oftendere , utiliflima 

autem diffimultatio fübtilitatis, quæ effeötuapparet, habitu latet. Pert, Ray, 
" abergnughievon. 


Im übrigen verfichere ich mir nechſt dieſem allem auch daß mancher fabti- 


ler Kopff / wann er die mannichfaltigen Materien diefer Relationen anfichtig/ 
wied/ Anlaßund Selegenheit nehmen wird / feinen Verſtand über-Diefen oder jes 
nen Difcurs und Abhandlung’ nach der Maaß / ſo ihm GOtt und fein eigener Fleiß 
verliehen/ ferner zu exerciren, darauß dann bald fchöue Vollkommenheiten und 
gleichſahm unmangelhaffte Scriptaerfolgen konnen. Dann ift nicht. alfo? manch» 
mahlbringt einer einen Difcurs auff die Bahn / darauß ein ander älfobald Selegens 
heit befommet/ vonforhaner Materie grundlich / umbſtandlich / und mit beſonde⸗ 
rem Fleiß / zu reden oder zu fchreiben. Allſo kan auß dieſen Relationibus Curioſis 
dermahleins/ und fofern ung der Höchfte das Leben und Vermoͤgen goͤnnet / ein fols 
ches Werck werdeny welches infonderheit der Teutſchen Nation’ zu einem unver⸗ 
gleichlihen Nutzen gereichenmuß. Ja es wird hiebey nicht bewenden; ſondern 
andere Nationes werden Belieben tragen / dergleichen Sachen in ihrer Mutter⸗ 
Sprache zu ſehen und zu leſen. —— 


Auch mechtenohne Zweiffel ihrer biel gefunden werden / welche fagen : "Dies 
fe Relationes findein zufammen geſchmiertes Werck / es iſt alles entlehnet oder 
außgefhrieben / daß mich Hundert / watumb der Verfaſſer feinen Nahmen davor 
ſetzen / und fich vor den Authoren derfelben außgeben darff: Freylich / geneigter Les 
ei ifts alſo Die Materien unferer Relationen find nicht eine Erfindung des Ders 

aſſers fonften würden fie wahrlich nicht viel gelten : Er hat-fie aber auß Leuthen 
von groſſen Wiffenfchafften und fürtreflihem Verſtand ihren Büchern zuſam⸗ 
men getragen undeben darumb darff man gleichwohl nicht ſagen / der Verfaſſer 
fen fein Auchor derſelben dann wann ſolches zum Gegen "Berveiß gelangen folte/ 


fo dorffte man fich ja nurbeziehen auff I,neceflariam. 2. in pr. ibi: non quia Pa-- 


yrius ibi quicquam de ſus achecerit ff. d. O. J. worauß zu erweiſen / Daß einer 
Kr einen Authorem eines Buchesnennen mag / ob er gleich lauterentichnte Sa⸗ 
chen / und nichts von feiner Erfindung hinein gefchrieben. Aber die Sache weis 
ter aufzuführen iſt der Mühe nicht wehrt, verſtandige Leutheuhrtbeilervon einem 


= 


jeden Dinge verſtandig / und ihr Uhrtheil gilt/ aber Der unverftändigen Senti- 


mentfindet eine Statt, 
Ich ſchlieſſe mit folgenden Verſen: 
— Wa FRI 


* 


— 





LAS der groffe Binder GOtt pflegt zu ſchaf⸗ 

fen und zu machen 

Durch der Allmacht Wort und Hand/ dag 
find lauter IBunder: Sachen: 

Ä Was in ungefüßten Gründen und in die⸗ 
fer Unter⸗Welt 

Er für WunderzEreaturen/und fuͤr Augen hat geſtellt 

i Zeigt / mein £efer / Ei Will man durch die wil- 

en Seen 
Trocknes Fuſſes recht mit£uft und durch ferneLänder gehen 
Kan man ſich 5 — ah hier trifft man derglei⸗ 





Wunder Die man nit begreifen noch viel minder 


St 
SE Kar fol Ergesen: nicht vergönnen/ / 
Da er ſolche Wunder-£uft/ foltefelbftbefehenfönnen: 
Drum ER er ki en und nehm dieſes 


Traun / ſo ge olhe Sarhenihm zur Ontige bald 


Box Harfe er 4 er kan in der Stube bleiben/ 
Und mit erfüllter Luft feinelange Zeit vertreiben: 
' manches Land befehen/ wie’sinfelben annoch 


ſteht / 
Und wasi in den Meeres se recht mit Schrecken 
vornochgeht. (preifen/ 
Endlch aber bleibt der Zweck / daß wir unſern Schöpfer 
Als der feine Majeſtaͤt uns hierunter wollen weifen/ 
Der jo groſſe -Dinge/nebft der groſſen Wun⸗ 


Durch ſein wer ae Aofien, und noch Eräfftig- 











Figuren gehoͤren. 
DESornen Seflalt Fol. ı | Des VPili Waſſer⸗Fall 386 
Des Mondes Geſtalt 4.Deer Tuͤcckiſche ae : 395 

Das Oldenburgiſ. ee 29 | Dergenifie Schü 399 

Der Abriß einer Lauß 62 Die &hinefifee Gaͤuckler 46 
Der Abriß eines Flohes Der Indianſſche Gaͤuckler 214 2 
N Stonse Dereyferne Ring 421 

Dr Schimmel Der Dianz Tempel 441 

Die Röfe- Mieten Be Dasi in in getwachfen Marien 


Das Kupferftück vonder Lufft 141 


» Das unterriradifche Feuer 124 


Das unterirdifche Waſſer 154 
Die Nuß Tavarcare 1 


Der Wallfiſch⸗ Fa * 176 


Der Babyloniſche era ö 19} 


Der felgahme Schwamm 209 
Das ya —— bey Ma⸗ 

13 * 
Der — De 


Der Siorentinifche Hahn 
or ——— Een 


Die Egyptiſche Pyramide» © 254 


Die Drientalifche Caravana _ 280 
Die gewachfene Creutz⸗ Lilie und Ep» 
pendorffer Kohl Stengel 290 


ie ee $ Hand gemashfene Ret⸗ 2 
29 


Des Maufoli Stab 


. — an den Suchbinder / wohin die 


liche andere Stein; 
69 


Die Tuͤrckiſche und Perfianifihe Res 
bens⸗Straffen 548 
Die Barbarifche Leibes-Straffen 4 
Der Olympiſche Jupiter 579% 
‚Der meine Soitfbrud 582 
Die Blumen 621 5 
Der Indianiſ. Weber Wiande 
3 
“die Eoyptifche Murnien 640, 
Der Feuer⸗Thurm auff Bharos 655 


4 
TabulaClimatum &Parellorum 5 so 


Der groſſe Stunden IBeifer 358 
De — Br 
81 


a 





472% 
Der ——— und — 
Der Colollus zu Rhodis + 508 


Des Trajani Wunder⸗Btucke 681. R 


Die Babplonifche Mauer 688 
Das Berg Be 699 
Die — Buſſe 718 
a ee Sempal Salomons 

er Hohe⸗Prieſter — 733 


Die übrigen Figuren umd Abriffe find an ihrem 


* 


geh drigen Orth eingedrucket zu finden, 


waͤchſe 483 



































— 
IS 











No.1. RELATIONES CURIOSA. 1 
au 


Die allereigentlichfte Betrachtung der Sonnen. 


durch feinen Wunder-Finger ein gantzes voll 


ERTEILT Tee 


a Ehtund mohlfaget 












kommnes Bach mit den allerfhönften Figuren 
vorgemahlet hats in demſelben wollen wir zu⸗ 
foderft ein wenig blättern / und unfere Augen 
dann und wann wieder auff die Unter» Welt 
ſchlagen als woſelbſt gleichfalls Fein einziges 
Geſchoͤpffe / Feine Geſchichte / Fein Kunft- ſtuck 
noch foniten etwas vorkommen Fan das nicht 
allemahl einem vernünftigen Menſchen ſattſa⸗ 
me gelegenheit gäbe / die unausfprechliche Alt 
macht / Die unendliche Guͤte / die unbegreifi 
liche Vorſichtigkeit / und die niemahlen gnug 
gepriefene Majeftät des ewigen Gottes augen 
blicklich zu betrachten. und zu loben, 

Am allererfien Fehren wir uns aber nach der 
Sonnen / als dem ſchoͤnſten unter alien Ge 


IN A) der -Heil. Bafilius / daß | 

NW; die Betrachtung derRa 
= Sa tur ift ein Vorhoff der 
Fa Ya Ve iu 
NUR) —— "ftetes Jauchtzen des Ge⸗ 
= SG KEN IS müthes / eine Thuͤr zur 
? > Zufriedenheitreine Ber- | 
einigung des Gemuͤthes zwiſchen den Obern 
und Untern/ und der höchfte Gipfel der menſch⸗ 
lichen Gluͤckſeligkeit / waun die Seele des Men⸗ 
—* zu derfelbigen kommen iſt / fe erwachet ſie 
gleichſam aus einem tieffen Schlaffe / gelanget 
zu dem Eicht/ vergiſſet ihrer ſelber / und vertritt 
eines himmlifhen Menfchen. ro es woh — 

— ſchoͤpffen / dem Urſprunge des Lichts in unſern 

heiſen — Bee: ee. — fr — / welche — — Allerhoͤchſten recht 
Propria ſi rerum mortalia pectora noſſent, mitten in die ganse fichtbahre Welt gefeket/da- 


— 






Imperium & ſaſces. nil nili Bulla forent. 1 mitfie einem jeden gleiche nahefey. Ste führet 
In diefen natürlichen Wiffenfchafften Fan die | den gangen Chor der umbfichenden Planeten 
gierliche Rede Kunſt / oder ein prächtiges Wort | nicht anders / als cin anfehnliher General 
machen, ja auch das fubtile Difputiven went | fie prefentiver fih wie ein prachtiger König 
ger als nichts ausrichten/ dann taufend De⸗ auff ihrem Throne / und erleuchtet dermiltelſt 
mofthenes/ tauſend Ariſtoteles Fonnen von | ihrer hellen Strahlen nicht allein alle und jede 
einem einigen Menfchen mittel : mäsfigen | Planeten / wie eine allgemeine Lampe / fendern 
Verſtandes wann er nur inder Warheit ge | vegieret auch ihren Lauff / und machet fie theil⸗ 
gründet iſt / Leichtlich wiederleget und zu fhaw | hafftig ihrer Warme und lebendig: machenden 
‚Den gemacht werden Dannenhero muͤſſen wir Kraft. Dann wo dieſe lebendig: machende 
uns nicht kitzeln mit der Hoffnung / dag man | Krafftder Sonnen nicht dabey wäge / fo wäre 

— werde / die durch ihr ſpit⸗ | DieArbeit aller lebenden Thieren gang und gar 
diges Rachgruͤhlen / und durch vielfältiges | umbſonſt / nie fehr fie ſich auch bemuheten / ihr 
Leſen gelehrter Schriffteny zum Nachtheilder | Gefchlecht fortzupflangen. 
Natur dasjenige wahr machen fönten / was an Solchem nad) / Fan man billich vor allen am: 
ihm felber falſch iſt twieGalil.in Dial, Cofm, | dern Gejchöpffen / ans diefem allervortreff 
p- 35 gar [hun urtheilet. a 


! le lichſten Wercke / als aus dem Könige der na 
. Wir find entſchloſſen dem günftigen Lefer | turlichen Stücke unter deſſen Gebote gleich: 
in gegenwärtigen Relationibus Curiofis ver; 


fam alles fichetzbie fonderbahre Almacht Got: 
ſchiedene felgame Dinge vorzuftellen / Die ſich 


tes erfennen. 
mehrentheils auf dan Augenſchein und auff die Es ſcheinet / als hätte uns der Allerhoͤchſte 
Erfahrung gründen / da wir ambiltichften und | an der Sonnen ein fonderbahres Meifterftiiek 
vor allen andern Dingen ung nach) den Himmel 


dDarfiellen wollen + welches die Niedrigkeit um: 
_. — woſelbſt GOTT Her Allmaͤchtige ſers Verſtandes zu begreiffen — 
Iom. I. *2* 


zulaſſen 











— — — — 





2 RELATIONES CURIOSA, 








zulaffen wolte dann wer Fan die Sonne um 
verlegeanfehen ? Wem vergehet nicht das Licht 
feiner Augen wann er daffelbe hinſchieſſet nach 
dem Uhrfprunge des Lichtes? Gleich wie ein 
Feines Licht; wann es neben ein grofferes ge: 
feet wird/ verdunckelet / alfo werden unfere 
Augen gleichfahm / ja wohl leibhafftig blind 
wann fie die lebe Sonne genau anzufehen / ſich 
unterfangen. 

Gleichwohl iſt die Kuͤnſtreiche Erfindung ei⸗ 
niger kiugen Koͤpffe dahin gelanget / daß fie ein 
Mittel erfunden / mit den leiblichen Augen biß 
in die Sonne und noch höher zu ſteigen: Die 
rewerfundene Tubi oder Fern⸗Glaͤſer find ev 
welche uns fo viele felgame und verwundrungs 


*  mwürdige Dinge in der Natur vorftellen/ davon 


man ohne dicfelbe nicht das geringfte würde 
haben zu wiſſen befommen. Bon diefen Fern 
gläfen Fan es vielieicht auff einandermahl Ge⸗ 
leaenheit geben zu reden / jetzo wollen mir mel 
den die Geſtalt der Sonnen / die unfern Augen 


- dadurch vor weniger Zeit offenbahr worden. 


So ift dann die Sonne nach der erſcheinung 
Durch einen guten Tuhum nicht anders anzu⸗ 
fehen/ als ein rauher höckerichter und gang um 
ebener — der da aus einigen veſten / meh⸗ 
rentheils aber aus flieſſenden Theilen beftehet/ 
nicht anders, als unfere Erd⸗ und Waſſer Ku⸗ 
gel: Die — Theile zeigen ſich / wie ein 
geſchmoltzen Kupffer in einem ſehr groſſen Keſ⸗ 
fel oder lieber / als eine feurige See / voller 
feurigen und aufffteigenden Wellen / aus denen 
ein groſſer Dampff und vielfältiger ſchwartzer 
Hauch herfür quillet / welche vor unfern Aigen 
dann und wann inder Sonnen einige Flecken 
verurfachen / wiſchen dieſen Wolcken und dun⸗ 
ckclen Außdaͤmpffungen erzeiget ſich eine groſſe 
Menge Harer und ſtarcker blitzender Flammen. 
Diefe Erzeigungen der aͤuſerlichen Geſtalt der 
Sonnen verändert ſich täglich / weil ſie J 
anffhörkich in ihrer eigenen Are oder Würbel 
und war alle27 Tage etliche fagen alle Jahr 
die erfahtneften aber alle 24 Stunden herumb 


laufft: Inſonderheit ift an dem grofien Nand | 


des Sonnen Coͤrpers immerdar ein gewaltig 


Blicken und fladfern ſtets breüiender Flammen | 





zu fehen. Offtmahlen fiehet man fo wohlin den 
veſten als flieffenden Theilen hin und wieder 
gleichfam ein vielfältiges ſchnelles Bligen herz 
für kommen / eben als wann ſich unfere Wob 
cken ben dem herfür feheigenden Wetter Blitz 
zertheilen. Im übrigen fiehet man in dieſem 
brennenden Sonnenmeer vielegerfireuete Js ' 
ſulen / und auff dem veſten Sonnen Boden vie 
le fehr hohe Feuers fpepende Berge: Welches 
aufjer Zweifel die Natur ang diefen Urfachen - 
alfo gefuget damit die Wellen des Sonnen 
Meers / nachdem fie durch die gewalt des Feurs 
ſtets auffgetrieben und auffruͤhriſch gemacht 
werden / ſich an den Felſen wiederumb Doc 
und vermittelt diefer Zerſtreuung / ihre reiche 
Krafft und Einfluß fo wohldenen umbherjte 
henden als unterworffenen oder indifchen Coͤr⸗ 


pern austheilen. 


Aus der gegenwärtigen Erſcheinung der 


Sonnen / ſchlieſſen etliche hoch verſtaͤndige 


Aftronomi/ daß fo wohl die harte oder vefier 
als auch die flüsfige Theile der Sonnens 
el/ viele inwendige groffe Canaͤl/ groſſe Hoͤh⸗ 
en und Behälter haben / wie unſere Erde und 
die Mond-Rugel; Durch welche Röhren und 
inwendige Gänge unterfhiedliche Feur⸗Seeen 
der Solarıfchen Kugel mit einander correfpons 
diren / oder vielmehr ein allgemeines / in viele 
Arme amd Bufem vertheiletes Meer machen, 
In den Höhlen aber / oder inwendigen Behaͤl⸗ 
fern eine übergroffe Menge fenrigen Stoffes 
enthalten / welches offt mit einem Flahren 


| Glange durch gewaltige Öffnungen und Kluffte 


der Feur »fpependen Bergen / bißweilen and) 
unten oder zur Seiten derfelben durch gemalt: 
fame Öffnungen und plögliche Niffe berfür bres 
che. Dann ſolches geſchicht hier auf unſrer Erd; 
Kugel / wie vielmehr wird foldes an der Sum 
nen Kugel gefchehen ? Zumahlda dasSonnens 
Feuer nicht allein Häuffiger / ſondern auhftiän - - 
fer und durchdringender iſt / als unfer Irr⸗ 


diſches. 
Aus dieſer Erzehlung iſt leicht zu ſchlieſſen / 


daß die harten und veſten Theile der Sonnen 

aus einer unverzehrlichẽ Materie beſtehen muͤſ⸗ 

ſen / dann waͤren ſie Erde / ſo waͤren une 
. ur 


RELATIONES CURIOSE, 3. 


durch die durchdringende Hitze der Sonnen ver⸗ 
zehret geweſen / gleichwol find ſolcher veſten und 
dichten Theile viel in der Sonnen⸗Kugel / dann 
wann diefelbe nur aus einer flüßigen Materie 
beitünde/ - würde die Sonne ben ihrer [nel 
fen umbdrähung Die vollfommeneunde nicht 
—— fondern eine ungeſchickte Figur darſtel⸗ 
en/a einem Ort näher/dem andern aber abge: 
Iegener komen und alfo eine felgame Wirckung 
bald in excefu, bald in defe&u haben, nemlich 
einem zu viel / dem andern zumenigthun. U⸗ 
ber das bezeuget es auch der klare Augenfchein 
vermittelftderStern-gläfer/daß viele vefte thei⸗ 
lean der Sonnen / welche vefte und beftändig 
bleiben noch mehrere aber / welche allezeit fluͤſ⸗ 
fend wallen, ; 
Es darff ihm aber niemand einbilden / daß 
die groffe und vielfältige Ausdämpffungen und 


mannigfaltige Rauch derfelben / uns ihren. 
Schein beuichmen Fönte/ jo lange nicht, dann | dem 


" weil das Sonnengeur Das allevreinefte iſt / ſy 
kan es fü ſchwartzen und ruͤſtigen Rauch 
nicht von ſich geben / als unſers hier auff Erden / 
und folglich vermögen ſolche dünne Daͤmpffe 
uns das Sonnen Licht / als welches weit durch 
dringendernweder allesandere Feuer oder£icht 
in der gangen Welt / Feinesweges gänslic zu 
hemmen: Ich Tage nicht gaͤntzlich / dann dag 
die Sonne bi 


hundert Jahren nad) Chriſti Geburth eins 
mahls eine Zeit von vielen Monaten gleichſam 
Br / es kranck — dannenhero 

Schein nicht gegeben 7 iſt gewiß 
—J yt geg ſt gewiß 
ee derfelben her / welche einmahl 
gröffer ſeyn / als das andere mohl / breunet duch 
auch der Aetna / Veſuvius / Heelas und andere 
—— Berge nicht allegeit mit gleicher 

a 


die eilen dunckeler gefchiengn. 
als fonften gewöhnlich / ja daß fie etwa einpaar | 


et folches aus den vielfältigen: 








Der hochgelahrte Otto Guerike ſchreibet dag 
gewaltige Auffwallen der flüpigen Sonnen 
theilen einer fonderbahren Kraft der Sonnen 
zus vermittelt welcher fie die Lufft der umb— 
ſchwebenden Planeten an fich ziehet dann daß 
unfer Feur auch die Lufft an fich ziehe ift auſſer 
Zweifel, und daß es von der Lufft unterhalten 
werde / erweiſet angeregter Herr Guerike zur 
Gnüge Nun iſt ja die Sonne auſſer allen 
Zweiffel ein Feuer / nicht zwar ein ſolches / mie 
unſers /dann durch den Zubum fehen wir zwar 


| enferlich an der Soͤnne eine weitläufftige Flam⸗ 


me / abet inwendig etwas Dichters/als eine rech⸗ 
te Lebens⸗Quelle; "Daraus dann zu ſchlieſſen / 
daß / wann die Sonne neue Lufft von den Planes 
ten bekommet / alſobald ihre Flamme rund umb 
die euſerliche Fläche anfange auffzuwallen und 
feurige Wellen za machen. 

Beykommendes Kupffer iſt gezeichnet nach 

—— lib 2.cap. 4. feiner unters 
Irdiſchen Welt/ und ft der hochgelahrte Pater 
Scheinerus der erfie geweſen / der uns Die Som 
ne in beykommender Figur vorftellet, 

Deren Buchftaben alfo zu verjtchen find : 
F.E.G.D.fiellen vor den gantzen Soñen Coͤrper. 
F.ift der Rord Poll. : 
G.den Sid-Poll. 

F.G. die Achfe / umb welche die Sonne von fih 
felber ſtets umblaufft, 
D,E. Equator oder Tagand Nacht: gleicher, 
B.F.C. das Norder theil der Sonnen, 
H.G. l. das Südertheilderfelben. 
B.C.H, 1. die übrige theile zwiſchen der Nord: 
und Sud-Geiten. 
A,bezeichner hin und wieder verſchiedene Tief 
ferroder ungemeine Feur⸗Etrudeln. 
L.M.N.O. zeigen die Daͤmpffe / Rauch / das auf: 
ſteigen aus der Sonnen / an verſchiedenen 
Orten / und die Flecken / ſo an der Sonne 
erſcheinen. 


Bon der Höhe] und Lauff der Sonnen. 


is wie die Aſtronomi in der Höhe der 
andern Planeten / alfo differiren fie auch 


zimlich inder Höheder Sonnen. Albateginus | 
ſetzet die Höhe am geringften/ nehmlich 1068 | thematicus, Se Otto Guerike gibt diefer Di 
wiryi. 5 - 2 


halbe Diametros der Erden, Wendelius aber 
machet fie am groͤſten nehmli 14507 Semi- 
diametros dev Erden. Der ausbundige Dia 


fan 











4 RELATIONES CuRIOSE. 


ſtantz 2644 Semidiametros der Erden/welche 


zu Meilen reduciret giebt eine Sıymma von | 


2273840/ oder zwey tanfendmahl tauſend / 
zwey hundert drey und fiebensig tauſend / acht 
hundert und viertzig Teutſche Meilen / hiß zum 
Centro oder Mittel Punct der Erdkugel / oder 


2272980 Meilen von unſerer Wohnung / dann 


wir wohnen noch 860 Meilen hoͤher nach der 
Synnen als den Mittel Punct der Erden, 

Es wuͤrde etwas weltläufftig fallen Die gan⸗ 
ge Rechnung hier einzufuͤhren wodurd) die 
Gröfe der Sonnen gefunden wird’ ja weni⸗ 
gen wide auch Damit gedienet ſeyn / derywegen 
will ich nur melden / daß diefelbe 1521 taufend, 
fünf hundert ein und zwantzig mahl gröffer als 
die a ivorden. 


Der halbe Diameter der Sonnen wird ge | 


rechnet / daß er fey gegen dem Semidiameter 
der Erden / wie m zuıbegriffe er alla bey 9890 
Meilen und der ganze Diameter 18780 Mei⸗ 
Ion. Solchemnach begriffe die Eireumfereng 
der Sonnen 435160 Meilen, Solche multi 
pliciret mit dem Diameter 197807 kommen 
8607464800 gevierteMeilen zu der aͤuſer lichẽ 
Rundung des Sonnen-Cörpers. Nimmet man 

12869154933 als den Dritten theil der eufers 
eohen Rundung / und multipfleivet fie mit dem 


halben Diameter der Sonnen 9890, fo ent 


nie / jondern Die Erde herum 


fiehen daraus 2837359422323704 acht und 
zwantzig tauſendmahl taufendmahl tauſend⸗ 
mahl Zaufend / drey hundert / fünff und fiben; 
gig tauſendmahl tauſendmahl Tanfend / neun 
hundert zwey nnd viertzig tauſendmal Tauſend / 
wey hundert ſieben und achsig tauſend / drey⸗ 
hundert und ſiebentzig Cubiſche oder gewuͤrffel⸗ 
te Meileny (deren eine / eine Neile dick, lang / 
und breit iſt) zum Coͤrperlichen Inhaͤlt der 
Sonnen. 

Ein grad des Eirculs / in welchem die Son⸗ 
ne laufft / machet 39660 Meilen / nun laufft 
fie alle Tag und Nacht den ganzen Circul umb/ 
nehmlich 369 Gradus / thut vor jeden Tan und 
Nacht / 14277600 / ver jede Stunde 593233 / 
und vorjede Minute 9970 Teutſche Meilen 
wann nemblich die Sonne nicht ſtille ſtehet / 
fondern mit dem Primo.mobili alle24 ſtunden 
einmalden gangen Himels⸗Kreyß herumlaufft. 
Solte aber / (wie Copernicus und Die meiften 
heutige Aſtronomi —— nicht die Som 

lauffen / ſo wire 
de fie innerhalb Jahres denjenigen Kreyß um ⸗ 
lauffen/ von dem man ſagt / daß ihn die Sonne 
in 24 Stunden abfolvire, 


HEMRN / du allmachtiger GOtt! deine 
Wunder ſind unbegreifflich. 


Eine genaue Betrachtung des Mondes. 


rear der Sonnen gebuͤhret die Oberftelle 
dem Silber⸗ weiſſen Mondes als welches 
buldfeelige Geſtirn / welche filberne Laterne / 
welche ſchoͤne Nachtleuchte unſerem Erdboden 
am naͤheſten hauget und nebſt der Sonnen / 
demſelhen zu einem geſegneten Wohlſtande / den 
allergroͤſten Verlag thuk. Dann was vor eine 
N die Erde ſambt ihren Einwoh⸗ 
nern mit dem Monde habe / wie faft alle irrdi⸗ 
ſche Sachen mit denselben zus und abnehmen 
das macht die tägliche Erfahrung gnugſam be; 
kannt. Wann der Mond waͤchſet / fo wach⸗ 
fen auch Die Feuchtigkeiten in unſerer Unter 
Welt / nimpt er ab, jo folgen fie ihm abermahl 
darinn nach: Dannenhero Plinius mit Wahr: 
heit gefchvigben / der Mund ſey rin ſolches Ge⸗ 


flirn / welches die Eörper auff dem Erdboden 
mie feinem Antritt füllet; mit feinem Abtritt 
leeret. Dammenhers auch / wann er im wachſen / 
die Schal: Schild: und Schnecken⸗ Fiſche bol⸗ 
der werden / und nicht allein die Geſchopffe / ſo 
fein Blut haben / den Geiſt dieſes Geſtirns 
empfinden 7 ſondern auch der Menſch weniger 
oder mehr Bluts bekommet / nachdem fein Licht 
ſtaͤrcker oder ſchwaͤcher / groͤſſer eder Heiner 
wird, Der gemeine Landmann weiß gar wohl 
bey was vor einem Mondſchein er die Haare 


und Nägel abſchneiden / das-Halk zum bauen 
oder zum brennen fällen Bäume pflangen und 


raͤuten / Fruͤchte füen und erndten jolle, 
Sonder Zweifel aber hat der allmaͤchtige 
Schöpfer ale Dinge nicht deßwegen ur * 














RELATIONES-EURTOSE. 5 


Mond unter allen Sternen und Plaͤuecen am 
niedrigften gefeget / Damit derjelbe feine geſeg 
nete Würckung der Erden deſto Frafitiger und 


durdringender beybringen und uns mit Has | 
rexem Scheine * fonne: Sondern auch 


barumd / daß fein ſo männigfältiger Schein 
feine vielfältige Bewegung und gar fhnelter 
Eauffiermitgelftger ziemlichen Gröfierbarii er 
uns/in feiner wenigſten Entſeſſenheit erfcheinet/ 
Bor allen andern uns mehr entlegenen Ster— 
nen defto Teichter und gewiſſer möge erforſchet 
und betrachtet werden: Auch folgends / durch 
feine Hülffe Die übrige meit entfernefe Himels⸗ 
Coͤrper / welche / dem Anfehen nach / viel Heiner 
ſcheinen / gleicher geſtalt / wo nicht gar vollkoͤm̃ 
ſich dennoch umd jo viel beſſer erkant / beſich⸗ 


tiget / und von der guten Vernunfft betrachtet | 


würden. Damit man aus diejen — 
ren Wercken / den grſſen HERRN und Schoͤ⸗ 
pfer Himmels und der Erden lerne erkennen / 
ehren. und * 


preiſen. 
"Aber zu unferm Zweck ſelber zu gelangen’ fo | 


haben nicht allein die alten Philoſophi darfuͤr 
gehalten / fondern es ift auch vermittelit der 
arofjen Sterngläfers zu unfern Zgiten befunden 
worden / dag der Mond gleichſahm eine andere 
Erd Kugel und unjerer Nieder⸗Welt faſt 
in allen Stůcken gleich komme / was weiß und 


helle erſcheinet / it die Erde des Mondes was | 
aber dichte / dick und dunckel iſt / welches wir die | 


Flecken oder den Mann in den Mond nennen 
das iſt Waſſer. Man hat in dieſen dunckeln 
eilen / welche von der Sonnen noch nicht 


beſtrahlet fondern gang finfter find / durch 


„enrienfe Tubos viele helle und erleuchtete Stel 
In gefehen / welche Dem übrigen erleuchteten 
Theile des Mondes immer: kommen / biß 
fie rund herumb und voͤllig alles auch was zur 
fihen diefen hellen Spttzen noch in tieffer Sin 
ſterniß war / nad) und nad) von der Sonnen 
Licht gleichfalls erleuchtet it. Hierqus iſt 
gnugſahm zu ſchlieſſen dag in dem Monde ei⸗ 
nige Höhen und Bergen berfür ragen / welche 
von der Sonnen Licht / gleichwie wir bey un 
fern Bergen hierunten wahrnehmen / eher ber 
ſcheinet und erleuchtet werden / als die übrige 








Thurn zu Sr, Nicolai 233 mahl quff einander 
43 ſe 


Iheiler welche in der Ebenen oder gar in tieffen 
Thälern verborgen liegen. 

Daß Berge in dem Monde find / Fan and) 
Daraus dargethan werden / weil man / mann 
der Mond zunimbt/gar eigentlich erkennen kan / 
daß die an das erleuchtete gaͤntzende Theil gantz 
uneben / rauch und buckelicht ſind / alſo ſehen wir 
in dem finſtern theil des Mondes etliche erleuch⸗ 


| tete Spitzen / wir ſehen auch einen maͤnnigfalten 
| Schatten wiſchen denſelben / ja wir ſehen end⸗ 


Vichy / daß dieſe ſchattiſche theile mehr und mehr 
vergehen / biß die gange Halbſchied des Mondes 
vor unſern Augen durch die Sonne erleuchtet 
iſt / welches wir alsdann den Vollmond nennen / 
ohnerachtet er alsdann nicht mehr / I vielmehr 
weniger Licht hat / als wann er neu iſt. Man urs 
theilet auch aus den groffen Perſpectiven / daß 
die Berge des Mendes ungleich höher ſind / als 
die Berge auffder Erd⸗und Waſſer Kugel / wel⸗ 
ches einem unglaublich vorkommet / der da ber 
tra@dtet/ dan die erde 42 mahlgröffer als der 
Mond und gleichwohl auch manchen hohen 
Berg hat: Gleichwohl haben berühmte Dia 
thematici / als Galileus de Galileis ı Blanca 
Belunus / und infonderheitder unvergleichliche 
Aſtronvmus zu Dantzig / Herr Hevelius / vers 
mittelſt ſeiner allerrareſten Inſtrumenten und 
Geſichts gucker/ aus guten und unverwerffli⸗ 
chen Geometriſchen Grunden wuͤrcklich erfun⸗ 
den und bewieſen / daß etliche Berge im Monde 
auffzroder auff z Welſche Meilen hoch / andere 
aber noch niedriger ſind / dabey zu erinnern daß 
man durch genaug Unterſuchung auff unſerer 
Erd Kugel noch feinen eintzigen Berg ja ſelbſt 
den Pico auff der Canariſchen Inſul Teneriffa 
nicht höher als eine halbe Teutſche oder 2 Well, 
Meilen befunden. Iſt warlich fun eine gewal⸗ 
‚tige Höheria wann ich ſie halte gegen den Thurn 
u S. Niegfaiy als welcher der allerhöchte in 
dieſer Stadt / und 425 Wer Schuhe had) iſt / 
wann ich Dagegen 5 folcher WerckSchuhe auff 


| einen Geometriſchen ſchrit rechne (Deren 2000 
| eine halbeTeutfihersder 2 Welſche Meilen auss 


machen) fo iſt derWico/ als der hoͤchſte unter ak 
len auff Erden / ehen fo hoch / ale wann man den 


te 




















jeste. Der hoͤchſte Mondberg aber befindet fich 
um einen Drittencheil/ d. 1. 35,5 mal fo hoch / als 
aemeldter Thurn. Warlic) eine —— 

Die Zahl der Flecken im Monde / welche ſich 
vielfaltig / und offt ja ſtundlich veraͤndern / nach» 


dem nemlichdie Strahlen der Sonnen abvder 


zugehen  vergröffern etliche auff 270 / Hevelius 


zehlet ihrer z50 / Grimaldus aber 600/darunte: 


werden nicht die gar kleinen / deren Zahl nicht zu 
zehlen / noch die gang groſſen / die ſich als greffe 
Seen ausbreiten / gerechnet. Und haben die heu⸗ 
tigen Aſtrovnomi eine groſſe Luſt vermittelſt ih⸗ 
ter herrlichen Sternglaͤſer faſt täglich nach dem 
Monde zu fliegen da fie ihnen dann deſſen Ge: 
ftaltı Flecken’ Berge Thaͤler / Seen / etc eben fo 
beFandt gemacht und mit eigenen Nahmen ger 
tauffet / als die Schiffleute in denen vormablen 
unhekandten £ändern zu thumpflegten. 
Solcher geftalt weiß man von dem Berge A⸗ 
peñio / Atlaute / Tauro / Aetna / Sinai / ete. eben ſo 
wohl am Monde zu ſagen / als hier auff Erden. 
Die Scharff ſehenden haben auch Weiſſe oder 
Gyps ⸗Berge / einen roͤthlichen Porphyr⸗ oder 
Marmorserg / einen Flammenberg / (weil er 
einer Flamm⸗Saͤule oder Pyramide an geftalt 
ſehr nahe kompt) und andere merckwuͤrdige 
Dinge im Mond nbferviret. 

Die Sees oder das groffe Welt- Meer des 
Monds / beftehend aus dem weiſſen Theile, hat 
ihren Nahmen nah Veränderung der benahm: 
ten Ländern / und Inſuln / und find hieund da 
ausfichende Selfen und Klippen darin zu ſehen / 
und wann man Heveli und andrerLeute Mond⸗ 
Beſchreibung aufihet/fo wird man darin finden 
das Philippinifche Meery das Caſpiſche Meerr 
das Meer der Fruchtbarkeit der Kaͤlte / der 
Seuchtigfeiten / ver Platzregen der Wolcken / 
das Aſtronomiſche / Oeſtreichiſche /Borboniſche 
Meer. Den Rebel⸗Pfuhl / den Pfuhl der Faͤu⸗ 
lung / des Schlaffs die Pfutze des Todes / der 
Traͤume / der Wiſſenſchafften Das Land der 
Fruchtbarkeit / der Wirde / der Gerechtigkeit / des 
Hagelsder Mann: Die Inſul der Winderne: 
benft noch ſehr vielen Beneñungen der Peniuſu⸗ 
len / Meer Buſen / Seen / und Bergen mehr. 

Man hat obſerviret Daß das Gewaͤſſer im. 


6 REeELUATLrONESs Curıosi. 


Monde zumeilen feine Farbe ändert’ welches a⸗ 


ber auffer allen Zweifel von dem Schatten der 
ab» und zugehenden Sonnen herrühret. Dean 
hat nicht weniger angemercket / daß das Meer 
im Mond jenen Abd Zufluß hat / ja daß dns 
fo genandte Oeſterreichiſche Meer infonderheit 
harten Stroͤhmen unterworffen / in welchem 
auch ein gewaltiger Strudel ſeyn ſoll / der aber 
nicht allemahl / ſondern nur umbs neue Licht 
geſpuͤhret wird. 

Bon dem Lichte des Mondes iſt kuͤrtzlich zu 
mercken / daß er daffelbe gröften Theils von der 
Sonnen’ als dem Urfprunge alles Lichtes / em⸗ 
fange. Nun fiehet man aber zu gewiſſen Zei 
ten ein noch etwas dunckelers Licht an dem 


Monde / und allegeit ein wenig vor oder nad 


den Zuſamenkunften bes Monds und der Son: 
nen / indem unerleuchteten Theil des Monds / 
wann man Dagegen Das erleuchtete Theil deffel: 
ben betrachtet : Won welchem zweyten oder 
Affterlichte verfehiedene Urcheile gefället wer: 
den, die verftändigften aber behaupten dag fol: 
ches von dem Schein der Erd Kugel herruhre/ 
dann gleichwie uns der Mond des Nachts / aljo 
erleuchtet —— unſere Kugel / waũ 
er von der Sonnen Fein Licht hat. 

Es haben zwar fich einige gefunden / ſo ſagen / 


der Mond werde von den Strahlen der Spiien _ 


biß auf eine gewiſſe Tieffe durchdrungen und 
erleuchtet: Anderr / er one etliche Theile / fo 


durch die gantze Tieffe feines Eörpers Har und 


durchſichtig / vermittelft welcher er das Sonew 
Licht nicht anders als ein Licht⸗ trinckender ſtein / 
deren man an verfchiedenen Orten zeigerrin fich 
trincke aber diefe Neynungen ſind falſch hefun⸗ 
den / vielmehr aber erwieſen worden / Daß der 
Mond an ihm ſelber gang finfter/ und ohne die 
Sonne gang dunckel / dann das Licht/ ſo er von 
der Erden bekommt / rühret gleichfalls mittel: 
bahrer Weife von der Sonnen her. Hätte der 
Mond fein Licht in feinem Coͤrper / fo würde er 
uns allgzeit voll jcheinen / und wir wurden mer 
der an der Sonnen noch am Monde groſſe 
Finfterhüffen fpühren 7 nicht jenes / weil der 


" Mond die Sonnenftrahlen nicht wurde aufhal⸗ 


ten... Noch diefess Weiler felber Lichts gnug 
haͤtte / 

































* 


d wicht kunte verdunckelt werden. 
era Ber —— Seiten des Mondes / 
welche uns niemahlen zu Geſichte komet / (dann 
derMond laufft nicht wie die Sonne umb feine 
eigene Axıo ) werden wir von Kirchero unter 
der Perfon des von Cosmieln herum gefuhrten 
The odidacti folgender gefialt vernehmen: Er 
raffte mich mit eier ſchnellen Umbfehrung em: 

or / umd fiellere mic) auff Die gegen ſeite des 
onde / aljobald kain ich auffeinen dunckeln 
eg ı und fpührete daſelbſt eine ſolche Finſter⸗ 
nißy dergleichen ſich bey uns ereignet / wann Die 
Dämmerung beginnet. Auff diefer Fahre habe 
ich erfahren daß das Mond Meer ſich umb die 
Kugel ergieſſe / und fambt dem Meer⸗waſſer der 
andern fichtbaren Seiteny mancher Orten gar 
breit ſeye / etlicher Orten aber durch einen breis 
ten Bufen mit demfelben zufammen ſtoſſe. Das 


wiſchen liegende weite Land aber fande ih fo | 


rauch / dag keinem Menſchl. Fuß daſelbſt em 
Si — Wer Die ſpitzige Haut er 
er Stachel Sau gefehen/ der wird ihm die ir⸗ 


"difche theile der abge wandten Mundjeiten/ wel⸗ 
voller Ki — 


re überall her 


& echender Stachel fharffer Steine / recht 









mio 


fubtilern und Dnechdringendern Kälte zu erin 
nern wüfte. Ja wann mic Feine Gottl. Krafit 
erhalten hätte, wuͤrde ichs megen der Lufft/ die / 


weiß nicht was vor eine Erſtickungs Krafft be 
ſich fuhret / und zu diefer irdiſchen — 
proportionirt ty augenblicklich geftorbenfenn; 
doch waͤre ich ſchier erſtorben vor = sen’ 
als ich das gewaltige Brauſen und Toben des 
Waſſers höretey etc. So weit Kircherus. 


Aus diefer gangenBefchreibung it nun zu fe: 


er nn ae nicht fo gar ungereimt ger 


Der Mond berwohnet wirdezumal } 


RELATIONES Curiosz, 7 


da noch heut zu Tage ſelber Hevelius und Gali⸗ 
læus nicht hierwider ſtreiten / ſyundern hekennen / 
daß es glaublich dag der Mond bewohnet ſeye. 
Wiewohl ſie es auch nicht vor ein gewiſſe War⸗ 
heit ausſagen. Und warlich / wann man betrachs 
tet die herrliche Groͤſſe und ſchoͤne Geſtalt der 
bimmelifchen Coͤrper / gegen welche Die kothige 
Erdkugel doch nuꝛ geringe zu ſchaͤtzen / ſo folte eis + 
ner wohl auffdie Gedanden kommen / fie waren 
nicht allein deßwegen erſchaffen / daß fie die Erde 
erleuchten ſolten: Sintemahl kein Hauß Vater 
eine Fackel ſeinen Haußgeſinde zum beſten an⸗ 
zuͤndet / die da groͤſſer iſt als das Hauß ſelber; 
Die klugen Philoſophi glauben auch nicht / daß 
man Die goͤttl gůte und wohlthaͤtigkeit fo genau 
einſchrencken und nur auff die Hand voll Mens 
fhenfo das Erdreich bewohnen / einziehen můſ 
je: Ja es ſtritte wider die Vorſchung und All⸗ 
macht GOttes / ſo man ſagte / in einem jo unmeps 
lichen Raum ſtecke allein der Erdboden / ſamt ſei⸗ 
nen Einwohnern verborgen / wie ein Fleines Bor 
gelneft in einem gewaltig groſſen Walde / oder 
wie ein einiger kornhalm auf einem ſehr groſſen 


Gefilde.Es iſt wohl ehemahlen etwas unglaubs 


lich geſchienen / ſoy dannoch nunmehr Fund und 
offenbahr worden. 

Der vortreffliche Otto Guerike urtheilet noch 
auf eine andere weiſe von der bewonbarkeit des 
Mondes. Er geſtehet / man könne leicht ermeſ⸗ 
ſen / daß die Länder in dem Mond nicht müsfig 
fenen dennoch) aber daraus nicht ſchlieſſen dag 
daſelbſt Thiere gefunden würden. Im fallaber 
einige daſelbſt zu findẽ /muſten fie viel ſchlechter / 
als hier anf Erden / und son uuſerer Einbildung 
weit entfernet ſeyn /weil der Mond kein heſeeltes 
Lebe habe / ſich degwegen auch nicht umkehre wie 
die Ede. Seine Meinung behauptet er dadurch / 
daß die mañigfaͤltige Soñenblicke zu Erzeigung 


| der Thiere hochnoͤthig/ nun ſey aber Die Erleuch⸗ 


tung / fo die Sonne der Erden zuſchicket / weit 


unterſchiedẽ von der / dir ſie dem Mond zufendet. 


Dann bey uns ſpührẽ wir alle 24 Stunden den 
Wechſel des Tages und der Nacht / welcher in 
dem Monde alle Monat nur einmal zu mercken / 


fürs andere ſey Das jährliche auf und nie derſtet⸗ 


gen der Erdkugel im zodiaco / wodurch Somer 
und 











8 RELATIONES CURTIOSE. 


and Winter entſtehen / in dem Mond irregulirt/ 


und endige fich theils mit einem Monath Drie | 


tens zeige uns Die Ferngläfer daß um den Mond 
weder Regen noch Wolcken zu jpühren, Vier⸗ 
tens / iſt der Mond von der Sonnen dergeſtalt 
entfernet / daß er von ihr nicht kan erwaͤrmet 
werden / ſondern ſey feiner geringen groͤſſe nach / 
zuweit von ihr entſeſſen daraus zuſchlieſſen /daß 
daſelbſt alles mit Kaͤlte überzogen welche kalt⸗ 


machende Krafft auch) von dannen zur Erde 


ſich niederlaſſe. 


Sp weit wolgemeldter Herr Guerike / deme 
von andern geantwortet wird / daß die Einwohr | 


ner des Mondes daferne derſelhe bewohnet waͤ⸗ 
re / ohne Zweiffel eine Natur hätten die mit der 

Haenfchafft ihres Landes überein Fame / fehen 
wir doch / daß die wildenkappen mit groſſer Ver⸗ 





gnügung ihren Schlaff und Ruhe in den tieffe⸗ 
ſtẽ Schnee erwehlen ; welches einem audern der 
nicht ihrer Natton / gantz unmöglich it. In St 
Thomas Inſul kan kein Europeer lange leben, 
die Mohren hergegen pflegen ihr Alter daſelbſt 
big über 100 Jahr zu bringen, Eben ſolche Be; 
ſchaffenheit hat es auch mit etliche Thieren / wel⸗ 
che an gewiſſen Orthen nicht leben koͤñen dann 
wer fiehet eineSchlange aufCreta und mehr an 
dern Inſuln? dahers leichtlich zu ſchlieſſen dag 
dasjenige / ſo ſich im Monde an lebendigen Thie 
ven und Menſchen enthaͤlt / mit der Eigenſchafft 
deſſelben Region vollig muͤſſe überein Fommen, 


Ach wer kan des HERREN Werde gnugſam 
ergrunben! Er hat alles wohl gemacht / was Er - 
gemacht hat Seine Allmacht und —— iſt 
unbegreifflich / nuerforſchlich und unendlich. 


Von der Hoͤhe / Groͤſſe und Lauffdes Mondes. 


Mae der Diftan Des Mondes von der 
Erden find Die Antores nicht gar einig / 
weil man namlich feine Parallaxin oder den Un: 
terjchied feiner wahren und vermeinten Stelle 
nicht wohl finden kan. Gleichwol wollen wir 
mit den meiſten ſagen / daß dieſe Parallaxis fene 
53 Minuten / daraus dann leichtlich die Höhe 
des Monds zu finden; Dann wie ſich verhalten 
die Theile des Radii oder halben durchſchnittes 
Caus den TabulisSinuum genommen) zu dem 
Semidiametro der Erden z aljo verhalten ſich 
Die Theile des Secantis oder Schneid-Einie 89 
Grad 7 Min, (welches ift das Complement zu 
der Farallaxi von 53 Minuten( zu der höhe des 
Mondes. Setze demnach ale : 

1ooooPart, Rad.|Sem,Ter,iPart, $, 89 gr.7 m, 

10008 (4| ı(o 64 8657 (4. 

Nach gefihehener Operation befindet man / daß 
das Facit 64 Semidiametres Teriæ heraus 
Dringet / fo weit it der Mond vom Centro der 
Erden entfernet. Dieje Zahlanultiplieiret mit 
850 Meilens (dann fo groß iſt der halbe Dia; 
meter der Erdkugel / welcher auch eine Welt 
Ruthe genennet wird / wornach alle Ditantien 





am Hinmelgemefien werden) ommen 55040 | 


nemblich / fuͤnff und funfftzig tauſend und vier; 


— 








tzig teutſche Meilen / ſo hoch iſt der Mond som 
Centro der Erden. 

Aus dem Diametro oder Durchſchniit des 
Mondes findet man hernach ſeine Groͤſſe auch 
leichtlich. Nemlich man hat dieſen Diametrum 
meiftentheils © Minuten / bißweilen etwas 
groͤſſer / zuweilen auch etwas kleiner / befunden 
daraus dieſer Rechen⸗Schluß zu machen : Wie 
fi) verhalten die Theile des Kadii, zu der-Höhe 
des Mondes 57040 Meilen alfo verhalten fich 
die Theile Des Tangentis oder der rührenden 
Linie / zum halben Durchſchnitt des Mondes 
Im Satz ſtehets alſo: 
Die Theile des Rad | Die Höhe des Mouds 

100000 (4 550349 

Theile des — Minuten. 


436 (4. 

Nach gethaner Rechnung kommen zum halben 
Diameter des Monds 240 Teutfehe Meilen 
oder 480Meilẽ von Die gange breite des Mon; 
des. Aus Diefem Diametro Fan man die Cir⸗ 
cumferentz ader den Begriff Des Monds finden 
alfo: Wie fich verhalten 7 zu 22 / alfo verhält 
fich der Diameter zu der Eircumfereng (bey 
nahe / dañ dieſe richtige Provortion Fan in Zah: 
len nicht gefunden noch) ausgeſprochen werden) 
Ans dem Faeit erwachſen zog: Meilen zu 

2 Umb⸗ 





. RELATIONES'Currosk 


Umbkreiß des Monds / folche multipliciret mit 
dem Diameter / kommen 7238400 fo viel ge, 
vierte Meilen ift die gantze euferliche Rundung 
des Mondes. Will man aber den Coͤrperli⸗ 
hen Inhalt deſſelben in Cubiſchen Meilen (iv 
gleiche dick / lang und hreit find) wiſſen / ſo darff 
man nur den dritten Theil letzt gefundener Run⸗ 
Dung 2412800 mit dem halben Dianeter 240 
multiplieiren. Aus folder Operation entfte; 
«hen 579072000, &ubijche Meilen vor die Soli⸗ 
Dität oder Eörperlichen Inhalt des Mondes. 
Kurs zu melden: Der Mond ift 46 mahl und 
ein wenig mehr Eleiner als die Erdfugel/ und 
über 5348 mahl Fleiner als die Sonne. 

Die Geſchwindigkeit oder Lauff des Monds 
(tie er nemlich alle 24 Stunden einmahl umb⸗ 
lauft) iſt alſo in Meilen zu finden; Erlaufft 
alle Tage umb einen gangen Cireul / nehmlich 

606Grad: EinGr. auffd hältızZeut- 
de Meilen wie fih num ein Semidiemeter 
Terrznchmlich 860 Meilen verhalten gegen 
einen Grad zuız Meilen’ alfo verhalten ſich 
- 64 Diameter oder 55040 Meilen gegen einen 








9 


Grad am Eircul des Monde Lauffs / find 960 
ſolche 360 mahl / geben 345600 Meilen / wel⸗ 
che der Mond in 24 Stunden abſolvirete / weil 
er aber per motum Secundum in 24 Stunden 
über 12 Gradus zuruͤck bleibet / fo muͤſten von 


bieferSumma wol uz2Meilen wieder abges 


sogen werben / bleiben aber gleichwohl nach 
13303 Meilen vor eine jede Stunde / und über 
224 Meilen fürseine Minute zudes Mondes 
Lauf. Waͤre es muͤglich / dag ein Muͤhlſtein 
von dem Mond herab auff die Erde fiel’ und 
jede Minute g Teutſche Meilen fortindere/ ſo 
hätte er 4aTag und Nacht / 10Stunden und 52} 
Minuten zu thun / ehe ev zu uns herab Fame, 
Letzlich hat der Mono ſtets und an einem ſtucke 
beynaheız Tage Nacht und eben ſo lange wies 
der Tag’ und obgleich die erleuchtete Seite [6 
Lange ven Strahlen der Sonnen unterworffen/ 
fu find Diefelbe Doch hiefelbft nicht maͤchtig / eini⸗ 
gen Schaden zu verurfachen / wegen Der unger 
proportionirten Diftang des Mendes von der 
Sonnen weiler allzu Hein iſt / die Gewalt der 
Sonnen Strahlen gebührlich auffzufangen. 


Bon dem Blaneten Venus. 


ö 35 halte davor / es würde dem günftigen 
Leſer als etwas unterbrachenes und un 


vollfommnes vorfommen/ wann ſich / da ich 


Bu vorhin von der Sonne ud Mond 
it ig geredet’ nicht auch etwas von den 
übrigen Planeten oder Wandel Sternen reden 
olte. Da dann abermahl eine groſſe Ungewiß⸗ 
beit deren Höhe und&röffe bey den vielfältigen 
Serib ) ereignet’ wie dann von Der 
Mittel Diſtantia des Saturni etliche vorgeben 
daß ſie roo0o/ andere daß fie 140000 Semi⸗ 
diametros der Erdkugel ausmache. Es ſcheinet 
aber / dag der hochgelahrte Herr Otto Gueri- 
fe das Ziel wohl am beiten getroffen / derſelbe 
formiret diefe Regul zu Yusrechnung der-Höhe 
- ber übrigen Planeten: Wie ſich verhält der 
gaͤntzliche Umblauff durch die andere Bewegung 
(Latio Periodica) eines Planeten zudem Dun 
„drato feiner Difianz von der Sonnen/ alſo 


verhält fich auch der Jährliche umlauffder am | 


dern Planeten zu dem Quadrato feiner Diſtan 


Tom,t. | 


Rundung RE, Iſt fie aber unter der Sonnen’ 


von der Sonnen’ die Wurtzel aus dieſem Qua⸗ 
drato giebt uns alsdann die Diſtantz von der 
Sonnen. Diefer Regel werden wir ung in 
Aufrechnung der übrigen Planeten Höhe ber 
dienen. 

Die Venus ift naͤchſt dem Mond der allernie⸗ 
drigſte Planet nach der Erden zu. Sie kammet 
niemahln uber 45 Ör, von der Sonnen; Wann 
fie vor der Sonnen her gehet/ fo nennen wir 
fie den Morgenftern/ wo fie aber derfelben fol 
get / den Abend⸗Stern. Durch den Tubum 
fiehet man eigentlich / daß fie ihr eigenes nicht / 
jondern ein von der Sonnen enzlehneres Licht 


hat / iſt fonften undurchſichtig und wie der 


Mond Bergichtr voll Ihäler und Buchten/ 
inſonderheit wann man fie (gleich dem Mond) 
inihren Hörmern ſiehet. Dann wann fie über 
der Sonnen (umb welche fie als umb ihre Are 
herumb lauft) fichet fu ftellet fie ſich unfern 
Augen in ihrem vollen Liechte und in voller 


ſo 




















Io 


fo feheinet fie halb voll und halb erleuchtet / da⸗ 
herv zu ſchlieſſen / daß von diefem Planeten der 
twenigfte Theil geſehen werde / wenn er uns am 
naͤchſten. 

Es vollbringet aber die Venus ihren Umlauff 
in 32 Wochen / und wie ſich verhalten 32 Wo- 


chen / als der Erden Lauff (jo ſtatniret Herr | 


&uerife) zum Quadrato ihrer Diſtantz von ber 
Sonnen / weldes iſt 699073@/ aljo verhalten 
fic) 32 Wochen zu dem Duadrato der Diſtantz 
der Venuggpon der Sonnen. Das Facit brin 
get 2237035521 deſſen Wurgel iſt 20497 und fo 
viel Semidinmeirgs der Erden iftfie von der 


u 660 
8 über der Venus ſtehet Mercurius / 





— 


welcher gleichmaͤsſig fein Licht allein von. | 


der Sonnen hat / ev iſt rund / und doc) une: 
ben und hoͤckericht welcher niemahln über 30 
Grad von der Sonnen dahero er derfelben am 
allernaͤchſten und mag wegen ihrer alugrof 
fen Nachbarſchafft / ſelten von unfern Augen ge 


RELATIONES CuRIOS. 


Sonnen. Von derGröffe derPlaneten hat mar 
auch noch Feine Einigkeit noch Gewißheit un 
ter den Gelehrten: offtangeführter-Hr.Önerife 
machet Die proportion inGenere aljp: Wie 
ſich verhält der Umlauff eines Planeten zu dem 


„ Cörper der Erden / als wird fich auch die Gröffe 


des Planeten verhalten zu der Groͤſſe der Erden / 
alfo waredie Venus 2drittelmal kleiner als die 
Erde. Letztlich iſt angemercket worden, daß 
fich mehrentheils zwo Eleine Rygeln / bißweilen 
auch nur eine umb die Venus ſehen laſſe / wel⸗ 
che ihr gleichfam immerdar aufwarten, 


URIUS " 


fehen werden... Ja / wann wir ihn ſehen / ſo fer 
hen wir ihn in Geſtalt eines halben Monds / ſei⸗ 
nen Lauff vollbringet er in 87 Tagen 23 Stun⸗ 
den und 43 Minnten / das iſt / faſt in z Mona⸗ 
ten / wird demnach 4mahl kleiner geachtet als 
die Erdkugel / und 1296 Semidiametros der 
Erdkugel von der Sonnen entfernet. 


MARS, 


IE erfie Planet über der Sonnen / (oder 


nach anderer Meynung über der Erden’) ° 


er laufft umb einen groͤſſern Creiß als die Som 
ne/(oder die Erde)und abſolviret feinen gaugen 
Lauff in zweyen Jahren / wann er der Sonnen 
entgegen ſtehet / fo iſt er uns am naͤchſten / und 
ſcheinet alsdann groͤſſer als die Venus / dahero 
ihn offtmahln die Leute vor einen neuen Stern 
angefeben. Ob er auch ein oder andern ihn 
ftets begleiteten Gefährden neben ſich habe / iſt 

en dem Afironemis noch nicht ausgemachet. 


Er fell fein Licht auch von der Sonnen mehr 
ventheils haben / / wiewohl man ihm auch et⸗ 
was von feinem eigenen Lichte zufchreiber, 
Mercklich iſts/ dag ſich zum öfftern ein groffer 


ſchwartzer Flecke / der Feines Lichts fähig iſt / 


in dem Marte ſehen laͤſſet. Seine Diſtanß be⸗ 
laufft ſich auf 3789 Semid, Terræ von der Son⸗ 
nen iſt ſolchem nach amahl groͤſſer als die Erde / 
im übrigen / gleich derſelben ganz uneben und 
voller ausfichenden Berge. ; 


JUPITER, 


T der Ordnung folget nun Jupiter /wel⸗ 
cher feinen eigenen Umlauff umb die Sun 
“ne ben nahe im 12 Jahren vollendet / man bat 
durch die heutige Ferngläfer befunden / daß er 
fiets 4 Trabanten oder Heinere ternlein umb 
ſich habe / die ihn niemahln verlaſſen / jondern 
als ihrem Könige / ohne Unterlaß auffwarten. 

Sie laufen flets um dem Jovem her / der aͤnſer⸗ 
ven diefen Geleit-Stergen ift niemahlen iv 

14 Minuten entfernet und pollhringet ſei⸗ 


nen eigenen Lauff umb den Jovem in 16 Tagen / 
18Stunden und 9Minuten. Der andere Stern 
weicher nur Minuten vom Jupiter⸗/ und voll⸗ 
bringet feinen eigenen Lauff in 7 Zagenız Stun⸗ 


den und 57 Minuten. Der dritte fomnt aufs 
hoͤchſte 5 Minuten von feinem Herrn ab / und 


vollendet feinen Lauf in 3 Tagen 13 Stunden 
und 18 Minuten. Der leiste weicher von feinen. 
Negenten nicht weiter als 3 Minntenz und 
verrichtet feinen Umblauff in einem Tage’ 18 

: 2 Efurs 


R) 4 








‚RELATIONES CURIOSE. II 


= md Minuten. Diefe4 Sterne | in 1736 Stunden abgereifet werden / woraus 
—— — Hevelii — allein | beſagter Author ſchlieſſet Die erſte ſey von der 
von der Sonnen / dannenhero fie auch zuwet⸗ andern 6946 / die andere von der dritten 13892/ 
Ien ihre Sinfternifien empfinden. Der Jeſuita dieſe aber von der vierten 27784 Stunden aut 
Kheita ſagt von dieſen Zrabanten oder Zovis | legen. Die erfie fen etwa fo groß als der rechte 
Menden / daß die nächfte beym Juve von dem Mondvdie andere als der Mercurius/die dritte 
felben nicht weiter als 20833 Stunde gehens | alsdie Venns / und Die vierte faft als die Erd⸗ 
ſiche / und ihr Diamerer 549 Ofunden Aid Kugel. ARE. ll 
ſtrecke. Die andere fey vom Centro Joviali as im übrigen die Höhe des Jovis belan: 
27784 Stunde Meilen’ und begreiffeibe Dies | get/ wird  felbige 9159 Semidiametros Terræ 
meter g22 folcher Meilen. Diedrittejey von | von der Sonnen geachtet / und feine Groͤſſe 
is Centro 41676 Stunden / und ihr Diame | etiva ı2mal jo groß als die Erdkugel / ſehr rauch 
= erreiherg; Stunde Meilen. Dievierte | und uneben/ mit vielen geivaltigen heraus fie 
vialifche Kugel aber fey vom Jove entfernet | benden Bergen/ jaman jiehet ihn falt immer: 
450 Meilens und ihre Mittel-Linie Eonne | Dar miterlihen dunckeln Gurteln umbgeben. 
— SATURNUS 
HE alfexlefste und höchfte vonallen Plane · Man ihn mit einen Ring auf mannigfaltige 
ten it Saturnus velcher feinen Umbkreiß Weiſe umbgeben. Hevelius eignetdem Dia⸗ 
in 30 Jahren oder etwas weniger vollendet. metro feines Gefährten »vder Öeleits:Sterns 
Es #: in eingiger Sternder feine Geftalt jo | 205 Meilen zu. Die Höhe des Saturni von der 
vielfältig verändert? als diefer Planet / er fol | Sonnen fehäget Hr. Gerike 1436 Semidiame- 
aud einen oder zioeen immerwährende Tea | Mros Terrz,feinen Eorper aber 29; mal gröffer 
banten oder Feine umb ihn her fehmebende | als die Erdkugel. Im übrigen ſtehet anzumers 
Sternlein haben welche bald etwas von ihm | cken / daß ein jeder Planet feine eigene Atmo- 
entfernet/bald nahe bey ihm, bald gan anfei | fpharam oder Dunſt Kreyß habe. E 
ner Kugel hangend erſcheinen / offtermaln ſiehet * 


Wir wollen zu beſſerer Erläuterung dieſer Materie ans Herrn Guerike nachfolgende Tabellen 
entleh — en R. 
= Die Diltanzder Planeten von der Sonnen und der Erden nach halben Erd-Diam, 








Iſt von der Son: Iſt in Perogo= Iſt in der Mit: If in Apegzo ger 
en entfernet oder der Fleinefte telweite von der der gröflen Diftanz 











— iftanz von der Erden entfernet von der Erden ent⸗ 
Saturnus 14360 den entlegen ſeſſen 
Jupiter 9159 11716 14360 17004 
Mars, 3739 6516 „9156 11803 
Terra 2644 1005 3739 16383 
Venus 2049 » 395° 3020 . 4690 
Merenriud | 1296 1348 2644 394 
Saturnus J 29} —1 
Jupiter Iſt groͤſſer als die Erde 12 
Mas a, mahl. 
Venus el; 5 2 
Mercuting J Iſtkleiner als die Ede 
* — Von 





ee in nn in 





a ne en he 





12 REeLATIONES Curıosk, 








Bon den Fir- Sternen, 


©? viel die Firfterne höher erhoben find, 
als die Planeten/ fo viel ungewiſſer ift 
auch ihr eigentliheDiftang von deu Erden / ja 
man will / dag man die Erde / wann einer bey 
den Firfternen ftünde /nicht einmahlwirrde ing 
Auge befommen koͤnnen. Weil nun der De- 
midiameter Terræ, oder die Welt Ruthe von 
860 Teutſche Meilen / zu dieſer Mage gank 
Feine Proportion hat / fo hat Copernicus und 
feine Nachfolger davor erwehlet den Semidia- 
‚meter der groffen Welt / nemlich die Höhe der 
Sonnen von der Erdfugelraus welcher Riecio⸗ 


Ins urtheilet vonder unermeplichen Höhe der | 


Firfternen / welche von der Erden entfernet 
wären nach der Meynung 


Eopernici 47439800] * 
Herigonii 49502400 | 

Galilei 9832416 

Bullialdi 227920 L Semidiametros. # 
Lansbergi — Tertæ. 
Fepleri — 

Wendelini 604589312, 


Das iſt / wann wir Copernici Satz / als dem ge⸗ 


ringften folgen wolten / fo wären die Firſterne 
407898223000/ eder vierzig mahl tanſend 
Milliynen / fieben hundert acht und neunzig 
tauſend mahl tanſend / zwey hundert acht und 
zwantzig tauſend Teut ſche Meilen von dem Cen⸗ 
iry der Erden entferne, Wann man es aber 
nach Wendelini Summa ausrechnen wolte / ſo 
wurde es über 12 mahl höher Reigen, O welche 
eine unermeßliche Hohe! Was die Groͤſſe der 
Firfternen anlanget / fo hält Ricciolus dafür 
wann man einem Sterne -der legten Groͤſſe 
nicht mehr alsıa Secunden in feinem [deinen 


den Semidiametro zufchreiben woltefo winde | 


er 15000060 000000 und mehrmahl groͤſ⸗ 
fer ſeyn als die Erde. Woraus dann viele vor 
nchme Aftvonemirinfonderheit Galilæus / Kep⸗ 











lerus / und andere geurtheilet / daß fie ihr eigen 
Licht haben / und fo viel Firſterne find / fo viel 
wären auch Sonnen amhöchften Firmament, 
Ja Cardinal Eufanus und etliche mit hine / ge: 
hen noch weiter und geben vor» ein jeder Sir 
ftern fey eine abfonderliche Welt. 

Mit einem Wort / ihre Höhe iſt zu großy 
fonften würde man durch die Ferngläfer ohne 
Zweifel noch viel / ja wohl gar — 
Wandelſterne und Planeten unter ihnen ent⸗ 
decken / davon wir wohl / fo lange Die Welt 
ſtehet / nichts gewiſſes werden zu vernehmen 
haben / dann wer hätte von den Alten wohl ge⸗ 
dacht / daß Jupiter und andere auch ihre (fo zu 
ſagen) Unter: oder Affter⸗Planeten hätten ? 

Die Zahl der Firfterne it gleichfalls ungewiß / 
ja unendlich groß / und ift glaublich / daß fie 
nicht alle in gleicher Hoͤhe ſtehen. O Meunſch - 
betrachte die Allmacht des groſſen Schoͤpffers 
aller dieſer Wunderwercken 

Ich weiß wohl / was vor einen groſſen Nah: 
men ihm Herr Heveliusiver große Mathematir 
cus zu Dantzig / durch feine Himmels-Wilfen: 
ſchafften —— dannenhero trage ich Fein 
Bedenken / ſein Urtheil von der Gröffe der Fir 
ſterne hierbey zu fügen; Derſelbe ſtehet in den 
Gedancken / daß einer von den kleinern Firſter 
nen ein Diametrum habe / ſo den Erd Diame⸗ 
trum 6000 mahlübergröffere und ein Diame⸗ 
ter von den groͤſten Firſternen / als des groſſen 
Hunds / uͤhertreffe den. Diametrum der Erden . 
wohlr2000 mahl / darauß dann folget/ daß der 
Coͤrperliche Inhalt des Eyrit oder groſen 
Hundſterns / den Corper der Erden an Gröffe 
über 15056882800000 7 nehmlich funffzehn 
taufendmahl fanfendmahltaufenduraltaufendy 
ſechs und funftsig faufendmahltaufendmal ta: 
jend / acht hundert zwey und achtzig taufend- 
m tauſend / und acht hundert taufendmahl - 


uͤbertreffe. an ® 








RELATIONES Curıosz. 13 













Rahmen etli⸗ —* unter: 


ber Fiefiers \khiedlicheter der Sir, neter / ar} Kugeldes Sterns / ge 











[gender Tabel gibt offtgemeldter £ Herr Hevelius die Propsrtion der vornehmſten und ” 
San acfig ſichtlichſten Fixſterne gegen Die Erde zu erkennen, 


Ordnung Scheinbah⸗ [Der rechte Vergleichung der Soli 
he ® Diame |Halb Dia} dität/ oder vollftändigen | Gräfe der Fir: 


Sterne / gegen 







































































rer jr 
Eridani Eridani prima, | 3 If — 468 




















ne. Stern: ferne Sem, halben Eid) gen der Splidität der | der Sonuen. 

F Groͤſſe. Ter. Diametem.| Erd Kugel. — 
HAmds-Stern. 6 211 918. | 77362063: zaröffet |7 172653 aröffer. 
Luciva Lyr=. \ 16 | | 912 958550528 3 aröffer 71239 groter. 
Rrgel, Orionss.| 28.1876 ? _ 672221376 gröffer, 63 13 1 mofler. 
Capella. Em 672221376 gröffer 163 13 1 groper._ 
Afttur us, 3 |_876 | 672221 221376 gröfjer" 6313 1 gröfer. 
Dehfen, Auge. wur37 | 816 541343 375 gröfler 150838 gröfter. 
Spica. ls 24 | 786 | 485587656 ar0fler 141603 ardier. 
RegulLeonis, 11 1.726 3826571 76, örer 135937 graner. 
Prim, caud. un) 2 4 u 58: 720 | 373248000 gröner 35052 — 
Vor Hund — — | 920 373248000 groger |3 sys2 aröfer. 
Lücyd.Coronz]” 32 | 660 | 287496000gröffer 27000 gröfier. 
Cap Serpent, } 32| 660 _ 287496000 gröffer_ 27000 gr0jjer,_ 

Encidaaricis. 3 32. |2%60 | 2874970008Öffer [27006 arlfle., 
Cing,Orionis, I 32 660 RT Te ſi —— — ſer. 
Secundrietis,.) 3 — — 162771336 groffer eee, 
Tertua arietıs, 15 | 468 | 1025032320mer | 9626 gröfier. 


102503232 grojier — groper. 


fübaxil. Orio, 5 Ren 2.36 378 | s4010152 gröfer | F074 gröfer. 
fubaxil.Orio, 4] 6 = 282 | 22425768 gröfer 2106 größer, 





















D u en bezeugen Die Naturfindt: 
erh begierig nach dem Frauen: 

— — entführet/ wird er fie 
auch richtig beſch laffen. Im übrigen kommet 
erbemMenfhen an geſtalt und Verſtand über; 
aus nahe / dahero man davor haft daf die M 
ten durch ihre Satyros oder Wald Goͤtter die 
Affen verſtanden Bey denen Indianern wer⸗ 
den fie noch biß auf diere heutige Stund Ouran 
Outang (Wald Menfben ) Fenennet / dann 
man will in Afriea und andern Orthen faſt ver 
ſichern / daß fie ihren Urſprung Anfangs gensm: 
men von der Vermiſchung der Menſchen gm — 

den wilden Thieren. Sch laſſe war diejeg 


nandte Schlangen Inſul geſc 


Wunderliche Begebung einer Frauen mit einem Affen. 


geben auf ‚feiner St kigkeit beruhen will unter⸗ 
deſſen aber ein Erempgbankuhren woraus ber 
Affen Arth inſonderheit erhellet: 
Eine Portusih ſche Frau ward auff eine Zeit 
umb-einer böfen € — veru rl if 


—9 ihr 









ei eher egeimpm on irre ale v ge⸗ 
umb br; il 

Bufesuthun. Hlfedalo fand fie hier einen ara) 
fer Berg mit einem dicken Gebufche bbereu 
umdogen/ wie neimbiej Berfohn then njamer⸗ 
lichen Zuſtand⸗ da J ſe uenlich er ſohen und 
von aller menſchlichen Geſel haſſt und Hi ie 
B 3 rerlaſen 

















14. RFLATIONES Curıosz. 


verlaſſen ſeyn muſte / erwoge / fieng fie ein jäm- 
merliches Heulen an / und gebaͤrdete ſich über; 
qus uͤbel. Hieruber verfamblete ſich eine groſſe 
Menge Affen aus dem Gepuͤſche umb die wer 
nende Franz unter Denen einer die andern an 
Groͤſſe weit übertraffe/ und eine vollkommene 
Mannsgröffe hatte, wann er auffgerichtet ftun- 
de. Diefr fahe die aͤchtzende Frau mirleidig any 
nahete fich zu ihr amd liebEofete ihr / indem er 
ihr allerhaud wilde Früchte zutruge. Wordurch 
die Frau Hoffnung bekam / die Affen wurden ihr 
Fein Leid thun gieng demngch mie ihnen nad) 


dem Bergrdn fie von dem gröffen in eine Höhle | 
geführet ward der ihr fo mancherley Speiſe zu; 
trug / daß ſie ſich des Hungers wohl erwehren 


kunte. Rahe bey dieſem Berg war eine klahre 
Waſſer quelle/ aus welche fe ihren Durſt leſche⸗ 
te und ſolcher geſtalt brachte fie eine gute Zeit 
in des Affen Hole zu / der fich dann immittefft 
zum öfftern freundlich zu ihr thaͤte und feine 
Wolluft mit ihr pflegte: Welches fie ihm / da, 
fern ſie (ihrem Vorgeben nach) nicht lebendig 
wolte zerviffen werden / nicht verfagen durfte, 


Hiedurch ward die Fran endlich ſchwan⸗ 


ger und baghm mit dem Affen zwey Kinder 
nach einander, welche fich vernünfftig erzeig: 
ten und cine gute Ausſprache hatten. ls 
inzwiſchen Das jüngfte von diefen Affen: Kin: 
dern 2 md das ältefte 3 Jaht alt waren, trug 
ſichs zn / daß ein aus Indien kommendes Schiff 
an dieſer Juſul anlegte / weil fie ae Man 
gel an ſuß Waſſer hatten davyn fie ihre Faͤſſer 
hieſelbſt zu füllen’ an Land ftiegen. Ag die 
Affen Diefer Leute gemahr worden / verbaraen 
fie ſich in ihren Höhlen, die Frau aber / über: 
drüsjig einer folchen efenden Affen Geſellſchafft/ 
faſſete einen Muth und lieff mit einem hellen 
Geſchreu nach den Schifflentenumb fi) durch 


deren Hülffediefes Elendes zu befceyen. Die 


mercketen alsbald, daß es eine warhafkte Fran 
warteten ihrer demnach / nahmen fie mit in ih⸗ 
ven Boot / und brachten fie ang Schiff. 

Von fund anverfambleten ſich alle Affen an 
dem Ufer / daß fieein ganges Krieges Heer 


ſchienen / der Groͤſte unter ihnen durch feine feu⸗ 


Bige/ wiewohl unvernunfftige Liebe angettie— 


ben / begab ſich ins Waſſer / und ſchwummẽ 
der Frauen / obgleich in Gefahr feines Lebeng/ 
nach; Ans feinem abjcheulichen Geſchrey kun⸗ 
te man leichtlich ermeſen / daß ihm die Ente 
führung feiner Frauen fehr zu Hergen gienge, 
Wie er endlich merdeter daß er doch gang 
nichts auszurichten vermöchte, hergegen ſahe⸗ 
daß das Schiff feine Seegel flichen heß / und 
Seewerts einlieff da enlete er nach dem Lan. 
demahm das jüngfte von benden Kindern in ſei⸗ 
nen Army und eylete wieder nach dem Wafı 
fer / das Kind hielte er in die Hoͤhe fo viel ihm 


möglich / darnach warff er es indie Sew/daf 


es augenblicklich erſoffe. Stracks darnach 
gieng er hin / und hohlete das alteſte Kind rock 
es er gleichfals eine Weileuber dem Waſſer 
in die Hoͤhe hielte und drohete/ es gleicherge 
ſtalt ins Waſſer zu werffen / damit er hierdurch 
die Schifflente und Mutter vielleicht zur Ers { 
barmung bewegen möchte. Zumahl da ihre 
Das arme Kind gar fehr jammerlich nachfchries 
fie moͤchte doch wieder zurücke Fehren/ Damit 
es fein Leben erhielte. 

Als man nun auf inftändiges Anhalten des 


Weibes den Boot ausfeete / da wolr®der Affe 


ihrer nicht erwarten fondern warff Das Sind 
ins Waſſer / und flohe mit feiner gangen Affens 
rotte nach dem Gepuͤſche. Die Buotsleute was 
zen zwar heftig bemuhet/ das. Kind zu erhak 
ten / aber es war ſchon todt / ehe fie dabey ge, 
langen Funten. Einjeder verwunderte fi ir: 
ber des Affen Bezeigungen / nochvielmehr aberr 
als fie von der Frauen verftunden / welcher ger 
ſtalt fie einige Jahre mit ihm gelebet hätte. \ 
Endlich kahmen fie. mit einander an 
nad) Portugalüber/ woſelbſt diefe Mährefih _ 
im gangen Lande aljobald ausbreiteterfiutemal 
ie Schiffleute diefelbe jedermann erschleten, 
Worüber das gute Weib in gefängliche Haffte 
gezogen / und verurtheilet ward / verbrand zu 
werden / weil fe mit einem Affen folangeZeit 
zugehalten hätte. Aber Hierunmmus Capo 
de Ferra / welcher damahlen Väbftlicher Run 


tius am Portugiſiſchen Hoff war und nach der 


Zeit zur Paͤbſtlichen Wuͤrde erhoben worden 
legte bey dem König eine nahdringliche Bor - 
bitte 




































- 


Bitte vor die Fran ein und hielte ihm vor aß 
fiey als ein ſchwaches Weibs Bild / dem augen: 
ſcheinlichen Tode zu entgehen / in ihre began⸗ 
gene Miſſechaten hätte einwilligen muſſen / wo⸗ 
durch dann das TodesAlrtheil in eine ewige 
Verbannung ins Clofter verändert ward, Li- 
cerus de Monlitris. lib. 2, 

Dieſe Geſchichte ſcheinet wahr zu machen, 
wasman vor erſchroͤckliche Dinge von India⸗ 
nern erzehlt/ daß ſich nehmlich daſelbſt die Wei, 
ber zum Öfftern mit dep Crocodilen männlichen 


RELATIONES CURIOSEM, 


Geſchlechtes vermiſchen amd von denſelben be: 
frichtet werden’ ob aber davon vollfommene 
Menfchen oder vollkomene Crocodilen erwach⸗ 
fen + daran folte man billich zweiffeln / und 
fiehet nicht zu glauben / daß dieſe Kinder der 
a Frauen / die fie mit dem Affen 
gezenget / volke mnene Menſchen geweſen maſ⸗ 
few die Geburtch allemahl fo wohl vom Vater 
als von der Mutter etwas an ſich hat und bes 
hält wie der Angenſchein und die tägliche Er: 
fahrung deßfalls Zeugens gnug find. 


Die Königliche Eur in Franckreich und Engeland. 


. 
je Lynn man betrachtet, welcher gejtalt ab 
SID cin die Könige in Srandreich und En 
gelland vor allen andern Potentaten mit Der 
groffen Gnade des Allerhoͤchſten begabet / daß 
fie durch ihr bloſſes Anrühren den Patienten 
dieRröpffe am Leibe und die fallende Sucht hei⸗ 


len / fo muß man alle Vernunffe gefangen neh» 


wen / und dieſes nicht anders / ge etwas ſel⸗ 
games / jafaft als ein Wunder betrachten ich 


"will aus den neneften und glaubwuͤrdigſten Au 
thoribus erftlich die Ceremonien beyder Koͤni⸗ 


ge’ wann fie die Eyr verrichten / vorſtellen/ 
und dann dasjenige, fo hierbey zu erinnern 
Fürglich anfügen 

Thuldenus Hift, Enn-ır 1. 3 über das Jahr 
Chriſti 1660 pag. 436 ne den Actum 
der Königlichen Eur in Franckreich all ; 
König Ludivig der XIV. von Franckreich hat 
— 16 May (welcher war der Pfingſttag) 











Reigen ward ſo viel Raums gelaſſen / daß 4 
Derfohten neben einander hindurch pasfiren 
Funten: Hernach wurden die Patienten wohl 


| befichtiget / und fleisfig durchſuchet / ob etwa 


einer aus Geiß (dann ein jeder bekemmet eine 
Verehrung) fi kranck oder gebrechlich ſtel⸗ 
ſete / oder ob jemand einig Gewehr ben ſich fuͤh⸗ 
rete / deſſen er ſich wider den König aus Anfiff⸗ 
ten eines feindfeligen Gemuͤths bey dieſer Ge 
legenheit bedienen möchte / ſo wird ihnen ſel⸗ 
ches abgensinmen / und nach verrichteter Koͤ⸗ 
niglichen Berührung nebft einem Gnade 
Pfennig / wieder gegeben. 

Ban nun der König ankommet / fo follen 
die Gebrechlichen alle auff die Knie und heben 
ihre. Hände andächtig empor; vor dem Koͤni⸗ 
ge ber gehen feine Trabanten und Leibwacht / 
dann folget der König felber mit eneblöfferenn 
Haupt bezenget am ganken Leibe, inſonder⸗ 
heit an Händen und Angefichte/ eine eyfrrige 


ftchen die Aertzte von welchen fie bey den Ha⸗ 
ren fanfft ergriffen’ und zu dem Könige gelen- 
cket werden, der alsdann feinen vechten Arm 
ein wenig ausrecket / und mit feiner Dayd / die 
er in Geftalt eines Creutzes leget / eines jeden 
Etirne anrühree mit Ausſprechung dieſer 
Worte: Der Koͤnig ruͤhret dich / GOtt heilet 
dich / im Nahmen des Vaters / des Sohnes / und 
des-Heil, Geiſtes. Hernach treten des Könige 
Allmoſen⸗geber herfuͤr / laſſen einen nach dem 
andern zur Thür des Saals hinaus / und ger 

ben ihme sine Berehrung. Endlich; ſo wird 
* dem 


| 
; N Hinter denGebrechlichen 























16 RELATIONES CUrıosa 


dem König Waſſer gereichet / helcher die Haͤn⸗ 
de waͤſchet / und damit hat ber gantze Neius 
ein Ende, — 

Eben dieſer Autor beſchreibet die Engliſche 
Eur am 413 auff dieſe Weiſe: Der Koͤnigl. 
Leib-Mediens laͤſſet ale Gebrechliche zu ihm 
kommen / und wann er befindet, Daß fie einen 
Krepff ( eder das Königliche Ubel / wie fiees in 


Eugelland nennen) haben fo benennet et eribe | 
nen ein Gemach oder Kirche wo fie fih ver: | 


famblen zum Könige zu Fommen, Wann nun 
die Predigt geendiget / fo find die Paltenten de; 


nen es vorigen Tages angemeldet/ Ara beys | 
h fi 


fammen. Alsdanu begibt fi) der König au 
feinen Seffel zu feiner Rechten fiehet der Se 
eretariug Br viel ange lotten (eine Engliſche 
Minse von Gold) jede an einer weijlenSeide: 
nen Schnur hangend / fo viel als derer find die 
fih wollen heilen laſſen: Die Patienten wer: 
den alsdann dem Könige zur linden Hand ge: 
flellet / und unterweiſet fie der ‚önigliche Leib: 
Mediens/ wie fie mit dreymahliger Neigung 
des Haupts zum Könige treten muſſen. 

Darauff liefet ein Geiftlicher aus der Bibel 
einen Vers / der fich auff Diefe Ceremonien ſchi⸗ 
cket: Damahlu als Carolus 11. die Enr ver- 
richtete / ward ein Tert aus dem Evangeliſten 
Marco gewehlet / da Chriſtus den Apoſteln 
verheiffer/ daß ſie winden die Hände auff die 
Krancken legen / und fie winden geſund werden. 
Der Mediens gehet mit einem jeden Gebrech⸗ 
‚lichen abfonderlich zum Könige und wirfft fich 
fambt jenem auf die Knie nieder / alsdann ruh⸗ 
ver der König mit feiner rechton Hand den lin⸗ 
cken / und mit der linden den rechten Baden 
des Patienten / und fo oft er felches an einem Pa⸗ 
tienten verrichtet / muß der Geiſtliche allemal 
den erwehlten Tert aus der Bibel wiederholen, 


Unterdeſſen Fompt der Medicus nicht von der” 


Erden / biß alle gebrecjliche Leute ſolcher Se; 
ſtalt berühret worden. Wann mun dieſes alles 
geſchehen / fü lieſet der Geiſtliche aus dem er; 
ſten Cap. des@vang.Fchannis den Tert biß auff 
den 6ten Vers. Alsdann führe man die Pa 
tienten / jo nicht geheilet/ fieder einen nad) 
dem andern zum Königey und da haͤnget der 
= 





' An 








Könie felber einem jeden von bieſen Leuten ein? 
gelotten an den Hals, und laͤſſet ſie von ich. 
Dem alsdann das Waffer / die Hide zung 
fihen gereichet 7 und der Actus alſo beſchloſſen 
wird / nachdem man zuvor das Water Unfer 


und die jo genandten Collecten gebeten hat, » 


Hier fraget fichs billich 7 Sb denn alle Kr 
nige von Franckteich und Engellandge fo viel. 
man deren weiß / dieſe Gabe gehabtz dag fiedie 
Kröpffe und die fallende Sucht welche Gabe 
ben Koͤnigen in En elland allein zukommt) hei⸗ 
len koͤnnen? Sch ſage/ nein / Damm vor fuder | 
dicg dem IX König in Frandrei den man 
auch) den Heiligen nenwer/ Fan man nicht er⸗ 
weiſen / daß ein König folcher gejtalt curiretz 
Ohnerachtet Forcatulus, Cledoves oder &us . 
dovila dem l. Rob, Cænalis aber dem H.Mar⸗ 
eulpho dieſes Werck am erſten zuſhreiben woß 
len / daß nehmlich ſchon jene Die Leute curiret / 
dieſer aber durch feine Heiligkeit den Koͤnigen 
von Franckreich eine ſolche Krafft vom Him⸗ 
mel erbethen Die Engliſchen und inter denen 
Polyd. Virgilius / behaupten / daß St. Eduar⸗ 
dus der Bekenner / welcher der legte aus dem g 
Geſchlechte der Angel⸗Saren / die Kranken am 


Herſten geheiler, 


2. Ob der gantze Koͤnigl. Stamm mit die ſer 
Himmeliſchen Guadebrgaber? Nein / ſondern 
Die regierende Könige allein und ſolte es auch 
eine Königin ſeyn warn fie nur Kegentin tz 
Ein Ereimpelhaben wir ander Engliſchen Ri 
nigin Elifaberha welche lange Zeit nicht heilen» 
wolte / vielleicht weil fe an gutem Erfolg zweif⸗ 
feltey oder beſorgete/ fie wäre darzu nicht be; 
rechtiget / als ihr aber Die — ſolches 
ſchimpfflich vorhielten / und ausbreiteten / fie 
waͤre deßwegen hinf hro unfirhrig zu dieſer 
Cur / weilfievom rechten Ölauben zu der Re⸗ 
formirten Religion getveten / da heilete fie her: 
nach mit gutem Succeß. 

. 3. Ob man auch wohl andere Potentaten 
— fo da mit dieſer Himmliſchen Gabe be 
guadiget geweſen ? Freylich ja. Känfer Dep | 
aſianus hat zu Alexandrig in Egypten einen - 
Blinden / dem er feinen Speichel in die Nu 


gen ſtrich / und einen Lahmen / deſſen Fuß se 


berührter 3 











Num.3. 

eruͤhrte / geſund gemacht / doch 
daß er andere Leut curiret. r 
kaudte König in Epiro / kunte die 


VPyrrhus / der. be⸗ 
die Miltz⸗ ſůch⸗ 
tigen heilen, wann er fienur mit feinem rechten 
Fuß beſtriche Depmwegen / als man nad) fer 
m Tode den Leichnam verDrandte/blieb jein 
rechter Fuß unverletzt / als der [0 viel taufend 
Menſchen geholften harte. Ja ſelbſt die loͤbli⸗ 
he. Herren Öraffen von Habſpurg hatten vor 
zeiten die Gabe daß denen, ſo einen Trund 
Waſſers von ihren Händen empfiengen/ Die 
Kröpffe vergingen : wie Camerarius bezeuget: 
ſolleu gleicher weiſe Die Könige von Ungarn/ 
von dem Heil. Stephano her die Gelbſucht mit 
bloſſem Anrühven habe heilen Fonnen / doch fin 
Herman heute ben ermelöten Stämmen dieſe 
Gabe nichtmehr. Im übrigen iſt es wicht vor⸗ 
bey zuachen/ was Plinius ſchreibet / daß alle 
Pſyili/ Marſi oder Marrubii und PhariiOphio⸗ 
genes / (cd waren gewiſſe Familien ) die Leute / 
fo da von gifftigen Schlangen gebiſſen / mit Aus⸗ 
faugung des-Giffts z oder au blo ſem Anrüb:. 
ren der Wunden habe heilen fünnen. Und wer 
unter ihnen dieſe Gabe nicht batte / den hielten 
fie vor einen Baſtart / und ſtieſſen ihn aus ihrem 
Geſchlecht. Gleichfalls iſt merckwuͤrdig / was 
Heinrich Stubbes von einem Irrlander / Nah 
mens Dalentin Greatarik / meldet, welcher vor 
ettwan2o Fahren in Londen und andersime mit 
Blofjer Auftlegung feiner lincken Hand aller: 
band £ 
Sucht Ausſatz / Fieber, Zah Ohren⸗ Augen: 
und andere Lehen Geſchwulſte und Con- 
vulfiones,leiptlih heilete. Ja er hat einem 
Menfchen einen erftarreten Arm mit dreymahl 
wiederhohletem Zuruffen / geſund gemacht / und 
ſagen die ſo mit ihm umbgegangen / daß er am 
gangenLeibe/ ja gar ſein Waſſer fo lieblich / wie 
Viblen gerochen. Es haben uns aber endli 


die Eouranten berichtet / daß dieſe Heilung | 


Krafft letzlich bey ihme verloſchen / weil er in ſei⸗ 


ner Eur von den Senten allzuviel überlauften . 


orden/oder aus einer andern Urſache. Sonſt 
u. ich auch nicht / daß ein eingiger unter ung‘ 
ey / dem die Hiſtoria von dem Capueiner P. 


Mareus d Apiano nicht bekandt ſeyn ſolte. 


Tom.l. 





Rerarıonss’CuriosEm 


hoͤret man nicht/ | 








eisen’ als den Krebs fallende | 





4. Ob auch alle von beſagten Koͤnigen be 
rührte Leute alfobald wieder gefund werden 7? 
Hierauff antwortet der Engliihe Medicus / 
Andreas Laurentius / daß Die Krancken nicht 
allemahl alle mit einander / noch auch alſobald / 
ſondern in wenig Tagen geſuud wärden/ und 
trifge es ſich felten zu daß nicht Die Helffte der 
Patienten zur Geſundheit gelangefen / ohner⸗ 
achtet der. Konig in Franckreich (der die Cur des 
Jaͤhrs einmahl auff Pfingſten zu verrichten pfles 
ger) ofiemahl 3000 und drüber / der Koͤnig in 
Engelland aber mochentlich 2 / 3/ biß 409 fol: 
cher Menſchen vor fich Fommen laſſe. Hiebey 
iſt zu mercken / daß Die Koͤnige in Franckreich 
nicht von ihrer Salbung ſolche Eur zu verrich⸗ 
ten pflegen fonbern fie muſſen zuvor gebuhrlich 
gefalbety Mütter des H. Geiſtes / und nad) St. 
Marculpha gereifet ſeyn / che fie ſich capabelzu 
diefemm Werde befinden. Die Englirche K d 
nige hergegen halten es nicht fo ftrenge damit / 
dan der mige Konig Carolus IL. hat ſchon im 
Haage / als er auff der Reiſe nad) Engellaud be⸗ 
griffen / dieſe Cur glücklich verrichtet. 

3. Aus welchem Grunde diefe Eur verrich 
tet werde / oder was man vor eine Urſach dep 
falls geben konne ? Etliche meynen / GOtt habe 





eine folche verborgeneKraftt diefen Königlichen . 


Familien aus fonderbaren Urfachen mitgethei⸗ 


| fetzaberdas Fans nicht ſeyn / dann ſonſten mir 


ſten es alle Furſten aus dieſem Geblute vers 
richten / welches mit der Erfahrung nichtuber 


ein kompt / ber das hat fir) die Samilie der 


Könige in Franckreich und Engelland / ſchon 
etliche mahl gänglich verändert. So fan man 
es much Fein Wunderwerck nennen/ dann Die 
Enren gefihehen nicht / den Glauben und Die 
Gottliche Warhgit zu erweiſen / worauf Die 
Wunderwercke gemeiniglich zu zielen pflegen. 
So darff man es auch nicht dem Zeuffel zu⸗ 
ſchreiben / welches warlich zu hart wider ſolche 
höhe Chriſtl Potentaten geſprochen wäre. Die 
beſte Meynung iſt deren / die behaupten / daß ein 
heimlicher Einfluß der Ratur und einer unſicht⸗ 
bahren Krafft das meiſte darbey thue / dann 
durch die ſtarcke Einbildung der Patienten / und 
deren Zuverſicht / werden ihre verſchloſſe⸗ 
ne 


= 


























28 RELATIONES CURIOSA. 


ne Geiſter gelencket / geruͤhret / und auffgemun⸗ 
tert / daß ſie ſich erheben / ihre Banden gleichſam 
jerreiffen/ und ſich des. Kaͤrckers entledigen. 
Woher waͤchſet einem Soldaten der Muchy 
Wann ihn fein König jelber anfriſchet? Woher 
wird auch der Beherstefle verzagt/ wann ſeine 
Geſellen in der Schlacht lauffen Woher His, 
daß alte Leute, wann fie mit Sünglingen fiets 
umbgehen / zu einem hohen Alter gelangen ? 
Woher Fan ein luſtiger Menſch eine gantze Ge; 
feuichafft erluftigen? Warlih von nichts an 
ders / als dag dadurch die Geiſter eines Den: 
fhen gleichfam ein neues Leben befommeny 
und fih von neuem auffrichten. Aus dieſem 
Grunde und einer fteiften Eihbildung Fönnen 
gar gepinge Sachen / als gewiſſe Characteresssu 
gewiſſen Zeiten und in gew Stunden ge⸗ 
grabene oder geſchnittene Steine, Kräuter, 
Kohlen / Holtz / Wurtzeln groffe Thaten thun / 
dann die Einbildung machet den Krancken und 
ohnmaͤchtigen Geiſtern Luͤfft/ daß fie wieder in 
ihre vorige Freyheit Fommen. Sch) habe ei; 
nen Pot Boten gekant / welcher zum Poſſen 
ausſprengete / er könne durch Stoffung vor Die 
Stirne einemdas Fieber.heilen/ was gefchah ? 
er befahm Patienten / welche durch dieſe Eur 
mebrentheils geheilet wurden. 
Es iſt gar gewiß / daß diejenige / fo Feinen 


Der wachſende Berg. | 
bekant iſt. Diefer Berg nimmer noch täglich“ 


Es iſt unter den Naturfündigern eine wich⸗ 
tige Seo von den Steinen nicht allein 


© woher diefelbe entfieheny fondern auch / ob fie 


annoch wachſen und gröffer werden. "Wonder 
Materie der Steinen will ich itzo nicht reden / 
‚noch, auch verfechten / dag fie wachſen / dann fon: 
fen würden die Berge und Felſen zu einer ge; 
maltigen Höhe mit der Zeit gelangen: Gleich: 


wohliſt es wunderwuͤrdig / was der wohlver⸗ 


— und weitgereiſete Zeilerus dieſesfalis 
meldet: 
In der Schweitz ſpricht er / im Grindel 


Wald / oberhalb Interlappen zu Latein In⸗ſie 
terlacus, im Schnee-Gebürg/lieget cin abſcheu⸗ 
"liches Gebürge/ fo unter dem Rahmen des 
Glaͤtſchers in Teutſchland und Italien ziemlich, 












veſten Glauben or ſtarcke Einbildung bey die; 
fer Eur der Könige haben/ felten gefund wer⸗ 
den/ Damit aber die Einbildung durch ſtete Er; 
Annerung erneuert und unterhalten werde, fo 
hänget man denEnrireten obgedachte Pfennige 
an den Halß Melde nicht anders ihre Wire 
ung thun/ als irgend ein King, Half vder" 
Armband von einer gelichten Perfohn die Lebe 
häget. Und main es fich bei daß ein füls 
er Pfennig vom Halſe verlohren wird begiebt 
ſichs gemeiniglich / daß der einfaͤltige and aber 
gauhiſche Patient wieder in feine vorige Kanck 





| ben und Zuverſicht erfodert/ melchen falls er ſel 























heit faͤllet fintemahl alsdann feine Geifter ven 
nichts mehr angereiget und unterhalten dan 
nenhero im —— ſchwach und traͤg wer⸗ 
den/ wodurch fie gleſch ain von neuem einge: 
(orofien find / und der Menfch eine Recidivamı 
ekompt. — 
Das glaube ich endlich gänglich dag auch 
ein anderer dergleichen. Euren verrichten koͤn 
te / wann nur anSeiten derPatienten alles wohl 
darzu diſponiret it: Wiewohl befagter Pater" 
Marcus d’ Aviano aud) bey dem Heilenden 
und Anrührenden einen. rechtſchaffenen Glau: 


ber bekennet / Daß cin jeder dergleichen Eurer: 
thun wuͤrde / doch muß der Patient auch fein Les - 
ben darnach auftelfen, 


zu md waͤchſet / ſo / gardapes die anwohnen⸗ 
de Schweiger dor eine Thorheit achten, ein: 
Hanf oder ander Gebäu andiefen Berg zufe: - 
tzen angefehen/ man daffelbe öffters wide - 
fortrücken müfen: Wo vor. einigen Fahren. 
noch lieblich-grunende und ebene Auen geftans 
den / dahin hat fich nunmehro derfelbeBer aus⸗ 
cbreitet/ daß manyu dieferStunde dafelbft an⸗ 
ers nichts / als felſichtes Gebuͤſch/ oder Buſch⸗ 
‚reiche Felſen und Wilduhffen ficher. j 
Man finder etliche, fo da vorwenden / daß 

ch der Berg nicht an fich felber und in feinee 
fubftantz dergeftalt ausbreitefondern wañ bey: 
angehendem Sommer die Sonne zu ihren vos 
rigen: Kräften kymmet / und das den —— 


































RELATIONESCURIOSE 19 


— — — — = E . * 

ß— Eoßſe / fo berfte dar | Eyß endlich einem Stein oder Criſtall / fo 

- Aber groß sermehrte Eyß anfrlöfe, fo berſte da ches Eyß endlich einem Stein | 
fee, Dannenhero und ‚ar umb ebendiefer | wohLiwegen der Härtigkeit als wegen der Klar 


Kitten / ſey es gefährlich nahe andier | heit feinestveges weichen Darf / und dieſes er⸗ 
—— zu “ at, — haͤrtete Eyß wird auch insgemein Glaͤtſcher ges 








Aber dieſes Vorgeben beſtehet nicht wäre | nennet/welchesman in Welſchland und andere 
der Anwachs ein bloſſes Ens / IV wirdessend | Hrten fo häufig zu Kauff bringet / bey Som: 


ich gerri und duch die Fraffeige Sonnen mers Zeiten Das Getränke dadurch zu Fühlen. 
in ben Fommen und alſo Diefe abſcheuliche groſſe Zapfen haben einen 
wie Waſſer / gaͤntzlichen wider zerflieſſen. Nein; ſolchen gewaltigen Trieb, daß jie vffters mie 
die zumwachfende Eden und Theile des Gebür, | groffem Krachen ſich horen laſſen. Ja der Berg 

ges find ch Saſſtund Erd reich dab Bi | felber mie zuvor erwehnet / fpaltet/ fonderlich 
me’ Sraude und Kräuter / alfobald ihre Wu | bey warmen Zeiten, ſich jelber an verſchiedenen 
‚sein ſchieſſen / und vor dieſelbe Nahrung finden | Drten mit einem ſolchen Gethoͤn und Praſſeln 
Hnnen. Man hat auch bemercket/ dagdiefes | von einander/daß er ein grofesStin des umb⸗ 
Ansrhehen und Zunehmen des Berges / fonder | liegenden gandes mit Sand Steinen’ Holtz/ 
dic) bey warmer Zeit früh morgens / wiewohl | amd wüfter Erden bedecket/ auch vielfaltige, 
auch jedoch ſeltener / bey Abend-Zeiten/ geſchie⸗und manchmahl unergrimdliche Höhlen und 
het / da fich die Erde mit grofien, Krachen aus | Riſſe machet / darein bey Sommer: Zeit das 
wirfft / zu ampt allen Sehen / Stein » und Ge⸗ Wadpraͤt von den Jaͤgern undanderes Fleiſch 

) fo darauff ſtehen / alsdaun wird eine | vonden daherumb wohnenden Haußleuten ge⸗ 

ab iche Klufft/fv zuweilen von dem Berg Hangen wird / Dann folches iſt hernach eine ge: 

a — ———— ausgefuͤllet worden. ranme Zeit von der Faͤulung befreyet / weil es 





Sonſten wachſen auch / welches nicht fo ſel in den Klunſen gantz hart gefrieret. 
m / aus Die — — rauhe Eyß⸗ Ob nun ale biß dato wenige gefunden wer; 
—— iftalline Selten (dann Criftallift | den, ſo die eigentliche Urfache des Ausbreitens 
wie au) Stein und greulihe | oder Anwachſes an diefem berühmten Glät: 
Felfen-Stidkerfo die daſelbſt befimdtiche Hänjer | jeher herbey zu bringen getrauen/ fo bilde ich 
und andere Dinge von ſich abzumd indie. Hohe | mir dach ein daß einig und allein die unter irr⸗ 
ſchieben. Es weiß fafteinjeder/dag mau meh⸗ diſchen Winde hieran das meiſte verrichten / wel⸗ 
- zentheils durch das gange Jahr auff diefem jo | ces die gemachte Klufften / der ausgeworffene 
aenanten&lätjeher,Schuer findet, Die Stra: | Sand /Erden und Selen: Stücer erweißlich 
j len der Sonnen haben war ben Tag eine olche zumachen ſcheinen / daß man es demuach viel: 
Krafft/ daß ſie viel von dieſem Schnee zu af | mehr eine Erſchutterung / als einen Zuwachs 
- ferzumachen vermoͤgen / aber die darauff fol | Des Berge nennen koͤnte / ſonſt wuͤrde der Wachs 
gende Nacht-Kalte ‚zwinget olche Feuchtigte: | nicht auff einmahl und mir einem jolchen Ge: 
alfobald wieder zu einer folchen Härte dapfob | töß geſchehen. 


. . Woran fan mandie Berfchiedenheihder Sonnen-Hiße er- 
d ennen! 

> iſt gar nachdencklich / wann manbetrad | Magß / und wiege die beyden Sorten nach ein: 

tet ı welcher geftalt die Sonue aneinerlep | ander’ jb wirſt du einen ziemnlichen Unterſcheid 
Gewaͤchſe auf verfehiedene Weife wuͤrcket; befindendann dev Welfche ift hitziger / und leid); 
Ich will Diefes mit einem Erempel deutliher | ter; bie Nordiſche weil die Krafft der Sonuen 
machen: Nimb Weitzen aus Wilſchland /hal⸗ daſelbſt jo groß nicht iſt wird hergegen kaͤlter/ 
te dargegen den Liefflaͤndiſchen oder Daͤniſchen dahero auch ſchwerer ſeyn / ja ſolchen Unter⸗ 
Weitzen fuͤlle von jedem eine aleihmäsfige | ſcheid wird .; in der Frucht / die auffder Ebe⸗ 
E 2 ue / und 























20 REeLATIOoNES Curıiosz. 











ne/ und der, fo dichte darbey auff einem fehr 
hoben Gebürge wächfer, wahrnehmen, dieſe 
wird gleichfalls ſchwerer nnd Fälter fepn, dahe⸗ 


Giebt es auch Leute / ſo in oder unter der Erden wohnen 


Ch rrde allhier nicht von ſolchen / die da un⸗ 

ſere oder anderer Leute Antipodes Fonten 
genennet werden’ noch auch von denen Peuteny 
Die da in Welſchland Malthar in Hein Alien in 
Arabien und anderswo ſich in ihren Wohnun 
gen / die da entweder aus Höhlen’ oder zugrrich⸗ 
teten und in die Erde gegrabenen Wohnungen 
beſtehen / wohnen fondern won ſolchen / die da 


nimmer / oder ſelten zu unſerm Gefichte Eon 


men / im übrigen aber immerdar von feinem 
Menſchen oder auffder enferlichen Fläche des 
Erdbodens / jemahlen gefehen werden. 

So iſt dann gewiß / dag ohnerachtet die en⸗ 
ſerliche Släche der Erden groß gung erfchaffen, 
umb nod) viel Milionen Menfchen mehr / als 
deren anitzo ſind / zu beherbergen und zu ernaͤh⸗ 
von / gleichwohl auch unter der Erden / weit von 
uns entfernet / vollkommene Menſchen wohnen / 
von denen wir wenig zu wiſſen beko mmen Wir 
erzehlen anitzo dasjenige, welches fich Anno 
1140 in Engelland unter Koͤnig Stephano zuge; 
tragen / und der glanbhaffte Man Guilichnug 
Reubrifenfis/ im ı Bud) der Englifchen Revo- 
hutionen der groffen Veränderungen / umb⸗ 
fiändlich befehrieben hat. — 

In dem WeftlichenTheil Engellands / ſpricht 
lieget ohngefehr 4 oder s Meilen von dee 
Königs und Märterers St, Edmundi Cloſter 
ein Dorff / bey welchem erliche uhralte Höhlen 
su fehen/ welche man in Englifcher Sprache 
Wulffputes, oder Molfis: Höhlen nennet/ da; 


von auch — Dorff feinen Nahmen em; 


pfaugen; mahls / als die Bauren dieſes 
Doris an ihrem Eindie Merck im Felde in 
Eommer-Tagen gefchäfftig waren / kahmen aus 
einer ſolchen Hoͤhlen wey Kinder / gang grün 
von Leibe herfuͤr / von deren Kleidung man nicht 
urtheilen kume woraus fie gemacht. Wie dieſe 
durch das Anſchauen des Haren Himmele bie: 
gend umbher wandelten/ und in der Frre herz 
umb lieffen auff dem Felde wurden fir von den 





| Sinder gans nichts man kunte fie auch nicht da: { 








ſti Nahmen getauft, und in der Engliſchen 


















ro auch / gleich dem Nordiſchen Weitzen / nicht fü 
weiſſes Drod geben wie der waͤrmere dann je 
ſchwerer je feuchter und je feuchter je ſchwaͤrtzer. 


erndenden Bauern auffgefangen / und nach dent 
Dorffe gefuhret / woſelbſi fich eine groſſe Menge 
Volcks wegen dieſes ungewöhnlichen Schau⸗ 
ſpielẽ verſamblete. In etlichen Tagen aſſen dieſe 


zu bewegem daß fie etwas von den gewoͤhnlichen 
Land⸗Speiſen genoffen hätten fo gar / daß fie vor 
Hunger faft verfchmachteten/ und man ſchon 
an ihrem Leben zu zweiffeln begunte. 9 
Endlich erblicketen fie einen Wagen vollfri 
fher nnd grüner Bohnen / welchen ein Bauer, 
vorüber fuͤhrete nach welchen fie in vollen 
ES prüngen zuepleten / ind gange Hände vol 
vom Wagen riſſen / wie fie aberin den auffge: 
machten Schalen nichts funden wurden ſſe 
traurig / fiengen anzu weinen’ und gehuben ſich J 
erbärmlich, Hieraus erkenneten gleichwohl die 
Bauern / daß es Ihnen umb friſche Bohnen zu 
thun waͤre /welche ſie ihnen in guter Menge her⸗ 
bey gebracht / und haben diefe Kinder dävonyalg 
von ihrer eher und gewöhnlichen Nabe 
rung / ſich etliche Monat) erhalten’ biß fie mie 
der Zeit des Brods gewohnet worden. 

Hier begab fich ein meickwuͤrdig Ding: Ms 
fie der Englifchen Landſpeiſen gewohnet warez 
da vergieng ihnen nach und nach die grüne ars 
be ihres Leibes; Man hat fie hernach auff Chris 


Sprache unterrichtet / welche fie auch ziemlich 
gefaffer. Das Knaͤblein / fo etwas jünger als 
das Mägdlein feine Schwefter iſt gleich nad) 
empfangener heiligen Tauffe geſtorben; diefes 7 
aber/hat lange Zeit hernach gelebet/und untveit 4 
Senna ſich ordentlich verheyrathet. 

Wie das Maͤgdlein / zwiſchen welchem nnd 
andern Englichen Maͤgdlein / Fein einziger Uns 
terſchied war / Die Land-Sprache voͤllig gefaſſet / 
und man cs befraget / was es vor eine Perſohn/ 44 
und woher es — Dates geantwortet / ſie waͤe 
ren Leute aus St. Martens Land / twofelbfifie 
haͤuffig wohneten. en, 

r 





RzeraırıoNEs Cuxrros2. 





ſchet / wo dann gedachte Landſchafft belegen / und 
auff vas Weiſe fie heraus inEngelland kommen 
waren ?ift ihre Antwort geweſen / daß fie ſolches 
war nicht wiſe / ſolches aber ſchwebe ihr annoch 
in friſchem Gedaͤchtnuß daB als es und ihr 
"Bender einsmaahls ihres VatersBiebe auff der 
Meyde gehuůtet haͤtten fie einen Klanck einer 
Glocken vernommen / fo Der Glocken dieſes Clo⸗ 
flers uSt. Edmund nicht ungleich geweſen / und 
da fie dieſem ungemöhnlichenfiang nach gegam 
en ‚wären fie endlich zur Höhlen heraus und 
auff daſelbe Zeld kommen / wo ſie von den Bau⸗ 
ren gefangen worden, \ 
gs man die Dirne ferner fragte / ob fie in 4 
ven Lande auch au Chriſtum glaubte / und ob i 
nen auch die Sonne wahl zu Geſichte Fähme? 
da gab fie auff jenes zur Antwort / daß ihr Land 
Ehriſtlich und mit vielen ſchonen Kirchen bezie⸗ 
ret wäre; Auffdiefes aber daß fie zwiſchenLicht 
und Sf ternuß / gleich wie hier etwa bey der 4 
merung lebeten / doch waͤre nicht weit 
von ihnen ein ander Land / durch einen lich⸗ 
breiten Strohm von dem ihrigen abgeſondert / 
belegen / welches viel lichter als ihres waͤre. 
Das iſts/ was man von dieſem MWeirsBilde zu 
wiſſen befommen/ welche Yusfage Durch das 
un rg und glaubwürdigen 
en befräfftiget worben. ? 
Bißhero hat obgedachter Neubriſſenſis ge⸗ 
redet Kircherus aber in feiner Unter, Irrdi⸗ 
ſchen Weit eraminiret diefe-Hiftoria gar genau / 
und fragt unter andern / durch welche Gelegen⸗ 
ei ich Die Leute —— Unter⸗Irrdiſche Land⸗ 


* 


afft zu wohnen a; und hält dafür / job 

s muſſe geſchehen feyn/ entweder weilche: 
mahlen in Engelland eine gewaltige Peſt craſſi⸗ 
ret / oder ein groſſer Auffſtand geweſen / oder gar 
wegen einer andern groſſen Verfolgung. Daun 
ts iſt ja bekandt / daß bey ſolchen Fällen dir Leu⸗ 
te ſich mit Weib und Kindyund allem was ſie ha⸗ 
ben indie Wälder und Höhlen verkriechen da⸗ 
rinn ſie / als in einem Frey Hauß / ſicher leben / 
biß das Unglück vorbey geſtrichen / Daß fie als⸗ 
dann wieder ohne Gefahr zu dem ihrigen gelan⸗ 
gen moͤgen. Alſo flohe David / Daihm Saul 
nach dem Leben ſtunde / in eine Höhle: Die Zr 


21 





ſraeliten verbargen ſich in tunckele Gru fſten / als 
fie von den Philiftern hart geaͤngſtet wurden. 
St. Paulus’ cin Einſiedler / ſalvirte ſich in cine 
fiefie Speluncke in der Würfte/als die Tyrannen 
in Egypten die Ehriften verrolgeten / und was 
ſoll ich ſagen von den Kindern zu Hamel die ein 
böfer Menſch oder gar ber Teuffel (wann an 
ders von diefer Legende was zu halten) in einen 
Berg geführer/diefe find dem Vermuthen nad 


nicht weniger / als oberzehlte / darinn uͤmbkom⸗ 
men / ſondern in eine andere Gegend gelanget 


wo fie fich vermehret haben, Dann es hat ſich 
Fünnen zutragen / daß der Eingang folcher Hoͤh⸗ 
le entweder mit Fleiß yon einem Feinde ver 
fiopffet / oder durch einen Erdenfall oder Klip⸗ 
peu⸗Fall verleget worden daß die inwendige 
Bente/ Feinen Ansgang findende / gezwungen 
werden, zu bleiben/ und ihre Nahrung auff eine 
andere Reife zu ſuchen / biß fic endlich einen Aus⸗ 
gang finden/ „der von andern/ die ohngefehr zu 

ihnen kemmen / angetroffen werden. 
Dergleichen ift ehemahlen vielen Juden be 
gegnet/ die lange zuvor in dem Caſpiſchen Ge⸗ 
burge verſperret / und endlich wieder gefunden 
worden : Alſo haben die Jaͤger in Spanien zu 
Phluppi IH, Zeiten in dem Gebůrge und Gruft 
ten erliche Leute gefunden’ welche v iel hundert 
Jahre daſelbſt von Gefihlecht zu Gefehleht gu 
Tebet / und mit Feitren andern Leuten umbgan, 
gen; deren Sprache auch von der Spaniſchen 
fehr unterſchieden geweſen; dieſe waren rechte 
wilde Leute hatten keiue rechteLebens Art / aber 
Hernach hat man fie zu den rechten Spanier 
gethan / da jie durch Fleiß der Munche bald zu 
einem andern und beſſern Weſen kommen / daß 
anitzo zwiſchen ihnen und den gebuhrnen Spa⸗ 
wiern Fein Unterfeheid mehr ift. Auno Ehrifti 
900 find auff gleiche Weiſe in Siebenbuͤrgen 
verfhiedene Menſchen an den Höhlen dis Ge⸗ 
bürges herfür gefrochen / welche vorgegeben / 
daß fie in einem andernLande / daß noch nicht 
allerdings bebanet getvefen/ unter der der Er 

den gewohnet. N 
Hier findet ſich gber der. groͤſte Zweiffel / den 
auch Kircherus am meiſten treihet woher dann 
Diefe Leuthe noch einiges Licht haben Fonnen? 
63 Aber 


* 














22 





Aber diefer Stein it Teicht zu heben’ dann die 
Berge / und abionderlich die Felſen / haben ge: 
waltige Riſſe an dergleichen Orten / wodurch die 
eorfichtige Natur des Tags Licht zur Noth hin: 
ein ſencket / welches auch wohl durch die Gruͤff 
fe der eiufallenden Fluſſe (dann deren gieht es 
gar viel uuter der Erden) hinein fcheinen / und 
einen groffen Theil erleuchtenfan. Dann de; 
nen Leuten / Die lange Zeit unter der Erden in 
ſolchen dunckeln Orthen gewohnet / iſ ein wenig 
Lichts gung / welches einem andern der da zu 
arſt hinein kommet / zu wenig feyn pind ſeine 
Arbeit dabey zu verrichten, biß er es endlich 


gewohnete. 

Eudlich wird gefraget was doch dieſes 
vor eine unbekante Materie gewefen/ darans 
Diefer Engliſchen Kinder K leidung-beftanden ? 
Ich glaube, daß fie gemacht geweſen aus einer 
ſolchen Subftang/ deren ich die Leme an an, 
dern enilegenen Orthen bedienen / die da Feine- 
Wolle, Seiden Baumwolle Leinwand 


Nachdenckliche Wuͤrckung 
V 


On dieſem Pulver iſt in der Welt anietzo 
viel Redens / viele halten es vot ein⸗ treff⸗ 
liche Erfindung/die meiſten aber wollen ihm Eei: 
nenörund ned) Glauben zuffellen : Der Engli⸗ 
ſche Cantzler Graff Dighh if der Mann der 
feinen vortrefflichen Verſtand in Bereitung die⸗ 
fes Pubvers mit unglaublicher Wuͤrckung def 
felben/ uns vor nicht gar langer Zeit an den 
Tag gegeben: Wir wollen anttzo ein merckli⸗ 
es Erempel und ſeltzame Heilung dieſes Pub 
vers anfuhren/ und bey anderer Gelegehbeit „ 
betrachten nicht allein’ was die Gelehrten da: 
son halten / fordern auch ſelbſten / wie diefes 
Pulver nach Anweiſung des berühmten Digby 
aiılle bereitet werden, 

As einsmahls ween Engelländer mit ei 
ander uninig worden daß fie ihre Sache durch 
den Degen auszufshren bereit ſunden da Fan 
ohngefehr dazn 3. Dastwel/deg Hertzogen von 
Buckingam Secretar us fein gelehrter Mann 
und vertrauter Freund dieſer jtreitigen Perſoh⸗ 
ND an zu vertragen fig 


men / welche er von fit 3 
bemähere / und danenhers solchen fie riulieff/ 


br Tr ARE Es — — 


Reıartıonzs Curıesa 






















—— 29 
oder jonften was haben, daraus man Kleider 
zu machen pflegety fie Fönnen gemacht gewe⸗ 
fen jeyn aus Federn oder Blättern von Bär 7 
men / oder Baum Rinder / gder von Zaͤſerlein 
der Baum⸗Wurtzeln ‚ja auch wohl aus Binſen 
oder Moß der an den Bäumen und Felſen waͤch⸗ 


fet/ Dann aus dergleichen wiffen ihnen die Eli 
gen Indianer gar ſchöne lbider zubereiten. ° 


Was Die grüne Farbe diefer 
fo Fan folche Teicht Foınmen fe 
Speifenderen fie ſich haͤuffig 
weniger von der natürlichen 
Wohnplages / dann die Erfahrung bezeuget / 
daß in tiefen Abgrund die Mauren Felſen und 

andre Dinge alleſambt grün befärber find/ und 
daß ihre Wohnung und Speife ay der grünen 
Farbe ihres Leibes Urfach geweſen / ftehet zu 
erweilen/ daß dieſelbe / als fie in eine andere 
Lufft und Land Fommen/ auch andere Speife 
genoſſen / gänglich/ oder mehrentheild wieder. 


vergangen, 
des Sympatifchen Pulvers 
ß des einen und die Klinge Des andern " 


das Gefä 
Degens reiffende Der eine von den Strei 
genden riſſe dem friedfamen Soumwel aus groß 
ſem Eyffer Die Klinge durch die Hands und zer 
ſchnitte ihm damit zugleich alle Adern / Scehnen 
und Mufenlen/ big auff die Kuschen. Unter 
deffen hatte der andere fein Gefäß auch loß be; 
kommen / welcher nach ſeines Gegenwarts Kopff 
«einen gewaltigen Streich führeterwelchen aber 
Houwel/ hinter welchem ſich der andere verbaß 
ge / mit feiner ſchon hart verwundeen Handy 
welche er in die Höhe [hlugerauffiengerundab 
fo auswendig eben  fehr als inwendig / ander 
Hand verwundet ward. Wennud siveen 
Gegener ihren Freund alſo hefftig bintemjahen, / 
lieſſen fie einmuthig hinzu ihme zu helffen / der⸗ 
hauden ihme die Hand mi Hoſenbaͤndern / und 
was ſie in der Eyl bekamen umb das Blut zu 
fällen: führeten ihm auch fo Bald zu rinem Artzt ⸗ 
der die erſte Verbindung thäte, 0 
Diefer Fall kame dem Ddamahkrregierenden 
Könige Kaeobo bald zu Ohren’ welcher feinen 
Leib⸗Chiturgum augenblicklich zu den Berwun 
deten 


Kinder anlanget / 
yn von den grmen 
bedienet / wie nicht 
Fruchtigkeit ihres 





* 


RELATIONE 





deten ſandte / mit Befehlanicht Das geringfte an 
feiner Heilung zu verfehen Obgedachter ralt 
Digby mohnete damahlen nicht gar weit von 
des Houwels Logiment/ dannenhero dieſer Pa 
tient etwaz Tage na feiner Bleſſur fruͤh mor⸗ 
gens zu Herr Digby Fame da fic) derfelbige al- 
Teiveil anfleideternnd ihn feiner Wunden wegen 
mb Rath fragte: maſſen ihm deſſen Erfahren 
heitin dergleichen Sachen ſchon bekandt zudem 
auch feine Wunden ſo ſchlimm waren’ daß die 
und-Aergte gnug zu thun dem fo genandten 
Eaton Brand zuſteuren. Mit einem Wort; an 
feinena gantzen Wefen war su —* der groſſe 
Schmergen welchen er fuͤhlete / ſo er auch vor 
unerträglich ausgabe. Digby ſprach damah⸗ 
len daßer bereit wäre, ihm zu helffen / wann er 
aber fehen würde die Arth und Weiſe feiner 
Eur / nehmlich/ daprer dieſelbe verrichtete ohne 
‚ einige: Befihtigung und Fühlung der Yun: 
den / dürfte er vielleicht alsdann den Wund- 

en der Meynnng / daß feine 


Perſohnen ihme von ſeinen Euremerzeblet haͤt⸗ 
ten/ lieſſ 





i Rupfferroth / aus 
einer Eleinen Lade / warff es ine Baffernund lieg 
es zerſchmeltzen / und als man ihm das Band 
brachte ſteckete er daſſelbe alfo beſudelt und blu⸗ 
tig darein Houwel hatte ſich inzwiſchen mir 
einem Edelmann an dem andern Ende des Ge; 
machs in ein Geſpraͤch eingelaffen und hatte 
nicht beobachtet / was Dighy gethan; Er alte⸗ 
rirte ſich aber zur ſtund mit einer groſſen Bewe⸗ 
gung / daß ihn der Cantzler fragte / was er fuͤh⸗ 


— 


lete? Ich weiß nicht / gab jener zur Antwort/; 
aber 8 ijt mir eben, als wann mir jemand ein 
naſſes Tuch umb meine Wunden ſchluͤge / wel⸗ 
ches mich erfühlet , und alle Schmertzen hin; 





* 
Curros ze 23 


wegnimmet. Weilihr dann / ſprach der Öxgff 
hierauff / hier aus ſchon eine treffliche Wurckung 
meiner Artzury empfindet / ſo rathe ich euch / daß 
ihr alle Bflafter von euren Wunden hinweg 
fihaffetzund bemühet ſeyd /die Wunden fein rem 
und in einer temperirten Hitze und Kaͤlte zu hal: 
ten, Dieſe Wunder⸗Geſchichte Fam alſobald 
vor den Hertzog von Buckingam / und gleich da⸗ 
vauff auch vor den König jelber / welche beyde 
begierig waren / zu vernehmen den Ausgaug 
dieſer ur, 

Rachmittags zog der Cantzler das beſudelte 
Leinwand wieder aus dem Becken / und lich es 
vor einem groffen Feuer truckenen / (da es dann 
nothivendig vorerit fehr heiß werden muſte /) 

‚ Kaum war das Band getrucknet/ da Fam Des 
Honwels Diener zur fund / und berichtete den 
Digby daß fein den vor,furgerzeit mehr Pein/ 
ja gröffere Hitze / als noch jemahlw/ in feinen 
Wundenempfunden hättes es hätte ihm ge 
daͤucht / ob läge feine Hand auff glucnben obs 
en. Der Eangler antwortete; Ob wohl fol 
Bes ifo gefchehen fü folte er darumb doch ger 
teoftfeyn. Er. (Digby) wife die Urſach dieſer 
Pein gar wohl / wolte auch ſchon Sorge trage 
daß fein Hert / che er wieder zu ihme Fame, don 
feinen Schmergen folte befreyet ſeyn Wann 
er es aber anders an feinem Herrn befinde / ſo 
u er ftundlich wieder Fchren / und es Ihm an⸗ 

gen. e 

Hierauf ſenckete Digby das befudelte Band’ 

“nieder ind Bitrol Waſſer worauff der Patient. 
alſobald von alle feinen Schmergen entlediget/ 
und feine Wunden in 5 oder 6 Tagen glücklich, 
und ganglich geheilet worden. 

Als König Facobus von diefem gangen Ver; 
lauf genauen Bericht erlanget / begehrte er von 
Digby diefe Kunſt und Geheimniß zu erfahren 
welcher fich war willig hierzu erzeigte / doch 
bathe er ihndag ihm zuvor belieben möchte gn⸗ 
zuhören / was er ihm von dem Urfprumg dieſer 
Kauͤnſt zu erzehlen haͤtte / nehmlich / daß ein ge 

wiſſer 




















wiſſer Carmeliter⸗Munch unlängft aus Indien / 


Perſien und China zu Florentz antommentyer | 


re and daſelbſt verſchicdene herrliche Proben 
wit feinem Pulver abgelegt hätte/ dahero der 
Soß⸗Hertzog ebenmaßig Luſt brfommen/diefe 


Surf zu lernen. Der Munch hätte ihm zurAYnt, | 


wort gegeben / daß es ehr Geheimnig wärerwel; 
ches cr in Morgenland gelernet / und dahere | 
nicht glaubete / daß es einem eingigen Menfchen | 
in ganz Europa hekandt wäre: Aus folchen ii | 
fachen befund er ſich verpflichtet / dieſes geheime 
Stůcklein nicht offenbar zu machen’ eg fen 
dann / daß Se. Hochfl. Durchl. ihme verheiſſen 




















aͤtte er 
dachtem Carme 
Dienſt zu erwei⸗ 
anckſagung dieſes 
er urtheilete / dag 


machen. Etliche Monaten hernach h 
Dighy) das Gluͤck gehabt/ ge 
liter Muͤnch einen wichtigen 
ſen / da ihm daũ derfelbe zur D 
Geheimniß entdecket / daher⸗ 
er der eintzige annod) in gang Europa waͤre / der 
ſich dieſer Wiſſenſchafften ruͤhmen koͤnte 

oͤnig Jacobus antwortete ihm daß er ee 
feinen Menſchen offenbahren fondern allein. 
mit feinen Händen practijiven wolte ; erfuchte 
auch den Cantzler / das er ihm etwas won dies 
jem Pulver mircheilete / welches er thaͤte und 
ihm von dem gangen Wercke guten Berichters 





wolten / die ſe Kunſt mit eigenen Händen allein zu 
uͤhen / und niemanden zu offenbaren. Der&ro ß 
Dergeg aber wolte ſich hiezu nicht verbindlich | 


Wie man eine ſolche Farbe bereiten k 
dringet / alſo / daß / was auswendig gemahlet / auch inwen⸗ 
Steinen erſcheinet. 


dig in den 
85 der hochgelahrte und ſubtile Jeſuit Kir; 
cherus einsmahls ſolche gemachete Stei⸗ 
nr erblicket / deren Farbe quch in den innerfien 
Loͤrper hinein gedrungen waten da wuſte er 
nicht / was er hievon machen ſolte / er betrach⸗ 
tete den Stein / und befand aus gewiſſen Umb⸗ 
fländen / Daß fie durch Kunſt / und nicht von der 
Natur aljo bemahlet: Und weil er von dem 
Erfinder diefer Kunſt feinen rechten Bericht ev; 
langen Funte / fo ſtreckete er feinen Kopff felber 
dran und fande endlich durch Hüfffe Alberti 
Guͤntherus aus Sachfendiefes ſelzame Stück: 
lein / welches er hernach / wie er dann in feinen 
ſchoͤnen Sachen nicht Farg oder geihig geweſen⸗ 
den Liebhabern diefe.Kunft offenhergig mitge 
theilgt hat. Die Bereifung der Farbe 1% 
“ fichet hierinn: 

Nimb von Scheidewwaffer 2 Ungen; Won 
Könige Waffer (Agua Regia) eben jo viel; Sal 
Ammoniac eine Unge : vom beften Spiritu vini- 
2Drachmas, jo viel Golds als etwa 9 Jutii an 
Gelds werth find: gereinigt Silber 2 Drach- 
mas; Wann du diefes haft / fo nimb das calci⸗ 
mete Silber/thue es in eine Schale / gieſſe 2 Uns 
gen ScheideWaſſer darauff / und laß es aus 
dämpfen fo haft du ein Waſſer / welches dir eine 
ſchoͤne Himmelblaue Farbe / und hernach eine 


* 











| dämpffer darnach thue den Sal ammoniac wie 


| Goldfärbiges Wa 


ı subgreitetem Waſſer / ſo wirſt du endkich fehen, ' 

























theilete dahero dann hernach der König ver: I 
ſchiedene fhöne Proben mit diefer Kunft ge: 
than / zu feinem eigenem fonderbarenBergnüge, 


an/welchedurch die Steine 


ſchwartze giebet. Hernach thu das calcinirte 
Gold in eine Schale / laß es ſampt dem auffge⸗ 
goſſenen Scheide Waſſer ſtehen / biß es ausge: 


auch denspiritum Yini darzu / und laß eg ſtehen/ 
biß der Spiritus qusgeduͤnſtet / fo haſt du ein 
ſſer / welches dir allerhand 
Farbe verſchafft / und durch dirſe Kunſt Fanft dr, 

auseandern Mineralibus allerhand Tinkturas- 
und Farben extrahiren. Wann diefes alles ges + 
ſchehen / ſo bemahle einen Marmor / der nicht: 
allzu hart iſt / mit Figuren oder Bildern / wie du 
wilt / renovire das gemahlte alle Tage mit neu⸗ 


daß das Mahlwerck durch den Stein hindurch 
gedrungen / wann du es zerbrichft/je wirſt du als 
lemahl an beyden Seiten das Bild inwendig 
und auswendig fehen, —— 
Zu Drfori in Engelland wohnet ein bherůhm⸗ 
ter Steinhauer / Nahmens M. Bird / welcher 
vor einigen Jahren dergleichen erfunden wie 
man dann verfchiedene ferner Runft-Stücke zu 
Londen und Orfort fchen Fan / Daran dann 5 
auch der König felberrals man ihm etliche Da 4 
beit gezeiget / und vor feinen Augen zerbrochen / 
Fin ſonderbahr Vergnuͤgen empfunden. 





nerbrennet, 


Num. 4 


REUVATIONES 


CuRIosä 


2% 


Was man vonden beruͤhmten Vogel Phönix zu halten habe. 


Ka war viele gelehrte Leute von die, 
- [em Bogelgejchrieben / aber Feiner Fompt 
mie dem andern richtig überein: Ihre Mey 
nung lauffet doch mehrentheils da hinaus daß 


rin Arabien gefunden / und ohne eintzige Ver: 


michung beyderlen Geſchlechts geseuget wer⸗ 
de / dag er mur ein ei ogelſey 
nes gleichen Feiner mehr zugleich mit ihm lebe. 
Er foll ſein Alter biß auff 3.4 30090 wie etliche 
wollen ber 34 biß 7000 / Jahre bringen. 
Er folldje Gioſſ eines Adlers erreichen / einen 
Kopff wie ein Pfau / lange Goldglaͤnende Fe 
dern am Halfey einen langen Purpur rothen 
Schwan mit erlihen Rofen »rorhen Federn 
Br haben. Wann er fein gebührliches 
Ülcer erveichet / folle er ihm ein Neſt bauen auff 
‚einem hohen Baum neben einem Flahren drum 
ſtehend / und zwar auch Weyrauch / Myr⸗ 
Zinmet and andern wohlriechenden Spe- 
‚cerenen in dieſem herrlichen Reſte ſtellet er ſich 
recht gegen die brennenden Sonnen-Strahlen/ 
welche er durch die Widerſcheinung feiner glaͤn⸗ 
Kenden Federn vermehret/ biß er Heuer bu; 
Fomptz Durch welches er ſich ſampt dem Neſt 
Des andern Tages ſoll alsdann 
feiner Aſchen ein Wurm wachſen / welcher 
eu Tage Flügel’ und in wenigen Tagen 
ge, Gräfe uno Geftalt eines andern 
efumpt, 
lutores / ſo von dieſem Nogel geſchrie⸗ 
ntlich Herodotus / Plinius / Solinus⸗ 
sPhlloſtratus / Cornelins / Horus / U 
ol, Pomponius ai euere die Kirchen: 
Bäter md andere geiftliche Seribenten/ als 










ngiger Rogelfey  undjeh | 


2 





% a0, 
B Clemens Romanus / Gyrihus / Epiphanius / Am⸗ 
hroſius / Lactantius / tu 
Cyprianus (oder vielmehr Raffinus) und Die- 
ronymus; und dann noch Die neuerer als Iſido⸗ 
xus / Albertus Magnus / Vincencius Belluacen⸗ 
ſis Barthol. Anglieus / Johannes Tzetzes / die 
Corimbricenſes / Rubius / Forerus / und mehr 
andere / ſind zwar vornehme beruͤhmte Leute ge: 
weſen / aber gleichwohl iſt und bleibet es wohl 
dDoabey / daß niemahlen ein ſolcher Phoͤnix gefum | 
mom L' 
2 — 
— = * Zu 


den worden / grunde mich desfalls auff nachfol⸗ 





beraus fleisſiger Nachft 
Sachen / noch Dibdoru lu > 
DD, der von den Egnptifihen und Arabiſchen 
Thieren inonderheit-viel geſchrieben / dieſes 
Vogels die geringite Erwehnung hun. 

2. Weil obgemeldteSeribenten faſt in keinen 
einigen Stuce in Beſchreibung des Phoͤnix 
überein kommen. 

3, Weil ſich Feiner ruhmen kan daper fel: 
ber einen gefehen/ fondern alles von Hoͤr ſagen 
und anderer Leute Erzehlung haben. 

4. Weil ſolches wider die H. Schrifft ſtrei⸗ 
tet als worin zu ſehen / daß GOtt von allen 
Gethieren.cin paar / nemlich ein Maͤnnlein und 
ein Kräulein/ erfchaffen / deßgleichen daß nicht 
allein von Den Thieren/ die auffder Erden leb⸗ 
ten/ fondern and) von Denen / die in der Lufft 
fehtwebeten zur Zeit der Sündfluch / von jedem 
Geſchlechte weh (and nicht eins) in den Ka⸗ 
fen Noah gegangen find, 

Deufingius war / wie and) Kirchmayerus / 
und mit ihnen Laurenbergtus wollen dem Phoͤ⸗ 
nir eine Hieroglyphiſche Bedeutung / deren Er⸗ 
finder die Eghptier ſeyn ſollen / beymeſſen / nem⸗ 
lich daß in Phoͤnieia die Betrachtung und Wiſ⸗ 
fenfchafften des Himmels / der Welt / und des 
Geſtirns / am erfienerfunden worden / und dan⸗ 
nenhero Phoͤnir nichts anders ſehe / als die gam 
tze Welt / durch deſſen Gold⸗glaͤntzenden Kopff 
der geſtirnte Himmel / als das oberſte Theil der 
Belt / Durch feinen bunten / als vorh-grömumd 

elb:gefiederten Leib Die Erde; durch die blaue 
ruſt das Meer und durch den Purpur / faͤrbi⸗ 
gen Schwantz die umb Die Erde ſchwebeude 
Lufft bedeutet werde. Daß auch dieſer Phoͤnix 
oder die Welt ſo lange bejiche und bleibe, biß er 
wiederin fein Neſt Fehres das iſt / big Die Welt 
nach vollendeten groſſen oder Platyniſchen Jah⸗ 
re in ihren erſten Stand / da nemlich die Firſter⸗ 
ne einmahl per motum decundum das gantze 
Rund umbwandert / gelange / und ale daun 
durchs 





26 Rerarıone 






s Curıosa, 





durchs Feuer verzehret werde. Aus welcher 
Aſche hernach ein anderer Phönir / das iſt / eine 
andere Welt herfür komme. 
Aber weder Kircherus noch Scottus / welche | 
indem ſchoͤnen Werde daß fie Oedıopum 2. 
DEN der Africanifchen Landſchafft Tongil / un⸗ 
J er dem Gebiethe des Scheichs zu Eueoy 
eva 5 Zagreifen Sid-Oftwerts von Tripolis 
di Barbaria / begab es ſich Anno 1634 / daß eıne 
gantze Stadt; Biedoblo genant / in dein Gebuͤr 
ge Gubelgenant/einsmahls in der Nacht ſampt 
allen Einwohnern jung und alt / klein und groß/ 
Viehe / Gebaͤuen Bäumen und Erd-Früchten 
in Stein verwandelt wurden / auch in ſolchem 
Stande annoch von männiglich koͤnnen gefehen 
werden. Davon in erftermeldter Stadt Tripo⸗ 
lis viel Anzeigungen, jo dahin uͤberbracht / zu fe; 
hen: Auch dem Welt⸗ befanten Eardinal Rt: 
Helienein zu Stein gewordener Knabe / iſt zu⸗ 
geſandt worden. Etliche Engliſche Kauffleuter 


I: einsmahls dieDiener des hochgelahrten 
SardinalsPalotti zu Rom einige Fleine Bd; 
gelein / fo fie felber gefangen / an einem hölgern 
Spieplein zum Feuer ſeheten wurden fie mit 
hoͤchſter Verwunderung gewahr daf fich der | 
Bratſpieß felber umbkehrete/ lieffen demnach 
alſobald zu ihrem Herrn / und zeigeten demfel⸗ 
ben diefes Wunder an. Diefer ſchickte zur 
Stund einen Diener fampt dem mit Voͤgelein 
beſtecketen hölgern Spieß’ zu dem hochverſtaͤn 
digen Kirchero / umb hievon eine ea 
Urfache zugeben’ der dann alfobald die Probe 
am Feuer zu ſehen verlanget / weil aber dag 
Spieplein hiefelbit fiille lage begunte jeder die: 
fes Wunder zu verlachen und Kircherus molte 
ſchon den Spieß fampt den Nögeln hinweg 
werffen / als in einem Augenblick / jumahl da ſich 
das · Holtz am Feuer mehr und mehr entzundes | 
te / und gröffere Hitze von fich gabe / der Brat⸗ 
ſpieß auch / ubgedachter Maſſen von fich felber 





Einein Stein verwandelteganke Stadt. 


| amd ein Werb im Bette liegend: Deßgleichen 


| unterfchiedlichenPofituren : Noch andere Thies 


Der Bratfpieß laufft felber umb. 




























— —— — 
gyptiacum nennen / ihren ſonderbahren Fleiß 
ſpuͤhren laffen / finden nirgends / daß die Caps 
ptier ſich dieſes Worts Phoͤnirx in einen ſolchen 
Verſtand bedienet hätten, 


ſo in der Stadt Tripolis wohnen / begaben ſich 
Wunders wegen an diefen Orth / befanden abet 
die Sache alſo / wie gemeldetworden. In ch” 
nem Haufe fahen fie ein Kind in einer Krippe / 


einen Mann unter feiner Haußthüre / der aͤuſe 
füchte: In einem andern’ einen Marder ein : 
Weib fhluge: Ziveen Fechter: Cameelen iu 


ve; auch Hunde Katzen / Mäufe und viel der⸗ 
gleichen. Vor derStadt ftehen zwar die Garten 
annoch in ihrem vorigen Weſen / nur daß die 
Baͤume / Fruͤchte /Blůthe /Blaͤtter und alles ſtei⸗ 
nern iſt. E.F. Aſiat. und African. Denckwuͤr⸗ 
digkeiten. 


eh feiner angeſtecketen Laft umbzulauffen 
egunte: und zwar nicht anders / als wann. er 

von der Hand eines Menfchen angetrieben 
wuͤrde. Hoͤrete auch nicht auffzu lauffen big 
die Vögelein (es wareu Zaun⸗Koͤniglein gewe⸗ 
ſen) redlich gebraten / und der Spieß zu einer 
ſchwartzen Kohlen geworden: Daß demnad) 
die Umbftehenden ihr voriges Gelächter alles © 
Io in eine groſſe Verwunderung verwech⸗ 

elten. N 


des Bratſpieſſes / etliche vor eine verborgene - 
Heimlichfeit der Natur inden Röniglein: Us 
ber kurtz zu melden der Bratſpieß war gefchnie 
tzet aus einen Reif von einem Haſel Stauden / 
deſſen inwendige durchgehende Zäferlein eine 
elementarifche Eigenfchaftt an ſich haben / ſo 
bald fie erhitzen / wringen / drehen nnd bes 
gen 





RerarsöwasiGurniosä _ — 
Solche Eigenſchafft hat fich hernach 


gen fe ſich in einander / dahero Dann das gantze 
Hölglein ſampt einem leichten Voͤglein oder 
andern Fleinen Stücklein Fleiſch leichtlich fol 


— 


gen muß: S 
auch naͤchſt den 


Haſelruthen an den Weinreben / 
Epheu und anderer Arth mehr alſo befunden. 


Das Eguptifche fpielende Bild Memnonis. 








































—— 
andern raren Runft-Stücklein der klugen Egyptier iſt 
ches bey Auffgang der Sonnen jedesmahl einen Muſicaliſchen 
Laut von fid hören laſſen. Obnungleich von en 
Mann diefes vor ein unerhörtes Wunderwerc geachtet wor⸗ 
h den / ſo war es doch nicht anders / als eine kuͤnſtliche Erfindung 
| ktuger Leute / wodurch fie den Poͤbel offtmahl eine Einbildung 
groſſer Wunderwercke beybrachten. 
a > &8 Fan aber ein ſolches Memnonis⸗Bild auff folgende Weiſe 


verfertiget werden: Weil befant iſt daß die Rarefadtıo over | 


Dünnmachung der Luft groſſe Gewalt hat / ſo laſſe dit ein Poſte⸗ 


RE 
Ui ten: 
5 —* das geringſte geweſen / das Bildniß Memnonis / wel; 


ment oder Werck machen / tie 
A, B. C.D, auswerjet? Wel: 
ches mitten mit einem Schuͤrtz 


| sder&atter k. F. unterſchieden 


fen. Nun muß die Seite D. F. 
aus einer dünnen Metallinen 
Platten beftehen / die da von 
der auffgehenden Sonnen ge: 
gen welche fie gerichtet’ ſich 
leichtlich erhitzen laſſe. Im 
Schuͤrtz E. F. muß auch das 
Esch R. gemacht werden/ wo⸗ 
durch man eine Nohre leitet. 
Innerhalb des oberfien vier; 
eig A.R.E,F. wird ein ſubti⸗ 


es Rad gemacht / fo ſehr duͤn⸗ 


ne / und ſich gantz leicht bewegen 
laſſe. Die Achſe wird in bey 
de Seiten des Vierecks einge 
laffen. Am erfien Rande bie; 
ſes Rädleins-mufjen rund her; 
umb FeincHölglein oder Zaͤpf⸗ 
lein / und in diefe kleine Spritz⸗ 
fein von einen zarten Feder 
Kiel eingehefftet werden. 
Nun mangelt noch / daß man 
umb dieſes Rad herumb an 
demViereck ſo viel Seiten / und 
ſo geſtimmet / als einem belie⸗ 
bet / dergeſtalt anziehe daß Die 
gefidderte Zaͤpfflein des umb⸗ 
laufenden Rads dieſelbe bes 
ruͤhre und fie anthoͤnend mas 
de. Wann nun die Metalk 
ne Seite D. F. von der auffge⸗ 
henden Sonnen erhiget wor: 
den fo wird die darein befindli⸗ 
che Lufft / fo über Nacht erfal: 
tet / durch diefe Hitze ſich aus⸗ 
breiten und dünne werden / 


dannenhero fie einen Ausgang 
D ſuchet 


2 


38 


ſuchet / und keinen andern, als durch Die Roͤhre 
R findet. Das Löchlein dieſer Roͤhre wird die 


ausgchende Lufft gerade nach dem Rande de 


Raͤdleins führen, welches alsbann durch ſeinen 
Umblauffen alle Seiten beruͤhren und den be- 
gehrten Muficalif. Klang von ſich geben wird, 
Wer eine Stimme indes Bildes Munde for, 
iniren will / Fan obgefeßte Röhre R heimlich 
bif zu des Bildes Mund führen van nun 
ein Pfeifflein darinn ſtecket fo man Anthaopa- 


glofla heiffet/ das iſt ein Pfeifflein / daß eines | 


Menſchen Stimme vorbildet / über daß dem 
Bilde bewegliche — in den Kopff bringet / 


fo wird Die durch die Röhre aufemmende Lufft 


Die Taube Felſe In Schottlandt. 


Ector Boetins berichtet nebſt vielen an⸗ 
dern Seribenten daß in der Provintz Pifa 


im Königreich Schottland ein Stein oder aus: | 


fiehender Selfen ir den. Die Einwohner den 
Zauben-Stein nennen micht deß wegen⸗ weiler 
nicht hören koͤnte (dann Diefes iird an ihm 
nicht mehr als andern todten Geſchoͤpffen er⸗ 
funden)fonderm weiler einem Menſchen der Dif: 
feitsfichet/ das Gehör alſo hemmet daß er 
nichts hören Fany / was jenfeich des Stein ge⸗ 
ch folte man ach einen harten Muſque⸗ 
ten Schuß abgeben laſſen wi 

Die wahre Urſach deſſen wird von den beften 
Vhnficis dutch ein Gleichnuͤß alſo beſchrieben: 
Nimb ein dmnes Mondblaein oderen zartes 
Leinen / ſo wirſt dur alles dadurch wohl ſehen Fon; 
nen / lege noch eines darauff /ſo wird dein Geſicht 
ſchon mehr gehemmet werden / weil die Loͤch⸗ 
lein / die im erfien Blat oder Leinen waren, 
dutch Das andere Blat oder Peinen vielfältig, 
bedecket werden / doch teil auch einige Lüchlein 
von andern Blat cder Leinen auff Die Löchlein 
des erfien recht zu liegen Esmmen / ſo gefhichet 
hierdurch) das Geficht. Fe mehr du num Blätter 


oder Stuͤcke keinen auff einander legeftje mehr 
werden fiedie Geficht£öcher bedecken bigman |; 
endlich gar nicht Badurchfehen kan / ohnerachtet 
noch viel Lufft in dieſem verielfachten Coͤrper / 
fo die ſichtbare Dinge darftellen möchte. 

Eben auffdiefe Weife nimb eine hoͤltzerne / ei⸗ 








RELATIONES Curıosa. 













Wunder thun, h 
Doch finden ſich viel Verftändigey / ſo dag 
Egyptiſche Bildnig des Memnonis vor ein‘ 
Werck des Teuffels/ und Feines Menfchen ur⸗ 
theilen / weil die Seiten ein folche lange Zeit / 
als in demfelben geſchehen/ nicht haͤtten aus⸗ 
halten koͤnnen: Ich hätte bald vergefjen zu mel: 
den / daß man in das obere Gehäuf einige Lid 
[ein machen muͤſſe damit der Klang der Seis‘ 
ten hinaus dringe und gehöret werde. , 
Wer dieſes Stück wohl gefaffet hat Fan des? 
Memnonis Egyptiſche Vögel fo fich beweget 





und mehr abnehmen weil die Eleine Theil die 


chung den Schallnicht ergreiffen vieliweniger/ 























md einen Geſang von fich hören laſfen auch. 
ohne Mühe ins Werd richten, W 


ferneroder andereZaffel ftelle fie an eine Wand 
So wirft du alles was dahinter geſchlehet ei⸗ 
gentlich vernehmen / dann das Gehör tod noch 
nicht verhindert / durch dieſe Taffel hindurch zu 
dringen / fuge num eine andere foldhe Taffel 
ang richtig an die vorige / fo wird das Gehor 
Kon nicht ſo ſcharff ſeyn; wirſt du endlich die 
Jacht vergroͤſſern ja wird das Gehoͤr mehr 


einem Taffel die Schall durch lieſſen endlich 
mehr und mehr verſtopffet und verhindert wer 
den / daß gang nichts mehr hindurch Esinmen 
Fan dann obwohl sry den Tafeln noch eis 
nige Lufft / (vermittelft welcher das Gehörges 
ſchiehet) enthalten fo Fan doc) diefelbe wegen 
dervielfältige Discontinuation der Unterbres 


teil ſie zu ſehr eingeſchloſſen zum Zittern (wel: 
ches nothwendig beym Hören in der Lufft fe I 
muß) gelangen / dannenhero fie in der Mitte: 
gleichfamb erſtickt und zertheilet / den Schall 
big zu der andern Geiten nicht durchdringen 
Fan. 2 

Diefe Uhrfah muß nun zu dem Schottiſchen 
geſetzet werden daſelbſt ſchicken ſich die Fleine 
Deile alſo eigentlich und fůglich in einander / 
daß die Lufft ihr Ampt dadurch zu thun / gant 
lich gehemmet wird dann dieſer Stein fol fo. 
dicht und feſte ſeyn / daß man auch das geringe 
fie Sand-Körnlein daran nicht erkennen Fan 


güche 


> 
Sr 


GER 


olde 











Rerarıonss Curros& 29 





wann aber ein Schuß aus einem Rohr gethan ſonſten nichts hoͤren / gleichwohl eine hefftige 
tirdy fo ſollen Doch diejenigen, jo ander andern Bewegung der Lufft ſpuͤhren koͤnnen. 
Eeiten dieſes Steines ftehen / ohnerachtet fir 


Die Geſchwindigkeit eines Bogels auszurechnen. 


IN Kunſt folte einem wohl überfiüsfigy | Schritt, wie weit wird fie fliehen in 3600 € & 
ja unmöglich vorkommen aberfichatihe | cunden oder einer Stunde‘? Formen 27 Abel 
Nachdenken und guten Grund gibt auh Ma | fee oder Teutſche Dieilen jene st 1099 iefe 
geriegugroffer Subrilität. Keftlerns hat eine aber zu 42000GeometriſcheSchritte gereüie t. 
Probe hievon auff nachfolgende Weile abgeles | Nach ſolcher Proportion wide gemeldter Vo 
get: Er hieng einen mit Gericht befehwerten | gel durch einen continuirlichen Flug in Ag 

den oder Chorde auff / deſſen Diadromus, | und Nacht 432 Teutſche Meilen ablegen und 
oder hin und her ſchweben einer minute Secun⸗¶ Die gange Erde zu umbflieben/ nichtmehr als 
de von einer Stunde gleich war. Alsdann ob: | 12 Tage und Nächte und ız Stunden von noͤh⸗ 
ſervirte er an einem bequemen Orth den Ftug | tenhaben. _ 6 a 
einer Schwalben / wie weit fie nehmlich die Zeit Auff dieſe Weiſe Fan man den Flug eines je; 
eines Diadromi fortrůckte / und befande folches | den Vogels / und die Geſchwindigkeit der Pfeile 
in Zeit einer Minute Sceunde 100 Geometrs | and Kugeln ohne fonderbahre Mühe oder Un: 
ſche Schritte, woraus dann leicht zu errechnen | FEoften ausfinden/ woraus man viel Specula 
wie weit fie/ (wannfie in.einergeraden Linie | tiones haben fan: als zum Exempel / ob ein 
bliebe) in einer, Stunde fortfommen wirde/ | Men einem Schuß / wann er ſiehet Daß das 
ehmlich durch die fo genante Negul De-Triak | Geihon auff ihn abgeloſet / außweichen lon⸗ 
for Zu einer Secunde fiohe die Schwalbe oo }. ne oder nicht? 


— Der ſtets rinnende BVaum 
"Yu Erfüllung des wenigen übrigen Pages | ein Elarcs und füfes Waſſer trieffet / alſo / daß / 
I habe hier mit einrcken wollen/ daß auff | weil es ſonſten bier nimmer regnet/ auch fünften 
9 einer von den Canariſchen Inſuln wos | Fein füßes Waffer zu befommen Menfpen und 
in Die Gergraphi den erfien Meridianum zu Vieh den geringfien Mangel deßfalls nicht let 
een pflegen/ faft mitten im Lande ein grofler | den: welches warlic ohne groſſe Verwunde⸗ 
au ſtehet von deſſen Blättern immerdar | rung nicht mag gefzhen werden. 


7 Das Wunder⸗Horn zu Oldenburg und deſſen Abriß. 


Ch trage Fein Bedencken / die Geſchichte mildter Graff / der ein aroffer Liebhaber der 

dieſes jelgamen Horns hiemit einzurtickeny / Jagt war einsmahls mit einem h auffen Edel⸗ 
weil nach Fein eintziger Menſch / fodaffeldege | Tentenach dem Bernefeuer (ſo heiſſet derWald) 
ſehen / erfunden worden der ih nicht zum hoͤch | auff den Wildfang ausgeritten war / ba hat er 
ften / theils über deſſen Geſtalt und Materie | Das Wild mit groſſer Begierde verfolget / md 
theils über den Zufall wodurch es einem Gra⸗ | ward dariiber von feinen Leuten abgeriſſen mag 
fen eingehändigt worden vertunnderthätte. | er fich letzlich auff dem ſo genandten Ochſen⸗ 
Sermannus Hamelmannus / in feiner Ob | berg mit ſeinem weiſſen Pferde gang allein be— 
denburgiſchen Chronie / die er im Jahr Chrifti | fand und feine Augen gllenthalben nad) den 
1599 bat heraus gegeben / ſchreibet davon alfo; | Hunden und feinen Jacht⸗Leuten herumb [Gi 
Es hat ſich im Jahre unfers Heylandes 990/50 ckete: wie er num ſehr ermuͤdet / auch / wegen 
Zeiten Dttonis/ Grafen von Oldenburg / et | der warmen Hunds: Tagenz einen hefftigen 


was wirdiges zugerragen: Als nehmlich er⸗ Durft empfand / da ſprach er ben ſich: Ach 
* Edi 




















30 Reratrionss Currosa. 
ET el ee 1 E 


GOtt / hätte ich dach itzund einen Ttrunck kuh⸗ 
len Waſſers! Gleich darauf thate ſich der Berg 
auff / und kahm aus der Höhle eine uͤberaus 
ſchoͤne Jungfran herfür / welche ihre Haare it: 
ber die Schulter diegen lieh / und einen Erans 
umb den Kopff hatte; Sietruginden Händen 
ein gang filbernes und überguldetes Horny ei: 
nem Jäger-Dorn nicht unaͤhnlich/ an welchem 
allerhand Bilder und Gefächlein von der aller: 


fuͤrtrefflichſten Arbeit zu fehen waren, 


‚Die Jungfrau überreichete folches dem dur; 
ſtigen Öraffen/angefüllet mit einem Gefräneke/ 
und erfuchte ihn ich darmit zu lahen. Als der 


Graff den Deckel ALL, abgenommen / und den 
ZranfdurhSchütteln etwas genauer betrach- 
tet / wolte er nicht trinken / entiweder meil ihm 
bie Farbe des Getraͤncks nicht anftunde/ oder 
weil er Durch Diefeg unverfehene Wunder da: 
von abgefchröcet wurde, dann er bildete ihm 
ein / es fledke ein Betrug hierunter, Ag die 
Jungfrau feinen Zweiffelmerdete, ſprach ſie: 
Mein Herr trinke doch / dann ic) [were dir, 
daß Dir Diefer Trunck nicht zum Schaden, fons 
dern zum Nutzen gereichen wird. Cie fegte 
weiter hinzu: Wann du aus diefem Horne 
trincken wirſt / fo wird es dir und deinen Nach⸗ 


kommen heilfam fee, Dem Haufe Dlden- | 


burg aber verjpräche ich fietes Aufnehmen und 
Gedeyen vom Himmel, Hergegen/ wann du 
meinen Worten Eeinen Glauben geben/ und 
dic) feheuen wirſt aus dem Horn zu trincken/fo 
verfundige ich dir daß das Hauß Oldenburg 
und deine Nachkoͤmmunge / durch innerliche 
Uneinigfeit gewißlich zergehen wird, Als der 
Graff diefes mit Entfegen angehöret/ ward er 
gang verfiöret/hielte alleg verdächtig, ſtund ein 
. wenig in Gedancken / und betrachtete bald die 
Worte / bald das Angeficht der Jungfrauen. 
Endlich trauete er derfeiben gang nicht / ſondern 
ſchuttete den Safft des Horns hinter ſich aus; 
und wo er ſeinen blancken Pferde damit ohnge⸗ 
fehr begoſſen hatte / da ficlen die Haare wegr als 
mann ſie mit einem Scheermeffer / oder fieden: 
den Waſſer abgenommen wären, Hierauf 
ward die Jungfrau zornig/ und foderte das 
Horn wieder, der Graffaber behielte es amd 





Ntig den Berg hinunter / und indem er fi zum ° 


vielfältig bezeigen / etwas gemachet / und der 3 





ritte fonder Abfchied von der Jungfrau / eylfer⸗ | 


öfftern — merckete er / daß fie ſich wieden 

in die Hoͤhle des Oſſenberges wo fie herau⸗ 

kommen war / verbarge, 45 
Durch dieſes felgame Wunder er 






getruncken. 
Hierbey fallen vier Dinge vor u betrachten. 
nehmlich x. wer das Horn gemachet. 2. wor⸗ 


wie es geſtaltet / und 4. w 
e 









tgeben worden. Was die 













m Drthe aus eige [ 
Gewalt und vor feine Perfohn jolte verferti 
haben fondern ſo er ja, wie wiedie Hifter 


Menfhe 




















































 ———  [— * 
Menſchlichen Kunſt nachgeaͤffet / ſo iſt es nur ein 
Schatten und Verblendung geweſen. | 
Ein ſolches Ager Horn wiewohl von Kunſt 
und Merch viel geringer / iſt aud) ehemahlen in 
Dämmemarck gefunden / welches noch big auf 
diefe Zeit in der fürtrefflichen Fuͤrſtl. Kunſt⸗ 


Kammerzu Gottorff hewahret wird. 
Don der Materie des Hdenburgif. Horns 


FE 


ler 5 


Ich menne, der günftige Lefer werde Die Ger 
fialtdes Horns aus bengefngter Zeichnung zur 
Saüge erkennen: Es iſt krumm / und wanu 


Rziarıonss Curtosm _ 31 


manden Deckel AB davon nimmet / fo fiehet es 
einem Jach Horn faft ähnlich : Was feine Ge: 
ftalt in jeden Theilen feine Bilder und herrliche 
Wapen ehemahlen vor Häufer gezieret/ Fan 
man heutiges Tages nicht eigentlich wiſſen / 
doch machen fie nebſt dem Tempeln/ Thuͤrnen / 
Schlöffern Rondelen / aller Thieren und Men⸗ 
ſchen/ dem Horn ein prächtiges Anſehen. Doch 
fonte man hierays zum Theil mit einem bes 
rühmten Theologo , von deſſen uhralten Ge— 
brauch urtheilen; Sintemahl ı.die prächtige 
Tempeln Dy die Capelle Fund die in einer Celle 
dafelbit befindliche Fniende Nonne, und der anı 
dächtige Mann in der Celle Srwollen gleichſam 
erweifen/ daß Diefes Horn ehemahlen zu Heyd⸗ 
niſchen Gebrauchen gewidmet / und Das Horn 
des Heyls (Cornu Saluris ) genandt geweſen: 
Am allermeiften ſcheinet daſſelbe die mit alten 
der Mömifchen Kirchen gebräuchlichen Buch⸗ 
faben bezeichnete Auffſchrifften zu erhellen. 
Eine davon / auff dem Dedfel A Iautet :6 Dei- 
tas! (D Gottheit!) die andere aber unter dent 

Deskel beym Mundftück: 6 Mater Dei! ( 
Mütter GOttes!) Worans zu ſchlieſſen / daß 
man zur felbigen Zeit / da die Roͤmiſche Kirche 
etwas zuerwildern begunte / Die Heiligen und 
Bilder angebetet habe. Was aber die Thürne 
Schloſſer D/Rondelen Branlanget/ fo glaube 
ich + Daß fie dahin gemacht / Damit die heiligen 
Leute voriger Zeit dardurch erweiſen moͤchten / 
worinn das Heyl der Kirchen am meiſten be: 
ftündernach Anweiſung des 122 Pfalmen / nehm⸗ 
ich in dem Neiche Chriſti in der Ehre GOttes 
0.1.2.3. 4.in Haltung des Gerihtes v. 3. im 
Flieden / Eintracht / und Einigkeit des Glan 
ens / 9.6.7.8. welches die Alten mit diefen 
herrlichen hurmen Pallaͤſten und Schloͤſſern / 
fo alle mit guter Beſatzung verſehen / haben ab⸗ 
bilden wollen, 2, Auff was Weife aber dieſes 
Horn dem Heiligen Gebrauch) und Leuten ent 
wendet worden, Fan ich nicht begreiffen. Ein⸗ 
mahl / die Geſchichte if offenbahr ein beruhm⸗ 
ter Theologus / (deſſen man ſich in diefer Erzeh⸗ 
fung bedienet) meynet / e8 jey durch Krieg / oder 
ſonſt ein Ungluck nach dem Erempel Nabırchos 
Bonofers/ans einem heiligen Tempel entfuhret / 
und 





32 


und gottloſen Schwälgern indie Hände gera⸗ 
then’ wodurch es verunehret and entheiliger/ 
ala durch GOttes gerechtes Gerichte verloh⸗ 
ren worden. 

Dann daß es den Saͤnffern unter den Haͤn⸗ 
den gewefen eriweifen die nachmahlen eingeſto 
chene Auffſchrifften als ben H, Drink alfnir: 
Reicht weit von C, Ich he gbere fur, Welches 
ohne Ziocifel fo vfelbedentemfolt alg Ichbrin 
gees zu, Weme dieſes Urtheil micht gefäller/ de 
fan ein beſſers an den Tag bringen / ich will mich 
gerne unterrichten laffen, 

Der Ort / wo das Horn dem Graffen über: 
reichet worden / war eine Hoͤhle eines Berges 
den man / als oben erivehner/ den Ochſen⸗( der 
und) Oldenburger Weiſe/O ſen Berg neunet/ 
welcher lieget Wwiſchen Oldenburg ud dehnen; 


Die breite Linde au dem Kocher / wie auch andere groſſe 
Baͤume und Fruͤchte. 


RM Würtenberger Lande liegt eine Stadt 
2 Meilen von Heylbronn andem Strom 
Kocher / welche wegen diefes ungewöhnlichen 
Baumes zum Unterfchied vieler gleichnahmi⸗ 
gen Staͤdten / Neuſtadt an der groſſen Linden 
genennet wird: Da ſſe ſonſten/ che ſe von er 
nem gewaltigen Erdbeben duiniret wardy 
Helmburd hieffe. Dafelbft ſehet man na ebey 
denn Fuͤrſtl Schloffe eine ungeheure Finde, 
Ihr Stamm ii 27 Werckfehue und 4 Zoll dick/ 
der eu ſerſte Begriff der wertlauftigen Aeſte haͤlt 
403 !der groͤſte Diameter aber (dantı Die Aeſte 
werffen ſich nicht gleiche weit in die Runde) 145 
ſolcher Schue. Die gante Laſt der ausgebret 
teten gewaltigen Aeſten ruhet antetzo noch auf 
92/ mehrentheils Keinern Seulen/ deren Ans 
zahl / wie auch die Finde felber/ vor einigen Jah⸗ 
ven durch die muthwillige Kriegsknechte Jem⸗ 
lich abgenommen / ſintemhhl bem⸗ fen wird / daß 
fie vormahlen auff mehr als too ſolcher Seulen 
geruhet. ES haben verfchisdene vornehme 
Leute md Darunter Fürften und Herren’ die 
ſes Wunder: Gcwächs tere, geachtet / daß fie 
ihre Nahmen und Jahrzahl an die untergeſtuͤ⸗ 
tzete Seulen gegraben. Man ſagt / es habefie 
riner / Wolff Keydelgenant gepfl antzet / deſſen 





Rerarıone 






5 Curıosa 













— 
horſt / nicht weit von der Sladt / und mehren. 
theils ein Sand-Higel iftrin welhem man eye 
te Feine Höhle/ja nichreine Spuhr mehr dab⸗ 
findet / wehwegen zu glauben, daf bey Erſch 
nung der Jungfrau ſich der Berg nicht wurcklich 
geöffnet / ndern daß vielmehr ein bloſſes G 
fichte gewzeſen / und der Graffe verblender wor⸗ 
ven. Das Horn mag wohl unten am Berg R 
vergraben gelegen haben / und wann bie Jung 
frau ein Geſpenſt gewejen / wiewohl gfaublichy" 
was war es dann noͤthig / daß ſich der Berg bog 
ihr oͤffnete? Sit fie aberein warhaffter Menſch 


PRi 





geweſen wie Fonte fie dann aus dem fandichten 
Berge fonmmen/ und wieder hinein gehen + zu) 
mahlen da / wie oben erwwiejen / nicht wohl Lee 
te unter der Erden wohnen Fönnen ? Br: 




















u 


fe 


Nahme und Zahrzahl 1555 auch unter ande 
drauf zu finden. : 

In eben dieſem Hertzogthumb nahe bey d 
Kloſter S P. zum blaͤuen Einfiedel in ein 


Walde fiehet man einen weiffen Dornwelcyen 
Hertzog Eberhardus L aus dem gelobten Lan⸗ 
de/ als ein Eleines Reyßlein mitgebracht / in 
biefelbft Anno 1470 gepflantzet / der dann at 
ſolcher geſtalt zugewachſen / daß feine Aeſten 
je auff 4 fteinern Seilen ruhen und big 
diefe Stunde unverdorben ſeyn. 
Deßgleichen ſoll zu Pforhbheim eine Haſel 
Staude ſeyn / deſſen Samm ſo dick / als drey 
wohlgewachfene Maͤnner/ ift. 32 
Und nche bey Eßlingen / alsim Wuͤrtenber⸗ 
ger Lande / it ein Wacholder- Baum zu fehen 
gewejenypeffen Stamm auff der Eide Werde 
ſchuhe im Durchfchnitt ver 6 folcher Schu 
be und etliche Zoll im Umbfang/ auch eine folche 
Fänge habt / daß er tiber alte umnbfiche 
Wald B tum berfür geraget. Diefer hertlich 
Baum iſt vor wenig Jahren von inem um de 


Ir ei * 


fonnenen Schaͤffet/ der da Deforgeterer möchte 
vom Winde einmahl umdgeworffen trerdeny 
und feiner Hutten Schaden zu fügen, aus groſ 
fer Einfaltumbgehauen worden, 5 












Es ijt bey den Einwohnern auf den Welt 
Indiſchen Juſulen nichts neues Daß fie auff 
die daſelbſt befindliche ungeheure Baͤume ihre 
Hänfer bauen und altes bey ſich haben ohne 
den Wein / welchen fie in Rellern unter der Cr 
denverwahrennweilderfelbe das Schuͤtteln der 
Baͤume / welche fich von den Winden vfftmahlen 
brwegen / nicht vertragen kan; Alſo wohnen 
felbft die Rönige und andere vornehme Herren 
inder Euffe ‚und war in ſolcher Höher daß kein 
Dann jo ſtarck iſt / der da mit einem Stein an 

ve Hanſer werffen Fönte. Unerachtet aber fol 

e Dumme jo Diek daß einer von g vollkvmme⸗ 
wen Männer mit ausgefpanneren Armen kaum 
mag umdzingelt werden / ſo werden fie dannoch 

den feindfeligen Spaniern (ohnangeſehen 
——— SGegewehr derer in der Hohe / web 
— mit groſſen Steinen und ſiedheiſſem 
affer wacker ſchutzemvielfaͤltig umbgehanen. 
will noch mehr fagen: Man hat in Wet⸗ 

(che ungeheure Baume / daß die Ein⸗ 
in ihren ausgehöhleren Stämmen 
e Wohnungen mit verfchiedenen Kam— 
ichten pflegen / darinn fie groſſe Pan—⸗ 
sten halten / und find deroſelben Baͤume eint⸗ 
Funden wordenjderer Staͤmme r20Schu⸗ 
unde gehabt / wie Nierenbergius be⸗ 
. Kay die Könige von Mexico haben ver; 
ene Bäume in ihren Luſtgarlen gehabt’ 
deren Schatten tauſend Menfihen har 



















a figen Eönnen, 

Worauf jufehen/ daß die Erde diefer Gr 
gend denen Gewächfen eine überaus angeneh: 

Nahrung verſchaffet / dann es 


— — — \ 


— 





sh einem nicht wohl glaublich vorkvm⸗ 
men / wann man ihn wolte bereden / die 
Elbe / oder ein ander Waſſer brennete / angeſe⸗ 
ben Waſſer und eur zwey wiederwertige Ele⸗ 
menten jo gar / daß dieſes durch jenes gemeinig⸗ 
— Öfchet wird / aber dem ſey wie ihm wol⸗ 
le ſtelle dem Lefer hier dar / eine ſelzame Ges 
ſchichte eines gewaltigen Feuers / fo mitten aus 
der See herfür gebrochen / und das Waller 
- Ve . von dem es billich hätte verzehret 
om, * _ 


RELATIONES 





Cutıros&, 33 


bezengen die Spanier / daß fie Roͤttich in Peru 
gefäet welche dergeftalt zuge wachſen Dap mar 
die euferften Spihen der Blätter nicht abret 
chen konnen Einer von ſolchen Roͤttichen hat 
5 angebundenen Pferden einen gnugſahmen 
Schatten verfhafler; und vhnerachtet er ſo 
groß war / daß ihn ein Mann mit ausgeftrecke⸗ 
ten Armen kaum umbfaſſen koͤnnen 7 ſoaſt er 
doch fehr ſchmackhafft und angenehm zu eijen 
geweſen. Hier giebts Pfeben vonzooo Pfund / 
ein Korn Weitze gibt 500 / zum wenigſten aber 
300 wieder. An etlichen Drten diefer Gegend 
fan man nad) verrichter Saat in 20 Tagen Ku⸗ 
kummern Kohl aber Lattich / Ochfenzungerund 
dergleichen‘ in zo ı und Kurbſe/ Melonen iu 28 
Tagen zu ejlen bekommen. 

Ich will ige nicht viel fagen von dem India⸗ 
niſchen Wunder Baum Luli Dagheli genant / 
welcher ſehr hoch / dick / und aͤſtreich iſt. An 
etlichen Aeſten laſſen ſich etliche Sproͤßlein here 
nieder 7 welche jo bald fie die Erde beruhren / 
von neuem einwurtzeln / und wetter fortwach⸗ 
ſen / im übrigen aber allemahl am Haupt 
Stamm vermittelt der Aeſte veſt bleiben / und 





wachfen aus diefen Sproͤßlein mehrentheils 


| 





folche Baͤume / die dem Hauptſtamme anGrofe 
nichts nachgeben. Dieſe Baͤume werden auch 
in der Suͤdlichen Gegend Perſiens gefunden / 
fie erfordern aber eine ſehr warme Lufft / und bes 
zeuget Oneſicritus dag über 400 Reuther um 
ter einem ſolchen Baume / reichlichen Schat 
ten genieſſen Founen. P. della Valle achtet ihn 
vor den allerſchoͤnſten Baum in der ganzen web 
ten Melt. 


- Die ungeheure See-Brunft. 


werden follen. 

Auff St. Michach/ einer von den Acoriſchen 
Inſuln 7 war im Fahr Ehrifii1632 / den 26 
Sun. ein gewaltiges Erdbeben / welches ganger 

Tage anhielt/ und dergeftalt tsßere/ daß Die 
Leute ans ihren Wohnungen auff das freye Feld 
ihre Zuflucht nahmen’ infonderheit Diejenigen/ 
ſo in dem Landſtriche Dargen twohneten / als 
woſelbſten das Erfchhtten der Erden am er 


ſchroͤcklichſten war. Nach diefen gewaltigen 
€ Erdbe⸗ 
























ReLATLONESs"Currosa, 


Erdbeben folgete ein gröfferes Unglück und un; ten / welche dieſe ungeheure Wunder⸗Flan 
erhoͤrtes Wunder. Sechs Meulen von dem | vom Lande nach der&ee zu Ienefete/fouften 
Berg / den man insgemein Pico della Camerine | redie gantze Inſul ohne allen Zweiffel jaͤm 

uennet / iſt ein Drth la Ferreira genant wo fih | lich verbrandt worden, Das gewaltſame F 









ie Fiſcher bey Sommertagen wann fie auf | warffunterweilen folche gewaltige Felſte 


ihren Fang wolten / zu verſamblen pflegten/ne beh 2 oder 3 Piguen buch aus der See her: 
dann da Funten fie in 24 Stunden eine ſolche fur / daß man meynete zman ſaͤhe keine Steine? 




















Menge von allerhand Fiſche fangen / daß kein fondern gantze Berge herauff Fommen / wann 
Kahn wieder nach Hauſe khrete/ der nicht ů⸗ dann dieſe wieder nach dem Grunde durch Au 
Ber Fiſche geladen hatte, DObnerachtet | rich ihrer groſſen Schwere ſich ſencketen / 









nme Zee anbiefem Drthegerreiraüber 120 verfielen fie auff andere Selfen die ihnen entgen 
Sus tief wars fo iſt doch nach Endigung obbe: | gen Fahmen/ und zerſchmetterten alsdanne 12, 
meldtenErdbebens/auffdenSonnabend drauf | ander in viel taufend Stücke / welche man her⸗ 
eine erſchroͤckliche Feur Famme unverſehens nach mit der Hand leichtlich in fchwarge hr 
ans dem Grunde mitten durchs Wafferheraus | Sand zerreiben Funte, 
geſchlagen dag auch das Meer felber viel zu ge⸗ 
ringe war / die ſelbe zu loͤſchen. Diefe herfür 
quellende Slamme mar fogroß / als etwa ein 
Morgen Landes / und ſo heftig daß fie fich big 
in die Wolcken hinein erhube/mit fich führende, 
Waſſer / Sandy Erde, Steine und andere Din, 
gerfo den elendigenZufehauern ein gar jammer: en Se 
liches Spectacul war / welche die herauffge | fol e Menge Zifche umbkommen / Daß dieſel 
brachte und in der Lufft berumb. jchiwebende | .be in. 8 grofjen Indienfahrer nicht hätten Fonts 
Coͤrper vor Heine Baumwolline Flocken wegen nen geladen werde 
der groſſen Höhe / anfahen / wann aber der | hinumd wiede 
Sand / Erde, Steine, gang verbrandt wieder Faͤulung ni 
in die See herab fielen, fo wurden fie gleichfam | mw ei. 
u einem Brey. Man hatte.cs. der gnädigen. | Ienumbherin Gruben geworffen und verfchar 
Vorſorge des barmbergigen GHttes zu dans | vef/ den ———— aber hat man über 
cken / daß damahlen eben die Land Winde wehe⸗24 Meil empfunden, 


Die Sineſtſche Wunder⸗Bruͤcken. 


A UfeineandereZeit doͤrffte es vielleicht Ge | der Hauptſtadt Hanchung / iſt ein unwegſames 
legenheit gchen/ von dem groſſen Verſtand Gebuͤrge / daß diejenigen / ſo an die andert Seite 
dieſer verblenderen Gen Diuen der unver⸗deſſelben reiſen wolten / wohl2000 Stadie 
gleichlichen Sineſen etwas zu reden / anitzo will umbzichen mufien + da doc) der gerade Weg 
I) nur bon etlichen / hrer Vermundrungs wir; nicht über goo Stadien ansmachte ı als, N, 
digen Brücken reden ; da ſich dann diejenigen | einsmahls Licu 
Zweiffels frey [hämeny die von den Brücken iangh 
zu Paris in Franckreich Madrie , Alcantarq | Feldherr Ch 
in Spanien, von des Trajani Briide über pie- | Feit/ umb feine 
Donaimon den Wafferleitungen zu Segovien |. zuhohlen 
Carthago⸗ Conſtantinopel und und andern Or: lichen Gebürge, 
then / ſo viel Redens gemacht haben. Aber Ö | denüberlegen 
set: Inder Sineſſchen andſchafft Xenfvbey, | diefe Spunde in gu 


























































































Retatrionss Curros® 


die Brüken allein über den dritten Theil des 
gangen Weges von 300 Stadien ans: Bon 
den Sinefen wird diejer Weg Cientao genanf. 

Sm eben dieſer Landſchafft an einem andert 
Orth / lieget eine Bruͤcke Fi genant die ſich 
von einem Berge um andern erſtrecket / und 
doch nur aus einem einigen Bogen heſtehet / 
fie ift 600 Fuß lang und 700 uf hoch 7 unter 
welcher der fo genante gelbe Strohm hindurch 
fliefjet. Die Sinefer nennen ſie wegen Ihrer 
Höhe / auch die fliehende Brüde/ 
und Fan man den Fleiß und Ernft diefer Ro 
tion in dergleichen Wercken daraus erkennen 
daß folche gewaltige Brücke in gar kurtzer Zeit 
Sollendet \ 


gewefen. a 
Roch eine merckwuͤrdige Brücke ift in der 
sin Queichen / bey ber Hauptſtadt 8 
| fehen + welche ven Rahmen Tienſem 
Himmel gemachte Bruce) 
iſt — Ruthen breit und 












— 


überang nachdenckliche Ge: 


örchte lefen wir in den Oft Judianıfcyen | 










»Befchreibungen. Im Fahr Ehrifii 1614 
fichs zu/ daß die Einwohner des König: 
HE Bengale / welches nunmehro unter des 
sijen Mogols Bothmaͤsſigkeit ſtehet / einen 
h atter von welchem die Sage gieng / daß 
er ige Dinge Fonte weißfagen/ dannen⸗ 
hero ihn der damahlige Konig Fir fich bringen 

7 nie er eine Probe von des Affen 
Wiſſenſchafft nehmen möhte / that er feinen 
ng vom Singer / gab ſolchen einem Knaben’ 
und ieh denfelben unter eilff andere Knaben, 
die allefampt Ninge hatten + in einen Kreyß 
ſtellen / welche ihre Ringe mit einander in die 
he alten muften. Nachdem man nun dem 
Affen befohlen / des Koͤnigs Ning daraus zu 
ſuchen / nahme er ihn ohne weiteres Nachfor⸗ 
ſchen von dem Knaden / der ihn hatte / und uber, 
reichete ihn dem Könige, - 
erjelbe war hiermit noch nicht zufrieden’ 











> Fondern ließ die Nahmen der zwoͤlff vornehmen 


Geſetzgeber / nehmlich: Mahomet / Solon / 


35 





wantzig Ruthen lang / aber fie iſt aus einem ein⸗ 
tzigen Stein gehauen / und über den Strohm 
Tanki geleget worden. Welcher Dbelifcus 
der alten mag wohl hiemit verglichen werden. 
Sonften haben dig ſinnreichen Sinejer noch 
eine andere Arth kunſtreicher Bruͤcken nemlich 
fie hängen zween gegen über ſtehende hohe Fel⸗ 
fen mit gewaltigen eiſern Ketten zuſammen 
folche belegen fie mit Bretern/ und machen ih 
nen hangende Brücken / welche in ber Lufft 
fhmeben und unter einer groſſen Laſt grau 
famlic) erfchättern welches wegen der abſcheu⸗ 
lichen Tieffe gar greßlich anzuſehen. Und die ſer 
Brücken gebts im Lande hin und wieder. Aw 
derer überaus Fünfamd koͤſtlicher Brücken und 
Schleuſen / davon das gange Land wegen der 
vielfältigen Strohmen / voll iſt / anigo zu ge⸗ 
ſchweigen. Neuhoffs allgemeine Beſchreibung⸗ 
des Reichs Ehina. p. 324 & ſcqq. Kircher. 


China illuftrara, Parteg, 


a Der weißſagende Affe. 


Lycurgus / Zaleucus / Thefeus / Plato / Moſes / 

hriſtus / Romanus /Draco / Minos / und Rha⸗ 
damantus / auff unterſchiedliche Zettul in Per⸗ 
ſiſcher Sprache ſchreiben / und in einen Sad 
unter einander werffen. Hierauff befahl er dem 
Affen / daß er ihm den Nahmen des rechten und 
allerwahr haffteſten Geſetzgebers heraus ſuchen 
und einhaͤndigen ſolte: Darauf dann derſelbe 
in Gegenwart mehr als z000 Menſchen / den 
Zettul mit Chriſti Rahmen bezeichnet dem Rs 
nig überliefferte ; Weil aber der Koͤnig muth⸗ 
maſſete des Affen Meifter möchte die Perfifche 
Sprache verſtehen / und aljo ein Betrug mit uns 
tergelanffen ſeyn hat er einem feiner Edelleuten 
befohlemvorgedachte Nahmen in der Sprache⸗ 
die allein bey Hoff ublich iſt / auffzuſchreiben / 
und alsdann den Affen nachmahlen ſeine Ge 
ſchickligkeit ſehen zu laſſen / der dann ohnge⸗ 
ſaͤumt obgemeldten Rahmen abermahl dem 
Könige uberlieffert. 

Einer von den Hoͤfflingen bathe den König 
hieruber ihm zu vergoͤnnen / daß er die Jet: 
sul nach feinem Gefallen vermiſchen möchte, 

Er uud 


























36 Rerartonss Curıosa, 








und als ihm folches wergönnet / warff ex eilfe 
inden Sad / den zwölften aber, mit Chrifti 
Rahmen bezeichnet / behielt er in der Hand; 
Wie nun der Affe abermahleinen Zettul ſuchen 


Ein Dornſtrauch aus eines Menſchen lebendigen Leibe gewachſen 
und andere berfchiedene wunderliche Gelwaͤchſe an Iebendigen . 7 
Menſchen. 


Eo Alatius in Faſciculo Epiſtolarum, be⸗ 
euget von Leuten / die mit ihren leiblichen 
Augen nachfolgendes gefehen , gehöret zu ha: 
ken’ daß einsmahls in Spanien’ und zwar 
‚aus der Stadt Orca ein Bürger von 18 Jah⸗ 
ren’ Nahmens Roccus Martinus/ von einem 
Baum herunter in einen Dorn⸗Buſch oder 
Schleſen Hecke gefallen/ in welchem Fall ihm 
ein Dorn fo hefftig in die Brut gedrungen/ daß 
er auch auff Feine Weiſe hat wieder herauf moͤ⸗ 
gen gebracht werden, Nach einer siemlichen 
Zeit iſt des Orths einr Geſchwulſt eutſtanden 
darauß endlich ein Geſchwuͤr worden / welches 
war endlich geöffnet’ Die Materie herauß ge: 
trieben worden / der Dorn aber gleichwohl im: 
mer darinn beſtecken blichen, 

Umb die Grühlings-Zeit entſtunde an dem; 
felben Orthe eine groffe Beule welche in wenig 
Wochen dergeſtalt zunahme / daß endlich / weiß 
nicht / was vor eine äftige / eudlich auch eine 
vollfommne Pflauge vder Fleiner Dorn Buſch 
außm Bauch herfuͤr gewwachfen / welche alfo 
auffgeſchoſen dag man alle Sommer Diefelben 
mit der GartenScheere bat befehneiden mß 
fen. Man hat ich war quff alle Mittel bei; 
het / dieſes Gewaͤchs Amb der Wurtzel außzu⸗ 
reuten / aber allemahl vergebens / dann Die 
Wurtzeln hatten fich swöifchen den Ribhen / umb 
den Ruckjrad + und gar in das groſſe oberſte 
Dein außgebreiter um fefle gemacht / wovon 
endlich der elende Menſch feinen Todt nehmen 
muͤſſen. Didacus Jaques / ein Spanier, hat 
Anno 2637 Urbano ViH. Roͤm. Pabſt/ einen 

weig bievon zugeſandt / welcher zu Rom unter 
den gröften Naritäten biß auff den heutigen 
Tag verwahrlic behalten wird, 





Krafft des Saamens / und deg Fortwachſens 



















ſolte / nahm er fie allefambt aus dem Sack una 
zerriffe fie in Stücfen , ergriff endlich den Edgf 
mann welcher den Zettul hatte, bey der Handy 
und führete ihn zum Könige, 


Solches ſolte mancher vor unglan blich hak 
ten / aber man muß dagegen wiſſen / daß die 


nicht allein in dem Saamen felber 7 fondern 
auch in der ganzen Subftang des Gcwächfeg 
beftehetz Daunenhero der Dorn indem verdor 
benen und verfaulten Fleiſch des Menfcen 
einen bequehmen und ihm Dienlichen Safft eu 
langet / der dadurch die natürliche Hige fers 
mentiret / und alfo tuͤchtig und kraͤfftig geinacht 
iſt / fortzuſchieſſen/ und feines gleichen herfut 
zu bringen. ‚ 
Aus dieſem Fundament iſt auch leichtlich ung 
mit gutem Grunde zu reden/ von 
grau aus Aretio in i 
yeoſthenes in feinem Buch von den Wunder 













nern ein grünender Ephen herauf gewach on/ 
fintemahl eg ohne Zweiffel geſchehen/ daß der 








Reratrıonss Gus1ros& 37 








in erzehlee Wunder-Dinge von 

diefer Pdlantze (deffen Abrig wir 
umb feiner Seltzamkeit hierbey vor- 
ſtellen) welche bey den Americanern 
Mandiveea, Hyucra oder Jucca ge 
nant wird / im feften Lande der neuen 
Melt ift fie wicht gifftig / aber wo fie in 
den Inſuln Cuba und Hifpaniola ge: 
funden wirds da iſt fie gang anders be: 
fhaffen: Wañ man daſelbſt den Safft 
aus der Wurkelpreffetr fo iſt derſelbe / 
roh getruncken / fu gifftig / daß ein 
Menfc) ohne alle Gnade davon fterben 
toirde: wann er aber vermittelt einer 
Hitze im andern Grad geſotten wird/ 
fogiebt er einen ſchoͤnen Esfig zu viel 
fültigen Küchen Gebrauch / and wann 


Das gifftige doch nahrhaffte Kraut Jucca. 


| man ihn noch länger ſiedet / fo wird er 


einem Donig: ſafft an Suͤsſigkeit nicht 


| weichen. Aus der wohlausgepreßten 


Wurgel baden die Einwohner / wann 
fie wohl zerſtoſſen / ein liebliches Brods 
welches unferm Enropeifhen am Ge⸗ 
ſchmack und Dauerhafftigkeit nichts 
bevor giebt. Alfo Fan man ans diefer 
ſonſt fehr aifftigen Pflange / wann fie 


rechtmaͤsſig zugerichtet / eine heilfame 


und nothwendige Nahrung’ nehmlich 


| Esfig, Honig und Brod zuwege bringt. 


Hier iſt am verwunderlichſten war⸗ 
umb dieſes Kraut eben allein in dieſen 
benyden gemeldten Inſuln gifftig / ſon⸗ 
ſten aber geſund iſt davon Kircherus 
urtheilet / daß das Gifft demſelben nicht 
von Natur mitgetheilet / ſondern von 
der Beſchaffenheit der Erden ange 
nommen: Dann es iſt bekannt / daß ge: 
Dachte Inſuln fehr Gold traͤchtig und 


dannenhero mit Arſeniſch⸗Mercuriali⸗ 


ſchen Ausdaͤmpffungẽ uͤberhaͤufft ſind / 
wovon dieſe Pflantze ihre boͤſe Arth be⸗ 
kommet / daß ihr Safft ungekocht ge 
nommen gifftig it; Weil aber auch die⸗ 
fes Gifft nur aus einer bloſſen ſubtilen 
Auffdaͤmpffung angenommen iſt / fü 

E3 geſchichts / 





























38 Retartonss 


geſchichts / daß durch Kochung der Wurheel/ als | welche nunmehro won den Salt + Geiſterlein 
worinn das Gifft infonderheit feinen Auffent | nichtmehr angefänere werden Fan, Und on 
halt hat / diegifftige Geifter reſolvirt werden / | auch dieſer ſuſ⸗ Safft von der Wurtzel abgg 
und davon fliehen / das ubrige aber jur Berei, | ſondert / fo bleibet eine ſolche Maſſa zurückäueh 
fung eines guten Es ſigs aͤberbieher, leichwie che/ wann fie ausgedorret und sn Meblberei 
fünften anderer Wein wann feine Kräfte oder | tee worden / durch Die legre Kochung indem 
Geiſter davon gewichen zu einem ſauren Esfig Backofen ein ſchmackhafft es Brod verſchaffet 
gedeyet. Durch die andere Kochung aber wird welches die Spanfer auf ihren langen Se 
diefer Safft Honig⸗ ſuͤſſe/ weil die Saltz Gei⸗ — dem gewoͤhnlichen Zwyhack vorzichen 
ſterlein dieſer Pflantze durch die Hefftigkeit des weil es viele Jahre dauren / und feinen Ge 
Feuers in die Höhe fleigen / der übrige fette | ſchma behalten Fan, E; 
Safft aber darauff eine Süsfigfeit verfchoffer, 


Der ſeltzame Wind- 
7% Italien / bey der Stadt Eefisrlieget ein 
Gebuͤrge / ſo efiva ion teutſche Meilen lang 
iſt / aus welchem in den vier Sommer-Monaten 
Majo/ Junio/ Julio und Auguſto taͤglich vier yſe oder Zona Torrıda, MR 
Stunden Vor: und foviel Stunden Nachmit⸗ / Fein Menfch Fan Diefelbe 
tage Durch die Lüchery Riſſe und Spaltungen | aushalten / Vieh und Menfchen begeben fig 
deſſelben allemal ein großer Wind heraus blä; | i 
fet 7 welchen die Leute ermeldter Stade durd) 
Fünftlihe Nöhren nicht anders , als man das 
Waſſer zu führen pflegerrin Ihre Gemächer und 
Keller zu leiten wi ſen umb ſich vor der gewal⸗ 
tigen Sonmen-Hiße zu befhirmen/ und ihr Ge⸗ 
traͤncke dardurch zu Fühlen, In den vier harten II 8 
Winter Monaten hingegen / gls im November 
December/anuio und Fehruario hat dieſer⸗ 
Berg eine gantz widrige Eigenfchafft/ dann er 
sicher Die Luftt alsdann mir folcher Hefftigfeit 
durch Die Riſe in ſich hinein / daß ihm gantze 
Tuͤcher / oder wagman ſonſten Davor hält, bin: 
ein folgen müffen, Kircherns in feiner unter; ” 
irdiſchen Welt giebt hievon folgende Urfache; 
Lit durch die Erfahrung bekannt, daß der 
gartze Berg inwendig durch und durch hohl/ 
aufwendig aber mit einem harten Selfen/ wor⸗ 
an a die geringfie Erde zu fpühren + umb⸗ 
geben if, i 
2. Iſt er vol Kiffer Löcher und Spaltungen | 
wicht allein nach Earfis zu ; fondern auch ander 
andern Seiten wo er fih nach der Stadt Aqua 


Sparta wendet / Dajeldft hat er auch) gleiche 
uͤrckung 
"3. Diefe klare und harte Felfen faſſen im ho⸗ 


Currosa. 
















Berg. > 







































Rerarıonzss Curıios® 





ein Orth / der vonaller Lufft ausgeleeret / in den hob 
ten Bergen bleibe fo reiſſe Die inwendige dick gemach⸗ 
te Luft, umb.den übrigen Plag der Höhlen auszufub 
fen/von auffen fo viel Lufft hinein / als fie benothiget: 
Kircherng beweifet dieſes abermahl mit nachgeſetzten 
Experimiento : 






Fhacpe aus einer feien Materie, als Glaß / Ertz / 
ober Zinn ein Gefaß⸗/ in beygeſetzter Geſtalt / aus def; 
jen Grunde führe eine Rohre b A C 7 und vermache 
das och DE teohly daß feine Lufir hinein dringen 

ag. Sere diefes Gefäß an die Crnnen Strahlen 
8 wird Die inwendige Lufft bald erhi⸗ 








ihrer wohl viele / fo da nicht 
ten / daß man jemahlen ſolche 
abſch * ae 
hreiber/ an einem Orth in der Welt gefunden / 
ber dieſe muſſen [hweigen, wann an ih 
nicht allein die Schriften vornehmen 
fondern wohlgar augenjcheinliche Zen 






4 










Die greuliche Draden-Sefchichte. 
und noch gebe. 
Grufften folten big auff diefe Stunde nicht all⸗ 
zarfehr davon befrenet ſeyn / und ich glaube «8 
toerde uns alic mit einander annoch in friſchem 
Andenken ſhweben mas uns die Conranfen 
dur efrva 2 oder 3 Jahren von dergleichenLand⸗ 
ſchaͤdlichen Menfris / fo fih in Toſcana und 


39 


sen / ſich ausbreiten / und durch gedachte 
Roͤhre einen Ausgangfuchenda du dann 
denjelben bey © mercklich fühlen wirſt. 
Hingegen wann du das Gefäß mit Falten 
Waffer begieſſeſt / und wieder erfühleit/ 
fo wird die inmendige verdickte zuſam⸗ 
men getriebene Lufft zu Erfüllung des 
gantzen inwendigen Naums die aͤuſerli⸗ 
che Lufft Durch Emercklich an ſich ziehen / 
welches bey einer vorgehaltenen Feder 
beydes Fan probiret nnd vor Augen ge 
ftellet werden / welche in der erfien Probe 
teird weggeblaſen / und in der andern hin’ 
eingezogen werden. 

Man hat ſonſten auch Berge / aus des 
ven Lochern- ein beftändiger Wind aus 
wehet / deren Urfache find Die unter irrdi⸗ 
ſchen Waſſer Faͤlle / oder der Abaind Zu⸗ 
Auf des Meers/ welche die Lufft in den 
Berg: und Erd Löchern dergeftalt auf 
wiegeln / wie an etlichen Drten des Aetna 
zu [chen oder der ſchmeltzende Schnee 
bringet ſolchen Wind zuwege / wie an dent 
Berg Alvernia / und an einer Hoͤhle bey 
Volaterras in Tefcanen zu ſehen / aus 
welchem Testern bißweilen eim ſolcher 
hefftiger Wind herfür branſet / daß er al: 
les was hm vorfompt / ja oft gantze 
Bäume /darnieder wirft. 


Schweitzeriſche Berg: 


Die 


Preuſſen aufgehalten’ mitgetheilet haben. 
Anigo yoill ic) den Liebhabern unferer Rela⸗ 
tionen eine merckwuͤrdige Geſchichte von einem 
erſchroͤckl hen Drachen vorſtellen / und dann 
von dem Uhr pruug dieſer mmgeheuren Würme 
einen gruͤudlichen Bericht ertheilen 
Dieſe Hiftoria iſt genvmmen aus Boftoy 
und zwar aus dem audern Buche feiner Hiſty⸗ 
vie: 


fiellet / die ihnen völlig erweiſen Bag mannur 
allzuviel ſoicher Landverderblihen Wirme 
und erfhrecklichen Wunder; Thiere on man 
em Orthe gefunden; Cardauus Aldrovan- 
dus / Nierenbergius/ Cyſatus /Schorerus/ 
Richeomus / Fiſcherus / Olaus Magnus / Vo⸗ 
loterranus and viel andere mehr / ind Mans} 
ars genug zu erweiſen / daß es Drachen gegeben: 











40 


ria die er gefchrieben von der Religion der Jo⸗ 
hanniter Drdens-Nikter bon Jeruſem Im 
Jahr Chriſti fprichter/ 1345/ als Cemens Yı, 
Pabſt zu Nom / und Elis de Bilfangup Groß⸗ 
Meiſter der Ritter St. Johannis war / da be⸗ 
gab ſich ein Ding / darüber fich die ganze Welt 
yerwundern muß. Auff ber Inſul Rhodus/ 
nicht weit von St. Stephans⸗ Kirche warein 
groſſer Felſen / unter welchem ans einer jebr 
groſſen Unter-Jrrdifchen Höhle ein Fluß herfur 
ftröhmete. In dieſer Höhle wohnete damah⸗ 
len ein ungeheures greuliches und erſchroͤt 
liches Wunder Thier welches nicht allein in 
der gantzen Gegend der Infit nach den Often 
tinerhörten Schaden an Menfthen und Wie; 
bes die es mit unglaublicher Grauſamkeit an: | 
fiel’ zerriſſe und verſchlunge / verurſachete / fon: 
dern auch vermittelt ſeines gifftigen Athems 
die Lufft derfelben Gegend iberail dergeſtalt 
vergifftete / daß fich niemand ohne augenſchein⸗ 
liche Lebens⸗Gefahr dahin wagen Durffte; Dan⸗ 
nenhervo der Groß: Meifter gemeldten Ritters 
Ordens (welcher damahlen jein Verbleiben 
auff Diefer Inſul hatte) öffentlich ausfündigen 
ließ / daß ſich niemandwesStandes er auch ſey / 
unterſtehen folteran den unfihern Orth zu kom⸗ 
men; Eben dieſes hater gleichfalls den Rittern 
verboten / und war bey Verluſt ihres Lebens, 
oder zum wenigften ihres Ordens dahero der | 
unfichere Orth nicht unbilfig den Nahmen Ma} 
paflo fange Zeit gefuͤhret hat. | 
Zu diefer Zeit war einer unter den Rittern 
zu Rhodus Nahmeus Desdarıs de Önzon/ 
von Geburth cin Gafeynieryein junger / frifcher 
und muthiger Cavalkier, Diefem verdrufie 
€8/ dag fich unter einer folchen Anzahl tapfferer 
Ritter nicht ein einiger finden lieſſe / der ſich 
unterſtehen Dörfite/ dieſem Ungeheur den Kopf 
bieten und dag Land von einer ſolchen ſchaͤd 
ichen Plage zu defreyen. Ließ ſich demnach / 
theils durch den Fuͤrwitz / theils auch durch Be⸗ 
gierde ihme einen unſterblichen Rahmen u 
machen /anfpehren / auff eine unerhoͤrte Weiſe 
mit dem erſchrocklichen Wunder Thier , dem’ 
aiffeigen und alles verfchlingenden Draden 
perſohnlich den Kampf auf Leib und Leben an⸗ 



























ResATIıoONgs Curiı 








05% 


sugehen/ und die Inſul von diefer verderblicheg. 
Peſt gänglich und auf einmahl zu fäubern, 
Dieſe Nefolution faflete er fo feſte daß er Tag 
und Nacht meder Schlaf noch Ruhe h 
biß er zuvor feinen Entſchluß zu Werckeg 
tet und gluxklich ausgeführer haͤcte. W 
aber auch dabeneben dag ſcharffe Gebot d 
Groß Meifters groffentheits rejpectivete 7 fi 
ben hete er fich dahin / wie er ohne eines ein 
gen Menſchen Wiſſen und Beyſehn / ſein n 
Zweck und Sieg über den Draden erlanged 
möchte, ‘ 
























+ 







uter Spieſſen / ver⸗ 
gen waren ſehr großv glaͤn 
tzend / und gleichſam Feuer ſchieſſend. & 






hlet geweſen. 
r fo groß, daß 











Num.6, 


Rerarrones Curıios& 4 





machte er mit ſeinem gewaltigen Schuppen 
geraſſel und groſſes Geziſch ein ſolches erſchreck⸗ 
liches Gelaut / daß man auch weit von ihm daſ⸗ 
ſelbe nicht fonder hefitiges Entſetzen vernehmen 
Eunte: Das ift die Geſtalt und das Weſen des 
° Drachen geweſen / von welchem allen fid) Dev: 
Datusde Gozon vor allen Dingen gar genau un⸗ 
terrichtete, Nachdem nun ermeldter Ritter dies 


trete bald den langen Schivans hin und 
her ſchwengete / balde mit den Flügeln ſchlug / 
und in Summa alle Bewegungen eines leib⸗ 


baftigen Drachen vorſtellete. Inzwiſchen 
vengete Deodatus dieſen gemachten Drachen 


mit feinem mutbigenKoffe und enfferigen Hun | 


den zum offtern an und-nachdem er fein Pferd/ 
wie and) die Hunde in diefem —— 
über ein halbes Jahr gnugſam geů 

ann fie ihren Feind aur erblickten / mit dem 


itrieinen kaum vom Streit zuruck 


halten kunte / da kehrete er endlich wieder nad) 


Npodus und nahın jein Pferd und abgerichtes | 


te öundemitfih re 
Hieſelbſt war er Faum angelanget / als er fich 


gr vor brennender Begierde den rechten. 


rachen vor ſich zu ſehen / uũ mit demſelben den 
Kampff anzutreten + nicht zu behalten mufte. 


Reste demnach zinenauten Harnifch an / erwehl⸗ 


te eine ſtarcke Lantze und guͤrtete ein Düchtiges 


Schwerd an feine Seite  enlete alio bewaffnet | 


nach St. Stephans⸗Kirche / ohnweit der Dra⸗ 
— nachdem er an dieſem heiligen 








et / daß man 





Orthe zufoderſt feine Andacht verrichtet und 


dem Allmaͤchtigen ſein wichtiges Vorhaben 
herglichft anbefohlen / gehet ex mit feinem Pfer⸗ 
de und beeden Hunden nach dem ungeheuren 
Drachen Loch hin, 

Doc) unterrichtet er vorhero feine Diener 
wie fiefich inzwifshen verhalten folten/ nehm 
lich daß fie ſich anffeinen nah gelegenen hoben 
Selfen begeben und den Kampff anſehen ſol⸗ 
fen / wide nun der Drache mit dem Leben et 
buſſen und Deodatus lebendig Davon kommen / 
fo ſolten fie ihme / dafern ers welches vermuth⸗ 
lich / von dem ausgeſpichenen Gifft des Dra⸗ 
chen in eine Ohnmacht verfallen wuͤrde / mil 
ihren bey ſich habenden kraͤftigen Medicamen⸗ 
ten und Antivotis augenblicklich beyſpringen / 
und laben würde er aber unten liegen / und mit 
dem Leben bezahlen / fo ſolten fie ſich nur von 
Stunde an durch Die Flucht ſalviren. 

Nach diefem gegebenen Unterricht / begab 


ſich diefer unverzagte Held mit einer unglaub: 


lichen Tapffermüthigfeit nad) der Höhle des 
Drachen’ und als fi) Anfangs nichts rühren 
wolte / machte er ein lautbares Geraͤuſch / fe 
nen Feind gleichfamb dardurch zum Kampf 
ausjuferdern/ der dann feine fehleunige Ans 
Funfie durch das greßliche Raſſeln und Praſſeln 
der Staplen harten Schuppen / und ſchwin⸗ 
genden Flügel aljobald anmeldete, Alſo bes 
gab fih Devdatus von Stunde an zur Höhle 
heraus auff einenebenen Platz / den er ihm zum 
Kampff auserlefen hatte. Co bald der Dra⸗ 
he das Pferd und den Neuther erblicket / ey⸗ 
fet er Halb flichend/halb lauffend hinzu in Hofe 
nung / eine gute Beuthe / feiner Gewohnheit 
nach anigo zu erhaſchen. 

as muthige Pferd aber und die beisjige 


Hunde / als welchen dieſes Ungeheur durch lan⸗ 


gen Umbgang gleichſam bekant war / fallen den 
Drachen unver zagt any wo fie ihn nur beykom⸗ 
mer Eunten. Der Ritter inzwiſchen wolte 
feinen Helfern an Tapffermürhigkeit nicht das 
geringfie nachgeben / ſchoſſe feine Lantze ans als 
len Kräften auf des Drachen geharniſchten 


| - Rücken / mit ſolcher Hefftigkeit/ daß dieſelbe in 


kleine Studie gerfprunge/ und der Ritter ſchvn 
F eines 




























42 Rerartiongs Curıosa 


eines von feinem beſten Gewehr berauberiward, Hk ſich als ein fieghaffter Hef } 
Unterdeſſen ergriften die Hunde den Drachen | fampt einen Leuten / Pferde und Hunden if 
bey feinem Gemächte, saufeten ihn dergeftalt | der Stadt Rhodus / verfügte und dem Grg 

herumb / dag er fich vor Shmergennichtzube | Meifter feine Ebentheur erzehlere. J 

halten wuſte / wodurch Deodatus zeit befahm, 

eine andere Nefolution zu fallen; Er ſtieg bes 
hende vom Pferde/ trat mit feinem Schilde und 
entblöffeten Schwerdte zu Fuß hinzu, und lieg 
ſich nicht abfehrecken/ daß fich der Drache alſo 
bald auff feine Hinter⸗Fuſſe in die Höhe richte: 
ke ı mit dem einen Forder; Fuß nad) feinem 

Schilde und mit dem andern nach ihm felber 

griffe / und beydes dermittelft feiner abſcheuli⸗ 

Gen Klauen in Stuck⸗ zu gerbrechen, 

Vielmehr bemercfete der Ritter , wo des 
Draden Half am weicheſten war / dafelbft 
brachte er ihm mit feinem Schwerdt eine fol: 
che Wunde any daß ein gantzer Strohm Bluts 
daraus zu ſpringen begunte, Dag Ungeheur 
war durch die groſſe Schmertzen zu ſolchem ra 
fenden Grimm gebracht / daß es ohnerachtet 
aller Gefahr / zu dem Ritter immer näher ein: 
drunge/ je näher es aber kahm / jetiefferftieg 
ihm dieſer das Schwerdt in den Halß/ da er 
dann endlich durch offtmahliges Hin- und Her; 
schen defielben / dem. Drachen den gangen 
Hals Öffneterder dann nicht lange mehr Stand 
zu halfen vermochte, fondern endlich Krafftloß 
und todt darnieder ſanck doch galſo / daß er 
eben auff den Ritter/ der ſich faſt aus dem 4: 
them gearbeitet-/ auch eine groſſe Menge von 
dem giftigen Dampff + der aus der Wunde 
kahm / an fich gezogen hatte und dadurch faft 
gan ohnempfindlich worden war mit feinem 
ſchweren Leibe zu liegen Fam, 

Alſobald erinnerten fich die auff dem Felfen 
zuſchauende Diener. ihres Herren Befehle, 
forungen ungefäumpf heruntersund zogen den: 
felben halb todt unter dem abſcheulichen Dra: 
chen Auß herfür: Weit fie auch noch.einige Le⸗ 
bens-Zeichen.an. ihm fpühreten 7 hohleten fie 
geſchwinde aus dem vorben flieffenden Baͤch 
lein- die Hüte voll friſchen Waſſers / und begof, 
fen des Denvati gangen Leib damit der her; 
nach durch gute Hertzſtaͤrckung ſich wieder er, 
hohlete / big er endlich, da er voͤllig wieder zu 





























Aber vernehmet mm auchdie ſchoͤne Verge 
füng/ ſo Diefem tapffern Ritter/oor eine fo berg 
liche That / die dem gangen Lande erſprießlih 
war / zugetheilet worden, DO Schande! De 
Groß Meifter beruft alfobald die gange Pe 
ſamblung der Ritterſchafft / fhalte den Depp. A 
tum offentlich aus / weil er nicht altern ſich fo fie 
ventlicher Weife in Lebens Gefahr gefee t 
ſondern auch des Groß Meifters ſcharffes Ge 
bot unbefonnener Weife übertreten hätte zuge 
ihm auch den Drdens-Habit ab/ und lief ihr 7 
andern zum Erempel / in ein böfeg Gefängnüß 
werffen. * 




























efaſſet / mit dem Dr fs 
en / als ein fieghafl fer 
ange fand von eine 






zu ſagen 
eiſter wie⸗ 
auff freyen 
ſtellet / ja zu 






quam magiftraret, Die 

alfo zu lefen: F. Deodatus de Go 20. 
ne, Hic angvem immenfz molis, orbibus. 
‚ serribilem, miferos Rhodi incolas devoran- 

ken, 





Rsıarronzss CurtosM 4 


sem, llrenue percmit ; Deinceps Magilter crea- 
tuselt Anno Domini 1349: hr 
Es iſt ſonſten gewiß / daß ein Drache nichts 
anders, als ein Monjtrum oder Wunder⸗Thier 
fen das aus Feiner ordentlichen Zeugung NOT 
zweyen Thieren einer Arch; eniitebet. Die 
Drachen find demnach mannigfaltig ; Etliche 
haben Slügebetliche Feine, etlicheiveen/andere 
vier Fülle, wieder erliche Gaͤnſe· andere Löwen: 
ja wohl gar AdlersZufe/ allefamıpt aber jind 
fie mit einem ſtarcken Gifft reichlich angefullet. 
Damit aber der Leſer von ber Drachen Uhr; 
fprunge in etwas benachrichtiget werde/ jo will 

ich aus Kirchero davon etwas melden. 
ıbahrifts daß eingang frembdes und 


ungewöhnliches Thiet gezeuget werde / von 
rg 














aterſchiedlicher Arth / wie wir 

au dem Mauleſel / Leoparden / Camelo⸗ 
b Hivjch ſehen / ja auff ſolche 

eife Fönnen auch — oder unge · 

heure Wunder⸗Thier erzielet werden / als wenn 
die Menſchen mit den unvernůufftigen Thieven 


ren / oder auch wann dieſe zuſammen 
e en Coͤrper irn Eager verfaulen / ſo 

und bleibet allezeit was von den 
Saamen eines jeden Thiers zuriicke / aus wel; 
chem vielfältigen Saamen hernach vermittelt 





einer fermentivten Faͤulung eine ſolche Mißge⸗ 
hurth und ungeheuer berfür kemmet / daß von 
jedem Thiere/ davon Der vielfältige Saame 
herrühret/ etwas an fih hat: Als von einer 
Schlangen den Kopff und Schwantz von den 
Bögeln die Flugel/ die Ohren von einem Da: 
fen / die zween oder bier Fuſſe / von andern vier⸗ 
fügigen oder auch wohl von geflügelten Thier 
ren. Dann die Srafft eines jeden Saamens 
ift bemuͤhet dasjenige he zu bringen, das 
fie Fan; Weil fie aber ein volltommenes 
Thier / deſſen davon fie ommen/ nicht zu bil, 
den vermag, indem fie nehmlich durch die viel, 
fültige Vermiſchung anderer Saamen ge 
ſchwaͤchet worden / jo bringet fie sum wenigſten 
an der äuferlichen Geftalt eines Monjirt eb 
mas herfür daß mit dem Thiere gleicher / and 
defien Saamen fie beſtehet. A: 
Was ferner anlanget / daß esfheinet/ als 


| ob die Drachen Feur fpeyen / forühret folches 


her vonder jehr ſchleimichten Materie / womit 
—* Coͤrper angefüllet / dannenhero dieſelbe 
heinet / als ob es Feur waͤre / nicht anders 
als wie man das faule Holtz / Johannis Wuͤr · 
me und anders dergleichen offtmahlen vor ein 


ft | würelih und glangendes Feuer anfichet, 


Die harten Schuppen und Schilden + womit 
fieihren Rücken bewaffnen / entjiehen gleich, 
falls aus derfelben zähen Materie z womit die 


beſchildete Thiere von der Natur begabet finds 


bie in der euferften Fläche gleichfam zu einem 
Horn erhärtet, 

Woraus zu ſehen / daß Kircherus wohlden ber 
ſten Grund von dem Uhrſprunge der Drachen 
anfuhret / und feine Meynung wird bekraͤffti⸗ 
get dadurch daß ein Hahn wann er ein Schlan⸗ 
gen⸗Ey verſchlucket / einen Baſilißken ausbrutet. 


Ein Wagen ſo von ihm ſelbſt laufft. 


M— Wagen und ander Fahrzeng / das 
*dentweder mit Pferden oder Ochſen bes 
ſpannet wird / wie bey ung deren genug zu ſehen / 
vder die von Cameelen gezogen werden / wie in 
Aſien an verſchiedenen Orten / oder die vermit⸗ 


& i 

| telft eines Seegels durch den Wind getrieben 
werden wiederen viele in China / zuweilen auch 

"% 

— > SEEN. 


ber zu allen gr Fahren gehöret eine anſerli⸗ 
5 3 h 


in Holland / und andern gankebenen Orthen 
zu fehen: Die Mathematici reifen auch eine 
Arth Wagen sa machen / die weder von einigem 
Laſt oder andern Thier noch dem Wind gezo⸗ 
gen / ſondern vermittelſt Umtreibung etlicher in⸗ 
wendigen Raͤder von ſich ſelber fortlauffen. I 


che 










































* 
44 REr— Currosk 
che groffe Gewalt: Hier ſtelle ich dem Leſer dar | gen init feinen Läuffigen Rädern von einen 
einen Wagen’ der dieſes alles nicht bedarff und Orth zum andern rennen wird. 
doch lauffen kan. Thue ihm alle; Laß einen Anff diefe Weiſe kan man ſelbſt wandelend⸗ 
hoͤlzernen Wagen mit feinen Pferden und at Menfchenfelbft fliehende Bügel, Fiſche 
lem Zugehoͤr beym Zrechfeler verfertigen , jo | re umd umgehlich viel dergleichen verfert 
klein oder jogroß, alsdir beliebet: In denfel; doch muß man diefe Vögel an einem eifen 
en ſtecke eine Roͤhre von Ertz oder Eifen ge: Death fefte machen und an einen Ring 
mache / welche zum Theif doch nicht gan, mit ander Gewerbe hängen, 
Queckſilber angefaller ſey / doch mug dieſe Roͤh⸗ 
re hernach wieder wohl vermacht werden, daß Me d 
nicht die geringjte Lufft aus oder einkemmen wunderſam / und Fünnen vermittelſt ſolche fel 
möge, Stelle nun diefen Wagen auff eine e: ( 
bene und glarte Taffel / und eriwärne dievor | jederman höchlich darıber zu verwundern bat, 
befehriebene Röhre mit einer Drennenden Ker; In unfern folgenden Relationen wird es Ge 
tze: So wirſt du deine Luſt fehen wieder Wa; legenheit geben von dem Mereuriv und andern 





genen Wundern. 


TE irgendswo ein Unterſcheid / ſo iſt derſel prt gunerm halten’ Onein! Es 
Y be in der groͤſten Mannigfaltigkeit der viel inder Natur verhorgen / welches einem / der 
Menſchen zu finden, wo der eine Luſt zu hatıdag es zum erſten mahl ſiehet vor eine Augen Ble m 
mißhaget den anderm ind ivag dieſem beliebet/ dung würde vorfommen / und Dennoch ift alles 
das ſtehet wohl hundert andern garnicht an: natürlich, Mir wollen in dieſem Bogen de t 
darumb. if es ohne Zweifel eine vergebliche | Lefer etliche hoch ſelßame Erfindungen kluger 
Muͤhe / ja einevonden gröften Thorheitenyallen eate / und sugleich auch etliche jonderbahre 
Menfchen gefallen wollen , und der foll noch ge; verborgene Sticflein der Natur aus einigen 
bohren werden/ der etwas machen Fönne wel; Seribenten vorficen/ dawon gründlich zu re⸗ 
es jedermanlobe, Es finden fich ſchon einiger | den / und eineg nach dem andern nach der Ver⸗ 
denen die in etlichen Bogen unferer eurienfen unfft zu proßiven / etwa in folgenden Rela⸗ 
Relationen enthaltene Minterie allzuhuch und | Fionen zeit und Gelegenheit gegeben wer⸗ 
unbegreifflich vorkommet / aber ag folten fol: den möchte, i J 
che ſagen und gedencken / wann wir ihnen noch So haben wir ung dennoch billig und zung 
viel wichtigere und undegreifflichereDinge vor | Höchftenzuverwundern über die ausgefundene,. 
fielen werden ? Am Himmel und dem Geſtirne Waffen: Salbe, vermittelt deren man einen 
bat der allmächtige S chöpffer feine unendliche Bertwnndetenperüber 40 Meilen vonung fs 
Allmacht erisiefen , welche uns freylich unbe; Aus dem Grunde curiven Fan, } 
greifflich vorkymmet/ aber wir kommen nun⸗ Was ift ſeltamer/ als das hoͤltzerne Block 
mehro nächft den Wunder Werden der Nat hauß inGallia Eiſalping / welchẽ Cæſar mitkeg 
auff Die allerfünfilichften Erfindungen eliher | nenn Fener verbrennen kunte? — 
Menſchen / welche warlich folche Sachen durch 
ſpitzfuͤndiges Nachgeibeln ausgefunden / daß 
man ſich zum hoͤchften darüber verwundern / ja 
leichfam erftaunen muß / und gleichwohl haben 
wir nicht Uhrſache/ ſolche Künftter aiſybald vor 





















Jene Mohrin zu Nom trug / fo oft fie wolte / 
glüende Kohlen in ihren Händen und Duden 
ohne einige Werke ung. BR. 

Wer Fan die Funftliche Himmels⸗Kugel 
chimedis / und deſſelben Spiegel a 


be! 









RerarröNEs Guxrtaosh u. 


fen er ver Römer Flotte in ber Ferne angezun⸗ 
det; des Tavenenijchen Archita hoͤltzeru⸗ jelbft 
ichende Taube ; Jene eiferne Schiffe und Wa⸗ 
gen ſo von fich ſelber in einem Egypiiſchen Tem⸗ 
el in der Lufft ihwebetenyohneBerwunderung 
Fetracpten # 


er hrete mit ſich die Sonne, den Mond und 
zeug fondern durch den inwendig durchgehen: 


wunderbahr und unauffhoͤrlich getriv, 
Himmels 





macht , daß fie fich wie die Sonne vom Auf | 
‚gang bif-zum Niedergang von ſich ſelbſten be 


Wie auch der Alten kleine Lampe Die tau⸗ 





Cambasſins von Volatterra gleich von feinen 





trieben / und ihme Dadurch einen groſſen 
en gemacht; Als er aber nachmahls umb 

fein Geſicht kommen, ift ergehen Jahr muͤßig 
geſtanden /und hat nie nichts gearbeitet / jedoch 
jederzeit auff Mittel und Wege ben ſich bedacht 
geweſen / wie erden Ruhm / den er durch feine 


nd und ſiebenhundert Jahr unabläßig ge 


ıften jungen Jahren an vieBildhauer Runft 





Kunſt erworben / entweder behalten oder erneu⸗ 
ernmüchte, Dieſem nach hat er das, was ihme 
an feinem Geſicht in einer Kranckheit abgan⸗ 
gen / mit feinem Verſtand und Nachſinnen erſe⸗ 
het / und ſelbigen dermaſſen geſchaͤrffet / daß er 
fich einer vormahls nie erhoͤrten Dat unter⸗ 
unden indem er ihme des Grup. Derkügs von 
Slovens/CosmiBiloniig aus Thon nachzuma⸗ 
hen fürgefeget/ und das Muſter von des Cos⸗ 
mi in Marmel gehauenem Bilde / fo ex mit jr 
nen Händen befühlet/ genommen: Welches er 
dann demfelben dermaſſen aͤhnlich nachgebil⸗ 
det / daß ſich jederman uber dieſes neue Kunſt⸗ 
Stuͤcke zum hochſten verwundert. Daunen 
hero iſt er wegen ſeiner dortrefflichen Kunſt auff 

Maͤnnigliches Einrathen bewogen w orden / ſich 

indem verwichenen 1636ſten Jahr nacher Rom 

zu begeben / umb anff dieſem oͤffentlichen Schau⸗ 
Platz aller Tugenden eine Probe feiner Kunſt 
5 zu laſſen. Und zwar erſtlich ſo hat er des 
Pabſt Urbani VunBildnuß ihme gantz aͤhnlich 
| mit jedermans Vertvunderung gemacht / und es 
ihme verehret: Welches hernach mit des Her⸗ 
hogs von BarcennaMitters Gualdo und ande⸗ 
ver ebenmägig geſchehen; Weilen man aber 
in den Arawohn geriethe ob ſtellete er ſich als 
wann er blind wäre, bat man ihn in einen ver⸗ 

erreten und finftern Gema ine Kunſt tret⸗ 

en heiffen: Welches als er es gethan und ei⸗ 
nes jedtwedernGeftalt wunderſahm abgebildet‘ 
wie auch einem ein ernfthafftes oder freundli⸗ 
ches  fröliches oder tranriges und recht reden 
des Geficht gegeben und fat eines jeden verbor⸗ 
gene Sinn und Weiſe ausgedrucket / hass da⸗ 
durch dieſe feine vortreffliche Kunſt bey jeder: 
maͤnniglich befräfftiget und glaubhaft gema⸗ 
het, Diefes haben ſehr viel reiche und ehrliche 
gente/die «3 felber mit Angen aefehen/bey einem 
öffentlicher Schreiber bezeuget ⸗ damit Die 

Rachwelt aus demEtadt⸗Buch dieſes Wunder 

glauben möchte 

Imgleichen des Negiomontani hölgernen 

Wiler / der demKaͤnſer Marimiltano / als er nach 

Nuͤrnberg kam / wunderſahmer Weiſe entgegen 

En und ihn mit einem fachten und lang: 

ahmen er big in die Stadt begleitet, 

3 
















46 Rerarıoygs Curıosa 
—___RAE \ — — 
Wie nicht weniger feine eiferne Muͤcke / wel, l Kunft gemacht geweſen , daß wann man de nei 
che / als er fie aus feiner Hand fiegen [afjen/ in Ren Zeiger aus dem Mittel-Punct auff das 
dem Gemach in einem Creyſe umb die Gafte | oder 3 gericker, fid) zugleich auch der 3 
herumb / und wieder an feinen Orth / wo fie her; | 
| 
| 








an der andern Büchfe, iv 
kommen / geflogen. legenen Ort eben fo kunſtl vi 
Verwundert euch auch uͤber die faufend | ſen auff eben dieſe Bucyft ch felbfie 
ſechshundert Schüffeln / jo man in ein ausge | gemwendet/alfodag man mit. einem Abtefende 
drehetes Pfeffer: Korn thun koͤnnen. Danny ohne Wort oder if 
es hat Oswald Norhinger / ein beraus kuͤnſtli⸗ 
cher Dreper aus Schwaben (dann ſolches er; | 
fheinet aus dem Werk welches / wo nicht allen 
FA Sana Ölauben /jedod) alles Menfchli | 


ri 


welches ein Wunder — in ein gemeines 
ausgedrehetes Pfeffer, 
ſes Gemaͤcht bar Zohan Schab von Mit | 
telbrach/ zu Babıi Pauliv. etten / aus Tenefch- | 
land mit ich nach Rom gebracht; Und felbige, | 
fo man wegen ihrer Kleine faft nicht jehen Eon: 
nen / neben vielen andern (dann fie einem jeden, 
der es begehrety gezeiget worden) auch vornem: 
lich Caſpar Sciopping, und Johannes Faber 
Sr ger ebiing zuRom /durch 








die ihnen 
n indem 
















fbören in einem Ereyg b 
nwird / alſo / daß ſie bey 
auffgehender Sonne gegen Auffgang ftehetrun d 
zugleich mit derſelben allgemach gegen Mittags 
und ſo folgends gegen Niedergang fic) mende b 
und ſolcher Geſtal entweder der&onnenNrads | 
folgerin oder Nachtreterin wird, 2 
Und dann aud) dasjenige muſicaliſche In⸗ 
ſtrument / welches bey ſtillem/ heitern 1% ſcho 
nen Wetter / wann ein ſanfftes / gelindes vde 
vielmehr gar Fein eh 











gedreheten Bechern inein mittelm oges Pfef⸗ 
fer-Korn gegangen, Diefes hat der wegen fet: 
ner Geſchick und Geiſtlichteit beruhmte eſun 
Has Baptiſta Ferrariugy bin und wieder 
geiviefen, 

Seruers des Stevini Wind⸗Wagen womit 
er innerhalb zwo Stunden fiebenzehn Meilen 
get: Wann nun je: 





































UF j Eee. 

es aus Thorheit nicht der Kunſt / ſondern ben 
ſen Geiſtern zugemeſſen haben. 
Weiters diejenige sig runde Buͤchſen / da⸗ 
rauff das ABCE abgetheilet / und mit ſolcher 





pflich 











Reıarronss CurıosM a 47 








ichtete fich / einen vollfommenen lebendigen 
—— ui die Kunſt herfur zu bringen. 
Raymundus Lullius der groſſe Klügling aus 
Majoren Fahm einsmahls zu einem vorueh⸗ 
men Könige / der eben bey dem geſchmoltzenen 
Er ſtunde / woraus man eine Glocke gieſſen 
folte. Er ſprach zum Könige: Sire / wie 
mann ich diejes Metall alfo temperirte / daß 
man den Klang deffen / dag daraus gegoſſen 
wirdvdurch die ganze Welt hören Fonte ? Als 
ch der Konig hierüber verwundert / nahm er 
feinen durch Kunft erfundenen Stein dunckete 
ihn in das Metall und als man hernach Die da 
aus gegoſſene Glocke probiren wolte / da laws 
fete fie gan bedumpen / als waͤre fie hleyern / 






haſſen. 

Vernehmet weiter von den kuͤnſtlichen Er⸗ 
mdungen des hochverſtaͤndigen und im No 
legt verwichenen 1680ſten Jahrs abge: 
lebten Athanafii Kiccheri. Der hat einen Tra⸗ 
etat verfertiget meldyen er nennet Polygra- 
phiam novam , vermittelji deijen ein Menſch / 
wann er nur eine einige Sprache verſtehet / 
mit allerhand Nationen der gangen Welt in ih⸗ 
Ä Brieffe wechſeln md correfpon: 


Ferner lehret er durd) feine Stegarographi- 
amuniverfalem, wie man einem weit entlege: 
nen Srennde feine Gedanden fo heimlich of⸗ 
fenbahren fol, dag Fein Menſch wie Flug er 
auch immer ſeyn mag / dahinter kommen Fan. 

Er lehret in feinem “rcano Phyfiognomi. 






“© ‚wieman auffeine gar leichte Weile von ei⸗ 





. man es mit einer halben Erbſen bedecken Funge, 


nes jeden Menfchen Natur Temperament und 
Weſen urtheilen mag. — 

Sn feiner Mufurgia nova zeiget er einen 
der die Mufie nicht gelernet / wie er muficali 


ſche Stinfe von y2/ bij 20 Stimmen / in viel 


Choros getheilet / auffſetzen Fonne. 

Und in einer andern Kunſt / die er Arcam 
Marhematicam tittuliret/ gibt er einen Metho- 
dum ‚wie ein jeder Arithmetiſche / Geometri— 
ſche / Aſtronomiſche und dergleichenandere Fra⸗ 
gen grundlich beantworten ſolle. 

Er hat auch ein Arufieium Rhetoricum 
geſchrieben / durch deſſen Hulffe ein jeglicher von 
einer jeden Materie gruͤndlich diſcuriren und 
ſchrriben kan. 

Und in feinem ArtificioPoetico lehret er/ wie 
einer / der in ungebundener Rede vder Profa 
nicht einmahlrecht erfahren, allerhand kuͤnſt ⸗ 
liche Carmina und Berfe über eine jegliche Ma⸗ 


| terie aufffegen möge. 


Känfer und Koͤnige aber haben es ihme wi⸗ 
derrathen / diefe Runfe Bücher ans vffenbahre 
Licht heraus zu geben / damit folche herrliche 
Wiſſenſchafften / als die da Kayfer und Königen 
allein gebuͤhren / nicht zu fer proſtituirt / und et 
nem jedwedern Bauern Fund werden moͤchten: 
Wie fuiches alles am Ende feiner heraus ge: 
gebenen Artis Combinatoriz mweitläufftig zu 


| lefen. 


Nicht unter diegeringfte Künftler ift auch zu 
zehlen jener Lufft⸗ Dantzer / der vor etwa andert⸗ 
halb Jahren zu Venedig auff den St. Marcus: 
Thurm zu Pferde ſitzend / biß an die Glocken 
hinauff flohe / daſelbſt ftieg er vom Pferde / und 
oben biß an den Engel hinauff / Fuhlete ſich ein 
wenig und nachdem er auff des Hertzugen und 


der RepublieqVenedig Geſundheit getruncken / 


flohe er von oben herunter biß an die Helffte 
des Canals Giudera / alles ohne einigen Scha⸗ 


den. 


Und wer mag zu unſern Zeiten verglichen 
werden mit jenem vertriebenen Edelmann / 
Nahmens Leo Brunner? Welcher das gantze 


Vater unfer nicht mit gemeiner / fondern mit 


Fractur Schrifft / ſo zart zu ſchreiben wuſte / daß 


Die 











43% Rerarnones Currosk. 4 
mE ren PETER ö 
Die 6Hauptſtucke der Chriſtlichen Lehre ſchrie⸗daß es ſcheinet als ob es daſſelbe den Lena t 
be er daß man fie mir einem gemeinen Dfen: | ans den Händen reifen wolte? — 
ning oder halben Oreyling zudecken fonte amd Was ft wunderfamers als der Baum inde 
hat Herr Daniel Schiwenter / der feiner in fe großen Inſul Jaba deſſen Marck gantz eiſern 
nen deliciis Mathe maticis gedenefet/ ein rareg iſt / die Frucht aber von feinem Eiſen Fan verfg 
Stürklein von ihm befeinmen, dar auff zwoͤlff tzet werden? 
Vater unſer und der Glaube geſchrieben⸗ in der Woruͤber i 
Mitte aber ein Crucifir mit Praria und Johan: | dag fich der grauſame Felß des Harpafı my 
Be gezeichnet waren / daß man Diefes alles mit mit einem Finger bervegen läffet/ wann } an 
einem gemeinen Pfenning völlig bedecken / und aber mit dem gantzen Leibe darwider fröffer ? 
Durch ein Vergröſſerungs Glaß gar wohl leſen beweglich bleiber ? ‘2 
und erkennen Finzte, Roſſe und Reu ther ſchni⸗ Was iſt mehr verwunderns werth / als dag 
tzete er aus Elffenbein und Holtz / daß man bey: Feuer des Berges Hecla / welches vom Wen 
de mit einander durch ein Hein Nadel Ohr | de: oder des Berges Chimere/ jo vom Dei 
ſchieben kunte oder deſſen zu Hippo in Dearfilienfo von T 
Der überaus groſſe Künftler Archimedes erlöfchet ? 
verfertigte unter vielen andern herrlichen Er; Masi 
findungen ein Kunſtwerck vermittelſt deffen ein i 
Kleines Kind das überaus groſſe Schiff Hier: 
nis /dergleichen nicht in der Welt ſoll geweſen 
ſeyn / aus dein Waſſer auffs Sand ziehen kunte / 
welches duch ſonſten uͤber hundert paar Ochſen 
mit allen Stůcken und Seilern aus gedachten 
Königs Hieronis Rüfthanfe zu bringen nicht 
vermochten. 

Saſſet uns zu etlichen wuderſahmen Geheim⸗ 
niſſen der Natur fehreiten: Was iſt doch denn 
wohl ſeltzamer / als der Magnet/sder dag Eiſen / 
fo mit demſelben beſtrichen worden / welches fi) 
immerdar nach dem Himmels Angel/ oder defi 
fen benachbarten Sterne wendet ? | 

Was iſt wunderlicher / als die Erde des Nil⸗ 
Strohms / welcher wann fie ſchon wohl getrock 
net und fleißig vertahree wird / jedoch immer; 
su in einer Schwere bleiber/ auff den 17 Tag 
des Brachmynats aber ohne Zuſatz eines am 
dern Dinges von ſich ſelbſten ſchwerer wird ? 

Was ift wunder ſamers als der Blitz fo dag 
Eijen unberührt der Scheider oder die Schei; 
de unberühret des Eiieng, imgleichen das Geld 
unverletzt des Beutels den Wein ang demFaß / 
die Kleider in dem Schranck verzehret und 
hinweg nimmer? 
Was iſt wunderbahrer als das Kraut / ſo in 
N denen Infuln Bengala undZeivan waͤchſet / wel 
ches das Holz mit foldher Gewalt zu fichzieher, 














ſt ſich mehr zu verwundern/ ah 





































Was iſt wunderbahrers als der Baum iR 
der Inſul Cimbubon, deſſen Zweige wann fie 
abfalien / ohn einiges Menſchen Bewegen/p on 
ſich ſelber fortkriechen und man man ſie mit 
der Hand oder einen Stecken anrühret fich abe 
feits machen’ und voneinem fliehen? ? J 

Was iſt wunderſahmers / als dag Edelge⸗ 
ftein Pabſtes Leonis X, welches / wann b 
Mond zunimpt/ weiß wird und glaͤntzet img 
abnehmenden Mond aber feinen Glang vers 
lichret ? 8 4 

Was iſt wunderſahmers als der Baum ig 
Amerien / fo Schlangen träget? dann man Ar 
get / Daß in der ſehr Ealten Provintz Chile ein 
Baum feyezauff deſſen Blättern Wirme wach 
ſet woraus / wann fie abfallen / Schar 
werden. 

Was iſt wunderſamers/ als die Baͤum 
Malacea / deſſen Wurtzeln / jo gegen Auffg 
der Sonnen ſehen/ fürdag Sifft helfe 
aber gegen Niedergang derSotmen fich 
das aͤrgſte Gifft find‘? Ehen dieſes wird 












Num, 7 
von den Baum Blaͤttern in der Philippiniſchen 

ul geſchrieben. 
Se dunderlichers als die Blume Mt 
nofa / welche verwelcket wann mar die Hand 
dabey thut / wann fir aber wieder hinweg ge⸗ 
oen / wieder friſch wird 

Was iſt ſelhamers als dasjenige Kraut beym 
Appollodoro , Æſchyonomene genandt/ wel 
ches feine Blätter einnehet / wann mans mit 
der Hand berühren will? — 

Was ſi wunderſamers / als der kleine Fiſch / 
Remora genandt/ welcher ein mit vollem Se 
—— Schiffs ja ſo gar in dem groͤſten 
x cm / wann er ſich nur an den Shi? V⸗ 
—— von Stunden an ſtille ſtehen mr 


chen Fan? f 
— ners als noch ein andres 
auffpalten andern auch wider den färcteten 
urüc a 
ein inden Schiffahreen wohl deglanbter Seri⸗ 
bene mag vernommen werden. Das Schiff ⸗ 
—— ſo * — — 
ie 14 Tage bey gutem Wind hinter 
—— 









ie nun die Schiffleute am meiſten 


umb die Urſache deſſen befümmert waren / und 


argwohneten / es müfte ein Hexenwerck damit 


vorlauffen / haben fie endlich unter dem Schiff 
einen Fiſch gefunden welcher daſſelbe auff dem 
Ruͤcken wider den Strich des Windes getra⸗ 


gen / als aber derjelbe mit groſſer Mühe davon 








worden? hates aljobalden feinen rech⸗ 


Br eiferneg 
nd in Die Blafe gegan⸗ 
Durch Die Fleine und 


gllertummeſten Starrkopff zur Verwunderung 
nn kan / was mag wohl iwunderbahrers als 


der * tzang dieſes eifernen Nagels in die Bla; | 


Was nn als daß von einer 
Frauen jo den Harnfluß gehabt/ in einem Tag 
u Harn gegangen / die doch im gering: 


RzLaTioNES 





Cuxrios# 49 





ſten nicht einiges Getrände zu fich nehmen fon 
nen ? Diefe Gefchichte von ſolcher beydes wun⸗ 
derbahren und unglaublichenKranckheit/jo der 
—— Stadt Redicus / Gabriel Fonſeca 
zu Rom beſchrieben / will ich dem Leſer hieben 
anfügen: Eine Nonne aus dem edlen Geſchlecht 
derer von Franchis / ihres Alters 27 Jahr / ch 
ned warmen und trockenen Temperaments— 


nachdem fie eine Zeitlang mit allerhand Zufal⸗ 


len geplagt geweſen / hat fie endlich einen wun⸗ 
derbarlichen Harnfluß bekommen / indem je in 
einem Tage über 200 Pfund Waſſer von ſich 
gefaffen der Harn war jehr diinn / ander Far 
beund Subftang einander gleich) / worinnen et 
liche Blumlein / wie Schneeflocken /ſchwummen· 
Und weiches ben fo hefftigem Harnfluß / der et 
liche Tage nad) einander währete, nicht went: 
ger zu vertonndern tar / ſo war ihr alles Ge⸗ 
feäneE fo fehr uw der daß fie einem weil er ihr 
(damit nicht alles in devfelben zu Mafler wer: 
den möchte) zum Trincken gerathen / gramm 
vurde / md deswegen weinete / auch über ihren, 


Medicnm/ fo fie curirte / zurnete / daß er ihn / hir⸗ 


rinnen einen Rath mitzutheilen / beruffen. Es 
iſt auch der vornehme Stadt-Argt/Benedietus 
Averrhinus / darzu erfordert worden; Ferner 
ift der fürtreffliche und in der gangen Stadt 
und weltheruͤhmie / wie auch deſſelben Elufters/ 
sum Campo Martio genandt / ordinair Med: 
cus/Facodus Baldinus zugegen geweſen / fie ft 
aber nadyetlichen Tagen wieder geneſen. Nach 
Verlauf weyer Monathen hat dire Nonne 
das Maffer garnicht laſen koͤnnen hatte daben 
ſehr grofien Durfiz deren Cur ein ander / in Ab; 
tefenheit des ordinair Medici zu Nom’ uber 

ſich genommen / und da fie innerhalb z4 Tagen 
nicht harnen konnen /iſt fie endlich Durch den Ge⸗ 
branch des Spiritus von Terpentin zurecht ger 
bracht worden und ik mit dem Harn auch eine 
Materie wie Gries und Kalck von ihr gegange, 
Mas ift wunder ſahmers / als das Pyrrhus / 
König zu Epiro mit feinen Fingern / ſo auch 
vom — nicht verſehret werden koͤnnen / die 
Milt fuͤchtigen geheilet? Daß aber eine ſolche 
heilſahme Kraft den Milsfüchtigen zu helffen 
der Natur zuzueignen feye / folches koͤnnen 
& die 
















„2 ReLATIonzs Curıosa, 


die Könige in Franckreich und Engelland erwei⸗ gen laſſen / der / nachdem er auff die Folterban 
ſen / die mit ihrem Anruhren alle Kröpffe ver: | geleget worden die gange Warheit bekenn 
treiben. und den dritten Chriſtmonat auffgchengemon 
Das aber auch die Kraft dem Feuer zu wi | demifl. — 
derſtehen ebenmaͤsſig von der Natur hergefloſ⸗ Die andere deren ich itzo gedenken will/gih 
ſen ſeye / erſcheinet daraus / veil vi Dinge ſind/ eine gantz neue und wunderbahre / oder Dpdh 
jo von dem Feuer nicht verzehret worden. zum mwenigften noch nie wahrgenommen 
Als die Lanwand von den Amiantormelhe, Spmpathie zu erkennen, Dann , nachdem 
wann man fieauff einen Herd brennets feinen Sofephrdes Petri Pauli PeregriniBarbiererg 
Unflath verlieret/ und weiffer wird; als wann zu St. Auguſtin / Sohn ertruncken / hat mn 
es mit Waſſer und Seiffe waͤre gewaſchen wor; ihn in 8 Tagen nicht finden Fönnen; ls aber 
den. die Woche zum Ende geweſen / iſt er aus der 
Bleichwie der Könige Leich Roͤcke aus dem ber über ſich geſchwummen und hat ihn der 
Asbeſtind / worein ihre Leiber sewiceltund.alfe | Sup abwenn gegen den Arcum Parma Dame 
derbrandt wurden’ damit ihre Afche vonder alfy wird das heimliche Gemach gegen des 
andern konte unterfchieden werden, driani Bau über genande) getragen / welche 
allbereits halb verfaulet und faſt ni 


Was iſt wunderſahmers + als daß das ge⸗ eh 
liefferte und geſtandene Blut eines umbgebrach⸗kaͤntlich geweſen / auch kein Blut mehr ini 
ſo daſelbſt gebadet 



























ten Menſchen / wann der Todtſchlaͤger darzu 
kommet / wieder anfänger zu lauffen ? und darf 
niemand gedencken / daß es etivn ein Scherßz 
Dder Geſpoͤtt ſeye / fo will ich wey beydes win: 
erbahre / als gantz warhafftige Gefhichte, fo 
zu Nom gefchehen erzehlen die auch den aller; 
unglaublichfien bereden folten, Nachdem ſich 
Julianus Malacava / ſo vor dieſem einSchmid/ 
nahmabls aber ein Corporal geweſen / in ein 
Weibs hild hefſtig verlieben und geſehen / daß er 
zu ſeinem Zweck anders nicht gelangen Füntey 
als daß er feine Liebſte zur Ehe nehmen muͤſte/ 
hat er ihm fuͤrgenommen, feine Frau umbzu⸗ 
bringen / welches ex auch ins Werck gerichtet, 
und fie bey hoch ſchwangerem Leibe mit einem 
Strong erdenfelr, Alsnun nad) dreyen Tagen 
diefe That ruchtbahr worden , bat man dns 
Sind aus Mutker Leib geſchnitten / welches/alg 
der Vater / der/ damit er diefer That halber nicht 
beſchuldigt werden möchte/fich geſtellet/ is ſeye 
er ber Feld geweſen darzu kommen / aus der 
Naſen angefangen zu blusenfo den 3 Febr. Av. 
1632 geſchehen / malen ſolche Geſchicht von ge 


ſondern ſo wohl 
ihren Augen geſe 
hen / als auch von des verſtorbenen Bruder ſelb⸗ 
ſten / eben an dem Tage, daran er alfo geblue 

vernommen. —4 

Was iſt wunderſahmers / als daß auf die Klei⸗ 
e vembo eines Todtfchlägers Fein Ihe 
fället ? 


Was iſt wunderſahmers / als daß ein Kind 

in Mutter Leib eine Wunde auff der Bruſt ber 
kommen / da doch nicht des Kindes; fondern der 
Mutter Bruft mit dem Degen iſt getrofi 
worden. 













meiner Stadt aufgezeichnet und ausgebreitet | Mutter deu bl 
worden iſt: Woraus dann der Stadt Richter geſetzet? Welch 
den Argwohn auff ihn geworffen / daßerfelber | te Seribente 
der Thater ſeyn mirffes hat ihn Derowegen. ges | fing befchreiben. 


faͤnglich einziehen und in Band und Eiſen ſchla⸗ 


Was ſt wunderſahmers / als das Holtz 





& 








Rreıarrıones CuriosA _ ii 


— ——— f} 

Aus der Erden gegraben wird? Dann was mar 
Auffſatz halten 
iſt einmahl die grimdliche Warheit. 
zu Aquaſparta /einer Stadt in der 
Tihur die 









u 


am E 
ms 


RR weiß felber nicht was vor einen Trieb 
Did, bey mir empfindez gegenmwartige Ne; 
Iation mit deraleichen Sachen / als in der vori⸗ 


iehet eines Theils den günftigen Lefer zur 
ercku 
und gleichſamb Tituls - weiſe von fo viel win: 


der: und felgamen Dingen auff einmahl leſen 


D 


und hören wirdiandern Theils daß er wiſſe wo⸗ 
von wir hinführo Handeln werden / und was wir 
 —. geſinnet. 

iſt es Dann freylich eine ſeltzame Sacher 


1 





enthalten anzufüllen / ich glanber dag es ge⸗ 


| fietigem 


Petrus Bourdelotius von Paris’ «in hochver⸗ 
ftändiger und hochgelahrter Mediens / bien Ibe 
ganse Florentiniſche Gegend / ſo nc) ven Rom 
bi an den Geretanifchen Hafen, Barccnma 
und Alfien erfirecket, durchgereiſet/ dieſe Hoble 
mit allem Fleiß befichtiget / Die Beſchaffen 
des Orths erkundiget / alles und jedes aufge⸗ 
zeichnet und hiervon einen abſonderlichen 9% 
richt geſchrieben hätte. ns 

Mas it wunderfahmers 7 als. dasjenige 
Thierlein / jo in einem fehr harten und gantzen 
Stein gewwachfen? Danny es iſt gewi 
Eundbahr / das ein folches Thierlein aus einem 
groffen 7 harten und dichten Stein herfur ge: 
krochen / welches nicht von feines aleichen / ſon⸗ 
dern von der darinnen heimlich verborgenen 
Materie und Feuchtigkeit und dem von auſſen 
her darzu kommenden kraͤfftigen Einfluß iſt ge⸗ 
zeuget worden. 

as iſt wunderſahmers / als daß ein Froſch 
ans einem Tropffen Waſſers und drrem Stau⸗ 
be in einem Hut gemacht werde? ſintemahlen 
man gewiß weiß wann man eine Erde / ſo won 
onnenſchein gekocht und gebrennet 
worden / nimmet und mitder Feuchte / ſo ans 
einer Wolcke trieffet / vermiſchet / daß von Stun⸗ 






| de an ein Froſch daraus werde / hüpffe und 


ckung anzufrifchen wann er kuͤrtzlich | 


ſpringe / indem es ſtracks einen Heinen Kopfir 
Keib / Füffe und alte weſentliche Stücke in ver: 
wunderlicher Geſchwindigkeit überfommer. 


vorigen Materien von groſſen Kuͤnſtlern 
und Wundern der Natur. 


daß eine lebendige Schlange in ver lincken 
Herkgrube eines Menfchen gewachſen. Den 
kurtzen Auszug diefer Geſchicht / fo von Edvar; 
do Majo in Engliſcher Sprache bejehrieben 
worden, hat Riccardus London von Lone 
ein in der Artzeney / Grichiſchen und Latein 
ſchen Sprache u Manny folgen: 
der maſſen im Latein überfeger. Eine gantz ge 
wife Erzehlung von einem Ungeheuer oder 
Schlangen / fo zu Londen in Engelland den7 
Detobr. 1637 in der lincken Her Grube eines 
Meufchen gefunden tworden, Nachdem der 

62 Leich⸗ 





REeELATIONES CURIOSA. 





War mir das nicht ein kunſtliches Uhrwerck, 
welches Carolus V. Romiſcher Kaͤyſer /dem es 
in Spanien verehret worden / an ſeinem Rin 
ge / an ſtatt des Diamants getragen / ſo offt es 
hat die Stunde andeuten ſollen / jo manchmahl 
hat es dem / der es am Finger gehabt / in die 
* geſtochen. Kos = 
Cornelius Drebbel bat in einem glafernen 
Ring zweyerley aan widerwaͤrtige Saffte ein⸗ 
gefchloffen / und dem Konige Facobo in Engel 
land gezeigetwelcher G0Ott hoͤchlich gedancket / 
daß er ihm ſolches Wunder der Kunft (da es 
doch nur von naturlicher Eigenfchafft der Saͤff⸗ 
—— ſchen laſſen. 





annes Erfindungen waren fo Fünfte | 


Rudolphus 1. deßwegen 
in Verhafft nahıne / und ihm als einem Zaube⸗ 
er den Proceß wolte machen laſſen / da er doch 
weniger als ein Zauberer geweſen. Er 
8 dem Gefaͤngnuß zu Prag an hoͤchſter⸗ 
1 Käpfer einen nachdeneklichen Brieff/ 
feiner Fünftlichen Erfindungen geſchrie⸗ 
hen darinnen er von feinem erfundenen muſica⸗ 
iſchen Inſtrument alſo fpricht: 
Erflich ſollen ſich die Vorhänge und Tep⸗ 
piche vor den Clavichmbelen / jo bald die Son⸗ 
°  nefcheinetsfelbft eröffaenund cing liebliche Mu⸗ 
fic von ſich hören laſſen / fo bald aber die Sonne 
unter oder in einer Wolcken fich verbirget / foll 
7* auffhoren / die Cortinen und Teppiche 
ei fich auch wieder non ſich ſelber ſchlieſſen. 
Hierbey ſoll noch eine Fontaine nnd Spring: 
Brunnen ſeyn / welcher allezeit von ſich ſelbſt 
mit weyen Stroͤhmen ſpringen ſoll / wann aber 
die Sonne ſcheinet / 
Rohren ſpringen. 
Neptunus ſoll aus einer Klufft kommen / in 


— Kaͤyſer 













—— ſollen ſich waſchen unter den Strah⸗ 
a und Tropffen des Waflers / fo bald fich aber 
die Sonne wieder verbirget / follen die Strah⸗ 
len auch auffhoͤren zu lauffen. Neptunus fol 
ſich gleichfalls wieder unter die Klufft verber⸗ 
gen / als traurig / weil ſich die Klarheit der Som 
wen verlohren. 

deme ſoll auch Phoͤbus kommen aus 


ſollen hundert und mehr | 


Geſellſchafft feiner Sce-Göttinnen und Trem- | 


—. 





53 


den Wolcken / firend und fpielend auff einem 
Wagen mit 4 Pferden / welche durch die Be 
wegung ihrer Flugel in der Lufft ſchweben / und 
den Wagen fortziehen ſollen: ja es ſollen ſich 





| auch die Räder am Wagen in der Lufft drehen 


und beiwegen. So bald aber Dir Sonne auff bie 
vet zu ſcheinen / ſoll ſich Phoͤbus wieder unter Die 
Wolcken verbergen. Hierbey fol ein Glaß 


ſtehen auff dem Altar Neptuni / darinnen alle 


24 Stunden und ungefehr go Minuten cin 
Waffer zweymahl zu rechter Zeit auffund nie 
der fteigen ſoll / alſo dag man die Stunden und 


| DBiertel des Tages durch diß Auff und Abſtei 


gen perfect haben kan. 

Alle diefe Bewegungen ſollen dich ſelbſt bewe⸗ 
gen / durch einen ewigen Mytum / darzu man 
niemahlen etwas helffen oder machen darff: 
Wann aber die Sonne nicht ſcheinet / und man 
das Glaß nur mit der Hand erwaͤrmet / ſollen 
alle diefe Bewegungen geſchehen / wie oben vers 
meldet worden/und hat hiervon nicht allein der 
Königin Engelland / fondern noch biel tauſend 
andere Menichen die Probe gejehen. 

Dllſo fehreibet er in feinem Gefaͤngniß / und 
bittet gar flehentlich umb Erledigung. 

Aber folchen Danck und Lohn bekommen 
gemeiniglich die allzu groſſe Kunſtler fie můſ⸗ 
fen ins Gefaͤngniß kriechen / vor Keger geſchol⸗ 
ten werden’ Zauberer heiffen / vder gar das Le⸗ 
ben verliehren / wann fie ihre Kunft nicht alſo⸗ 
bald / zu ihrem höchften Nachteil vffenbahren 
wollen. Lullius / Butlerus / und andere koͤnnen 
1 Zeugniß hiervon geben. 

ein geringer Künftler war auch Adam Wi 
bevon Harlem welcher durch 6 Perfohnen ei⸗ 
nemgangen Berg dor Dantzig wegbrachte/ und 
vermittelſt feiner kunſtlichen Erfindung zu Aus⸗ 
füllung der Paſteyen auff den Stadt-Wall 

perfekte, 
Unter die beruͤhmteſte Kuͤnſtler unferer Zeit 
iſt billig zu schlen der hachgelahrte Jeſuit Atha⸗ 
naſius Kircherng / von deſſen Kunſtſtucken wir 
in der vorigen Relation ſchon etwas gemeldet: 
Sein gantzes Laboratorium it mit ſolchen 
Berteunderungs « würdigen Sachen angefük 
ler geweſen; Unter andern hat man daſelbſt ge: 
3 fehen 





54 


Reratrıonss 





Currosk 





ſchen ein Inſtrumentum Muſicum / welches / 
wann es Kirchero beliebet von ſich ſelber ange 
fangen zu fpielen’ bloß durch Anwehung eines 
gelinden Windesiohne Zuthuung einigen Map 
ſers / Raͤder / Balge / noch anderer aͤuſerlichen 
Bewegung. 

Er hat einen Kunft: Brummen verfertiget / 
deſſen außgeſpruͤtzete Feuchtigkeit von Stund 
an in lauter Lufft verwandelt burde ı Er ließ 
es durch feine Kunſt regnen’ wann eg ibm be; 
liebte. Seine Kanft-Sugeln, fo von fich jelber 
umblieffen / und den Himmels Lauff zeigten, 

find ubesaus herrlich geweſen / und alle jeine 

Schrifften / in ſonderheit aber ſeine ſo genandte 

‘Ars Magnetica iſt von dergleichen kunſtlichen 

Sachen durch und Durch angefüller. 

P. Caſparus Seotus erzehlet von Kirchen 
daß derfelbe willens geiwejen / gegen Anfunffe 
der Schwedifchen Roniamn Ehrifting in Nomy 
ein Kunſt Bild zuzurichten welches die Koni⸗ 
gin mit einem Compliment bewillfommen und 

auff Fragen / welches überaus ſeltzam / Antwort 


geben ſolte „aber ans gerofen Urfachen | 


nachgeblieben 

Alſo hat Albertus Magnus auch ein Bild zw 
‚gerichtet welches mit feiner beweglichen Zun: 
gen allerhand Wörter aufgefi rochen / und den 
arffinnigen Thomam / Al ri Diſcipel / als 
er ſolches reden gehört, dermaſſen erfchröcker, 
daß er mit feinem Stock darnach geſchlagen / 
und alfy dem Einftlichen Alberto / tie er ſelber 
beklaget / eine Arbeit von 30 Jahren auff ein 
mahl verdorben, 

War es aber auch nicht ein Fluges Stucklein 
eines Ritters von Malthar welcerein Schiff 
erfand / auff welchen man ohne Ruder und 
Secgel ſchiffen Eunte, 

Ein kunſtlicher Mann war auch der neulich 
hier in Hamburg und andern Orthen geſehen 
Waſſer ſprutzer welcher 12 biß 20 oͤder 30 Giä; 
fer mit klarem Waffer einfoffer hernach in gro 
fer Verfchiedenheit allerhand Wein / al⸗ rothen / 
leichen grünen / weiten / allerhand wohlrie, 
ende Waſſer / Brantewein / ſchoͤne Naͤgelein/ 
Fa gantze Gerichte Sallat und dergleichen nieht 
aus den Munde und Magen yon fihgab, © 





tig / ſtecket das Sebi rge voller alſo genan 




















Laſt uus die unbegreiffliche KunfbErfinding 
des großmächtigften Königs Guſtavi Adolppg 
Chriſtloͤbl. Gedachtniß /nicht vorbey gehen di 
ſer hat eine Arch erfunden wie man Veſtungen 
bauen ſoll / die vor menſchlichen Augen unübe 
windlich ſcheinen / und Doch Feine Streichweh 
ven auff den Seiten haben, J 

Aber laſſet uns wieder etliche Wunder der 
Natur befehen, 

Sin der Landſchafft Imbrie, bey der Stade 


Umb die Gegend der befandten Stadt 


Stein Kohlen/ welche in groſſer M 
gehauen / und vieler 


— 
gegeben, 







wand bekleidet find, J 
In der Inful Milo / im Archipelago/ hat die 
olche Arth / daß wann man allda eb 
ur Gruhe ausgraͤbt ind die Erde wegnimpt/fie 
fih von Stund an jelöften toieder füllet, ; 
In der Inſul Zercera/ der Cr Vo 
guſtandig / giebet es jo ſcharffe und fubti 
de / Daß fie auch mit der Zeit Eiſen und 
zermalmen und verzehren; geſtaltend 
rung bejeuget/ daß eine eiſerne Stang 
Armes dick/ innerhalb 6 biß 7 Jahren fodim 
wie ein Strohhalm geworden / deßwegen m 






















ReLarıonss Gurıos& 5 





— — — — ® 3 

un Gichefn der Gaͤuſer Steine aus Dem 
8 — — * werden / an welchen 
dieſe Winde ſo groſſes Vermoͤgen nicht bezei⸗ 

— Kraffſchafft Katzen ⸗Elenbogen ben 
dem Flecken Tybur / unfern von Rhein, ſtehet 
ein Apfieb Baum ; derjährlich in der Chriik 
Nachtnac) dem alten Caleuder / in einer Sein, 
debluher, und Aepffel bringet / in der Groͤſſe 
wie Bohnendsh mir Stiehl Butzen und Dar 
te, imallem wie Aepffel former. Wann ein 
fruchthar Jahr zugewarten / ſo erlangen gedach⸗ 
te Aepffel die Groͤſſe einer ziemlichen Bohnen : 
So bleiben fie wie Erbfen. Die mehreiten 
werden jährlich dem Seren Land-Öraffen von 
HefenDarmitadt zugefandt/der fie nachmahls 
anderswohlnderehret. Auſſer dem tragt die, 

Baum wie noch andere mehr umbher ſte— 
——77 Biel enrienſe Per⸗ 
fohnen verfügen ich Tages zuvor an den Ortb/ 
umb dig Wunder mic anzuſchauen. 

- Im Landezu Eleve/ inder Stadt Emerich/ 
begab es ſich / daß ein Bürger daſelbſt im Ber⸗ 
gifchen Bufche einen ſtarcken Baum gefanffet ; 
wie er nun folchen vor jeiner Hauß-Thär zer; 
ſchneiden laſſen / ſahe man auff dem erften 
Schnitt daß in der Mitte des Stammes gan 
deutlich vorgebildet war ein vollftandiges Krie⸗ 
ges:Heer/ mitihren Oberſten/ Hauptleuthen 
und Faͤhndrichen / in ihrer gehörigen Ordnung 
fichend. Da nun viel Volk zugelauffen / dig 


Wunder zu ſehen / batder Bürger den Baum | 


noch einmahl ent wey ſchneiden laffen / da dann 
‚eben dergleichen Vorſtelluag geſchauet worden. 
Bargermeiſter und Rath daſelbſt haben einen 
Theil dieſes Baums auffs Rathhauß bringen 
laſſen. Was nun die Bedentung geweſen hat 
das Land Jůlich / Cleve und Berg bald hernach 
nur allzu wohl erfahren. pain 
Ein gantz frembdes / und allen andern Baͤu⸗ 
men widriges Geſchlecht derſelben sicher dag 
maͤchtige Kaͤyſer Reich Japan, Dieſe Baͤume / 
fo eine Arth der Palmen konnen gang keinerley 
Feuchtigkeit vertragen aliv gar / daß / wann nur 
der Stamm ein wenig naß wird / er gleich vers 
dorret / nichts anders / als waͤre er bergiſſtet 





worden, Wann es aber geſchicht / Daß dieſer 
Baum ſolcher maſſen verdorret/ pflegt man ihn 
mir ſampt der Wurtzel auszuheben / und an der 
Sonnen zu trucknen / nachmahls aber ineine 
neue außgeworffene mit Sand und Hammer⸗ 
ſchlag gefüllete Grube bintsiederumb truckener 
einzuſetzen alsdann grüner und bluher er wie⸗ 
derumb frifch auff. Die abgehanene Aeſte aber 
werden nur mit einen Nagel an den Stamm ge 
ſchlagen / da fie dann eben fo leicht grünen’ als 
waren fie der Kunſt nach an den Stamm ar 
propffet worden, 

Zwiſchen der mächtigen groſſen Inſul Me: 
dagaſcar oder St. Laureng/ / und dem Oſt In 
diſchen Borgebürge Comorin / bey 130 Meilen 
ven demſelben liegen Die alfo genandte Elan: 
der oder Inſulen / deren Zahl von den Einge⸗ 
bohrnen auf 12000 er hoͤhet / und durch Kleine 
Merr⸗Engen gleichſahm in 2 Hauffen / oder ſo 
viel Landſchafften unterſchieden werden. An 
dem Ufer des Meers dieſer Inſulen / und ſonſt 
in. keinem andern Lande / wird zu Zeiten durch 
Des Meers Welten eine befondere Arch Nüſſe 
ans Land gervorffen/ niemand aber darff jelbige 
aufheben oder wegtragen zes fen dann / daß er 
fie alfofort denen Königlichen Beampten oder 
dem Könige felbftüberlieffere. In deſſen Schatz 
it nichts zu indenyfo mit groͤſſerer Sorgfalt bes 
wahret wird / als diefe Ruß / welche diefe Voͤl⸗ 
(fer Tavarcare nennen, Dem Werth nahe 
bergehet fie weit allen Ambra / und andern Koͤſt⸗ 
lichkeiten. Sie wird nur den benachbarten 
Königen / uud etlichen frembden vernehmen 
Herren zum beſynderem Gefchenefe zugeſandt 


und verehrt. Woher aber dieſe ſo hochgeach⸗ 


teie — cigentlich Ihren wahren Urſprung bar 
he / bleibt big dats noch unbekandt. Die Eins 
wohner dieſer Inſul behaupten / Daß dieſe 
Frucht auff Baͤumen wachſe / die entweder un 
ter dem Meer verborgen / oder vormahls von 
einer Waſſerfluth überfehtwernmet/ oder inner: 
halb des Wafiers in ihrem alten Grund Wur⸗ 
tzeln ſetzen. Andere / unter denen die Pfafſen / 
halten davor / daß fie in der Inſul / pon ihnen Pal⸗ 
loys genandt / welche niemand / der fie fucher fin 


den koͤnne / unterweilen aber die fo fie weder ſu⸗ 


chen 



























56 Reratıones Curıosa 


hen noch davon wiffen/(gleichwie die Inſul St. Ceylon / warn ſolches zwiſchen zwo Holen 

Barandon im Allantiſchen Meer) gefunden fo auff 20 Schritt weit von einander find/ 
werde wachſe / nach ihrer Zeitigung abfalle / und legt wird / fügeteg dennoch ſolche zuſammen 
Durch des Meers Strohmandiefe Juſulen an: | Undod schon jemandein oder ander Holg hal 
getrieben werde, Anlangend ihre Geſtalt / fo | ehutesdennochemnen fo ſtarcken Zug dag ma u 
wird fie alleseit gedoppele gejehen / da jedes | der Gewalt kaum twiderftehen mag. E; 
Stuck eine Oval Figur weifet, Evfteg Anbichs In den alfı genandten Ppilippinifchen 5 2 
fheinen fie einem Paar Zwilling Melswen | fulen, zeiget ſich eine Pflanges welche die Sp 
gleich ſind aber von Natur fo feffzufammen ver | iierder Orthen Herbam fentiam nennen, Di 2 
kuupfft / daß fie auff keinerley Weiſt von einan fe Pfantze oder Kraut / wann e8 auch nur mt 
der geriſſen werden koͤnnen. Der Kein waͤch | der äuferften Spitze des Fingers gar Lind berüße 
Nein Die Höhe Faller beyde Schalen inwendig | Tettird/entrifter fi) dergeſtalt / daß gleich alle 
auszund gehet aus einer Nuß in die andere. Ge; Dlätter zuſammen ſchrumpffen / und gleichſam 
dachter Stern / ſo eben fo hart wie ein Horn iſt | mOhnmach finden Beruͤhret man fie zung 
gleicher am Gefchmark den Tamarinden , hat | andern mahlı fo fallen alle untere und ie 










aber feinen Geruch. Die Tugenden jser in | Blätterab/ undder Stengel s welcher beta; 
der Artznen heweiſet / ſollen unsählich feun. Kaͤh⸗ worden / zerboͤrſtet. Schueidet man den 
fer Nudolphus / allerru hmichſten Andeneeng, Stuck davon / ſo wird 
ſoll einſten 4000 Gulden für eine ſolche Ruß alswäre er verbrandt 
gebythen haben aber nicht bekyminen mögen. | Gemwäch 

Man ſchreibet vonder Alves daß felbiges | abundd 




















Gewaͤchs erſt nah Verflieſſung hundert Jahı | nicht geſchicht 7 wa 
re einen Stengel ausftoffe/ und nachmahls a: tock gejchlagen iv 


ber gar zu einem Baum erwachſe. Dieſes er⸗ 
weiſet ſich in Warheit alſo: Im Jahr 1599 







trug ſich zu Dap zu Avignon in Srandreih eine | ligen Lande / waͤchſ th von Rp 
Albes in einem Garten / darinnen fie bereits fen wel Jericho von 
über hundert Jahr geftanden einften plöglich | et 

über fich zu wachlen begunte, auch innerhalb 4 | felbi 

vder z Tagen 32 Spannen hoch wurde, und 29 | Bel 

Aeſte — 5 fla f 
Dergleichen begab fi) auch zu Monpelier | und Breiter 


im Jahr 1647-in dem Garten eines Apothe⸗ 
ckers/ Perier genandt/ da ebener maſſen eine 
Aloes mit Gewalt ind Geraͤuſch zuſehens / in 
ner 4.05 Tagen dergeſtalt in die Höhe über fich 
wuchſe / daß fie am Stamm und Arften einem | 
Eichbaum gleichet: In der Höhe aber 30 
Spannen erreichere, "So vielleicht noch alida 
zu fchen ſeyn wird J 

In Oſt Indien im Koͤnigreich Bengala waͤch⸗ 
ſet ein befonder Kraut welches das Holtz mit 
ſolcher Giwalt nach fich ziehet / daß es ſcheinet/ 
— es ſolches den Leuten aus den Haͤnden 
reiſſen. 


Dergleichen Kraut Hat es auch in der Jafıl 


xit zugeſchloſſen wan 
Wein geſetzet wird / offn 






ſer 
ſchlieſſet fich felbt 
una de 





Tr NT 





Num, 8. 


ReEvaTIonzss Gurıos& 





— 





ie ſich ſonderlich kraͤfftig erweiſen / wann 
— FA geöffnet / und folcher den gebaͤh⸗ 
genden Frauen zu trinken gegeben wird. 
Eine verwunderliche Pflange findet man in 
Pen Spanien/ im Biſthumb Antequerarin der 
Segen des Thals Guaraca / dieſe / wann et⸗ 
mwasdavongenoffen wird / veruhr ſacht den ge; 
poiffen Todt. Aber man hat an dieſem Kraut 
noch eine gar ſeltene Eigenſchafft wahrgenom⸗ 
men nehmlich dieſe: Wann Das abgepflückte 
Kraut ein Jahr gelegew und man bringt einem 
etwas davon bey / fo ſtirbt der Menſch inner 
halb.eines Jahres Monaths / oder Tages / nach 
dem es kurß oder lang alſo gepfluckt gelegen iſt; 
aiſo daß / wann es friſch jemand gegeben wird / 


fo ſtirbet auch die Perſohn noch ſelbigen Ta— 


ges. Es ſoll dieſes Gewaͤchſe auch bey wenig 
Jahren her / auch, in Europa uͤberbracht wor; 


denſe. 
In der Landſchafft Chili im Thal Lambaa | 
| eingerichteten Kunſt Kammer zu Gottorff in 


bey 15 Meilen von St. Jago / fichet man ein 
‚Kraut in Geſtalt des Ocymi / oder Bafilien/ et 
ner Haubhoch / diefes Kraut wird in denen 
Sommer; Monathen gleichfam täglich mit 
Saltzkoͤrnlein uͤberdecket / die im Anfehen den 


‚Perlen gleichen. ne aber diefes komme | 
en 


entſtehen mancherley Meynungen / es Fomme 


‚achten ſolch Saltz / weiches gar zart / delicat und 
— ** 

* em Reich Peru giebt es eine Pflantze 
oder Kraut / wann einem Krancken ein Zweig⸗ 


dieſem Thal auff dieſer dan Die Indianer 


lein davon in die Hand gegeben wird / und er . 


ſich hierüber munter und frölich begeigt / fo.be; 
deutet es ihm Pe 
— / —— aber —— mit Angſt und 
Bangigkeit befallen wird / ſo verfündiget.esi 

Den gewiſſen Tode, FG * vo 
Noch ein dergleichen Kraut finder man an 


verfhiedenen Orthen in Welt Indieny Teps 


matt genandt / wann der Safft diefes Gewaͤch⸗ 
ſes einem Krancken eingegeben wird / und er bes 
hält denfelben bey ſich / fo wird er wieder de 
fund, wo nicht, und er giebtihn wieder von ſich / 
er gewiß. 
Tom, I. 





In dem Lande Virginien waͤchſet eine Arth 
Graß / welches die Engellaͤnder allda Silcke— 
Graſſe / oder Seiden⸗Graß nennen / es bringt 
ſchmahle lange Blaͤtter auff welchem eine ſehr 
zarte glinſtrende Subſtantz gleich einem Fellein 
lieget / dieſes ziehet man ab / und ſpinnet eine gu⸗ 
te Seide davon / von welcher nachgehends vier 
lerhand Zeug gewebet wird. —J 

Zu Aquaſparta und Todi in Italien wird 
Holtz / meiſtens brauner Farbe / an Haͤrte aber 
den Ebenholtz gleichend / aus der Erden gegra⸗ 
ben / dieſes Holtz hat gar zierliche Adern / Streif⸗ 
fe und Liniamenten / kan zu allerley Sachen ver⸗ 
arbeitet werden. Daß es Anfangs Erde ge 
weſen 7 zeugen etliche Stůcke / daran ein Theil 
noch rechte Kreiden-Erde iſt; Etliche Stuͤcke 
aber werden gefundendie bereit fchon zur Helff⸗ 
te Stein geworden find. Im Feuer glimmet 
es zwar / brennet doch nicht hell / wiewohl es eine 
ſtarcke Hitze giebt. Hiervon find in der wohl 


Holftein etliche ſchoͤne Stüde zu fehen. De 
nen Fönten auch von denjenigen Steinen / die 
bey Ancona im Meer / und wann fie zerichlagen 
Fiſche darinnen gefunden werden; Item- 
Schnecken / fo bey Duyno in Iſtria aus dem 


| Selfen gehauen: Und Fiſche / welche. man un⸗ 
nun her wo es wolle / ſo geſchicht es doch nurin | 


ten am Pirenwifchen Gebirge aus der Erden 
gräbet/ beygefüget werden. 

Mancherley verwunderliche Steine / als 
auch in Stein verwandelte Sachen werden in 
dem heiligen Lande / und in Arabien / umb die 
Gegend ımd am Berge Sinai gefunden davon 
doch info vielen Reife Befchreibungen gar ein 
weniges aufgezeichnet vorhanden’ darumb fich 
auch nicht zu befrembden / Daß dergleichen rare 
aber nichts geachtete Sachen noch an wenig 


Srthen zu ſehen ind. Kuͤrtzlich nur etliche zu 


gedencken / ſo ſiehet man am Berge Carmel ein 
gantzes Feld voller Melonen / die zu Stein ge⸗ 
worden / und doch fo wohl aͤu ſer als innerlich ih: 
re ſonſt natürliche Geſtalt / Farbe / und ſo gar 
die Kern / welche wie Diamanten glaͤntzen / be 
halten haben, Desaleichen / zwiſchen Jeruſa⸗ 
len und Bethlehem / liegt es auf einem Acker 
voll kleiner Steinlein welche denen Erbfen als 

H lerdings 














58 ReLATIones Curros® 


Terdings aͤhnlich / und vor ſolchen nicht zu erfen; 
nen. Hiervon nehmen div vorbey Fommende 
Pilger und Frembde nach Belieben man ſpůh⸗ 
tet aber darumb feinen Abgang. 

So wird auch noch heutiges Tages am Ufer 
des Todten⸗Meers jenfeit des Jordans Die 
Saltz⸗Seule des Weibes Loths geſehen / vun 
welcher die Araber öffters ein Stuͤck abſchlagen 
und wegbringen/ doch gleich den Tag hernach 
den Dreh wiederumb ergänget finden, 

Was ſoll ich fagen von den Vertwunderungs: 
wuͤrdigen Saltz⸗ Bergen in dem Tartarifchen 
Königreich Aftracan/igo der Gaarifhen Maj. 
von Mofean unterthan/ welche derfelben faft 
den gröften Theil ihrer Intraden ausmachen? 
Denn es iſt wohl zu mercken / daß nicht allein in 
derjelben&egend fonft wenig Saltz anzutreffen, 
fondern auch daß dasjenige, fo von den Gau 
rifchen darzu beftellten Lenten von dieſen Saltz⸗ 
Bergen’ zu verführen oder zu verhandeln / al 
genommen worden / alſobald durch einen er; 
freulichen netten Anwachs von der Natur reich. 


lich ‚wieder erfeget wird / daß alſo an dieſen 


Salg-Gebürge nimmer ein Abgang verfpühret 


worden / ohnerachtet man faft täglich eine groſſe 


Menge davon ab 


nimmet / und Ins gantze Land 
vefheee 


An dem berühmten Berge Sinai / ſehet man | 


im a A zur rechten Hand einen vom Ge; 
bürge abgeledigten grauen Felfen/ (oa ſonſten 
der Berg ganz fhwargbraun ift) diefer Feld iſt 
allerdings dem Stamm Wurtzel / Aeſten Zwei: 

en und Blättern nach / gefaltet wie ein natür⸗ 


— Baum." Einige verftändige Liebhaber 


Goͤttlicher Wunder pflegen Zweige abzubre; 
chen / und mit fich heim zu führen. Unweit da— 
von / wo aus 12 eines empor ſtehenden 
Felſen / fo viel Waffersreihe Ovellen hervor 
dringen / und Thal einlauffen zeigen ſich viel 
ſchoͤne rare Gewaͤchſe son Früchten Kräutern 


| tachfenzung dermaſſen ſchwer ſind / daß 
dem Eiſen gleichen koͤnnen. Ebener maſſe 


| oderden Ab-nıd Zufluß des Meers 





und Wurtzeln / zwar alle nachgebilderwiefieim b 







Garten pflegen zu wachſen / find aber fteinemg 
Die Steine und Felfen an gedachten Bere 
nat ſelbſten wan fie mit Mühe von dem 
feften Gebürge abgefchlagen worden 
daß fie durch und Durch mit recht verwu 
hen Adern’ Is Aeftevonden Bäumen 






bey denn Städtlein Toro am rothen Me 
wo zu den Zeiten der Kinder Jiraels 7 
Brunnen und 70 Palm Bäume geftand 
einem Berglein eine Menge Eleiner den 
teln Drandeln und andern Früchten der 
und Geſtalt nach / fich gleichende Steinlein 
finden. Ja fo gar im rothen Meer felbft 
tief unter Waſſer / wachfen allerhand Baͤum 
und Früchte auch Knoblauch / Zwiebe 
Rettig / und ſonſt mancherley fremde Wi 
die im Waſſer zwar alle weich find / and 











dern auch in der Tieffe des Meers gefund 
herauff gehohlet werden / zeuget Ameri 
fen Landſchafft / i Nuovo Reino di 
genande / wachfen im Grunde des Meers 
cherley fehöne Blumen von auserlefene 
ben / welche durch dieUrinatores (Teuche 
der Tieffe herauf gehohlet werden / wormi 
in den Kirchen Die Altaͤre / und andere fo 
Gebäude zieret dann diefe Blumen, twamnjie 
etwas in der Eufft gelegen’ eine Chriftallinich 
Härte befommen, Bi 
Letzlich Fan man auch die Ebbe Flu 








lig unter die gröften Wunder der Natı 











Rerarıonss CurRIos®. 55 


Das bewaffnete Auge/ 
Oder 
Biele unſern Vorfahren jederzeit unbekandt gebliebene nunmehr 


abery vam itelſt der Bergroͤſſerungs⸗Glaſer / gefundene merck⸗ 
wuͤrdige Dinge, 

Kdoͤchlich iſt es zu Dejammerit daß der irrdi⸗ Es iſt zwar dieſer Fehler nach und nach durch 
jche Menfch / durch den leidigen Fall | EDrt weile, in dem yicht der Natur jehende/ 
damsy unter andern ihme befallenen Sedre: | amdalfo bendes von GOtt erfohrne/ und Der 
en/ nicht allein an dem innerlichen Erfäntnig | Natur hierzu gebohrne gelchrie Maͤnner er⸗ 
verfinftert/fondern auch an feinem Gefichte und | Fandty und auch in ihren Schriften beflaget 
allen andern Äuferlichen Sinnen folchen Man | worden : Alldieweiln aber die Erfüllung der 
gelund Abgang empfindet / daß er an keinem ei· Zeit/ darinnen eine nähere und herrlichere Of⸗ 
nigen Geſchoͤpffe / das in der guffey auff dem | fenbahrung der Wunder des wunderbahren 
Erdboden / oder indem Waſſer zn ſchauen / be⸗ Schoͤffers auszubrechen / verordnet iſt / noch 
weglich und unbewegliche / des allmähtigen nicht erfuͤllet geweſen iſt es alſo verblieben / biß 
Schöpfers maußſprechlich⸗ geſchaffene Weiß⸗ | in diejem noch) laufenden Seculo der göttlichen 
— gangen erfennen/ noch an deiien | Mojefiät es gefallen’ bey aleichfam hberhäuff 
erfchiedenen Zheilen wahrhaftig Fan benugen ' ter amd aljo zu reden / uunmehr —— 
oder vernehmen ſondern dieſelbe insgefampt Verachtung Gottes und ſeiner Wahr eitrdiefer 
anders nicht’ als ob fie etwas Dunkel ienmbs | Dipauff jegige Zeiten anno) zuruck⸗ gehaltene 
geben’ ihme vorkommen daß er die höchit- ver; Erfanenig deſſen Allmacht md Weißheit an 
wuunderliche Ausarbeitung der mancherley un: | den Gefhöpffen / weiln fonderlid; unter den 
ähligen Zierden / womit der geſchaffene und al | Gelehrten bie alfo genandte Naturkundiger / 
fe Ding formirende Geift die Natur’ ſolch ihre | umboderen äuferliche Geſtalt / Schalen um Der 
Aus Geburthen und Kinder ſchmuͤcket und be: | «eam mieitten fid) bemühen’ und Doch weder fer 
Fleidet / und dem durch das Mylterium inigu i» | ben over erfennen koͤnnen / was an folcher zu ſe⸗ 
ben ifi vollends zu sffenbahren; Sb hierdurch 
| eimund anderer / der in feinen Hertzen ſpricht / 
es iſt fein GOtt / zu tiefferem Radfinnen mach. 
te gereitzet und dahin angefrifchet werden daß 
ex nach genugfamer Belnſtigung ander aufern 
Form Schalen und Decke/ aud) daſſelbſtaͤndi⸗ 
ge Lehen Wefen Licht und Form zu erforſchen / 
zu beſchanen / und alſo im Grunde zu verſtehen / 
farm dieſer Geift/ oder die Natur / dieſe und 
jene ihre Außgeburthen / alſo wunderbahr ge 
geichnet/ geziehret und bemercket habe, Hier 
Dinge nicht allein erforfchet / fondern auch mit | duch wuͤrde er gleichfam Staffel weife auff⸗ 
den Augen geſehen / und durch die Sinnen Ein: | fteigen/ von denen irrdiſchen zu den himliſchen / 
nen begriffen werden: Dannunwvieverfreh: | von denen endlich zergänglichen zu den unver 
Yic) Leichter iſt zwerfennen / und durch die Bur⸗ | gänglihen ewigen / vondenen aus boͤß und gu⸗ 
ung der Sinnen za begreiffen das was Ggt: | ten vermifcheten/ zu den reinen und unvermi— 
tes unbegreifflüche Weihheit gemacht hat / we⸗ fihetein; kuttz / won den leiblichen zu den geifilk 
der zu errathen und fich einzubilden / was diefel- | chen Gefchdpffen; Und wann in die ſem allen er 
be habe machen wohin: ! | eine Gleichheit fein felbft wuͤrde erfennen / un⸗ 
52 Wweiffent 








— 
= 
= 
3 
5 
= 
= 
— 
5 
— 
5 
= 
Ss 
= 
= 
3 
= 
S 
— 
IE 
— 
= 
Eu 










































60 Reriarıonzs Curıosa, 


Wweiffentlich auch endlich den ungefchaffenen wiſſen fan und dergleichen noch viele herrliche 4 
GILT und Schöpfer diefes alleg; der Allen | Erfindungen mehr/darinn die Welſchen Sram " 
feinen Geſchoͤpffen gegenwärtig iſt und fie be; kojen und Engelländer _ auch zum Theil die # 
greiffet / von Feiner aber begriffen werden Fany | Teutſchen / ihren ſonderbahren Fleiß und Ben 
finden und ſchmecken / wie freundlich diefer ſtand haben blicken laſſen. Es dienen aber vor E 
HErr ſey / hochgelobet in den Ewigkeiten. andern mit Stillſchweigen nicht vorbey gegan 
Wie nun in der Nachweltman ich bemuͤhet | genzu werden /der Italianiſche Kuͤnſtler Euſta⸗ 
dieſen Fehler und Mangel zu ver eſſern / und chius Divinus , welcher unter andernein Wir 
die Würdung der Sinnen / infonderheit des erofcopium — — bey 17tehalb Zoll hoch/ 
Geſichts / als hierzu dag edelfte und nothwen⸗ hiedliche Länge gerichtet 
digite/ mehrers zu fhärffen/ und zu höherer | if, In der erften und Eleineften Länge.er; 
Vollkommenheit zu bringen ; Alſo hat man ſcheinet eine Linie ga mahl gröſſer durchsGlaß / 
endlich die Augen Glaͤſer erfunden, deren dann als fiean ſich jelber it: In der andern Länge 
fürnemlich zwoeyerleyy die eine Gattung nennet | fichet man diefelbige Lime 90 mahl gröffer/ 
Man Telescopia, Fern⸗Glaͤſer / oder Perfpeeti: | in der dritten, hundert und eilff mahl / undin 
ven / wegen ihrer Wurckung / als welche darin⸗ der vierten hundert und drey und viertzig mahl 
nen heſtehet / dag dadurch entlegene Dinge / fü gröffer, Hieraus Fan ein Mathematicng 5 
wegen ihrer Entfernung fonften dem efiht | fchlieffen, wie vielmahl ſich dann auch die Flaͤ 
unſicht har ſind / gleichfam erbey gezogen und | chen und Loͤrper vergröffern muͤſſen / wann eine 
sum ſichtbahren Standge vacht werden; Das eingige Linie folcher geftalt anwaͤchſet. — 
glererſte Fern Glaß hat Jacob Matz / eines 
Brillen machers Sohn von Alemar in Holland / 
im Jahr 1544 durch Zufammenfügung jener 
Bruͤlen⸗Glaͤſer / davon das eine in der Mitte 
dick und umb den Rand diinn/ dag andere aber 
umb den Kand dick und in der Mitte dünn / in 
ein Rohr zufammen geordnet / erfunden, Die 
andere Gattung wird insgemein genandt Mi, 
croſcopium / ein Vergroͤſſerungs Glaß/ durch 
— unzählige Dinge, die ſonſten wegen ih- 
rer Kleinheit / und fubtilen Wefens unfichtbar 
en. dem Geficht in ihrer natürlichen Geftalt/ 
orm / und h ſt wunderlichen Zierrathen, 
fihtbahr deutlich und verfhiedentlich fönnen 
vorgefiellet werden, 
Denen find durch Fünftliche Erfindungen 
aoch andere felgame Gläfer beygefüget wor: 
den / als da iſt das ſo genandte en 
welches man brauchet zu erforfchen den Unter: 
fheid der gepreffeten Luft: Das H groſco⸗ 
bium / ein Inſtrument , vermittelſt deffen man 
die fubtileften wäfferigen Duͤnſte / ſo in der Lufft 
herumb fliehen, unterſcheiden kan: Das Ther⸗ 
mometrum / da man durch Huͤlffe eines in eine 
glaferne Röhre gefchloffenen Saffts allen Au— 
genhlick den Unterfcheid der Kälte und Wärme 




























Herr Hevelius hat es in Erfindung Fir — 


Mi 
Srangofen fehr nahe Fommen. Mei aber 
Diefesmahl unfer Vorhaben bloß auffdi "Ber: 

gröfferungs:@läfer gerichtet iſt / alz Fönnen wir 


andere M. Nobertus HugE, welcher — 13 
lich in Erfindung und Zubereitung diefer Gl \ 
fer groffen Fleiß gethan. Dahero iko nichts 
v Elein mag gefunden werden’ tmelches man. 


tes Auge, völlig folte erkennen Fönnen, Alſo 
wird uns darduůrch gleichſamb eine neue We 
entdecket. Die Erde zeuget uns ſolche felgame ir 
Sachen davon wir vormaplen nimmer geh: 
ret. In etlichen allergeringjten und Heinefien 


4 


Raͤtten unfere Vorfahren ſolche Huͤlffe ge⸗ 1 
habt / O wie weit würde DEREN 
Br: 








forſchung durchgedrungen feyn ? Aber diejelben 
muften ſich leyder mit argumentiren / ſpeeuli⸗ 
ven, philofophiren und raiſonniren behelffen: 
daren demnach fo viel hbeler daran / gegen den 
 geuten unferer Zeit / als ein Zweiffelender gegen 
einem Verſicherten; nemlich fie muften glaus 
ben / was fie nicht fahen wir aber fünnen wohl 
verfichert ſeyn / deſſen was wir mit unſern Au⸗ 
gen ſehen. 

Es find viele Tractaten von den Microfeo: 


piis oder Vergröfferungs-Gläfern an den Tag | 


kommen / worinnen unzehlbahre Dinge erflärct 
erden, die man durch —— erkandt. In 
gegenwaͤttiger unſerer Relation wollen wir nur 
die merckwuͤrdigſten Sachen aus fo vielen ent⸗ 
lehnen / undden gintzen Leſern / denen viel: 
leicht dieſe Sachen unbekandt geweſen / oder 
doch ſolche Buͤcher niemahlen zu Geſicht ge⸗ 
fommen/ gleichſamb in einem groſſen Glaſe ei⸗ 
gentlich vor Augen ſtellen. 

Sco iſt dann denen Medicis ſattſam bekandt / 
was ungleiche Meynungen bißhero vorgekom⸗ 
men / woraus doch der Krebs im Menſchen ent: 
fiehe? waserfen? und woher es Fomme/ daß 


er fo ſchnell überhand nehme? dabey aberfo | 


übel oder gar wicht za curiren fen / man fchneide 
sder baue dann das inficirte Glied ab worauf 
doch oͤffters der Todt zu folgen pfleget. Hier: 
über ift ſich nicht groß zu verwundern / tie in 
mehr andern Morbis auch / meilen die proxima 
caufa noch nicht entdecfetift; Was aber folche 
fer daraus der fo. genandte Krebs entſtehet / kan 
bey Athanaſio Kirchers / in mundo fubterr, ge: 
lefen werden / der alſo ſagt: Der Krebs beftehe 
in nichts anders / dann in einer unzehlichen 
Menge Heiner vergiffter Wuͤrmlein / die das 
Fleiſch zernagen / und zugleich mit in eine Cor- 
zuption bringen (welches der Brand genennet 
wird) dannenhero es komme / daß er fo ſchnell 
umb fich freſſe / deſſen Ur ſache feyrdag man beob- 
achtet / wann eines dieſer Wuͤrmlein auff ein 


rein weiſſes Papier geſetzet werde habe man 


beauget / daß in Zeit man das Miferere ſprechen 
möge, daffelbe ſchon zo andere aus ſich generirt 
habe. Nach alſo entdeckter Urſache / wird hin- 
führe in ſoſchem Zuſtande befferer Rath zu fin: 








RzLıaTıonzs Curros&#. 61 


den ſeyn. Diefes Fan bey andern dergleichen 
Gebrechen aud) die ex corruptione entſtehen / 


auſſer Zweifel mit Nuten obſerviret werden, 


In dem Eßig / der doch aller Faͤulung wider⸗ 
ſtehen folle Fan durch ein Microſcopium (Ber: 
groferungs Glaß) wargenommen werden / daß 
eine Arch Würmer / wie Schlangen geftaltet/ 
darinnen im Zirfulherumb fahren. In Peſt—⸗ 
Zeiten foll dig Lufft/ wie etliche curivfe Natur: 
Fündiger beobachtet / voller Fleinen unfihtbah- 
ren Thierlein / die ex putrefa&ione erbohren / 
fchweben welche durch den Athem mit einge: 
ſchluckt werden; Daher nachmahls im denen 
Peft- Beulen auch eine befondere Arch Wuͤr— 
mer gefunden werden. In dem reineften Sand 


| des Meers werden allerlen koͤſtliche edele Stei⸗ 


ne Diamanten Schmaragden / Rubinen / ete. 
in Menge geſehen: MAſo auch indem gebrand⸗ 
ten Victriol oder deffen Caput mortuum fie: 
het man angenfcheinlich gange Zainlein glaͤn⸗ 
Pa Goldes / welches dach ohne ein Vergroͤſ⸗ 
erungs Glaß unmöglich zu ſehen iſt. 

In dem vierdten Theil eines Mucken Auges / 
hat man etliche hundert Circul wargenymmen: 


Ein Engellaͤnder berichtet / daß er derer im gan⸗ 
tzen Auge bey zwoͤlff hundert gezehlet hätte, 


Hierbey zu gefehweigen / der überaus ſchoͤnen 
Farben / die ſich dem Geſicht vorftellen. Ein 
Haar / iſt geſtaltet wie ein hohles ’ Heinen Fin 
ger dickes Rohr / welches am Ende Dicker als bey 
der Wurgel ift, 

Das feinefte Papier ſcheinet wie ein rauhes 
grobes Tuch / voller Ungleichheit Runtzeln / Hoͤ⸗ 
hen und Steffen, 

Eben alfa kompt dem Geſicht vor / Die aller: 
zarteſte Haut an Den Händen des Frauenzim: 


mers / die iſt gantz rauch / fehuppicht und br, 


rechtig. 

In den Bluhmen koͤnnen die Adern und der 
Saft / wannenhero fie ihre Nahrung und dar: 
bey auch wahrgenommen werden / wie dieſer 
Safft flieſt und geftehet. 

Anden Tuliven + fo verſchiedene Farben ha 
hen / wird mit Luſt angeſchauet / wie fi diefe 
Serben mit einander mengen / das rothe im 

53 weiß 















































m 62 Rerarıovwes Curıosa, 

1 Min —._ : — RT 
| I werfen? und das weiſſe dahingegen im rothen ralen nicht wenig Vortheils erhaltenpeng 

| 'l \ unterſchieden iſt. gefunden / und die Schale liegen laſſen. 
nl Merckwurdig iſts / was unendliche Zahl Loͤch⸗ Nicht ohne Gemuͤths + Ergegunge iveri 
ı leinin dem Jehannis Krau zu befinden, und |. die mancherley Vogel Federn befchauet, ı 


| | 

| ıl fie wunderlich fie durch befondere Blaͤßlein über den [hönen vielfältigen Farben ſich 

IN ' biniwiederumb geſchloſſen find, wundert. Ein einiges Zaſerlein von ein 
Wer mit Weil einilien Blat betrachtet / der kleinen Federlein erſcheinet wie eine voͤll 

wird es verſtehen lernen / warumb Chriftusge | Feder mit fhönen Striemen tie die Sp 

l ſagt / daß Salomon in all feinem Pracht nicht gezieret. 







ſey gezieret geweſen / wie dieſet eines, Hier vorn iſt um ſtaͤndig erwehut word⸗ 

Unterſchiedene Kraͤuter/ die m Beruff ſin | mas es vor em⸗ Beſchaffenheit mit dem Kre 

store ſie keinen Saamen tragen die weiſen fol: habe / und daß ſolcher aus nichts / alsee 

| w Vergroͤß Glaß inſonderheit das Fatn zahlbahren Menge kleiner Mürmlı ſtel 

Kraut. In dem Gebluͤt derjenigen’ 'o mit dans ieb 

II Die Aepffel /Birn / und dergleichen lang gele; behafftet werden auch Bir er geffinden sw 
5 = 


gene Früchte, wanı fie fehier beginnen zu fan: | 


wicht weniger in allen, zwi zen Fell und Fl 
len / die zeigen auch eine Arth / ſonſten dem Ge; | 


ſteckenden Gebrechen als da find Kräßer 






| ſicht uſichthahre Wuͤrme. der allerhand Geſchwer md dergleichen, h 
Hi In der etwoes geſtandenen Milch werden Auch das reinefte Giaß 7 feheinet fe 


auch Wuͤrmlein und im alten rantzigten Speck 
nicht allein rauhe zurtigte Wuͤrmer/ ſondern 
auch mehr anderer Gattung / heßliche zottigte 
Dierlein beauget, 

Was durch das Vergroͤß Glaß an den Er: 


gleich voller Klnmfen/Nungel und Spaͤlte 
Eben alfo ſehen die Nägel anden Händen 
die voller Adern und Klumfen find, J 
Bas vor abſcheuliche Wunder, * ji 
Floͤh und Läufe feyn/ das Fan eit { 


Pe — u: 
D 


tzen / Berg Werfen und Hand- Steinenbeob: | ſchauet/ ale beiohrieben werden: Wie 
| achtet wird / welches ins gemein dem Geſſcht dieſe beyden eine nach der and gantz eigent 
| Vumoglich zu fehen iſt / das werden diejenigen | lich Theil befehrieben und gezeichnet ſind 
} zeugen / die hierdurch in Erwehlung der Prime; 
I Eigentliche A bbildung einer Lauß / wie fie von Hoklo suche 
— icroſtopium beſchrieben worden. 
Ei : Hs iſt eine fehr verdrießliche Creatur | fie fich offt an einige Fleine und niedrige Derter 
5 N: welche fich gegen einem jediweden sueiner | verbergen muß / und hinter des Menfchen Ri: 
| } oder andernzeit fo gefchäfftig und unverſchaͤnt cfen laufft , wiewohl ſie gar oft wider die Haar 
erzeigee/ und zugleich ſo ſtolt und behmäthig | angehet, Es ft aber diefe Creatur vie folches 
; fen will / daß fie fich nicht ſcheuet /auff den be; das Vergrö erungs⸗Glaß entdeckeryeiner recht 
fen Dreh su treten, und nad) nichts fo fehr als ungleichen Geftalt; Ihr Kopff / wie bey dem A 
3— niach der Crone trachters Sie nehret ſich / und zu ſehen / iſt mehrentheils fpigig zu / ander ober⸗ 
lebet recht hoch und macht ſich fo unverſcham⸗ und untern Seite aber ein wenig flach / an beys 
R daß fie einen derihrin Weg kompt / beyden | den Seiten hinter dem Haupt / gleichfam an 


Ohren nimpt / und willninmer friedlich fh | dem Orth / wo andere Thiere die Ohren haben 
als hiß fie Blut gefngen. Sie wird von nichts ſtehen der ſelben zwo glaͤntzende herfur ragende 
fo fehr beumruhiget , alg yon einem’ der fein Augen BB, fo hinterwärts fehen + und rund 
Haupt kratzet / indem fie gar wohl weiß, dag | umher mir allerfey kleinen Augenbraunen 
bloß der Menſch wider fie böfe und chädliche oder Haaren umbgeben ſind / welche felbige ein. 
Anſchlaͤge machet welches die Urſ⸗ eiſt / daße faſſen, aljo daß zu vermuthen / daß diefe Grea- 

tur 






































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Fenhildung einer durch ein Mick 


N.B, Der günftige £efer toird hiebeh erinnert/daß angetegrer Hr. Hof diefe aufn X 
weil aber die Figur zu unferm Zwecl zu weitlaͤufftig ſallen wolte / haben wir es bey 


BE Re er en —— 











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Grflährung der Buchfladen <A, SA der Kopf. B bie Augen. ©, a00p ‚Hörner. der St 





BT. . 


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„scorrum Obfervirten Lauf. "3 


sqnliegende Lauf auff anderthalb Werckſchuh groß befunden und fo groß abaebilbet/ 
+ Gröffe bewenden laffen, woran gleichfals alles gar genau fan betrachtet werden 


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ınsarke Mein haar. o eine — — 


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RELATDTONES Curıösä 





63 





Eoin an Vor Geſicht habe / wie dann ſchei⸗ 
nei — fie Feine Augenlieder Habe / der: 
halben vielleicht derſelben Augen aljo geordnet / 
damit ſie dieſelben deſto beſſer mit ihren forder 
Füffen reinigen Fünne und mag dieſes auch 
wohl die Urſache ſeyn / warumb fie ſo ſehr das 
gicht meidet und dafür fliehet; Denn weil fie 
gemacht ift zu leben in den ſchattichten und fin 
fern Abwegen des Haarn / und Daher ihr Auge 
vermuthlich eine groffe Deffnung hat fo muß 
ihr nothwendig das offene und helle Kichtbevor 
der Sonnen, fehr zumider ſeyn. Diefe Augen 
nun zu beroahren/ Damit ihnen von Menſchen⸗ 
Haaren wodurch fie wandern müfen/ nichts 
toidriges begegne / fu hat ſie zwey Horner vor 
nenzallda fie, wie einige vermeynet/ Die Augen 
baben folten : jedwedes von diefen C C bat vier 
Gelencke / welche gleichfam mit Heinen Borſten 
bebremet find / von welchen biß zu der aͤuſerſten 
Spigeihres Schnabels D der Kopff recht rund 
und zugeſpitzt zu ſeyn nt enderfich mit 
einer gar feharffen / fo ein klein Loch hat / und 
welches der Weg ift/ dadurch fie das Blut aus- 
fauget. Wenn fie min auff ihren Rücken und 
mit dem Bauch aufwärts gelegt wird / fo ſchei⸗ 
nets / als wann fie einen Ruͤſſel oder Rachen ei 
be / wie inder Figur FF zu ſehen / wenn fie aber 
auders lieget / fo verſchwinden die ſchwartze 
Striche + und nachdem ich etliche derſelben 2 
vder 3 Tage in einer Büchfen verwahret / alſo 
daß fie diefe Zeit über Feine Nahrung hatte / be, 
fand ich / indem ich eine auff der Hand Friechen 
kießs daß fie alfobald anfing zu faugen / und war 
Doch weder zu ſehen / daß fie. die Naſe gar tieff in 


Die Haut ſteckte noch einigerley Weiſe das 


Maul öffnete / ich kunte aber Härlich verſpůh⸗ 
ren einen Keinen Blut⸗Fluß welcher gleich von 


ihrer Schnaugen Fam / und in ihren Bauch 


ging / und umb die Gegend A fihien die Geſtalt 
etwas einer Pumpen gleich / ein paar Blaſe⸗ 
balgen oder Hergeny Denn durch eine recht ge 
ſchwinde Zuflieſſung und Ausſtoſſung / ſchien 
das Blut von der Naſen gezygen / und mit Ge 
walt in den Leib getrieben zu werden. Sie ſchien 
gaͤntzlich ob ich fehon eine gute Weile als fie 


ſaugte / darauff merckte / nichts mehr von ihrer 


Naſe indie Haut zu ſtecken / als nur die rechte 
Schnautzen D / auch verurſachete es keinen 
mercklichen Schmertzen / und gleichwohl war 
das Blut / lauffend durch ihr Haupt / ſehr ge: 
ſchwinde und frey zu ſehen / alſo daß es ſcheinet / 
als wann Fein Theil der Haut ſey / darinnen ſich 
nicht das Blut verbreitet/ ja auch in dem Ober; 
häutlein felber. Denn hätte fie ihre gange Na: 
fe eingeftecft von D bi E Ey wurde es doch nicht 
big zu der vermennten Dicke diefer Bedeckung 
unfers Fleiſches Fommen ſeyn / indem Die Lange 
der Naſen nicht mehr" als das drephundertefie 
Theil eines Zolls fi) erſtrecket. Sie hat 6 Fuͤſ⸗ 
fe ı mit einer gang durchfcheinenden Schalen 
bedecket / und find gar genau Gliederweiß zu⸗ 
fammen vereiniget/ wie Die. Krebſe der Heu 
ſchrecken. Ein jedweder Fuß ift durch dieſe Ge⸗ 
lencke in 6 Theil getheilet 7 und dieſe haben hier 
und dar mancherley Eleine Haͤrlein / wie auch 
an dem Ende eines jedwedern Being 2 Klauen / 
die gar bequem ſeyn zu ihrem fonderlichen Ge⸗ 
brauch + indem fie damit gar fhglich und fiher 
beydes auff der Haut und den Haaren geben 
Fan / wie dann warlich dieſe Gegenſetzung der 
Fuͤſſe ſehr nachdencklich ift und koͤnte nicht be 
quemer noch füglicher gemacht ſeyn / zu der 
nothivendigen Beivegung des gehens oder ſtei⸗ 
gens an den Daaremeines Menſchen / als diefe 
iſt / wenn fie die Fleinere Klau Ca) Die umb ſoviel 
fürger als die gröffere (b) auffſetzet. Wenn fie 
auff der Haut gehet / ruhret Die Furge felbige 


| nicht any und dann find die Fuͤſſe eben wie an 


der Miterund allen andern Fleinen Gewuͤrmen; 

Aber vermittelft der kleinen Gelencke der Kür 

gern Klauen Fan fie diefelben in die Runde beu⸗ 

gen / und alfo mit beyden Klauen ein Haar faf 

fen / eben wie in der Figur der lang- rundte 
Strich EFF / ſo eines Menfchen Haar ift/ von 

ihr gehalten wird. 

Die Bruft ſcheinet mit einer andern Arth 
Subftang bedeckt zu fenn als der Bauch / nem. 
mit einem dünnen durchfcheinenden hornichten 
Weſen / welches / wann diefe Creatur Hunger 
leiden muß / nicht einſchrumpffet; Hierdurch 
konte ich das Blut / das ſie qus meiner Hand 
ſaugte / auff mancherley Weiſe zertheilet / vn 

in 











64  Rerarıongs Currosa } 
* f} = " . : 
bin und wieder furtgetrieben ; deutlich fehen; weiſſe Flecken 11 die Leber ſeyn / weiche durch 
und umb der Gegend G war eine Heine dicke Die niederwarfs drücfende Bewegun der Ein | 
Subfang zu fehen/ welche ihre Srufizubener | geweide en wenig hin und her bemegeemirdy > 
gen ſchien Hieneben waren zu ſehen / ſehr viel ! jele 
Heine Milchweiſſe Gefaͤſſe / ſo Ereugiweife über mehr mit einer dringenden und ſtoſſenden Bes \ 
die Bruſt zwiſchen die Beine giengen / anmel: wegung. Nachdem ich eine von diefen Ereg 
en zu beyden Seiten viel Fleine Zweiglein turen ſahe / welche zween Tage Hunger geltten | 
{ 











waren’ welche das Anfehen hattenyals wannfie | hatte, da waren alle Hintertheile mager und 
die Blue und Pulß Adern waͤren / denn tung welck / und der weiſſe glei bewegte ſich kaum/ 
gleichſam das Blut in den Gewuͤrmen it/das | Die meifien tweiffen Zweige waren vergangen / 
iſt ſo weiß wie Milch. wie auch meiftentheil alles rothe und qusgeſo⸗ J 
Der Bauch iſt gleicher Weiſe mit einer dur: | gene Blut in den Eingeweiden/ die-drückende 4 
| fihtigen Subftang bededet welche aber mehr Bewegung war kaum zu führen. Alsmanfie | 
einer Hautials einer Schalen gleichrdenn ſie itt aber wieder anfangen ließ / ward die Dautdes 
voller Striche über den ganzen Bauch / recht Bauchs gleich alfotort angefüllerund glles wie; ' 
wie die Haut an einer Menfchen-Bandy und der in vorigem Stande / wieoben vermeldet 
wann der Bauch ledig’ wird er gang ſchrumpff worden Wovon in beygehender Figur weit" 
und runglicht. An den obern Ende derfelben läufftiger nachzufehen ift, 

lieget der Magen HH, und vielleicht mag der 


Der Stachel einer Bienen / wieervon 3 durchs Vergroͤſſe· 
rungs⸗Glaß betrachtet und be ehrieben worden. 5 
He Bienen-Stachel in beygefugter Figur, oder Wurff Spieß und eine gifftige Feuchtig 
NL icheinet ein offenfio Gewehr zu ſeyn und keit / welche den Schmertzen machet. DieSchek: 
it ein groſſer Beweiß, dap die Natur hierinnen de oder das Behaͤltniß ſchien⸗ mancherley Ge⸗ 
wuͤrcklicher auff Rache bedacht iſt alsfonften | Tencke Oder aneinander gefügte Säge zu haben 
an etwas; und daß umb fo vielmehr / indem eg fo bemercket find mie (fgikpgq)Ußer dieſes 
das Auſehen hat / daß diefer Stachel fonften zu „Mar fie nächft der Spise gleichfamb beſchlagen 
nichts anders Diener, Zum andern erfcheiner | oder bewaffnet ‚mit unterſchiedlichen Hafen 
aus deſſen wunderbahrer Geftalt/ daß er mit oder Gabeln (Pgrst) wie an der einen Seite, - 
Vorfag zu dem Ende geſchaffen ſey. Drittens, Jedwede — ** 
aus der Gifftigkeit der Feuchtigkeit / welche er Heln’fo an den Dornen wachſen / oder befferfo 
auswirfft / und aus den traurigen Wuͤrckungen 
und Zufaͤllen / die er verurſachet. 
Es fen aber deſſen Gebrauch / wie er wolle / 
fo iſt doch gewiß / daß deffen Bildung recht wun: 
derbahr iſt: Wie folder dem bloſſen Auge vor; 
komme/ iſt unndthig befchreiben / indem fok | 
ches meift jederman befandr ft. Wann man | 
denfelben aber durch das Vergroͤſerungs Glaß | 
betrachtet 7 fo beſteht eraus 2 Sticken’ uber j 
Dheile / der eine ift eine Scheide ohne fand gder 
Spitze / faſt gleich einer Piſtohlen⸗ Holffter/ ſo 
von (d) den Anfang nimpt / und ſich bey (b) en⸗ 
dei. Dieſe Scheider alg ich eigentlicyen fpühren 
kuute / war hohl / und hatte in ihr ein Schwerdg 










trachtet / leicht zu vernehmen ſind: und zallen \ 
Umbſtaͤnden nach, ſchlieſſe ich daß das Thiee 


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Num. 9 





ReLrırıoners CurIos&, 65 


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(ab) gang durchaus biß zu dem ſchmalen Ende 
ſcheinet / recht als wann der Ritz der Scheide eines 
Schmerdts entbloͤſſet wird / und das Ende davon an 
der Scheide zu fehen iſt. Das euſerſte dieſes Spieß 


} fesca) warfehr ſcharff / auch eben mit dergleichen 


Hacken oder Klauen wie an der Scheibe, verſehen / 
als (pg r st), Diefe-Hasken / wie ich gar wohl den⸗ 
«Een kan, Eönnen auch ausgeſtrecket oder nieder ger 





| 


legt werden / an die Seite dep Schwerdts / wenn es 
nieder in die Scheide hinein gezogen wird / wie ih) 
dann etliche mahl angemercket / daß dem alſo / und 
koͤnnen auch twieder ausgeftrecket oder ausgebreitet 
werden, ſo offt es dem Thier gefället. 

Die Betrachtungdiefer recht artlichen Bildung’ 
hat mich erinnert / daß warlich der Gebraud) der 
Haren oder Klauen wohl anzumercken iſt / als Die 
vornehmfte Endurfache diefes Juſtruments / den 
Stachel in das Fleiſch zu dringen / und darinnen zu 
behalten. Denn weil die Spige fehr ſcharff iſt ſo 
Fan das Vordertheil des Stachels oder Dolches 
(ab) gar leicht in eines andern Thiers Leib einger 
ftofjen twerden / und wann ſolcher einmahl hinein 
gangen / fo siehet die Biene / indem fie fich bemuhet 
denfelben in die Scheide zu ſtoſſen / wegen der dw 
cken (x y) welche die Haut an jedweder Serie falle 
die Spitze der Scheiden (t s r q) in die Haut nad) 
ihr / und wenn die Hacken (rs) und (r q) hinein ge⸗ 
gangen / wenn Die Biene ſich bemürher/ die Spike 
des Stachels wieder aus der Scheide heraus zu ſte⸗ 
cken / fo faſſet fie die Haut an beyden Seiten’ und 
hält alſo nicht allein die Scheide das fie nicht zuru⸗ 
ce gehen kan fondern hilft auch der Spitze hinein 
werts / und alfo durch eine abgewechſelte und auff 
einander folgende Zurückziehung und Auslaſung 
des Stachels in und aus der Scheide machet dieſe 
kleine ergrimmete Ereatur ihre rachgierige Waffen 
die härtefte und diekefte Haut ihres Feines durch: 
dringen / ſo gar / daß erliche wenige Diejer verwegenen 
und muthigen Soldaten mit hren kleinen Werck⸗ 
zengen offt einen ungehruren groſſen Baͤhren / ſo ei⸗ 
ner von ihren tödtlichen Feinden iſt / Die Flucht ja⸗ 
gen kan. Daß er aber alſo ſeinen Stachel in die 
Haut bringe / muthmaſſe ich daher / dieweil / wenn 
ich auff dieſe lebende Creatur acht gehabt / ſo habe ich 
befunden daß fie den Stachel aljı Hin und wieder 

| beiveget / und dadurch gleichjamb vielleicht die giff⸗ 
3 tige 




































RELATIONEs Curıöosa. 


fige Feuchtigkeit außzicher oder heraus zwin⸗· fhwerlichereZufälle verurſachen / welche glauh 
get / und laͤſſet dieſelbe umb das Ende der Schei | Lich herrühren, theils indem die Haut von d e 
de (bNals ein Troͤpfflein anhangen. Yuhhal | Stachel durchſtochen und verletzet wird / the 8 
te ich dafur / daß die Hacken eine Urſache ſeyn | aber und zufoderſt durch die aͤtzende und ifftige 
warumb dieſe zornige Ercaturen / indem ſie ſich Feuchtigkeit/ welche durch dieſe Leit: Roͤhre 
geſchwinde von ihrer veruͤbten Rache zurucke derfelben empfindlichſte Theile binein gelaffeng 

zichen / offt diefe ihre Waffen hinterlaſſen fo | wird / und dadurch deſto Leichter dieſe vr 

gleichfam in dem Fleiſch als in ennScheidefter | Zäferlein verleget und corrodiver, | 
cken und hierdurch defto ſchmertzlichere und be: Ä 


j 
Erſcheinung des Flohs im Microſtopio / nebenft defien Abbildung / 
genommen aus Hokio. | 


Je Stärde und Schönheit diefes Thier⸗ 

leins / unangefehen es den Menjchen viel 

— machet / iſt werth / daſſelbe zu ber 
retben. 

Was des Flohs Staͤrck betrifft / darinn kan 
das Bergröfferungs : Glaß nicht mehr Eroͤff 
nung thun / als das bloſſe Auge aber die zierli: 
che Aneinanderfegung feiner Fuͤſſe und Selen | 
deu Ausübung diefer Stärckemird gar deut: 
lich und dergeftalt dadurch erfande / dag ich an 
feinem andern Geſchoͤpffe dergleichen larger 
nummen/denn deſſen Gelencke ſind alſo zuſamen 
gefůgt / daß er ſelbige kurß zuſamen eines ing an⸗h 
der legen / und geſchwind aus ſrecken oder zu de⸗ 
vo gantzen Länge hervor ſtoſſen Fanz das iſt von 
den vorder Fuͤſſen. Das Theil A, lieget in dem 
Theil B, und B. in C, in gleicher Sröffe / oder 
jede Seite in der andern / aber die Theile der 
naͤchſt beyſtehenden ween Füffen liegen gang 
anders und im Widerfpiel/das ift/ D. aufler E, 
und k. auffer Fsaber auch in gleicher Linie ; Die 
Theile aber der hinter Füffe, G.H. und ı. find 
eincs in Das andere gebogen, gleich den Theilen 
eines doppelt zufammen gelegten Windelmaf 
ſes / oder wie eineg Menſchen Fuß Schienbein 
und Schendel; Diefe 6 Süffe ziehet er alle zu: 
fammen auff und wenn er ſpringet / ſtoͤſſet er fie 
alle aus / und ermeifet dadurch feine gange 
Staͤrcke auff einmahl 

Was aber ſeine Schoͤnheit anlanget / ſo of⸗ 
fenbahret das Vergroͤſſerungs Glaß daß er al⸗ 
Tenthalben mit einer gar zierlich glättenden 
Kleidung und ſchwartzer Liverey geſchmuͤcke 


























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66 


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ISCOPIUM D 











Rerarıonss CurtrosM#, 67 


liegen. Es find auch noch viel ſonderbahre 
tie / p war darbey vorkommen / aber 
rinen ſonderlichen Bericht bedurffen / derowe⸗ 





gen ich fie vorbey gehen ‚ und den Lejer auff die 
beygehende Figur gewieſen haben will, 


Wahre Beftalt des von einem Stahl geſchlagenen 
Feuer⸗Funcken. 


E S iſt eine gemeine Sache / daß wann man 


einen Feuer⸗Stein an Stahl ſchlaͤgt Zei 

er. Funden von der zuſammenſchlagung diefer 
beyden Cörper heraus ſpringen. Als ich (bie, 
fes find Herrn Hokii Worte) ohngefehr vor 8 
Jahren von der&rklährung dieſer Funden bey 
dem finnreichen Cartefio gelefen kam mir eine 
groſſe Begierde an / eigentlich zu erfahren, was 
doc) das für ein Wefen ſey / welches fo ein ſchei⸗ 
nend und helles Licht von fich gabe / zudem En⸗ 
de breitete ich einen Bogen weiß Papier aus 
und nachdem ich darauf wargenommen ben 
Orth / wo jedweder von diefen Funcken zu ver: 
Det ſchienen 7 fand ich ein gar Flein/ 
htwarges / aber glängendes Flecklein einer be; 


weglichen Subftang gleich; Wie ich nunjed- | 


wedes derfelben mit meinem Vergroͤſſerungs⸗ 
Glaſſe ag ich / daß es ein Flein 
rundes Ruglem war / deren etliche / wie fie dem 


Anfehen nach fehr Flein fehienen ’ alfo gaben fie | 


in ihrem Obertheil einenrecht hellen und ſtar⸗ 

cken Widerfhein an der Seite / Die zunaͤchſt ge⸗ 

gen dem Licht war. Jedwedes Fuͤncklein ſchien 

einem gar kleinen eiſernen Ball gleich zu ſeyn / 

* Obertheil recht ſchoͤn eben wie in neben; 
der Figur zu ſehen. 





| fo helle indem 





In diefem Funte ich gar eigentlich die Abbil⸗ 
dung des Fenſters ſehen / wie auch eines Grife 
fels + den ich zwiſchen dem Licht und demfelben 
auff:und ab bewegete. Andere befand ich 
gleichfam tie das obere Theil an einem Ball 
gar regular rundyaber das Obertheil war nicht 
recht glatt,fondern rauch und uneben / daher die 
Reflerion daran etwas ſchwaͤcher und confufer. 
Dergleichen waren die Obertheile an verſchie⸗ 
denen andern Funcken. Etliche von ihnen fand 
ich zerfpalten oder zerfprungen / andere gantz 
entziwen erbrochen und hohl. Noch andere 
von anderer Geftalt. Ja an einem derfelben 
obſervirte ich / daß es ein recht groſſer Feuer⸗ 
Funcke war, welcher an einer Seiten des Feu⸗ 
erfteins + Damit ich Feuer herfuͤr 
Fam ‚denn er bey der Wurtzel anhienge / an deſ⸗ 
fen Ende ein Fleiner Stamm feft hieng / wie ein 
halb hohler Ball der oben offen / alſo daß er 
gleich einem Trichter oder einem Becher ohne 
Fuß zu ſeyn jur n 

Es iſt zu — daß die Funcken / welche 

erabfallen ſcheinen / anders 
nichts findyals kleine Stücklein von dem Stahl 
oder Feuerfteinmeift aber vom Stahl / welcher 
durch die Gewalt der Streiche zu gleicher Zeit _ 
abgejondert gluend erhiget wird / und zwar zu⸗ 
meilen fo ſtard / dag er zu Eleinen Stahl-Küg: 
lein ſchmeltzet 7 ja es ift auch mannigmahl die 
Hitze jo groß, daß fie denfelben weiter ſchmeltzet 


| und zum Glafe macht; Zumeilen aber ift die 


Hite fo fanfft und gelinde / daß fie die Schiefer: 
fein Davon nur gluͤend machet/ welche dennoch / 
tern fie auff Zunder fallen / welcher mir eine gar 
fubtile Kohle von verbrandter Leinwand it 
leichtlich darinnen Feuer fänget, 


3 Abbil- 































7 Fr Rerariongs CHhriesg 


Abbildung eines von Hn. Hokio durchs Sergröfferunge-Blaf E * 
ſchaueten abgefehnittenen Stück Kaben-Haars, 

O F therůhrter Autor hat viele von ſeinen abgeſchnittenes Haar vom Bart e 
Haaren Durch das Mierofropinm betrach⸗ hat ein weites Marko inder Mi 
tet / und befunden / daß fie alle rund, am Ende | euferfie Kand 
dicker / als bey der Wurgel,und durchfcheinend | man nicht eine 
gewefen/ man bat Feine Fugen mercken Finnen, | ing Auge befoi 
wie folche bey einer fangen gefunden werden, druck 
fie find inwendig nicht hohl fondern ausgefük Wi 
let / als an einer Schweinbarften zu fehen. Ein | terien von dem 
— dere Zeit verſpa 
= = Leſer an einer 
J Materie keine heils auchy 
icht ſo bald 
Und weil wir den 
dieſen unfern Yes 
iv auch Feine K 


== mit gehörigen di 
Erhaltung etlicher Menſchen ohne Speif 
und Tranck. 


Dee GOtt der Allmaͤchtige durch feine alt lebte / hat fich der Biſchoff von Coſtnitz / in deffer 
waltende Wander Hand, fo lange es ihm Gehieth er wohnete/ an den Orth erhoben, ng bi 
gefällig / ohne eingige Geniefung der Speifen | diefer Niclas lebete / hat die Sade grimdlich, 
jemand erhalten Eönne/daran 10e übret Feinem erforſchet / und genau aufgezeichnet. Damit ee 
Menfchen / vielweniger einen hriften zugiveif: | aber defto befjer hinter die wahre Beſchaffen 
feln: Wie aber ſolches natlırlicher Weiſe ohne | heit dieſes Faftens Fonmen möchte hat erihm 
as von dargebothenen 


ſonderbahres Wunderwerd zugehen koͤnne / da⸗ bey Stzaffe befohlenvetw 
Speifen zu fich zunehmen. Wie ſolches gefches 


don wird allhier gereder. 
Wir wollen zufoderft etliche Erempel aus ben / hat ſich Niclas von einem heftigen Mae 
den neueſten Auforibus/ weilman dohden AL | genmeh ganzer drey Tage incommodirt befun⸗ 
ten viele Fabeln zuſchreiben will / anfuͤhren und | den; und hat nicht allei erfagter Biſcho f/ vn 3 
alsdann die Urſach⸗ ſolches langen Faſtens / ſo dern auch hernach viele Ki 
viel unſerm ſchwachen Verſtande vergonnet iſt | land / Stalien und Franck 
aus den heruͤhmteſten Phyficis hierben fügen, juchtzund mit ihren Augeng 
Sulgefus/ ein berühmter Seribentiver viele trug dabey vorgegangen, a es bezeuget 
ſolcher Crempel auffgezeichnet/ meldet unter | zogener Sulgofus/ daß e | 













































Hl 






N 
vB 


Wunderbahre 























r mit £euten ; 
andern indem 6 Cap. des erfien Buchs onnes | Zeit geredet welche noch mit offtbefagtem 
nem Schweiger alſy: Anne 1460 hat Niclas | elag — und ihn geſehen hätten. 
von Unterwalden / ein Schweißer nachdem er Noch mehr muͤſſen wir uns verwundern (b 
. mit feiner Frauen 5 Rinder gegeuget/nichemeit | feg find Gyraldi Worte) 


über dasjenige ag 
von ermeldten Flecken ein einfames Leben 9% | zwDiefer Zeit da wir dieſe 













sfhreiben/ ineinem | 
führt din 15 Jahren weder geffen nochge | Dorftbey Speyer einer nabmbafften Reiche; 
truncken / biß er endlich geftorben, Alser noch | Stadt am Rhein fich begeben, 3 afelbf ll ein 





ragde 
= 
4 


* 
9 


= = \ = . PEN 








DPrägdlein von 13 Jahren ſeyn Rahmens 
Margaretha / welche bey nahe ganzer 3 Jahr 
ohne Eſſen und Trinctengelebet und wie der 
berühmte Phyſicus / Gerardus Buceldianus 
bezeuget/ je hat ihm (Gerardo) ber Roͤmiſche 
Kanfer Ferdinandus befohlen / den rechten 
Grund hievon zu unzerfuchen/ / weßwegen er br; 
fagtes Mäplein 12 Tage in ſeinem Daufe be; 
halten / daer dann erfahren / daß es weder 
Speiſe noch Trank genoſſen. Es waͤre ſonſt 
geweſen von guter Proportion / gutem Weſen / 
babe graue Augen / und fein unangenehmes 
Anzlis gehabt ; ſey imübrigen eine einfaltige 
auffeichtige Divn geivefen. Der Mund ware 
ihr immerdar trocken geblieben und babe fie 


deß wegen nichts außgeworffen und uncrachtet 


ſie gar nichts — hahe ſie doch zum wei⸗ 
nen Feuchtigkeit gehabt babe aus der Naſe ge⸗ 
worfſen / geſchlaffen und ſich wie ein anderer 
Meuſch geruͤhret. Wann ſie Athem geholet/ 
habe man / wie an andern Leuten / Feine ſolche 
Auffblaͤhung und Einziehung des Leibes ge 
mercket So habe man auch an dem Einge; 
teide/ Leber voer Mils feinen Mangel befun⸗ 
den’ doch) fen fie von der Kräge ziemlich geplagt 
jervefen. Es meldet Laurentius Beyerlind in 
* Schauplatz menſchlichen Lebens aus 
angeregtem Gerardo Bucoldiand eben dieſe 
Geſchicht / doch mit etwas mehrern Umbſtaͤn⸗ 
den: Nemlich der Dirnen Vater habe geheiſ⸗ 
fen Senfried Weyß / und ihre Mutter Barba⸗ 
ra / Das Dorff aber Rhode, Als Margaretha 
Ann 1539 falt das zehende Jahr ihres Alters 
erreichee / habe fie umb St. Michaelis einige 
Haupt» und Bauch: Schmergen empfunden 
und darauff allgemählich einen Eckel vor der 
Speije bekymmen; Biß auf Weyhnachten ha 
be fie zwar noch etwas toeniges genoſſen / aber 
hernach Feige Speife mehr / habe auch ferner 
‚einen Stuhlgang gehabt / doch habe fie nach 
getrunken / big fie auch umb Ofiern vor dem 
Trunck einen Abſchen befommen / da ſie dann 
nach Pfingften vernjelben auch gänzlich) abge; 
ſagt / und auch in den heiſſeſten Hunds Tagen 
nicht getruncken / noch ihr Waſſer gelaſſen. St 
mon Portius / ein Italiaͤner / hat ein gantzes 


ReELATIONES 





4Jahr 


* 


Cuxrıos2& 


Buch von diefer Divne alles ſehr ausführlich 
befchrieben. — 
Joſephus Quercetanus in feinem opere Dis· 
terico führt noch zwey andere Erempel ein; 
Das erſte von einem Mägdlein zu Conſtans / 
welches er ſelber geſehen: Daſſelbe war etwan 
alt / und hatte in anderthalb Jahren 
weder Speiſe noch Tranck zu fich genommen 5 
Jetzt angeregter Author hat den Leib vieles 
Mägdleins befühler/ und befunden / daß der 
Unterbau Magen / Netz und übriges ſo hart 
wie ein Stein getvefen/ daß keine Speile hätte 
hindurch dringen mögen ; Das Maͤgdlein iſt 
melaucholiich geweſen / und hat gar ſelten gere⸗ 


69 





det / den Kopff ſtets hangen laſſen auch die ͤbri⸗ 


gen Glieder faſt niemahls geruhret: Mit der 
Zeit aber hat e8 zugenommen / ft umbher gan 
gen, und den natuͤrlichen Appetit zu eſſen und 
trinken wieder befommen. 

Das andere von einer 13 jährigen Jungfrau 
im Berner Gebieth unter den Schweiger / 
Rahmens Apvllonia Chier / dieſe verlohr erſt⸗ 
lic) den Appetit des Brods / darnach auch der 
andern Speifen und Fruͤchten / ja gar der Sup 
pen / und letzlich des Weins / vermittelft deſſen 
fie ſich 9 nach erhalten hatte und ſolcher 
geftalt lebte fie ganger 2 Jahr ohne alte Speife 
und Tran, Der Rath von Bern hat fie ſampt 
ihrer Mutter in ein Armen: Haug ihrer Stadt 
führen und dafelbft wohl anmercken laffen / ob 
auch ein Betrug dabey vorgienge / tele man 
dann folher Betrieger wohl ehemahlen gefun- 
den, aber die Erfahrung hat die Wahrheit be: 
Fräfftiget. Ich teilliego nichts melden vun jes 
nem Englifehen Mägdlein, welches in 20 Jahr 
ven nichts genuffen. Noch von jenem Frautzo⸗ 
fifchen Priefter / der zu des Pabftes Nicolai V. 

eiten zwey Jahr ohne effen und trincken zuge: 
racht hat, 

Ehe mir Die Urfache Diefes fehr Iangiwierigen 
Hungers anführen / ſtehet zu merden / : ein 
Menich ohne einige Speife und Tranck / ja jelbft 
ohne Laͤbung zu nehmen / durch die Naſe ganker 
3 Tage wohl leben Fünne 7 davon verſchiedene 
Exempel in Heil, Schrift anzutreffen: Siehe 
1 Reg. 3012. Tob. 3112, Eſth. 416, Lucianus 

33 berichtet 




















70 — . ReLATToNeSs Currosz, 


berüchter uas / daß die Griechen bey ihren Lei; pfindet / daß aberder Chylus von den Vens ma 
Saraicis nicht abgehohler werde, ſolches gefchie, 


chen Begaͤngniſſen in gantzen dreyen Tagen Fei: 
ne Speiſe genommen’ fü lange fafteten auch zu 
gewiſſen Zeiten Die Eghptiſchen Prieſter / wie 
Hieronymus lib. 2 contra joyin, bezeuget. Als 
Lalais an die Frautzoſen uͤbergangen war / da 
faftete die Königin in Engelland 3 ganger Tag 
und Nacht ver Bekuͤmmernuß vwann dem Poe⸗ 
ten Turnebo zu glauben, 

Wie lange aber ein Menſch über ermeldfe 
Zeit hungern und bey Leben bleiben Fänne , da: 
von ſind unterſchiedliche Meynungen. Hip: 
bocrates lib de Principio, fie auch Var bey 
Angelliy 1.3 c. 10 und Galenus Aphor, ıslib. ĩ 
— daß ein Menſch ſolcher geſtalt fein Le: 

en nicht länger als 7 Tage friften Eönne, Pli⸗ 
nius lib, Tr cap. ult, gehet noch weiter’ und fe; 
tzet Dap ein Menfch wohlz Tage und noch da⸗ 
rüber ohne eintzige Speife [eben koͤnne / und die; 
fen iſt mehr zu glauben als den vorhergehen: 
ben ſonſten müfte in vorangezogenen Hiftorien 
ein fonderbahr Mirgeul GDttes / verein Be 
frug des Teuffels (deven Feines hier zu glauben 
fiehet) vorgangen fepn, 

ae iſt nun zu wiſſen / daß ein Menſch / deſſen 
Leib und inwendige Gkieder in aefunder und be; 


höriger Befchaffenheit d / nicht wohl uͤber g/ 


9/10 eder zum höchften ır Tage ohne eintzige 
Genieſſung einer Speife ſeben fönne; Wann 
aber andere Umbftände und Urfachen darzu 
kommen / ſo iſt es wohl zu glauben / daß em 
Menfch noch länger ohne Eſſen und Trinden 
leben Fonne / welchem Salenus / Hippocrates / 


Varro und andere berühmte dem⸗ ſelber nicht 


widerſprechen 

Die Urſachen aber / umb welcher Willen ein 
Menſch lange Zeit ohne Speifen leben Fnne, 
find zweyerleyverliche Benehmen dem Menſchen 
allen Luſten zum Effen und Trincken/ etliche a; 


ber verringern den Appetit. Der Appetit ver: 
gehet/ wann die Fleine Nederlein / die man Me- | 
faraicas nennet/ den Chylum, oder dasjenigey | 


fo dem Leib zur Nahrung gedeyen ſoll / nicht an 
fid) ziehen’ und ausdem Magen gleichfam an 
fangen wollen: Es vermindert ſich aber der 
Appetit / wann man diefe Anziehung nicht em 

















| oder wegen der allzugroſſen Hitze / oder ven 
das Orificium des Magens voller fchleimichten 
Feuchtigkeit iin. Man empfindet aber die M 
giehung des Chyliniche / entiveder teilen 
Lebens Gei 
der weil ſie zu ſchwach ſind / oder wann der Mi 
gen ůbel befchaften it. Dap aber auffden Ybs 
gang oder Verringerung des Appetit derZung 
nicht erfolget foldyes muß no 
ſache haben. Quercetann⸗ 


| 
| 
| 


und was alsdann aus dem Leibe abgehet u 
erfpiriret wird / 
durch diefe Feu e 

deyet zum Unterhalt dag ein Menföfein au⸗ 


05 PER 









N entweder diefe Aederlein veritopffg 









ſterlein ihren Bang nicht haben u 












ie 


v Menfchens 
af ein Menfch, 
eit oder fon 





ei 





folches wird von Stund. 
chtigkeit wieder erſe / und gee 







dern 








Rrratrtowss Curlos®% 


dern Speife nöthig hat / biß diefe Feuchtigkeit | 


nislich berzehret worden. Sehen wir doch 
— la * gar bekandtes / an den Baͤren / 
Dasyfen, Murmel und andern Thieren / DaB 
aſentheils des Winters über ſich von kei⸗ 
wer nerlichen Speiſe / ſondern allein von ihrer 
innerlichen Fett und Feuchtigkeit erhalten. 
Hier aus iſt zu ſehen / daß es dem Teuffel nicht 
nicht ſchwer iſt / einen Menſchen auff angezoge⸗ 
neoder eine andere uns verborgene / ihm aber 
als einem uhraltenPractico wohlbekandte Wei⸗ 
fer ohne Speiſen lange Zeit zu erhalten / dann 
man findet Kraͤuter / vermittelſt deren / wann 
man ſie er nicht wůrcklich iſſet/ lange Zeit das 
Leben ohne andere Nahrung Fan erhalten wer, 
den. Petrus Chieza in feiner Peruaniſchen 
Hiſtorie meldet/ daß die Judianer den Hunger 
ftillen / wann ſie nur ein Kraut / Coca genandt / 
in den Mund nehmen / und darinn behalten. 
Matthiolus bezeuget / daß die Seyten vermit- 
telſt des Krauts Hippice ſich und ihre Pferde 
länger als 12 Tage ohne Speiſen erhalten Fön 
nen. Es gibt auch Sachen die den Appetit 
wegnehmen und andere Dinge hat man / welche 
in geringer Quantitaͤt / ja offters bloß durch den 
Geruch genaflen / eine gute Nahrung — 
fen. Der Geruch des Weins ſtaͤrcket / ja erhält 
einen Todt⸗Krancken Menfchen offtmahlen et 
liche Tage / fo foll and) der Geruch eines war⸗ 
wien Brods den Hunger in etwas ſtillen. Und 











erzehler ung Baco Verulamius von Democri⸗ 
to / als er auff feinem Todt Bette in legten Fir 
gen liegendewon feinem Weib vernommen/daß 
fie / dafern er mit Tode abgienge/ guf dem bes 
vorſtehendem Fefte nicht würde erfcheinen füns 
nen/da habe er ein frifch.gebadfenes Brod brin⸗ 
gen laſſen / daſſelbe auffgeſchnitten / ein weng 
Meins hinein gegoſſen / und aljo von dem Ge⸗ 
ruch deſſelben ſein Leben hiß zu Endigung des 
Feſis gefriſtet. Itztgemeldter Baco gedencket 
auch eines Edelmanns / welcher ohne eintzige 
Speifen und Getrände wohl 3 Tage habe zu 
hungern pflegen / nur daß er ein siemliches 
Bindlein wohlriechender Kraͤnter / unter denen 


| zufoderft die ſcharffriechende Ziviebeln / Lauch 


und dergleichen gemefen / ben ſich gehabt, und 
folche offters vor die Raſen gehalten. Aber die: 
fe Erempel haben mit den erſten gantz feine 
Neriwandfchafft/ weßfalls auch von jenen eine 
andere urſach anzubringen/ als von dieſen / wel: 
che wir aus Scotte und Sennerto ſchon ange: 
führet haben. 5 

Bon diefen raren Materientverden wir auff 
ein andermahl nach etliche merckwuͤrdige Sa 
hen anführen / zumahles dein Lefer verdrieß⸗ 
lich fallen teiirde / in einem Dinge fo weitläuff: 


| tig herumb gu fuͤhren / und unferm Verfprechen’ 


dap wir in einer Relation verſchiedene Mater 
vien anführen und wůrcklich abhandein wollen 
nicht nachzukommen. 


Die fhöne Morgana) 


Das wunderſeltzame 


D 
uff: Befichte bey Rhegio 


in Ealabrien. 


Es hat dieſes Lufft Wunder / welches die J⸗ 
salianer gine Morgana nennen / manchem 
Raurkuͤndiger den Kopff zerhrochen / welcher 
nach den grundlichen Urſachen deſſelben gefor⸗ 
ſchet / ich will Hierzu federſt deſſen Erſcheinung / 
und dann aus dem hochgelahrten Kirchero die 
Urſachen deſſelben anbey fügen. 

Zu verwundern iſts demnach / daß bey Rhe⸗ 
gio einer Stadt ander aͤuſerſten Spitzen Ca⸗ 


labriens/ da man nemlich die Inſul Sicilien 
gerade mag vor ſich liegen ſehen / nicht einmahl / 
fondern zum oͤfftern ſich pflegt ſehen zu laſſen 


ein uͤberaus nachdencklicher Lufft Schein: Daft 


wann die Sieiliſche See am hefftigſten breũet / 
fo erſcheinen daſelbſt allerhand Geſtalten in der 
dunſtigen Lufft. Bald fiehet man Schloͤſſer / 
Pallaͤſte und allerhand ſchoͤne Gebäude nach) 
allen Regeln der Perfpeckio gar herrlich und 

praͤchtig 























72 - Rerkırionss Carıesa 
—— RE LTE . 


prächtig eingerichtet diefes Gefichte verändert 
fih alsdann in luſtige Schatten Wälder von 
den allerfchönften Baͤumen / welche in einer au; 
muthigen Ordnung erſcheinen: Hernach kom⸗ 
men gautze Felder und Pläge/ auff denen ein 
Hauffe Volcks/ eine Heerde Kuͤhe oder Scha⸗ 
fe fliehen zum Vorſchein welches alles mit fo 
meifterlic veränderten Farben / mit fo kuͤnſtli⸗ 
eher Lichts und Schatten Mirtur/ wie auch mit 
jo lebhaften Geberden vorgeſtellet wird , daß 
feine menſchliche Gefchicklichfeit dergleichen 
machzubilden vermag / und folches Gefichte laͤſ 
Set fich je sumeilen ſehen. 


Dochgerühmter Kircherus hat aus Curioſi⸗ 
taͤt dieſes Gefichte einsmahls felber in Augen: 
fein genommen’ und obſervirt / daß er ſtlich ge: 
gen der Stadt Regio über ein Berg ſich mit ſei⸗ 
nem tunckelen Stuch / hiß an das Sicilianiſche 
Vorgebürge Pelorus / aneho Capo del Faro 
genandt / hinauß ziehe und daß der Meerſtrand 
viel groben Kieß / fo von dem Antimonio oder 
Spieß⸗ Ölafe und anderer durchfcheinenden 
Materia zufammen gehaufft aus denen be; 
nachbarten Bergen / " mit befagten Minera⸗ 
lien erfüllet find / herab flͤſſe nachmahls aber 
in der Sonnen-Hite denfelbenStaubszufampt 
den Dünften/ im die Höhe führe, und mander 
dey Flaͤchen oder Tafeln gleichfamd daraus 
formire. Solche Lufft Zaffeln werden alsdann 
don den groben Dünften oder Dämpffen / fo in 
der Mitte ſchweben / wie nicht weniger von den 


gegenfichenden Bergen / gleichfan ſchattiret/ 


daß fie ſo dann endlich zu einem vollfommenen 
vieleckichten Spiegel gedeyen. 


Nachdem num ſolcher Dunf-Spiegel feinen | 


Stand gegen derMenfchen Augen verwechſelt / 
"wird er auch mancherlen Gefalten und Fign; 
ren weifen.- Eine ordentliche Reihe von Säu: 
Ten Fan erfcheinen / wann nur eine einige wrg 


liche Säule am Ufer fiehet: Sintemahldiefek 


be vermittelft der viclfältigen Wiederſtrahlung 


ſich zu unzehlich vielen Säulen in der Lufft ver⸗ 


mehren fan: Auff die Weiſe/ wie ein Bhwe 
ches man zwiſchen zweyen gerade gegen einan⸗ 
der geſtellten Spiegeln ſtellet/ unglaublich viel 


















dergleichen Bilder durch Den Wiederſchen 
darſtellen fan. 4 

Oplie einer. aber fragen, auf was Weife nad 
ben Säulen’ andere Bildnifjen als Bayımg 
Schloſſer Thierey Menfchen und dergleichen 
fid) erzeigen jo antwortet angezogener Aufg 
alſo: Unſer Auge bequemer ſich allezeit nac 
den unterſchiedlichen Fachen des bewegliche 
Spiegel. Dampffs/ daher kompts / daß nad) dgg 
Regeln der Referions Winefeln unter dent am 
fielleten Winkel au 
erblicket w 










in und — leicht 
efallenen Hagel? S 





ch durch 


Aus dieſem 
beant 









reiche Plinius meldet von einem Landſtriche in⸗ 
nerhalb’des Berges Imaus in der groſſen Tar⸗ 
/boſelbſten feinem Berichte nad / man⸗ 
—* Sachen erſcheinen / unter der Geſtalt 
vieler Menſchen und Thieren ja wohl einer 
Amee/ wordurch Die Reiſenden zum öfftern 
auff Irrwege und gar in Lebens Gefahr ver: 
führet werden. 

Dergleichen gedencket Haithon aus Armes 
nien / daß bey dem gewaltigen Tartarifchen 
Fluß Oby ein Stück Landes liege /dahin wegen 
derviglen erſchrecklichen Geſpenſter / ſo ſich offt⸗ 
Mmahlen daſelbſt ſehen liefen / noch biß auff den 
heutigen Tag Fein Menſch gelanget ſey: Da⸗ 

elbit oll man and) Pferde wrinſchen Schafe 
bläcken / und Leute ſchreyen hören / deßwegen 
man ſelbige Gegend / als eine Behauſung der 
Meufieh jederzeit gemeidet. Ich fage nicht / daß 
I die Authores bey weitem nicht überein : 
Die meiften zielen dahin Daß es fo groß als ein 
Hirfch ſey/habe auch einen Kopff wie ein Hirſch/ 
ang defien Stirn ein Horn herfur wachſe / etwa 
2 oder z Elen lang / durch und durch gewun⸗ 
den / and vornen gang ſpitz / von unglaublicher 
Härte, Im übrigen habe das Einhorn einen 
Furgen Halß / eine kleine Mähne / auff die eine 
Seite fallendrgefehlande Beine / und geſpaltene 
Ale pie ein Dirfch ; Es ſey überaus wild und 
Fonne nicht gefangen werden : es lebe mit feines 
‚gleichen, ja ſelbſt mit dem Meiblein immer im 
Streit mit den andern Thieren aber begehe es 
fih wohl. Cs halte ſich in den Bee 
Wuͤſteneyen in — und komme 
aar felten zum Vorſchein. 

— aber jo viele berühmte Leute / als 

Plinius / Solinus / Aelianus / Cardanus Sca⸗ 
liger/ Bartomanus Paulus Jovius / Marcus 


dlus Venetus Albertus Maguustudevieus- 


Barthema Garzias ab Orta / Muͤnſterus / An⸗ 

dregs Thehetus / und andere/ Worte genug von 

dieſem berühmten Thiere gemacht / fo gibt duch 

die groſſe Verſchiedenheit ihrer Beſchreibung 

Ben GEBE Vhyſicis Arfache zu glauben’ 
om, 17 








man die Urſache diefer letzten Erſcheinung al 
lein ang vorbeſagtem Grunde geben Fonne/ 
doch giebt angezogener Bericht des Kicheri deß 
falls eine ziemliche Erlaͤuterung. 

Auff gleiche Weiſe kan man urtheilen von 
der wegen Erſcheinungen der vielfältigen Ge 
ſpenſten / ja teuffeliſcher Geſtalten jelbften / st 
reifen vor gefährlich gefehägte groſſen Wuͤſten 
welche denen Geographis unter dein Nahmen 
die Tartariſchen Lop mehr als zu bekandt iſt / 
und wann man Den gefaͤhrlichen Schiffbruch 
derer / die vor wenig Jahren von Dem verun— 
glücften Hollaͤndiſchen Schi ffe / Ter Schelling 
ſich mit groſſer Mühe gerettet lieſet / ſo wird 
man an dergleichen phantaſtiſchen Erſcheinun⸗ 
gen keinen Mangel befunden / wodurch dieſe & 


| Tende Pilger damahlen ſehr geplaget worden. 


| Das wohibekandte doch ungewiſſe Einhorn. 
um Beſchreibung diefes Ihiers kommen 


daß die gange Sache nur ein bloſſes Gedicht 


| fee. Bacius und Andreas Marias haben 


hierüber weitläufftige Schriften in Waͤlſcher 
Sprache —8 /und iſt jener bemnhet zu 
behaupten / daß das Einhorn in der Belt ſey / 
der audere aber beweifet dns Gegeutheil. Noch 
andere acben zwar zu / daß ein Einhorn ſey/ 
aber fie glaubeny daß es nichts anders als das 
Najehorn ſey. 

Derhochverftändige Jeſuit / Caſpar Seot 
tus ſcheinet die Mittelſtraſe dieſer ſreitenden 
Parthen zu erkieſen / indem er einem jeden von 
beyden in gewiſſer Maſſe beypflichtet. Er 


pricht: Es iſt nicht zu weiffeln/ daß unter at 


dern ein Thier fen dag man ein Einhorn nen 
nen Eöntey diefes Thier iſt ſtarck / geangam / tro⸗ 
ige und faſt ſo / wie es oben beſchrieben worden 
und ruůndet man ſich deßfalls nicht allein auff 
das Zeugniß oben gemeldter Zeugen / ſondern 
gar aͤuff die H. Schrifft / als dir etliche tauſend 
Sahr älter it/ als bemeldte Scribenten. Die 
fe gedencket der Einhoͤrner wegen ihrer Grau: 
ſam und Geſchwindigkeit an verjehtedenen Or⸗ 
tens als mee Pfalm v. 22. im 92 Pſalm v. 6. 
falm 78 v.69. Efai. 0.34 ©. 7. vierten Bud 
9[.23 0.22. tem e. 24 v. 8, und andersiun. 
K Tas 







ReLAaArrones 


ft von dem Nafe- 
s gaͤntzlich unterfchieden, 
Hanus/SregoriugAlbereus 
Anus es mitdenen hal: 


Curıos, 


zu St, Denys in Frandre 
Florentz / zu Dreßden 
und anderswo bißhero als 


Das angeregte Einhorni 
IN oder Rhineceru 
Shnerachtet Tertu 








ret / nunmeh 
enhaben vi 
landifchen-.Alfe 
alle von folche 
r Natur/ als 2 





ten / die das Gegentheil 


ege behaupten. DannScvt: 
tus gründet fih daran 


yß ein groſſes abgeſchlag 
/ daß die 70 Dollmet: 


da man auffden Grön 
dergleichen viel finder welche 
See⸗Fiſchen / die da mit von de 
gen Gewehr wider die groffe Hal 
affnet / entweder dung 
hen / oder dung 
iſſen / an ander 
n / wie dann dem 
aͤnnemarck ein ganger Kahn vol 
jeinen Leuten + dieerna 

felbe Gegend zu befehen 
rt worden: Und komme 
hro noch taͤglich aus da 
liand/ da man dere 
dr / umb eingrefig 
/ aber der Saari 
rathen / daß es Ho 

n Thieren wären, dag 
afft fchlechte Avantag 





Zhier allemahlein 
ein Rhinoceros nennen, 

Tzerzes Chiliade z.c, gcarın, 
Kame Arch an den Tag wie man 
de Einhorn fangen n 
ein flarder Günglin 
und mit gllerhand wo 
cereyen verſehen dann wuͤrd 
ches an dem lieblichen G 
gekommen und fei 
Junglings Erme 
man feiner alsdann leicht 
Andere zeigen eine andere 


os, und niemahlen 


und andere Fifche, bei 
das gewaltſahme Eyß d 














gfern⸗Kleider fie; 
hlriechenden Spe⸗ 
edas Einhorn / als 
eruche groͤſſes Be⸗ 
n Horn indes ver: 
In verwickeln daß 
lich mächtig würde 
Weiſe / wie man eg 





Groͤnland / umb d 
ausgeſandt / uͤberlieffe 
dergleichen nunme 
Nordiſchen Dreher 
viele nad) Moßcan geſan 


gewiß / und bezrugets der Au⸗ 
faͤltig daß man das Horn on 
hier bey vorne hmen Herren und in 
ircklich findefy welches ein 
r Antoidotus wider alles G 


von Fiſchen und nicht vo 
alfe dieſe Kauffmannſch 
hatte, 









































Es Fan auch wenig ma 


vll. 
Gleichwohl iſt auch zu verwu 
tet Aſia / Arien y 
vielen curienfen Le 
gleichwohl noch feinen 
funden / der haͤtte a 
ches Einhorn + als oben gemeld 
ſchen. 


Dannenhero die ı 
in zielen / daß die viele 
tet fie lang fehnwer/ 


n Phnfici anheute da: 
ige Hoͤrner / ohnerach⸗ 
itz / gewunden wie ein 













horn / welches Pu- 
ſchrichen fondern von | 
en Thier Dder gar von 

Ihe genommen worden, 
ß da man vor wenigen 
ſolche Hörner mehren; 


ehrt / aber wann Diet 
gemein waͤren / fo würd 
en zuhören befonmen, 


ib n feinem Belichen nach 
Jahren erwielen, daß 












en / ſintemahl Seottng anne 


heils von einer groſſen t/ daß er der H, Schrift 


ArthFiſchen um Grn 
land zu befonmen/ Diejeni, ; 


Jenigen Hörner bie man 












nicht benähme/gleichtwohl 














Rerırronss Curıose 


Bo 





En 
auch von dem Einhorn Der Alten nichtvielhab | 


ten koͤnne. h 

Ih hätte es bey nahe vergeſſen / zu berichten 
dag man auch an verfihtedenen Orthen aus der 
Erden gewiſſe Hörner gegraben / ſo dem alſo ges 


ande Einhorn nicht ungleich von Geftaltger | 


wefen / auch offemahlen davor verkaufft worden. 


Dieſe Haben aber nichts weniger / als die Eigen, 
fhaftt eines Horns / vielmehr beſtehen fie theils 
aus Stein / theils aus Knochen / theils aus 
Holtz; doch haben fie groſſen Runen in Der 
Mediein/ und werden vielfältig am Hartz / bey 
Heydelberg/ Speyer / Hildesheim in Mähren 
Schleſien / Sachfen ete gefunden. 


Der flammende Brunne. 
SYS aus ven Brunnen nber uf indie Er ſtickt / und der dritte halb todt wieder herauf 


de gegrabenen Löchern / offtmahlen gar 
ſchaͤbliche Ounſte auffgeftiegen / jo dem Mew 
fehen durch die darinn enthaltene Feuchtigkeit 
und Geftanck in einem Augenblick das Leben 
gensmmen/ folhes bezeugen viele Erempel, 
Vidus Vidihs part, 2, Megic, ſext. 2, l.I.c. IL, 
ersehlet / daß zu Florentz in einer Herberge in 
der Lorentz Gaſſen ein ſolches Loch geweſen / 


darinn viel Weinhaͤffen und ander Unflath ge | 
orffen worden, als nun einsmahls ein Knabe | 






hinein gefallenen Degen wieder zu langen 
hinunter fteiget/ bleihet er alfobald todt / einem 
andern / der den Erſtickten herauf langen will 
‚wiederfähret deßgleichen / wie nicht weniger ei⸗ 






giebts gar viel / 
Wochen na 


brennerey in ein ſolches Loch / daſſelbe zu reini⸗ 
— 
dien Thran / deſſen eine ſolche auff⸗ 


auerte Grube wohl 600 Tonnen halten 
Faıt/ wieder angefüller wurde) gar plotzlich er⸗ 







laſſen hatten’ (damit es mir dem friſch 





gezogen worden, 
Aber nachfolgendes Erempel / welches uns 


| D.Pnreniins Wolffſtrigel erzehlee + tft noch) 


jelgamer/al die vorpergehenden : Als ich mich 


| (fofprichter) Ann 1664 zu Rem auffhrelter 


Fam ein Gerüchte 7 es waͤre Feuer ans einem 
Brunnen hervor komen / und hätte einen Diem 
fhen gar hart beſchaͤdigt. Als ih nun nachfor⸗ 
fehete/ verhielt ſich die Sache alſo: Cs hatte ein 
Bürger am Ufer der Tyber / gegen Der Engeb 
Burg über / etliche Leute bedungen / feinen 
Brunnen in der Frühlings Zeit auszuigen/ 
wie num dermeifte Unflath herauß gearbeitet 
da fteiget einer mit einem Licht noch einmahl 
hinein/umb der ſchon mehrentheils geſchehenen 
Reinigung vollends ein Ende zu mache: Kaum 
war Diefer biß auff die Helffte hinab gelaſſen 
worden’ da fanget er an zu ſchreyen / man moͤch⸗ 
te ihn wieder herauß ziehen / angeſehen es ihm 
unmöglich waͤre/ wegen der groſſen Hitze und 
Geſtancks / fo aus der Mitte des Brunnen her⸗ 
für Fommen/ länger darinnen zu bleiben. Als 
diefer wieder herauß gekommen / laͤſſet fich ein 


| anderer hinein und wieer auff dem Knebel fi 


heud / mit dem Licht in der Hand kaum die · Helff · 
ie des Brunnen erreichet / ſiehe / da bricht von 
Stunde an eine blaulichte Feuer⸗Flamme aus 
dem Brunnen herfur / welche etwa ein paar 
Augenblick gewaͤhret. Immittelſt rufft jener. 
im Brunnen feine erſchrockne Cameraden umb 
Külffe an welche ihn auch heraus zohen / aber 
obbemeldte Flamme hatte ihm Haar und Bart 
weggenommen / ja feine Kleider Haut und An 
geficht hatten Ihen anfangen zu brennen / fo 
gar / daß man ihn deßwegen in Das Krancken⸗ 
Hang zu St. Marien-Troft zu heilen gefandt/ 

8x2 woſelbſt 






































































716 RELATIONES Curıosz, 


woſelh ſt ich ihn auch gefehen/ ob er aber wieder Brunnen loßbrennen / sole folches nad) Fortune 
sencjen / Fan ich nicht willen dann ich bald das | Liceri Bericht ]. de Annulis Antiq, .c.2 m 
rauf weagessaen. Nova Palmwveiner Benetianifchen Veſtung in 
Aus jest angezogener Gefchichte urtheilen Sm gefehehen als dafelbit in einen tiefte 
Die Gelehrten / daß das unterierdifche Feuer | Gewölbe unter der Haupt⸗Kirchen Dres Top 
Daran Italien vor andern einen geoflen ber: | ten&räber einer nach dem andern / tviefio hin 
flug hat / wie folches die vielfältigen warmen ein gefkiegenvplöglich geftorben/mwelche/als man 
Baͤder ber brennende Berg Befupius und in; fie mit Hacken heraus gezogen , gantz hrwarg 
ſonderheit Die Puzzoliſche Gegend bezeugen) | md werbrandt erſchienen. Mifcell, curioß 
zuſampt den verfanleten Unflarh / einige pe» | Gem, Ann,ı ob£.33. Hier kan mit angesg 
und ſchweffelhaffte Dünfte ausgebruůtet welche | gentverden der grojje Irrthumb des gemeinen 
als fie zum&icht kommen fich leichtlich angesim: | Mannes, welcher ihm / wie die Exempel ermgke 
det / wie wir ſehen / das geſtoſſene Colaphonia | ſen/ offtmahlen bey ſolchen Begebenheiten cin 
waun man fie vermittelit eines Halmen in die gebildet / es wäre ein ifftiger Bafılisf in dem 
Lufft nach einem Eicht blaͤſet/ ich in derjelbigen | Brunnen oder Gewölle, welcher Diejenigen) 
ent undet dannenhero einige Leute / dieſe gifftige deren er anſichtig würde alfobalden mit fsinen 
Dünftezuvertreiben/ ein mit bloſſem Pulver Augenftrahlen toͤdtete. 
geladenes Geſchutz in dergleichen Gruft oder 


Die faugende Schlange, 


45 Frantz. Hi, animal, p. 724. von den get, als fie aber darüber entfchlaffen und daß 
Schlangen ſchreibet daß fie gerne Wein | Kind die Bruft fahren laffen da ſchleicht ein 
und Mil) trincken / ſolches hat ſich sum Theil Schlange behende hinzu / laͤßet ihr die Frauen 
war befunden in einem Schweitzeriſchen Land: Milch ſo wohl ſchmecken/ daß fie ſich gang feſte 
ſtrich ‚der unter dem Nahmen Weltlin befand | an der fängenden Mutter Brut bänget / und 
if, Sa hat vor nicht gar vielen Jahren auff Feine Weiſe davon weichen tuolte; Gewalt 
eine Schlange ihren ordentlichen Gangachabt | durfte man auch aus Furcht des Schlangen 
zu einer unter andern Nindvieh in der Weide Zorns / nicht brauchen: Solcher Geftalt hat 
gehenden gewiſſen Kuhe / anderen Euter ſie ſich ich dieſe gute Fran gangerıo Monath damit 
alle Tage ſatt geſogen. Die Leute wolten dieſe ſchleppen müflen.  Emolich ififie durch Hülffe 
Kuh deßwegen nicht melcken/ fondern liefen fie | eines Schlangen-Befchwerers vonder Frauen: 
der Schlangen allein damit vonderfelbennicht | Brüften abgefallen z und hat ſich wieder nach 
andere Kühe inficirt würden, Diefe Kuh hat | dem Gehölge begeben. F 
von der Schlangen FeinenSchaden empfangen Was uns ſonſten von einer Schlangen⸗Ge⸗ 
biß fie letzlich ungefehr mit einem hinterSchen: | fehicht vor einigen Jahren Durch die Couranı 
ckel auf ie getreten / darauff hat fie vonderer: | temaus Spanien Fund worden, ſolches iſt viel 
grümmeten Schlangen einen tödtlichen Diäbe | mehr cin Wander-Werchrals natürlich, Dem 
Tommen/ auff welchen der Krebß gefolgesfoder | Leſer zu Kiebe repetive ich diefe felgame Beg 
Kuh Das Leben genommen; Die Schlange a | benheitallhier. Als Ang 1671, im Mon 
ber hat fi) hernach nicht weiter ſehen laſſen. Sulio, en& anier zu Madrit feiner F 
Bierling. Mifcell, Curiof. Ann. 2 Obf. 155, suredete/fie möchte doch ihr neugebohrnes 
Gleichwie aber dieſe Schlangen an einer felber fäugen: Die Dofiirtige Frau und 
Kuh geſogen / alfo meldet Ludovic, Bour goife | barmherkige Mutter aber dargegen fich die 
de Obftetric, Ofhic, part: I, c.49 von einer ottloſen Worte vernehmen laffen, fie wolte 
Bauers Frau / welche ohugefehr 2 Meilenvon | = den Teufel an die Bruft legen: Da kro 
Straßburg auff freyem Felde ihr Kind gefün: | alſobald aus einem Riß d 













































er Wand eine Sch 








> 


RELATIONES 


le — 
ge herfuͤr / hängte ſich fo feſt an eine vonder 
Frauen Bruſten/ Das man ie nicht wegbringen 
Fönnen/big man felbige Bruft abgeloſet / als ſich 
aber die Schlange augenblicklich an die andere 
Biufi geworfſen und man alle Weil zu Werde 


177 


CuRlo0 si 





gieng / dieſelbe ebenmaͤßig abzuloſen / da ließ ſich 


eine Stimme höven / welche folgende Worte 
ſagte: Jufta DEI fünt judicia: GOttes Gericht 
iſt gerecht. 


Eine Frau wirfft durchs Brechen eine Katze aus dem Munde. 


E° bezeuget die Erfahrung vielfaͤltig daß ein | 


ungewohnliches Thier an einem ungewohn⸗ 
lichen Orth und von ungewöhnlichen Menſchen 
oder Thieren Fönne ausgebruͤtet werben/ ver’ 
mictelft des Saamens / der durch Diefe oder je; 


ne Gelegenheit aneinen oder andern Orth ger 


u * 

DTbias Mathis Medieus zu Freyberg 
in Meiffen/ ersehlet hievon nachfolgende Gr 
fhichte. Als einsmahls in gemeldter Stadt 


eine Fran etliche Raten ſchreyen hoͤrete/ da iſt 


te hinzu gelauffen/ umb ihre Kabe welche ihr 
u lich war / von dev Gefahr zu befreyen / 
die fie nun anden Ort Fommen/wo fie das Ge⸗ 
heule gehoͤrt indet fie hre Katze in einem Brun⸗ 
nenliegen/ alſobald laßt fie einen Eymer hinun⸗ 
7 und ziehet vermittelt deſſelbigen die Kae 

ieder heraus / thut auch zugleich einen guten 
Trunck aus dieſem Eymer / Denn ſie war ſehr 
darftig. Von Stund an befande fie ſich ſchwach / 
und weil ſich die Schmergen mit ber Zeit meh: 
rethen/ fo confulivet fie sbengemeldten Medi, 
cum welcher nach allerhand applicirten Medi⸗ 
camenten/ihr endlich ein flarckes Vomitiv oder 
Brech Pulver reicher; Solches ſetzet ihr der⸗ 





geſtalt zu / daß fie endlich nicht ohne Gefahr zu 
erfticken / eine Rage ans dem Munde una 
gen herans wirfft. Angeregter D. Mathei 
bildet ihm ein’ daß die Frau / vermittelſt des ge⸗ 
nnckelen Waſſers etſvas von dem Saamen 
der fiber dem Brunnen buhlenden Katzen in 
den Leib befommen ı welches nicht etwan um 
glaublich ı doch auch wicht apodidtice bejahet 
foied / weil dergleichen Fragen noch niemahlen 
veche erörtert worden. Im übrigen find der⸗ 
gleichen Falle nicht allerdings ungemein / und 
habe ich jelber einegran unweit Frankfurt om 
Mayn gefennet / welche Anno 1639 mehr als 
100 Eyderen durchErbrechen / von ſich gab / wo⸗ 
ran ſie quch endlich geſtorben. Ariſtoteles mel⸗ 
det an einem Duthe von einer Frauen / die eine 
lebendige Wiefel aus dem Munde vomirevimd 
offtgemeldter Mathei (welcher das Sceleron 
von bevichter Rasen hat) erinnert / daß er Fur 
vocher / che fich dieſe Geſchichte Anno 1647 mit 
der Katzen zugetragen / ein lebendiges junges 
Gaͤnßlein gehabt / fo aus dem Unterleib einer 

vanen herfür Eommen / welches er Sr. Chur 


| fürfil. Durchleuchtigfeit zu Sachen nacher 


Dreßden geſandt. 


Schoͤne Obler yationes über die Sterb-und Leich⸗Zettel 
Fear in Engelland. 


MI haben uns hillich zum a hoͤchſten zu 
verwundern über Die Weißheit GOttes / 
welche einen jeden Dinge feinen gewiſſe 
riodum vorgeſchrieben + nach deſſen Vollbrin⸗ 
gung es gleichfam veralten und erſterben muß. 


Seolchem Periodo find alie —— die 


Melt jelber’ unterworffen / abſonderlich aber 
der Menjc) / und ohnerachtet es dem Allmaͤch⸗ 
tigen leicht geweſen / denfelben und alle andere 
Geſchoͤpffe in ihrem vollen Weſen biß zum end» 


iffen Pe- 


lichen Untergange diefes Rundes / zu erhalten 
fo hat es doch, feinem unerforfhlichen Willen 
alfo gefallen / Daß ein Menſch dem andern wie 
nicht weniger in andern Dingen / ſelbſt in Koͤnig⸗ 
reihen und Herrſchafften + eines dem andern 
weichen ſolte damit durch ſolche Mannigfaltig⸗ 
keit fein groffer Nahme deſto herrlicher werde. 
Von der Abwechfeling der Menſchen gebe ich 


* ausdem finnreichenEngelländer/Johnnn Gta⸗ 


vet / nachfolgende Betrachtung. = 
S 3 Es 


mn 























78 R 





ELATIONES Curıosa, 








Es iſt bey den Engelländern eine fonderliche 


ewonheit/ Sterbamd beichen Zectel zumas | 
chen / welche eine Liſta und Aufzeichnung in ſich 


halten / wie viel Perſohnen ale Wochen geboh⸗ 
ren werden / und wie viel jede Wochen ſterben / 
und was die Urſache ihres Todes iſt. Die an: 
ſteckende giftige Kranckheiten / welche in En; 
gelland eine Zeitlang grafirer / baben Anlaß 
hierzu, geben? Denn die Curinfieät zu wien? 
ob die Peſt ab oder sunahme/ bat verurfacht, 
dah man anfänglich Negifier gehälten über alle 
dieſenige / weiche an diefer Seuche geftorben ; 
Rachgehends als Diefe anſteckende Sehen 
gufigehoͤret/ hat man nicht unterlaſſen/ die Zahl 
derjenigen / welche gefiorben/ undah welcher 
Krauckheit fie geftorben / aufzuzeichnen: Und 
damit man nun willen Fonte die Anzahlderje: 
higen/ welche gebahren würden, fo wohl als der 
Todten / fo hat man die Kindkauffen gleichfalls 
quffge zeichnet. Man hat viele Mittel gebrau: 
het) dieſe Zettel zn verſchaffen / aber Feine be; 
quemere gefunden/ als deren man fich noch heu 
tiges Tages bedienet, Zum Erempelmwenn ei 
ner gefiorben iſt fo find Diejenigen / welche ihn 
begraben laffen/ verpflichtet/ehe der Verſorbe 
ne zur Erden koͤmpt/ 
hierzu beſtelletſind davon Nachricht zu geben/ 
weiche fich nach dem Hauſe wo der Leichnamb 
ſt perfugen / die Urſach⸗ ſeiner en Frank 
heit / und erfolgten Todes erforſchen / und brin; 
gen hievon dem Schreiber des Kırhfpielsiwel: 
Her Negifter h ierüber haͤlt Nahricht. Don 
Diefem Regiſter jedeg Kirchfpiels/ macher man 
eine Generalkifte welche alle Donnerſtage 
anßgegeben wird. 
Monſß Johann Graver , hat über diefe 
Sterb: Zettel unterſchiedene curieufe Amer: 
ungen gemacht / derer wir die vornehmſten 
und merckwurdigſten allhier mit anführen 
wollen. 


Erſtlich mache ex eine Bergleihung der 
Kranckheiten/ und hat obſerviret daß von zwey 
hundert neun und sloanztg tauſend Menfchen, 
Welche zu Londen innerhalb zwangen Jahren ge 
ſtorben ſind / der Schlag die Würmervdie Zahn, 
wechslung der Kinder und dergleichen Kran 








heiten / haben weggenommen 71124. Anda 
Kinder⸗Blattern und Maſern find geftoreg 
12210 Perfohnen. Am Sieber ift unter 46) 
kaum einer geftorben, Die Ehronifche Krant 
heiten als die Vafer-Schtwind und Lunge 
Sucht etc. haben von2 9 Perfohnen/ ohuge 
fehr 70 hingeraffet, Die euferlihe Kranch 
I heiten als Ver ſchwindungen Krebß und ande 
?e7/ nehmen weniger Beute weg / je daß von ög 
Perſohnen / nur einer hieran aefiorben. Die 
Peſt macht von Zeiten zu Zeiten cine erfchredk 
liche Unerdnung/ dann im Jahr 1603 und 1625 
hat jelbige den sten Theifder Einwohner in ge 
dachter Stad Londen weggenymmen. Tobe 
ſchlaͤge geſchehen wenige in dieſer Stadt / dann 
want 200 Perſohnen an Krauckhetten flerbeng 




































' te/ umd unter 20 


gewiſſen Frauen / welche | 






‚ nad) 46 
. mehralsı 





































wird kaum einer erfchlagen oder umbgebrach 
An Hunger ſtirbt fa memand 
iſt nicht eimer / welch fi 
ter 100 Frauen fiir 


kets 
yde t E 
zuge 


40/ nad) 












. 









* 


* 
® 





REUVATTONES 


Cou vr roisı& 79 





—a — ü — 1 
nach 66 Jahren nicht mehr als 3/ und biß nach 


ahren die Zahl auff einen kompt / und nach 
80 Jahren niemand mehr uͤbrig bleibt... 

ii1.Eo machet diefer Autor eine Verglei⸗ 

ungder Männer mitden Weibern/ und be; 
grachtet / in welcher Portion fie gebohren wer; 
den und ſterben. Er ſagt / wenn in Londen 14 
Knaben zur Welt kommen ſo werden hergegen 
33 Mägdlein gebohren / auff Dem Lande aber in 
Engelland/ 4Maͤgdlein gegen 13 Knaben. Daß 
au) mehr Meänner fterben als Weiber indem 
jene etwas unmäßiger leben und der Krieg viel 
megnimpt; Daß nichts defto weniger die Fer 
ber denen Kranckheiten mehr unterworffen find 
als die Maͤnner / zumahlen die Medici beobach⸗ 
tet/daß/ toann Ane Manns-Perfohn Franck it 
Dagegen 2 Weiber unpaͤßlich darnieder liegen, 
Er ſeht hinzunvie die Anzahl der Männer groͤß⸗ 


Er zum wenigſten gleich it der Menge der | 


alſo habe man dadurch Gelegenheit 
\ nr andern Dertern/ wo die Viel Wei⸗ 
ey — /Beſchnittene oder Eunu- 
chos zu machen 
“IV. Bergleicheter die Einwohner der Stadt 
mit denen Leuten / welche auff dem Lande woh⸗ 
nen; Erremarquirt, daß / obaleich unterwei⸗ 
len in der Stadt weniger ſterben / als guffm Lan⸗ 
de, weil die Ausdaͤm ffungen der Dünfte ge: 
dachter Stadt die Einwohner erliher Maſſen 
von den bein Imprefhonibus oder Lufft gua- 
rantiren / oder verſichern / fo ſtirbt es der Pry: 
portion nach / in Londen dad) mehr / denn von 
32 Werfohnen ſurbt zum wenigften einer, und 
‚auff Dem Lande vor funffkis auch nicht mehr 
als einer, „AB 

VBVergleichet er mit elnander die Anzahl de⸗ 
rer — ge —— — und der Sterbenden / 
und betrachtet die Proportion wie fig gebohren 
Mordennudjfe 
er ſey / etwas gewiſſes davyn zu ſchlieſſen / 
indem man die Zahl deren die gebohren werden / 
nicht fo eigentlich wiſſen Fan / als durch die Ne; 
‚gifter der aufſgezeichneten Kindtauffen / und un 
ter denen + die in Londen gebohren find von An: 
101630 an bi 1660 ‚nicht die Helffte getaufft 
— iſt / imem wie er ſagt oder meiſte Theil 


es 








rben: Er geſtehet / daß es ſehr 


indem Irrthumb lebten / und Davor hielten /die 
Tauffe waͤre den Kindern ſo abſolut nicht noth⸗ 
wendig; Nichts defto weniger koͤnne er muth⸗ 
maſſen / daß ungefehr 12 Perfohnen ſterben / in 
welcher Zeit gebohren werden in Londen / daß 
aber auff dem Lande 63 Perſohnen gebohren 
werden / gegen ze/welche ſterben Daß die Zahl 
der Kindtauffen allezeit abnehme in der Pro⸗ 
portion/ darinn ſich die Begraͤbniſſen vermeh—⸗ 
ren / und wie es eine Marime tft / daß Die geſun⸗ 
deſten Jahre die fruchtharſten find / im Gegen⸗ 
cheil / emehr Leute ſterben / je wenigere geboh⸗ 
ren werden. 

vi, Rechner er auf unterſchiedliche Weiſe / 
wie viel Menſchen in Londen und gan Engel 
[and gefunden werden. Er ſagt / es geſchehen 
jährlich in Londen 15000 Begräbniffen / unter 
welchein fich befinden sooo Kindery welche vor 
oder kurtz nach der Geburt / oder ander Zahn 
Wechslung geſtorben Dag in einem Jahr 
12000 Kinder getaufft werden und derhalben 
in offtgedach ter Stadt Londen ohngefehr drey 
hundert vier und achtzig tauſend Menſchen 
Maͤnn und Weiblichen Geſchlecht waͤren web 
ches in allem 48000 Familien machen. Uber 
diefes fagter / daß Inden übrigen Theilen von 
Engelland vierzehn mahl mehr Leute findyals in 
Londen Daß in Engelland und im Lande Wal⸗ 


lis 25 Millionen Pflüge Landes find/ ein Stud 
| 16 Fuß lang; Daß in ganz Engelland ohnge⸗ 


fehr 10000 Rirchfptelen oder Pfarren gefun⸗ 
den werden / und find in einer jedweden zum we⸗ 
nigſten (weil eine die andere ůbertrifft) bey 600 
Menfchen woraus erſolgt / dag im Königreich 
Engelland ſich ohngefehr 6 Millionen Men 
fehen auffhalten. Er ſagt noch darzu / daß / ob 
aleich in Londen mehr Leute ſterben als geboh⸗ 
ven werden / v nimpt doch dieſe Stadt an Diem, 
ge der Menſchen zu und nicht ab/ weil alle Jahr 
mehr als 6000 Perſohnen vom Lande hinein 
kommen. Aus der Rechnung / welche er macht / 
befindet es ſich / daß ſich das Volck in Londen in 
nerhalb 20 Jahren von der ſiebenden Jahl zur 
zwoͤlfften / und in viertzig Jahren von der drey 

und zwantzigſten biß zur e Zahl vermehret. 
Yu, Macht er uͤber dieſe noch — 
0 



































denckn urdige enr ieuſe Am 


Anmerckungen um | 4 Rinder 
xrempel / daß bon 7 Kraucken gemeiniglich au | jede Fami 
einer ſterbe; daß von jeder Heurathohngefehr | nen beſtehe 


(weil die eine die andere in der Zahlübertrifft) 


Der ſeltzame verlichte See- 


Aß die Liebes und Fleiſches Paßion beyak | au 


7 len Thieven ja auch etlichen leblofen Ge: keit machte 
ſchoͤpffen in groffe Ahermaſſe zufpührenbesen: | zu nichte, 


ger die tägliche Erfahrung jo garıd 
in Hiſt 


seien finden wie fo wohl Thiere als Men: 
: öffters ihres gleichen vorbey gegangen 
und fich zu einem andern’ dag nicht von ihrer 
Ab kun ft freundlich gewand und gehalten ha⸗ 
en. Ley Floravantus erzehlet hievon in feiner 
Phyſica folgende nachdenckliche Gefchichte: 

Am Seeſtrande der Spanifchen Proving o 
derstönigeeihsGalliciensfpagierete einsmahls 
eine Adeliche Dame / umb ihren Gedancken des 
ſto füglicher nachzuhängen; Ehe fie ſichs aber 
verſahe / ward fie von einem Meer Mannerna | 

‚ be bey einem niedrigen Gepuͤſche/ angegriffen, 
der fie mittelft einer Kieblichen Gewaltthaͤtig⸗ 
keit zu ſeinem Willen zwange / und hernach fet: 
nes Weges gieng. Er ließ ſich zwar hierauff 
mehrmahlen diefes Orths fehen/ und laurete 


Der ungeheure Nordische Strudel/oder 
U 


aß wir auch Nachdruck 











thete ſich au 
ſampt in ihr 
fen traten, 


nennen und 


Nter der groſſen Menge der Wundern die 
fer Weltyift wohl der vornehmſten eines der 





Rerartones Currosa 


gebohren werden; And endli 
lie zu. Londen o 


eine Nymphe / aber durch 


ſes See⸗Man 


einen unſterblichen 


gleichwie ihr Anherrt 


ges oc omliggende Ders ſandfeerdige Be ri 
velſe. 


bugefehr in 9Berg h 
Mann. 
feine Borfich, 
er alle Anfchläge feiner Nachfteile 


Immittelſt empfand die Damede 
des freundlichen Umbarmeng di 


















r See-Lenf 
Merckmahlen am Leibe 
ragen, | 


foe-Strohnt. 


obbefagte 


Moß 



























erſchroͤckliche Strudel bey Norwegen / derda Auff gemeldter Poli Hoͤhe liegen die Safe 
unter dem Nahmen Mahlitrom/’Seenabel ud | Wars /Moßkoe und Loffoden / die erfte undde 
Moßkoeſtrohm nunmehro in der gansen wer | tefind bewohnet/ auff der andern aber iff hi 
ten Welt bekandt ift 7 zumahl man fonftenniv | zu finden / als ein Hauffen wilder Schaffen 
gend feines gleichen finden teirh, Diefer Moß | che von ven umbliegenden Inſulanern dan 
doeſtrohm Hat feineStelle nicht weitvomfeften | und wann abgehohlet werden. Nahe bey di 
Lande des Königreichs Norwegen 7 wiſchen felfichten gang Fleinen Inſul Moßkoe ift 
den Inſuln Mofkoe und Waroe wo Die Pole; erſchreckliche Meer Wirbel anzutreffe 
Höhe 63Grad befunden wird / das iſt etwan so | cher fi) (wie Kircherus meldet) auff 
Meilen oberhalb Drontheim nah dem Row | Schrittein die Runde erſtrecket / Wann Diet 
den. Es haben viele gelchrte Leute von diefem | derSee am hoͤchſten iſt / ſo beginnet dieſe 
See⸗Wirbel geſchrieben aber fie kommen mit | bel ſich mit einer erſchrecklichen Gem 
einander nicht überein; Wir folgen den Mor; umb zu drehen indem fich nemlich der S 
ten Clauſonii / eines Prieſters/ der ein eigen | anden ce unter dem Waſſer 
\ Büchlein desfalls alfe Anny 1632 zu Eopenha | fpaltet/ und das Waffer nach ſich zichet / 
gen heraus gegeben, deſſen Tieul iſt: Norri⸗ | mitten indem groſſen ei 


— 











Loch mit einem ungehr 



























































Feft em 9 
wi (erweg erL- 


Das 














Num. IT» 


ren Geroͤuſch in Den Abgrund verſencket wird. 
td Fan man dieſes erfchreikliche Braufen eben 
ſo wohl bey füillem Better 4 als bey ſturmender 
Lufft / nicht ohne Entfegenhören. Kein SH 
wie groß es auch immer feyu mag / Fan feiner 
Gewalt entgehen wann es ihm zu nahe kompt 
es toird auff eine Meilwegs vom wirbelenden 
Strohmmergeiffen etliche mahl in einem Circul 
herumb geſchlaͤndert/ u nd hernach in das gro ſſe 
Trichter Loch mit ſolcher Hefftigkeit geſturtzet / 
daß es an dem verborgenen Felſen aljobald in 





Heine Splitter zerfpringet welche alsdann ben 


faufenden wieder herfur kommen / und ſo viel 
Zeugen ſeyn des erlittent groſſenunglucks. Der 
Waußſch felder / twie ſtarck er auch immer ſeyn 
mag, Fan feiner Gewalt nicht widerſtehen / und 
waun er ſich in ſolcher Angit gantz rettloß fort: 
geriſſen ſiehet / ſo beginnet er ein ſo erſchreckli⸗ 
ches Bruͤllen / daß man meynen ſolte / Die Felſen 
borſten / oder Die Erde zerriſſe kurtz hernach 
Eommen die Stucklein dieſes groſſen Fiſches 
herfür/ und melden’ was ihnen begegnet ſey. 
Das Anziehen oder Einſchlucken dieſes Meer 
Mirbels waͤhret ſolcher Geſtalt ſechs gantzer 
Stunden und wie gemeldet mit ſolchem Ge⸗ 
thöne ‚daß einer / der es niemahlen gehört / vor 
Entſetzen fterben möchte, 

ann nun die hochſte Ebbe iſt / und die neue 
Fluch wieder zu kommen beginnet / alsdann 
ſpeyet dieſer Meer Würbel fein Eingeſoffenes 
auch allgemac) wieder von ſich indie Hohe / und 
War nicht / tie bey andern Strudeln zu ſehen / 


als wann das ausquellende Water kochete / ſon⸗ 


dern mit greulichen Wellen + treibet der Wuͤr⸗ 
bel das Waſſer ſo hoch in die Höher daß Fein 
Maftbaunsfo hoch ſeyn kan: Dann es hat das 
Anſehen / als wann etliche von den ausftürgen 
den Wellen vor denen nahbringenden flüchtig 
wären ı und fich herab ins Wafler ſturtzeten 
wann fie von den nachfolgenden alſo verfolgt 
werden; Was aber biebey jo wohl die auffſten 
gende / als die nicderfinckenden Wellen und 
Meersivogen yor ein ungemein Geröß verur— 
ſachen / das iſt mit feiner Feder zu beſchreiben. 

au die Wafer-Säule A in der oberften Fi⸗ 
an: anfiget fo ſincket B / und wann C empor 

om, E, 


ReLATIONES 
gehet / ſo faͤllet D. 








QCURIOSA sr 





Wann Efpringet/ jo eplet 

F wieder hinunter / und fo machen es alle auf 
fteigende Mafer-Berge/ und zwar mit ſolcher 
Hefftig und Geſchwindigkeit / wie MAN an ei⸗ 
nen Wallfifeh ſiehet / wann er das Waffer- Ai 
mel hoc) in die Dobe ſpruͤtzet / davor au ch die / 
welche es von weitem fehe,jich entſetzen muſen 
Der hefftige Wurbel it un der unterfien dp 
ur mit A A A bezeichnet deſſen Schlund vecht 
in der Mitten iſt bey B/ welcher als ein groſſes 
Loch oder Brunnen gank hohl und tiefj von fer? 
ne feheinet. Die ibrigen Fleinen Wuͤrbel DDD 
find nicht fo ſtarck / ſondern nur Affterroder Ne⸗ 
— des groſſen. Wann das Meer bes 
ginnet anzulquffen ſo fängt der Wurbel bey F 
an, und bricht aus der Weſt⸗See mit abſcheuli⸗ 


1 chem Braufen herein / wann aber die Ser zu eb⸗ 


ben beginnet / ſo füngt der Strudel bey F an / und 
alsdann ift das Waſer bey A AA fill, Bey 


den beydenVorgebirgen ! und Kder Inſul tor 
foden wird die Gewalt des Strudels ache ieh 
Dannenhero fich allda allegert Dir Fiſche in groſ⸗ 
fer Meuge auffhalten. 
Hier iſt nun die Frage/ wo fich dann eine fol: 
che Menge Warfers Diefe ganzer 6 Stund 
aufhält? welches der hoch verſtaͤndige Kirche⸗ 
vus in feiner Unter Irrdiſchen Melt beantwor⸗ 


| tet nehmlich / daß dieſes affer / vermittelſt ei⸗ 


nes Unter JerdiichenEanalsvgefuhret werde in 
den Bottniſchen Sinum, wofeldften gleichfalls 
ein groffer Strudel zu finden. Er erweiſet auch / 
daß ihtgedachter Bottniſcher Meer Buſem 
nicht allein mit der Weſt·See / ſondern mit dem 
weiſſen Meer in Moßkou⸗ und dieſes mit dem 
Finniſchen Meer ſeine Correſpondentz unter der 
Erden habe / und einander ſtets friſches Waſſer 
mittheilen / ja daß die unergrimdlichen Schwes 
diſchen Land» Seen Venner und Netter durch 
dergleichen unſichtbahre Canalen ihr Waſſer 
unter der Erden aus obgedachten Theilen der 
offenbahren See oder See Buſen empfangen: 
welches wohl zu glauben / zumabl Olaus Mas 
gnus/ der berühmtefte unter den Nordiſchen 
Scribenten/dem die Eigenſchafft dieſerGegend 
am beſten bekant / aus gutem Grunde darthut / 
daß der Nordiſche Traetus unter Rau 
en 



































82 


den hohl und in gewiſſe duch unfichtbahre Gaͤn⸗ 
ge unter der Erden durchaus zertheilet ſey. 
Aus jetzt heſchriebenen Nordiſchen und an; 
dern Meer⸗Wurbeln haben die alten Henden 
Gelegenheit genommen zu fihlieffen, Daß die 
Erd Nugel eine lebendige Seele habe und daß 
fie durch dieſe Meer⸗Schlunde ſich reinige / und 
aleichfam Athem ſchoͤpffe. Es iſt waͤr dieſe 
Opinion als unaereime von jederman verworf⸗ 


fen worden / aber man Fünte fie in einem andern | 


Derftande behaupten / wann man nehmlich fa: 
gen wolte / daß diefe Anima und Reipiratio A. 


Die gefährliche Scylla und Charibdis, 


u Mb der groffen Gleichheit der Materien 
Willen, Fan ich nicht umbhindem Leſer Dies 
fe stiveen gefährliche Derther auch Firglich dar 
zuſtellen / zumahlen fie bey denen Alten / infon: 
derheit aber denen berühmteften Ppeten ſchon 
fo ſehr bekandt geweſen / doch muß jederman ge⸗ 
ſtehen / daß ſie mit dem Moßkoe⸗ Strohm gar 
nicht zu vergleichen find.‘ Der Strudel Cha- 
sibdis befinder ſich in dem engen Meer zwi⸗ 
ſchen der in Stalien gelegenen Landſchafft Cala⸗ 
brien / und der Inſul Sieilienszu naͤchſt an dero 
Ufer, Diefe Meers,Enge/ wie fie Kircherus 
gemeſſen / nehmlich von dem Bor-Gebürge 
Seylla in Calabrien / allwo fie am engften iſt haſt 
in dev Breite 2783 eometrifcher Schritt. Die 
Zieffe des Meers ta diefer Enge findet fic gar 
ungleich / bald 50/60 dann 100 bir 200Schuh; 
Der Grund ift überall voller Selfen / und mag 
vielleicht derjenige ſchmahle Arm Land ſeyn 
durch welche wey land der alfen Peu in ula Tri⸗ 
naerig / jetzo aber die Inſul Sieilien an ſchon ge⸗ 
meldtes Calabrien angehängt gewvefen. Cha- 
zibdis belangend / ift folcher anders nichts, als 
ein unergrundlicher Meer-Strudel und Witr- 
bel-Schlund der in einem ſteten Kochen und 
Auff wallen ſtehet / eben als ein Keffelmie Waſ⸗ 
fer / der üher dem Feuer fiedet/ doch bleibt er 
nicht altegeit in einem Ihunvfonderny toie er ſich 
unter Zeiten ſtill und ruhig begeuger , alſo iſt er 
im Gegentheilunterweilen überaus heftig und 
ungeſthm / und wirfft die ausdem Abgrund auff⸗ 
werts ſteigende Fluthen hoch empor: diß aber 





RELtATIONESs Curıosh, 4 












# 


nalogifch und nicht eigentlich zu verſtehen fey, 

Dam jeher an das Waſſer / welches fih vermig 

telſt der Meer⸗Schlunde/ Felſen Köcher ums 
Berg: Höhlen unter die Erde verſencket an 
| dafelbiiihren Gang hat. Sehet endlich auch an 
die Lufft / ſo an verfchtedenen Orthen aus den 
Erden blaͤſet und durch einen Motaüm recipto 
cum wieder hinein kehret. Kurtz zu melden 
Munduseftanimatus materialiter, non ver 
formaliter, verus'enim viyendi actu⸗ ipfi nog 





‚ geworfen werden 7 und ſy Dann erſt mit Schar 





| incl, 



























3 


entſtehet in ihm durch die unterſchiedlich en 
— nachdem ein oder Der andere befftig 
wehet. Fr; 
Seylla iſt das felfichte Vor Gebuͤrge in En 
Drien welches’ weiles vor andern Bergen 
fieffin das Meer erſtrecket / und rings heru 
mit vielen ſpitzigen ſcharffen Felſen unter und 
ob dem Waffer gleichfamb befeget auch in fer 
nen innerfien durch Unter »Srrdiiche Gänge 
und Höhlen durchbohret iſt verurfachet er 
diefer MeerEnge eine ungeſtme See/ die den 
Vorbeyſchiffenden öfters gefährlich faͤllt dann 
fie wohl/ wo nicht erfahrne Schifileute hierbey 
das befie Ehumy entweder wider die Felfen in 
Stucken fahren / oder durch ven reiſſenden 
Strohm in den gegen uber befindlichen Meexs 
Strudel und Wirbel Schlund ( Charybdin). 
den / unterweilen aber zu ſpaͤt / wahr zu ſehn er⸗ 
fahren / was die Alten zu fagen pflegten: [ 
Incjdit in dcillam, quivult eyadıeCharibdin, 


oder 
Antra Charybdis adit, qui vult evadre 
© Seyllam, 


Inden er ſich bemüht Charybdis zuentflieh 
So ſieht manscyllam ihn ſchon in den Abgr 


ziehen, 
Doch aber it es hier auch alfo beſchaffen 
Seylla nicht ſtetigs alfo ungeftuhm fich b 
get / ſyndern nur zu gewiſſen Zeiten wann neh 
lich die Fluch durch einen und andern 
quffgetrieben wird. 








—— 


— 


u mehrerer Erläuterung der gefährlichen 
3 Augenſchein und 
es wunderſahmen 

Zäuchers, Zu Zeiten Friderici⸗ Königs in St 
Aen war tn dieferInfuleinerigenandt Niclas / 


ſchen den Fingern Haͤutlein / wie — ge⸗ 
taus⸗ 
gedehnet / daß er viel Lufft 








rig zu Meßing war und mani 
Pefce-Cola fo viel Redens ma 
er ihn gu fehen / und weil sugleich auch von der 
beruhmten Charybdis,gedachten nah bey Meſ⸗ 
fine gelegenen Wafler-Strudeliman viel Wun⸗ 
 Dersaufidie Bahn brachte, fo trug der König 
Werlangen / offtbefngten Pefce-Cola in diejen 


Ertrudel zu ſenden / damit er aus deren Munde | 


Er ‚amd Erfahrung Die rechte inwendige Beſchaf⸗ 


e/ verlangte 


Rerarıonses Curkros& 8; 





7 v 
| inden ungehenren Strudel / und kahm endlich 


Der Berwunderungs würdige Teucher. 


aber der Taͤucher deſſen nicht ohne Urſach be 
ſchwerete / und bie groſſe Gefahr in ihn allein 
bekandt/deffalts borſchutzete fo ließ der Kontg 


eine guͤldene © 








ale in erſagten Strudel werf 
fen und verchrete he dem Pefce-Cola, manner 
fie wieder heraus hohlen wurde, D 
blendete dieſen armen Schwimmer 


4 
er 9} 


Gefahr nicht jehen kunte urtzt 







dem 


nach 3 viertel Stunden ſampt der guͤldenen 
Schale frolockend wieder herfur/ da er daun⸗ 
‚nachdem man ihn ein wenig fchlaffen lafiens 
auc) mirCffen und Trincken gehůhrlich geladen 
dem Kinige folgenden Bericht von der hkruffe⸗ 


| nen Charybdiertheilete. 





Ad habe guddigfier Herr und König dei 
nen Befehl verrichtetmelches ich/ wann ich Dies 
fes gewuft hätte, was ich num weiß / nicht würde 
gethan haben / wann du mir Dein halb König: 
veich verfprochen hätteft. Ich habe einen groſ⸗ 
fen Frevel begangen / weilich es vor einen Fre⸗ 


bel achtete / dem Könige nicht zu geberfamen. 


Dann du folt wiffen daß vier Dinge find web 
che nicht allein allen Taͤuchern ſondern duch den 
Fiſchen felberydiefen Strudel allzu erſchrecklich 
machen; Erſtlich die Gewalt des von unten 
auff hervor fturgenden Strohmes / welchem 
auch ver er Menih nicht widerſtehen 
kan ich felber babe andere Mittel und Wege ſu⸗ 
hen mirfen / hinunter zu gelangen. _ Zum an 
dern die vielfältigen herfür fichende Felſen die 
man ohne Lebens Gefahr nicht vorbey fommen 
Fan / daß fie einem nicht hie und da ein Stinf 
Haut und Fleiſch abreiſſen folten. Zum dritten / 
der gewaltige Zufluß desinter- Irrdiſchen Waſ⸗ 
ſers / deſſn widerwaͤrtiger Strohm fo erſchreck⸗ 
liche Wuͤrbel und Stendelverimfachet daß ein 
Menſch aus blofier Furcht frerben ſolte. Und 
daun viertens der groſſe Hauffe gewaltiger Fi⸗ 
ſche / welche hin und wieder an den Felſen kle⸗ 
ben / wann mich dieſe mit ihren langen abhan⸗ 
genden Baaren ergriffen haͤten / ſo waͤre es oh⸗ 
ne allen Zweiffel umb mich geſchehen geweſen: 


bheit deſſelben exlernen möchte, Weil ſich Bwäcpen den dehſen halten ih auc) andıe * 
Be € 2 . 


Rerarıongs Currese 
r er EI EEE I I 
iſche auff / die man See⸗Hund 





limmermehr ſeyn ka 
fo groß als die ung allen to 











er Koͤnig fragte / wo er dann die 
gab er zur Antwort, 
en Weges nachdem Ab; 
en gleich vun den wider; 





daß felbige Feines gerad 
grund geſgucken / onde 
waͤrtigen Stroͤhmen 
ben Felſen gefallen p 
Grund verſuncken ſeyn / jo 
lic) geweſen/ dieſelbe w 
temahl das auff ind a 
ches durch den Strudel 
hald wieder heraus geftof 
ig geweſen / daß ihm Fein 
Fonte. Aber das wäre das 
fo tieff daß man feinen Sti 
in Diefer tiefſen W 














[d unter fich gezogen, 
Jen worden / fo gewal⸗ 
Menſch widerftehen 


ſchete weiter von der inwen⸗ 


digen Beſchaffenh 
berichtete 7 daß er mir 
ganz durchflochten / aus 
und Zufluß / oder Auſn 


deren Wuͤrtzel der Ab 
nd Eingang des Unter, 
















| SIredifchen Gewaͤſſers zu unterſchiedliche 
fen oben guff dem flachen Meer fofche Verm 
rung zu wege brächten davon die Schiffer m 
Ihrer groffen Gefahr viel zu ſagen wuͤſten 
Man fragte ihm/ober wohl noch einmahl 
ſten haͤtte / ſich hinein zu wagen / darauff antun 
tete er ohngefchenee mit Vein; ale man abe 
einen grofien Beutel boll Ducaten / ſampt eig er 
daran hangenden koſthahren Schale / inp e 
Strudel warff / da ließ er ſich den Geitz und d 
Begierde zum Golde noch einmahl / wie wohl 
feinem aͤnſerſten Berderben, blenden / dam 
Iprang stwar hinein / kahm aber nimmer toiepe 
sum Vorſchein / ohne Zweifel iſt er entweda 
von den gewaltigen Stroͤhmen in den Abgrın 
gezogen vder von den groffen Fiſchen erhajche 
oder gar an den Felfen zu Tode geſtoſſen wo 
den: dem ſey / wie ihm wolle; Der König hate 
bereuet / daß er ihn den andern Verſuch hat h im 
laſſen / welcher diefe Gefchicht durch feinen Se 
eretarium auffzeichnen / und in dem Koniglichn 
Archivo beylegen und verwahren laſſen / 008 
wannen ſie dem hochgerühmten Kirchero 
getheilet worden/ der fie in feiner Unter: 
[hen Welt pag. 98 anführet, 









































Mit dem Auſſatz / Schlag, Gicht, Podagra und 
nackend in dieſe Höhle zu legen / welche ve 1; 
telſt der Unter-Srrdifchen warmen Dünften ale 
ſobald anfangen zu ſchwitzen / und endlich ine 
nen tieffen Schlaff verfallen: &o kommen da 
die Schlangen in groffer Menge / angelocket 
durch den Schweiß / kricchen alfenthalben auf 
und umb den Corper des ſchlaffenden Meuſchen 
herumb / und belecken denſelbigen ohne eingige 
Schaden / fo bald ſich aber nur das seringfte 
ruͤhret / lauffen fie vor Furcht wieder nach ihr 
Höhlen. u; 


Man pflege dergleichen Patienten ; 
| mit purgierenden Sachen zu diefer Cur 
—— ihnen auch wohl Mag⸗Saamen 
pium einzugeben / damit fie deſto fefter fe 
ſen / und die Schlangen nicheberjagen, We 
fie 3 oder 4 Stunden alfo gelegen jo werden 

























e 


Retiarıonss CURIOSS 


— 





en 
von denen / die darzu beſtellet J wieder auffgewe⸗ 
Fen heraus genommen mit Kleidern bedecket / 
and in eine nahe dabey gelegene Zeile oben auff 
die Spike des Berges gefahret / wo man fie mit 

Irdfen and kraͤfftigen Sachen erquicket/ und 
guhentäfet. Dergleichen Sur aber muß com 
tinuiget werden biß der Patient geneſen iſt / und 


werden etliche in gyetliche aber in mehr oder we | 


niger Tagen folcher geſtalt euriret. 
Hier iſt die Frage / woher die Schlangen ei⸗ 


we folche heilende Krafft haben / Daß fie mitihe | 


rem blojjen Lecken den Menſchen koͤnnen gene 
fen machen? Hierauf antwortet unfer Author/ 
das 
dern au) den warmen Ansdampfungen Des 
Bergs groſſen Thells zuzuf chreiben dann wann 
Biejelbe aus dem innerſten Theil des Bergs her⸗ 


zu fteigen fo kommen fie durch gewiſſe Theile 
| die eine ſonderbahre geſunde Eigen 
ſchafft an fich haben / darguff umbgeben und be⸗ 
ben ſie gleichſam der Krancken Leib / und er⸗ 
ihre angenehme Wärme deſſen 
Schweiß Lächer worauffder Schlaf zu folgen 
Wann nun die ſchweiß Loͤcher — 


E Sehe eröffnet / jo werden die boſen Feuchtig⸗ 











Feiten des Leibes von ihrem Mittel mit hinaus 
gelscfetzund verſchwinden alſo durch Dieje eva- 
poration. Die Schlangen aber jo meiſten⸗ 
theils durch das Lecken der Zen tigkeiten ihre 
Nahrung ſuchen bekommen Luſt nach dem ih⸗ 
nen annehmlich riechenden Menſchen ſchweiß / 
kriechen herfur winden ſich und den ſchlaffen⸗ 
den Leib / und en denſelben aus einem na⸗ 


türlichen Antrieb? folcher Geſtalt ziehen fie die | 


ſchaͤdliche Feuchtigfeiren an ſich / auff die Weiſe / 
wie das Fleiſch einer Natter oder gifftigen 
Schlangen das unverſehens eingegeſſene oder 
> gefoffene Gift an ſich zu ziehen pflegen 





- . Damm daß einige vorgeben die Schlangen 
> Beffen nicht zu diefer Cur fondern deſelbe wer 
de durch Die bloſſe Ausdaͤmpffung zumege ger | 


2:2 








ieje Cur nicht allein den Schlangen, fon | 





ı bracht; folche Leute ſtecken in einem groſſen 
Irxrthumb / indem fo wohl dieſe als jene zur Oge 
| nefung des Patienten helften / alfo dag diefe bo: 


fe Feuchtigkeiten / die von der warmen Ans: 
Dämpfung aus dem Franken Leibe durch Die 
Schweiß Köcher herfür gelocket / von denen 
Schlangen folgends abgenommen und wegge⸗ 
fehaffet werde. Und man hat es aus der Erfah⸗ 
rung/ daß fein Patient von dem bloſſen Schwi⸗ 
gen genejen mo nicht auch Die Schlangen Zum 
gen das ihrige dabey gethan. Dann die Schlan⸗ 


gen haben ich weiß nicht / was vor eine anzie 


hende Krafit / vermoge welcher fie das / was an 
dem Menſchen boͤß und faul ſt werbeſſern / auch 
die Wurtzel Feuchte oder humorem radicalem, 
mehren und ſtaͤrcken. Daß es demnach nicht 
zu vermundern / warumo die ſcharffſinnigen E⸗ 
gyptier eine Schlange zu ihrem Kennzeichen & 


derEymbolo destebens und der Artzney Kunſt 


erwwehlet haben. Dann fie pflegten deu Ausſatz / 
monnit diefe Leute vor andern geplaget waren / 
mit den Schlangen zu heilenzumd diefe Schlan⸗ 
den- Höhle iſt gleichfalls von einem Aus ſaͤhigen 
zum erſten mahl erfunden worden; Als derſel⸗ 
be sus Rom nach den Bädern dieſer Gegend 
gieng und ben einfallender Nacht / und ſtarckem 
Degen auff dieſem Berge einen Winckel ſuchte / 
Fahın za diefer Hoͤhle zohe ſich auszweil er fie 
warn befand/ und legte ſich zur Ruhe / ſchwitze⸗ 
te und ſchlieff alfo die gange Nacht dur / biß 
er am Morgen wieder erwachende vor groſſem 
Schrecken ans der-Höhle ſlohe / als er fich mit 
einer folhen Menge Schlangen beunrithiget 
bie aber von Denen er den Todt beforgte / die 

rachten ihm feine Geſundheit / und feithero hat 
man ſich diefer Car vielfältig bedienet. 

Birke Dinge find annoch in der Natur ver; 
borgen / welche wir vor ſchaͤdlich achten zu Dies 
fem oder jenem Accidens 7 da fie doch offters 
demfelben am allerbeften zu ſtatten Fommen 
koͤnnen. 


83 Der 























“ 




































86 Rerarıongs — sy 


Der verſehte Serg/und Kraprogs erobebens, | 
& Gidius Nenpatitang in dem Traekat/den : der da in Den Bergen eine Deine uder lange 
er über des Veſnon Feuerß hen gefchrie: | fe verurſacht hat/ jo bewegt ſich alſobalbd 
en gedencket einer überaus ie ey und faſt rein geſamblete Lufft mitgroferÖrtaltge 
unglaublichen Wirkung eines Erdbebens in ' aus augezogenen leicht brennenden Sad 
Bafilicatay einer Neapslitanifhen Proving; ; groſſe Ausdampfum erregt / die da / weilfie 
Daſelbſt har daſſelbe zu feiner Seit einen gan- | en Susgang findenyipre@erpalt pnrdpCri fl 
Ben Bergfampt allen darauf gebaneren Wein; ; ferung der Erden zu erkennen geben, bij fie 
Garten auffgehoben , weggefuhret/ umd anei ı Lich an einem andern Orthe mie ſolcher He 
nem andern Olth / der be 3 BierteleinerZeng Feit heraus brecpen , die manchen Neichen h 
ſchen Meile don der Porigen Stelle gelegennig | plöslich in die anferfte Yrmuch/ ja wohl ga 
dergeſetzet; und zwar alſp/ daß man auf dem den unverhofften Todt ſtuͤrtzen/ Pallaſte / gang 
Wege dar wiſchen Richt Das geringfte Warzei, Städte und Dörffer zu Steinhauffen machen 
Gen des vorüber fahrenden Berges hernach Berge verjenden/ und verfegen / Seen macha 
hätte fehen mögen, foprüber unter den Leuten und andere dergleichen Wunderthaten th 
vor dem&erichte u Neapolis ein groſſer Streit bin dann noch neulich die Conranten b 
entſtanden / der da lange Zeit gewaͤhret / ob man richtet / daß Erlvan/ eine wohl bekandte Gran 
nehmlich die Fneraden,s der König wegen die; Siadt / zwiſhen Perſien und Zuͤrckey in Ar 
fes Berges zu empfangen pflegec /van dem Dr | nien / vor wenig Monaten durch dergleich 
the / wo er erfimahle geſtanden oder wo ernun Erdbeben gangli verſuncken/ und an ih 
Mehetibesahlen foil, Die Einhabere des erfien | Stelle ein unergrundlicher Waſſer⸗Pfuel 
Drehs [hüßtenvardag fe den Berg und deſſen wachſen jey. Dergleichen betrübte Zeugniſſe 
ein⸗Gaͤrten nicht mehr in ihrer Abnutzung daDoͤrffer mdStädte berfuncenfan uns a J 
„hätten / die andern aber brachten Dagegen ein, Europa, ja felbft Teutſchland/ abjonderli 
daß ihnen der Berg ein ander Stuck Landes he; Schweitz und Salgburg / mehr als man win 
decket / deſſen ſie amtzo entbehren muſſen. ſchen darff/ zu unſerer groſſen Beſtuͤrtzung ge 
Es ſolte einer die e Geſchichte ion! in zweif | ben, Ealabrien im äuferfien Theile Welfehland 
fel ziehen, angefehen der groffen Lajt eesgam: | des, iſt durch ſolche vielfaltige Erdbeben faſt 
tzen Berges; aber Fan Doch ein w sur Einöde worden, J 
Hierbey mag geſetzet werden / was Majolm 
gedencket. Nehmlich im Jahr 1230 riſſe fie 
ein Berg in Burgund plöslid) ab vondena 
dern Bergen und rückte fort wodurch ein gr) 
fer Thal, ſampt allen —— Dich vo 
demſelben bedeckt wurpen: AS er hier ein me 
nig geruhet / růckte a abermahlieiter, und be 
grub über 000 Seelen lebendig unter jeine 
Laſt. — hieng er ſich wieder an einen am 
dern Berg —— ſtehen. * 
Ich wůl noch dieſes melden daß durch 
gewaltige Erdbeben, daß man Annon 
Franckreich/ von Bordeaur biß nach Nar 
geſpuͤhret nicht allein ein grofer Berg be 
Bearn verfineken, und ein abjcheulicher Dr 
an feiner Stelle erwachſen / fondern auch 9 
Waͤrmbaͤder daherumb am Pprenifchen € 

















moniac, Bergharky 

und viel von den wetalliſchen Geiſtern ⸗ vom 

Gelde/ Kupfer, Eiſen Arfenico, Mercurio c. 
beyfammen wann Diefes alles anfänge su bren, 
nen / ſo muß ein hefftiger Fall darauff geſchehen. 
dann wann das Unter Irrdiſch⸗ Feuer (deffen 
Die vielfältige Senerfpepende Berge Zeugens 


genug ſind) durch feine gemal, ige Hiße Yier ns 





, ReıATIONES 





ge gaͤntzlich erkaltet daß man ſich 1, r SWaſers⸗ 
hernach wicht mehr hat bedienen mögen. Wo 
heraber diefes ?, Ohne Zweifel di die Unter’ 
Firdiſche Feuer Röhre fo die Brunnen erh 
Fet / durch den Bergfall verſtopffet / und hat au 
dere Definungen gemachet daraus vorhin kab 
es Wafjer gequollen / oder es kan auch ſeyn / daß 


87 


CuURIOSA 


die vorigen Brunnen / ſampt Ihrem Waſſer / ge⸗ 

blieben ‚nur daß dieſes durch Verſtopffung des 

Feuer Canals endlich wieder zu feiner naturli⸗ 

hen Kälte gelanget / dann das Waſſer iſt von 

Natur kalt finder man esaber warm / ſo muß 
| es von etwas anders erhiget werben, 


Der zauberifche Wind-Meifter. 


Iverwundern iſt es daß dem Tenffel und 

jeinem Anhange einige Gewalt vergoͤnnet 
worden, die Windenach ihrem Gefallen’ und 
ofremablen den Allerfroͤmbſten zur Plage / zu er⸗ 
regen und zu lencken. Ich will mich iso nicht 
aufhalten zu befehreiben die Sineifche Zauber 
ver und Windmacher / davon in der Befhrei 


bung deffelben Kandes umbſtaͤndlich gemeldet 


wird / fondern mich vor diefes mahl nad) dem 
Norden wenden, nach den Lappen und Sinnen 
fageih. Von denen S 
anus/ Ziglerus und andere glanbwuͤrdige ge⸗ 
lehrte Manner berichten daß fe denen Seefah⸗ 
renden augländifchen Leuten umb ein geringes 
Geld ein Tüchlern / Strick oder Riemen ver 
kauffen daran drey Knotten gefnüpftet find/ 
mit der Lehre / Daß fie — Loͤſung des erſten ei⸗ 
nen erwunſchten Wind / bey Eröffnung des an 
dern einen harten und ungeſtuhmen / aber bey 
Eutſchlieſſung des dritten Knotten einen Le⸗ 
bens aefi ichen Sturm erwecken werden. 

- Diefe Kappen und Finnen aber konnen nicht al 
Iefampt die Kunſt / ſondern nur diejenigen / ſo at 
der See⸗Kuſte wohnen / und zwar doͤrffen etli⸗ 

ge dieſer ſaubern Geſellen vorgehen / daß ein je⸗ 
ber unter ihrer Zunfft am allermeiſten den 
Mind zu feinem Dienft habe der bey feiner Ge⸗ 
hurtſtunde am —— 








dieſe Teuffels Kunſt mit einem naturlichen Ein⸗ 
flug groſſe Berwandſchafft hätte. 
Andere ler ehrbahren Vögel ſchicken un 


Schefferus / Olaus Mu | 


als wann 
| Die Lufft fuhrete / kurtz darquff auch wieder auff 


ter der Geſtalt einer Muͤcken ihren fo genandten 
Geiſt qus / entweder die Menſchen dadurch zu 
verderben / oder ſchaͤdliche Winde und Inge 
witter zu erregen / und folchen Geift nennen fie/ 
nach Petri Clandi Bericht ihren Gan / deren 
fie öffters gange Saͤcke voll haben und hatein 
Lappiſcher Teuffels⸗Kuecht keine Ruhe / wann 
er nicht täglic) einen Geiſt aus feinem Sack u 
der Tafchen zum Werderben ausſchicket / und 
dem Teufel in der Geſtalt eines ſchlechten hoͤl⸗ 
gernen Bildes an einen abgelegenen Dreh Eh⸗ 
re erweifet, - 
Mereisirdigift e8/ was.der hechaelahrte 
Schefferus in der Vorrede hber feine Jappont- 
ſche Befchrsibung von einem ſolchen Geſellen 
meldet /nchmlih: Es begehrte zu Stockholm 
vor nicht gar vielen Jahren jemand von dieſem 
Zauberer eine Probe zu fehen/dem derfelbe ver: 
forochen, zu verſchaffen / dag ein Fuder Hen fo 
| eben auf dem Marckte dafelbft ftunde / indie 
Lufft gefuhret / und wieder an die Stellerton es 
geſtanden / niedergeſeht werden ſolte; Als ſich 
die Leute derer eine gute Anzahl dabey gewe⸗ 
ſen / hierüber verwunderten 7 erhub ſich augen 
blicklich ein mächtiger Sturm: und Wirbel: 
wind ‚welcher den Heuwagen fampt den Pfer- 
den mitten auff dem Marckt zu Stockholm er⸗ 
griffe / auffhube / und alles mit einander hoch in 


felbige Stelle, wo es geſtanden / Bernivder hefie, 


Abbil⸗ 



































83 Rerartıones Cuxrıesa. " 


Abbildung eines kleinen Microſtopii oder Bergröfferungs:Sfape 
N chdem ich wohl weiß’ daß unter denen ſchauen und erkennen kan / w 

Die von dieſes Materie nichts gelefenwwies | diefeg Glaß 
le gefunden werden / denen diefe Gläfer ſeltzam/ muß die N 
verwunderlich / ja unmoͤglich und unglaublich 
vorkommen / fo habe denenfelben Die Warheit 
zu zeigen / gegenwärtige Figur von einem DIE 


croſropio beydrucken laſſen: 





dven einem ohn 

nichts in die Angen Fönpt, a 

adel⸗Spitze niit einem Singer ef 

wenig netzen / und alsdann ein wenig Stan 

vom Boord / oder jonften etwas Fleines daran 
n 










die Augen unterfhiedlich find, 
bie Pinne oder Spig 


IS 
Don welcher Sortr ein jederkiebhaber beymiv | mit umbzugehen ; 
ein Stück vor Marck 2. befommen Fan / weil 
fich fchon eine gute Anzahl curieuſer Perfohnen | habere nur einiger Ma 
angegeben / welche mit groſſer Begierde dar; haben mögen, h 
nach gefraget / denen zu dienen, habe ich diefe Wer Beliebung traͤget / ſeiner Curioſit aͤt p 
Mieroſcopia verfertigen laſſen / worin fieemen | ter nachzufolgen/ der Fan ich bey d e 
kleinen Eorper ais ein Sandforn/Erd-Stäub- ger anmelden’ fo wird ihm deßfalls gu 
An / oder kleines Thierlein mit fonderbahrer richt ertheilet und er cuntentire werden, 
Beluſtigung gar viel mahlgröffer fehen/ alges gehen weiter fortrumb noch einige curie 


mEnglifchenYuthore 










= 


an ihm ſelber iſt: es ſcheinet auch ein ſolcher ſervationes aus de 
Lorper überang deutlich dardurch / daß man einzuführen, 
denjelben son Stück zu Stick betrachten, Be; 





Abbildung und 

































































Num, 12. Rzıayıonses Cuxıros®. 89 


Befchreibung einer durchs Vergroͤſſerungs · Glaß 
geſehenen Nadel-Spiße. 


HD Spite einer Nadel wird gemeiniglich 
für den alferfubtilefien Punct gerechnet / 
denn fie wird meijientheils jo ſcharff gemacht/ 
daß das bloffe Ange Feinen Theil derſelbigen 
unterſcheiden kan: Sie dringet gar leichtlich 
durch / und gehet gar willig durch allerhaud Chr⸗ 
per; Wo fie aber mit einem recht guten Micro: 
fcopio oder Vergröfferungs » Glaß beſchanet 
wird / fo Fönnen wir befinden / daß die Spike o⸗ 
der das Ende einer Radel / ob ſolche gleich dem 
Auge nach ſehr ſcharff iſt / dennoch breit / ſtumpf/ 
und recht irregulair oder ungleich zugehet / und 
ftelfet nicht für einen ſpitz zugebenden Conum / 
tie man ſich einbildet / en nur ein Stüde 
eines ſpitz zugehenden Corpers / davon bie Spi⸗ 
ge gröften Theils abſtehet / oder gar ermangelt, 
Die Spigen der Nehenadeln find noch ſtumpf⸗ 
fer / und die auffs allerforgfältigfte gemachte 
mathematiſche Inſtrumenta kommen ſelten zu 
fo groffer Schärffe. Wie viel man nun auf Die 
Demonfirationes / ſo von einem Eirkul Herfür 
gebracht nad gemacht werden bauen Fan / wird 
derjenige beſſer erwegen konnen / welcher dieſe 
Puneta oder Linien und Striche mit einem 
Vergroͤſſerungs⸗Glaß befchauen wird. 

Aber ich Fehre wicder zu meinem Zweck: Es 
war die Spitze einer fehr Fleinen und gar ſcharf⸗ 
fen Nadel durch das Microfcopium über das 
‚4te Theil eines Zolls breit zu ſehen / nicht rund 
oder eben / fondern ungleich und uneben / alſo 


daß ſie groß genung ſchiene / ein hundert Kleiner 


Wuͤrmer oder Mieten genugſamen Raum zu 
geben / daß fie neben einander in guter Ordnung 
darauff ſtehen koͤnnen / und nicht herab fallen 
duͤrffen 7 wann fie ſich auff die andere Seite 
wenden wolten. Die Ober⸗Flaͤche derfelbens 


ob fie ſchyn dem bloffen Age gar fubtil zu ſeyn 


fehtene + Fonte doch nicht verbergen ihre'viele 
Höhlen Schrumden / und unebene rauhe Der: 
ter / daß das Microfeopium fie nicht hatte ent 
decken mögen / wie beym Buchftaben D und C 


‚sufehen ift. Von diefen Ungleichheiten fehler 
nen etliche Ma oder Höhlen zu ſeyn / welche 
ang 


Reratıonge 


Aus einigen Roſt⸗ Flecken befiunden, Dan Pe 
guch ein nicht darzu gehöriges und frembdes 
Wefen / fo ihm gar feit anhienge / und dieje wa⸗ 
ten gleichfam ohngefehr darauf. Alles übrige, 
was die Ober Fläche rauch und neben mach: 
terwaren fü manch erley Merckeichen/als wann 


98 


getabilifche / als voheuder zubereitete Felle 
Fleiſch/Blu Fenchtigkeiten/Milch/ grune Kaͤſe 
und dergleichen /vder verfaultes feuchtes Holt 
Kraͤuter Blätter -Ninden/ Wurtzeln der Ge; 
wächler ſind alle anders nichts als kleine und 
auff mancherley Weiſe gehildete Erd Schwan 
me / welche von darzu dienlichen Materien in 
dieſen verſaulten Coͤrhern / durch die darzu Fon: 
mendeWaͤrme derLufft zu einer gewiſſen Wach⸗ 
ſung erwecket worden die nicht unwerth iſt/ 
mehrere Befhreibung und genaueren Unterfu; 
ung. 


Ohne Mierofeopinm war der Schimmel 
nur anzuſehen / als ein Fleineg Flecklein härich 
„ten Schimmels/ defjen ich vielin Flecken auf 
einem rothen Bande eines Heinen Buches fun; 
den / fo meines Erachten in Schaffleder einge: 
bunden war/ welches auch leichter an einem er; 
denen und reinen Orthe zu verſchimmeln pfle; 
get / als ander Leder, Diefe Flecken waren 
durch ein gut Bergröfferungs-& aß anzuſehen / 
als ein vecht zierlich befchaffenes Gewächs/el; 
ches aus den meiften Theilen deffelben Leders 
herfuͤr wuchs in viel Feine, lange, runde und 
durchfcheinende Stängel / die nicht gar gerade, 
fondern etwas gebogen wwarenson der Schwe⸗ 
re eines runden und weiſſen Knopffes / foam 
Ende eites jedweden Stengelg zu ſehen. Biel 
dieſer Knoͤp ſe / wie ich anmercken kunte / waren 
recht rund und glatt auff dem Obertheil. An 
dere waren gleicher geftalt glatt / aber ein wenig 
laͤnglicht. Etliche von ihnen cin wenig gebro 
Gen ober zerſpalten / mit Einfchnittenam Ende, 











fie von der Kunſt fy gr und überhin darauff | fialtihre unvollfommene Schönpeit erſchem 
Da Schimmel und deſſen Abriß / wie ihn Herr Hofiusvermitte fi 
des Microftopii befehrieben. | 

HI blauen / weiſſen und allerhand fhimlich; | Andere gleichfam zerferbet oder gang in Stk 
te Flecken / die auf mancherley Archen der cken zertheilet / wie beygehende Figur genugſan 
verfanletenSötperses fern animalifehe wder we; _ Darfiellet, 3 






s Curress, 


gebildet wären, So gar nicht 
allen dem mag Die Kunſt herfür 
fen 7 auch inden allernetteften 
Dingen / daß wenn ſolche durch e 
ſtrument als damit fie gem 

füchet werden 


gem iſt es mi 
vinget/befchag 
und fubtilefte 
in genauer $ 
acht worden / un 
Je mehr werden wir an ihrer @ 





















Subftang diefer annehmlicher 
Eörperlein/ war von einer fehr zarten Befd af 
fenheit/ gar gleich dem Weſen der weichen ode 
gemeinen weißen Erd: Schwimmen; D em 
wenn ich ſie mit einer Nadel anruͤhrete / ſo be 
fand ich / daß fie alfobald zermalmer waren / um 
zerriſſen; Dem Anfehen nach / 
von ihnen eine befondere 
on in einem Klumpen ; 


Die gange 


voller Zweige war / und ſich in. 










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RsLaATıonss CURLOSA- 91 


ne ee = 3 
ger etliche fehr lang / wie ein Friechender Brom⸗ 
ser Strand). er 
— Lefer wird alles vermittelſt der 
beygehenden diguren beſſer erklaͤren koͤnnen. 
Es haben zwar viel wackere Leute von * 
Materie verſchiedene Sachen geſchrieben / aber 
S hats noch Fein eintziger von allen zuvor ge 
£han dem fehr emfigen Herrn Hokiv / welcher 
- einüberaus wacferes Buch von dem Microſco⸗ 
pio heraus gegeben / darinn er weitläufftig růh⸗ 
met / wie man durch deſſen Hülffe am genaue: 
fien erkennen möge die fubtile Zuſammenfu— 
gungder Corper / die zierliche und Fünftliche 
Bereinbahrung der Glieder / Die vielfältigen 
Bereinigung der Materien / die Inſtrumenten 
and der innerlichen Bewegung / woraus 
ein groffer Nuge folgen mufte zur gemeinen 
iſſenſchafft. Sintemahl wir dadurch gr 





fickt gemacht werden / Die geheime Wuͤrckun⸗ 


* gender Natur zu erkennen faſt auff die Weife/ 
wie wir unterfcheiden die aus den Raͤdern / Uhr⸗ 
edern und andern Machinis entſtehende 
Fanftliche Verrichtungen. Zu dem Ende hat 
ex allerhand grofje und kleine Corper gar genan 
durch fein Vergröfferungs-Slag angeſchauet: 
Den Anfang machte er bey Befichfiguna einer 
Nadel⸗Spitze dann gehet er fort/ und betrach⸗ 


tet die Schneide des allerſcharffeſten und fubrib | 


ſten Scheermeſſers / ein fubtiles Gewebe aus 
Seide Sammet/ gewaͤſſerten Zeuge, glaͤſerne 


Rühren / Lachrymas Vitri (Spring : Glaf) 
Feuer Funden Lufft Farben / Metalliſche Far⸗ 
ben/ die Geſtalt des Saudes / des Harn Grie— 
ſes / dieCryſtalliſchen und Diamantiſchen Stůck⸗ 
lein in den Kieſelſteinen / Kohlen die zu Stein 
gewordene Coͤrper / die Bienen⸗Stachel / die Zaͤ⸗ 
ferlein der Federn / die Fuͤſſe der Fliegen und 
andern Eleinen Ungezieffers die Flügel und den 
Kopff einer Fliege / die Schnecken Fahne / dee 
Selden Wirme Eyer / eine Bucher⸗Schabe/ 
eine Ameiſe / einen Floh / eine Lauß / und ſehr viel 
andere Dinge mehrybie er genan beſichtiget / cu⸗ 
rieus befihrieben / und mit feiner kunſtlichen 
Hand 60 ſchone Figuren deßfalls ſelber guffge⸗ 
zeichnet / und davon wir verſchiedene Stuckt 
entlehnet haben. Es betrachtet aber dieſer 
hochverſtaͤndige Mann dieſe und andere Sa 
chen nicht jo bloffer Dings / nnd nur oben hin / 
fondern nimmet dabey Anlaß zu tieffſinnigen 
Nachforſchungen und Erfindungen welche alle 
anzufuhren / groſſe Zeit und Kaum erfodern 
wuͤrden. 

Endlich laͤſſet er den Muth noch nicht ſincken/ 
fondern hofft noch einige mechanifche Inventio⸗ 
nes zu erfinden/wordurch man Den übrigen vier 
Sinnen als dem Gehoͤr / Geruch / Geſchmack 
und Fuͤhlen za Hulffe Fommen und fie färcfen 
koͤnne / gleichteie dem Geficht Durch die Micro: 
ſcopia und Telefeopia und Brillen groffe Ev 
leuchterung und Hülffe geſchichet. 


Der in freyer Luft ohne Wurkel wachfende Baum. 


rn vielen Wander-Gewächfen fo man in 
der Welt hin und wieder ohne Zahl findet, 
iſt nicht das geringfte derjenige Citronen 
Baum / welcher in dem Garten eines Cloſters 
St. Auguſtint Ordens zu Rom in freyer Luft, 
ohne Wurtzel hanget / und nichts defto weniger 


feine Blaͤtter / Bluhte und Frucht bringet. Das 


mit aber der Leſer nicht meyne / als wolten wir 
Ihm hiemit eines auffbinden / weiles wider die 
Natur laufft / daß ein Baum in freyer Lufft ohne 
Wurgel/ als welche den Safft reicher / wachfen 
und Frucht bringen Fan fo mug er wiſſen / dag 
umb diefen Baum herumb etliche andere feines 
gleichen ſtehen / deren Yefte ſich umb des han 


genden Baums Aeſte dermaffen umbgewunden 
and geſchlaͤnget / daß fie ihn dadnrch nicht allein 
empor halten’ fondern auch) ihren nahr-reichen 
Safft mittheilen, : 
Mer Fan diefe Bäume ohne fonderbahres 
Nachfinnen beſchauen? Wer folte nicht alſo⸗ 
bald erfennen/ Da fie eine beſſere Natur und 
ein empfindlicheresMitleiden gegen ihren Frans 
cken Neben Baum habın / auch barmbersiger 


ſind in ihrem Sefchlechte / als mancher verſtei⸗ 


nerter Menſch / gegen feinen Neben Chriſten / 
welchen er che zu Grunde und Boden gehen ja 
ferben und verderben lieſſe ehe er.ihm von den 


| Steinen ii: behſetzen ſolte. Wie wird der 


2 unbarm⸗ 








92 


unbarmperige Menfch vor Gottes Angeficht 
Dermahleins ſchamroth ftchen / der auch durch 
ein ſtummes und finnlofeg Holtz / welches gantßz 


P Johannes Euſebius Nierembergius 14. 
° Hift, natur. 6, 32 erzehler hiervon nachfol: 
gendes aus Monarde: Anne-1326 truges ſich 
31 /dap ein Bedienter des Spanifchen Grafen 
de Nieva / fo ſich damahlen in Peru auffbielte, 
Franck worden zu deſſen Fran ein vornehmer 
Indianer kommen / und fe gefragt/ob fie willen 
wolte / ob ihr Mann leben oder fterben würdey 
fo wolte er ihr einen zweig eines Kaus fenden/ 
welchen fie in ihres Kranken Mannes Handle: 
gen / dieſelbe hevnach zudricken , und alfo eine 
Zeitlang erwärmen laſſen folte / wärees nun 
Sache/daß derPatient wieder. aufffommen fol 
folte/ fo würde er ſich fo lange das Kraut in fei 
ner Hand / munter und friſch bezeigen two aber 


ZShat uns ſchwachen Menſchen die göttliche 

Weißheit auch fo gar in den allergemeine 
ſten und natürlichen Dingen + baldan dieſem / 
bald an jenemGefchöpffe vorgeſtellet einen Ein; 
ren Spiegel unferer unvollkommenen Wiſſen⸗ 
ſchafften / uns dardurch zu weifen/ daß diefelbe 
Stuckweiß fen, daß demnach rn die allerge⸗ 
Ichrteften in dieſe Worte heraus rechen müf: 
fen: O mie wenig iſt deffen daß mir wiſſen / ge⸗ 
gen den / daß wir nicht verſtehen. Iſt niht der 


gemeinſam / daß er inoder auff deſſen Haͤnſern 
ſelber /und felten anderswo feine Wohnung ſu 
Het? Sehen wir ihn nicht täglich vor unſern 
Augen? Aber gleichwohl iſt eg noch nicht ang: 
geracht / wo er fich den gantzen Winter über 
auffhalte. Doc, vernehmet hiebon Die Diey 
Mingen etlicher Gelehrten / welche dieſe Mate; 
rie in 5100 Fragen vorftellen / erſtlich warumb 
die Stöcche wegflichen ? Und weytens wohin. 
fie fich begeben, 
Aclignus antwortet uff Die erfte Frage / daß 
die Stoͤrche iich wegen eindringender Käkte 





Reıarrongs Cuxrosa 


Das weiſſagende Kraut, J 


Der Stoͤrchen und Schwalben Winter ⸗Quartter. 


‚ein ander Vogel/ 


Storch ein befandter Vogel’ dem Menichen fo | 













| Feine Verheiffung der ewigen Vergeltung F i : 
befchämet wird, E. 5. SchauBühne, 2 eg 
4 Gefpräch des erften Theils, Bi 


nicht/fo würde er von einer Angft und Traurig 
keit überfallen werden. Darauf wird ba 
Kraufgefandt und dem Patienten in die H an 
gegeben welcher alſobald eine ſolche Angft em 
Pfunde daß die Frau heſorget / er möchte untet 
hren Händen ſterben hat hin dannenhero da 
Kraut augenblicklich wiede: abgenomen / und iß 
der Krancke wenige Tage heruach geſtorben 
Monardes hat diefe Erzehlung nicht glaubt 
wollen / aber verfchiedene Perfohnen, infonde 
heit ein Edelmann, der lange Zeit in Peru gelk: 
bet hat es befräfftigetund dabey angefuůgt / da 
die Peruaner auff ſolche Weiſe jedes mahl bie 
ſes Kraut in Krankheiten braucheten. Bi 




















7 


von uns hinweg und nach den warmen Länder 
begeben / diefe Urfacheaber will feinen S ch 
halten / angeſehen diefer Vogel wieder die Kälte 
gar wohl bewahret / ja ſelbſt verſchiedene die 
mit Gewalt oder foniten durch einen Zufall in 
unſern Landen behalten worden / ſich in den Win 
ter gar wohl zu ſchicken / und deſſen Kaͤlte / wi⸗ 
i ertragen koͤnnen. 
befandt/daß die Zeit umb St. P 
ankommen / viel Eälterya 





begeben 
rer gewoͤhn 
dann wann 











n2»s ‚C-uR 10,54 93 





Rz 1A 90 
wird von den Schiffleuten auff der 


ein * 
dittellandi ie 
tes bey groſſen Haufen nad) dem Sipen 
beggben 7 da es offters gejchiehet u daß ſie vor 
Matrigfeit in grofjer Menge auff die Seegeln 
und Stangen der Schiffe fallen und ruhen: 
SBeltonius lib 2. Obkzıy. exoric, c. 30. Dezelk 
get, daß / da er bey Abydos (eines von den Dar⸗ 
danellen im Hellefpont) am 24 Auguſti gewe⸗ 
ſen / über 3 oder 4000 Storche geſehen / welche 
aus Keuffen und der Tartarey kommen und in 
einer freugformigen Ordnung nach dem Sonden 
ogen. Als fie uber die Intul Zenedos font 
mens haben fie ſich in die kange ausgebreitet? 
big fie daranff einen runden Creyß geſchloſſen / 
endlich haben fie ſich in viele Glieder / in Geſtalt 
einer Schlacht Ordnuug/ eingetheilet / und ha⸗ 
ben alſo nach Süden hir. ihre Reife verfolget. 
Es bezenget auch diejer Author 7 daß im Se⸗— 
ptember ganz Eghptenland von Stoͤrchen faſt 
Bedeeft ſey und Dap fie ſich wor andern nad) die⸗ 
ee ehugeachäen auch viel andere / die 
‚fie mit ihrem Augen gefehen / welches deswegen 
"wohl zu glauben/ind em Egupten umb diefe Zeit 
vondem neulich abgewwichenen Nilo noch gan 
Mangen / Froͤſche etc. in groſſer Menge/ 
abſond erlich wann die Senne in die Wage 
ep gar daß Eaypten North 
keiden konte / dafern vermittelſt ver verſchlin⸗ 


nden Störheniht einen ermünfhten Sue- 


enrs wider der⸗ eichen unangenehmiLand⸗Pla⸗ 
ac hekommen ſolte. 


eltern j 
"Man hat aber auch angemercket / daß ſich 
le en ne | 


anpten aufzuhalten / fondern abermahl in an⸗ 


dere Gegenven zu begeben pflegen, wohin fie g⸗ 


ber alsdann kommen das hat hiß dato nach Fein 


Menſch erfahren konnen /d ann es hekennen alle 

Ficanerı und digjeninerfo diefelbe und andere 
ander durchreifet daß fie von Feiner Ankunfft 
der frembden Srörchen zu fugen wiften. Der 


hochgelahrte Schokins hält daner 7 da fie fich | 


gleich vielen andern Ihieren in die H hle der 
Erden vornehmlich in Aria verbergen. Ans 
dere gehen ſerner / und ſchüeſſen dag fie ſich groſ 


Kai 


iſchen See bekraͤfftiget / daß ſit ſich 





Lande hinaus. aber 
uns daruber verwundern / Da te |P ſtarck aus⸗ 


ee md dannenhero Das Ungezieffer/ | 
S 





ſen Theils ins Waſſer ſturtzen / und bey eintrete⸗ 
ner Frühlings: Hitze zuſampt dem Graß und 
andern Pflantzen gleichfamb aus dem Schlaffe 
wieder erwachen und. ſich erheben / welcher 
Mennung zu Hilfe Fompt/ was Campo Zul 
goſus meldet. / daß Anno 1647. in &ochringen 


mi 


| yon den Sifchern wermircelit ihrer Petz jehr 


viel Störche, aus einem Waſſer herang gefiz 
jeher 7 welche nicht anders als todt ſchienen; 
Sie hiengen wunderlich an einander „ALS man 
fie zum Feuer gebracht find fie vollkommene 


bendig worden, 


geglich melden die Gelehrten viel andere 
merchwirdige Dinge von diefem Vogel / inſon⸗ 
derheit daß man fie niermahlen ſiehet abziehen: 
oder anfommen/maffen fie jedes Dep Nacht ver⸗ 
richten / gleichteohl verfamblen fie fich vor ih⸗ 
rem Abzuge bey einemgrofen Haufen / und 
fliehen alfo in einer anfehnliche Squadron zum 
Roch mehr aber muſſen wir 


fliegen und fo ſchwach wieder kommen / dann vd 
aleich 3,57 nder mehr (mit den Alten) aus eb 
nem Nefte abzichen / ſo kehren doch jährlich 
nicht mehrsals zweene yoieder zu dem vorigen 
Nefte / und gleichwohl ſiehet man auch ſelten / 
daß Die Neſter vermehret / oder neue gebauet 
menden, es fen dann /daß cin altes zerriſſen wor⸗ 
den. Wo bleiben dann die übrigen Störhe? 
Ich glauber hier wird ein jeder feine Vernunfft 
gefangen nehmen / dann was auch einer immer⸗ 
mehr deßfalls vorbringen würde, ſo doͤrffte es 
doch alles auff einer RMuthmaſſung beruhen 
Boden Schwalben haben wir groͤſſere Ge⸗ 
wißheit / daß ſich dieſelben bey Winter⸗ Tagen 
gleich den Froſchen nach dern Waſſer verfügen’ 
und Darunterwerbergen. Julius Be lus in Her- 
met. Politic. 1.1. pag. 19. befräfftiget ſolches 
zwar allein von den Pohlniſchen aber Doctor 
Schefferus ein beruͤhmter Profeſſor zu Upſal 


in Schweden wie auch Herr Hevelius / und an 
dere Archimedes unferer Zeit/ ſchreiben ſolches 


auch von anderen Schwalhen. A& Pbiloph, 
Angl. Societ. Ann 1669.6 Novembr, 
Scotus Phyfic. Coriof 1.9c, 46. ſpricht / 


daß ſe in Egypten allezeit bleiben und niemah⸗ 
M3 ku 


























94 Rerarronnss Curnroisia 


len wegziehen + und daß in Teusfchlandeins: | fichten Orthen verfierken ) von danien offt 
mahls ein Eichbaum umbgehauen worden der gantzen Klumpen ſolcher todtſcheinenden B 
da mit Schwalben gang angefüllet gewejen: vermittelt der Fiſchruthen heraus gezogen 
jaer ſpricht ferner / daß in den Nordiſchen Laͤn wurden / welche / Mann man ſie zum Feur br id 
dern die Schtwalben fich Hauffenweiſe bey an⸗te / und erwaͤrmete fich zu rühren und zur [che 
tretendem Winter in das Rohr an den fumpf | anfiengen. : 


Die verwunderumge- wuͤrdige Höhle, % 


TI dem vorigen Seculo lebte in der Stadt | einenSchritt gegen dem Tiſch/ und ſpricht noch 
— «— ein Mann / Nahmens Johann | mahlszuihnen: Pax vobis in nomıne Domis 
Beer / als diefer feiner Gewonheit nach Anno | ni! Sie erzitterten / fagen jedoch mit halben 
7778 an dem gemeldter Stade habe gelegenen | Stimme: Hic non Pax. Er ſchreitet big von 
alfo genandsen Zortem-Berge umbher fpaies | den Tiſch wiederhohlet: Pax vobıs,in no ie? 
rete / ward eran einem Orth deg Gebürgeseh: | ne!Domini noftri JESU CHRISTI! Siev ee 
Ber zubor niemahls bemercten Oeffnung ges | ſtummen / mit Erſchrecken / Furcht / und Zittern; 
wahr; Hierhber bedachte er ſich was ihmeszu | Lege ihm hierauff Das vorgemeldte Birch von 
tun? und gehet auf gefaßten Schluß in die diß öffnete er befichet den Titul,der lauter: Lie 
Höhle des Berges hinein; Ihme Fompt aber | ber Obedientiz! Hierauf fragte gedach 
ein gewaltiger Wind mit ermas greplichem | Beer wer fiewären? Cie autworteten: Sie 
Schauer entgegen’ deßwegen er damahls wies | Fenneten ſich felber nicht. Er fragte ferners 
der zurücke gegangen iſt Nach erlihen Wo; | Was fie an diefem Orthe machten ? Sie fags 
chen entſchließt er ſich / nochmahlen in die Höhle | ten: Sie erwarteten mit Schrecken / das ern 
zugehen / machet ſolche⸗ auch am Sonntage | fie frenge Gericht GOttes zu empfangen den 
Duafimodogeniti werckſtellig. Als er num et; Werth ihrer Thaten. Er fähret fort: We 
was tieff hinein Eumptrfindet er einen garengen \ fiedann gewwürckt bey keibeskeben? Woran ff 
doch geraden Gang zwiſchen zween Felß Win | fie ihm einen Fürhang zeigten / Dahinter wiirde 
den/ fpührer ferner feinen Wind erblicket aber erfindeny die Zeichen und Zeugen ihrer Hand⸗ 
don weiten einen lichten Schein, dem geheter | lung. Erzieher bierauff den Fürhang weg / da 
nach / hiß zu einer befchloffenen Thͤre/ in wel⸗ erbucket er eine groſſe Menge allerhand moͤrde 
cher eine eingeſchnitten⸗ Glaß⸗Scheibe war/ riſcher Waffen / wie auch alte theils halb / theile 
wodarch der Lichtes⸗Strahl dieſen finſtern en⸗ gantz verweſete Materien / uuterſchiedlichen 
gen Gang ganz wunderlich beleuchtet. Hie⸗ Dingen / zuſampt etlichen Menſchen⸗Gebeinen 
rauf klopfft ev ander Ihinyund zwar zu dreyen md Hirnſchaͤdeln. Woraus erſchtenen daß 
mahlen⸗ biß fie ihm gedffnet wird Mie er hin | ihre Wercke hnen gefolget/und daß fie Naube 
ein fompt erfiehet er eine Fleine Höhle und in | und Diörder geweſen finds wie 
derſelben einen runden Tifch / worbey drey lan | ſiſche Chrone unter andern vo 
ge gantz abgemergelte Männer gegen einander 
ſitzen / Die hatten Alt⸗Teutſche / Dder wie man ſie 
anitzo nennet / Spanifche Barete auff ihren 


Haͤuptern / ſahen sang traurig aus / und zittern: 
ir Auf dem iſch vor ihnen fagein / in tenja. «Er; Ob es gute/ oder böfe Werke 
chwartzs ammet mir Gold beſchlagenes Buch. ren? Si⸗ ſprachen: böfe. Er: Obesil 
Er⸗Beer /ſchreitet über die Schwell in die Höhe leyd daß fie folche böfe Thaten gethan; 





er 
























ke hinein. ficher ftil/ und ſpricht: Pax vobis I antworteten nichts/erzitterten nur, Er fi 
Sie antworteten: Hic nulla Pax, Er thut 


ſerner: Ob ſie bekenneten dag fir gute We 











Reıırıortzs Cuxıosı 57 








hatten thun ſollen? Sie anfworteten ja. Er: 
Sb fie auch noch gute Wercke wuͤrcken / und gut 
feyn wolcen? Sie ſagten: Sie wuſtens nicht. | 
Hierauff hat fich der Author mit ihnen in ferne: 
res Gejpräch eingelaſſen / fo aber umb beliebter 


Kürze Willewübergangen wird. 


N der Fleinen oder Europeifhen 

Tartarey / zwiſchen den groffen Flůſ⸗ 
fen Don und Wolga / in derſelben Ge⸗ 
gend wo die Zavolhifchen Tartarn ihren 
Aufenthalt and Vieh Weide haben fie: 
het man an manchen Orthen ein merck⸗ 
twürdiges Gewaͤchſe aus dem Saamen / 
der dem Melonen» Saamen nicht um 


gleich fichet/ jedoch nicht fo aͤnglicht es | 


ß hoch / und oben auf demſelben waͤch⸗ 


ieſſet ein ftarcfer Stengel auff / etwa3 
et die Frucht Boramez / welche einem 


Schafe an Füffen » Ohren + Kopffe | 


wantz und ganzen Leibe / wie in bey⸗ 


gedruckter Figur zu erfehen /_ uͤberaus 
gleich fiehet. An fast der Hörner hat | 


es lange Haare / foden Hörnern an Ge⸗ 
ſtalt faſt gleich Eommen, es iſt umbgeben 
mit einem zarten Felle / deſſen ſich die Ein; 
wohner zu ihrem Nutzen bedienen. Wañ 

dieſe Frucht reiff wird beginnet der 
Stengel zu verfaulen / fie ſelber aber ein 
rauches Self zu bekommen / gleich als 


ware es voller Fraufer und zarte Wolle/ 


das inwendige Fleiſch iſt füß / und glei- 
chet dem Krebs Fleiſch / und warn man 
in Die Frucht ſchneidet / fo flieſſet ern blut; 


rother Safft heraus / daß es aber allein | 


von den Wölfen ; unter andern reifen: 


den wilden Thieren begehrt werde / wie | Mi 


etliche wollen / ſolches kan man nicht eb 
gentlich behaupten / doch iſt dieſes gewiß / 
daß es / ſo lange man Kraͤuter umbher 


In dieſer Wunder⸗Hoͤhle ſoll neben andern 

Sachen auch ein ſchoͤn Poſitiv mit vergůldeten 
Claviren ſtehen / darauff Eingang ermeldeter 
Sohann Beer geſpielet. Extr, Jac Boͤhms 
Schrifften 4 Theil. 


I} 


Boramez 
Oder 


Dasüberaug ſeltzame Tartariſche Schaf⸗Kraut. 

















96 
finder / in feinem vollen Wefen bleibe »" wann 


aber die imbwachſende Kräuter vergangen, | 


und von diefem Botamez gleichfam auffgefreſ⸗ 
fen find / ſo verdorret es gleichfalls / und ſtirbet 
gleichſam Hungers / dahero es einige unter ein 


lebendiges und empfindendes Kraut rechnen | 


wollen. Aber folches zu glanbenyift nicht nörhig, 
dann die Natur hat noch andere jelsamere dm: 
ge hervor gebracht / daß man dieſes Gewaͤchs 
nicht alſobald vor ein Miracul ausſchreyen 
darff, Es hat Wolle ; ſolche haben auch andere 
Gewächfe / abfonderlich die Pferfichen ; Es 
blutet; Ein folcher vorher Safft finder ſich auch 
in den Öranat und vielen andern Aepffeln. Es 
gleicher einem Lamme in allem ; Man findet 
auch andere Kraͤuter / die da einen vollkomme 
nen Menfchen abbilden’ und zwar in beyderley 
Geſtalt / andere gleichen andern Thieren Glei; 
chet doch die Frucht eines Indianiſchen Baums 
gang völlig einem Drachen / aus welcher das d 
genandte Drachen Blut gefamblet wird. Die, 
ſes iſt das ſeltzamſte / wie nehmlich diefes Bora- 


Der ſchrecklich brennende Donnerſtrahl in Florida. 


a günfitgen Cefer zu Liebe habe nachfol⸗ 
R gendes erſchreckliche Erempel eines Don: 
nerſtrahls/ ſo in Florida / einer Landfchafft der 
neuen Welt / grofies Wunder angefiiffter / mit 
einchefen wollen’ zumahl der Frantzoß Laudon⸗ 
niere ſolchen von vielen andern merckwuͤrdigen 
Dingen herfür gezogen / umb ihn ſeinen Schriff⸗ 
ten einzuverleiben. 
Aunno 1549 am 29 Auguſti fiel in gemeldter 
Landſchafft / etwa eine halbe Meile von der 
Sranzöfiihen Veſtung /ein Donnerfirahlvom 
Dimmeldergleichen man in den Hiftorien nicht 
finden wird, Alle Wiefen waren zwar damah⸗ 
len ſchoͤn gruͤne und wohl halb mit Waffer be; 
decket / dannoch verzehrete diefer Donnerſtrahl 
in einem Augenblick dieſelben weiter als 150 
Ruthen lang. Alle Vögel, / ſo damahls auf 
denfelben Auen herumb fſohen / wurden gleich 
falls durch dirſen Brand verzehret. Es dam 
tete aber dieſes Feuer ganger drey Tagen dan 
nenhero die Frantzoſen intwunderliche Gedan 
Ken geriethen / wei fie deffenirfprung nicht wu⸗ 





Rerarionss ua ros —. 




























mez Die umbſtehende Kraͤuter gleich ain 
sehre 7 daß fie verdorren / eben als wann e 
nen Aufenthalt und Nahrung davon hatıe, 
worüber die Gelehrten ihre Köpffe vielfälg 
zerhrochen / und endlich dafur gehaltın dag fg 
He Anziehung des Saffts anderer Kräutern 
dieſem Boramez durch eine verborgene Magn⸗ 
tiſche Krafft geſchehe / aber Kircherus widerken 
ſelche / und meynet / daß dieſes Borame; gleig 
allen andern Kräutern nichts mehr als fei ir 
Safft zum Unterhalt ſuche / weil es aber deffe 
in groſſer Menge benoͤthiget / ſo geſchaͤhe es / d 
denen umbſtehenden Kraͤutern ihre Nahrun 
dardurch entzogen / und ſie alſo erſterben 
ſten: Wiedann dergleichen an den Kraͤ 

die umb den Epheu wachfen / auch zu ſehen. 
Fell von dieſem Lamm / etwas kleiner als ein 
Haſen / ſampt der Wolle davon / a 1 
ungefponnen/ hat man in Hn. Joh. Schwamm 
mierdams Kunſt· Kamer zu Amſterdam zu ſehen 
Schottus / Kircherus / Herberſtein, 


„ad 





Fe Bald bildeten fie ihnen ein / die Ei nge 
bohrnen verliefen aus Furcht vor ihnen ihn 
Dütteny welche fiemit Feuer angeſteckt bala 
bildeten fie ihnen ein diefes Feuer wäre Duxg 
ein oder ander fendliches Schiff angeb 
worden, Die Gewißheit zu erfahrenvent 
fi) Capitain Laudonnire nach dem Jndıa 
ſchen Landherrn Serranay zu fenden / u 
Urfache diejes Brandes von ihm zu erfor 
Wie er aber im Werck begriffen war / des 
ein Schifflein auslaufen zu laſſen / da Fal 
6 Judianer von einem andern Kandherrn A 
camany genandt/mit einem Prefent vonFrid 





niere / er möchte Doch feinen Leuten verbi 











ten / mit demuthigſtem Erſuchen anden Laudo 


daß fie nichtmehr ſchieſſen oder Feuer auf 
Hauß geben dörfften/ fintemahl diefelben 
geachtet der groſſen Freundſchafft fo 
‚einander unterhielten / vermittelſt ihres&c 
Gewehrs / viele herrliche Matten unter F 
—— hiß ins Waſſer hinein abgebr. 
waͤren / folchem nach erfuchte er ihn noch 


ne 





.Num, 1 3. 
seates Schieffen feinen Leuten zu verbie; 
— das Feuer auch ſchon nahe an des 
Alle amany Wohnung gelangt / und muͤſte ev/ 
dafern die Frantzoſen nicht einhielten / dieſe Se 
gend verlaſſen / und feine Wohnung anderwerts 
—2 J 
audonniere wolte ſich dieſer naͤrriſchen Ein⸗ 
bildung der Indianer zu ſeinem Vortheil bedie⸗ 
nen / ohngrachtet er ſich des Lachens Faum ent- 
halten Fantes gab ihnen demnach zur Antwort / 
Daß er deßwegen Feuer geben laſſen / weil ex von 
vem Landherrn etliche Gefangene / welche er 
gehrt / nicht hätte befommen mögen / gleich⸗ 
wohl habe er nicht eben fein Hauß verbrennen 
wollen / ſondern zudem Ende nur biß auffden 
halben Weg Feuer geben laſſen / umb jeine 
Macht zu zeigen’ dafern er nun in feiner Mey 
nung / getreu und auffrichtig zu ſeyn / beitändig 
verharren würde, ſolte er vergewiſſert ſeyn / daß 
man das De hinführo einſtellen / und er / 
Laudonniere / ihn wider alle feine Feinde ſchuͤ⸗ 
Ken wolte. Mit diefer Antwort waren die Ab; 
‚geordneten fehr wohl zu frieden/giengen augen: 
Birk zu ihrem Heren / und richteten deſſen 
‚gerichlagenes Gemüthe dardurch wieder auff / 
Welcher aben den Frautzoſen nicht trauete / und 
‚deswegen wohl zween ganger Monathen fich ir 
ber 25 Meilwegs Landiverts hinein begeben. 
Nachdem fonften das Feuer z gantzer Tage 
— da gieng es allererſt wieder aus / aber 


‚den zween folgenden Tagen erfolgete in der 


Lufft eine ſolche ubermäsfige und unertraͤgliche 
Hitze daß der Fluß / daran Die Frantzoſen ſich 
ſeßhafft niedergelaffen vor Hitze ſchier zu ſieden 
begunte / wie dann auch deftoegen eine groſſe 
Menge Fiſche geſtorben /alſo dag man im Ein: 
gange des Fluſſes wohl5o Wagen mit todten 








— — — — — — — — — — 





ReLa TIones CurIos® 97 


Fiſchen hat füllen koͤnnen. Solches verurfach- 
te auch bald hernach einen groſſen Geſtanck und 
Faͤulung in der Lufft / und Diefe wiederumb viel 
anklebende Kranckheiten / wovon Laudonniers 
meiſten Leute bi auff den Todt erfrandet/ de⸗ 
nen doch GOtt nach einem harten Lager wieder 
auffgeholffen. 

Eine andere grauſame Wuͤrckung des Web 
ter-Schlages haben wir an drey Bauren in 
Welſchland erfahren Davon zween fampt ihren 
Eſeln / worauff fie ritten/ alſobald mauß todt ge 
ſchlagen worden / den dritten aber geſchahe Fein 
ander Leyd / als daß ihm Die Knochen des einen 
Arms dergeſtalt durch Die Krafft dieſes Wet: 
ters zerſchmettert wordem daß derſelbe von der 
Schulterbif an die Finger nicht anders als ein 
leichter Darm einesThiers hin und her geſchlin⸗ 
gert/ alſo / daß man das geringfte von den Kno⸗ 
hen nicht fehen nad) fühlen kunte. Uber das 
kunte man auch von auſſen feine Beſchaͤdigung 
an Demfelben Arm erblicken. Diefer Schlag 
hat fonften dem arınen Bauren erichreckliche 
Schmergen veruhrfachet welche ihm offtmah⸗ 
len der Geſtalt zuſetzten / daß er.ihm viel lieber 
den Todt als länger in dergleichen Marter zu 
leben wůnſchete. Mollerus in der Vorrede des 
dritten Theils feiner Nuslegung hber die Pſalm. 

Was vor wenig Jahren ein gewaltiger Wet 
ter-Schlag zu Lands Cron in Schonen an dem 
Zeiger des Kirch Thurms veruhrſacht / iſt uns 


vielleicht noch allen in friſchen Andencken/ wie 


wunder ſeltzam wurden damahlen die Zahlen 
des Uhrweiſers verſetzt? Kein Menſch haͤtte ihm 
eine ſolche Krafft und wuuderliche Wurckung 
bey einem ſolchen Strahl jemahlen eingebildet. 
Bon ſolchen ſeltzahmen Wuͤrckungen / dörfften 
kuͤnfftig noch viel Exempel angeführet werden. 


Der betaͤubende Fiſch. 


(ES Hat ich Die Amacht des Allerhöchften in 
= denen mannigfaltigen —— fo reich. 
lich und wunderbahr erwieſen / daß faftnicht ein 
Wenſch / nichtein Thier / nicht ein Gewächg, 


noch etwas anders ift / Das nicht etwas ſonder⸗ 


bahres an ſich Hat wodurch eg von dein andern 
zumahl unterſchieden ift, 
Tom, I, 


Dlecken / etliche aber haben gar Feine Flecken 
N wann 


Ich will igo dem-günftigen Leſer darſtellen / ef 


nen Fiſch der den Phyficis twegen ſemer ſonder⸗ 
bahren Eigenſchafft jo bekandt / als ſeltzam und 
wunderbahr er denen übrigen Menfchen vors 
kompt. Bey denen Lateinern wird er Torpe« 
do genandt / etliche von dieſer Arth find voller 














98 _ RetAariones Curıosa. 


wann man den Schwan hinweg nimmet / ſo ift 
er faft Circul rund er hat eine glatte Haut / der 
Bauch iſt weißlicht und der Mücken fchieffet 
nach dem gelben’ der Mund ift Fleinyohne Zum; 
ge / die Augen find geringe/ mitten am Leibe hat 
er 3 Fiſch⸗Kieffen / und nur am Schwans swey 
Floßfedern / er halt fich gemeiniglich im Eanpti- 
ſchen Meer auff / ja gar auch indem Jeimichten 
Nilo / und ohnerachtet er fo Hein / daß er Faum 
6 Pfund wieget / fo hat ihn dach die Natur mit 
einer fonderbahren Eigenfehafft und Kraft be 


gabee/ vermittelt welcher er auch Die groͤſten 


Fiſche Fan bezwingen und ihme unterthaͤnig / 
wo nicht gar zur Speiſe machen. 

Warn er ſich / wie ſeine Gewonheit iſt / im lei⸗ 
michten Grund der See oder eines andern 
Strohms verbirget / ſo betaͤubet er alle über ih; 
me herſchwimmende Fiſche / alſo / daß fie gleich⸗ 


ſam erſterben. Ja / was noch mehr iſt / wann 


ihn ein Menſch von weiten vermittelſt einer Pi: 
de oder langen Stocks anrühret / fo wird des 
Berührers Arm / wie ſtarck er auch immer iſt / 
von Stunde an erfiarren/ und werden ihm die 
Beine zum Gehen oder Lauffen untuͤchtig / deß⸗ 
gleichen wiederfaͤhret denen die an einem Pe; 
Se ziehen, darinn ein ſolcher Torpedo gefangen 
it, Wann er lebendig unter andere todte Fi: 
ſche geworffen wird / jo rühren fich diefelbe au, 
gzenblicklich / als wann fie lebten. 


Eine menfchlich-geftalte Ruͤbe. 


As Athanafins Kircherus Dial, III, Iti- 

ner, fubmar, Ecſtat c.z. p. 14T. ſaget / daß 
die Raeur immerdar geſchaͤfftig fen auch in der 
nen tieff unter dev Erden verborgenenCörpern/ 
bald einen Menſchen / bald etwas anders abzu; 
bilden / und wann fie ja einem Dinge den Ver⸗ 
fand nicht jelber mittheife/ fo verleihe fie ihm 


doch das Leben / wo aber auch diefes nicht/ fo 
theile fie ihm zum menigften die loſſe Geſtalt 


dieſer oder jener lebenden Creatur mitm ih: 
re groſſe Macht und Herrlichkeit zu erweilen ; 








mung / uud dergleichen Erftarren zu folgen pf 


| in feiner magnetifchen Kunſt / wuͤrcket auch d 






Der huchberühmte Kircherus hat felber 

ne Probe davon genommen / und es alfo wahre 
befunden / wie ich erzehlet/ und urtheilet davon 
daß er ſolches Betaͤuben / vermittelſt feiner N 
cotiſchen Krafft veruhrfacherund dab dieſes Er 
ſtarren nicht bloß eine Wuͤrckung ferner groffen 
Kaͤlte / ſondern vielmehreine unbegreiffliche & 
genſchafft + die denen fleifchichten Theilen u 
Sähnen derMenfchen und Fiſchen zuwider ig 
welche ans des erzoͤrnten oder hungerigen Fi 
ſches Leib fich ergieſſet / ale Muſculos nnn 
nen / die ſie beruͤhret / erſtarret gleichwie nf 

ſehen / daß etliche ſehr gifftige Schlangen nich 
eintzig und allein durch ihren Biß / jondern a 
durch die Stoͤcke / Spieſſe und Degen / wom 

beruͤhret werden / alſobald / vermittelſ ihrer fi 
tilen Krafft / in den gantzen Leib defien/ der 
beruhret / hinein dringen / und dafelbft/ inſond 
heit an den Muſculis und Nerben / ihre Wäre 
ckung thun / wor auff ein Zittern’ / Krampff 


















get. Eben auff dieſe Weiſe/ ſpricht Kirche 


fer Torpeds, wer weiter hievon leſen toillsfe J 
ge nad) bey Schotto Phyfic. Curiof. lib,1o «, 
49. und bey demſelben in feiner Magia, 4 part, 
lb. 4Syntagm.3. Deßgleichen bey P,Godis 
gno de rebus Abyflin, J— 


Solches zeiget ſich abſonderlich an beygefe 
wunderwuͤrdigen Růhe / welche faſt ein Weds 
bild vollkommen abbildet. 





ge ur u 


ReLATıionss.-Curıosa BL 





a — ⁊ 

Faciſeus Impergtus ſchreibet die Urſache 
— ——— Gewaͤchſes über die 
Gemonheit (dann eineRübe beftehet ſonſt auch 
nur aus einer Wurgel) einem festen Erdreich 
zu, welches an gutem Saft einen Uberfluß hat / 
da gefchtehet es / ſpricht ers öffters / daß derglei⸗ 
chen viel wurtzlichte und ſeltz ame / ja wunderlich 
gebildete Gewaͤchſe / herfür fommen, 


Es iſt aber dieſe Ruͤbe gewachſen in eines E 
delmanns Garten / in dem Dorff Weiden fo in 
den Hertzogthumb Guͤlich / und zwar nur zwey 
Meilen von gleich benahmter Haupt-Stapt 
belegenyauff dem Wege / wann man nach Bonn / 
der Chur Collniſchen Reſidentz / reiſet. Beſie⸗ 
be hievon Miſcell. Curiof. Germanic, Ann. 


. prim, Obferyat. 84 


Bon dergleichen Matericn werden dem gzuͤn⸗ 
ſtigen Liebhaber bey Gelegenheit noch viel fel: 
Aamere Sachen mitgetheilet werden. 


ar 
Er ir. 


In 


Der angebohrne guͤldene Zahn. 


ESEchet noch ein ander Wunder der felgem | 
II ipielenden Natur / welches fie in den Mun⸗ 
de eines Menſchen herfür gebracht: Bald läf 


fet fie einen Menſchen gebohren werden der eb 
nen oder mehr Zaͤhne mit auff vie Welt bringer/ 
bald zenget fie einen andern / der an ſtatt der 
Zähne einen eingigen Knochen im Munde fuͤh⸗ 
vet. Aber dieſes iſt nichts zu achten gegen einem 
güldenen Zahn / der einem Knaben im Munde 


„geronchfen, Ich frage Feinen Schen /dieſes / 


als eines von den groͤſſeſten Seltzamkeiten / in 
gegenwaͤrtiger Nelation mit ein uruͤcken. 
Im Jahrızgz hat zu Weigeldorff / einem a⸗ 


delichen Dorffe in Schleſien / ein zimmermaun / 


Rahmens Johaun Müller mit Hedwig feiner 
Ehfrauen einen Sohn gezeuget/ genandt Chri⸗ 


ſoffel. Als dieſer Anno 1593 in der Schale mit 





den Kindern ſpielete / erblickte ein Mägdlein et: 
was glängendes in feinem Munde / und als man 
diefes genau betrachtete / wurde es befunden’ 
daß der hinterfie Backen Zahn an der lincken 
Seiten des unterfien Kinbackens von pur laws 
terem Golde glängete / ja gan und gar gälden 
tar, Dieſes Gerüchte kohm alſobald vor Die 
Herkogen vun Schle ſien / Lignitz / Brigk / Mün- 
ſterberg etc. und viele Edelleute / welche den Kna⸗ 
ben hohlen lieſſen + und dieſes guͤldene Wunder 


beſchaueten BerLand Hauptmann von Schle⸗ 


ſien M. Andreas / Biſchoff von Niſſen / ließ ven 
Knaben gleichfalls hohlen und durch die Bar⸗ 
bierer und Chyrurgos dieſes Zahns wahre Bes 
ſchaffenheit / Krafft / Geſtalt und Materie erfor⸗ 
ſchen. 3. Horſt / der berͤhmte und wohlbekand⸗ 
de Moedieus / der dieſe Hifiovig beſchreibet / mel⸗ 

Na de 











108 


Rerarıonzs Carrıdosı, 








det / daß er gleichfalls den Knaben gefehen den 
güldenen Zahn betaſtet / und befunden Habe,dag 
er fefte ſtunde und nicht wanckete. Ermar ge 
ſtalt und hatte die Höhe / wie andere Backen⸗ 
Zaͤhne / nnd das Zahnfleifch dabey war weich, 
roth / und ſo / wie ſichs gebͤhret. Als gemeld- 
ter Herr Horſt dieſen Knaben gefehen / ifter g 
Fahr alt geweſen / und hat alle feine Zähne ge; 
habt ohne allein den / fo nacht bey dem gůlde⸗ 
nen Zahn ſtehen — mangelte/ Zweif⸗ 
fels ohne darumb / darmit GOttes Wunder ſo 
viel fuglicher betrachtet wuͤrde. Der Knabe 
und ſeine Mutter muſten mit. Herrn Horftio zur 
Daffel gehen / umb zu ſehen / ob er auch mit die⸗ 
fem koͤſtlichen Zahn Fänete aber ats er ihm in 
Beyſeyn vieler Menſchen den Mund unverfe: 
hens öffnete, fande er die zernagete Speife noch 
darauf liegen. Hernach wufch er ihm den 
Mund und befand / vermittelft eines Probier; 
Steins / da diefes Gold an Gütigfeit dem Un 
gariichen gleichete, Im Übrigen war der Kna— 

be warmer und truckener Eomplerion / mager 
doch proportinnirt / eines guten Verftandesy 
friedſam und mannierlich. Er forderte von offt 

gelobten Herrn Horftio 2 Bücher / die er ihm 
auch ſchenckete. Horſtius Diſcurſu Hiſtorico- 


Der ſeltzame Fiſchfang. 


De uhralte Sprichwort: In verbis,herbis 
& labidibus magna latet vi tus In Woͤr⸗ 
tern Kräutern und Steinen beſtehet eine groffe 
Krafft /wird durch die täglicheErfahrung wahr 
genug befunden. Ich nehme mir die Freyheit / 
daſſelbe / obgleich in einem andern Verftande/ 
auffdie Bezwingung der wilden Thiere zu ap⸗ 
pliciren. Und wann es durch glaubhaffte Leu— 
te befräfftiget wird / daß die wilden Nennthie: 
te / wann ihnen die Lappen nur etliche Worte 
ins Ohr geräungt/ denfelben gar genau gehor; 
Gen; So iſt auch nicht zu stweiffeln an der Arth 
und Weiſe / guff welche die Schwert Fiſche von 
den GSieilifhen Fiſchern gefangen werden, 
Wann die Fiſcher von Mepina den Schwert: 
Fiſch fangen wollen, weiches dann gemeiniglic) 
im May geſchieht / begeben fie ſich an einem bes 
ſtimmeten Tage / mit einer fonderlichen Arch 





; Philofophieo,npn den güldenenZahn des 


| ter 4 mahl neue Zähne befommen. Schw 


ladet mit befondern 


ge Eiſen hält mit — und beft 










des.m Schlefieniwie ihn Simon Gulard ir 
ner Hiftorifchen Schag-Katimer part, 2 
212 Anführer. 

Sp ſchweige dann A. Torguemade zwerz 
[en von dem Spanifchen Minche St. Tyſo 
welcher alle feine Zähne mit auff die We 
bracht / und niemahlen verwechfelt habe 
Schweige auch vun der 90 jährigen Aebtißin 
zu Mondiedre welche in dieſem hohen Alterfl h⸗ 
re ausgefallene Zähne wieder bekommen 
Schweige Fernand Lopez de Caftagnıde’ RU 
migl. Portugallifcher Hiftorien- Schreiber von 
deinem Indianer / welcher in feinem hohe 









Parce von Victoire deralten Frauen / welch 
im goften Jahr wieder gezahnet. Schrei 
Baleri Marime von dem Pruſia/ dem Bi 
niſchen Königlichen Bringen? — an 
der gantzen Reige Zähne im Ober⸗M 

nen eintzigen langen Knochen gehabt. Sch 
ge au von des Mithridatis jungen Prince 
Drepetine/ welche an ſtatt einer einfachen, ti 
doppelte Reige Zähne gehabt. Schtweiget m it 
einander / dem Wunder dieſes unfhägbahren 
güldenen Zahns iſt euer Feines zu vergleichen, 














von Nachen / und einem dreyſpitzigen Eifen 
das Sicilianiſche Meer 7 il Faro ge 
Wann fie die gemöhnlicheGegend und O 
reicht : jo bindet eingr der erfahrneften und ft 
ckeſten unter ihnen gemeldten Drenzanck/ 
drepgefpigtes Eifen / mit einem fehr I 
Sell / anden Arm hehe vorn an im 









chen. Ein ander ſtehet neben ihm / ruft und 
— Nr he 
Sen / ſo ben felbigen Fiſchern gebräuchlich) ’ ges 
dachten Fiſch herbey. So bald derfelbe 

Worte vernommen / wird erdamit glei 
gelocket / aus der Tieffe herauff zu Fommen, 
ſtellet fih ein. Worauff derjenige fo das | 









rer Hurtigkeit / felbiges ihn in den Leib iv 
hernach das Seil fhieffen/umd hn alfo verw 
der hinſchwimmen laft/bif er / burch wielfäl 


| 







Revarıonss Curros& 


101 





— — — 

Wegung abgemattet und ermuͤdet / von ihnen 
— 0 gezogen / und vollends getoͤd⸗ 
det wird. RE 

P. Capparıs Seotus befehreibet Diejes Fi: 
ſches / den die Griechen Xiphias, und die Latei⸗ 
ner Gladiam nennen/ Öeftalt in feiner eurivfen 

hyſie / und meldet /er habe einsmahls einem 
Alben Fang mit befonderer Luſt beygewohnet. 
In dem bierdten Theil feiner natitrlichen Ma⸗ 
gie am 216 Blat / ſchreibet er Davon etwas aus⸗ 
führlicherund berichtet / Kircherus ſey im Jahr 
16837 alser nach Mepina gereiſet / gleichfalls 
bey diefer Fiſch⸗ Jagt geweſen + und habeden 
gansen Proceß geſehen / ıhm auch folchen von 
den Fiſchern mundlich erzehlen laſſen / zuſampt 
den Worten / mit welchen ſie den Fiſch herbey 
locken / fo dieſes Inhalts find : 
0° "Mamaffa di pajanu, 

Palleru di pajanu, ; 
- Majallu fignetta, 
 Palletudi di Pajanu 
pale la ftagnera Kin 3 
„Pro maftu varitu preifu du yifu, € da,terra, 


Diefe Worte find den Meſſaniſchen Fiſchern 
nur allein befandt, Welche / od fie zwar denen 
die Siciliſch reden / nur ſo gedichtet und gantz 


nberſtaͤndlich zu ſeyn/ oder Feine Bedeutung 


zu haben ſcheinen / ſollen fie doch / wie ruhmbes 
jagter Seribent vermeynet/ nicht erbichtet/fun: 


dern einen gewiffen wahren Verftand und Inn— 





halt begreiffen / wiewohl durch Länge der Zeit 
folche corrumpirt / und alfo unvernehmlich w or⸗ 
den/ daß niemand / ohne die Fiſcher ſelbſt / die 
Bedeutung wiſſen / und mit Fleiß keinem on 
dern / als ein Geheimniß unter ihnen / offenbah⸗ 
ren. Jedoch wiſſen fie ebenfalls auch nicht / vd 
es alt eorrumpirt Griechiſch / oder Siciliſch ſey. 

Kircherus will dieſes alles natürlichen Ur— 
ſachen beymeſſen / findet aber bey dem Scoto in 
diefer Meynung gar Feinen Beyfall. Geſtalt⸗ 
fam es auch ſchwerlich zu glauben / daß es etwas 
anders als teuſſeliſche Beſchwerungen / oder 
auffs wenigſte aberglaubiſche Worte ſeyn / da⸗ 
durch der Satan wuͤrcket. 


F Der blinde Meiſter. 


DJ LER vor Freude Fan einer haben / der in Fin⸗ 
ſterniß ſitzet / und das Licht des Himmels 
nicht fehen Fan? Die Ubertrefflichkeit der eu⸗ 
ferlichen Sinnen betrachten wir nicht fo ſehr / 
wann wir fie verlohren haben ; Unter den 


[ben hat das Sefichte den Vorzug / maſſen die 


Augei ergens Spiegel / die Wächter der 
en re Sec Mond in der klet⸗ 
nen Welt/ Führer und Leiter aller andern Glie⸗ 
der; und mit einem Wort / Die leynodien / wel⸗ 


he die Natur felber in Die Räjtlein der Augen⸗ 


tieder eingeleget / mit dem Chriſtallen Glamz ir 
berzogen / mit dem Flügel beſchattet / und als die 
ſchatzbarſte Edelgeſteine verwahret hat: Wann 
dieſe herrliche Lichter verlohren find / fo iſt ein 
Menfch mit Recht ein armer Menſch su nen 
nen / als der da feine Nahrung kuͤmmerlich ges 
winnen / alles im ſinſtern tappen / und von jeder⸗ 
man verſtoſſen / leben muß. 


Gleichwohl hat man gemercket / daß faſt bey 


allen Blinden / nicht allein eine ſonderliche Bor: 
trefflichkeit der übrigen 4 Auferlichen/ fondern 
auch innerlichen Sinnen ſich befindet / als deren 
Gedancken durch Anſchauung der vielfältigen 
Vorwuͤrffe nicht verwirret / fondern vielmehr 
beyſammen gehalten werden’ einem Dinge aus 
den Grunde nahzufinnen/ und will man von 
dem berühmten Philoſopho Democrito fagen/ 
daß er ihm ans Diefer Urfache die Augen felber 
ausgeftschen habe. 

Mir haben verfchiedene&rempel ercellenter 
blinden Meifter gehabt / davon es ung gut ge: 
daucht / dieſes mahl etliche anzufuhren / nicht 
zwar von denen die in vorigen Zeiten gelebet/ 
und derer Nuffinus im andern Buche feiner 
Kirchen Geſchichte gedeucket / ſondern von de⸗ 
nen / die ſich zu unfer und unferer Vaͤter Zeiten / 
haben finden laſſen. 

Nicolaus de Werde / von Mecheln in Bra 


band / hatte die Augen im zten Jahr feines Ab 
N3 ters 





:102 


ters verlohren / alſo daß er nicht einen Buchſta⸗ 
ben gekennet / gleichwohl brachte er es in Goͤtt⸗ 
und Weltlichen Wiſſenſchafften fo weit / daß er 
zu Loven Magiſter / Doctor Theologie, Pro: 
feſſor Juris / und fünften ein fehr berühmter 
Mann worden it/alle Textus Juris / die er duch 
niemablen gefehen / hat er mit groffer Verwun⸗ 
derung aller Zuhodrer / angezogen / nud iſt endlich 


uno 1492 zu Colln geſtorben. 


ruͤhmt / und sch glaube niptdag Johannes Pafı 
feratins einem eintzigen Gelehrten unbefand it. 
Diefer war ein Profeſſor in ber Sorbonne / und 


Lob der Blindheit/ ja am alferberühmteften iſt 


gne genandt / welches / wie Aubigne glaubet / 
Henrico IV, Könige in Frauckreich mehr Nu⸗ 
Gen geſchaffet / als TOoc0 Mann im Felde, 
‚Anton, de Palerm, 1,3 de Vitæ Alphonf, 
ſect. 32 berichtet / daß zu Agrigent in Sieilien 
ihme auffder Jagd offtmahlen ein Blinder den 


De kleineſte unter dem kriechenden Ge: 
wuͤrm / ſo noch bißhero gefunden worden, 
iſt die Kaͤſe⸗ Miete / unter denen etliche ſo gar 
klein ſeyn / daß das allerſchaͤrffſte Geſicht / hne 


jo Fan man fie doch an der Bewegung ihres 


die Eyer / aus welchen diefes Gefchöpff hervor 
zu kommen ſcheinet / find noch viel Eleiner / und 
uichrentheils hder 4 oder 500 mahl kleiner / als 
eine vollgewachſeue Mieter und eine ſolche voll⸗ 
gewachſene Miete iſt nicht das hundertſte Theil 
fo dicke /als ein Zoll / daß nach dieſer Rechnung 
nicht weniger als eine Millivn / oder tauſend 
mahl eanfend der vollfonmenen Mieten auff 
einen cubiſchen Zoll gehen, und der felben Ener 
soo mahl mehr; Ungeachtet aber diefer Klei⸗ 
nigkeit / Fan doch ein gut Vergroͤſſerungs Glaß 
dieſe Fleine fich beivegende Flecklein dergeſtalt 





\ 
3 


U * 


RELATIONES CRIOSA. 





In Frauckreich iſt der blinde Nomigausbe | ſich 


hielte eine ſehr vortreffliche Dration vondem | 


er worden Durch fein Buch/Eatholicond’ Efpa- | 





| in allerhand Sprachen Eollegia bielte und fe 


Vergroͤſſerungs Glaß diefelben nicht erfennen | 
Fan: Und vb fie ſchon an fich felbft weiß find | 


ſchwartzen und glatten Obertheils — und | 





























Weg gewieſen / md alle Gräben’ / auch ſo g 
Die Stände des Wildes gewuſt / da er doch bim 
gehohren / und in diefem Stuͤck von nemam 
unterrichtet worden. Eben dieſer iſts gewe— 
ſen / der fein Geld vergraben / und es einem feke 
ner Cammeraden vertrauet der es ihm entwen 
det / wie er nun das Geld nicht nieder gefunden 
bat er ihm zu verfichen gegeben er wolle noch 
mehr hinzu legen / ob er vermeyne / daß der Oxrkh 
her waͤre: Hiemit has er ihn bewogen / d 
entwendete Geld wieder hin zu legen / und durch 
dieſe Liſt iſt der Blinde wieder zu dem Seinigen 
gekommen. J 

Ich ſelber habe Anno 1668 zu Jehna einen 
Dragifter gekandt / Nahmens Kriefing / von, 
Wormbs bürtigrdiefen mufte fein jungrer Ben 
der täglich zu gewiffen Stunden vorleſen und 
hierdurch wurde er ein gelehrter Manny daß 


nen Diſcipulis alle Accentus und Striche auge 
druͤcklich an der Taffel vormahlte / er predigte 
gar offt und war ein fehr gefchiefter Mann. 


Abbildung und Beſchreibung der durchs Vergroͤſſerungs · Glaß 
gefehenen Kafe-Mieten.- | 


\ 


lencke ſcheinen eben zu ſeyn wie an den Krebſe 
oder en, und find auch / gleich Diefe 

mit einer ſcharffen Klaue oder Stachel befeı 

Vier von dieſen Fuͤſſen find Dergeftalt geord 
das ſie vorwerts ftehen / die andern 4 find 
ganz widrige Art beſchaffen / damit fieden 
wann es nöthig/ zurücke ziehen koͤnnen. 
Leib beſtehet / gleichwie an andern groͤſſern 
wuͤrm / in drey Theilen. Der Hinertheil o 
Bauch ſcheinet inwendig mit aner Haut 





Die Saale Mieten. 


AN 
9 


IR! 


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2 9 


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| 





















6% LARA Ten are E 
Eu 3 Ba I - 













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—— 


RELATIONES 


cket zu ſeyn / das mittelſte / fo wie ein Kaͤſtlein | 


einety als wäre es mit 2 Haͤutlein uuterſchie⸗ 
den deffen eines fich in das andere einſchlieſſet/ 
dadurch fi die Miete ihres Gefallens in ein 
ander ziehen und ausfiresfen Fan; Eben alſo 
Ean fie mit ihrer Schnautzen auch thun. Der 
gange Leib ift ſehr duͤrchſchtig/ fo daß tan 
man fie gegen einem Licht beſchauet / man un⸗ 
terfihiedliche Bewegungen inihrem Leibe war; 
nehmen Fan / und alſo find auch alle andere 
Theile gegen einem Lichte befjer und Flarer / als 
fonften auff eine andere Weije zu erfennen. Die 
Bautfonderlich die den Nücken bedecket / iſt gar 
fhön poliret/ alfoy dag man gar leicht, als wie 
in einem halb runden Spiegel z oder inwendig 
dergldeten Glaß Kugel / die herumb ſich be— 
findlichen Dinge darinnen ſehen Fan. Hin und 
wieder an unterfchiedlihen Orthen ihres Lei, 
bes hat fie viel dünne lange weiſſe Hagr die aus 


- der Haut heraus — die offt Länger als 


der gange Leib / hier aber fo wohl in der erfien 
als andern Figur gar zu kurtz abgebildet find. 


Cuxros& 103 


Sie ſcheinen / daß fie alle recht gerade ſeyn und 
ſich beugen fünnen/ ausgenommen 2 .9aar An 





| dem porder Theil des Leibes / Die wie Hörner 


anzufehen als in der Figur z5u erkennen, Diefe 
Tpierlein find gar vielerey an Geſtalt / Farben/ 
und unterfhiedlichen andern Eigenjhafften, 
nach der Natur und Weſen / mworinmen ie gene: 
rirt und ernehret werden. In etlichen Dingen 
find fie laͤnger in andern runder’ in etlichen haͤ⸗ 
vigeryin andern glaͤtter / in dieſen hurtiger und 
geſchwinder / in jenem träger / hier bleicher und 
weifer / dort brauner uder ſchwaͤrtzer oder 
durchſichtiger / und dergleichen. Ich habe es 
in ad)t gen mmen dag fie faft in allen verſchinm 
feten und verfauleten Dingen zu finden/und daß 
fie fehr geſchwinde durch das dicke des Schim⸗ 
mels gefrochen / auch zuweilen gleichſam ſchlaf⸗ 
fend darunter gelegen / und iſt nicht unglaubs 
lich / daß fie von dergleichen wachſenden Din 
gen ſich nehren / alfs ſcheinen ſelbſt zuffwachſen⸗ 
de. Kräuter genugjam der ſelbſt auffwaͤchſenden 
Thieren Nahruna zu ſeyn. 


Das allerkleinefte Thierlein / fo jemahlsgefehen worden. 


CH muß zu der Materie des Mierofcopit 

"DI noch diefes hinzu fegenwelches Euftachins 
Divinug / vermittelt feiner Microſcopii / ob⸗ 
erviretz nemlich er hat eine Anzahl dev aller: 
„feineften Sandkörnlein durch ein fubtiles Sieb 
Fallen laffen / und diefelbe hernach durchs Ver⸗ 
groͤſſernugs Glaß betrachtet / da hat er befun⸗ 
den daß dieſe Kornlein zwar jedes in der Gröf 
fe einer gemeinen Nuß erfchienenyaber auff den: 
felben iſt herum jpaßteret ein gar Fleines Thier⸗ 
lein mit vielen Fuſſen / einem weiſſen nnd ſchup⸗ 
pichten Kirchen, Dieſes Thierlein iſt durchs 
Slaß nicht gröffer erſchie nen / als man ein zar⸗ 
tes Sandkornlein ohne das Vergroͤſſerungs⸗ 


Glaß anſiehet / woraus nicht allein zu ſehen / daß 
daſſeibe Aberaus Flein / jalıber go000 mahl 
kleiner / als eine Kaſe⸗Miete / und fo zu ſagen / ein 
Atomus Animalium, oder ein lebendiges 
Staub» Thier geweſen / welches ohne dieſes 
Mittel auch von den ſcharffſichtigſten nicht hat 
Eönnen gefehen werden, fondern/ Daß auch noch 
fehr viel Thiere und andere Dinge in der Ratur 
nnd auff der Welt find / von welchen wır / weil 
wir fie nimmer in acht nehmen fe uns auch / we⸗ 
gen ihrer Kleinigkeit / nicht mögen zu Geficht 
u biß dato nichts wiſſen noch erkandt 
aben. 


Die Geſtalt der Stiegen-Füffe und Augen. 


S befchreibet auch ruhm ⸗ gedachter Herr 
a einen Fliegen Fußy und erweiſet es / 


warumb fich diefe Fleine Thierlein an ein Beet | 
eder anderswo anhängen koͤnnen / und jpagieren 


gehen ohne herunter zu fallen; Etliche find der 
Meynung getvefen / ihre Fuͤſſe waren einer 
fenchten klebenden Arth / wodurch fie ſich ankle⸗ 


ben an alles / was ſie nur beruhrten. Aber die 


wahren 




















2 RerLrartiongs Curross, 


wahre Urfache deffen iſt durch dieſes Microſco⸗ 
pium erfennet / daß die Fliegen an den Spitzen 
jedes Fuſſes 2 kleine Haͤckchen oder Klauen ha: 
ben / welche leichtlich anfaſſen / und durchdriu⸗ 
gen die allerkleineſten Poros oder-öchlein alter 
Dinge/ und dag über demsäre Supfshlen ver: 
fehen find mit einer groffen Menge kleiner Spi 
gen/gleich den Kaͤmmen / welche die Wollenfra; 
ger gebrauchen 7 mit welchen fie fich leichtlich 
auhefften und anhangen / quch auffden (unfern 


Augen aach) aller fein⸗ und glatteften Sachen. 


Durch Huͤlffe des MicrofcopithatMont. de | 


la Hire, del’ Academıa Rojale des Sciens, ge⸗ 
mercket / daß die Fliegen und alles fliegende Un⸗ 
gezieffer würckliche Augen haben / welches die 
meiften vor diefen nicht glauben wollen indem 
fie fich nicht haben Fonnen einbilden / daß die 
Heine Ballen / welche fie gleichfam viereckt an 
beyden Seiten des Kopfis haben würckliche 


Der ftein-alte Dann. 


Shatleyder die Uppigkeit und Schwelge⸗ 
rey Die Natur und Kraͤffte der Menſchu 
hen Corper heutigen Tages dergeftalt geſchwaͤ⸗ 
chet / daß man anitzo dor ein Wunder achtet/ 
wann es ein Menſch über 30 Jahr bringer. 
Diejenigen aber / fo fich einer guten Diet, und 
abjonderlich geringer und nahrhaffter Speife 
bedienen / Fönnen ihre Lebens Zeit auch bey um 
‚fern Zeiten natürlicher Weife umb ein merci; 
ches verlängern. Ich gebe hievon nachfulgen: 
des überaus felgames Erempel, 

In der Englifchen Graffſchafft Salopien 
lebte ein armer Banersmann / Rahmens Tho⸗ 
mas Parre / welchen der Graff von Arundelals 
eirtfonderbahres Wunder / wegen feines hohen 
Alters zu ſich genommen’ da er. aber nicht lange 
hernad) zu Londen geſtorben / nachdem er. in die; 


fer mühfeligen Welt 152 Jahr, und neun Mo: | 


nach herumb gewallet. Neun feiner Regenten 
hat er überlebt / und unter dem zoten hat er die 


Schuld der Natur bezahlet. 


Anno 1653 den s November hat man ſeinen 


erſtorbenen Cörper geoͤffnet / da dann derfelbe 
; noch ſehr fleifch reich getvefen/ feine Bruſt war 


aber ſteht für ſich / ſitzen alfo im Zrianguf/M 





beit / und wuſte den Flegel in der Sch 



















Augen wären weil fie Feine Vergleihungm 
andern Augen haben / als dag fie an derfelbe 
Stellefiken. Aber dela Hire hat gefehen/as 
alles fltegende Ungezieffer 3 Augen habe f 
ihren Sig haben wiſchen diefen beyden 94 
chen; oben am Kopffein wenig erhöhet; 24 


hen über fich ein wenig nach der Seiten/o 6 


haben Augbranen / welche man fehr wohl ſieh 
haben auch einen Raum darzwiſhen mon 
Eröffnungen find rund/Flar/ nnd reprefen ir 
die Sahennwelhe ihnen vorfommensfehr de 
lich. Das klare in den Augen ift guldgelbrm 
ches zu erfennengibe / daß fie mit einer d 
—— Seuchtigfeit angefullet find, w 
eichtlich verdorret. Und dieſe Anmerckun gi 
fagt gedachter Authors find Fräffeig genug / up 
zu erweiſen / Daß es warhafftige Augen find, 









































ſehr haaricht und die Genitalia ohne Man 
en er dann auch im oo Jahr feines Alter 
noc) eine friſche Wittibe geheurathery und de 
jelben biß etwa 12 Fahr vor feinem Ende ine 
ehlihen Pflicht nichts fejuldig blieben: ji 
brigen hat man in feinem gantzem Leibe Fein 
niges Frances Glied befunden / und wird 
denen Medicis geurtheilet / daß er noch [ng 
hätte leben koͤnnen / dafern man ihn in 
Vaterlande gelaſſen / dann aus einer rei 
er zu bonden in eine dicke Lufft / feine fe 
Mahlzeit war mit einer üppigen Hof 
verwechſelt: An ſtatt des Kap und Bro 


mahl mit gutem Nachdruck zu führen. : 











BE EEE — 


gu zweiffeln. 


von der inwendigen Beſchaffenheit feines Lei⸗ 


besund.aller Glieder weiter nachlefen will Fan | 


die Hera der Englifchen Societet über das 
Fahr 1669 auffſchlagen. Wie auch Thom, Bar- 
tolin,Hiftor, Anat, rar.Cent, 5, Hift. 28, P. 47. 

Sch Fan an dieſem Orthe nicht vorbey gehen 
was D. Georg Seger / Königlicher Pohlnif. 
Medicus / Rath / Phyſiens und Projeffor zu 
Thorn / von einigen alten Leuten ſchreibet / nehm⸗ 
lich: Als Ao. 1657 im Herbſt die Maſern zu Luͤ⸗ 
neburg graßireten / riſſen ſie damahlen auch eine 
Fran hinweg / welche 104 Jahr alt war; Anno 
1659 hat er (Seger) 2 Meilen von St. Gallen 
inder Schweiß einen jungen Gefellen von Io 
Jahren angerroffen / der noch gefund und ſtarck 
geweſen. Anno 1670 umb St. Michaelis Tag 
ſt zu Thoren geftorben Martin Muͤckenſchmaltz 


RELATIONES 





Curıosz. 105 


von Stargard hurtig / ein Grob⸗Schmidt / ıro 
Jahr alt / welcher 26 Kinder mit zwey Weibern 
gezeuget / und der erſte teutſche Schmidt in Tho⸗ 
ren geweſen. 

Die en kan mit gutem Fug beygefüͤget wer⸗ 
den’ Johann Ottele von Hohe aus Braband / 
welcher Anno 1542 den 2 September geboh⸗ 
ren / und 1657 friſch und bey guten Kräften zu 
Nürnberg im ırz Jahr feines Alters vor Geld 
ſich hat ſehen lafjen. An dieſem war am ſeltzam⸗ 
ſten der prächtige Barth / welcher ihm faſt auff 
Die Knie herunter hieng / und 5 Viertel einer 
Brabandiſchen / oder anderthalbe gemeine Ellen 
lang war / da doch die Laͤnge des Mannes ſelber 
nicht über 9 und ein halbes Viertel einer Bra⸗ 
bandifchen Ellen ausgemacht. 


Menjchlich- geftalte Beltien. 


Leichwie unfere Vorfahren viele ſeltzame 
SH und Menjchen verſchiedener Lin: 
der beſchrieben / welche man nach igiger genauer 
Unterfuchung / und ziemlicher Entdeckung der 
allerentlegneftenfänder vor lantere Fabeln und 
erdichtete Sachen befunden alfo haben hinge: 
gen die curieufen Pilger und Itineranten diejer 
Zeit viele Dinge hin und wieder angemercket / 
die denen Alten nicht allein unbekandt geblie- 
ben / fondern auch von dem unwiſſenden Poͤbel 
biß auffdiefe Stunde vor ein Gedichte gehalten 
worden / da doch keinesweges an der Authorität 
und —— or augenfcheinlichen Zeugen 

will anitzo von Denen fremb⸗ 
den Thieren melden / die dem Menſchen der Ge⸗ 
ſtalt nad) ſehr ähnlich fallen + im übrigen aber 
wilde Thiere ſeyn und bleiben, 

Bon dei groſſen Bavianen oder Affen hat 
man nicht mehr zu zweiffeln / weilderfelben ver; 
ſchiedene in Europam uͤbergeſchiffet daman 
ſattſam befunden’ dag fie dem Menfchen faft in 


allen enferlichen Gliedern gleichen auch jo lehr⸗ 


ſam find’ daß man ſich nicht genug daruͤber ver⸗ 
wundern Fan) / wovon ich auff ein ander mahl et⸗ 


liche Exempel anführen werde. 


Merckwuͤrdig iſt das Thier FeFe in der Land⸗ 
ſhaſt — bey China / dieſes iſt gleich⸗ 
Om, . 


falls wie ein Menfch geftaltet / hat lange Arme / 
und einen rauhen ſchwartzen Leib. Es laufft 
fehr ſchnell / und wenn es einen Menfchen zu fe: 
hen befompt/ beginnet es fo gewaltig zu lachen / 
daß 19 der ganse Leib erjchüttertinicht anders / 
als wäre escin leibhafftiger Menfch / welchem 
es auch in andern Dingen / fonderlich im 
Schreyenrgemwaltig nachäffer gleichwohl untere 
läft es keines wegs / denfelben / da es feiner mäch: 
tig werben Fan zu toͤdten und grauſam zu ver⸗ 
ſchlingen. Iſt es dann Verwunderns werth / 
daß der Crocodil vor Mittleiden weinet / wann 
er einen Menſchen verſchlingen will / ſo iſts wars 
lich auch etwas ungemeines / daß das FeFe vor 
Freuden überlaut lachet / wann er vor feinen Ra⸗ 
chen einen ſchoͤnen Braten gefunden, 

Ich glaube / es werde fich nicht übel ſchicken / 
wann ich an dieſem Orthe auch mit wenigem 
berichte von einem Fiſche der da in China/(wel⸗ 
ches gange Neich voller Wunder) und zwar in 
der Landſchafft Honan / bey der Stadt Changte 
gefunden wird: Diefen nennen die Einwohner 
deswegen Haiul / welches fo viel als ein kleines 
Kindlein bedeutet / weil er / wann er ſich gefangen 
ſiehet / wie ein Kind anhebet zu ſchreyen / und aus 
dieſer Urſache iſt gedachter Fiſch angefuͤhrrt / 
maſſen ſonſten einem Crocodil mehr —— 






































106 Rerarıionss Currosa, AN 


F 





als einem Menſchen. Wann man die Fettig⸗ſchen. Was endlich von dem Lachen des — 
keit von dieſem Fiſche anzůndet / ſo Fan man fie und Weinen des Crocodils zu halten / davn 
weder mie Waſſer / noch ſonſten etwas ausld- | reden / ſoll auff eine andre Zeit verſpahrt werden 


Eine uͤberaus nachdenckliche Mißgebuhrt. 


Nter einer mehr als zu groſſen Anzahl unge⸗des erſtorbenen angeſteckt wurde / und zufeheng 
heurer Mißgebuhrten ift wohl diejenige | abnahme / auch endlich wieder feinen Wellen 
davon Hedtor, Bocthiuslib.2, Hift, Scor, und folgen muſte. Diefes Ungeheuer hat gleichw 
Georg, Buchananus lib, 13. de reb. Scotic, | biß ins 28 Fahr gelebet / von welchem ich 
melden / eine von den aller merckwuͤrdigſten. Lefer suerörtern gebe die Frage / ob es vor ei 
Ihre Befchreibung Davon lautet alfo: Bor ei: oder vor zween zu halten geweſen jey ? De 
nigen Jahren iſt in Schottland eine Mißge | Meynungen haben ihren Grumd/ ich aber wir 
buhrt zur Welt gebracht mit 2 Köpften/foviel | dees vielmehr mit denen halten / welche zu 
Ober Leibern / und 4 Händen, männlichen Ge Perfohnen draus machen. Angefehen ſich durch 
ſchlechts. Die Theile des Unter Leibes waren | das ernſthaffte Gezaͤnck / und viele andere W 1 
in gebühr- und gewöhnlicher Geſtalt und Zahl, | dungen wo Seelen in diefem Monſtro gegeiz 
AS dieſer mißgebohrne Knabe erwachfen, hat get haben / ja/ dag auch der eine Leib etliche 2 a⸗ 
ihn der König von Schottland zu fich genom: ge eher geftorben/ als der andere. 4 
men feiner wohl pflegen / umd in guten Wiſſen⸗ Mit diefer Mißgebuhrt hat diejenige eing 
ſchafften unterrichten laffen : Solcher gejtalt | grofe Gleichheit, deren Lycoſthenes geden 
hat er fich in allerhand Sprachen, infonderheit | dag im Jahr Chriſti 1044 zu Zeiten Hen 
aber in der Sing Kunſt eben fo verwunderlichr | u, Roͤmiſchen Käyfers/ auff der Gränge 
als durch feine ungewöhnliche Geftalt gemacht. | fchen Normandi und Bretagne in Srandreid 
Diefes iſt aber wohl am meiften an ia ein Mägdlein gebohren wordenwefien Leib 
Monſtro zu verwundern / daginden 2 Ober: | dem Nabel an big oben hinauff in 2 vollfy 
Leibern ſich offters zween widerwaͤrtiger Wille | menen Theilen beſtanden. Es hatte zween 
erreget/ die dann zuweilen zu einer une Koͤpffe/ vier Arme/ ſo viel Brüfte und derglei 

























Seindfeligfeit ausgebrochen / maſen man ger. | chen, Es afferlachterredete; Einer von di en 
ben, daß manchmahl ein harter Wortwechfel | Cörpern meinete oder hungerte / der andere 
und ſcharffes Gezändk ziwifchen ihnen vorgefal: 
len: Hergegen gefchahe es wieder zu Zeite | genen Mundy a er zufammen hatten fie nur eis 
daß fie fih unter einander mitleidig beflagten. | nen Abgang vor die Speife. Als der eine Theily 
Wann man den unterften einfachen Leib berüh: | oder Darf mans alfo nennen ? ) die eine D 
rete/ ſo fuhleten folches die bepden Ober-Leiber geftorben/da hat die andere nad) ganger Jahr 
zugleich und wann man einen son den oberfien | gelebet / und ſich mit ihrer todten Schwefter 
Leibern antaſtete fo hatte der andere Feine Em. ſchleppen můſſen biß dieje endlic) auch von de e 
pfindung davon, Endlich hat fich auch im Tode groſſen Bürde ermidet/ und von dem Geſtanck 
ein groſſer Unterſcheid diefer beyden Edrperbe: | ihrer angemwachfenen Nachbarin ihren Geiſt 


hergegen —— ſtill ein jeder hatte feinen eis 


—— — 


= 


funden/ Dann der eine farb viel Zage zuvoriche | aufigeben muͤſſen. —9— 

der andere / als der da durch die Berfaulung A 

Der wahrhafftige Actæon oder gehörnete Mann. * . 

sn hält es gemeiniglich vor einẽ Schertz | meiter hierauf — ſie halten es vor ein 
was man von denen Hoͤrnern an eines eiteles Gefchtwäge derer / die ſich mit Raͤncken 

su erluſtigen pflegen, Wie aber / wann ich aus 








Menſchen Stirne redet und wenige find / Die | 


RELATTITONES Curıosa 


[3 


— 





bewehrten Autoribus mit verſchiedenen Ekem⸗ 


thäte/ dag man Leute gefunden / die da 
—3 Hoͤrner getragen / und deßfalls 
hoͤchlich incommodirt geweſen? Solte ein fol: 
Hes Horn wohl nicht werth geachtet ſeyn / unter 
die mercklichſten Curioſitaͤten verſetzt zu werde, 

Hoͤret / was der beruͤhmte Medicus Barthol 
Cabrol. in feiner Anatomijchen Obſervativn 
hiervon faget: Zohan Guy ſpricht er / ein Ein⸗ 
wohner zu Montpelliers / kam einsmahl zu mir / 
ob ich ihme ohne Gefahr ein Horn abſchneiden 
koͤnte / fo ihm an der lincken Seiten des Bor; 
haupts ein wenig in den Haaren hinein hervor 
gewachſen; Solches verurſachete bey mir ein 
groſſes Nachdencken / fintemahldas Horn an 
den Knochen ſeſte / auch eines halben Schuhes 
lang / und eines guten Daumens dick war. Die 


Geſtalt war uneben / am Ende dick und oben | 
dicke als cein Schwanen⸗Kiel / Worm, Mufeo 


hinaus zugeſpitzet / geſchelpet wie das Horn er 
nes halb jährigen Widders; Endlich ließ ich 
mic) bewegen / und fägete das Horn ab / tor: 
auff eine groſſe Quantitaͤt Bluts folgte, ” ich 
mich eines Cauterii bedienen muſte / und aljo iſt 
dieſer Mann in Furger Zeit eines fehr beſchwer⸗ 
lichen Horns ohne fernere Gefahr loß worden. 


Zum Anfange diefes Seculi iſt in dem Forſt 


von Beauſe ein Bauer gefunden worden / wel⸗ 
cher Hörner am Vorhaupt truge / dieſer pflege⸗ 
te vorher ſich ſtets im Walde auffzuhalten / her⸗ 
nach iſt er jederman zur Schau hernumb gefuͤh⸗ 
ret und gezeiget worden. Dieſe Sache iſt ſo be⸗ 


kandt / daß gantz Franckreich davon zu zeugen | 


weiß / Thuan, 1, 123. Goulart, Thefaur, Hiſt. 
part. 2, p. m, 175, &feq, 


Was gefchahe an Monſ. de Eainerrefiden 


teu im Parlement zu Dyon in Burgund ? Die: 
fem wuchs im Soften Jahr feines Alters / zwi⸗ 
ſchen den beyden unterften Ribben ein Horn 
heraussin Geſtalt eines Hirſch⸗Horns / welches 
zum öfftern befchnitten werden muſte / wo es an 
ders nicht zu einer befchtwerlichen Länge gelan⸗ 
gen folte / und find alle Medicamente an diefem 
Horn zu [handen worden; Der beruhmte Mer 











dicus D. Zacharias Managetta/fhreibet umb⸗ 
ſtaͤndlicher von dieſem Horn. 
Im übrigen wird es nicht unangenehm ſeyn / 


ſich auch hieher wohl ſchicken / zu berichten dag 


die gütige Ratur manchen vierfußigen Thieren / 
Voͤgeln / ja auch Fiſchen eines oder mehr Hoͤr⸗ 
ner mitgetheilet / worinn ſie offtmahlen etwas 
ungewöhnliches hat ſehen laſſen. Von Horn⸗ 
tragenden Hafen redet Bartholinus Cent, 2 
Hiſt 36. und Wormius in Muf. |. 3.0.23. Jon⸗ 
flonus undandere, Nierembergins 1.7. Hift, 
Peregr,c, 2, meldet von einem gehoͤrneten Pfer⸗ 
des ſo am Königlichen Spanifchen Hofe gewe⸗ 
jen. Der glorwuͤrdigſte Sriedericus III. Kb 


nig von Daͤnnemarck / hatte ein Pferd aus def 
| fen beyden Ohren ein Frummes Horn gewach⸗ 


ſen welche zu gewiſſen Zeiten twieder abzufallen 
pflegten jedes war drittehalb Zoll lang / und fo 


lib. 3. cap.25. Dem Chur-Fürften / Johann 
Georg von Sachſen / wurde einesmahls ein 
Pferd verehrt / welches ein Horn vor der Stirn 
hatte jo es alle Jahr abwarff. Gottfr. Vogts 
Phnfie. Zeitvertreiber, 

Sonſten hat man bey verſchiedenen Autho⸗ 
rihus noch gar viel Erempel zu finden derer 
Menſchen / dieda Hörner brfommendarunter 
dann wohlam merckwuͤrdigſten it jene Schwei⸗ 
tzeriſche Dirne / unter dem Berner Gebiethey 
welcher Anno 1612 der gantze Ruͤcken / Arme 
und Beine / mit fo viel Hörnern bewachſen / als 
wann fie darauff gefäet wären, D. Paulus Lens 
tulus hat fie zwar hiervon curiret aber wegen 
böfer Dit iſt fie aufs neue mit ihrem affedtu 
Cornutu befallen worden. 

Ein Eatholifcher Priefter hat ein Horn am 
Milg bekommen, welches fo hart geweſen / daß 


man nichts davon hat abſchaben moͤgen. Hie 


von Fan man weitlaͤufftiger leſen in den Curio- 
fis Mifcellan, Anni primi, Obf. 30. Gonften 
halten die Medici ſolche Hörner vor eine Arch 
Marken. 


Die 








DE 


108 REeratrrones Curros® | 
Die ſchnelle Zauben- Bott. “ 


M pfleget in wohlbeſtellten Policeyen in- 
jonderheit gar viel auffrichtige und ge: 
ſchwinde Poften zu halten / vermittelft deren 
man in wenig Tagen zuwiſſen befommen mag, 
was an weit entlegenen Orthen gefchehen / ſol⸗ 
che Poſten find theils lauffende / theils reitende/ 
theils fahrende / denen allen aber vorzuziehen 
eine ſehr ſchnelle fliegende Poſt. 


In Turckey bin und wieder / abſonderlich in 


Syrien und Eghpten / hat man überall zu die: 
fen Ende beftellete Tauben Haͤuſer unter der 
Auffſicht gewiſſer hierzu beftellter Perſohnen / 
welche vielen mit einander gepaareten Tauben 
ihre Speiſe verſchaffen. Man ſendet aber offt⸗ 
mahlen bald dieſes bald jenes Paar von eir au⸗ 
der / da dann die Weiblein surf bleiben / die 
Männlein hingegen in Käffichen an Orth und 
Ende gebracht werden / von wannenman bey 


Gelegenheit einige Nachricht zu erwarten hat | 


dafelbft werden fie von gewiffen Leuten mit ſon⸗ 
derbahrem Fleiß bewahret. Wann nun etwas 
vorfaͤllet Das man gerne an einem oder andern 
Orthe bald zu wiſſen machen wolte / ſo ergreiffet 
man denjenigen Tauber / der an dem Orthe/ wo 
die Poſt hingehen foll fein angepaartes Weib: 
lein hat / demjelben haͤnget man unter die Flu⸗ 
‚gel ein mit Wachs (damit es vom Regen feinen 
Schaden nehme) überzugenes Zettlein / auff 
welchem der Inhalt des Berichts geſchrieben 
ſtehet. Wann nun diefer Tauber wohl gefüt- 
tert/ damit er nicht nöthig habe / unterwegs ſei⸗ 
ner Nahrung nachzugehen/ und ſich darüber zu 
verirren / joläft man ihn früh Morgens aus: 
flichen / alsdann ſchwinget er fich fo hoch in die 
Lufft hinein / biß erden Dreh feiner Hehmach 
erſiehet / nad) demfelben wendet er fi von 
Stund an / und kommet in einem Tage fo weit/ 
als ein Menſch in 6 oder 7 Tagen / nemlich bey 
zo Teutſcher Meilen. Andem Orther wo er 
nun anlanget / wird er bald erFandt/und ihn der 
zettel abgenemmen/ oder fo derfelbe an einen 
Baſſa abgeſchickt / fo wird ihm der Tauber 
fanpt dem Briefe überreichet/ welchen er als; 
dann jelber Ablöjee / und den Inhalt erfichet, 


den Zauber aber behält man etliche Wochen 





| Tage nad) Aleppo zu reifen nöthig hat. 


dieſer Briefe durch eine Taube / die in einem 






























über bey feinem Weiblein / alsdann twird eg 
wieder an einen oder andern Orth folher Ge 
ſtalt vor einen Poftilion geführer. n 

Diefer Gelegenheit wiſſen fich infonderheig 
die Kauffleute zu Aleppo zu bedienen + dann for 
bald ein Schiff aus ihrem Baterlande zu Ale 
randretta angelanget/ oder jonften etwas nyfq 
bes daſelbſt paßiret / fo Laffen folcher Kauffleufe 
Diener oder Verwandten augenblicklic) einen 
Zauber zu Alexandretta fliehen / welcher denen 
zu Aleppo in etwa 4 Stunden Bericht davo 
ertheilen kan /unerachtet man ſonſten wohl drey 


Es iſt zu verwundern /daß man ſich dieſer Po⸗ 
ſten nicht auch in Teutſchland und andern Pros 
vingien Europe bedienet / dann warumb 
es hier nicht fo wohlangehen / als in Orient? 
Diefer Poft gedencket auch Taffus in feinem en 


Peter della Valle, part. 1, Epilt. 12, redet 
laͤufftig von diefer Tauben-Poft / und erzehlet 
unter andern nachfolgenden Caſum der fich alg 
er eben zu Cairo in Eaypten geweſen / im Jahr 
1616 im Hornung jugetragen. Der Türckifche 
Groß Pezier der zu Aleppo mit feiner Armee 
funde / hatte einen Chiaus anden Baſſa m 
Cairo abgefandtı Wölcker von demfelben wider 
die Perfer / zu Verſtaͤrckung der Tuͤrckiſchen 
Armer/ zu begehren: Derfelbe aber befiel une 
terwegens / etwan 6 Tagereifen von Cairp/ mit 
einer Kranckheit / alfowag er nicht fortkomn 
Funte / fondern einen Araber — mit den 
Briefen fortſchickte. Der Beeg aber deſſelben 
Orths überfandte auch zugleich den Bericht 


Zage nach Cairo flohe. Auff ſolche Weife 
kahm der Baſſa den Inhalt des Briefes zum 
ſen der Araber aber ver in 6 Tagen hätteams 
kommen follen / ward durch einen Zufall etli⸗ 
Tage länger auffgehalten / dahero man gefe 

ſen / es muͤſte ihm ein Unglück begegnet Eon . 
Fam aber in 9 Tagen glücfl, mit den Briefen er Hd 


En EEE 





RELATIONES Cüarros“. 109 


Die felgame Wunde. 


Siftnichts neues / daß mancher aneiner | fe gefchloffen werden / fundern blieb offen und 
Ge und geringfhägigen Wunden dur | mitderzeit wurden Die Lippen oder Enden der: 
liederuche Verwarloſung oder ſchaͤndlichen Um ſelhen ſo hart / daß der Bauer (ſo hernach lange 
derſtand eines Chirurgi / mit gefunden Hergen | Jahre lebte) das Loch mit Leinen Lumpen vers 

pinfterben muß. Dahingegen pnden fih auch | ſtopffete. Sy offt er es vor gut hefandt / öffne: 
wohl ſolche erfahrne Meifter / die eine Wunder | teer diefe Hoͤhle reinigete feinen Magen und 
fo von jederman tödlich gehalten wird / glucklich / nahm diejenigen Feuchtigkeiten und Speiſen 
euriven. Ich habe felber einen Studiofum daraus / die ihm einige Veſchwerlichkeit veruhr⸗ 
Juris aus dem Hertzogthumb Schleßwig auff ſacheten Ermeldter Eornar füget dabey / daß 
Univerfitäten gefandt / welcher per Ketcontre | allerhöchfierfagter Käyfer Maximilianus Il, 
einen Stich ins Her befahmyund dannoch vol | felber diefe Wunde gar genau beſichtiget / davon 
lig curiret ward / wie er dann auch ohne Zweifel | ſelbſt gezruget / und mit ihme (Eornar) davon 
annochlebet. Hergegen habe ich auch einen | zum offtern geredet habe. Ant. Mizauld c. I, 
gefandt / welcher an feinem Zuß die juckende | Centur. 7.rerum mirabil.SimonGoulardThe- 
Haut ein wenig abEragete/ und in ween Tagen | faur. Hiftor, part. 2. p.502. 
daran fterben muſte. Aus dieſem und dergleichen Fällen iſt genug: 
Aber jego will ich dem günftigen Lefer eine | ſam zu erweifen / und zu ſehen / daß ein Menſch 
ſonders merckwurdige Wunde vorftellen / wel | vielen Gefaͤhrlichkeiten untermorfien / denen er 
he unglaublich ſcheinet / gleichwohl mit dem | aber offtmahlen durch Bchändigfeit und guten 
Zeugnuß und Augenichein eines Kömifchen | Derftand noch entgehen Fan und erinnere mich 
Känfers ift beräfftiget worden. eines Fransöfifchen Edelmanns / der fo gefaͤhr⸗ 
Marheus Cornar / ein berühmter Mediens | Lich verwundet worden / daß es nicht fchlimmer 
beh dem Roͤmiſchen Kayſer Marimiliano 11. | hätte ſeyn mögen, der aber gleichwohl gluͤcklich 
ſchreibet davon alfo: In Böhmen ward ein | wieder curiret worden / von welcher netablen 
Hauer auf der Jagd vermittelt eines Jägers | Gefchichte auf ein andermahl weirläuffriger zu 
Spieſſes oben am Bauche gefährlich gequet: | reden / es verhoffentlich chütens gute Gelegen— 
ſchet: Diefe Wunde / daran er allem Unfehen | heitgeben möchte, 
naͤch / haͤtte fterben müffen/ kunte auff Feine Wei 


Der wunderlich geheilte Mefferfchlucker. 


Mr vor manche gefaͤhrliche Wunden de | ften befand fih ein junger Knecht von 22 Jah⸗ 
sen Chirurgis täglich vorkommen davon. | rem Rahmens Andreas Groenheide / unter der 
koͤnnen diefelben am allerbeften ſprechen. Wir Jurisdictien eines Edelmannes / nahmentlich 
fiellen dem günftigen Leſer anitzo einen folchen | Genrge von Groten / welcher als er im Sahr 

atienten vor/ daß fich ganz Europ über jein | 16357 den29 May dem Gettes-Dienfte benzu 
gluͤckliches Entkommen verwundertiumd einige | wohnen / nach der Kirche gehen wolte / von einem 
gelehrte Leute nicht unterlaſſen haben / ſolche Magen Wehe angegriffen ward / und cin Auf. 
Eur ihren Schriften einzuverleiben. Ja der malgender Speije empfand, Damit er fi nun 
berühmte Medicus/ N. N. Becherus / hat fihs | durchs Erbrechen Davın entledigen möchte, 
wicht verdriejjen laſſen ein ganges Buch davon | nahm er fein gewoͤhnliches Tiſch⸗Meſſer / und 
au jchreiben ; Wir wollen dieſe Sache nur fürgs | feufte daſſelbe beym ‚Hefte in den Hals / weil er 
lich einführen. aber etwas unvorfichtig mit die ſer Application 

Dhngefehr fieben Meilen von Kömigsberg | umbgieng / fo ward das Mefer um Schlund 








in Preußen / lieget das Dorff Gruncwald / daſelb⸗ | ergriffen, und in einem Augenblick in den Leid 


D 3 geworffen. 








110 ReLATIONES Currosa, 





geworfen. Man bemürhete fich zwar ganger zween Tage auffs äufer; 
ſte / daffelbe nieder aus dem Hals zu befommen ; man ftellete ihn auff 
den Kopff / man goffe ihm Bier in den Hals ı aber daſſelbe führete das 
Meſſer vollends in den Magen / und daranff fühlete der Patient Feine 
fonderliche Schmergen mehr / fo daß er wieder an feine gewönliche Ar 
beit gieng. 

Eoldher Geſtalt gieng er etliche Wochen / bis ihm fein Herr erlaubs 
ferumd rietherdaß er am 20 folgenden Nonaths Yunii fih nach Könige; 
berg begab, und mit die Medicus confulivte / welche am 23 dito diefen 
Zufall vor heilbahr erklaͤreten / und ich vefoloirten / die Cu— nach den 
Hundstagen anzufangen. Am29 Funii gaben fie ihn einen Löffel voll 
Baum / und JohannesKraut:Delimeiner warmen Suppen ein’ umb 
die Schmergen zu ftillen / welche bifhero wieder zugenommen hatten 
darauff hegunte er am folgenden Tage das Meſſer zu fuͤhlen / und thäte 
Ihm die lincke Seite toche/ da er fonfienden Schmergen in der rechten 
Seiten empfunden hatte. Alſo haben ihm die Medier hernach ein ma; 
guetifches Pflaſter auffden Magen geleget und find endlich am 9 Julii 
nachdem fiedem Patienten einen Balfam-Tranık und eine Coufortantz 
— Carbunkeln und Rofen Waffer eingegeben / zum Werck ſelber ges 

Jritten. , 

Daniel Suabius / der Koͤnigl Pohln.Lithotomus und Bruchſcheider 
thaͤte an der lincken Seiten einen Schnitt in das Häutleindes Einge⸗ 
weides / Peritonæum genandt/bey 4 Zoll lang / und zwar an dem Orthe/ 
wo man eine Heine Geſchwulſt gemercket, bey welcher der Patient alle 
Morgen einigen Schmergen empfunden, 

Hier auff gieng der Chirurgus weiter zu Werck / und nachdem er den 
Magen auffgefucht, fehnitte er mit einer Scheer ein Loch darein / und 
ſuchte nachdem das Meſſer. Wie er daſſelbe gefunden, da loͤſet er das 
Häutlein des Magens, gerade überder Spike des Meſſers / mit einem 
Scheermeffer gar fanffte/faffete den toͤdtlichen Splitter-mit einem ſub⸗ 
tien Zaͤnglein und zohe alſo das Meſſer / welches ſchon gantzer 45 Tag 
und Nacht im Magen gelegen / auch) feine Farbe und Geſtalt nicht ans 
ders / als wäre es im Feuer geweſen / geaͤndert hatte / mit einigem Klang 
oder Geraͤuſch heraus / wiewohl fo glücklich / daß ſich die Wunde bald 
wieder geſchloſſen. 

Der Patient ward nunmehr zu Bette gebracht / die Wunde abgewa⸗ 
ſchen / und mitz Hefften geſchloſſen / da dann die Vorſichtigkeit des 
Wund Artztes keines Weges — Balſam und andere 
kraͤftig heilende Säffte wiſchen die Hefite hinein zu gieffen, und ift alſo 
der ungluͤckliche Meſſerſchlucker von feiner Wunden und gefährlichen 
zufall nach twenig Tagen völlig wieder genefen, Sch ” die vechte 


Geftalt und Gröffe des eingefchluckten Meſſers fo wie fie dem berühm: 
ten Medicyı Raudev aus Preußen nad) Padug von dannen aber fol: 
gends zu Kirchero gefandt worden/ aus deſſen Arte Magnetica wir die; 
je Eur genommmen / zugleich mit hinbey fügen wollen / bey welcher der 
Leſer die groſſe Gefahrdes Patienten einiger Maſſen erkennen Fan. 



















Reratrronss Curıosa. 


1 





Dieunnatür 


On denen mit gefegnetem Leibe gehenden 

V Weibern haben wir viel Exempel eines 
unnacnrlichen Appetits/ denen iſt Kreyde / Koh⸗ 
Ten, Sand / roh Fleiſch / Glaß / Stein / Holtz / le 
bendige Thiert / Wagenſchmeer / ete. offtmahlen 
gar ein angenehmes Lecker⸗Bißlein / und das al⸗ 
les ohne einzigen Schaden ; Zu Leipzig hat nur 
noch neulich eine Frau gelebet7 welche zur Zeit 
ihrer weiblichen Buͤrde jedes mahl bey der 
Mahlzeit einenZeller vollrohe Weitzen⸗Koͤrner 
auffjesen laſſen / davon fie zwiſchen den andern 
Speijen allezeit tinen Mund voll zu genieffen 
pflegte. Zu Paris hat vor Furger Zeit eine ſol⸗ 
x Frau gewohnet welche aus Antrieb derglei⸗ 
en Schwachheit vor 400 Rthlr. Genueſiſche 
9 Kanten oder Spitzen auffgekaufft / und 
nach und nach verzehret 7 denen bald hernach 
vor fo viel Geld dergleichen Kanten folgen mu 
fen. Eine andere Fran in Sachen Funte fi) 
nicht genug ſaͤttigen mit der fetten Thon⸗ Erden. 
Was diefe Krankheit / welche Pica genennet 
wird / vor ein Affect fey / jolches hberläffer man 
billich denen Medieis / unter denen abſonderlich 


Schenkius vortrefflich hirvon gefchrieben hat. | 


Immittelſt bekomme ich hiebey Anlaß zu re: 
den von den ungewöhnlichen Speifen (Dan von 
vielen werden nachfolgende Sachen nicht ans 
Appetit / den Hunger zu ſtillen / eingeſchwelget) 
verſchiedener Menſchen zu reden; Offtmahlen 
iſt das Frauen immer von einer eitelen Einbil⸗ 
dung dermaſſen eingenommen / daß es ihm ein⸗ 
bildet / durch Beſchwerung des Magens mit un⸗ 
gewöhnt, Speifen ihrer gebrechlichen Schön 
heit Rath zu ſchaffen / und an art ber naturli⸗ 
chen Roͤthe / eine jo genandte Zürkil, Schönheit, 
welche in einem bleich; weiſſen Antlitz beftchen 
ſoll / uwege zu bringen, Zu ſolchem Ende freſ⸗ 


fen fie gantze Stucker Kreyden/ Bley und ande⸗ 
re Sachen in den Leib welche zwar eine bleiche 
arbe erwecken / aber auch mehrentheils die | 


| 


| 


Danung des Magens dergeftalt hemmen daß 


‚gemeiniglich eine oder andere böfe Kranckheit 


darauff folget/ wie dann vor gewiß gefage wird / 
doß guff ſolche Weiſe vor wenigen Jahren eine 








| 
| 
1 
| 
i 





liche Speifen. 


Dame aus dem allervornehmften Gefchlechte 
der Welt / ihren Todt allzu frühzeitig zumege 
gebracht 7 eine andere vornehme Jungfram 


nehmlich / eines BürgermeiftersTuchter zu Am: 
ſterdam / nahm von den ſtinckenden Brennturff’ 


und gefchnittenen Stucklein Bleyes fo viel zu 
ſich / daß fie endlich im Haupt unrichtig worden’ 
der Magen empfand groffe Schmersgen / und 
der Unter-£erb ſackte fich weit hernieder. Doch 
find hierzu nicht zu rechnen Diejenigen 7 welche 
aus Antrieb eines ımgrdentlichen Appetits / offt⸗ 
mahl etwas ungewoͤhnliches genieſſen: Wie 
dann vor wenig Jahren in Schweinfurth ein 
Maͤgdlein gelebet / welche / weil ihr die Kraͤtze / 
davon fie ſich curiren laſſen / in den Leib hinein 
getrieben worden / in ein beftiges Fieber verfal⸗ 
len’ und mit Feinem Dinge bejfer gefättiget wer 
den kunte / als Mehl weiß zerriebener Kreyde. 
Ich wende mich nun zu dem maͤnnlichen Ge⸗ 
ſchlecht / welches auch nicht allerdings ven die⸗ 
fen unordentlichen Speiſen befreyet iſt; Clau⸗ 
dius/ein Lothringer/ fraſſe nicht allein von obanz 
gerührten Dingen / fendern auch Stroh / Heu / 
faule und ſtinckende Sachen / ſolches war beſtia⸗ 
liſch / ja er ſchluckte / ſvn den warmen und friſch 
geworffenen Kuͤh Unflath ſonder Eckel ein / und 
üubertraffe auch darinn Die Beſtien ſelber. Zu 
angeregtem Schweinfurch war vor Futger Zeit 
ein Knabe von etwan 6Jahren / eines Mäurers 
Sohn / welcher / nachdem ihm die Mutter Milch 
entzogen worden / alſobald einen Luſten zu Krey⸗ 
de / Staub / Sand etc. bekommen / ex kroch / wie 
er noch nicht lauffen kunte / auff der Erden umb⸗ 
her / und ſuchte ſolche Sachen ans allen Ritzen; 
As man ihm aber hierin einige Hinderung ge⸗ 
than / da ſuchte er die beſudelte Schuh herfüry 
und nagterf, v. den Unflath davon. Kein Dre 
hen noch gute Wort Funten ihn hievon abbrin: 
gen + fondern der Apperitnahm mit dem Alter 
zu / daß er in groͤſſerer Quantitaͤt den Sand (oft 
mahlen einen halben Hut voll) Kalck / Kohlen / 
Ziegelſteine / rohes Fleiſch und Wuͤrſte / die Tach⸗ 
ten der Lichter etc. einſchluckete / und zwar ehne 
eingige Beſchwerung. 
. Als 











112 
Als man ihn einsmahls allein zu Hauß gelaf 
jen / hat er an dreyen Orthen der Wand den 
Kalck gang auffgezehret / und als er daruber bes 


ftraffer worden / ifter nach feines Rachbahren | 


Mauer gegangen’ welcher ſolches merckend / die 
Mauer nit Wermuth⸗Safft befprugetiwarauff 
der Knabe / der vor diefer Bitierkeit einen Eifel 
hatte / ſich nach dem naͤchſten Bächlein verfügt 
und den Magen mit fenchter fandichter Erde 
angifallechat. Er hat einsmahls ungelöfhten 
Kalck eingeſchlucket / welcher ihm den Magen 
dergeſtalt zernaget / daß er ohne Auffhoͤren kalt 
Waſſer ſauffen muſte / da dann über zo / theils 
todte / theils lebendige Wuͤrmer von ihm gegan⸗ 
gen, Die beiten und angenehmſten Sputfen 
als Zucker, Honig Milch oder Fleiſch / achterer 
nicht; Suppen aus lauterem Waſſer/ Kaͤß und 
Brod / vor allen äber der Sand / iſt feine befie 
Koſt / er friſſet die Lichter / ja gar dasjenige / da⸗ 


mit die Lichtſcheren angefullet ſnd. Im uͤbri⸗ 


gen iſt er friſch / froͤlich und geſunder Farbe, 
ſchlaͤfft wohl / und mangelt ihm nichts. D. Mi, 
chael Fehr / Medicus a Schweinfurth / Fan kei⸗ 
ne Urſache dieſes unnatürlichenAppetits geben / 
und befennet / daß ſolche Monftra von der Ra; 
tur felber erzeuget find. Und mag man ſolche 
Leute warlich billich unter die Ungeheure oder 
Monſtra rechnen/ dann es iſt nicht menſchlich / 
daß einer fo viel Glaß einfreſſen / und doc) ge: 
fund bleiben ſolte / wie jener gethan / deren Bil- 
dan. Cent, V.obf,2, und Borellusc. 1. obf.52, 
gedendet/ dag einer eine Schüffel voll Steine, 
deren jeder eines Daumen dick / einſchlucke / wie 
von einem folchen angezogener Borellusc.ı. ob: 
ferv. 69. meldet + und dergleichen vor etwa 18 
Jahren zu Cub am Rhein ein Knabe gefunden 
morden/ von welchem man deswegen ſagte / daß 


Der hochbetagte Methuſalah. 


Weun wir die heutige Welt ein wenig ge⸗ 
nau betrachten / fo finden wir auch unter 
denen/ Die ſich Auferlich vor die beiten Chriften 
bekennen / ſehr ſchaͤdliche Schwärmer und Irr 
geiſter / welche weder GOtt noch Teufel glau: 
ben die weder die Hölle ſcheuen / noch den Him⸗ 
mel wuůnſchen / denen die Bibel ein Fabelwerck 


Reratrıoues Curıesk. 


; Aldroyand, in Monitror, Hiltor, gedencfe 





























n 


ereinen Wolffs- Magen hätte: Daß einermig 
Petro Rodrigyy einem Hoff-Bedienten des une 
garifchen Königes Ludovici / lebendige Mäufeg 
abgebauene Ragen-Schwänge / ſtinckend und 
verjaulendes Aaß von der Strafen ohne Ekel 
einjchwelgen Eonte/ wie folches Nico, Ldhuane 
fs. 1, Vll,rer, Hung, beſchrieben: Daß jeng 
Tagloͤhner zu Bononien in Lombardien A 
1626. umb eines geringen Geldes Willen 

ge Kruge / eiſerne Nägel’ Leder Holtz leben 
Ahlen /Maͤuſe / Vögel etc, einfreffen  undo 
Lebens⸗Gefahr durch den gewöhnlichen Stußl 
gang wieder von ſich geben Eunte / deſſen U'yk 


{ 
kr 


Eufebius Nierembergius hat zu feiner Zeit am 
Königlichen Spaniſchen Hofe einen Frefferg 
ſehen / welcher wölline Lacken / Leder / lebendig 
Maͤuſe / ja lebendige Katzen mitHaut und Hag 
auffgefreſſen / und wann ſich die Katzen zur Beh 
geſeßzt / hat er fie wacker zerbiſſen: Zu Prag ha 
im vorigen Kriege / als fich die Schweden 
Theils derfelbenStadt bemächtigetrein der 
hen Freſſer iu Gegenwart des Schwedi 
Generalen Arel Lillie Koͤnigsmarck des & 
fen de la Garde und des Grafen von Loͤwe 
— umb ein paar Reichsthaler ein junges 

endiges Schwein fampt den Haaren mit feb 
nen Zähnen ergriffen / und fo tapffer darinn g 
get/biß er alles/ansgenommen das Eingewe 
auffgefreffewund als ihm die Zuſcher zurede 
daß er auch das überbliebene Eingeweyd 
lends hinein jagen möchte/hat er fich vermitt 
eines Ducatens auch hierzu bereden la 
Sind ſolche Leute nicht rechte Monſtra 
Ungeheure der Natur ? Mifcell, Curiof, 
obfery.83, 




















und Menfchen-Sag iftrangefehen viel da 
enthalten iſt welches über ihren 
bet. Unter anderr habenfolche unglid 
Laͤſtermaͤuler ihr Gefpötte, an dem hohen 
der Menſchen vor der Suͤndfluth / welch 
wacker durchzusiehen wiſſen / und tweil auch 
andern gelehrten Maͤnnern desfalls alle 


ET 


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Num. 15. RILATIONES 


Curıosk 113 


EEE —— 
Expliegtidnes und Meynungen auffdie Bahn | Tom. 2, Claff;7, part.2. cap. 2. zu Iefen iſt. 


gebracht / welche einen Unverftändigen leicht 
veriirren Fönnen als Fan nicht unterlaffen/ant 
go diefe Materie / ſo weit fie durch Philo ſophi⸗ 
he und natürliche Grunde / ja durch Die gute 
Bernunfft / gehandelt werden mag / aus den 
Schrifiten gelehrter Leute darzuſtellen. 

Weil es dann freplich etwas felgames und 
höchft zu verwundern ift/ daß / da Adam 930/ 
Seth 92 / Enoch gozriaMeihufalah 969 Jahr 

elebet / die Zeit des Menſchlichen Alters alſo⸗ 
ald nach der Suͤndfluth dergeſtalt werfürget 
worden / daß Abraham nicht über 179 Jahr alt 
und dennoch von ihm geſaget worden / daß er 
des Lebens fat geweſen / und im hohen Alter ge 
rben / ja dag nach ihme biß auff den heutigen 
das 70 / und wann es weit kompt / Das gofe 
Fahr vor das höchfte Alter eines Menſchen 


geachtet wird / als Zi ihrer viele die Jahre 


unſerer alten Vorfahren anders ausgeleget / und 
behaupten wollen / daß es nicht Sonnen ſondern 
Mond Jahre geweſen / oder etwas groͤſſer / der⸗ 
geſtalt 7 daß ein ſolch Jahr nicht mehr als 36 
Tage beariffen/ und demnach ein Sonnen Jahr 
10 Mond⸗Jahr ausmachen nach welcher Rech: 
nung Adam an ftatt 930 / nur 93 Jahr alt ge: 
weſen wäre. s 
Diefer Irrthumb laͤſſet fich aber von einem, 
der feiner gefunden Vernunfft mächtig / leicht: 
Lich widerlegen / dann erfilih wird Das Wort 


schanah in der Bibel nirgends vor ein Mond: 
ſondern immerbar vor ein Synnen Jahr ge 


nommen. 2. Werden folche Fahre Dadurch 
verfianden / die bey den Juden damahlen ge; 
bräuchlich waren / diefelben aber bedienten fich 
der Sonnen: Jahren / dann die Egyptiſchen 
Fahren (deren fich die Juden nad) dem Aus; 
zug aus Egypten bedienet / und die Dadurch die 
Patriarchen als welche die Stern Kunſt und 
Jahr Rechnung von ihren Vorfahren empfaır 
gen und in Egypten gebracht) waren nicht an⸗ 
ders als Sonnen-Jahren/mie ſolches Jofephus 
Scaliger, deemend, Ib, 3. bezeuget. Es find 
wohl einige opti geweſen / Die Mond Jah⸗ 
re gebraucht / aber derer find ſehr wenig gewe⸗ 
ſen wie ſolches bey Kirchero Ocdip. Zgypt, 
om.l. 


Zum 3. Wann man MondJahre Daraus ma: 
en wolte / fo wuͤrden viel ungereimte Dinge 
daraus entſtehen. Kenan war 70 Jahr alt/ als 
er Mahalaelzeugeter Gen, 5/12, Enoch war 56 
Jahr alt / als er Methufalah zeugeter Gen /21. 
Arpharat war z5 Jahr altı als er Salah zei: 
gete / Gen.un2, Wann hiedurch nun Mond: 


| Sabre zu verſtehen / fo muͤſte damahlen Kenan 


nur 7/ Enoch 6 und ein halbrund Arpharat nur 
3 und ein halb / unferer gewoͤhnlichen Sonnen 
Fahr altgewefen feyn. Ja Abraham hätte fein 
hohes Alter nicht höher als auff 77 und ein halb 
Jahr gebracht / welches warlich ungereimt it, 
Zum 4. Daß man Sonnen: und nicht Mond⸗ 
Jahr verſtehen müffe/ erhellet auch aus vielen 
rthen der Bibel ſelber / dann fie meldet ja gar 
yon den Monden dieſes oder jenen Jahrs / wie 


| folches Gen. 3/5. Deat.1/3. zufinden / dann 


Dorfen wird des 10 / und hier des Monaths 
gedacht. Es ſchutzen hier einige vor / daß zwar 
12 Monathen in einem Jahr / aber nicht ſo viel 
Tage in einem Monat / wie zu unſern Zeiten / 
geweſen / aber der einzige Tert/ Gen. 314. Fan 
folchen Einwurff hemmen / wo gemeldet wirdy 
daß am 27 Tage des andern Monaths bie Ev 
de nad) der Sundſſuth wieder trucken worden. 
So bleideis dannenhero dabey / daß das Le⸗ 
ben Adams und der andern Vaͤter vor der 
Suͤndfluth nad) den Sonnen: und nicht nad) 
den Mond-Sahren zu verfichen iſt. Die Urſa⸗ 
chen aber jolches langen Lebens konnen fenn/ı 
Gottes unerforſchlicher Wille dem es alſo be: 
liebet. > Natuͤrlicher Weiſe / die herrliche Tem⸗ 
peratur der eingebohrnen Wärme und Feuch⸗ 
tigkeit / wie nicht weniger Die vortreffliche Be— 
ſchaffenheit der menſchlichen Leiber / welche da⸗ 
mahlen bey ſonderbahrer Krafft waren / da die 
Natur erſt neulich von GOtt erſchaffen / und 
kraͤfftig genug war / ſich ſelber in ihrem Wohl⸗ 
ſtand zu unterhalten, 3. Die groſſe Sparſam⸗ 
keit und Maͤs igung im effen und trincken deren 
fie ſich bedieneten: Daun es iſt nach dem ge⸗ 
meinen Sprichwort brkandt / daß die Uppigkeit 
in Speiſen mehr Menſchen hingerhefer/als das 
Schwerdt. Ein ſolches Miſchmaſch in ven 
P Speiſen 














114 


Speifen war ihre Taffel ungewohnt, fie behalf⸗ 
fen ſich mit einfachen Tractamenten / darunter 
die Kräuter die vornehmften und gewöhnlich: 
fien waren. 4. Die ausbündige und gefunde 
Gemwächfe der damahl neuerfhaffenen Erden’ 
dann der Saame / Früchte und Kräuter waren 
noch nicht verdorben durch das Saltz Waſſer 
wie hernach bey der Suͤndfluth gefhehen. 5. 


Die vortreffliche Wiffenfchafften Adams und | 


feiner Nachkommlinge in Erkantniß der Natur 
und Artzney / Dann er Fennete alle Kräuter, 
Pflantzen Srüchte und andere Dinge / fo zum 
Unterhalt des Menſchen dienlich waren wo: 
durch derfelbe vor Krankheit bemahret ; und 


feine verlohrne Geſundheit wieder erlangen | 


kunte. Diefe herrliche Wiffenfchaftt Funte U 
dam jelber gebrauchen fo lange er lebte/ und ſei⸗ 





















ReraTıonss Carıosa -, — 


[ 





| ne Nachkoͤmmlinge darinn unterrichtenwei en 
gelebet hat big an das 75 Jahr Lamcchs , weh 
er Noah Vater war. 5. Die gefunde Lufft 
Orths / da fie fich auffbielten / nemlich im 
genlande. Hier koͤnte einer einwenffen vann 
dann die / ſy heute an denfelben Drthen woh ne: 
nicht auch fo lange leben? Aber die Antiogr 
iſt dag die gefunde Luft nicht die einzige Urfadh 
geweſen / fondern mit zuden andern gehol 
Sp ſcheinets auch, dag nach der Suͤndfluth 
felbe Oerther im Morgenlande nicht meh 
gejund geweſen / weil die Erde dur) das Salg 
Waſſer gewaltig verdorben worden / aljo / da 
man auff die Stunde in der Gegend Aſhrien 















auff viele Meilwegs von der See lauter Brad 
oder halb Sals Waffer findet/ und dahero wi 
nig gute Gewaͤchſe hervor kommen koͤnnen. 


Der greuliche Gotteslaͤſterer. 


M nicht geringer Beſtuͤrtzung lieſet / ja fie: 
het und hoͤret man nod) heutzu Tage Die 
allergottlofejien Reden einiger verzweiffelter 
Boſewichter deren erliche fo vermeſſen ſind /daß 
fie fi unterfichen dorffen / Gott unjerm HErrn 
feine ihm allein gebührende Ehre abzufchnei; 
den’ und fich felber unter die Zahl der Götter zu 
fielen / da esihnen durch Hülffe des Satans 
jelten fehlet an Berftand Beredung / Scheint 
Wundern / und dergleichen, 
Ein ſehr merckwurdiges Exempel haben wir 
deßfalls in dieſem Seculo nemlich / Anno 1626 
in Preuſſen erlebet Es that fich zu Königsberg 
ein neuer falfcher Mesfias oder vielmehr ein er; 
ſchrecklicher Gottesläfterer herfür/der Fein Ber 
dencken £rug/ ihm felber einen unerhoͤrten Nah⸗ 
men und Titul zu geben, indem er ſich nennte: 
Johann Albrecht A elgreiff, Syrdos, Amata, 
Canamata, Kikis, Smolkilimundis, Elioris, 
Dber-Erg-Hoherpriefter : bes heiligen goͤttli⸗ 
chen Reichs König: Der gangen Welt Friede; 
Fuͤrſt / Nichter der lebend igen und Todten ; 
Gott und Vater / in deſſen Herrlichkeit Chriſtus 
kommen wird zum gſten Gericht / Herr aller 
Herren / und doͤnig aller Königen. Sonſten 





war er eines Prieſters umehlicher Sohn, nahe 




























[lagen / daß er A gang im Kopffe h 
Was feine Geftalt 
fit munter und froͤlich / das Haar auff 


h 
3 
* 








RToMES Cuxrros'a. 115 


dom Himmel gebracht / daß er die Perſohn Got: 
tes des Vaters hier auff Erden leibhafftig und 
mefentlich in menſchlicher Geſtalt praſentiren 
folte, alles Boſe aus der Welt abſchaffen / und 
die weltliche Regenten mit eiſernen Ruthen 
peitſchen: Deßwegen führete er in einem groß 
fen Siegel einen aus den Wolcken reichenden 
Arm mit einem Schwerdt. 

Ais nun feine Gottesläfterung entdecket wor: 
den / ward er in ein Gefaͤngniß geworffen / Der 
wegen alſobald einige Geiſtliche zu ihm gien⸗ 
gen, die ihm feinen groben Fehler und erſchreck⸗ 
liche Berführung des Teuffels vorhielten/ und 


ihm ermahnten/ auf feiner Geelen Seligkeit 


bedacht zu fepn: Er antwortete aber/ daß er 
Feiner Seligfei bedürffe, der Sohn GDttes/ 
der heilige Geift / Engel und Teufel muſten 
ihm zu Gebot ftehen. 

Bißweilen befeftigte er 


berumb zu lauffen / des Abends befahl erden 


Dlaneten ihre Stelle zu verändern / und hier | 


oder dahin zugehen / welches auch dem Anſe⸗ 
ben nach alfo gefchehen / zumahl folches eine un: 
sehlbahre Menge Volcks angefehen und bezew 
et woraus erblicfet / dag der Geifi der Ber 
lendung ihm beygewohnet. Ohne Peinigung 
bekandte er / daß er in Siebenbürgen mehr ala 
o Che-Weibern das Waſſer des Lebens (ſo 
butcen feine verfluchte Worte ) aus feinem 
Leibe mitgetheilet. 
Wie ihm nun endlich das Todes Urtheil vor- 
gelefen wurde / bezeugte er fich getroſt und ſag⸗ 


ie / daß am Dritten Tage fein Erib gus der Aſchen 





feine Lehre mit fab | 
ſchen Wundern / ergebotheder Sonnen/rumd | 


wieder hervor kommen folte/ gleiihwohkbegun- 
te er einmahl bitterlich zu weinen / und als Der 
eine Priefier Die Urfach deſſen zu wiffen begehr⸗ 
ter ſprach er: Ich weine ber die Boßheit und 
Sunden aller Menfhen / ja auch deßwegen / 
teil ſich Die Welt unterſtehen darff / mid) zu 
tödten, Man führete ihm zu Gemuthe / daß er 
jeine Sünde beweinen / ind ſich umb feine Sees 
len Heyl bekummern ſolte / aber er antwortete: 
Wie ſolte ich mich umb die Seligkelt bekuͤmeen / 
weil ich dieſelbe andern mittheilen kan. 

Auff einen Sonnabend / welcher war der 
October / gemeldten 1626 Jahrs / ward er nach 
dem Gerichts⸗Platze geführt; Als er bey das 
Schloß kam rieff er: Weh! Weh über Prenf 
ſen / und über die verſtockte Windel Prepiger. 
Einer von den Prieſtern ſprach hierauf zu ihm: 
Weh über euch / D unbupfertiger Sünder. Im 
fortgehen fahe er fich jederzeit nach den reine: 
ften Stellen umb / als ob er fich ſcheurte / feine 
RR zu beſudeln. 

Der Scharffrichter bemührte ſich durch 
Vorſtellung verfchiedener feiner Henckers⸗In⸗ 
firumenten/ ihn zu fchreefen / und zur Bekeh⸗ 
rung zu bringen aber er verſpottete dieſes alles. 
Die Churfurfiin von Brandenburg hatte ihn 
aus dem Gefaͤngniß zu fi) kommen laſſen / und 
allen Fleiß angewandt + ihn von feiner greuli⸗ 
en Goftesläfterung abzubriftgen / aber alles 
vergeblich. Alſo iſt er endlich enthäuptet und 
verbrandt worden jein Leib aber ift biß auff die⸗ 
fe Stunde noch nicht wieder aus der Aſchen her: 
vor fommen.Theatr, Europ, Abellini, fol.710, 


% Das Nordifche Beengraß. 


N Norwegen mächlet hin und wieder ein 
gewiſſes Kraut von fonderbahrer Wür- 
ung / welches die Eingebohrnen Beengraß 
nennen. D. Simon Pauli / berühmter Pro: 
feffor und D. Medicine in Copenhagen’ giebt 
ihm den Nahmen Oflifragum Gramen, vder 


Beinbrecher. Wann das Rindvieh davon iſſet / 


fo werden fie ish daß fie von ihren eigenen 
Deinen nicht koͤnnen gefragen werden, Die 


Knochen werden an den Thieren fo weich / dag 
man fie umb einen Stock winden möchte: man 
pfleget das Vieh vun dieſer Lähmung zu heileny 
wann man ihm die Knochen eines Thiers / fo an 
diejer Krankheit geftorben/ darreichet. ; 
Zu verwundern iſts / daß die Norweger aus 
dieſem Kraut eine Salbe zu machen wiffen wo⸗ 
mit fie die Knochen Mfammen leimen. Ange 
vegter Pauli vermehnet / es wäre Bley oder 
PB 2 Dec 





116 


Queckſilber unter derfelbigen Erden zu finden, 
ton Diefes Kraut waͤchſet / sumahlen nach Kir; 
cheri Anweiſung Art, Magnet, ], p.5.c,3. alle 
Pflantzen ihre Rahrung Durch eine magnetifche 
Krafft aus der Erden an fich ziehen / und von der 
Eigenſchafft der Metallen mit welchen diefelbe 
Erde ſchwanger gehet/ etwas annehmen. Im 
übrigen aber / fo iſt dieſes Kraut denen Bingen 
fehr gleich. 

Hieher Fan wohl angefuͤhret werden / was 


Der hart geaͤngſtigte fliegende Fiſch. 


Um Ende dieſer Relation wende ich mich 
zu dem großen Welt Meer / und zwar dev 
ſelben Gegend / Die bey denen Schiffern unter 
dem Rahmen Mar del Nord befandt iſt / da: 


ſelbſt enthalt ſich nad) einmuůthigem Zengnig - 


aller Schiffleuter die ſelhige See beſeegeln / eine 
Arch kleiner Fiſche / die in der Groͤſſe eines 
Herings / welche an benden Seiten mit ſo ge; 
ſtalten Slopfedern verfehen find 7 daß fie fich 
derfelben / in Zeit der Noth zum fliehen bedie- 


nen moͤgen. Diefe Fiſche werden infonderheit | 


don denen Touynen und einer andern Art Fü 
ſchen / die man Albacores nennet/ verfolgen, 
und zur Speife aufſgeſucht / weßhalben fie fich 
zum öfftern bey groſſen Schaaren in die Luft 
ſchwingen / und einen Strich von 150 Schritten 
fort fliegen alsdann beginnen ihnen nicht allein 
die Klügel zu druͤcken / und zum fernern fliehen 
antichtig zu werben / fendern es paffet ihnen 
auch alfobald auf eine gewiſſe Arth ke 





ReLrarnonss Curios® 


traͤget / gleich der Gerften/ doc) etwas ſch 



















Jacob Bonzius l.5. Med, Indor. c. 33.m het 
von einem Kräutlein welches einen Saamen 


ser und haarichter: Daffelbe wächfet in 
lacea und etlichen andern Theilen des 

Landes Indien / und machet die Knocht 
waltig ſtarck / fo gar daß einer / der nur 
Zähne mit dem Safft diejes Rräntleins beftn 
het / die allerhärteften Kieſelſteine in den 
fen Sand zermalmen Fan, 


Er 


MeerWoͤgel / bey den Spaniern Nabos Fog 
cados genandt / Denen er Sifche ſo ein amı 
nehmes Leckerbißlein / als den Tonnynen fin 
weßwegen fie fich alsdann in dem Meer zu 
gen wieder hernieder ſencken. F. 


In dem rothen Meer giebt es auch wohlfi 
gende Fiſche / fo aber gar einer andern Art 
maſſen fie uͤher zween Schuh lang find / ‚haben 
runde Köpffe / die vornen gleich deren Nöle 
geſchnaͤbelt ſind und über 4 uder soo Schi 
Ko fünnen. Neuhoffs Genefihe Geſam 

[u J 





Ich weiß wohl / dag unter denen Gelchrfck 
undfonft belefenen Leuten wenige find / dene 
diefe Materie nicht vorher befandt wäre / abe 
ich hoffe man werde mirs erlauben / einem 
andern / denen die Lufft⸗Fiſche nicht befan 


deßfalls gegenwärtigen Hleinen Bericht mi 
27 


zutheilen. 








Recärıones Curıosk i17 


— 


SS SS 
\ Es 


7) 


‘ 


O m hien wird dieſes oder jenes in ein⸗ 


> md anderm Lande vor eine wohlſchme⸗ 
ckeude Speife gebraucht / vor welchen man an 
derwerts einen Ekel hat. Neiche und vorneh- 
me Leute halten viel von den Schnecken Mur; 
Heln und andern Schwaͤmmen 7 vor melchen 


ein Bauer fih erbrechen würde, Katzen⸗Ca⸗ 


mel und Pferde Fleiſch if bey den Tartarın und 
etlichen andern Nativnen Die gemeinſte Spei⸗ 
fe welche ung / die wir eine andere Gemonheit 
hahen / ſeltzam und beftialifch vorkompt. Aber 
viel merckwuͤrdiger iſt dieſe Speife / davon ic) 


itzo infonderheit berichte aus Kirchero / Taver⸗ 


nier / Redo und andern berühmten Leuten, 
In Orient liegen zwey gewaltige Königret: 
the ander Ser / Rahmens Cochinchina und 
Zunguin/gerade zwiſchen China und Indien / al⸗ 
jo daß man nicht weiß /_ zu welcher von dieſen 
— Nationen man fie rechnen ſolle. Da 
ſelbſt / und auch an etlichen Orthen in der Chft 
Choro mandel in Oft-Fndien z findet man eine 
Arth ſchwartze Nägel / in der Groͤſſe der gemei⸗ 
nen Schwalben; Diefe naͤhren ſich von dem 
Schaum der offenbahren See : Welchen See 
Schaum fie auch mit einer aͤhen Feuchtigfeit 
aus ihrem Schnabel Dergeftalt zu temperiren 
wiſſen / daß aleichfamb ein zähes-Hark daraus 
wird / aus welcher Materie fie hhre Reſter / in der 
Groͤſſe eines halben Eyes / gar artig za bauen / 


und andie See⸗Felſen zu bangen willen, Sol 


& 


SS N 








Das wohl-fehmeckende Vogel · Reſt. 


N 


che Neſter aber werden mit gar groſſem Fleiß 
auffgeſucht / und entweder fo / wie fie an ſich ſel⸗ 
ber findsgubereitetsoder zu Pulver gemacht / und 
unter andere a auff vornehme Gafte: 
reyen (melcher&itelkeit dieje Nation ſonderlich 
ergeben) geſtrenet. Sie werden vorhero In 
warm Waſſer eingeweicht / und von allen Uns 
flath und Federn wohl gefäubert. Etliche rich 
ten fie mit einer Fräfftigen Düner ‚oder einer 
Bruͤhe von Kalbfleiſch zudag fie die Geſtalt ei⸗ 
ner Gallere befommen. Hiero von Cappado⸗ 
cien / wie auch Andromachus und Asclepiades 
bey Galeno melden war / daß man die Neſter 
etlicher Vögel zur Artzney gebraucht / aber daß 
man fie zu Speiſen angene mmen / davon haben 
die Alten nichts gemeldet. Unterdeſſen ſind 
doch dieſe Vogel Reſter nach anmurhiger / als 


| das Geiraͤnck etlicher Nationen in Americag / 


von denen / inſonderheit aber von den Einwoh⸗ 
nern der Inſul a Mocha / fo nicht weit vom 
Strande Des Landes Chili belegen 7 Olivier 
Dapper in feiner Americanifihen Befchreibung 
lib, 1. cap. 3. und viele andere bezeugen / daß Die 
alte Zahnloͤſe Weiber den Mais (welches hr 
Korn it) mit ihren Ballen kauen / welcher als 
dann den Speichel des Mundes mehrer /_und 
an ſich ziehe. Hernach wird dieſe gefäuete 
Frucht in Kuffen gegoſſen und ein Tranck dar 
raus bereitet / worin ſich dieſe Leute tollund 
voll ſauffen / infonderhsit aber die anfonımende 

73 Europe 











118 





Eurspeer und andere Srembolinge 
Weife höflich damit beneventiren 
ſem anmuchigen Getraͤuck noͤthigen. 

Viel Lieber wolte ich auch die pulveriſirten 
Tun quiniſchen Voygel Reſter auff meine Spei- 
fe ſtreuen jaſſen / als dasjenige Pulver bon wel⸗ 
chem Tavernier in feiner 40 jährigen Reife die, 
ſes Inhalts berichtet. Anden Auferfien Örän, 


auff ihre 


sen Dftindien lieget ein gewaltiges Koͤnigreich | 


Boulon genandt / deſſen König ſich mehr al al, 
le andere in der gangen Welt ehren läffet. Er 
wird als ein Gott von feinen Unterthanen an: 
gebethet/ und wer etwas von deffen £. v, Stuhl: 
gang oder Koth befommen kan, der achtet ſich 
vor glücfelig 7 Fein Bißlein muß davon umb⸗ 
kommen; Diefer Koch wird getrocknet / zu Pul⸗ 
ver gemacht / und an dieLiebhaber umb ein groß 
fes Geld verkaufft / weiche inſonderheit die rei⸗ 
hen Kauffleute / die weit von der Reſidentz ab: 
gelegen / ihre Speifen damit bepfeffern. 

Im übrigen halten die Japoneſer bey ihren 
Saftereyen auch infonderheit gar viel auffdie 
Stein ⸗Schnecken / welche vor mehr als 1000 
Jahren in gang Orient vor ein Leckerbißlein ge; 


RevarronssOurnosäa 


und zu die⸗ 
















der Pring 

it Holtz Wurmen 
n Speiferinfonden 
chnecken ſo ausder 































achtet ſind. Aeltanus erzehlet / welcher Geſtalt | 


Unmenſchliches Bauchſchneiden der Japaner. 


ur“ allen Leibes und Lebens Straffen / die 

von einem tyranniſchen Gemüch moͤgen er⸗ 
dacht werden / iſt Feine ſchwerer / als wann ein 
armer Sünder gezwungen wirde, ihme ſelber 
auff eine erfchreckliche Dranier Das Licht auszus 
löfchen/ welche unerhoͤrte Gewonhen in Japan 
dergeſtalt eingemurgelt/. daß ſich Fein Menfch 
mehr weigert / das anbefohlneTodes-Urtheil an 
ihm felber zu vollenziehen. 


Wann ein vornehmer Mann (dann bey ge, 
meinenLeuten ifis nicht gebräuchlich) etwas ge 
gen dem Kaͤyſer verbrochen, oder wann Diefer 
nur einen Argwohn auff ihn geſchoͤpffet / ſo laͤſet 
er jenem eine Stunde benennen / in welcher er | 
ihm ſelber den Bauch auffichneiden muß / damit 
das Eingew eide ſampt den Lebens Geiſtern eis | 
nen freyen Ausgang befommen mögen, 


































nen Ober-Leib big une 
Hinter ihm fichet ein 
beyzufpringen / und 
wann er etwa mit 
Schwachheit befallen werden m te. Bor 
me fißet ein anderer / der ihm das ſcharffe 
ſer zum Bauchſchneiden überreichet, % 
den Seiten figen 12 von feinen nächften Frei 
den und Slutsverwandten in gleicher Meite 
voneinander, Hinter dem Nothhelffer ſtzen 
Prieſter / umb vor den fodten Leichnamb und 
die Seelezuforgen Weiter abiw vis an bey⸗ 


ct oder 


























ee er an 


— 


RELATIONES 








Currosä 119 








5 Per, ” * * 
den Seiten laſſen ſich gemeiniglich ſehr viel Zu: 
her finden. ——— 
af piefe Weiſe muß fih auch der allervor⸗ 
nehmifte in Japan hinrichten / wofern ihm eine 


Hrdre vom Kanfer zugefandt wird : Wann nun 


diejer Bothe kompt / und die Stunde des Todes 
beftimmetz fo fragt ihn der Mifferhäter/ ober 


"ihm felber den Bauch auffichneiden möge ; Ant 


wortet Diefer num mit ja / jo erachtet er es vor 


. eine Gnade und groſſe Ehre /zichet feine ofilich 


en Kleider an / und ſchneidet ihm felber den 
auch kreutzweiß auf.  Setapfferer fich einer 
hierin beweiſet / jr gröffern Ruhm hat er davon / 
it aber einer verzagt dabey / oder wırd von einer 
Ohnmacht überfallen daß der Nothhelffer das 
rcheil vollzichen ; und ihn den Kopff herunter 
lagen muß / fo hat derſelbe groſſen Schimpff 
Davon, Wann aber der Todes» Bgthe dem 
Miſſethater andeutet / da ihm der Bürtel auff 
den beftimpten Tag das£eben nehmen ſoll / ſo ev; 
zoͤrnet fich Diefer gewaltig darüber / verfamblet 
feine Kinder/ Rncchtey und vertrautſten Freu 
des und ſtellet fich in feinem Haufe zur Wehr, 
Der Ränfer befiehlet inzwifchen dem oberſten 
Ausführer der Todes Urtheil / zudem Miſſe⸗ 
thaͤter zu ziehen / da man dann erſtlich mit Pfei⸗ 
len von weitem gegen einander ſtreitet / endlich 
kommen fie näher zufammen / und fechten. mit 
Ka und Säbeln fo lange, biß der Schuldige/ 
ampt feinem ganzen Anhange niedergemacht 
morden. 
Im Jahr nach Chriſti Gebuhrt / 1632 mufte 
m des damahligen Käufers Toxogunſama 
leiblicher Bruder ı der damahlen in der Stadt 
Surunga refidivte / den Band) auffſchneiden. 
Hiebey iſt aber zu mercken / daß dieſe Strafe 
auch vielen Unſchuldigen auffgebůrdet wird / in⸗ 
temahl alle des Miſſethaͤters Bluthsverwand⸗ 
te / fie mögen auch ſeyn / wo und wie weit fie im: 
mer tollen / mit ihrem Principalen in einer 
Stunde / doch jeder an dem Orth / wo er iſt / ih⸗ 
nen gleichfalls durch das Bauchſchneiden das 
Leben nehmen muͤſſen / zu dem Ende forfchet. 
man zuforderſt nach dem weit entlegneſten 
Blurhsverwandten des Todes⸗Schnldigen / und 
darnach wird die Todes-Stunde angeſetzt / da⸗ 








mit zuvor an dieſen auch der Todes⸗Bothe ge 
langen moͤge. 

Franciſcus Caron erzehlt deßfalls ein merck⸗ 
liches Exempel / ſo ſich bey ſeiner Zeit vor etwa 
5o Jahren zu Sedo zugetragen. Es regierte 


' ein Edelmann dafelbit auff dem Lande / welcher 


den Bauren gröffere Schatzung auffleget / als 
fihs gebührete/ / weßwegen er von den Bauren 
verklaget / und vom Kaͤhſer zum Bauchſchnei⸗ 
den condemniret ward / ſampt feinem gangen 
Gefchlechte, Er hatte aber einen Bruder in 
des Koͤnigs von Fingo Dienften/ welcher 247 
Meilen gegen Abend von Jedo / der Ränferli 
en Refideng / in welcher ſich der Mifferhäter 
auffhielte / wohnete. Einen Vetter hatte er zu 
Satſuma / ſo 20 Meilen weiter abgelegen. Ei 
nen Sohn bey dem Könige Kingcoumy. Noch 
einen andern Bruder Oſtwerts ro Meilen von 
Jedo / in Dienjien des Koͤnigg Maſſamme. Der 
dritte Bruder war unter der Gnarniſon auff 
dem Schloſſe Inquano. Sein jungſter Sohn 
war verehlicht an eine eintzige Tochter eines 
ſehr reichen Kauffmanns zu Offacca. Letzlich 
fo waren auch unter des Känfers Leib Guardie 
noch zween feiner Brüder. Dieſe alle muſten 
auff einen gewiſſen Tag und Stunde /nehmlich 
des Mittags’ wann bie Sonne am hoͤchſten ſte⸗ 
het / das Eingeweide ihnen felber aus dem Kei- 
be fihütten. 

Es iſt nicht zu vergeſſen / daß vor etwa go 
Jahren der junge Kaͤhſer Quabacondono ſelber 
von dem alten liſtigen und tyranniſchen Kaͤyſer 
Taicoſama / ohnerachtet dieſer jenem die Regie 
rung ſchon abgetreten hatte / gezwungen ward / 
ihm felber ſampt feinem ganßen Anhange den 
Bauch zu ſchneiden. Sein Leib⸗Diener war 
der erſte / ſo ſich den Leib auffſchnitte / ein Menſch 
von 19 Jahren von welchem Quabocondono 
jo viel hielte daß er ihm / Da Derfelbe ſchon mit 
dem Tode runge umb den Hals fiel und Euffete, 
Endlich ſchlug er Der junge Känfer) ihm den 
Kopff ab. Diefem folgte ein Bonſius oder 
Muͤnch / Nahmens Biuſcirt / diefem ward zwar 


vom Taicoſama das Leben geſchenckt / aber er 


verachtete die Gnade mit dieſen Werten: Ich 
till lieber tapffermuͤthig ſterben / als unter ei⸗ 
nem 




















120 





nem Tyrannen leben. Er fehnite ihm zwar den 
Bauch in etwas auff / ward aber ohnmächtig 
darüber / weßwegen ihm Duabacondung eben: 
mäßig den Kopff herunter ſchlug / und ihn von 
der Drarter hefreyete. In demfelben Augen: 
blick riſſe er ihm felber mit dem Säbel den Leib 
auff / uad darauff fulgeten noch andere, fo bier; 
anff alleſampt von denen darzu beftellten Geiſt⸗ 
lichen / ohnerachtet etliche / denen die. Kopffe nicht 
abgefchlagen werden / noch mit dent Tode run 
gen / ins Feuer geworfen und verbrant wurden. 


Sonſten wird es bey den Japanern vor ein 


gottloſes / ja weibiſches Werd geachtet / wann 
einer den Todt ſcheuet. Man hat eine eigene 
Secte von Leuten ben ihnen ſo ſich Jamanbu⸗ 
ren nennen / welches fo viel / als Krieges Knechte 
in den runden Thaͤlern bedeutet: Diefe mar: 
fern fich in ihrem gangen Leben erfchröcklidy, 
mit Faſten / Wachen / Schlagen und andern um 
zaͤhlichen Plagen / find ſonſten mit dem Satan 
hart verbunden / durch defien Huͤlffe ſie viel ſel⸗ 
tame Sachen / offtmahlen auch) betriegliche 
Wunder verrichten. 
Schiff / kehren in die See/buhren dag Schiff zu 


Die mannhaffte Mohrin. 


MI: leſen in den Hifforien von verſchiede⸗ 

nen tapffern Weibern / und ich glaube/ eg 
fey faft Feiner under ung / dendie Ihaten der 
Semiramidis von Babely der Eliſabetha von 
Engelland / der Chriſtina ang Schweden /ſo alle 
gekroͤhnete Königinnen waren / nicht bekandt 
ſeyn folten. 

Ich gehe >. nach Africa und zwar nach 
dem mächtigen Königreich Angslardafelbft hat 
ſich umbs Jahr Chrifti 1645 eine Pech ⸗ ſchwar⸗ 
ge Mohren-Königin durch aluckliche und ver; 
fländige Führung ihrer 
mache / als fie billig wegen ihrer abfcheulichen 
Grauſamkeit / Zauberey md gottlofen Lebens 
zu tadeln war; Die Portugiefen / fo dafelbft 
groſſen Handel trieben haben ihre Macht oͤff⸗ 
ters empfunden / und dieſelhen haben ung nach- 
folgende Umbftände von Ihrem Leben mitge: 
theilet. 


Waffen ſo heruͤhmt ge⸗ 


ReLrarıonss Carıosa. 


Enolich fallen fieinein | 


| 


aͤlteſte aber von des abgelebten Königs 


Kraͤfften / beke 




































Grunde 7 und bringen ſich alſo umb Leib nd 
Seele. r Bi 

Es ift aber zu mercken / daß die Verachtn 
des Todes umb Des Willen bey ihnen folche 
berhand genommen weil fie verfichert ſind d 
fie alſobald nach dem Tode dur) die Mad 
des Amida / Faca und anderer d ornehmen & 
tzen / in einen lieblichen Maradieß verſetzet 
den ſollen. Und eben dieſer Meynung find A 
die alten Heyden in Europa vor mehr alsr ie 
Jahren geweſen. Wie nicht weniger die Cete 
Geten /Indianer und andere / davon Lucia n 








fen / in dem Stücke von einem andern Lel 
wicht vor ſo gar unverfiändig anehen und lie 
man in verfhiedenen Vojagien mit Werten 
derung / was fie von dem ewigenLeben judicite 







Als Anno 16 
männliche Leib 
und drey Toͤcht 


40 der Angoliſche Koͤnig oh 

es, Erben mit Tode abgien 
er /nebenft einem Pringenyg 
der Srennfhafftnachliefe / da verhalffen 
Portugieſen / ſo damahlen dieſer Orth 
mächtig waren / dieſem Printzen zur Ero 

































tern / eine tapffere Princesfin / Rahmens 
Zinaa ı lee fid) dieſer Wahl au 

meinen Anhang / zohe zu 
und nahm dem König viel Land und Fe 
Diefe war zwar in ihrer Jugend von 
Portugiefifchen Vater getauft worden / 
tete aber ein mehr als hen 
joe Leben. 












Num. 16. 
ihre Soldaten / mit welchen fie von eis 
zn zum andern marchirte / und nirgends 
beftändig wohnete/ durfften jo viel Weiber neh⸗ 
inen/ als ihnen beliebte, dad) mit dem Bedinge/ 
dag derfelben ſchwangere Weiber nach der Ge⸗ 
Buhre ihre eigene. Kinder von Stunde an jelber 
ermürgen muflen. __ RER, 
unter diefen Weibern tar jederzeit eine die 


— fo die groffe Frau genennet wurde. | 


Hierinn jahe man nicht auff das Alter, / ſondern 
wannder Königin und dem Volck eine andere 
beffer als die vorige gefiel / ſo erwehlten fie die: 


elbe zu einer groſen Frau. Ein Niederländt 


her Capitain Rahmens Fuller fo Yo. 1648, 
ermöge feiner Principalen Drdre der Compa- 
ie von Weſt Indien /mit 600 Mann Nieder; 
der unter diefer Königin wider die Portu⸗ 

n zu Seldelag / hat mit feinen Augen geſe⸗ 


g ingar wenig Tagen 160 Soldaten 
ihre neugehohene Kinder felber umb⸗ 


aller merckwurdigſten iſts / daß diefe An- 
a ben die 60 wohlgeſchaffener junger 

















Mannes Perfohnen zu ihrem Dienfte unter, 
hielte. Diefe giengen allezeit in Weibes Klei⸗ 
dern, als wann fie ihre Rebs-Weiber waͤren / fie 





& Bi 4 innen — ob ur 2 mit ans 
. bern Frauens⸗Leuten einige Gemeinſchafft har 
ben münden, bi 





RELATIoONES 





Curıose 121 


Nachdem vorgedachter Pring / ihr Vetter / 
der Durch die Portugiejen zu einer unruhigen 






KRegierung gelanget wary endlich geftorben /bas 


ben zwar offtgedachte Portugieſen einen andern 
Prinsen aus diefem Gefihlecht auff den Thron 
geſetzt welcher aber die Gunſt der Ana Einga 
heimlich mit Geſchencken zuwege brachte / und 
Dadurch) ſich vor ihren Unterthanen erkennete. 


Im übrigen war fie eine von den allerbehertz⸗ 
teten und Ink gierigfien Damen fo jemahlen 
inder Welt gelebet haben, Sie führete auch 
mit den allergraufamften Menſchen Freſſern/ 
den Jages / ſo an ihr Land gegen Morgen gran: 
gen’ ſchwere Kriege, und nahm ihnen gewaltig 
viel Landes ab; Keinem Portugiefen gab fie 
Duartier/ und wer in ihre Gewalt kam / war ein 
Mann des Todes. In ihren Anfchlägen fragte 
fie den Sarhan umb Rath / welchem fie unter 
der Geftalt eines Abgotts die ſchoͤnſten Maͤn⸗ 
ner / fo hierzu abfonderlich bewahrt wurden / 
mit eigener Hand abſchlachtete / wann fie einen 
wichtigen Feldzug vorhatte. Bey diefem Opf⸗ 
fer behengte fie ſich überall fornen und hinten 
mit Thier-Sellen / einen Saͤbel führete fie an 
dem Halſe / ein Beil in dem Gürtel und Bogen 
und Pfeile inder Hand, 


Sir iſt einsmahls von dem Portugiefiichen 
Hauptmann’ Pavo Darouva / ſampt ihren wo 
Schweſtern gefangen worden / und ohnerachtet 
man ſie und die eine von ihren Schweſtern wie⸗ 
der auff freyen Fuß geſtellet / fo bliebe duch die 
andere Schweſter / Nahmens Dama Majg / 


| nachdem fie ſich freywillig tauffen laſſen / unter 


den Portugiefen wohnen, woſelbſt fie von Anna 
Kinga reichlich und bey einem fehr prächtigen 
Eſtaat erhalten wurde. Anno 1663 hat fie noch 
gelebet / welches die Placaten und Befehlich 
Schreiben jo unter ihrem Rahmen ausgegans 
gen genugfam bezeugen / und damahl mar fie 
über 60 Jahr alt, O Dapper Defeript. Afric, 
P, m, 6. 











. ten der Welt mit gutem ug einen Plas ver 



















122 Rerrartrıouss Curıros.a. 


Ein Mann fpeifet/ fehreibet und ſpielet auff dem Heffen 
Grundedes Waſſers. 


Ey erinnere mich noch gar wohl der felga, | flerdammer/ das iſt euch zu Ehren da gehen 
‚nen Geſchichte eines Sieikianifchen Tau | hinunter. Und wie er fih num gan danieh 
ers Pefcecola oder Eola-Pefce genandt da; | gelaffen hatte da aſſe er die Birn halb auffzug 
won ich in vorhergehender Relatihn mitmeh- | fehriebe auf vorgedachten Zettel diefe Wort 
rern Umbſtaͤnden gemeldet, Jm Schtiimmen | Diefes habe ich zu Amfterdam in der Meterit 
hat es biß hero noch niemand demfelben zuvor | unter Waſſer gefchrieben. Er fpiekte auchn 
gethan / aber meines Erachtens / findet man an ¶ dem Grunde mit der Schallmeyen / daß es vg 
den zween Hollaͤndiſchen Täuchern/ / davon ich allen Leuten am Strande deutlich gehöret m 
anietzo melden will / noch etwas dag einergröf. | den konte / umd ſpielte er unter andern den 
fern Verwunderung werth iſt als Peſcecola/ Pfalın gar ſchon. J 
and ſolchem nach unter dieſen Denckwurdigkei⸗ Endlich kahm er nieder auffs Land / und zei 
te den Zettel / auff welchen er geſchrieben hart 
und der noch gantz trucken war / wie ihn da 
viel Leute geſehen und geleſen / gedachter M 
ler auch ſelbigen nieder zu fih genommen 
Alser noch unter Waſſer war / kahm ſch 
| Zeitung indie Stadt / er waͤre bereits erfn 
Fenvaljo dag er nimmer wieder herfir Fomm 
wuͤrde Ein Bürger hatte. eine Sand⸗ Uhr zufl 
genommen / und Durch diefelbe befunden’ d 
dieſer Taucher 3 Viertelftunden unterm W 
fer m Uber oo Menfihen haben d 
fes angefehen / bewundert / und den Taͤuch 
reichlich begabet, Joh. Adr, Leghwater Fleing 
Chronick. pag. 





dienet. 

Im Jahr Chriſti 1006 erſchienen auff der 
Kirchmeß zu Amſterdam zween junge Gefellen 
aus dem Ropıfo ein Nord⸗Hollaͤndiſches Dorff 
iſt Rahmens Johann Adrian Leghwater und 
Pieter Pieterſz umb ihre Künfte unter dem 
Waſſer jehen zu laffen. Wie fich nun eine groffe 
Menge Volcks deßwegen verfamblet hatte da 
feufete der erſtgemeldete / nachdem er ein leinen 
Kleid angezogen / zo oder 12 Birn in feine Ta: 
ſchen / und ſprach zu den Anfchanesn : Ihr guten 
Leute rich will euch nicht betriegen / ic) will vor 
euren Augen diefe Bien Halb auffeſſen auff dag 
ihr nicht meynet / ich hätte feguf ‚den Grund 
verſencket. Er nahın auch eine Schallmenumb | 
auff verfelben einige Pſalmen-Verſe zu fpielen. | 
A Pieterſz blieb auff dem Lande, umb die 

uieher zu unterrichten; Unter denfelben war 
ein Maͤckeler / Lems genandt / der auff einen vet | 
nen Zettel Papier feinen Nahmen fchrieh / wel⸗ 
en ermeldter Leghwater mit ſich unter Wafler 
nahm / umb dafelbft mit Feder und Dinte peut: [ 
lich zu ſchreiben. * ben / daß das Papier von dem allenthalben 

Hierauf ſprach er: Adjeu! ihr frommen Am⸗durchdringenden Waſſer nicht naß werde?" 


Der lang⸗ lebende Hecht. 


NZ nn es wahrift/ ons die Naturfündiger | höhers Alter bekommen / als die vi 
sorgeben? dag die Kinder der Menfehen. | Thiere, fo fönte man aus diefem Gran 
welche der Mutter nacharten/ Länger leben af® behaupten/ daß die Fiſche zu einem hohe 
die fo des Vaters Natur befommen/ unddag | insgemein gelangen müffen. Sch laſſe ſolch 
aus diefem Grunde insgemein Die Vögel ein | mn Werfen anheim gefteher, Smmittehft 








Feine Lufft ift; W 
laſſen / da lauter Waſſer ift ? wie Fan einer 





Be. 
CM 










‚feiner Tafel davon geſſen / und 


RELEATIONES Cux1ıosk. 123 





dem Hirſch befandt / daß er ſein Alter vor an⸗ 


‚u Shieren hoc) bringen koͤnne / als ein Thier / 
Das * onperheit feinen Magen mit den ge⸗ 
ndeften Kräutern anzufüllen pfleget. Gleich⸗ 
wohl finde ich nirgends / daf ein Menſch / vier⸗ 
fus iges Thier oder Vogel / ein fo hohes Alter 
Meichet / als jener Hecht / welcher bey Heyl⸗ 
Bronn in Schwabenland / wie behmann in ſei⸗ 
ner Speyeriſchen Chronick bezeuget / Ao. 1497 
in einem ſtehenden Waſſer gefangen’ und als et⸗ 
was ſonderbahres in den Hiftorien auffgezeich⸗ 
net worden. An feinem Kopffe hatte er einen 
füpffernen Ring / in welchem mit Griechiſchen 
Buchftaben eingegraben zu ſehen dieſer Inhalt: 
bin der erſte Fiſch / der in dieſes Waſſer ift 
eſetzet worden / mit den Händen Friderici IL. 
kömifchen Kaͤyſers / am g October / im Jahr 
nach unjers Heylandes Gehuhrt 1230; Bor 
aus dann erhellet/ daß di echt 267 Jahr 
— —— 
u. Ohne Zwe ift diefer Fiſch der jünften 
Kane als er den Ning befommen/ und 
hätte auch wohl noch länger Leben konnen / wann 
man ihn nicht abgeſchlachtet hätte, daß ſich fein 
ganzes Alter gar wohl auff zoo und me r Jahr 
hätte erſtrecken mögen, 








Er ift 19 Fuß / oder etwas mehr/ als orey | 


Männer lang gervefen. Man führete ihn nad) 
Deydelberg woſelbſt Churfurſt Philippus auff 
use Brno eckte fich fein 

vicht auff zy0 Prund. 
Zu dieſem — koͤnnen diejenigen Lachſen / 


fo bey a: ponifoen Stäptlein/ Jonde- 


enandt / ge verglichen werden / dieſe le: 
en war folange nicht aber ihr Leben ift deſto 
fefter; Wann ihnen [hun das Hera aus dem 


Leibe geriffen iſt / ſo leben fie noch 
den das ausgeriſſene Hertz aber lebet noch über 
einen Tag und Nacht. 

ſche Beſchreib. pag. 396. 


gen werden / die da zo Pfund wiegen. 








ch viele Stun⸗ 
Montanus Japoni⸗ 


Sonften findet man auch anderwerts merck⸗ 


wuͤrdige gro ſe Fiſche / und meldet Zeiler im an⸗ 
dern Theil feines Handbuchs pag. 62 / daß in 
den ween Seen des Nirder-d eßiſchen Ampts 


Frauen⸗ Ser viel Karpen und Hechten gefan⸗ 
Derſel⸗ 
be Author berichtet auch / dap Anno 1625 bey 


Wollin in Pommern ein Schnee weiſſer Hecht 
gefangen worden / der mehr als zwo Ellen lang 


und eine Halbe Elle breit geweſen / von welchen 
man das Conterfait an verfhiedenen Orthen 
genommen. 

Es ſiehet im Übrigen noch diefes anzumer⸗ 
ckem daß in obgemeldtem 1497 Jahre bey dem 
Dorfi Boking unter dem HeylbrunmerGebieth 
noch ein ander Hecht gefangen worden / welcher 
gleichfalls von gemeldtem Känfer Friederich 
eingefegt gewwefen. Franc. Hilt, Animal, p. 648. 
Welches ein Beweiß iſt / daß dir Hechten ins ge⸗ 
mein ein hohes Alter erreichen / oder dag in der 
Hand Friderici II. eine fonderbahre Lebens 
Krafft geſtecket welche den Fiſchen mirgerher 
[et worden, 


An diefem Orthe koͤnte ich wohl gedencken 


der ſonderbahren dFeindſchafft / die zwiſchen dem 


Hecht und dem Froſch zu finden’ wie auch von 
einem fonderbahren Kampf diefer beyden Waſ⸗ 
ſer⸗ Thieren ı gher ich ſpahre dieſe Materie zu 
den Erempeln felgamer Antipathix , oder der 
natürlichen Widerfpänftigkeitdaven mit naͤch · 
ſten weitlaͤufftiger ſoll gehandelt werden. 


— 


Der toͤdtende und heilende Felß. 


O die Natur ein Gift geordnet / da hat fie 

I auch gemeiniglich ein Gegen Gifft ge 
pflantzet. Auff ſolche Weiſe muͤſſen die Scor⸗ 
pionen ſelber ihr zusgegoßnes Gifft heilen und 
die Haare von einem tollen Hunde verſichern 
die von einem ſolchen Hunde gebiſſene Wunde 


vor einem boͤſen Zufall / un zaͤhlich viel andere E⸗ 
xempel der Natur zu geſchweigen. 

Aberaus ſeltzam iſt es / was man bey dem 
hochgelahrten O Dapper im zten Bud) Cap. 3. 
feiner Americanifchen Befchreibung liefet/ von 


| einem Stein-Felſen in der Peruaniſchen Pro 


vintz Konchukos derſelbe ift Pech ſchwartz / und 
Q2 mit 



















124 Rerarıones Currosa 


init Schnee weiſſen Fleinen Steinlein von der | ſchwartzen Felſen zu nndenwann fie 
kuͤnſtlichſten Hatut auff das allerzierlichfte bor⸗ mahl heym Abnehmen einen kraͤfftigene 
dieret und verſetzet. Dieſes Meiſterſtuͤck aber hinterlieſſen der da in kurtzer Zeit dagg 
hat eine ſolche Eigenfchafft; Mer denfchwar: | te Löchlein erfüllet/zund zu einem ſolchen & 
gen Selfen-Stein nur anrühret / der muß eines Teinerwächjer als dasjenige geweſen amd 
gewiſſen Todes erben : Die Feine weiſſe Stein⸗ Stelle er kimmen iſt. Sicher manda une 
lein hergegen genefen allerhand Kranckheiten, | 10, daß auch allerdings in den harten Se 
weßwegen fievon vielen ausgegraben werden, eine Krafft ſtecket/ wo durch fie ſich forrpfia 
und ich glaube / ihrer wäre Feiner mehr am koͤnnen. ——— 


Das unterirrdiſche groſſe Welt⸗Feuer. 

Nder allbereits verfloſſenen Relation habe Erdbodens vorFro 

ch dem curien jen£efer eine Eurge Defchrei: | 

bnng der Lufft mitgetheilet / anio till ich den· neralien 
felben hinunter in den tieffen Abgrund der Er; euer u 
den zu dem unterirrdifchen Feuer / als dem ein: der Erd 
Kigen warhafftigen Ubrfprung der feuerflam: ’ 
menden Bergen/ der heiſſen Warmbäder , und. "Kung aller Saamen 
f. tw. führen, da wir dann sugleich Gelegenheit ur / zu folder Zahlund Barieret , wie 
finden werden / bon dem rechten Element des | ches theils mitten in derZieffe der Cry th 
Feuers zu reden. ; auff derer Fläche mir Verwunderung anfel 
So if es dann gewiß: Der allmächtige fortgepflanger und befordert werden folte, 
Schöpfer hat an der Veſte des Himmels zwey Daß aber die Erde in ihren Bufen mark 
groffe Lichter geordnet / die Sonne und den fig ein folch unterirrdiſches Feuer häge,fan Fi 
Mond / jene zwaͤr auseiner feurigen Sub ſtantz / Verftändiger lengnen/ und erweiſen es Die 
dieſen aber aus einer waſſerigen damit die all, ende Berge die warınen Bader die Schw 
zufräfftige Strahlen der Sonnen durch den fel Bäche und dergleichen genugfam. Und in 
feuchten Anflug des Mondes gemäßiger wer | her ift der Schweffel Hartz /Pech / Steintoh 
- den / und es alſo auff der Ober Flaͤche des Erd und dergleichen anders alg von einen i 
Bodens feinem zeugbahren Gefhöpffe an fer, | brennenden Feuer Ofen? Fragſt du / wasd 
nem brhörigen Urfprung und Anfange erman⸗ unterirr diſche Feuer eigentlich ſey? So a 
gele. Welche Sul Mittel der Patur fo nö: | morte ich mit Kirdero / Mund. Sube 
thig waren / daß waun nur eines fehlte / die Welt | Tom. daß es fey ein Theil des 
| vergehen müfte, tariſchen — —— nicht mehr rein ( 

















= 
= 
I 
ars 
= 
5 
= 
E 
5 


















































Ob aber nun gleich ermeldte groſſe Weltlich, ale Elementen find vein und ungemifch 
b fer. auff der Äuferfien Waffer-und Erd-Släche | dern mit allerhand brennender Materie 


der Welt. Rugelihre Würdung / zu Sortbrin | menget, welches durch GDttes 

} gung der zeugbahren Gefchöpffen/ guugfam ers bald bey Erſchaffung der Wele, 
EB weiſen / jo Eönnen fie doh keines wegs mitten in hälter mitten inder 
| ’ den Abgrund der Erd Kugel mit ihren Strah⸗ 
len hinein dringen umahl ihre Sphara adiyi- 
tatis, oder der Creyß darin fie wuͤrcket / ihre ge; 
| wiſſe Schranden hat , auſſer welche fie Feine 





















Krafft eriweifen, Dannenberg hat es der aller; Drthe aus ermel 
vorſichtigſten göttlichen Weißheit gefallen, das i 
mit die groſſe Were Kammer des innerſten ſche Feuer ſey. 














—“ mis 
Na mmen 














RzeLaATtnonEes Curtros® 


ee. rn 
ishene Mennungen gehabt, welche alle zu 
—— — fallen würde, Unſer 
Yutor fpriche alle : Man Fan m der Welzniv, 
gends ein veines Element eigentlich zu reden’ 
ancreffen / ſondern in einem jeden Dinge iſt et⸗ 
wae von den 4 Elementen verwickelt / daß dem⸗ 
nach iso alle Elementen nicht unvermenget / on⸗ 
dern vermenget find / (Elementa non dantor 
pura,fed miita &eleme ntata,y in einem jeden 
Dinge aber ſteckt doch allezeit etwas / daß gleich: 
fam das Wefen eines Clements darſtellt. Wann 
wir das Feuer ſehen / ſo ſagen wir / es ſey ein Ele, 
ment / nicht dap es eigentlich cin Element jeyy 
dann es iſi nur ein Elem@hrum materialc, wel: 
es mit dem brennenden Rauch und Flamme / 
als mit einem Kleide umbgeben; des Weſen 
aber des elementarifchen Feuers ſtecket inwen⸗ 
—— weiches fh durch das Licht seiget/ 
d Durch die angebohrne Warme / die in ailen 
fo wohl himmuſchen als irrdiſchen Eörpern zu 
findenift. Daß aber das Kůchen vder ci 
der brennendes * fein Element ſey / iſt dar⸗ 
aus zu jehen ‚weil daſſelbe alle Corper verbren⸗ 
et und verzehret / da Doch Das elementariſche 
Feuer zu Erhaltung der Dinge und nicht zur 
Rerderbung derſelben / erſchaffen. 
Ob aber gleich das Feuer⸗Element beſagter 
Maſſen in alen Corpern zu finden / ſo laͤſſet es 
— allermeiſten in den lichten Corpern ſei⸗ 
ne Krafft ſehen / und war zufoͤrderſt an der 
Sonnen / hat es / als in der eigentlichen Feuer⸗ 
and Lichtugel /ſeinen Sitz erwehlet unier ei⸗ 
nem hellen Glantze mitten in der Erben aber 
unter einem dunckeln / und (nad) Arch der bren⸗ 
nenden Materien) mennicyjärbigen Glanutz/ 


und in der Lufft einer dampfichten Subſtanß. 


Sin den übrigen dunckeln Corpern lieget es / als 
in dem Ausſchuß derziemenievwergraben/fan 
aber durch Chimiſche Runſt auch in Denfelben 
an den Tag gebracht / und gezeiget werden, Die⸗ 
ſes Element iſt eigentlich nicht ſchwer oder leich⸗ 
te zumahl ſolches aus dem Oonner 7 Blitz / 
Shiehund Solo-pulver erhellet/ daß es bald 
über ſich fahrer: bald hinunter findet, Ein je: 
der — — hat fein elementariſches Frur 
in ihm gleich andern Thieren / ſonſten wurde er 





envder ein als _ 


| 





125 





nimmermehr erwaͤrmen koͤnnen / ja was noch) 
mehr iſt / reibe die inwendigſten Ballen deiner 
benden Hände wohl an einander / bi fie warm 
werden / rieche daran fo wirft bu Schwe ffel rie⸗ 
chen / dañ alle vermengteCörper haben Schwef⸗ 
fel. Aber genug von dieſem Element. 

Wir kehren wieder zum unterirrdiſchen 
Feuer / daſſelbe iſt in ſeine groſſe Behaͤlter ges 
dachter Maſen eingetheilet / und ſeine mannig⸗ 
faltige&änge durch die Erd⸗ Kugel hin / biß zum 
aͤuſerſten Rand derſelben. Es wird unterhal⸗ 
ten durch einen reichen Vorrath von allerhand 
Sachen als Schwefel, Hartz SteimKoblew 
Salpeter / und unzählic) viele andere Dinge/ 
und wird angeblafen von denenunterirrdiſchen 
Minden verurfachet durch die groſſen Water: 
ſtroͤhme in der Erd⸗Kugel / dann mitten in der⸗ 
jelben üt fo wohl Waſſer als Fener / jenes kuhlet / 
und befeuchtet damit diefes nicht alles zu Aſche 
verbrenne. Dahero nun kompt es / daß Veſu⸗ 
ping / Aetna und viel andere Berge offtmahl 
groſſe Flammen, Steine, Aſchen und anders in 
groffer Menge auswerffen / und ſtets rauchen 
dann jolche brennende Berge find nichts anders / 
als Caminen oder Rauchloͤcher der unterirrdi⸗ 
fchen Feuer⸗Ofen / welche durch den Fall der um 
terirrdifchen Ströhme einen ſtarcken Wind be; 
kommen / und angehiget werden / daß fie mit ſol⸗ 
chem Donnern/ Erſchuttern und Brennen offt⸗ 
mahln heraus brechen eben auff die Weiſe / wie 
ein Schmidt in der Eſſe das Feuer / vermittelſt 
feines Blaſebalges / und Anfprengung des Waſ⸗ 
ſers / gewaltig erhitzen kan. 

Offtmahlen gefchichets / daß Das Feuer an 
einem Orth von Dem Waſſer unter der Erden 
uͤberſchwemnmet / und vor eine Zeit daſelbſt am 
Brennen verhindert wird / eder dag die bren⸗ 
nenden Materien mit einander auffgezehrt finds 
alsdann ſiehet man auch Diefen oder jenen 
Berg / der chemahlen Flammen ausſtieß / nicht 
mehr brennen / biß fid) Die brennende Materie 
wieder verſamblet / und auffs nene zugewach⸗ 
jen / da faͤnget das alte Dampff Loch alsdann 
auch von neuem an ſeine Flammen wieder her⸗ 
aus zu ſtuͤrtzen. 

Es geſchicht auch wohl / daß dem Fruer fein 

23 gewoͤhn 








126 
gewöhnlicher Gang unter der Erden durch ein 
Erdbeben Erdbruch / oder beftändige Fluch ge: 
hemmet und verfchloffen wird  alsdann fiehet 


man / wiedaffelbe mit groffen Furienaneinen | 


andern ungewöhnlichen Orthe wieder herfür 
bricht / deſſen die Inful St. Michael / dabon in 
der zeen Relativn umbftändlich gemeldet wor— 


den’ Anne 16387 den 26 Juntityl,nov; ein | 


erbaͤrmliches Feugnuß hinterlaffen. Solcherge⸗ 
ſtalt wird es dem unterirrdiſchen Feuer nim⸗ 
mermehr an Nahrung fehlen/ zumahl / wann 
man hetrachtet / daß die aus den breiendenBer; 
gen geworffene Aſche / wann fie mit dem Dach⸗ 
oder Regen⸗Waſſer vermiſchet worden / ſich au: 
genſcheinlich Moer in die Lufft Loͤcher der Er; 
den hinein ſencket und dem Feuer neue Materie 
sum Braud verſchaffet: Sonſten wäre es Fein 
Wunder / wann in Ermangelung derſelben / alle 
brennende Berge / ja die gange Erd⸗Kugel zu 
Pulver in fo langer Zeit verbrandt wären, doch 
wuͤrde ſolches von den unterirrdifchen Stroͤh⸗ 
men / die alles inwendige der Erden ſtets an- 
feuchten und durchwaͤſſern / groffen Theils ver: 
hindert werden, 

as Fan aber das unterirsdifche Feur mehr 


Die groffe Anzahl der Feuer fpeyenden Bergen. 


PIE den berühmteften und zwar in Sitalien 
einen Anfang zu machen / fo finden wir in 
Sieilien den Berg Yetna ; Etwan 40 Teutſche 
Meilen davon find entfernet die Aeoliſchen oder 
Liparttaniſchen Snfuln fo vor Zeiten allefampt 
ihre Feuer fpeyende Berge gehabt, anießy aber 
wirfft Die einzige Inſul Strombylo Feuer aus / 
Vuleanus aber rauchet nur. In Campania ift 
ber beruffene Befusius. In Heturia iſt auch 
einer / wie nicht wenger in dem Bonvnienfifchen 
Gebiete ein deuerſpehender Berg. Bey Piſtoia 
find etliche Feuer Loͤcher/ und bey Modena fol: 
herzen. Teutſchland/ Franckreich und Spa; 
nien weiß zwar von folchen Bergen wenig/ duch 
fpüpret man an vielen derjelben Schwefehhaft 
te Dämpfer und was ihnen an foichen Bergen 
ermangelt / das hat die Natur mit warmen 
Brunnen erſetzet. In Lappland ſollen verſchie 
dene Feuer Berge feyn / nad) Dlai Magni Ze 





REeLArTrıIones Currosz, 


ſten auff dem Berge | 
| rempel zu melden’ und fo dann nur einen eit 












ki 
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‘ 


J 
Es möcht aber jemand hefrembden / dah n 
in beygehehendem Kupffer ſo viele feuerflag 
mende Berge gejegetida man doch von an der 
als vom Aekng/ Hecla und Beſuvio wenig su 
ven bekvmmet. Demſelben wolle beliebe J 
wiſſen / dag hier noch viel zu wenige ſolcher Ber 
ge aus gedrucket / dannenhero ich nicht vort 
dienlich zu ſeyn erachtet / diefes Orlh⸗ zuford 
ein Regiſter aller Feur ſpehenden Berge ein 
führen. Hernach die Anzahl der Feuerbni 
Aetna gleihfam zum 













gen von ſolchen Bergen genau zu befchreibe 
Diefem follen alsdann folgen die heiſſe Br 
nen und Warm Baͤder / davon wir gleichfa 
sum Erempel nur die Puzsolifchen eriwag, 
nau befchreiben wollen, Wohlan dann 4 
mercket voreft auff E 





nach dem Orth / wo Le arme? 
lt dafuͤr / daß 





4. 22 
q . 


FAIRE 








a a 1 u 


Rsıarıonzs Curios# 
80 Teutſche Meilen in der See habe fehen koͤn⸗ 
nen der endlich durch ein ſtarckes Erdbeben ge; 
borften / und ſampt der ganken Inſul Av. 1638 
gänglich verſuncken / und nichts als einen uner: 


FE 

erg mit Dem Islaͤndiſchen Hekelberge / 
—— unterirrdiſches Canal / ſeine V erſtaͤnd⸗ 
nuß habe / und daß die Fruchtbarkeit / wie guch 
das mirten in dem Winter unbefrohrne Meer 
und Stroͤhme dieſem unterirrdiſchen Canal zu⸗ 
Aſchreiben / zumahl da jonften das Waſſer alſo⸗ 
bald im Rorden gefrieret / auch das kand daſelb⸗ 
ſten / als Nova ⸗Zeimnbla / wo nehmlich dieſer war⸗ 
me Strich nicht hinkompt / gantz unfruchtbahr 


rando licget / breunet jo gewaltig/das das umb- 
kiegende 


pfunden. 


aus Indien fommen / dag man die Slommen | 


der brennenden Berge auff der Inſul Timor bey 





| 
\ 
| 
i 


127 


grimdlichen Pfuhl übergelaffen. Der Berg 
Gounapi in der Inſul Bandarborfte gleichfalls 
im Jahr 1368 nad) einem 17 jährigen continuir⸗ 
lichen Braͤnd / warff jo viel Steine / Aſchen und 
ſchweffelhaffte Materien in die See / daß dieſel⸗ 


| be weit hinein zu brennen ſchiene / und eine un⸗ 


sähliche Menge Fiſche umbkahmen. 

Yuffderinful Sumatra liege der ftets flam · 
mende Berg Balalva fo ſchreibet auch P. Zur 
feltinus viel Wnnders von dem gewaltig bren⸗ 
nenden Berg auff der Inſul Ternate/ und von 
denen häufigen Feuer Bergen auff den Inſuln 
St. Maurindvarunter einer iſt / Thola ge⸗ 
nande ; welche bey Nachtzeiten die Hölle voll⸗ 
Fommenabbildet. Die Hulländifchen Riffar⸗ 
then zeugen gleichfalls von ſolchen Bergen auff 
dem unbefandren Sudland / und infonderheit 
auf Nova-Guinen. N 

Africa hat man derfelben 3 groffe ange 

mercket / Davon zween in Frieder Mohrenland; 
in Angola / Congo und Guineg 4./ in Libien ei 
ner nnd in Abajtena auch einer zu finden⸗ ohne 
die unzehlbahre Dampff Loͤcher / fo dafelbft am 
zutreffen. 

Die groſſe Atlantiſche See ift voll unterirr⸗ 
diſchen Feuers / und koͤnnen Dir Schifffahrten 
nicht genug davon erzehlen. Die ſo genandten 
Aedres werffen mittelſt ihrer Berge ſtets Feuer 
aus’ und der höchfte Berg Pen auff Canarien 
He auff foldye Weife gar weit in die Ste 

w 


ein. 

Lencken wir ung nad) Americas fo finden ſich 
unter dem Andiſchen groſſen Gebürge allein 15 
Feaer-Speyersumd Das Sud»Land fiheinet vun 
diefen Bergen den Rahmen befommen zu ha: 
ben/ daß man es anietzo Terra del Fuego new 
net, Peru zehlet ihrer 6 von unzugänglicher 
Höhe, Der Berg Papaya im Lande Carrapa/ 
flammet bey dem fiillefien Wetter. _ Im Nor 


| der» America hat man ihrer 3 auffgezeichnet/ 


aber wer hat diefe Theile der Welt / fonderlich 
Americam und Africam / inwendig Landwaͤrts 
hinein 























































128 Rerarıones Curıosa. 


hinein völlig befhauet? Ohne Zweifel würde 
man daſelbſt noch eine gute Menge folcher Bu 
caniſchen Berge antreffen. 

Es iſt aber ſonderlich zu mercken / daß / wie 
oben gedacht / dieſe Berg Brunften auff eine 
Zeit / wo nicht gaͤntzlich verlöfchen, doch zum we⸗ 


nigſten / nachdem fie lange genug mit Flamı 

gefpielet » hernach nur Rauch) und fchrygne 

Dampf ansftoffen. And damit der guͤm 

Leſer deßfalls berichtet werde von allen bre 

nenden Bergen zu urcheilen / fo will ich ai 
2 














vorfiellen 


Die Jahr⸗Rechnung der Brunften des Sicilianiſchen j 
Berges Ætna. 4 


B Srofus meldet / daß (lange Zeit vor Ehriftt | dem Feuer Diefes Berges erbärmlich rum 
BGebuhrt) der Berg Yetna fo gerwaltig und | worden / wie dann damahlen die Haupe Ri 
grauſam gebrennet / dag die Voͤlcker Janigene | zu Catana (eine Stadt ſo gar nahe dabe J 
ſich anderwaͤrts / nehmlich in Sralteny zu woh⸗ | gen / und deſſen Graufamfeit u nd gli 
nen niederlieſſen. Auff diefe Wölcker folgeten | Feuer-Bäche vffters empfinden muß) zufat 
die Sicant/ welche umb diefer Urfachen willen dem Abt und allen München verbrandt 
von der Oſt Seiten der Inſul fich nach ihrer Any 1280/al5 Earolns König son Ste 
Weſt⸗Seiten verfügeten. Sy wiſſen auch die | umd Arragonien regierete / entſtund eine heß 
Argonante von dieſem brennenden Berge zu | Brunftin diefem Berge / und nachdem ex 
fagen, Und welcher Geftalt er zu Zeiten Yenew | nach eine Zeitlang ftille geivefen / hater A 
gebrandt / davon zeuget Virgilins1.3. Encid. 1329 biß 1338 wieder erfchvötklich gebrandt 
Als Die Griechen in Sicilien berrfehetennehm; | gleichfalls unter König Martinb. fi 
lich von der 2 Olympiade biß zur 227 hat der Anno r408 / und von Annd 1444 aberm 
Aetna zu drey verſchiedenen mahlen greuliche Big Anno 1447. Wie nicht weniger Yo. 
Flammen ausgeworffendavonThueidideg und | und infonderheit auff eine erfchröckliche We 
Pothaguras Iebendige Zeugen gensefen. Anno 1633 hiß zu 1639. Endlich hat er ai 
Unter der Hervfchafft der Römifchen Bur⸗ Ao. 1650 gebrant/ wie nicht weniger No. 166 
germeifter hat er viermahl mit Feuer gewuͤhtet | welcher Brand fo erſchrecklich / daß ich de 
wie bey Diodoro / Volybio und andern sufin | auch mit nechfien umbftändficher gedend 
den. Zu Zeiten Zulit Grfarig hater feine Slam. | werde, J 
men biß an die Liparitaniſchen In uln geworf⸗ Hieraus iſt zu ſehen / daß die Brunſt Ian 
fen / und hat innerhalb 20 Jahren ſolcher Ge: | und fürger währet / nach 
ſtalt vier mahl graufamlich gebrandr, oder wenig Nahrung hat, 
Unter Käpfer Caligula, 149 Jahr nach Chris | zehret, jo erlöfchet die Flam 
Fi Sebuhre/ hater gleichfalls gewaltig Feuer | wieder neue Rahrung bekommet. Im 
gusgeſpiehen / und zur Zeit der Marterung St, | wird die Auferfie Fläche des Berges 
Sigathe dergleichen. R gröffer vonder aus dem Fener&oc her 
Carolus Magnus fuͤrchtete ſich Anno gre worffenen haͤuffigen Aſche und Steinen 
vor dem Brand dieſes Berges vergeftalt/daßer | achteiche vor gut / erlicher maffen die inm 
fi aus Sieilten veticirte, Don Anno Uso | Be chaffenheit und das Feuer Loch der 
biß oo iſt Sieilien von vielen Erdbeben und I zubefchreiben. Splchem nach ſtelle ich dar 















Num, 17: 


Ir wollen diefen Wunder-Berg beſchrei⸗ 
SLIM nach dem Bericht AthanafirKivhert/ 
der ihn als ein feisfiger Nachforſcher in natürs 
fichen Dingen Anno 1638 alſo befunden. Nach» 
dem ich’ fpricht er zu Portico / einem Flecken 
unten an diefem Berge in Campanien / nicht 
foeit von Neapolis belegen / mit einem kundi⸗ 
gen Führer umb den Preiß einig worden / habe 
ich mic) zur Mitternacht mit ihm auffgemacht / 
und bin durch felſichte und unwegſahme Oerter 
 mitihm Berg an gangen ; Ms ich zu dem Be 
cher oder Rauchloch kommen / O Wunder was 
u Es war bier alles FeuerLicht / und er 

eleibhafftige- Hölle vor mir / daran nichts mehr 
— die gegenwaͤrtige Erfeheinungen der 
leidigen — Ein erſchreckliches brüllen 
and Kuarren hörete ich fort und fort / der Ge⸗ 
ſtanck war unerträglih ; So wohl aus dem 
runder als aus den zı Löchern an der Seiten 





) eg / ward unauffhörlich ausgejtoffen 
ein er Dampff mit dundel flammenden 
Feuer Kugeln vermifchet. 


His es gegen Morgen gieng / und Tag zu wer⸗ 
den begunte / fahe ich mich nach) einem Orthe 
umbyda ich ficher und feite frehen möchte / umb 
die innerfte Befchaffenheit dieſes ungeheuren 
er Berges zu erkundigen / verfügte mich 
demnach auff einen platten Zeljen / hier juchte 
ich mein Inſtrument herfür / und eng anzu 
meſſen / befand alſo / daß das Rauch Loch / oder 
der Becher des Berges / ben gooo Schritt weit 
Ya Der Des ae palbn el und ae un 
ar der Berg allenthalben fteil und gleichſam 
—— gleichſ 
digen Zugang zu demſelben hätte finden mögen. 
Es fchiene zwar / als wäre Ber Becher auff dem 


Grunde nicht fo weit, als oben / aber dieſen Au⸗ 


en Betrug verurſachte Die gewaltige Tiefe, 
der Mitte dieſes Berges hatte die Ratur 


gleichfam ihre Feuerftätte angerichtet, wofelbft | 


ſie / als in des Bulcani Werckftätte / welche un 
auffhoͤrlich Dampf / Rauch und Feuer aus 
warff / geſchaͤfftig war / Schwefel / Hark und 
gu Erd⸗Saͤffte zu ſieden und zu 


en / daß man nirgends einen inwen⸗ 


RELATIONES Cuxrtros:. 


Den Feuer-fpeyenden Berg / Veluvius. 





129 


kochen / und zwar folches durch einen heimlichen 
Antrieb’ und zum groſſen Schaden und Schre⸗ 
efen der angrängenden Oerther / dann bie ii 


wendig verſchloſſene Außdaͤmpffungen wollen 


| nichtllänger geſperret bleiben dannenhero fie 


mit ſolcher Macht und erſchroͤcklichem Anallen 
die oberſten und weichen Theile des Berges 
von einander reiſſen / daß man meynet / der gantze 
Berg werde durch ein Erdbeben erſchuttert. 
Wann dann folches gefehahe /_ fe ſturtzeten bes 
fagte weiche Stůcke des Berges / welche id aus 
der außgeſtobenen Aſchen / Regen und minerg⸗ 
liſchen Staub zufammen gerollet hatten / nicht 
anders / als gante Hugel in das abſcheuliche 
Feuer Loch hinein / und verurſachten durch ih ⸗ 

| ren Sallein biches Donnern und Krachen daß 
der beherstefte davor erzitteru muſte. 


Die Materia / fo aus der Tieffe des Berges 
ohne unterlaß herauß geſtoſſen wird / machte 
gleichfam einen neuen Berg von allerhand ſchoͤ⸗ 

| nen und bunten Strichen / welche das mannich⸗ 
faltige herauß gefloſſene Metall rund umbher 
verurfachete / das Erg bemahlete dieſe ausge; 
offene Materie mit einer lieblich grünen / der 
Schweftel » Arfenicum und Menninge oder 
Berg Röthe mit einer zierlich gelben/ der Zino⸗ 
ber mit einer angenehmen rothen/ der mit Mafe 
fer vermifchete Vitriol mit einer abſtechenden 
ſchwartzen / die Aſche aber felber mit einer ges 
Iprencfeltengrauen Farbe. Diefer ausgeſtoſ⸗ 
fene Hügel war nad) dem legten Brand des 
Veſubii (dann er ſtoͤſſet nicht immerdar lauter 
Flammen heraus) Anno 1631 jo hoch worden, 
dag man häfte meynen füllen / ev wide jo groß 
werden’ als er niemahlen geweſen / wo er nicht 
Durch eine andere neue Brunft wieder vertilget 
wuͤrde welches auch Anno 1661 hernach wůrck⸗ 
lich geſchehen / dann damahlen entzundete ſich 
der Berg ſehr erſchrecklich / und zerſtreuete Dies 





| 


fen ausgeworffenen Hugel dergeftalt / daß man 
ihn heute viel niedriger fiehet 7 als vorhin / je 
mehr er fich num ausbreitet / und je weiter ex 
feine — und außgeſtoſſene Feuer⸗Corper 

von 









130 Rzerarıongs Caxriose 


von ſich föffet/ je niedriger wird er auch mit der | Berges Hierau follen unferm Verſp 
Zeit werden. So weit Kircherus, Diefes | nach die warmen Brunnen folgen / Berpipen 
war die Befchreibung von dem Feuer; foeyende | verwundert euch mit mir über j 


Die unglaubliche Anzahl ver heiffen Brunnen und Warm 


Bader, - J 
berger Land, 7.Das Zeller⸗Bad am Schtuag 
Wald. 8. Das Göppinger im Wuͤrtenbe 
¶Das zu An hey Rotenburg am Neder, 
Das Embfer: Bad, ı. Das Gerbers vei 


Glawie die Anzahl dererſelben ungleich | 
gröffer iſt / als die Zahl der brennenden 
Berge/ alſo iſt es auch fehiwerer, dieſelbe eigent: 
lich zu wiſſen / immittelft muß man ſo lange de⸗ 
nen Glauben geben / ſo mit guugſamen Fleiß 
davon geſchrieben haben, | 
So hatman dann derer in Portugals gereh⸗ 
let: In Spaniengo: In Franckreich 45: 
In Teutfehland 120: Sn Stalin 86: Sn 
Ungarn und daran grängenden Orthen 9: In | 
Pohlen / wu es an das Carpatifche Gebürge 
fiöflet/ fehr viel. In Jurico 16: In Grie⸗ 
chenland und denfelben Ynjuln 22: Melche 
alleſampt durch gewiſſe natürliche Röhren an | 
einander hangen / und von einem groſſen unters | 
irrdiſchen Feuers fo in verfchiedene Feuer Be 
hälter eingetheilet / erhiget werden, Wann 
diefe mehr als 356 Warın-Bäder (darunter die 
Britanniſchen noch nicht begriffen ) alle mit 
Rahmen genennet/ und gebührlich befchrieben | 
werden füllen, fo wurde ein abfonderlicher Tra; | D 
eat darauf erwachſen. e 
Damit aber der curieufe Lefer nicht gar. oh: 
ne einzige Nachricht deffalls abgetwiefen wer: 
de / fo will ich ihm zu Gefallen nur die vornehm- Keſſelhrunner im Ertz⸗Stifft Txier. 38, 
ſten warmen Brunnen fo in unferm Vaterlan: | zu Kanterthal bey Memmingen in Schw 
de / dem edlen Teutſchland/ gefunden werden 39. Das zu Annaberg in Meifien. 40. Da 
kuͤrtzlich — Diefelbe find demnach/ Aderbav, 41. Das Laubacher bey iilm, 42 
das Pfeffer Bod inder Schweiß / mweldesdie | Das Leininger, 43. Das Fürfienberger. 44 
ſes Wunder an fi) hat / daß es alle Jahr den | Das ducenfen und 45. Bregenſer in Wall 
‚Mayr nehmlich auf den Zag ver Ereug-Erfi | 46. Das Tepli 1 
dung / herfur qoillet und am 14 September | Wolcenfteiner m Meifen. Diefes find d 
als sm Zage der Creu SrErhöhung/ fich wieder vornehmſten Bäder in Teutſchland. 
verbirget / und qustrucknet defienUrfacheaus | Wer kan aber diefelben alle zehlen / die ng 
Kirchern angeführet werden fan. 2, Dag über diefe in Afig/ Arrica und Europa ge 
Bley Bad in Lothringen. 3. Daszu Baaden | werden. Ariſtoteles / Plinins, Solinus/T 
inder Schweis. 4. Das zu Baaden in der fo | phraftusumd Nelianus / ſampt unzehlich 
genndten Marggraͤſſchafft. 5. Zu Baaden in andern / haben weitläufftig davon geich 
Oeſterreich. 6. Das Wild Bad im Würsen | und machen Marcus Paulus / Haython 






= 
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5 
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Retariongs Cuxrros& 


177 





— — 7— x ze 

Jeſuitiſ ahr⸗Buͤcher von Orient; SW 
— ans Martinus und Alohſius 

Kerpeg die Anzahl und Wunder derfelben un 
aublich. Diefer legte verfichert / daß unter 

‚alten Philippiniſchen Inſuln / derer doch uber 

eilff taufend ander Zahl, Faum eine einzige ge⸗ 
uden werde / welche wicht einen Wunder 
runnen zeigen ſolte. 


Kurtz zu melden / gleichwie die Feuer Berge 
durch die gantze Welt zerſtreuet / alfo iſt auch 
feiten ein Land zu finden ‚das nicht mit warmen 
‚Brunnen begabet ſeyn folte. Woher es aber 
Fomme / daß eines von Diefen Warn Bädern 

Krafft habe / fo vielerley Schaden zu heilen 

‚Davon fol aus offtangeregten Kirchero zu einer 
‚andern Zeit: werden. 

Hier möchte ſich aber jemand vertoundern / 
und fragen / en 
mahlen zwey nahe bey einander gelegene Brun⸗ 
nen jo ganz — und Ei⸗ 


——— 


genſchafft ſind / dann nahe bey einem warmen 
fan.em Eyßkalter Brunnen gefunden werden 
bey einem Heylbrunnen findet man offt andere’ 
die da gang feine Krafft haben / bey einem Saltz 
Brunnen finden ſich allemahl auch ſuſſe Quelle. 


Darauff antworten die Phyſiei / daß ſolcher 
unterſchied der benachbarten Wajer entſtehe 
aus ihrem verſchiedenen Lauff / den ſie unter der 
Erden gehalten /ehe fie herfür gegvollen / dann 
einer Fan von Dfien / derandere von Weiten 
kommen ſeyn / einer Fan durch dieſes / der andere 
durch jenes Metall einer durch ſaltzig Erdreich / 
der andere durch Sand / ſeinen Lauff genommen 
haben / der eine kan nahe bey einem Feuer⸗ 
Gange / der andere aber weit von demſelben 
—— ſeyn / und dennoch koͤnnen ſie nahe 

eyſammen ihren Außftuß auff Die Flaͤche der 
Erden erhalten / Dannenheroes nicht Wunder / 


daß ſolche Brunnen auch verſchiedene Wuͤr⸗ 


ungen haben / nad) dem Unterſcheid ihres 
Lauffs unter der Erden, 


Dorcie verwunderliche heiſſe Quelle ben Puzzolo. 


ee ge zu folge / berichte / daß 
nahe bey der Campaniſchen Stadt Pr 
teolis in Italien / anitzo Punzolo genandt/ ein 
ſonderlicher groſſer Pfuel merckwürdig zu fe 
ben deſſen Waſſer / weiches ſehr ſchwartz iſt / ſie⸗ 
det und brüdelt durch die Krafft des unterirrdi⸗ 
ſchen Feuers dergeſtalt / daß es dem Beheriteftt 
ein Grauen erwecket. Man koͤnte dieſen Pfuel 
einen groſſen Keſſel nennen / der voll Pech und 
arg uber einem groſſen Feuer ſtets kochet / das 
ieden und Auffſteigen verändert feine Stelle 
zum oͤfftern / und das ſiedende Waſſer bleibet 
dann und wann an dem Rande Biejes Pfuels 
bebangen und verhärtet. Abſchenlich anzufe: 


hen ifts / daß diefer Abgrund das ſiedende Waſ⸗ 
mit einer groſſen VBehementz uber Mannes 
och ja bißweilen uber 8 oder 10 Fuß in die Ho⸗ 


wieſſt / in Geſtalt einer fpisigen Saule daſſel⸗ 
(be iſt ſehr fett und gelb / oder Schwe fel faͤrbig. 
‚Die Punoler bezeugen dag ſolche Baſſerwo⸗ 
gen zů Zeiten auff 164 ja offt 24 Ellen hoch in 





die Höhe geworffen werden / und ſolches abſon⸗ 
derlich / wann das Meer / ſo nahe dabey / am heff⸗ 
tügſten ſturmet / dann wann daſſelbe ſtille iſt / ſo 
ruhet auch dieſer Pfuel. Solches ift ein klarer 
Beweiß / daß die Winde durch Gänge unter der 
Erde ein ſolches Auffſchwellen hieſelbſt und an 
vielen andern dergleichen Orthen verurfachen. 
Diefer Pfuel und feine gantze Fläche / welche 
man das Bhlegrewifche Feld vor Alters her zu 
nennen pflegte/ ift mit Selfen und Hugeln rings 
umbgeben’in denfelben inden jich auch verſchie⸗ 
dene Dampjfund Rauch Loͤcher / deren etliche 
immerdar einen ſtarcken Wind mit einem er⸗ 
ſchrecklichen Knallen und Praſſeln ausſtoſſen. 
Wann man einen Stein in dieſer Loͤcher eines 
hinein wirfit/fo wird er von dem gegenfonmens 
den Wind alfobald wieder heraus geſtoſſen / wo⸗ 
rang die Kraft und Macht defielbigen einiger 
Maſſen zu erkennen it. Etliche ſolcher Löcher 
werffen mic dem Rauch groſſe Flammen aus / 
und es konte ihm einer einbilden / es waͤre nahe 
N 2 bep 











Ei 
232 RELATIOMES Errıosk. 
bey der Hüllen / angefehen des groffen feurigen | iſt / ſo haben nichts defto minder die Anwon 












Dampffs / des häuffige Pechs Hartzes / Schweß einen groſſen Nutzen davonyals welche von den 
Schwefel, Salpeter / Vitriol und deraleid 


fels und andrer brennenden Materie/ die einem | triol un h 
ihre Nahrung fuhen: Alſo ift nichts fo ſch 











durch ihren böfen Geſtanck und gifftige Duͤnſte 


faſt das Leben nehmen. lich / daß da nicht auch einigen Nuten nady fi 
Ohnerachtet aber dieſer Orth fo erſchrecklich ziehen koͤnte. 9 


Der letzthin geſchehene erſchreckliche Brand des Berges Ae 


I habe vorher fhon gemeldet von den ther innerhalb wenig Stunden zu Grunde, 
‚eurfpeyenden Bergen insgemein / zugleich aenund fo gar auch kein Merckmahl hin 
auch ein Chronologiſches Regiſter eingeführery | fen / wo ſie geſtanben: Dergleichen begeg 
aus welchem zu erſehen / wie offt der Berg Net: auch noch mehr andern Märckten und DW 
Ra gebrandt habe. Anigo will ich mittelſt Dar· fern, Das wunderthaͤtige Bild Noſtra sig 
ſtellung deſſen letzten erſchrecklichen und Land radel’ Annunciara . gieng ſelber auch mi 
verderblichen Brandes / wodurch Anno 1669 | Grunde, Die brennende Stroͤhme erfivedkt 
ein unbefhreiblicher Schade gefchehen, des cu- ſich auff fechs Welfcher Meilen in die 3 rei 
rieuſen Leſers Begierde einiger Deaffen zu ver; | hatte zu zeiten ein Anſehen gleich einem f 
gnuͤgen ſuchen. ſchmoltzenen Glaſe; Wanns aber erkühfe 
Amy Martii gedachten Jahrsyentftund am | mar es eine harte fteinigte Erderdanon e 
Berge Monpeliero / (pam Berge Netna oder Orthen im Durchfiieffen hohe Berger w 
Mongibello/gegen der Stadt Catanea anlieget | ramidis geſtaltet / ſtehen blieben, 
ein Erdbeben / welches den Flecken Micolofizu | Endlich begunt der Berg auch oben auffd 
Grunde richtete. Den diefeg bekahm erfi- Gipffel ein graͤßlich Gelaͤute von fich zu get 
gemeldter Berg Aetna Fgroffe Riffe dieanei: | da unterdeſſen die Erde untenher ersitte J 
ner Seiten des Derges/ ohngefehr 2 Welſcher Die gemeldte zwey Ströhme verzeheten alle 
Meilen von dem Berge Monpeliero fich ereig: | was fie antraffen; Den 1z diefes aber gerth al 
neten. Aus dieſen finhen die Flammen mit | ten fie ſich der eine sohe Abendiwerts ‚da er ſit 
einem erſchroͤcklichen Gethoͤn über hundertdtu⸗ abermahl in unterfchtedene Arme abfondert 
then hoch in die Höhe. Fuer Lufft eneftund | 
ein entſetzliches Donnern; So Fahnen auch 
aus diefen Riſſen und Oeffnungen eine Menge | andere Stro 
Steine heraus, darunter einige über 3 Centner | überfchwent 
am Gewicht hielten und erſt über etlihe Mei: calucig / und Pa Pla 
len von dar nieder fielen. Die Lufft fahe als ein mabls gegen die S 
dicker Rauch / die feurige Funden und Aſche a⸗ 
ber fielen als ein Piatzregen auf die Erde. Sei 
tenwerts des Berges brach ein von Schwefel | da 
and Bed) brennende Strohm heraus / welcher thender &e 
mit einer hefftigen Uberſtroͤhmung das gantze keit ſtellete g 
Land bedeckte. Er ſtieg den Berg Monpeliero 
auffwerts; Und nachdem er — umbfloſ⸗ 
fenszertheilete er ſich Der eine Strohm nahm 
feinen Lauff gegen la Gardia/ dem Cloſter St. | fiendroheten / zu begegnen, 
Anna und Malpafio. Der andere nachdem ſi 
Staͤdtlein Monpieliri und Falichi / welche Oer | gewo 










































































































* fommen / bey einer 





Rerarıonss Curros&: 133 





Le 
unterdeſſen näherte fich der fenrige Strohm 
der Stadt je langer JE mehr / weilen die immer 
zufliefjende Materie ihn mehr und mehr fort: 
friche, Ob nun ſchon am 20 dieſes es das An ⸗ 
fehen gewinnen wolte / daß nun die Gefahr et⸗ 
was vorbey / fo eräugnete ſich aber ein Dritter 
fenriger Strohm / ungefehr eines Muſqueten⸗ 
Schuſſes breit; Und umb St. Pietro noch ei: 
ner/breiter als der vorige / dem der dritte folgte/ 


“welcher Campo Rotondo uͤberſchwemmit / und 


nachmahls gegen den Haven val Corrente ſich 
lenckte/alida er an den Felſen verſchmorrete. 
Einige Waghälfe erkundigten ſich des Ber⸗ 
ges Gelegenheit etwas näher zu unterſuchen / 
welche bejunden / daß deſſelben Gipffel hernie⸗ 


der gefturgetzund er alfo umb ein grofles niedri⸗ 






orden/ auch das Loch und Definung/ ſo 
lammen and Steine heraus gertoflen/ da⸗ 
auch alle diefe Er Stroͤhme hervor 

ben Meile in der Run⸗ 


dung breit wäre. Dieje Ströhme befiunden 


"in einer brennenden mit Steinen’ Mineralien 


Metallen vermengten Materie ; Sit mac» 
ten im Flieffen Löcher und Gruben in die Erde/ 
derer erliche gv 67 8, 10/12 biß 15 Ruthen tieff ⸗ 
amd an etlichen Orthen bey 6 Welſcher Meilen 
breit waren. Die fimmende Materie beweg⸗ 
te fih als Queckſilber / wo fie % kam / hinter: 
bliebe nichts als verbrandte Materie von Er 
den / mürb gemachte Mauren derer zu Grund 
gerichteten Schlofier und Haͤuſer. Nichts 
vermochte zu befichen / wo ſie durchfloß· eine 
Hoͤhe warff fie nieder / eine andere machte ſie / ſo 
daß das gantze Land umbher eine anderr Geſtalt 
bekahm. Den 2a dito machte der Berg wieder 






ein erſchrecklich Gethoͤn / warff darauff eine groſ⸗ 


fe Menge Staub und Aſche ans; Desgleichen 
erhuben fich zweyen Berge / die höher als der 
Berg Monpiliero waren. Nach deme Fahm 


- ein breiter wuͤtender Fener⸗Strohm / nach Mal⸗ 


paſſo hergb / auſf Campo Rotundo und S.Pier⸗ 
ro durch welchen dieſe Staͤdtlein zu Grunde 
giengen, Ergelangte biß auff Monſter bianco. 





Den 26 borſte der Berg mit einem viel groͤſſern 
Gethöne/ weder noch jemahlen gehört worden’ 
daß auch Die. Häufer erzitterten ; Diefes wahre: 
tebey 24 Stunden. Die Lufft war voller A⸗ 
ſchen / Rauch und Dampff/ alles dag man das 
Firmament nicht jeben funte. Die Thiere auff 
dem Felde / und Die Vögel in der Lufft wurden 
in Menge todt gefunden. Den 28 nahete ſich 
der groffe Feuer Strohm der Stadt Cataneg / 
biß an das alte Capuciner⸗Cloſter / dieſes verur⸗ 
ſachte / daß faſt jederman fiohe, Er blieb alſo 
fichen/biß den 16 April / und verderbte alle Sei⸗ 
den Baum Garten und 60 Weinberge. Sei⸗ 
nen dauff richtete er forders auff Sardanello / 
Madonna di Monſerrat / biß an die Pforte della 
Decima ſerſtgenandter Stadt Catanea / gllda er 
den Platz Sciarta viva wohl 6Ellen tieff unter: 
bohrete ; Nachmahlen aber laͤngſt dem Caſteel 
anden Boll-Mercen der Stadt nach dem Mee⸗ 
ve zu ſich wendete / und noch eine gantze Meile 
im Mafjer brandre. Die ſeurige Materie häuff 
te fich in der Stadt dergejtalt / alſo daß fie vier 
Klaffter unter und wey Klaffter hoch ob dem 
Waſſer wie er kunde und brandte. 

Die eigentliche Materie aller diefer Stroͤh⸗ 


me befiunde allermeiſt aus Erden / Steinen / 


Schweffel / Salpeter / Queckſilber / Salarmo⸗ 
mac /Bley Eiſen / Kupffer und noch mehr ande; 
ven Mineralien. Mehr ald27000 diefer Ge⸗ 
gend Einwohner zerftreueten fi / und fuchten 
ihre Gelegenheit anderswo. Die zweene auff⸗ 
geworffne Berge find bey 10000 Schritt hoch / 
und haben 4 Meilen im Umbfang. 

Von dencg Einwohnern der Stadt Catanea / 
die man zuuar auff 20000 gefchäget, find kaum 
3000 verblieben / alle die andern haben ſich ans 
ders wohin falsirt. SchamPlagdes Krieges 
von Anno 1669 biß 74. 

Seh menne der gunftige Lefer werde hierang 
die Macht und den Nachdruck des unterirrdi⸗ 


| fihen Feuers einiger Maſſen erkennen und daß 


es demfelben uimmermehr / fo lange die Welt 
fichetr an reicher Nahrung mangeln koͤnne. 


R3 Uner⸗ 

















134 


€ Stoffen ung Diejenigen / ig bey Entdeckung 
der neuen Welt / und kurß hernach die Ge; 
„genden Americe beſucht / nicht Wunders genug 
zu erzehleu von den ungeheüren Wäldern und 
Puſchen jeldigen Kandes, HD, Dapper in Be⸗ 
ſchreibung Americe am 4.Cap. des 3 Buches 
melder/ daß man in Brajilien Anfangs Puͤſche 
angetroffen /ſs uber zoo Meilen breiszund mit 
fo hohen Baumen beſetzt geweſen / daß ihre Gipf⸗ 
feln mit keinem / auch von dem ſtaͤrckeſten Man⸗ 
ne abſchoſſenem Pfeile zu erreichen geweſen. 
Die Stämme dieſer Bäume waren jo dick / daß 
die Einwohner aus einem einigen jolhen 
Stamme Gumahlen fie von Feinen Bretern ie 
mahls gehört) eine Schute zu hauen wuſten / in 
welcher mehr als anderthalb Hundert Mann 
Platz hatten. 

Auff den gewaltigen Aeſten dieſer ungeheu: 
ven Bäume pflegen öffters andre siemlich groffe 
Sruchttragende Bäume zu. wachen und zwar 
von den Rornern Diefer oder jener Frucht / fo 
von den Vögeln darauff getragen worden, Ich 
hätte einen gantzen Tag zu thun wann ich Diefe 
gange Materie ausführen wolte: Kehre mic) 
demnach zu dem Gepuͤſche America, weldyes 
denen anfommenden Europ@ern überaus bin: 
derlich war in ihrem Marchiven / mafjen fie ge: 
wungen wurden / Öfftersneue Wege durchzur 
— welches warlich eine verdrießliche Ar⸗ 
beit / und hat ſolches die Europriſche Trouppen 
dergeftalt aufgehalten, dag fie mannichmahlin 
ganzen 6 Tagen ihren Weg nur auffeine einge 
ge Meiliwegs befördern Eönzen, 

Es begab fich aber einsmahls / daß ein Spa; 
niſcher Muͤnch / der ſich wohl verproviantiret 
hatte / in feinem Beruf, nach dem Lande hinein 
wolte / ſeines Dien ſtes in einem andern — 
zu warten. Dieſer verirrete in einem ſolchen 


greulihen Gepuſch / daß er nicht wuſte / wo er 


Rerarıones Currose 


Unerhörte groffe Püfche in America) 
und eine 


Merchwirdige Baum- Reife, 





| inız Tag 









waͤre / oder wohin er ſich wenden muffee 
auch endlich ſo tieff in die Wild nůß hie 
er auff die Baume Elettern/ und jeine 
ber Stock und Stauden befördern mufte, & 
chem nach. kahm er von derfelben Zeit an] 
mehr auff die Erde / fondern Froche vond 
Aſt zum anderny zumahl dieſelbe fo dicht in 
ander verwickelt / daß ein — ohne Ge 
nicht zum Erdboden gelangen Funte/ und 
Hirte alfo zwifchen Himmel und Erden) 
Händen und Fuſſen fort, Offtmahlen n 
er ſich vben auff di eSpitze der hochſten 
begeben / damit er einmahl von der Sp e 
wärmet würdewelche nimmermehr durd 
ſes groſſe Gepüfche zur Erden reichen kon 
oder auch / Damiter möchte umb fich icha 
und feinen Reife: Compag darnad) 
Solchergeftalt it diefer Wanders M 
lich wieder aus der Wildnüß und Gepüfe 
recht und zu den Seinigen gelanget / nachde 
en und Nächten keinen Fuß auf 
Erde gejeget ; welches vielen unglaublich je 
netzaber5.Acofta ift ein Mann den man we 
glauben darff / derfelbe befchreiber Diefe Bau 
Reiſe am 30 Cap. des 4 Buche umbfiändf 
Und ob zwar vielmahlen fol be Sache 


























































fen noch w 
worden / 











gena 


vich 

















RELATIONES Cuxıose 


235 


Der tapffere Engelsmann. 


u” allen Nationen in der ganzen Welt 
wird die Tapfferkeit vor ein Mittel geach: 
ger / dadurch ein Menſch zu hoben Ehren gelan⸗ 
gen und wann ihme ſolches mißlinget zum we⸗ 
nigiten einen unfterblichen Nahmen erwecken 
Fan. Jh muß allpier ein Erempel einer ſonder⸗ 
bahren Tapfferkeit anfuhren / dergleichen / ſo lan 
ge die Welt geſtanden / wenige erhoͤret haben. 
Ein Erempel von einem Engellaͤndiſchen Capi⸗ 
Din der ſich warlich mir groſſem Nachdruck be; 
muhet hat / daszenige wahr zu machen / was man 
von feinen Landes Leuten in aller Welt zu ja 


& pflegte / daß ſit nehmlich zur See die ſtreit⸗ 


ahreſte Nation dieſer Zeit ſey. 
Thomas Midleton ift dieſer groſſe Admiral / 


die  hatmit feinem eintzigen Schiffe eine gau⸗ 


otte zerſtreut und zu nicht gemacht. 
‚hatte fein Schiff in dem neulichen Candi⸗ 
fehen Kriege derBenetianifhenSienguerie ver, 


dannenhero er son dem Venetianijchen | 


NMömiralen / der damahlen einen Anfchlag auff 
ie ſo genandte Dardanellen hatte, vornen an 
die Spitze geftellt ward / daß er vor jedem Schuß 
in Gefahr des Lebens ſtunde. Derowegen ſag⸗ 





e er zum Admiral’ daß er hiefelbft dem Feinde 
wenigen Schaden 


a koͤnte. Werlen er aber 
ar Feine, oder dach eine fhlechte Autwort er 
* jo fuhrteer ſein Schiff als an welchem 
eine Wohlfarth hienge / aus der grofien Gefahr 
anders wohin. Wir nun das Spiel ohne ſon⸗ 
derlichen Effect vollendet + Da muſte der gute 

idleton erfahren daß ihn der Admiral / als ei⸗ 
nen verzagten Hudler / abdanckete. Die Sol: 
daten wurden ans ſeinem Schiffe genommen/ 
and lieg man ihm nicht mehr / als zo Englifihe 
Bootslcute / mit denfelben feines Weges / wohin 
er wolte / zu fahren. — 

Kaum aber war er der Benetianifchen Krie⸗ 
ges / Flotte aus dem Geßcht kommen / da bekah⸗ 
me er eine erwuͤnſchete Gelegenheit / den Vene⸗ 


tianiſchen Admiral zu einem offenbahren Luͤge⸗ 


ner zu machen / der ihn vor einen verzagten Hu· 
deler — hatte: Dann es begegneten 


3J ihm bey 


illem Wetter 23 Tuͤrckiſche Seegel / 





— 





| 
I 


| — weder Wind noch Seegel oder 


unter denen 1 der beften Galleeren waren / bie 
der Groß Tuͤrck in feinemganken Reich auffzu⸗ 
weiſen hatte. Die Tuͤrcken auff diefer anfunts 
menden Flotte rieffen alſobald mit einem Bar 
barifchen Geſchrey / dap fie Engliſch Buffel⸗ 
Fleiſch zum Mittagsmahl haben wolten: Cie 
fielen ungefäumbt auff Midleton loß/ und verr 
lieffen fich darauff / dag fie das fiille Wetter zu 
ihrem Voriheil hatten / der Seind ihnen auch 
weder an Schiff nad) Volck zu vergleichen war. 
Aber ihre Hoffnung betroge fie dannoch gewal⸗ 
tigrmaffen nach einem hefftigen Gefechte 2Baß⸗ 
fen / ſo da commandirten / ſampt 1500 Gemei⸗ 
nen umbkahmen / ohne die Verwundeten / und 
ward über das die gantze Eſquadre dergeſtalt 
ſerſtreuet und zerſchoſſen / daß fie kaum Ruder 
harten / fortzufonmen. Capitain Midleron 
Thauen 
halten / daß er feine Feinde hätte verfolgen 
Fönnenvdoch Fahm er endlich mit grofier Mühe 
noch zu Candin an / und beſchenckete daſelbſt den 
VBenetian iſchen General mit einer Donnen voll 
eingefalgenen Tuͤrcken⸗Koͤpffen ven denen / die 
er ım ſttetigen Entern caputirt hatte: Worb 
ber dann jederman erftarvet ffunde / und ward 
alfo diefer tapfiere Eee-Held von dem groſſen 
Nach zu Venetien mit einer guldenen Ketten 
und FöftlichenGnadenPfenningszu ewigen An— 
denken feines ruhmlichen Verhaltens / beſchen⸗ 
eket. Mer Fan diefe That genugſam foben ? 
Weſſen Zunge iſt fertig gůug / Midletons herrli⸗ 
he That gebuhrlich zu beſchreiben? Schwei⸗ 
get ihr Römer von enrem hinckenden Hyr atib / 
welcher der Feinde gantze Macht anff der Brů⸗ 
cken anffgehalten / dann in dieſem engen Paſſe 
war ſolches leichter zu thun / als in offenbahrer 
See / Horatins Cocles hat mit feinen Feinden 
gefochten / fie aber nicht ͤberwunden / vielmehr 
nahm er endlich felber die Flucht / und ſchwen⸗ 
gete fein Roß von der Brücken in die Tyber. 
Schweiger auch ihr Portugaliſchen Hiſto 
rien Schreiber / und macher nicht zu groß dag 
Lob eines von curen Lands Leuten / der Anno 
1584 mit 500 Por tugieſen / und etlichen Conge⸗ 
ſen / 























136 Rerartownes Curıosz. . 


fein Angola 2200000 Nohren auff die Flucht 
gebracht/ dann dieje Ehre iſtn ur gering / und an 
einem Frinde / der gar verzagt iſt / rworben und 
der ſein Xebtage Fein Feuer Rohr geſehen / der 


da bey Loſung derſelben meynete / er hätte ed | 


mit den Ödttern zu thun / deren einer allein ca; 
pabel waͤrt / ihr Eand und Die gange Welt umb- 
sufehren / dannenhero auch im folgenden Jahr 
hernach ihrer 600000 Mann fein Bedencken 
getragen /hor 200 Portugiefen und etliche 1000 
Congeſen die Flucht ohne einige Gegenwehr zu 


ergreifen. Thomas Midleton aber hatte mit | 


folcyen Seuten ſu thun / deren Graufamkeit von 
der gantzen Welt gefurchtet wird/ und vor deren 
ſcharffe Säbel fich viel tauſend tapffere Solda: 
fen haben niederlegen mäfen ! wie dann fonften 
die Engel Schott⸗ und Serländer jedes mahl 
vor gute Soldaten gehalten worden ſo gar / daß 
auch das Weibliche Sefchlecht der 9 rthen al⸗ 
lerdings von der Tapfferkeit nicht ausgeſchloſ⸗ 
ſen iſt — ich ein eintziges Erempel anfuh 


ren will. 


Ei! bekuͤmmerter Menfch ſucht die Einfam: 


keit / und ein Trauriger figt gar im finſtern / 


ſolche Wunderfelgame Eigenſchafft finden wir 
anemen Fndianifchen Baumerder da ſo lange 
er lebet (dann ein Baum lebet auch) ein Wer; 
langen nad) ver Finfternüß träger, und des Ta. 
ges uber fich vor Scham Faum mag fehenlaf: 
fen. Hugs von Sinfoten nennet ihn mit allen 
Enrepeern den betrübten Bann in Oſtindien / 
ans der Urſache / weil er allein in der Nacht / und 
nimmermehr am hellen Tage blühet / und fol: 
es das ganke Jahr hindurch. So bald die 


Sonne untergangen Eommen die Bluhmen an 


feinen Aeſten überall herfur daß der Geru 

und das Geſichte ein groſſes Vergnügen daro 

empfinden. In dem Augenblick hingegen / da 
die Sonne mit ihrem angenehmen Schein wie: 
derzu frahlen Beginner / m diefe Bluͤht⸗ 
Blumlein allefampt herunter auff die Erde / und 
ſchlieſſen ſich die Blätter zu, daß man meynet / 


es waͤre mit dem Baum gethan ſolches waͤhret in welche ſich fein Sp 


50 fhlagen/weil er aber ihre Hohm Wo bei 




















Im Martio des verwichenen 1690 m 
ward in Engelland einEdelmann von einem, 
dern gewaltig affrontiret / durffte fich abenyn 
ihm das Königliche ſcharffe Geboth deßfall 
Wege funde/ an feinem Gegenvarti 
Duellrevangiven, Fmmittelft ſetzete fig 
Ehe⸗Liebſte / als eine andere Seniramm 
Pferde, vorwendend / daß fie unter dem 
hen Verboth nicht mir begriffen wäre, $ 
Degen und Biftolen hatte fie ſich wohlben 
net / und nachdem jie vor des andern Ed eln 
nes Hauß kommen / foderte jie denſelben/ 
fo viel Hertzens haͤtte zum Kampf auf 
und Leben herauf: da er ſich aber hierzu 
verſtehen wurde / fo wolte fie ihn auff der @ 
darnieder ſchieſſen. Der Edelmann / oh 
tet es ihm an guter Reſolution Feine 
mangelte / trug Bedencken fich mit einer 





laͤnger vertragẽ kunte / bracht ers bey der 





Der betruͤbte Baum. 


durtzeln und in wenig Tagen blühen, % 















dahin / daß diefe Heldin in Verſicherung gen 
men / uũ die Tapfferkeit dißmahl gefeflelcm 


















J 


aber nur biß auff den folgenden Abend. 
fo groß / als ein Pflaumenbaum , und tin 
meiniglich bey die Haufer gepflantzet zur‘ 
und zum Geruch. Bon den Wurtzeln anfe 
fen die Aefte zur Seiten aus / welche ihre Pa 
Bluͤhte tragen. Er waͤchſet gar geſchwin 
und ein abgeriſſener Ziveig wird zur Stu 


Bluͤhte ift gleich 
men/ und wird 








‚u erzehlen wiſſen. 


| Nehmlich: Ein Edel 
Perijatico genandt ö 


ıh 














Num,18.__ 
aber feinen Willen mit ihr gehabt / verlaͤſt er fie/ 
und haͤngte ſich ar eine andere Jungfer / weßwe⸗ 

fie ſich aus Verzmeiffelung felber umbs Le⸗ 
= gebracht, und nach Landes-Sebrand) zu 2l- 
ſchen verbrandt worden aus welcher hernach 
diefer Baum erwachſen / den man deß wegen den 
Rahmen Parifatico gegeben. Die Indianer 





Reıarıonss Gurıosk, 137 


fagen ferner / daß die Bluhmen dieſes Baums 
dieſer Urſache wegen/ aus Haß gegen die Som 
nertäglich abfallen. Dan hat ich vielfältig un⸗ 
terftanden/mittelft desSaamens/diefen Baum 
in Portugallund Niederland zu pflangen/ aber 
er will niemahlen befommen. Wonderen des 
Werelds aus Linfchoten pag. 83. 


Die Berwunderungs⸗ würdige Henne. 


Nier die Seltenheit der Natur mögen bil, 

lich gesehlet werden diejenige Hennen / deren 
DieCpinefifcheProving Duangii eine gute Men: 
ge hervor bringet / von denen Kivcherus China 
illuftrata , und Neuhoff in feiner Chineſiſchen 
Geſandſchafft bezeuget / daß ſie eine Arth Langer 
baumwollinen Faden / gleich den Seyden⸗Wur⸗ 
men, Spiunen / oder Raupen aus ihrem Mun⸗ 
de ſpinnen / davon man der Ends ſehr zarte Lein⸗ 
wach verfertiget / doch muß man behende ſeyn / 
hnen dieſe Faden abzunehmen /dafern fie dieſel— 
he nicht von Stund an wieder hinein ſchlucken 

Fuße. z 


D 






„air andere Scleamrit findet man an de; 
h f tädt 


ı Hennen bey den Städten Minchen und 


; Tiencven in der Chinefifchen Provins Kenfi / 


welche an ſtatt der Federn mit einer zarren Wol⸗ 
le am gangen Leibe bemachfen. Diefe Hennen 


> find wicht fo groß / wie andere / haben kurtze Fuſſe / 


find aber muthig und Kampffſuchtig / werden 
von den Kenfifchen Weibern zu beſonderer Luft 


and Ergoͤtzlichkeit auffgesogen. Neuhoffs China 
B 7.%. 7 SEE 


diefen Hennen mögen auch diejenigen ge⸗ 
zehlet werden welche in der Africaniſchen Inſul 


Moſambique gefunden werden. Diefen hat die 
Natur ein Pech⸗ſchwartzes Fleiſch und Kohl⸗ 


ſchwartze Knochen mitgetheilet ind gleichwohl 
geſund und gar ſchmackhafft zu eſſen / und glei 
hen alfo dieſe Hennen ihren Herren welche e: 


benmäsfig Pech ſchwartze Mohren find. Oft 
Indiſche Vojagien. 
Aber was foll ich von etlichen Hennen in 
Teutſchland fagen / dieſe gehen denen oberzehl⸗ 
gen weit zuvor 7 zumahlwegen ihres guldenen 
und filbernen Fleiſches / und fo geftaliten Eyer. 
Frauciſcus Wendlerus / ein fehr wohl bekandter 
Mann bezeugt hievon aus eigener Erfahrung‘ 
daß er eine Henne innerhalb Monaths friſt auff 
eine ſonderbahre Weiſe gemaͤſßet habe / deren 
Seiler als er fie abgethan / fo weiß als Silber / 
invendig aber ſchoͤn grun geweſen. In ihrem 


Edher Siock fand man unzaͤhlich viel groſſe und 


Heine Eyer / welche fo ſchoͤn waren / als wann fie 
durch einen Rünitler mit ſonderbahrem Fleiß 
aus Silber verfertiget worden. Gleichwie g⸗ 


ber dieſe Henne durch Einſchlucken vieles Buch⸗ 


Silbers alſo zugerichtet worden; Alſo hat ein 
anderer vornehmer Mann diefes Stücklein an 
einer andern Hennen mit dem Bucoder Blät- 
ter Gold probiret. Selbige hat er / nachdem 
fie etwan 4 Bücher ſelbigen Goldes eingeſchlu⸗ 
cket / abthun laſſen / und ſie inwendig Wunder⸗ 
ſchoͤn und rein. befinden. An der Bruſt hatte 
fie drey Linien von purem Golde / fo naturlich / 
als wann fie von einem Mahler dahin geſetzet 
tosrden. Wer Luften hat dergleichen zu pro: 
birensfchlage weiter nach / und beginne es mit ei⸗ 
ner Probe die Koſten durfften von der Erhoͤtz⸗ 
lichkeit leichtlich überwunden werden. 


Das ſeltzame Baum · Schloß und deffen Beftürmung. 


Spflegen Könige und Fuͤrſten gerne an fir 
€ chern Orthen zu wohnen / da ſie vor — 


—— Uberfall der Feinde nicht mögen ů⸗ 


aſchelt werden / ſolcher Gewonheit kymmen 


Tom. l. 


Auch die Americaniſchen einfältigen Koͤnige in 


allem nach / aber auff eine gang andere Weile. + 
Als Kolmeranes / ein Spanifher Obrilter/ 
im vorigen Seculo in America umbher zoge/ 
S Schaͤtze 























138 RsrArıonss Curıoss . 


Schäge zu fambleny und den König Abibeiba | darinn hafftenyfie auch von 16Maͤnnern 

befriegete/da ſalvirte fich derfelbe aus dem Feb | Lich Fönnen beflafftert werden und wol 
de mit einer fhıchtigen Behaͤndigken nach feiner | mand Hand an fie legen / fo wurde er von 
felgahmen Königlichen Refideng / welche auff | herab mit fiedheiffem Waifer und frei 
den allerhöchften Gipffeln erlicher Bäume; de Steinen/Pfeilen und Feuer Toͤpffen de 
venZacken man oben in einander geflochten hat: überhäuffet und bewillfommerwerdend 
tererbauet war, Das Gchäuan ihm jelber bes | Hören und Schen darüber vergehen mi 
fiunde aus ſtarcken Balcken/hat die Noch nicht Aller diefer Hindernüffen ungeachtet/ ante 
allein diefen Königyfondern auch feine Untertha | fieng ſich Kolmeranes den Baumyder diefeg® 
nen und mehr Einwohner in Weſt Indien (da: nigliche Schloß trug / mit ſcharffen Aexten zu] 
von ich in der sten Relation ſchon ermas gemel | grüffen. Er bedeckete fein Volck mit Hord 
der) in fothaner Höhe zu haufen gestwungenvan: | und unter diefem Schirm Dache lief er sont 
gefehen fie theils von den ergieffendengroffen | zuhanen. Sy bald nun König Abibeiba dief 
Waſſerfluthen / theils von dem ſtarcken Streif | Ernfi ſahe / kahm er aus feiner Burg zum 
fen der Plünderer auff der Ebenen, und nn de hernieder/ und verfprach ihm aus den 
täglich in Unficherheit und Furcht leben muſten. gelegenen Bergen ein gutes Theil Goldes 
Auff dieſen Daumen aber Fönnen fie ziemliche ſchantzen; Als er aber jeine Schange faherjpn 
Her wohnen / indem fie fo hoch inder Lufft fies -| neteer mit feinenNa hbahren / denen voni 
hen / daß ihnen mit einem aus allen Kräfftenab: | Spaniern ſchon übermeifterten Königen 
geichoflenen Pfeil nicht beyzufomimen iſt. Uber | und machte diefen Frembdlingen bernach 





























Das find die unterften Stämme von ſolcher un wu ſchaffen. D. Dappers America Luc J 
släublichen Dicke und Barren daß kein Eifen | 1.3.0.3. g; “4 


Der bey Nachtfliefjende/und bey Tag verſchwindende Fl uf, ; 


ur vielen’ jaunzählihen Wundern der ! und gegen Abend wieder herfür ſchieſſet. ® 
+ Natur findet man gar viel Brunnen Die da Dapper America. 1.2,c, 16. Solte auch woß 
gewiſſer Zeit flieſſen und zu gewiſſer Zeit ſtille die Verſchiedenheit der Ebbe und Fluth anfoh 
— oder gar vertruckenen / aber felbige find | dem Wunder einiges Theil haben ? —J— 
nicht zu vergleichen mit dem Fluß in Öuatima; Immittelſt bilden ums Diefe Fluͤſſe ein 
la davon die Reifenden uns diefes Wunder er; Trunckenbolden gar eigentlich ab/ 
zehlen / daß er die gantze Nacht hindurch big an haben / gantze Naͤchte zu ſchwaͤrmen, 

die Morgen-Stunde fieffetdesTagesaberna: | Biersund Wein; Ströhme zu ergieſſen / 
he bey dem Berge Inan in einem che ver: ges hingegen erfierben fie in einem [handliche 
ſchwindet; Dagegen ift in einer andern Pro | Schlafer und ſchnarchen fo lange, big ihre 













vinsCholuteca/fo von obiger niche gar weitente | zu fliefjen wieder heran naher, 
fernet / ein Fluß / der fich alle Mittage verbirget / 4 


Ein ſchoͤner Diſeurs und etliche Experimenta von der Lufft / aus 
Herrn Ottonis von Guerike Tractat/de Vacuo Spatio. 


PB eben inder Welt / und erfennen doch | Lunge aber wer verſtehet es eigentlich / w 
nichts weniger als die Welt / yon den vier „I Luffefey? Alfo fehen und begreifen wir 
Elementen muſſen wir das Leben und allen II beſſer / als unfern Unverſtand / 
terhalt empfangen und erhalten: Aber wo find | Blindheit. Die dufft umbgibt ja erfüllet 
dieſelbe / und wer kennet fie? Die Lufft fühlee | amd gleichwohl wiſſen wir fo wenig gruͤndlich 
unſere hiigekeber / vermittelſt der einziehenden |: davon herfür zu bringen; Qieke hug en 









ELUTEEIERNET, a 





Se SEE rap — FREE — 
* 


Rerarronss Currosz. 


139 





ben beydes in alten und igigenZeiten ihren Ber: 


fand rech ſchaffen geubet⸗ umb es auszufinden/ 


tag doc) die Elementen Meteora und derglei 


hen eigentlich) waͤren / es widerſpricht aber im⸗ 
mer einer dem andern / alſo / daß man noch kei⸗ 
nen gewillen Grund deßfalls ſehen Fan gleich⸗ 
wohl it die Meynung derer / die ſich auf gute 
Seweigthüme grunden / vor andern glaubwůr⸗ 
dig 4 — eg —— — —— 

er Teutſcher Archimedes / der edle Herr Ot⸗ 
er a Chur Brandenburgiſ. Kathy 
und Dürgermeifser der Welt befandten Stadt 
Magdeburg. Andiefem vornehmen Mathe⸗ 
matico hat Zeutfchland eben dasjenige / was an 
dere Länder am Euclide / Archimede / Carleſiv ie. 


er gehabt / dahero er auch vor einen von 
Den ei 


ſten Mathematicis in Europa gehalten 
wird / und iſt es ung Teutſchen Feine fonderbare 
Ehre / daß man in Italien / Franckreich Engel: 
und Holland mit gröfferm Reſpect von dem eds 
va —————— zu fagen weiß / als bey 


efer huchgelahrte Mann hat ein Buch / de 
Vacuo Spatio,von dem ledigen Raum geſchrie⸗ 
ben + welches angefuller ift von lauter folchen 
Kunft md Föftlichen Sachen / daß unfere Vor» 
fahren von dergleichen ihr Lebtage weder gehd- 
set noch gejehen. 
Unter andern führet er von der Lufft folche 

en an / die da unglaublich ſcheinen und, 


gleichwohl erweiſet er jeine Meynung mit au 


genfcheinlihen Proben. Jusgemein ſpricht er 
von der Lufft fie ſey anders nichts als eine coͤr⸗ 
perliche Krafft / ſo da aus dem Waſſer / der Er; 
den / und andern Coͤrpern / ſich in den umbſtehen⸗ 


den Raum ergieſſet. Oder / es ſey die Euffteine - 


Ausblafung / ein Geruch oder Ausfluß der Er⸗ 
den / des Waſſers und anderer Coͤrper / ſolchem 
nad) nicht eigentlich ein Clement zu nennen, 
Wir riechen he nicht / weil wir ihrer von Jugend 
gewehntiund darinnen leben / jo ſich aber eriung 
anders mit ihr vermiſchet / ſo riechen wir fie bal⸗ 
de: Er eis weiter: die Lufft befiebe aus lag 
ter gar Kleinen Cörperlein / Eonne nimmermehr 


>38 Waller werden / vonder Hitze werde fie aus; 


— 00000 — —— — 
— — 


gebreitet / und von der Kaͤlte dicke gemachet. 
Man koͤnne fie auch zuſammen drůcken doch ha⸗ 
befolche Oruck und Ausbreitung der kufft ihre 
gewiſſe Schranken, Die Lufft dricke fich ſelber / 
und alles was unter ihr iſt / ſie drůcke jo hart / gls 
Waſſer / wann e819 oder 20 Ellen tieff iſt. Sie 
fen nicht alle zeit gleich ſchwer / oder ſie dru cke 
nicht allegeit gleich ſchwer / Daher komme es / daß 
eine entluffte Kugel / wann fie auff einer Schnell⸗ 
Wageauffgehangen wird / bald ſchwerer bald 
leichter wiege / alfo auff und abfterge nachdem 
es hell oder trube Wetter das ıftı nachdem Die 
Lufft dunne oder Dicke. Die Drückung der Lufft 
fey Uhrſache / daß die Flamme zugefpiget/ und 
der Rauch indie Höhe freiget 7 gleichwie eine 
Blafe aus dem Grunde des Waſſers empor 
dringet. Es ſey nichts / dariun ſich dir Lufft nicht 
ſencke. Endlich ſey die Druckung der Lufft Urſa⸗ 


che daran / daß die Alten fo virlWeſens gemacht 


von der Fuga Vacui, daß nehmlich in der Welt 
kein Plaͤtzlein zu finden / darinn nicht zum we⸗ 
nigſten die Lufft waͤre. Es beweiſet aber unſer 
Author das Gegentheil / und führet infonderheit 
gar ſchoͤn aus / daß auff der Erde nichts ſey / daß 
feine eigene Schwere habe / daß aber alle Chr⸗ 
per nach der Erden ſincken / folches verurfache 
die Erhaltungs⸗Krafft der Erden / vermittelft 
welcher die Erde/ alles was ihr müglich, natürr 
licher Weife an fich ziehet / und was ihr ſchaͤdlich 
von fich ſtoͤſſet / ſey demnach nichts an ihm felber 
ſchwer oder leicht, ja wann die Erd: Singel nicht 
da waͤre / ſo wirden alle andere Corper in freyer 
Lufft behangen bleiben. Die Erde felber jey 
nicht ſo ſchwer / als ein eingiges Gerſtenkorn / 
oder Die allerleichteſte Feder / und hatten in 
Ausrechnung der Schwere der Erd⸗Kugel ver: 
geblich gearbeitet Simon Stevinns / welcher 
ihr 2000 000 400 000 000 000 000 009, 
Sorerins_/ der ihr 89956491428531428371- 
4875. Scipio Claramons / fü ihi 27117878- 
96957350340085113. Und Merfennus / wel⸗ 
er ihr 65923634426652872385072000 


- Pfund zufchreibet, Aber wir fchreiten zum 


Merck felber, 


S 2 Unver- 






























140 Rerarıonss Curıası. 


Umverwerfflicher Beweißthumb der Schtvere oder Drückung 
der Lufft durch die Höhe des Waſſers. J 


>) Fi vorher gehendem Grunde ſoll man nach | ben herunter laſſen wird. Deſſen Urſa 
Anweiſung unſers Authoris verfertigen laſ/ weil die gantze Höheder Röhren / zuſt 
fen etliche meffingene Röhren, jede ohngefehr Kolben nur 17 Ellen oder ein wenig 
Elien lang / welche man fuglich in einander ſte⸗ traͤget/ die aͤuſerlich Lufft aber drürckef 
cken konne; Ihre Rundung fol ſeyn eines Eleis | als dag Waſſer (fo nur 17 Ellen hoc) f 
nen Fingers dick. Hier ſiehet man fie inbeyge: | fehwerift derhalben Fan dieſes nicht: ine 
hender Kupffer⸗Figur verzeichnet mit den Buch⸗ Wirſt du aber noch die Roͤhre o hinein vi 
ſtaben MNOS, Stefe nun drey von diefen | und auff angeregte Weife verfahren,fo win 
Röhren als MN S (ielche einen Srahnoder | die gange Höhe der Röhre und des Kolben 
Shlüfel haben) wohl in einander / alfo/ dag Qauff 2o oder u Ellen erſtrecken / und dan 
‚nicht die geringſte Lufft hinein dringen Fünne, | hero dag Waffer aus dem Kolben herab fall 
Fichte fie an einer Wand oder Mauren aufyund | inden Röhren aber auchauffffeigen, big 
laſſe die unterfte Röhre mitden Haͤhnlein vder | Höhevon ungefehr 19 Magdeburger Ell AM 
Schluſſel in einen mit Waffer angefülleten 31: | reicher. , 
berQ._ Sernach fülle fo wohl die drey inein; Es ift hierbey zu mercken / daß man di eg 
ander gefügte Rohren als auch den gläfernen | renaucd wohl weiter oder enger Fünne ma 
Kolben (welcher gleichfalls ein Hahnlein bat) | laffensdann das Waſſer druͤcket in einer ven 
mit Wafler / und ftecfe gedachten Kolben mit nicht mehr als in einer engen’ Urſache deffen 
dem unterftenEnde in den Mund derKöhre Mm. | weil fich das Waffer fo wohlalsdie Lufft 
Endlich ſchlieſſe beyde Hähnlein auf / ſo wirſt fluͤßtge Theile / nach dem Perpendicul odern 
du befinden daß ſich Fein Waſſer aus den Kol; der Flaͤche druͤck 


Ein ander Beweißthumb durch Auffſteigung des Waſſers. 


3% borangeregten Röhren folt du haben ei: des Zubers Qydaffelbe findet aber einen % 

nen Viertel Recipienten oder einen etong Weg zu weichen nachdem ausgeleeretenz. 0 
gröffern Kolben / dann je röffer er ift/jebeffer | vielmehr entluffteten Kolben / dervhalben ftei 
man die a ſiehet / bier jolfgleichfalts mit | esfohoch ‚als cs Bon der umbgebendn fi 
einem Haͤhnlein verfchenyund fonften wohlver; mag in die Höhe gedruckt werden, AM 
wahret feyn damit nicht die geringſte Lufft hin⸗ Wann man die ſe Röhren mit ihrem Wa 
ein dringen konne Stecke ihn in den Nud der | aljveine Zeitlang in freher Lufft ſtehen [Al 
oberſten an der Wand auffgerichteten Röhre» | wird Man dan und wann einen 5 ni 
wann du zuvor alle Lufft gebührlich herang ger | tericheid der.Höhe dieſes Waſſers befinden d q 
sogen haſt mache endlich das Hähnlern suf/fo | "ann die Luffedinne und leicht iſt / ſo wird 
wird das Waſſer aus dem Zuher durch die Rdͤh | Maffer ſincken / weil es nicht fo ſtarck von 
ren hinauff ſtrigen biß auffxg Magdeburger E Lufft mag gedruckt werden; wann ſie a 
len dann die Auferliche duff druckerdas Waſſer der dicker wird, ſo wird das Waſſer fie 



































\ 
































































































































































































































Rerarıones Curnrosz, 14% 





Folget ein ander Experiment. 


E: hat offt hochgeruͤhmter Hr. von Guerite | gefeben / daß das Maͤnnlein gantz unter die 


eine andere, kuthe Röhre mit einem Futtral Puncten geſuncken hat er alſohald einen gewal⸗ 
umbgeben laſſen / dag man davon nichts / als tigen Sturm verfündiget / von welchem man 
ettvas vonder oberfien gläfernen Röhre * auch innerhalb 2 Stunden Nachricht bekom⸗ 
in welchem ein hölgern Männlein ſchwebet / | men Daß derfelbe im Werften groffen Schaden 
welches wermittelft feines Fingers on denen | gerhan. Eine Abbildung diefes Inſtruments 
verzeiäineten Puncten an dev Roͤhre zeiget / obſſt zu ſehen bey dem Buchſtaben k vermittelſt 
die duft trübe / oder rein / leicht der ſchwer / deſſen er einen Sturm / und ſolte er uch über 
tegenhafftig oder trucken / flinemnicht oder ftiller | 100 Trutſche Meilen von ihm geweſen ſeyn / 
nachdem nemlich die Materie mit diefemMän: | hat wiſſen koͤnnen / doch ift ihme der Orth oder 
kein son der veränderten Lufft auf oder nieder | die Gegend deffelben verborgen geweſen. 
„getrieben wird. Und als er einsmahl Ao. 1660 


Eine Probe / wodurch erwieſen wird / daß zwo Schalen oder halbe 


Kugeln alſo an einander gefüget werden moͤgen / daß auch 16 Pferde ſie 
ſchwerlich von einander reiſſen koͤnnen / welche doch durch das Anblaſen 





0 eines kleinen Kindes leicht zerfallen 
—“ koͤnnen. 
SP !hmigenachter Herr von Guerike hatnach | umbgebenden-Äuferlichen Lufft gänslich und in 
Anweifung feines mohlbefandren Buchs | einem Augenblick mit groffer Gewalt eingedru 
de Vacuo Spatio, zwo halbe Kugeln vun Kupf | det werden / und inwendig zufammen fallen / wie 


fer verfertigen laſſen / deren Durchfehnitt/oder | hochermeldtem unferem Hn. Authori ſolches 


Zierch Linie + ohngefehr drey Viertel einer | auch wiederfahren, . _- 
Magdeb Ellen 7 oder eigentlichen 75 Theile Mann man nun an die Ringe dieſer wohlent: 
‚einer fehlechten Ellen faſſete / wie bey Sound. H | Tuffteten Kugel F 16 Pferde ſpannet / und bie ſel⸗ 
zufehen. Deßgleichen ließ er auch den Neff 1 | dena) aͤuſerſten Vermögen zu beyden Seiten 
von dem dichteiten Leder machen welcher gas | giehen laͤſſet / wie die Zigur zu unterft anweiſet / 
— umb die Raͤnde der halben Kugeln ſchluß fo werben fie dieſelbe mit groſſer Muͤhe und 
© md mit dem beten Wachſe berwächfet war / ſchwerlich von einander ziehen koͤnnen. 
umb der Luffe nicht den geringflen Eingang zu Solte einer 2 halbe Kugeln verfertigen laß 
‚gönnen; Dieie Kugeln legte er gebuhrkih. auf, | . Egon Diameter oder Durchſchnitt eine vol: 
einander’ daß fie fich fhloffewumdgabedie zu | Te Magdeburger Eile enthielt / und alsdann auff 
ge mit dem ledernen Reiffe / zuge hernach / vers | gleiche Weife damit procediren ſo fünten ſie von 
mittelſt feiner guten Inftramenten / durch ein 24 ſtarcken / ja noch mehren Pferden nicht von 
Loc) ander Kugel zwiſchen den Ringen alekufft | einander geriſſen von einem fhwachen Rinde & 
heraus, worauf fich die Kugel alſo in einander | her leichtlich geldfet werden / wann nehm lich daſ 
toi! ann fie aus einem Stück beftunde. „| felbe durch das Wind Loch daran jo aber auff 
muſſen Ader die Theile aar gnau inihredtun |"eine fonderbahre Weife gar richtig map verfer⸗ 
de fallen dann wann die gerinafte unebeneSteb |’ fiat ſehn etliche mahl in Die Kugel bläfet oder 
le daran / fonicht Eulmäsfig iſt / fowürde bey | mann es das Hähnlein ein wenig eröffnet / und 
Auszichungder Lufft / die Kugel von der Laft der elwas Lufft hinein gehen laͤſſet 


3. } ‚Hier: 





\ 














N | 148 


‚ll Dierben iſt zu mercken 7 wann man fo viel 
| Pferde vor Diefe Kugel ſpannet / daß fie diefelbe 
hi trennen / ſo wird ſie einen Knall von fich geben, 
I | als wann ein ſtarckes Feuer Rohr abgebrandt 
| wuͤrde / welches die Lufft verurfacherzfo auff ein; 
mahl zu allen Seiten. in die Kugel hinein drin; 

get / und weil fie recht rund iſt / ſich in demGentro 





Amit man aber ſehn moͤge / daß dieſes nicht 

oloſſe &oncepten ſind /ſondern mit dee Ba 

heit vollkommen überein kommen, ſo hat unſer 

Herr von Guerike ung deßfalls nachfolgenden 
» Arithmetiſchen Procegmitgerheilt; Weil es. 
« ben erwieſen dap der Cylindrus (iff eine Figur 





oder Coͤrper / geſtaltet wie ein Well-Baumioder | 


Mang-Hols) ter Lufft fo hartdrücket , algein 
Wafler/Cyliodirus vor 18/19 / oder auff hoch 
fie 20 Magd. Ellen hoch / ſo Fan durch Rechnung 
eines jeden &uff-Cylindri Schwere erfundiget 
erden. Hierinn muß man aber zufoderft 24 
hen die Schwere eines Waffer-Cylindri zu fin, 


I 7 





48 


3. Nun multiplicire den halben Durchſchnitt mit dem halben Umbkreyß des Bodens y | 
eutfichet daraus der ganke Inhaltdeffelben Bodens einer Dragdeb.Ranuen in der gevierdren 2a 9 


alſo: 58% Der gantze Umbfreyg. + 


— 


9: Der halbe Durchſchnut. 
270 Multipl. 
15 








RELATIONgEs Curıosk® 


ArichmetifcherBeweiß/iwie man die Schwere eines 
nach einer jeden Groͤſſe finden koͤnne. 


85 
78% 595 Der Umbkreiß des Bodendemm 
| ———— Kannen oder 
indri. 


30 Der halhe Umbkreyß und ein wenig mehr / welches den Bruch zu meiden nicht geacht 
(wird 


* y 
285 Gevierdte Theile / ober die Fläche des Bodens einer Magdeb. Tannen? melde 
Ku er hinauff gleiche dick / und 38 Theile von hunderten einer M 
en hoc) iſt. h 


| „4 Diefe 285 multiplieire mit der Höhe der Kannen 38 / fo kommen 10830 eubifche oder ge 
| wuͤrffelte Theile von dem gantzen Inhalt des Eylindri einer Magdrb, Kannen, Be: 








oder Mittel Punct fo geivaltig ſtoſſet ind em 
le Theile der eindringenden Lufft daſelbſt 
ber begegnen, und Feines dem anderniogk 
will. Solte ſich aber die Kugel an derer 
Seiten eher alsan der andern loͤſen / ſo wird 
ſolcher Kuall nicht oeſpuͤhret werden. 






J 
Eufft-Cylind 


den / der zum Erempel2o Magdeburger & 
hoch iſt F 


2. Theile eine Magd. Elle in hundert gle 
Theile nad) welchen du Bafin, vder den Bat 
einer Magdeb. Kannen / oder halben © 
meſſen follt/ fo wirſt du befinden / daß d 
im Diametro oder Durchfchnitt1g/ die Si 
aber der Kanne 38 ſolcher TOO Theile begie 

Suche nun nad) Geometrifcher Arch / 90 
mittelft der Zahl 7 gegen 22 / der UmbEre 
Bodens / und ans demfelben den Inhalt de 
ben / ſo * 285 gevierte Theile daraus ko 

u: ‘ 












men. 


5. Wann 


—* 





Rsısayıowses Currosz® 143 


, Wann diefe Kanne mit Waſſer gefullet und daſſelbe gewogen wird / fo wird es 4, Pfund 
(oder nad) gogarichmifchen Zahlen 4/ 125 (3) wiegen / deren ein jedes Pfund 32 Loth oder 16 


= er til. — — 
a 5 — nun den cörperlichen Inhalt und das 


Magdeb. Ellen hoch iſt / dann wie ji) verhält die Hohe des Cylindri einer Magdeb. Kannen von 
Theilen einer Ellen zudem 5- Pfund oder 4/.125 (3 )YPfund / alfo-verhalt ſich die Hoͤhe des 
HWafers von 20 Ellen oder 2000 Theilen zu ihrem Gewicht von 217 Prundenzalio: — _ 
Die Höhe des Cylindri Mas wieget die Höhe vun 20 Ellen oder 
einer Magd. Kannen wieget Pfund 2000 Logarithmiſchen Theilen. 
33 — 456 — — 2000 

Kommen 217% Pfund. 

Und fo viel Pfund wieget ein Waffer-Eylindrus/ der 20 Ellen hoc) iſt / und deſſen Grund: 
Flaͤhe 285 gevierte Theile einer Magdeb. Ellen. 


“.; Hierans kan man ferner erfehen die Schwere eines jeden gegebenen Lufft⸗ Cylindri / wann 

man nemblich zuvor den Boden deſſelben erforſchet hat; Dann wie fich 285 als die dlaͤche des Bo⸗ 

dens eines Cylindri von einer Magdeb. Kannen verhalten zu ihrem Gewicht von 217 Prunden’ 

den Bruch tollen wir beyſeit fegen) alſo verbäft fid) ver Boden eines jeden Cylindri zu feinem 
Zewicht / weld) man ſuchet. Zum Exempel: 

Es ſey der Durchſchnitt Des Bodens eınes Cylindri 67 Theile von 100Theilen einer Magdeb. 
Ellen’ fo wird (nad) der Bergleichung 7 zu 22) fein Umbfang 2197 6 (zumd der Inhalt des gan⸗ 
tzen Bodens 3527 gerierte Sheile halten. Wann aber die Flaͤche eines Eylindrifchen Bodens 
von 285 geierten Iheilen 217 Pfundwieget / jo wird ein Cylindrus / deſen Boden 3527; ge 








Gericht eines Waſſer⸗Cylindri / der 20 











—— häkkı 2686 Pfund wiegen. Setze alfo: 
Die Fläche des Grundes Der Eylintnus auf einem Die Slähedes Bodens, beifen 
einer Magd. Rannen. Boden ſo 20 Elien hoch. Durchſchnit 67 Theile Halt. 
/ 285 457 Pfund —— ⸗ 3527/5(1 
4 — 
22 * a Er 2-3 
— 75 
41732 I4 70550 
— 2546838 76346715 (f 
ZRTRHL 
VEFEENF GE. 20851 86Pf. 
2855555 Be En 
25838 © F — ao der iger deſſen 
— Boden im Durchſchnitt hat gehalten 43= 
222 einer Magdeb. er 


- Diefes Erempel iſt mit Fleiß erwehlet worden , weilder Durchfihnitt obgemeldter Kugeh wel⸗ 
a. Pferden fol von einander gezogen werden’ 3: — Daran dann * 
ee eh 6 * un von den beyden Schalen G und Hydarans dieſe Kugel F gemacht / vyn einer umb⸗ 
* ee San dien ‚ bie da 2686 Pfund Cungefehr) ſchwer ift / gedruͤcket und angehalten werde/ 
—* Laſt die en beyden Eeiten ziehen muſſen. Acht Pferde koͤnnen wohl / tie denen 
* en am beiten bemmuft/ einen Wagen / der mit 2686 Lfund beſchweret ift / leicht ſortziehen / 
per. efer Zug geſchiehet viel leichter als wenn fie wider den gangen Cylindrum der Luft / wie an 
der 

































144 RecskärTıongs Cuxrıosa. — 
ber entleereten Kugel fortſchleppen ſollen / welches gleichſam mehr wider die Natir / als 
einen beladenen Wagen fortztehen. Hieraus folget nun, wann man dieſe zwo halbe ane 


der guldenen Regel / die oben vorgeſchrieben / weiter procediren würde / fo müffe 
ganzen Lufft heraus Eommenz welches feine von den geringften Speculationibus if. 

Auffdiefe Weiſe Fan man aufrechnen / wie groß eine Kugel ſeyn muͤſte / die da von nicht 
24 Pferden mit Mühe möchtevon einander gezogen werden, Hochgerühmter Autor —* 
ſemn Ende eine Kugel verfertigen laſſen deren Diameter As einer Magdeb, Ellen groß mare /br 
get davon nachfolgende Rechnung herfür; u 


7— mg gg | 
BEE FT ( F.298/5(2 Der Umbbreiß dieſer Rug 
190 : Ä BE 


190 
— 
- 2090 — 
2985 (1. Der Umbkreyß. 
—— 


1493 (1. Der halbe Umbkreyß. 
475 (1. Der halbe Diameter, 


—— un 


— — * — 

799175 (2, Die Flaͤche des Bodens an dieſem Cylindtd h 

Die Flaͤche des Bodens eines Cylindri Das Gervicht dieſes _ DerBoden des geg 
von einer Magdeb. Kanne, Eylindri, nen Eplindri, 
2 — —— — 277 Pfund. — 7092(0% 

“ — 





Be Til Se ae nn nl cr Bus 


Eike aa 





Num.ıg RELATTONES Curresm 145 


x 217 
* 49644 
87 7092 
128 14184 
233# 
1 6 
— 538964 
Irz419 


157896* (0 F. 3399 Pfund wieget 
— der geſuchte Cylindrus 


dieſer vorgegebenen 
2888 Kugel. 
zz 


Weil aber zu 2686 Pfunden ander vorigen Rugel16 Pferde oo waren / jo folget nach An- 
Wweifung der Proportional: oder güldenen Regel / daß alsdann zu diefer legten Kugel 34 Pferde er: 
fordert wuͤrden / derhalben 24 Pferde viel zu wenig waren / die Schalen diefer Kugel von einander 
zu reifen. Wolte man aber die Kugel ſo groß verfertigen dag fie einen Diameter oder Durchſchuitt 
5 Biertel einer Magdeb. Ellen hielte jo würde der Lufft⸗-Chlindrus umb fie her anjeder Seiten 
8616 Pfund ſeyn / und ſolchem nach sı Pferde erfordert werden/ bie beyde halbe Kugeln / war jte 


zuvor auff einander geleget / und entluffter von einander zu ziehen, 
Ein gläfeen Gefäß] welches über so ſtarcke Maͤnner nach fich 
ziehen fan. 


HE oft Shrengedachter Herr von Guerike | rund herumb eine-Höle hat / welheman mit 
Anno 1654 ſich in Gefandfchafft zu Xegen | Flachs oder Werd, wie an den groſſen Fener⸗ 


ſpurg auffhielte ı hatte er die Gnade / dagdie | Sprüsen gebräuchlich / umbwickeln und auf: 


ende rejpective Käyf. und König. Maj. Maj. | füllen kan damit Feine Luffe oder Waſſer hinein 
rdinandus III, und Serdinandus IV. feine |- oder heraus Fomme. 

errliche Erperimenta /_telche jederman vor Naun wird das Fupffern Gefäß an dem flars 
unglaublich achtet’ zu fehen verlangten / daer cken hölgernen Balcken oder Pfal D aljo ange: 
fonderbahre Ehre eingeleget/ und unter andern | hefftet / daß der zinnerne Handgriff an dem uns 
Gelegenheit gehabt / nachfolgendes Stpekleiny | teriten eifernen Plock des Pfahls wohl befefti: 
als etwas fonderhahres/ zu practifiren. Er ließ | get werde / ber Stempel aber durch den ober: 
ein Füpffern Gefäß zueichten / in der Geſtalt / vn ſtarcken eifernen Plock bey T/ da er ein 
wie bey B zu fehen/ einer Ellen hoch / und darinn. | Koch) hat / durchgehe 7 und alſo ohne einziges 
man jo viel laſſen kunte / als in vorhin befhrie | Wänden auff / und abgezogen werden moͤge / 
bener Rugel F- Auswendig an dem Boden- | Doc) nicht höher als biß an das dicke Ende C. 


‚war ein ſtarcker Handgriff von Zinn. Hier | Wann der Keffel folchergeftalt befeftiget / ſo 


nechſt liep er einen Stempel oder Plock verfer⸗ wird der Stempel biß auff den Grund hinein 
tigen / der das Eupfjern Gefäßgans genau and: geſencket / an welchem ein ſtarcker Strick feſte 
füllete/ wie bey X EV zufehen. Xzwariftaus | üfts der am Ende viel Eleine Seyler hat / su fo 
EifenrE aus Holtz / und der rechte Plodauseh viel Perfonen/ als es nöthig / wie in der Figur 
ner feſten Dagebüchen zugerichtet / der auch I deutlich zu fehen. Wang nun 20 „der mehr 

‚Tom,l, T ſtarcke 





146 


ſtarcke Männer mit aller Gewalt an dieſem 
Strick ziehen / ſo werden fie den Stempel biß 
etwa auff die Helfite / aber nicht weiter, fort: 
siehen Fünnen / fondern es dabey bewenden laſ⸗ 
fen muͤſſen. Endlich wird das zuvor von aller 
Lufft ausgeleerte aläferne Gefaͤß A (welches 
allhier gegen den Eupffernen Geſchirr B un: 
proportioniret/ aber mit einem andern Gefaͤſſe / 
darinn der Stempel X EV / welcher defto beſ⸗ 
fer zu erkennen jo groß gemacht worden / paſſet / 
eine ziemliche Proportion hätte) zu dem Keſſel 
gehalten/ und zwar alſo / daß die beyde Haͤhn⸗ 
lein wohl in einander ſchlieſſen / Damit nicht die 
geringfte Lufft mit hinein dringen Fünne: Wan 
nun beyde Hähnlein eröffnet werden / fo wird 
das gläferne Gefhirr den Stempel TC mit 
ſolcher ſchnellen Krafft an fich ziehen / daß auch 
50 Maͤnner nicht ſtarck genug ſind denſelben 
aufzuhalten / ſondern nk nachgehen 
muͤſſen. Ja es iſt hieraus zu ſchlieſſen / waͤnn 
ein Menſch feinen Mund 
dieſes entluffteten gläfernen Gefäfles/ wann eg 
auffgedrehet wird / hielte / ſo wrde ihm durch 
dieſes gewaltige Anziehen deſſelben / alle Lufft 
aus dem Leibe gerifen / ja ſelbſt die Därmer 
und der Leib geſchmettert werden, und er eines 
. plöglichen Todes fterben mi ſſen. 

Die Urſache dieſes gangen Wercks iſt die 
ſchwere Laſt der Lufft, dann wann dieſelbe ver⸗ 
mittelſt des Stempels aus dem Keſſel gezogen 


wird / jo druͤcket die auferliche Lufft den Plock 


des Stempels it einem Augenbli darnieder/ 


Eine Kunft/vermittelft welcher ein Knabe von 12 Jahren 268 
Pfund indie Höhezichen kan. 


W Ann man an das Ende des groſſen Seyls 
wo» nehmlich die vielen kleinen (wie die 
Figur aufweifet) angeheffter find ein Gewicht 
von. 2686 Pfund hängen, und alsdann einen 
Knaben vonı2 Jahren, vermittelt einer nicht 
gar grojjen mesfingen Sprügen, die Lufft durch 
das Hahnlein ans dem Fupffern Geſchirr aus 
ziehen laͤſſet / welches ihm nicht zu fchwer faͤllet / 
ſo wird fich der Stempel der hoch hinauff muß 
ausgezogen ſeyn / allgemach niederlaſſen / und 





ReLATToOnEs Curıosa, ST 


auf das Hähnlein _ 














und tweil wie gefagt/ der Keſſel fo groß / 
beyde Schalen G und A oder die Kugel 
das Gewicht der Lufft drüber bey 2686 
ſchwer / wann aber ein folches Geiwicht 
hernieeder fället 7 fo vermögen es auch 
cke Männer nicht aufzuhalten, 


Wann dann die umbung ſchwebenden 
die niedrigfien Cörper folcher geffalt drit ckeß 
folget / daß fie fich in alle Eörper/ wo nur ein 
ringes Löchlein zu finden, als Stein’ Hol | 
dergleichen / ja auch in alle metalline und a N) 
Gefaͤſſe / ob fie gleich einen engen Mund Haba 
ſencket wann folches nicht geſchaͤhe fo mag 
diefe Cörper von der Laſt der aufferlichen 8 
zerſchmettert werden / wo fie nicht recht 
rund / dann was recht rund iſt / das Fan v 
ner allenthalben gleich umbgebenden Lan 
mermehr zudruͤcket werden / wie an den rg 


eine gar jelgahme und abgefehmackte Katıp 
herbey gebracht haben. | 










die ganfe Laft von 2686 Pfund erheben’ n 
nehmlich das kupfferne Gefäß von eben ein 
fo groſſen Einhalt iſt / als die beſchriebene F 
gelF und daunenherv von einem fü ſch 
Eylindro der Lufft gedruͤcket wird. Wo 
aber auff dieſe Weiſe eine groͤſſere Laff 
ben / fo müfte man nach vorgemeidter 
nung den Durchſchnitt eines andern Gefaͤſt 
auch) vergröffern, ' 


7 PR EEE 





“_ yoran gemeldet jelber zu finden / und demnach) 











ReLartoNsEs Currose 147 

— — zu * — Fr 
geſchluß moͤ j inwerf— Raum außfuͤlle / dannenhero komme es / 

eſchluß moͤchte noch jemand einwerf allen Raum auß h me es / 

Bun Bei | daß Fein Eörper jerbreche von der umbgeben; 


fen/ wann Die Lufft jo ſchwer und hart drucken 
Fünte 7 jo müften Ja die Menſchen unter einer 
folchen Saft er ticken und alle Corper zerſchmet⸗ 
tern / aber darauff antwortet der Herr von 
Guerife / daß die Lufft in allen Coͤrpern / wie 


den Lufft / wann aber dieſelbe aus einem Ge; 
fäffe gezogen  alsdann ſey inwendig nichte/ daß 
die Laft der umbgebenden Lufft auffhalten moͤ⸗ 
ge / und koͤnne alſo leichtlich zerſpringen / wo es 
wicht Kugel rund. 


Winter und Sommernahebey einander. 


See Cuͤſt 


3° und Europcern wiſſen wir von keinem 
andern Sommer / als der da vom April 
biß in den Herbſtmonat / md don keinem Win: 


- ter ı als der dann in den übrigen Monathen 


herufchet , worunter ich den Frühling mit ber 
iffe; In den warmen Ländern von Africa 
ien aber wird der Winter und Som 










mn. fürmek und regnet, Di 
es hell Wetter ift / dann ſonſten weiß man dw 
[bft von Feiner Kälte und gefrohruen Eyß 

Um n aber iftes nicht eines von den 
geringften Wandern der Natur / daß man Se 
‚genden finder, da man in einem halben Tag und 


drunter aus dem Sommer in den Minter/und 
° Aug diefem in jenenveifen fan. Hiervon geben 


uns die OſtIndiſch⸗ und Africanifchen Schif 
rten and Reifen / abfonderlih Hugo von 
injchofen pag. 54. einen merckwuͤrdigen Be 
richt ı nehmlich wann es auff der Weſtlichen 
in Oſt Indien von Diu biß hinunter 
nad) dem Worgebürge Eomoryn Winter ft, ſo 
es andef andern Seiten von befagtem Cabo 
oryn binauffwerts anff der fo genandten 


Cüft von Choromandel (gerade gegen der vori⸗ 


gen über nach dem Often) Sommer, ohnerach⸗ 
tet beyde Gegenden eine Polt⸗Hoͤhe haben. 
Diefe Cuſten liegen oben ettva 75 
toärts aber dem ben Cabo Fanın 20 Meilen 


von einander. Ja welches noch mehr iſt / man 





>|" 






— Ulf unterkhicben / baf jener herefthet, | 
aber wann 


+ hinunter | 


reiſet zu Zeiten von Cochin auf der Weſt Cuͤſte 
su Lande hinüber nach St. Thome / oder Mer 
liapor / auff der Oſt⸗ Cuſte von Chormandel / 
mann man nun auff das wiſchen ein gelegene 
hohe Gebürge Balaguatte kommet / fo befindet 
man an der einen Seiten des Gebürges ſchoͤn 
hell Wetter / mit lieblichem Sonnenſchein / daß 
man Euften hat zureifen: Kommet man aber 
auff die andere Seite gedachten Gebürges/ jo 
koird man aljobald Sturm und Ungewitter vor 
fich finden angeſehen / dag an der einen Seiten 
diefes Gebürges der angenehme Sommer / au 
der andern Seite hergegen ein unfreundliches 
Winter Gewitter herrfcher/ alſo / daß man mey⸗ 

nen ſolte / die Welt würde unter Dielen gewalti⸗ 
gen Stürmen /Donnern und Blitzen unter⸗ 


gehen. 

Und diefes wird nicht allein bier / fondern 
auch in fothaner Abwechfelung der Jahrs Zeit 
bey der Inſul Ormus im Perſiſchen Meer / 
ohnweit der Arabiſchen Cuſt bey dem Vorge⸗ 
burge Nas» Elegate befunden / woſelbſt die 
Schiffe liegen’ ander Seite gedachten Borges 
bürges mit ſtillem Waſſer / klarem Wetter und 
tieblichem Sommerſchein; kehren fie fi aber 
von dem Vorgebärge nach der andernSeite / ſo 
verfallen ſie augenblicklich in ſtarcken Regen / 
harte Stuͤrme / und tobende Donner Wetter / 
und folcher zeit Wechfel hat hin und wieder in 
| mehr andern Plägen in Orient ſtatt. 


2 Der 























148 ReLrarıoxss Curıosk 


Der Siammer Feuer-SBrobe / in einer erfchrerklichen Be- 

ſchichte angeführer. 8 
3% der gangen Welt iſt die Probe der In; 
ſchuld durch das Feuer und Waſſer jeder- 
zeit im Schwange gegangen’ und ohnerachtet 
deren Gebrauch / als wobey der Seuffel infon- 
derheit feine Kunſt ſehen laſſen und die Probe 
verfaͤlſchen Fan / dieferwegen bey dem meiften 
Theil der heutigen Chriſten abgefchaffet, fo ha: 
ben wir doch die Wafler-Brobe der Deren noch) 
bey den meiften Capital Proceſſen diefes unge, | 
zieffers. Und was ein befandter Bürger hiefelb⸗ 
ſten vor etlichen Jahren durch die unbeſchaͤdig⸗ 
te Angreiffung eines gluͤenden groſſen fun 







ber 180 Fuß hoch. Alefampt waren fiegergm 
det und mit leynodien dergeſtalt eingelegh 
man vor Verwunderung erſtarrete. 








“3 















Rings / zur Beftätigung der Warheit deſſen fo 
er behauptet / gethan / ſolches ift faft allen befant, 
und hat eingelahrter Theologus davon einen 
eigenen Tractatgefchrieben, 5 
Bey den Indlanern / infonderheit bey dene 
Siammernrlemer mächtigen Nation in Oftin: 
dien jenfeit des Ganges) ift die Probe durchs 
Feuer bi itzo noch gebräuchlich, davon ich eine 
fo merckwuͤrdige / als granfahme Geſchichte/ vor 
dieſes mahl anführen will. Als Jan van Mur; 
den / Oberhaupt der Oſt Indiſchen Compagnie 
der vereinigten Niederlanden / ſich zu Judig der 
Hauptſtadt des Konigreichs auff hielte / ward er 
einsmahls am 23 Februgrii / Anno 1649 nach 
dem Koͤniglichen Hofe beruffen umb zu ſehen ⸗ 
die prächtige beichbegaͤngnnß des Kon gs Toch⸗ 
ter von der groſſen Königin. / ſo neulich geſtot⸗ 
ben. Ob nun gleich Druiden zu ſpaͤthe kahm die 
Ausfahrt zu ſchen / ſo kahm er doch zu rechter 
Zeit / umb zu ſchauen / wie die Leiche verbrande 
würde: Begab ſich demnach unverzüglich auff 
die Buͤhne / fo aus Königlichen Befehl vor die 
Holländer auffgerichtet war n 
Mitten in der maͤchtigen Stadt Judia auf 
dem grofen Marck im Gefichtder Wuiglichen 
Burg ſtunden funff aus Maſſbaͤumen auffge⸗ 
richtete Thuͤrne / fo auswendig mit berghideten 
Matten bedeckt waren. Vier von denfelben 
unden im viereck von gleicher Höhe/ der tens 
war mitten ein / Dicker und höher als die an: 
dern / dann jene waren jeder 120, der mittelften, 










































det / jeder h 
guͤldenen 












"nicht einen Fuß fortiegen důrfften fondern ohn: 


RELATIONES 
eiten des Staats Wagen giengen 14 
——— Kindern zu Fuß / trugen Fler 
der aus feiner meiffen Leinwat / und einen gru⸗ 
nen Zweig in der Hand. Nächft hinter dem 
Kragen folgten Die groͤſten Pringen und Prin⸗ 
cefinnen / an beyden Seiten des Wagens [tum 
den prächtige Schaubühnen / eine 2° Klaffter 
vonder andern / auffwelchen die Mandorinen 
ſaſſen / die da / wann der Wagen vor ihnen vorbey 
gienge / Kleider und mit Golde beſteckete Ora⸗ 
nien Aepffel unter das Volck warffen; Dannen⸗ 
hero der zulauff fo groß mar’ daß ihrer viele im 
Gedränge den Geift aufgaben. 

So bald die Leiche vor dem mittelften von 
den 5 Thinnen füille ſtund / ward fie von den vor⸗ 
nehmften Mandorinen von Wagen abgenom⸗ 
men / und unter demGethönder Pfeiffen / Trum⸗ 
meln und andern Siammiſchen Spielwercken / 
wie auch vieler fingenden Zungen / auf obbe⸗ 
Sandel und Agor⸗H 
d t hen Rauch: Werde und herrlichen Oels/ 

Hierauf kehreten die Königlichen Kinder 
und Mandorinen wieder nach der Burg die Fur 
innen aber blieben zween Tag und Nächte umb 
Die Leiche her figen / als die in gemeldter Zeit 


anffhörlich jammern und jhrenen müften / und 
fo ſich eine träg hierinn teürde finden laſſen / fü 
find alfobald vom Könige gewiſſe Weiber vers 
ordnet / von denen Die ſaumſelige mit dien Stri⸗ 
cken wacker geſchmieret / und zu ihrer Pflicht an⸗ 
getrieben werden, Zur Seiten der 5 Shürnen 
Kunde eine treffliche Schaubuhne / überzogen 
mit verguldeten und in Del genetztem Papiev/ 
auff welchen die Siammiſchen Ober + Priefter 
ſaſſen und vor die Abgeſtorbene bereten. Dip 
meilen lieſſen fie vom Beten ab / und theilten als⸗ 
dann unter das Volck eine unzahlbahre Menge 
Kleider / Plannen /Bettſponden / Roſten und al⸗ 

lerley Haußrath / wie auch — Zimmer: 
sans Werckeug / als Bohrer, Beile » Sägen 

und dergleishen. Ohne dieſe Schaubühne ſtun⸗ 

den auch viel andere geringere / vor Die gemeinen 

Vrieſter / derer etliche zoo waren ſo alleſampt 





c URIOSM, 149 


beteten und Allmofen austheileten. In einem 
weiten Umbfang umb die 5 Thinne ſtunden 20 
andere Thurne / von welchen 14 Tage nad) ein: 
ander Abends nach Fer Sonnen Untergang 
Funfiliche Feuerwercke ausgeworfien wurden. 

Am 25Februarii Fam obgedachte Proceptun 
wieder zum Vorſchein doc) viel —— als 
zuvor; Nun war der König ſelber gegenwar⸗ 
tig ſitzende auff einem Elephanten. So ba 
erzur Leiche Fam / ſprang er vom Elephanten/ 
und zundete mittelſt einer Fackel den Altar an / 
und verbrandte nicht allein feine leibliche Toch⸗ 
ter / ſondern auch alle Koſtlichkeiten / ſo ſie in dem 
guldenen Sarck am Leibe hatte. k 

Uber einige Stunden hernach halff der. Kb 
nig die Gebeine und das geſchmoltzene Gold 
aus der Aſche ſamblen / zu welchem Ende er eine 
güldene Kanne in der Hand truge- Aber was 
fand er unvermuthlic ? Ein blutiges Stüd ro⸗ 
bes Fleiſch / ſo groß als ein Kindes Kopff lag da 
feldft in der Aſche von dem Feuer UN crůhrt / 
welches man auffnahme. Hiergus ſchloß der 
Konn daß feine jet verbrandte Princehin und 
Tochter durch Gifft hingerichtet worden / eylete 
nach dem Schlofierund lieg alle Welbs ⸗Perſoh⸗ 
nenfo der Königlichen Princepin auffgewartet / 
ja auch diejenigen / jo in Dem gantzen Reid) je 
mahlen die Princesfin begruflet hatten / umb⸗ 
bringen. 

An 28 Februaru gemeldten Jahrs gienge 
das Wüten anz Dreyhundert Eſtaats Jung⸗ 
fern und vornehme Edelleute/ ſo jemahlen bey 
des Koͤniges Tochter / da fir gelebet / geweſen wa⸗ 
ven’ z teurden nach Siammiſchen Gebrauche 
durchs Fener gefuhret / mit einem abſcheulichen 
Beſchweren. Weil fie aber allefampt frey bins 
durd) kahmen / als wurden fie augenblicklich 
wieder anff frenen Fuß geftellet. Uuterdeſſen 
warb des vorigen Königs jungfieTuchter (dann 
der regierende König hatte wider den vorigen - 
vebellirets und ihn das Leben fampt der Crohne 
genommen) in Verdacht gezogen / weil Der Sr 
nig die verfiorbenePrincepin jederzeit lieber ge 


habt / als ihre Tochter / ſo fie mit dem Koͤnige / als 
| feinen Kebsweibe/ hatte. Dieſer Verdacht 


nahm zw / daß dieſe Princeßin jeder zeit gelachet/ 
23 da 























156 Rerarıoness Curros« 


da immittelftdie andern bey der Leiche geweint 
hätten: Solchemmach mufte fie ſampt allen ih⸗ 
rem Sräuenzinmmer.gleishergeftalt durchs Feur 
gehen aus welchem fie alle mit einander unbe 
ſchaͤdigt kamen / ausgenommen die eintzige vers 
dachtige Princeßin / dever beyde Fürffe jehr ver: 
brandt wurden + weßhalben fie augenblicklich 
mit ſilbernen Ketten gefeſſelt / und in ein Gefang⸗ 
nüß geworffen ward / darinn memnaud mit ihr 
ſprechen Funte, 

Am 2Martii ward fie in voller Verfamblun 
ge der Mandorinen verhoͤret / dafie fich heraus 
ließ / wofern ihr der Koͤnig eydlich verſprechen 
wuͤrde / ihr nur bald sum Tode zu verhelffen / und 
fie nicht lange der Welt zum Spott leben zu laf 
ſen fo wolte fie das gange Gcheimmüg völlig of; 
fenbahren; Ohnerachtet nun die Mandorinen 
dieſer Princeßin / in Anfehung ihres entleibeten 


Herrn Vatern / als ihres allerjeits beliebten yo; * 


igen Königes/ gerne mitdem Leben davon ge: 
holen hätten’ fo getraneten fie doch ſolches vor 
den jetzigen Tyrannen nicht zu thun / welchem 
fie der beklagten Worte ſtuͤndlich hinterbrachtẽ 
Der König ſchwur alfobald einen theuren 
Eyd / der Princefin in einem Augenblick zum 
Tode zu verhelffen / wann fie ihrem Verſprechen 
nachkommen würde: Solchem nach befandte 
fies welchergeſtalt fie mit Hülffeder Amme ein 
Zauber: Gift zubereitet hätte/ fo dergeftalt be; 
ſchworen worden / daß ein StuͤckeFleiſches nicht 


Die uͤberaus groſſe Anzahl geiſtlicher Ordene-geufe. 


3% diefer Materie werde mich nicht auf: 
halten / den Uhrſprung des Cloſter Lebens 
weitl dufftig anzuführen / viel weniger diſputi⸗ 
ren / ob es wohlgerhanfen / daß man in einem 
Lande den Muͤnchen und Nonnenſtand einfüh: 
terfondern ich will nur melden pa⸗ vor eine 
ungeheure Menge diefer heiligen Leute in der 
Welt zu finden, alſo daß es ſcheinet zes koͤnne in 
der Welt nicht anders / als wohl daber gehen, 
wann man hetrachtet die aroffe Anjahl derer/ 
welche Tag und Nacht nichts anders thun (jobs - 
len.) als GOtt verfühnen , vor ihren Nächten 
bitten / und ein heiliges £eben führen. Die Zahl 




















da es fonfien vorden König felber wäre 
tet geweſen / umb denfelben umbs Leben 5 
gen’ und folchergeftalt den Todt des red 17 
gen Koͤnigs Ihres Herren Beterg , zu räg 
und die Ihrigen / ſo noch lebten/aus der 
rey zu retten. Sobald man dem König 
fes erzehlet / liß er von Stunde an der Dr 
fin ein groſſes Stück Fleiſch aus demfeibei 
den / und zwange fierfolches felber auf; ufeg 
Indem fie aber den legten Mund volldangn 
genommen / fielen etliche Henckersbube 
bloſſen Säbeln auff fie log’ und serhiebend 
£eib in einem Augenblick in Fleine Sti iM 
he der König inden Strohm werfen Lieffe 
Hierauff mufte auch dteſer Princesfing 
der / des vorigen Könige Sohn herhalten 
man in dem vorigenhutbad/weil er vor ei 
fig und tumm gehalten ward⸗ hatte leben la; 
Aber das Gegentheil erhellete bey feinem 
de/ fintemahler und feine Schwefter 
den regierenden Tprannen gar Flüglic) bed 
hatten/demfelben vom Leben und der Croh 
helffen / und wäre es nicht durch eine ſonden 
re Schickung an den Tag kommen /ſo war gi 
fahme Appareng / daß er feines Waters 
wieder hätte befleiden Fünnen, 
















n 


4 
J 


der Munche eigentlich aussurechnen / ft 
mahl unmoͤglich / ich will aber den curieuſent 
haber einiger Majjen vergnügen / indem id 
in etliche Länder führe / und eine % wei 
thue / woraus er nach der Zahl der Mind 
ber einen Schluß machen kan umahlen d J 
noch keine eigentliche Nachricht erlangen 
dog der Anzahl der Elöfter eines jeden Lan 
In Spanien haben allein die fo gen 
Jeſuiten (andre Meünche ungerechnet 
fer oder Cloͤſter / nehmlich in der Duor 
dv 21 Elöfterwarinn 570 Sefniten, 
lien 28 Häufer und 613 IJeſuiten / in 































RzELATIONES 


and 390 Geiſtliche / in Andulufien 24 9- 
—— iger zuſammen 2173 Jeſuiten. 
Mas Zralien anlanget fo hat Rom in25 
Hänfern 747 Jeſuiten Neapolis in 25 H. 394 
S.Menland in 15.d. zu J Venedig in 21.9. 
8285. und Sardinien in 8 H. 190 Jeſuiten / in 
allem ıı4 Käufer oder Elöfter/ darinn fich vhn⸗ 
gefehr 3000 Jefniten befinden. Man muß bier 
wiſſen / dag auch wohl inandern Städten Sta 
liens Jefwiten find welche aber allefampt unter 
eine von obgemeldten gezehlet werden. Und ift 
alfo zu verftehen / daß Gum Erempel) nicht in 
derStadt Neapolis alleimfondern in ihrer Pro⸗ 
2 darunter verftanden wird / ſo viel Jeſui⸗ 
en find. 
Ich ſchreite nach Portugal / dafelbft find in 
sigen Stadt Eiffabon 3 Clöfter/and noch 












am verfehiedenen andern Derthern 14 Clöfter/ 
fih bey 700 Geiftliche auffbalten. 
Das Jefuiter-Collegium zu Eoimbria wird un: 
ter bi fen von der Welt gezehlet / dann es 







 groffe Gebäue/ ſampt 4Hoͤfen ohne die 
Kirche / welche der in Vaticano zu Nom gar 
nicht weicher: Es hat auch ein Refectorium / 
in welchem 300 Geiftliche / weiche dieſes Colle⸗ 
gium nun hdit/beiten koͤnnen. 






Teutſchland / worzu die Niederlanden gezeh⸗ 
let werden ‚hat s Provintzen / und in denſelben 


2978 Zefuiten + nehmlich in Ober Teutſchland 
18 .Haufervin denen ſich 456 Jeſ. befinden : Am 
Rhein en mit 600 3: Deftereih 25.9. mit 
I. Slandernr7 6. mit 617. Und Welſch— 
andern 20.5. mit 652 Fejuiten / thun zu; 
en 103 Elöfter/ varinn 2968 Jeſuiten fich 

Sind zufammen 2841 Jefniten allein in 
Teutſchland / ner Portugall / 


wann man nun die / fo in Franckreich / Pohlen _ 


Litthauen Ungarn / Tuͤrckey Perſien / Indien 
frica und America ſich aufhalten / darzu rech⸗ 
net / und die gantze Summa derſelben nur eben 


ſo groß (ohnerachtet fie groͤſſer iſt) als die vori⸗ 


En v find inder gangen Welt17632 Je 
iten zu finden: Der Münche der hbrigen Or- 
den / als Auguſtiner / Dominicaner/ Franciſca⸗ 


\ rer Carmelũer / te. find in allem noch wohl ein⸗ 





CURIOS 151 


mahl fo viel nemlich 35364 dieſe zu obiger zahl 





| gerechnet 7 machen eine Summa von 57046 


| 
| 


' Nömifch Catholifchen München. Nun bat 
gantz Moßcan nad) Dlearii Zengnüßrüberaus 
viele und reiche Elöfter / wir wollen diefelben 
Münche wie auch die in Griechenland, bie Ar 
menifche,die Coptiſche / die Abyſſiniſche / und an⸗ 
dere Münche von Den Secten der Ehrifilichen 
Keligion in Orient / nicht höher als auff 30009 
ſchaͤten fo haben wir eine geiftliche Armee von 
mehr als 33000 Mann / welche capabel dem 
Tuͤccken den Kopff zu bieten 7 ja ihm aus gank 
Ungarn zu verjagen/ Dan die Pohlen felten ſo 
ſtarck ankymmen / und dem Tuͤrcken gleichwohl 
manchen herrlichen Sieg abgewonnen haben, 

Noch eins. mu ich melden von der gewaltt: 
gen Zahl der München in Japan. Erwan eine 
Meile von der groffen Japaniſchen Stadt Mia⸗ 
co gegen Dfien Tieget der hohe Berg Frenoja⸗ 
may auff welchem ein Japponiſcher König vor 
etwa 900 Fahren 3800 Kirchen / und bey jeder 
Kirche ein Rlofter vor die Muͤnche / fo man das 
felbften Bonfii nennet / bauen ließ; Auff einem 
andern groſſen Berge, der nahe bey Miaco lie⸗ 
get / find chemahlen 7000 Münds-Clöfter ger 
bauet worden / in deren jedem ſich 10 biß 20 
Bontii enthielten / dieſe wurden endlich fo maͤch⸗ 
tig / daß fie Die Juſtitz allein in ihren Händen has 
benmolten; Siefriegten felbit mit dem Kay 
fer und Herrn des Landes und jederman fuͤrch⸗ 
tete fich vor dieſen tapffern München / biß ſie 
vom Känfer Nobnnanga gedemäthiget 7 und 
vor etwan rooYahren zumGchorfam gebracht 
werden; A. Montanus in Beſchreid. Japon, 
pag.132.260. 

Wan wir einen jeden diefer Elöfter auff 
den zween Bergen bey Miaco nur ız Munche 
zufchreiben / fo belaufft die Zahl auff 129600 
Köpfe. Was vor eine Menge wird dann nach 
in dem übrigen Theil Japans zu finden fenn ? 
Sch will nur noch einmahl ſo viel ſetzen nehm 
li 259200/hierzu gerechnet die 129600/kom⸗ 
men 488300. Ich ſetze nun den Fall daß die 
Heydnijche und Mahemetiſche Münche noch 
einmahl jo hoch anlauffen / ſo hätten wir ſchon / 
vorgedachte Daben gezehlet eine Summa von 

1466400 




















RetrArToNnsg CuorıroskK 


1466400 oder vierzehn mahl hundert tauſend / 
ſechs und ſechtzig tauſend und vierhundert 
Heydniſche und Mahometifche Muͤnche. Wel 
He Summanach viel zu klein gefeßet if / maſſen 
Neuhoffin Beſchreibung Siux Pag. 319 von ei⸗ 
nem einzigen Berge meldet in welchem fich al: 
kein 3000 Muͤnche aufhalten Sn berichtet 
auch D. Dapper und andere Geographi von ei⸗ 
ner unglaublichen Menge geiftlicher Elofier; 
Leute in Derfien/ Tuͤrckey / und in ſonderheit in 















Der kuͤnſtliche Betrieger. 


Bẽtrben und Luͤgen ſind jederzeit die ge⸗ 

meineſte Ubungen bey den Welt⸗ Kindern 
geweſen / worinn ſich einige fo kuͤnſtlich au ver: 
halten gewuſt / daß fich jederman zum hoͤchſten 
darüber zu verwundern hatte. Einen folchen 
Betrieger führe ich anietzo hieſelbſt an / defgleis 
chen die Welt wenig geſehen / deſen Betrug un: 
gemein / und nicht nach zu folgen ſtehet / weß falls 
ich Fein Bedencken trage/ ihn unter unſern Cu⸗ 
rioſitaͤten einen Plat zu goͤnnen. 

Ein junger Menſch genand Peter von Bra⸗ 
band / hielte ſich im vorigen Seculo in Franck 
reich auff welcher in feinem Bauche eine voll⸗ 

mine Rede ſormiren funte und alles ſprach / 
Kin belicbete / fonder einzige Berührung 
ippen / wodurch er viel Menfchen hinter 
das Licht fuͤhrete. Er war unter audern ver; 
liebt in eine fchöne Jungfrau zu Paris / die Fir 
nen Vatern mehr hatte/weiler aber ihre Mut: 
ter zum Ja⸗Wort Feines wegs bringen kunte/ 
ſo machte er in feinem Bauche / als fie mit ein: 
ander vedeten/ eine Stimme / wodurch er den 
abgelebten Mann als den Vater der Jungfrau, 
darſtellete / als welcher ſich beklagte / daß er deß. 
wegen / weil feine Frau Bedencken £ritge/diefem 
Brabander die Tochter zugeben, im Fegfeuer 
groſſe Pein leiden müfte, 
Die Mutter erſchrack über dieſes Wehkla⸗ 
gen ihres Mannes / uno fagte ihm die Tochter 
su/ welcher gher / nachdem er die Frau etwa 6 
Monat gehabt/ mit ihrem Geld/ warımbes 
ihm eigentlich su thun war nach Lion dabon 
gieng / und die Tochter fampt der Mutter figen | 





| worbenen Sch 







lieg... Hier ward er berichtet, daß ein ſch 
cher / aber wegen feiner Schmöderey üb 
tüchteter Wechsler neulich gefturben / f 
deßwegen zu deſſen nachgelaſſenem Soh ie 
cher bey dem Kirchhofe ſpatzieren gieng/ 
ſprach zu ihm, daß er etwas wichtiges «fo. 
belangte/ anzubringen hätte. Da er ihn 
mahnete / mehr auff die Ehre und die Se 
nes Vaters zu fehen/ als auff feinen Todt/ { 
te man alfobald eine Stimmey welche dena 
lebten Corper vorfiellete , dabey fish der 
bander alfo zu verhalten wufte als 
von nichts wuſte. Durch diefe Bauch: 
ward der Sohn erinnere , des elenden Zuß 
des / darinn der Water nach dem Tode ger 
und daß er wegen feiner Boßheit num 
der Hölle grofje Pein leiden mürte/theilg 
feines böfen Lebeng theils weiler feinen 
zum vollen Erben aller mit böfem Gewiſ 
aͤtze eingeſetzet häkte. € 
tere auch / daß er davon nicht Fnte € 
werden / es ſey dann / daß der Sohnu 
fo deffen am meiften benoͤthiget Allmp | 
thetlete folhes wären aber die unter denn 
cken gefangene Lhriſten. Er folte deßhe 
dieſer Perſon Glauben zuftellen + wela J 
guten Leuten zu Beſreyung etlicher Chriſn 
Sclaven mach Conſtant nopel abgeſchickt 
durch GOtttes fonderdahre Führung 5 
kommen wäre. \ 
Ob nun gleidy der Sohn der Kluͤgſte 
war / ſo wolte er doch fo leicht nicht vom 
antwortete deswegen / daß er ſich hierũ 


de 

































































































* 


= 


“ Num. 20; 






m / dem Brabander folgenden 
Zag an dieſem Dreh Beſcheyd ertheilen wolte. 


mwärereinen Betrug zu ſtiften / führete demnach 
dieſen a, andern Tages an einen andern 





dieſen Verluſt dergejtalt zu Herhen / daß er in 


⸗ — — — 
wenig Tagen hernach auch mit Tode abgieng/ 


und zu ſeinem Vater reiſete / umb ſich dieſer Sa⸗ 
en wegen grundlicher unterrichten zu laſſen. 
4,Wieras,lib, 2. de,preftigiis, cap, 14. 

- Es werden fih fonder Zweiffel viele finden, 
Die dieſes nicht He Br o⸗ 
der vor eine Teuffels Kunſt achten / aber denen 
halte ich entgegen die Authorität fo vieler vor; 
nehmer und gelehrter Leute denen dergleichen 


U Anfullung diefes noch übrigen Kleinen 
Raums will ich etwas merckwuͤrdiges an⸗ 
fuhren von den Einwohnern der Juſul Ceilon: 

ee einer etwas verkauften will ſo fra⸗ 
gelte zuvoderft fein jüngfies Kind Co fern eg 
‚Tgm, 1, 


RELATIONES Cur1iosk 





153 


Exempel bekandt / und die da von Diefer Mater 
vie grimdlich gefehriebenraud) genugfam erwie⸗ 
fen haben / daß alles natürlich mit dergleichen 
Bauch⸗Sprechern zugehe. 

Der berühmte Graf und Ritter Digby in 
feinem Tratatu de nat, corp. lib. 1.0.23 pag, 
319, nennet ſolche Leute Engaftromythos,Ven- 
triloquos, Bauch Rednerzund erweiſet / daß fie 
die Lufft oder den Athem durd) eine fonderbahe 
ve Kunſt in fich zu ziehen wiſſen / wodurch man 
meynet / daß nicht ſie ſondern etwas anders in 


| ihnen redete / oder das weit von Ihnen entfernet 


it. Johannes Walaus / weyland heruhmtet 
Profeſſor zu Leiden / hat auch einen ſolchen Red⸗ 
ner gefehen/ wie ſolches ſein Succeſſor Albert 
Küper Inftir, Phyfica lib, 10. c. 2. th. 12. $ 2. 
umbftändlich beſchreibet. Fr. Mercur, Hel- 
mont, in Alph, Hebraics c. 3. p, 22 hält dafür 
daß diefe Rede vermittelfies Zäpffleins geſchie⸗ 
hetials welches gleichwie die kleine Hölzleinvos 
der Stücke Feder an den anterften Löchern eb 
nes Blaſebalges / den oberſten Theil der Lufft⸗ 
Röhre iin Halſe bedecket und ſchlieſſet / da ſie 
dann mittelſt des eingezogenen Athems in den 
Bauch hinein reden / und den Mund Feinesiver 
gesrühren. Er führet gleichfalls einige von 
folchen Betriegern an gemeldtem Orthe am 
welche ſich vor Weiffager ausgeben. 


Es kompt einem zwar ſeltzam vor / daß man 
ein verſtaͤndlich Wort / ohne Hinzuthuung der 
Zungen / zuwege bringen ſolte / aber es dörfte 
vielleicht ehiftens Gelegenheit geben / von diefer 
Materie auff eine andere Weife zu reden / da ich 
dann aus bewährten Auchoribus einige Erems 
pel anführen will von ſolchen Leuten / die da mit 
ihrem Munde wohl geredet / ohnerachtet fie 
gang keine Zunge gehabt, i 


Die den Kindern gehorfame Eltern. 


reden Fan) deßwegen / und wann folches dem 
Kauff gut heiffet / und feinen Conſens giebet/ fo 
machet ver Vater den Kauff / waun aber deſſen 
Einwilligung nicht zu erhalten / ſo darff der Va⸗ 
ter den Kauff keinesweges ſchlir ſſen / und folte er 

u auch 











gange vnd wie ein Theil d 
Va Ners vom Central iſch el 















RELATLONES Curros# 


157 











Die wahrhaffte Verbindung der Meeren. 


Sr haben eigentlich nur ein Meer / ‚wel, 
W auff dem Erdbodem / als das leichte— 
ve auff dem ſchwerern / ſchwebet / und denfelben 
grofen Iheils umbgiebet. Diejes TIFFE/ 
der Decam iſt der Urſprung alles Waſſers; al⸗ 
Waßfer kompt aus ihm und flie ſet wieder in 
ihm. Es fuhret dieſer groſſe Ocean verſchiedene 
Nahmen / nach dem Unterſcheid feiner Situa- 
tion, und-dag its daß man vonder Nord⸗See / 
von dem Eyß Meer / von den Arlantifchen 
Meer / von der tillen See/ von dem Ethiopi⸗ 


ee inein. Das ung allen wohl: 
befandte Mittell 
faft die edelften Länder der ganzen Welt / ja 
ſelbſt Palæſtina/ 


wiftein Arm oder Buſem aus dem Deram/ 


Te dieſes iſchen Meers. 
——— ſich auch die Oſt See durch den 
und bey Copenhagen / wie auch durch den 
groſſen und kleinen Belt an beyden Seiten der 
ul Fuhnen gar weit ins Land hinein / und fon 
dert Schweden und Schonen von Sinn Lieff⸗ 
und Churland tie auch von Preuſſen / Pom⸗ 
mern Mecklenburg / Holſtein und Jutland: E⸗ 


ben dieſe See theilet ſich bey den Atlandiſchen 


Inſuln in zweyen andere Buſem / davon ſich der 
eine gegen Norden ziehet / ſo ver Bottniſche / der 
en aber gegen Oſten / der Finniſche genandt 


Dieſes Meeryoder | 


— — — — — 





Das rothe Meer ergieſſet ſich durch die En⸗ 


ge Babelmandel / einen langen Strich zwiſchen 


Arabien / Mohrenland und Egypten hinauf 
und der Perſſche Sec Buſem ſcieſſet ale ich: 
falls durch den Sund bey Ormus / zwiſchen Per⸗ 
fien und Arabien, biß faſt nad) Bagdat hinauff. 
Der Mericanifihe Buſem breitet ich wiſchen 
den Americaniſchen Landſchafften Guatimala 
und dlorida / einen groſſen Strich nach Reu⸗ 
© 27 oder dem Mexicoiſchen Königreich 
bineif@nd auff ſolche Weije nimmet ber Gan 
getifche Meerdufen/ wiewohl dieſer fo wohl" 
als der Mericanifche durch einen ſehr weiten 
Mund/) gar viel Landes ein zwiſchen der India⸗ 
niichen Landſchafft Chormandel / und der guldes 
nen Halb Inſul. Wann man alle dieje Ste: 
Bufen erzehlen und gebuhrlich befehreiben fob 
te fo hätte man eines groſſen Raums noͤthig 
Aber ermeldete Indianiſche Meeren / oder 
groſſe Ser Buſen / inden fich noch andere groſſe 
Seen welche dem auſerlichen Anſehen nach mit 
dem Oceano gang Feine Gemeinſchafft haben; 
als da find das Eafpifche Meer zwiſchen ber 
Tartarey und Perſien / das todte Meer zwiſchen 
Palaſtina und Arabia / das Meer Parime in A⸗ 
merira / und dergleichen noch vielmehr andere, 
Bon diefen fiehenden inlandiſchen Meeren 


grouͤndlich zu reden haben die alten Phyſici vor 





| 


eme fonderbahre Wiſſenſchafft geachtet / als die 
da nicht —— unten 7 wie es immermehr 
zugehen möchte ı daß diefelbe nicht höher aufp 
ſchwelleten / da fie doch, vermittelft der Ernflüfje 
groſſer Ströhme / alle Augenblick eine julche 
Menge Waflers einfauffen müften. 
Arhanafins Kircherus/ der in Diefer Mate: 
tie gar vielen das Eng gebrochen, und einen que 
ten Weg. zu mehrern Specnlationibus gebab: 
net/giebt hievon gar [höne Urſachen / und gruͤn⸗ 
der ſich auffeinen feſten Beweiß. Er urtheilet 
mit verſchiedenen Geographis/ daß das Caſpi⸗ 
ſche Meer vor der Suͤndfluth an dem Oceano / 
mittelft eines engen Arms bey dem Einfluß der 
Molga gehangen: derſelhe Arm /uder Sund⸗ 
ſpricht er / iſt in der Suͤndfluth verſtopffet wor⸗ 
42 den / 











tn 


en — ——— 








156 Rrearronss Ourrosk 








den / indem das hohe Gewaͤſſer damahlen son 


dem unerfkeiglichen Cancafifchen Gebuͤrge viel 
Erde abgeriſſen / und denfelben damir ausgefil: 
let. Als nun endlich das Waſſer wieder gefal⸗ 
len / it das Caſpiſche Meer als welches an ihm 
felber ſehr tieff war und noch heut zu Tage an 


verſchiedenen Orthen unergruͤndlich befunden 


wird / an ſeinem Orthe geblieben: das er aber 
nicht höher ſteige / noch auffſchwelle/ hnerachtet 
aus dem Ira Araxe Wolga und andern gewal⸗ 
tigenStröhmen täglich eine Me 
ge Waſſers hinein geftürger wird, ſolcheg iſt ein 
klahrer Beweiß / dag es durch verborgent Gaͤn 
ge mit dem Oceanb / oder andern benachbar: 
ten Seen verbunden ſeh. Unfer Autor hält 
davor / das Caſpiſche Meer habe siveen unterirr; 
diſche Anggaͤnge der eine laufe unter dem Cau 
caſiſchen Gebuͤrge bin durch die Ränder Geor; 
gien and Mingvellien nach dem Vento Euxi⸗ 
n9/ oder ſchwartzem Meer; welches der Der: 
fianifhe Gebgraphus Varadiay in Beſchrei⸗ 
bung des Caſpiſchen Meers klaͤrlich ersocifer: 
derfelbe Hat angemercket / daß su gewiſſen Zei⸗ 
ten/ ſonderlich wann die On Winde ſtarck bla⸗ 
ſen / das Waſſer an der AuferfienChft im fehtwar; 
Ken Meer gewaltig anfange zu tantzen / ſich zu 
erheben und gleichlam zu fochen: Hergegen 
wann Die Weſt Winde wehen / ſo ſehet man das 
Caſpiſche Meer ſolchergeſtalt auffſchwellen; 
und was noch mehr iſt / offtmahlen fiehee man in 
dem Ponto Euriud / oder ſchwartzen Meer / ein 
gewiſſes Seekraut / eine befondre Art, Schlan⸗ 
genyjonderliche Splitter von Bäumen welche 
alleſampt umb oder in vem Caſpſchen Meer 
allein fonften gefunden werden / berfür Fon; 
men; Hingegen fichee man zu Zeiten in diefem 
Meer auch ſolche Dinger die in dem Ponte Eu: 
xino ihren Anfang gensnimen / welches zuſam⸗ 
men es ja gnugſam erweiſet 7 daß diefe beyde 
Meeren durch einen groſſen unterirrdiſchen 
Gang an einander muͤſſen befeftiget ſeyn. 
Dlearins infeiner Perfianifhenkerfelib, 4. 
©. 16. befräfftigetes auch das das Waſſer an 
der Wei-Seiten des Cafpifchen Merıs , bey 
wehenden ſtarcken Weſt Wind, ziemlich auff⸗ 
ſchwelle. Sp ſind auch queh gleichfalls Cafus: 












de mineralib, 1,1,c.6,.1nd Svarius de Ope, 
6. dierum c. 6, der feften Meynung / dq 
Cafpifche Meer an dem Deeano durch v 
gene Gänge befeftiget fen, 
Derandere Gang unter der Erden y g 
aus dem Caſpiſchen Meer inden DPerfifche 
num, ſintemahl man obferbiret / daß biß 
das Waſſer in dieſem Sinu , vermittelt en 
ſtarcken Strudels in einen Abgrund ar 
und von dannen nothwendig andertertä 
verſchicket werden müfte. So bezeuget 





















rins auch / daß ander Suͤder⸗Seiten des Ca 
ſchen Meers zwifchen Gabiſtran und Mef 
van nicht weit von dem Hafen Serabath 7% 
groſſer Wirbel ſey / in welchen ſich viel Waſſ⸗ 
ſtuͤrtzte / und unter das Gebuͤrge verſenckete 
Hieraus iſt zu ſchlieſſen / wann der ſtarcke 
ind eine gute Menge Waſſers aus den 
fpifhen Meer nad) dem Ponto Eurin⸗ ae 
ben / daß als dann ſolcher Mangel aus dem Pe 
fiichen Meer-Bufen durch den andern Can 
wieder erfeger werde, Wann hergegen die 
Winde dem Gafpifchen aus dem ſchwa 
Meer wieder viel Waſſers zugefchicket / 
zahlet er den Perfifchen Meer-Bufen durch de 
verborgenen Gang wieder’ waete ihm sung 
abgeborget habe. 
Das todfe Meer empfängt alles Waſſer 
dem Shuffe des Jordans / weil es aber davı 
nieht gröfjer wird / gleichwohl auch Feinen fichg 
bahren Ausgang hat; fü folger daraus/ da 
mittelſt eines Canals mit dem rothen Meer, 
bunden ſey / welche Meynung beſtaͤtiget 
durch die obereinſt im mende Relation derer 
nach Mecha / oder nach der Würften Sinai 
Walfahrtgechan. Selbige melden, daß 
dem Haven Eltor im rothen Meer fiets e 
groſſe Menge Indianiſchen Pechs hefür que 
da man Doch an dem aangenrothen Mee n 
ſten keinen Orth finden Eönnerwo ſolches gege 
getwerde, Diejeszeiget gnugſam daß 
mittelſt eines Canals von 30 Teutſcher M 
unter der Erden aus dem Todten vder 
Meer komme/ und ſich bey Eltor insry h 










































































I9E 








Merico / eine anfehnliche Spanifhe Stadt 
in Weſt Indien lieget mitte n in einer ſuſſen 
See: nicht weit davon lieget eine andere gantz 
abgefonderte Saltz re : Diefe heyde Seen 
hoben nicht anders / als die offenbahre Welt: 
Serrihre Ebbe und Flur). Was verurfüchet 
folches anders / als ein unterirrdifches Canal 
durch welches ſich das Waſſer bey ber anfom: 
menden Fluth in die abgeſchnittene Gen / und 
bey antretender Ebde wieder in den Oceanum/ 
der nicht gar weit davon entſeruet iftiwerfüget ? 

Was full ich fagen vondem Pgrime / einem 
überaus aroffen ftehenden See / recht unter dem 
Nequatore in America / der bey 300 Meilen 
Tang und 100 breit iſt? dieſer hat Feinen einst 

gen fihtbahren Ein vder Ausfiuß / und dennoch 
nimpt er nimmer ab oder zu / nothwendig muß 
er demnach fein Waffer / entweder aus dem 
Meer / oder aus den unterirrdiſchen Waſſer· Be: 
hältern haben. | 

Laſſet ung Afriram nicht gänzlich vorhey ge: 
erden jivar mitten in Mohrenlande 

ieget der See Tigra oder Niger / (fo wollen 
ihn ja etliche nennen) deſſen Saltz ⸗Waſſer gnug⸗ 
fam zu erfennen giebet/_ daß er mit dem groffen 
Decan indem Weſten feine unterirrdiſche Ver⸗ 
fändnüs Hatzumahl da man offimahlen Stů⸗ 
ve von zerfcheiterten See⸗Schiffen in demſel 
ben finder. Hergegen in dem auferfien Winckel 


fich zu groffen Schreefen der Schifflente in dem 
ſem Ferdinand de Poo genandt / ein folder 
gewaltiger Strudel ſehen welcher auf 14 Mei, 
Ten herumb alte Schiffe / und was er ſonſten er⸗ 
haſchen kan / zu fich reiſſet / und in gemeldtem See 
Tizrai wieder ausſpeyet. 
on dem fo genandten Maalſtrohm ben 
Norwegen haben wir in vergangener Nelation 
ſchon gemelderwelchergeftalt er feine Verſtaͤnd⸗ 
nůß durch ein untertrrdijches Canal habe / mit 
dem Botniſchen Seebuſen. a die — 
Schwediſche Seen Venner und Veter / haͤngen 
auf ſolche Weiſe an der Weſt⸗See / wie ſolches 
Ihre unergrundliche Tieffe ausweijet. Dann 
Olaus Magnus in feiner Rordiſchen Hiftoria 
zeuget / daß man mit Feiner Einie oder Strich 





des Meers / welches man dei Nord neunet / laͤſet 





empfänget, Woraus dann folget daß es mit 
dem Deeano an einem andern Ortheunterder 
Erden feine Zuſammenkunfft halte; Was es 
yor eine Bewandnuß mit dem ſchwartzen (als 
welches einTheildesMittelländifchen) und dem 


Cafpifehen Meer habe, davon it vorbere HUN 
grimdlich gemeldet worden. } 
thig und merckwurdig zu wiſſen / was der Arabis 
fehe Seribent Abulhaſſen da er von den Zt: 
ptifchen Wundern gejchrieben meldet, daß das 
Mittelländifche an dem rerhen Meer durch ei⸗ 
nen Canal unter der Erden befefiiget fin. Se— 
het / was er vor einen nachdencklichen Beweiß⸗ 
thumb desfalls anfuͤhret! 

Als der Eghpriſche Paſſa zu Sues (ein Staͤt⸗ 
lein / wo ſich Eghpten von Arabia ſcheidet / an der 
äuferften Spitse des rothen Meers / welches 


| man vor Salomons Afiongeber en till) 
Y 


einsmahls einen reichen Fiſchzug benmohnete/ 
feng fichs zu dag die Fiſcher unter ihrer reihen 
Benre auch einen Delphin im Nee beſchlugen/ 
und gefangen befahmen / den man dem Baſſa / 
als der Orthen etwas Ungewoͤhnliches verehre⸗ 
tersumahlals derſelbe ſich fo fehr über die ſen ſel⸗ 
Kamen nnd groſſen Fiſch verwunderte. Er ach⸗ 
{et ihn deswegen höher, als daß er mittelſt einer 
einsigen Mahlzeit aus dem Gedaͤchtnuͤß diefes 


Orths und aller Zufeher folte vertilget werden >» 


fondern er ließ einen Fupffernen Ding an feinen 
Kopff befefiigenmit diefer Uberſchrifft: Ame 


| Abdalla,Baffa zu Sues / ſchencket Dir nebjt dent 


Leben diefe Gabe / im Jahr Hegire 720. (Anno 


| Ehrifti 1342.) Mit diefem Geſchencke laͤſſet 


der Boſſa den Delphin wieder. ins Waſſer wer 
43 fen / 





































































158 RELATIONES Curıos« 


fen / welcher fich alsbald nach dem Grunde rete⸗ 
rirte / und aljo in einem Augenblick aus den Aus 
gen aller Zuſchauer verſchwande. Es begab ſich 
aber noch ſelbigen Jahrs / daß die Fiſcher im 
Mittellaͤndiſchen Mrer/ nahe bey Damiata an 
einem uß des Nili fiſcheten/ und unter ei: 
ner groſſen Menge Fiſch 

dem Fupffernen Ring fingen, wo durch es erwie⸗ 
fen wird / daß er verjelbe Delphin gewefen/ Dem 





Br 








der Baffa das Lehen /u ſampt dem Jingeworeb | 


kigen Monathen verehret hatır. Jederman 


ſtunde über dieſer Hiſtorie derwundent, maſſen 
feiner begreiffen kunte / wie dieſer Delphin aus 
dem rorhen in das Mittellaͤndiſche Meer Eos | 


men wäre / zumahl es allen unglaublich vorkah⸗ 
me / dag er in ſolcher Zeit umb gang Africa her: 
umb und nach der Strafe Gibralter eben an 
diefen Orth gelangetrals wofeldften fich DieDel: 
phinen gerne auffzuhalten pflegen / vielmehr 
gieng das Urtheil der Verſtaͤndigſten endlich da⸗ 
hin / daß er durch ein unterirrdifches Canal aus 
dem Mittelländifchen ins rothe Meer und aus 
dieſem wieder in jenes gelangt wäre, 

Hicebey deucht es mir nicht unangenehm zu 
ſeyn / wann ich berichte, daß ſich einige Potenta⸗ 
ten gefunden die da im Vorſchlage gehabt / die 
Natur durch Menſchliche Wise und Arbeit 
auszubeffern / indem fie mit den Gedancken 
ſchwanger gegangen, wie fie die Iſthomos / oder 
die kleine Land⸗Engen / zwiſchen zweyen Meeren 
durchſtechen möchten / umb ſolchergeſtalt die 
Schiffahrt zu befordern / oder dem Feinde den 
Paz in ihr Gebierh abzufchneiden ? 

Moresseine Pen Inſul in Griechenland / vor 
dieſem Pelopennefus genande / iſt mit der See 
gang umbzingeltiohne gegen Norden’ da es von 
Eorinth bißnach Kenchrea gegen über vermit- 
telft eines Landſtrichs / der nur 5 Dierfeleiner 
Teutſchen Meile breit iſt an dem feften Lande 
hanget. Aeneas Sploins (hernachmahls Pabft 
Pius 11.) begengetidaß nicht allein König Deme; 
trius / fondern auch nach dem felben CJulius 


Crſar / Cajus Caligula, Domitianus und Nero | 


fich unterftanden / dieſen gühmum oder Lasd 
Enge zuducchgraben + und Moream zu einer 
Inſul zu machen; Solches Vorhaben hat aber 


;e dieſen Delphin mit | 
















durch eine fharcke Mauer an einander zup 
vollzogen und 
Amurath / de 
ckiſche Kaͤhſer / hat fie zwar zu ſeiner Zeit geſch 
fet / aber die Benetianer haben fie Yuno 
| „ Innerhalb 15 Tagen wieder auffgerichtet ’ / 
dann Eur hernach von den Turcken aug de 
Grunde vertilger worden. 


[= #1 
=.72 
— 
= 
a3 
38 
nn 
==) 
2 = 
so 
S5 
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——— 
Fa 
bj 

















| 
i 
| 
| 
gen Landjtrich 


[hen Sues und Da 
welchen Afia und i 
dert werden, Er iſt nur etiwan 20 Zen 

Meilen breit / vom rothen biß zum Mittellan 
ſchen Meer / und gan Tuͤrckey/ 
ber Arabien und gang Europa 























leichtlich über 
fönte, 






















RELATIONES 





Curıosz 159 





— — — 
terſcheid / der durch die Ebbe und Fluch verur⸗ 
fachet wird) es ſey dann dag man jagen wolte/ 
die Erd-Kugel wäre nicht rund / iſt aber die Ser 
oder der Ocean und alleSce-Bufen gleich hoch / 
wie Fompt es dann daß Eghpten nicht auch von 
den Mittelländifchen Meer uͤberſchwemmet 
mird ? Uber dem is ſchon angefuͤhret / welcher⸗ 
geſtalt dieſe beyde Meere durch ein unterirrdi⸗ 
fhes Canal an einander verbunden find / wo⸗ 
durch Die —— See immerdar mehr 
und mehr Waſſer bekaͤhme / im fall fie niedriger/ 
als das rothe Meer / und afo müfte fie auch E— 
gnpten endlich uberſchwemmen. Egypten ift 
War niedrig / und infonderheit das unterfte 
Theilweiches zwifchen des Nili Armen beſchloſ⸗ 


* 


fen iſt / und feiner Figur wegen Delta genandt 


wird / dann daſſelbe war vor Zeiten lauter Waſ⸗ 
fer der Nilus aber hat fo viel Land und Sand 
in feinem Munde aus Mohrenland und Dber 

- Egppten mit fih geführet / daß endlich das gan⸗ 
tze Land Delta ı welches drey gute Tagreifen 
lang und breit ift / Daraus nicht anders 7 als 
fie nach Kircheri Meynung Holland aus der 
von dem Rhein herab gebrachten Erde / ent 
entftanden iſt. 


Der Eiiabrifche ——— oder die Enge 
in Suder Jutland koͤnte meines Erachtens oh⸗ 
aaa Mühe durchgegraben und mit 


telit eines Canals von etwan drey Meilen das | 


Waſſer der Oft» See durch die Schley und 
Shreehn an einander gefüget werden / wo nicht 
etwas anders im Wege tünderdag die intereßir⸗ 
te Potentaten daran verhindergg / wie ich dann - 
wohl weiß / dag man ehemahlen diefes Project 





gemacht aber es hat nicht zum Effect gelangen 
formen, 

Endlich hat der groffe Eouys von Franckreich 
eine fonderbahre Ehre eingelegt / indem er durch 
grofien Fleiß Des berühmten Ingenieurs / 
Monf. Riquet / die Weſt Seen mit dem Mittel⸗ 
Meer verbinden laſſen / Davon ich / weil dieſe 
Materie rar ift/ auff ein ander mahl mit noͤthi⸗ 
gen Umbftänden difeouriren will, R 

ann der geneigte Lefer beygehende Figur 
‚genau betrachtet, fo wid er befinden / daß ich 
mie Kirchero das unterirrdifche Feur recht mit⸗ 


| ten im Centrum oder indem Mittel Punct der 


Erden bey Lit A. gefegerzzumahlfoldes naͤchſt 
dem MWajfer der eintzige Auffenthalt / Conſerva⸗ 
tion und Sortpflangung aller Gewaͤchſe unſers 
gangen Erdbodems iſt: Alfo wird das Feuer 
durch das unterirrdiſche Wafler abgekuhlet / da: 
mit es nicht alles zuStaub und Aſchen verhren⸗ 
ne und das Waſſer wird hingegen von dem 
Feuer zu groffem Nugen und Borcheil/ja felöft 
zu Erhaltung der gangen Erd-Kugel gebährs 
mäßig erwaͤrmet: Dier fiehet man auch / wie 
tief fich ein und ander Wafjer-Loc) in die Erd- 
Kugel hinein ſencket / daß fie nehmlich offters an 
einem gantz abgelegenem Theile dev Weit wie 
der empor kompt / und darans Fan man Die Ur⸗ 
fache der Cobe und Fluth des Meers groffen 
Theils (mit zufommenden andern Umbſtaͤnden 
und Wurckungen) herbey bringen’ von welcher 
Materie auffein ander mahl gründlich Fan ger 
handelt werben. 

Jetzo wird es Zeit ſeyn / daß ic; meinen Ver 
fprechen nach einmahl darſtelle. 


Die groſſe Waſſer⸗Behaͤlter unter der Erden. 


Sr kehren uns wieder zu dem unterirrdi⸗ 
ſchhen Waſſer / nnd zwar zum andern Be 
weiß Grunde deſſelben / da dann zu mercken / daß 
bie vielfältige hohe Berge der Welt nicht von 
h ungefehr alſo gefeget und angeordnet, dann zu 
2 neigen’ daß dadurch / als in einer abge ſon⸗ 
rten Höhe / das unterirrdiſche Feuer feinen 


ang v ohne ſonderbahren Schaden des | 


abi genden Landes/ ſuchet: Su find fie auch 


reiche Mutter Bruͤſte / daraus ein ffeter Safft 
sur Befenchtigung der Erden / und Erquickung 
der Gewaͤchſen / rinnet. Wann ich alle Nutz⸗ 


barkeiten der Berge beſchreiben wolte / fo hätte 
ich viel Zeit dazu noͤthig / dannenhero berichte ich 


dieſes allein aus Kirchero / daß faſt alle Stroͤh⸗ 
me der gangen Welt daraus entſpringen / und 
daß allemahl / wo man viel und hehe Berge bey⸗ 
ſammen ſiehet / and) viele Flüge aus denfelben 

oder 











—A 






1 





oder vielmehr aus ihren unterirdifhen Wal | Erd Kugel nach ihren vier Theilen vor 
ſer Behaͤlteru / ihr Waſſer empfangen, Wir | und dem Leſer zufoderſt anzeigen 
wollen umb mehrerer Nichtigkeit willen Die 


Die gröften Berge und nahmhaffte Ströhme in Europa, 


OR Eh halte nicht daß jemand unter den Gere | hat ihren die Natur noch etliche Dil 
K\ jeten iſt/ dem Die Alpes / welche faft mitten in. | au verfchiedenen Orchen geleger/ davon 
Europa durch jonderbahre Verſehung GOttes Die Beruhmteften ersehlen will. Anz 
geordnet find / nicht bEandtwären. Diefe 4b | Tand finden fich demnach das Rieſen G Ir 
pes werden in3 Theile gefondert/die Cottiæ X: | der Cottimelibacus/dasBömifche Gebürgan 
pes ziehen ſich nach Franckreich die Alpes Rhe⸗ 
Lie umbgeben die Schweitz / und die Alpes Pen⸗ 
nine ziehen ſich nach Stalien hinunter zu denen 
mögen auch die Pannoniſchen und Sliprifchen 
gerechnet werden. 

Aus allen dieſen Alven entjtehen faft die mei: 
fien und gröffeften Ströhme in Europa / davon 
die Donau / der Necker Sun und Rhein durch 
Teutſchland: Die Rhosne / Saone / Maag nnd 
Moſel durchFranckreich und Niederland: Der 
Poh / die Etſch / Mincius und Ticinus durch J 
talien: Die Sau nnd Drau aber durch Illiryen 
ihren Lauff nehmen. Nicht allein diefe Fluͤſſe/ 
ſondern auch verſchiedene groſſe Seen entfichen 
aus dem unterirrdiſchen Waſſer dieſer Bergen. 
In der Schweitz find Davon befandt/der Coſtni⸗ 
tzer/ der Lucerner / Nenburger undZuricheröee, 
In Savoyen der Genffer⸗See / von den Heinen 
mag ich nichts melden, In Italien Lago Mag: | mehr andere / und zu den Mogcosifhen, 
giore / de Como und de la Garda: Gleichiwiea- I heißen Wolga / Don, Pieper etc. herfi 
ber dieſe Alpes nicht allein capabel geweſen | Seo wollen wir beſehen 
gang Curopam mit Waſſer zu verforgen / alſo 


Die groͤſte Berge und Stroͤhme in Aſia. 


N die Alpes und andere Berge in Euro: | und Indien gefeget worden / unter welche 

yoa verrichtet das thun auch die Berge in groſer und reicher unterirrdiſcher Waſſer⸗ 

Aſien. Sehr wunderlich iſts / daß der Berg haͤlter zu finden / daß alle obgemeldte groſſe 
Taurus gleich im Anfange des kleinen Aſens derdarans reichlich verſehen werden /n 

ſich erhebet / und biß au das aͤuſerſte Ende des dannenhero dem Indo / Gange, Menan 

groͤſſern Afiens mit verſchiedenen Buchtenund | mins und Martaban / welche nach dim 

Umbwegen ſich erſtrecket / dahero er auch vers laufſen / oder dem Kiang / dem fo genand 

ſchiedene Rahmen bekommet. Der groͤſte Haufe | ben Fluß / unzaͤhlich vielen andern, diena 

feder allerhoͤchſien Bergen iſt von der Natur | Dfiensover dem Jaxarte / Hidaſpe / fon 
. an einem ſehr gelegenen Orthe indem groffen | Weſten oder endlich dem fehr groſſen 
Afien recht wiſchen Perſien Tartarey China "gar vielen andern Fluſſen fo nach dem Mor 









Reh Men, 


We 




















’ 


Num, 21. 
; Waffer nimmermehr 
aufnehmen / an Waſſer ı meh 
am. Die übrigen Länder Aſiens/ 
zudenen dieſe Stroͤhme nicht gelangen konnen 
haben anderswo ihre Bewaͤſſerung her / alſo 


üä 
muß das Armeniſche oder Niphatiſche Gebuůͤr⸗ 
ge den Orum / Tigrig und Euphrat / der vbanus 
aber den Orontem und Jordan von ſich geben. 
Aber ſehet weiter 


— 


Die groſſe Waſſer⸗Behaͤlter und Stroͤhme in Africa. 


38 gantz Africa iſt Fein groͤſſer noch hoͤher 
Gebürge 


als die Montes Lunz, welche . 


vielleicht daher ihren Nahmen erlanget/ / weilen 


fie m hren Spigen den Mond gleichſam drv- 
ben. Diefe Berge find belegen indem oberfien 
und hinterfien Weohrenlande / welche jo viel 
Maffers austhellen / daß diefes fonften ſehr vers 
brandte und jandichte Theil der Welt / ſo an 
vielen Orthen von gang feinem Regen weiß/ 
ggg nicht allerdings ohne Waſſer blei⸗ 
et. — entſpringen die allergrüft und 
längften Ströhme der Welt. Dann wo finder 
man einen / der länger iſt als der Rilus nach 
demNorden? Von weichem jo viel jelgames 
ven ift / daß ich feiner auff eine andere 





ac — en — jan: 
et faſt gleich der Niger nach dem Weſten / un 
en y der ſich nach Congo ziehet: 
-Cuamay Coapus und Zeila lauffen nach dem 


Oſten und Manh ire / des H. Geiſtes Strohm / 
und unzehlich viel andere / heſuchen die wilden 
Hottentoten und Cafres indem Cuven / nach 
dem Vorhaupt der guten Hoffnung gelegen. 

Nechft diefem Mond Gebuͤrge hat die N 
fur das große Mlantiſche Gebürge nit ohne 
Urſache an einen ſehr vortheilhafftigen Orth in 
Rumdien und Manritanien gegrundet / dann 
daſſelbe verſiehet dieſelbe gantze Nord Oftliche 
Gegend mit den klareſten Baͤchen und Stroͤh⸗ 
men/unter denen der Giras in Numidien: Sus 
Tenſe Narben, Cehu in Mauritanien: Zitz / 
— Tefne / und andere im Algierifchen : 
Gvaldibarbarı Magrida / Rapes im Tunetani⸗ 
fhen: Rafarnafarı Rafalmabes / Magro und 
andere im Tripolitaniſchen Gebiete / jo alle aus 
dem groſſen Atlante entſpringen / die beruhmte: 
ſten find, 


Die groffe Berge und Waſſer⸗Stroͤhme in America. 


& dem frdkichen America / welches unter 


dem Rahmen Pernana anitzo am befante | 


fien Rind die Andes/ein unaus ſprechlich hoch 


und weitläufftiges Gebirge welche in der Pro» | 


ving Peru / zwifchen den dreyen Spaniſchen 
— —— und Lima / aus allen Or⸗ 
* ber in ſolcher Abundang zuſammen ſchieſ⸗ 
‚daß man daſelbſt nichts als Berge ſiehet. 
Diefelde find gleichfalls mit einem von den aller; 
wöfeften Waſſer Behaͤltern / die in der Welt zu 

en verſehen / aus denen bie gewaltige Stroͤh⸗ 

me / Oregliaua / oder Riv del Amazones / der Bey 
feinem Einflug ins Meer über 30 Teutſcher 
Meilen breit iſt Maragnon / der mit ſolcher 
Hefftigkeit in die See ſchieſſet/ daß die Schifflew- 
te / ob fie gleich über 6 Teutfcher Meilen vom 


Lande find / Ei es Waſſer aus ihme / mitten in 
dem Meer / ſchoͤpffen konnen / Janugrius / oder 
TG6m., IL. 


Rio de la Plata / auch ein überaus groſſer 
Strehmyder ſich nach dem Süden wendet / St. 
Maria Magdalena St. Martha und andere 
die nach dem Norden lanffenventfichen. 

Diefe Andes ziehen fich infonderheit/als eine 


| lange Berg Kette/ durch die Provintz Chili bey 


1500 Spaniſche Meilen hinab / biß an die enge 
Magellaniſche See⸗Straſſe. In gemeldtem 
Ehili aber allein zehlet man bey 240 Ströhmes 
faft alleſampt Schiffreich / ſo alle mit einander 
aus den Andihus ihren Urfprung haben. 

In dem Rordiſchen America hat es gleich 
falls eine aroffe Menge unerfteiglicher Bergem 
aus denen gewaltige grofe und viele Stroͤhme 
nach allen Thellen des Landes fich ergieſſen / un 
ter denen wohl der allergröffefte mag genennet 
werden / der Flug Canada der an etlichen Or⸗ 
then fo breit / als eine offenbahre See iſt. 

W Gleich⸗ 














162 Reratıones Curıos® 


Gleichwie aber die Europciſchen Hydro | merica augenſcheinlich bezeugen / welche 
phylaciarder Wafferbehälter/nebft den Stroͤh⸗ unerfhöpfflichen Brunnen haben / an dief 
men / auch vorſchirdene Seen und Pfuͤle veruhr⸗ terirrdiſchen Waſſerhaͤltern. Woherab 
ſachen / alſo haben die übrigen beyden Theile der | che ihr Waſſer ſelber empfangen / dag eg 
Melt daran ebenfalls Feinen Mangels wie fol: | nimmer Daran ermangele / davon Fan 
ches die Land» Seen Chimay in Oſt Indien / die ander mahl geredet werden. Ich ſchlieſſe 
Chinefſche / Armeniſche und Tartariſche Seen/dieſes mahl die unterſte Grufften zu / u 
deßgleichen der Zaire und Zambre in Africa: | den £efer wieder auffden answendigen 
Wie nicht weniger Parime oder Ziticacain | dendaihm am erſten vorgeftellet werden joe 


Der bebrüftere Jüngling. 


O Snerachtet Hipoerates / der Fuͤrſt unter | fehte erlich koͤnnen herbey geſogen werden / 
denen Medicis / behauptet daß die Man: | mahlen da fih die Organg / oder Gliedmaß 
nes Perſonen Feine Milch in den Brüften ha: | zur Milch/ nach der Gebuhrt-Zeit nicht ven 
ben / ſo iſt Doch ſolches blog von dem zu verſte⸗ dert/oder bereitet/einige Milch / ſo vorheron 
hen / was ins gemein zu ſeyn pfleget. Sonſten mahlen geweſen / hervor zu bringen / ſondern 
findet man auch in den Bruſten fo wohl der | Brüfftennd Adern bequemen ſich alsdannyy 
Jungfrauen als Mannes-Perfohnenzumeilen | mehr die ſchon vorhin geweſene Milch ing 
Milch / vote dann derſelben viele Erempel bey | natürliche Schläuche zu verlegen dart 
Schenkio / Marcello / Donato und andern zul» | vertwahret werde/ umb von dem Hlute 
fen. Jonftonus Thaumatogr. Natur, Claßs, | es ferner mit demjelben die Adern durch 
10, cap. 5,Artic,2, Thomas Bartholinus cite | folte/keinen Schaden zu leidenyoder einig 
Medic, und deren noch etliche mehr melden | Kigkeitzu empfangen. Was von diefers 
von einem Manne / der einem Knaͤblein an ftatt | nung zu halten ſey / davon mögen die 
einer Ammen gedienet. Und SimenSchels, | Medici urtheilen / zumahlen ih Feinen Cut 
Medicine Doctor hat zu feiner Zeit/ nehmlich habe / mich in ihre Schranden zu begeben. 
Anny 1641 zu Königsberg auff der Univerfität | Mein Vorſatz ift vielmehrreinenHiftori 
einen Ft Medicine gefandt welcher | zu agiren / und dasjenige was von andern 
in ſeinem zoften Jahre bey gantzer n Mona | mürdiges aufgezeichnet worden / tages 
then aus der linden Bruſt eine reiche Milch immermehr ſeyn / und in welche Facultg 
Qreile ohne fonderlichen Schmergen/fiieffen | Gelehrten es lauffen mag / ohnverfälfd 
lafjenitoie folches ermeldter Scholins mit fer | treulich auszuführen, 
nen leiblichen Augen gefehen, c 
Johann Bettur in dem Trackat de natura 
Sanguinis cap, LS, 1. 8.4. ſchreibt alſo vun der: 
gleichen Selgambfeit: Es müffen mir/ fpricht 
er die Jungfern verzeihen wann ich behaupte/ 
daß ieyehne Verlegung ihrer Keuſchheit / dieje- 
nige Frucht / ſo ſie niemahlen zur Welt getra⸗ 
gen / ohncrachtet der unverftändige Poͤbel ein 
anders Davon urtheilet mit ihrer Müch erneh 
ven Finnen. Daun wann fich die Mil nicht 
ſchon vorhero in ihrem Leibe verburgen gehak 
ten hatte / wuͤrde fie von dem Saugen der Fler 
nen Kinder hernachmahls in Zeit der Noth 





















































































































KRrrarıonss Curros®. 


163 “ 





—— — 
eo reiche yeahrung erhalten. Louys Bour- 
—— part, 1,c. Und 
envich von az obfery.14. führen derglei⸗ 

n Erempel vielean. 
————— Bartholinus Anat. ref, 1.2. 
c.1,.erzehlet von einem Manne / aus deſſen Brit, 
fo viel Milch gemolcken warden? daß man 
einen Kaͤſe daraus gemacht. Santorellus hat 
einen Mann in Calabrien gekandt / welcher nach 
toͤdtlichem Abgang feines Eheweibes fein ſau⸗ 
gendes Kindlein / in Ermanglung der Drittel zu 
Unterhaltung einer Ammen / felber angeleget 
und gebührlich gefänget.» Ein anderer Mann 
in Portugalhat alle feine Söhne ſolchergeſtalt 
groß gemacht / wie bey Manuel Farin Epitome 
rerum portugall.l.4.c. 77. zu leſen Und wer 







eichwie es von mancher Mutter hoch be 
Eläget wird, wann ıhr die Natur in Dav- 

er Milch zum Unterhalt ihres Sing 
gs etwas Färglich erfehienen / alfo finden fih 
viele jochaner Meätter /_ welche dieſe ihnen von 
GDtt verliehene Gabe überauß gering ſchaͤtzen 
indens fie die Deilch durch allerhand Mittel aus 
ihren Brüffen bertreiben / und ihre leibliche Kin. 
der vielmehr einer unartigen Stieft:- Mutter 
Leinen Amme fage ich) überreichen, umd fich ei⸗ 
ner ihrer Meynung nach / groſſen Burde hier, 
durch zu entledigen / da ſie doch betrachten ſol⸗ 
ten daß fie in ſolchen Fällen dem allmachrigen 


wolte alle Männer Jungfrauen amd alte Wei 


| 
| 
| 


0 Die Milch reiche 


ber anführen / von denen man dergleichen exe: 
bet hat? » h 
Bering I, a. parag. 6. diſcurirt von diefer 
Materie alſo: Es haben die Weiber nicht allein 
das Privilegium / Milch aus ihren Bruͤſten zu 
werfhaffen/ bißweilen find auch bey den Maͤn⸗ 
nern die Theil und Glieder des Keibes alfo gear⸗ 
chet / wie die Erfahrung bezeuget / dann alle hey⸗ 
de Gefihlechte Haben ihre Milch ı ohnera chtet 
diefelbe bey denen Männern ſeltener gefpühret 
wirdzumahles die Natur alfo geordnet / weil 
die Milch der Männer / ſo lange die Natur in 
ihrem Lauffe bleibet / jelten zu Rutzen kommet. 
ch alaube / es werde ſich zu Diefer Materie 
nicht beliefen { 


Säuge- Mutter. 


zu Breßlau in Schlefien eine Kinder-Mutter/ 
jo einer Hebammen Tochter geweſen / gefehens 
welche in ihrem Kind Bette einen folchen uůͤber⸗ 
reichen Zufiug an der Milch aus ihren Brüfien 
hatte, daß man in zween oder dreyen Tagen ein 
hoͤlern Gefaͤß / welches mehr als ı2 Pariſiſche 
Pinten (etwas weniger als ſo viel- Hamburger 
Duartieren/ oder halb fo viel Rheiniſche Kan⸗ 


| nen) hielter davon füllen kunte. Man ließ dieſe 


GHOtt und der Natur gleichſam Gefege vor | 


reiben wollen; dann was ihnen GOTT aus 
fonderbahrenlirfachen mitgerheilet hat / daſſelbe 
will er auch zudem angedeuten Zweck angewen⸗ 
det wiſſen⸗ Doch den Tauben iſt gut predigen. 
> Seo melde ich aus L. Martino Weinrich / 
"Comment, de Monftris, daß man chemahlen 


Mild) eine Zeitlang ſtehen / umb zu fäuren and 
zu gerinnen / Da man alsdanı deu Rahm oder 
Schmand abgenommen / und Butter darauß / 
gleichwie aus dem uͤbrigen / Kaͤſe gemacht wel⸗ 
che ſehr wohl geſchmecket. 

Dieſe Frau muſte ſich mit allem Fleiß mit 
einer geringen Portion Speiſe behelfien / dann 
wann fie ihren Appetit völlig ſtilen wolte / ſo 
nahm die Duantität ihrer Milch gewaltig’su. 
Goulard Thefaur. Hiſt. part, I. 


Der ganzer 6 Monathen bey zween ungeheuren Drachen imeiner 
abfcheulichen Höhle wohnende Schweitzer. 


Eẽ ſpricht der hochverſtaͤndige Seneca in 
feiner ıı Epiſt. Convi&tor delicatus paula- 

tim enervat & emollit necefle eft, aut imiteris, 
aut oderis: Utrumque autem deyitandumelh, 


ne aut ſimilis malis fias, quia multi funt,ne vel 
inimicus multis, quia diſſimiles ſunt; cum his 
converlare, quimglioremte faeturi ſunt, illos 
"admitte, quos tu potesfaceremeliores. Ein 
IB 2 zaͤrtlicher 




















” 164 Reıratıonzs Cuxrros» 


haͤrtlicher Tiſchgenoß ſchwaͤchet und erweichet | re groffe und weitläufftige Keben-Höpleng 
darum wirft du es ihm nachthun / oder ihn ba | dereneineer ſich verfügte’ umb dafelbftrhg 
fen: Du folt aber Feines thun / Damit du den Tag worden ware, feine Ruheſtaͤtte zu neßg 
Öfen nicht gleich werdeſt / weilihrer viele find, Aber was fahe er unvermuthlich? 3 
oder damit du dir nicht viel Feinde auff den ſcheuliche Drachen kahmen ihm unverſ 
Halß zieheſt / weil fie ungleich geartet find. Hal entgegen / über deren Anblick er dergefkalt 
tedich aber zu denen / die dich zu einem beffern ſtarrete daß er ganz aus ihm felber war, 
Menjchen machen wollen’ und laſſe diejenigen nahm demnach) feine Zuflucht abermahl zu 
zu dir / die du zum guten lencken kanſt. Eine böfe göttlichen Huͤlffe und auff ſolche Weife i) 
Geſellſchafft ift ein verdrießliches Wefen, dar ihm Diefe ungeheure Monftra anderg Fei 
umb foll man ſich alfezeit su feinen Leuten hal: Schaden / als das fie ihn mit dem Leib / 
ten / ſo lebet man noch eing fo vergnügt / aber | umd langen Schwang berührten. Wie 
troͤſte GOtt / wann man Durch das Glück zu eis" diefem elenden Pilger in folcher Einoͤde 
Rem unangenehmen Hauß vder Tiſchgenoſſen bey ſolcher unangenehmen / ja erſchroͤck 
verbannet iſt / da finder ſich allerhand Verdruß / Geſellſchafft / muß zu Muthe geweſen ſeyn / 
und möchte einer fich folcher geftalt lieber den ein jeder leichtlich bey ihm felber abnehmen, 
Todt vor das Leben win ſchen. mahlen ſolches mitfeiner Feder fo wohl 
Wann nun die Geſellſchafft einiger Menſchen ſchreiben / als mit den Gedancken zu b 
fo verdrießlich fallen Fan y tie muß dann denen ift, 
zu Muthe feyndie da unter den reiffenden Thies | * Hier ſaſſe Daniel in der Low 
ren in der Wildniß wandeln; Denen die Dra- vielmehr ın einer 
chen allein Geſellſchafft leiftenzund die in langer icht ei 
zeit keinen Menſchen su ſehen befommen 2Ich 
laſſe einem jeden deßfalls uͤrtheilen über nad: | 
folgende Geſchichte 
dr etwa 100 Jahren gieng ein Faßbinder 
aus der Schweigerifchen Stad Lucern in das 
Alpiſche Gebuͤrge/ umb einiges Holtz zu ſeinem 
Handwerck zu fällen / weiler ſich aber in diefer 
Einöde verirrete gieng er eine lange Zeit umb: 
ber / fich von dem Irrwege wieder berans zu 
wickeln folcher geftalt gieng er tieff in die Nacht 
hinein / und fälle in der Sinfterniß in eine Höhle, 
die er nicht gefchen befahm aber von dem Fall 
anderfi feinen Schaden, als daß er vor Schre; 
een in einer Ohnmacht eine Zeitlang liegen 
bliebe, dann er quff dem Grunde dieſes Lochs 
in einen weichen Koth zu liegen kahm. Als er 
nun wieder zum Verſtande kommen da merckte 
er/ daß er aus dieſer Hoͤhle/ welche einem tieffen 
Brunnen gleich/ die allenthalben und an allen 
Seiten fieite Felfen hatte ; nicht fo bald wieder 
berauß Eommen Fonte, wandte ich demnach zu 
einem Schöpffer / und hathe denſelben in hertz⸗ 
icher Demuch umb göftlichg Rettung. In die⸗· 
ſer Hoͤhlen waren zur Seifen hinein noch ander | 







































1 
* 



















































RELATIONES Curıos& 





Als nun fein Cammerad ihm nachfolgen wolte/ 
and fich allemveile zum Sprung oder Flucht mit 
ausgefperreteu Flügeln richtete / da ergriff ihn 
der arme Zapbinder beym Schwantz / und wur 
de durch diefes Mittel mit hinaus gehoben / da 
er dann von Stunde an die Drachen / fi aus 
örtlicher Vorſorge weiter nicht nach {hm umb⸗ 
ahen / verließ / und in 
Fucerny von welchen er ſchon eine lange Zeit / als 
eine Leiche betrauret worden / mit ſeiner unver⸗ 
mucheten und gefunden Gegenwart erfreuete/ 
und ihnen feine ungemeine Ebentheur erzehle: 
te 7 uber welche ſich jederman / jadie gantze 
Schweiß und wer es nur zu hören bekahm / als 
über ein groffes Wunderwerck / zum höchften 
verounderte, Und tweil er feine Erhaltunge 
GDttes Vorſichtigkeit und Gnadenflügeln al: 
Tein zufehriebe / als ließ er die gantze Geſchichte 
ne beige — ” zum eiwi⸗ 
gen Andenken in der irchen St. Leodegarii 
aufhängen —0 es jederman biß 


siefen Tag zu feben befommen Fan. 
e andächtige Faßbinder Fehrete ſich hier: 






auffgänglich zu GOte/ und weil ihm der Ma 
. gen gan verdorben / und nicht mehr getvohnet | 
war’ die ordentlichen Speifen zu genieſſen / als 


i er innerhalb zween Mpnatben na feiner 
lcklichen Wiederkunfft / aus d iefem Zeitlichen 
derfchden. Athan, Kircherusmundo fubter, 

libr, 8, sed. 4.c. 2. 

Ich kan nicht unterlaſſen / ohnerachtet in der 
on laͤngſt verfloſſenen Nelation ſchon von die⸗ 
Materie etwas gehandelt worden / dieſes Or⸗ 

ihes noch einige merckwuͤrdigr Obſervationes 

and Geſchichte / Die mir damahlen nicht beyge: 
fallewyeinzuführenzumahlen meines&rachtens 
diefelbe etwas felsahmes / und dem gemeinen 

Mann infonderheit wenig bekandt find ich will 

aber alles furtz zuſammen hinden / umb den Le⸗ 


fer mit keiner Weillaͤufftigkeit verdrießlich zu 


-  Momgega 
fiep hminde 
- Meer ein geflügelter Drache auff / welchen er 


€ 





en. £ 

Als im Jahr 1660 ein Mann aus der Stadt 
ar / einige Voͤgel zu fangen / da 

moraftigten Orthen nahe beym 


Anfangs vor einen groſſen Geyer anſahe / und 


kurtzer Zeit die Seinen zu 








165 





ihm deswegen / vermittelſt einer Kugel aus ſei⸗ 
nem Feuerrohr / einen Flügel laͤhmete. Der 
Drache kahm augenblicklich halb fliehend und 
halb lauſſend auff den Schitzen angerennet / und 
volte ſich wegen feiner Wunde raͤchen / empfien⸗ 
ge aber von dem fertigen Roͤmer noch eine fol 
he toͤdtliche Bohne / die ihm den Hals ſolcherge 
ſtalt durchbohrete / daß er ſeinen Geiſt ploͤtzlich 
auffgeben und den Jäger unangefochten laͤſſen 
mufte; Worauff dieſer zwar ſtuͤndlich nach 
Hauſe gehet / mweiler aber entweder von dem 
aifftigen Blut des Drachen / eder von ſeinem An⸗ 
hauchen berühret worden | ſtarb er gleich ſel⸗ 
bige Nasht darauff / und ſchlugen die grünen 
Gifft Beulen über feinen ganzen Leib Heraus. 
Auff empfangenen Bericht aber von diefem ab⸗ 
gelebten Manne / gehet ein anderer an den be 
geichneten Orth / wo er den Drachen ſchon ver: 
faulet gefunden umd dannenhere zum Beweiß 
diefer Geſchichte / den Kopff dieſes Ungeheurs 
mit fich nach Nom zurucke gebracht / welcher 
vorgemeldten Kirchero / eben als er von dieſet 
Materie in feinem Mundo fubterranco ſchrie⸗ 
be s eingehändiget worden. Derſelbe bat ihn 
wohl eraminiret / und als einen wahren Dra⸗ 
chen ⸗Kopff befunden. Cr hatte eine Doppelte 
Keige Zähne / und der Nache hatte Die Geftalt 
eines Schlangen Mundes/ ſeine beyden Fuſſe 
waren den Gaͤnſe⸗Fuͤſſen gleich. 

Johannes Ciſatus / bey angefuhrtem Kirche⸗ 
ro/ bringt noch zwo folgende Drachen⸗Geſchich⸗ 


| te herbey: In dem Berner Gebiethe iſt eine 


alte Stadt / Burgdorf genandt/ aus derſelben 
find. im Jahr Chrifti 72 ween Brüder / Rah: 
mensCinntram und Bertram auff bie Jagt ge 
zogen; Als fie fich aber zu tieff in das Gebuͤrge 
hinein gewagt traffen fie einen greulichen Dra⸗ 
Hen an welcher in derſelben ganzen Gegend 
unmenfehlichen Schaden thaͤte an Menſchen 
und Mich ı alfı dag das Land daherumb oͤde 
fund, AS dieſes Ungeheur die anfommende 
Nitterslente mit ihren Dienern erblickete/ gehet 
es in vollen Sprüngen anff fie leß und freuete 
fich über einerfolchen Beuthe / verſchlung and) 
den jüngften von den benden Brüdern / Der 
tram / ig einem Augeublick lebendig. Syntram 
W3 thut 








166 


thut hierauf fein beftes / greiffet mie Huͤlffe der 
Diener den Drachen muchig an und ſetzen ihm 
mit Spieffen und Schwerdtern dergeſtalt zu / 
deß er endlich über ihn triumphirete 7 ihm den 
Bauch auffſchnitte / und feinen Bender annoch 
lebendig wieder heraus riſſe. An demfelben 
Orthe haben dieſe ween Furſtliche Brüder hevs 
nach eine Kapelle / St. Margaretha genandt 
auffgerichtet / und Diefe Gefehicht zum ewigen 
Andenden darinne abmahlen laffenaltivo man 
fie den fteifenden noch biß auffden heutigen Tag 
zeiget. 

Die folgende Geſchichte bekraͤfftiget nebenſt 
Cyſato auch Stumphinsl,7.c.2, Bey dem 
Dorf Weil hielt ſich vor Zeiten ein gewaltiger 
Drache in einer abſcheulichen Höhlen auff / der 
da mit allem / was lebte / dergeftalt umbſprunge / 
daß die Einwohner ermeldten Dorffes ſich an- 
ders wohin begeben muſten / dahero dem Orth 
der Rahme Odewelil noch bi auff den heut⸗ 
gen Tag bleibet. 


Zur ſelhigen Zeit lehte ein edler und tapfferer 
Mann / Nahmens Winckelried/ in derſelbigen 


Gegend / welcher umb eines Todtſchlags willen 
ſich feines Vater landes aufern muſte: Diefer/ 
als er von dem Drachen ſo viel Erzehlens gehoͤ⸗ 
ret / laſet der Obrigkeit feines Vaterlandes ent: 
biechen dag er / wann ſie ihm vergoͤnnen wollen / 
wieder nach den Seinigen zu fommen’ und dag 
Banniffement auffbeben wuͤrden / geſonnen waͤ⸗ 
teren ſchaͤdlichen Drachen zu beſtreiten und zu 
eriwärgen Der Magiftrat verfpricht ihm 
nicht allein fein Begehren /ſondern alle Satisfa⸗ 
etfon/wofern er das Land von einer ſolchen Pla⸗ 
ge hefreyen würde, 

Hierauf ruſtete fich der mannhaffte Ritter 
mit einer guten Lantze und ſcharff ſchueidenden 
Schwerdt / hegiebet ſich nach des Kudes B 


wů ſters Wohnung / und fodert ihm zum Kampff 


aus Wie nun der Drache nach dieſem guten 


Biſſen mit auffgefperreiem Rachen eylete / da 


ſenckete ihm Winckelried feine Lantze / und auff 
derſelben ein Bundlein von ſcharff ſtechenden 
Dornen / in den Hals / alſo daß der Drache des 
Nitters nicht achtete 7 fondern bemuͤhet war/ 
den unangenehmen Brocken aus ſeinem Rachen 





ReLATIONES Cuarosa 





| fen. Der Apotheker in gedachten Herman 






















zu bringenyda fich immittelſt der vorſichtiged 
ter dieſes Vortheils beſter Maſſen bedn 
und mittelſt verſchiedener toͤdtlichen Bu— 
dieſe Beſtie in den Tode ſchickete Abera 
als der fieghaffte Ubertinder fein Schige 
sum Zeichen des Sieges / in die Höhe fh 
dalieff das daran hangende Drachen B ty 
denſelben an feinen bloſſen Arm/ welches ſy 
tig war daß er ſein Leben Darüber einbüffen 
fie. Dieſer Drache hat zween Fuͤſſe und 
gel gehabt. * & 

Daß im übrigen fich in den groffen Ge 
gen / wo die Menſchen felten hinfommengem 
niglich Drachen finden laſſen und von derſe b 
Urſprung / ſolches habe in vorgedachter verß 
jenen Relation geineldet / und erweiſet gg 
allein das groſſe NE 
auch die Himmels⸗hohe Carpatifche 
zwiſchen Pohlen und Dacia, und allegit 
ricus Vollgnad / vornehmer Medicns z 
lau / in den Curiofis Mifceil. German, 
170. Anni quarti , etliche Briefe / ſo ih 
Hermanſtadt in Siebenbürgen zugefe 
daß inderfelben Gegend verfchiedene 
Anno 1673 theils von den Wallacpifchen® 
ven / theils von dem Donnerftrahlverbrai 
welche fich in hohlen Bäumen aufhalten y 


hat / laut feiner eigenen Handy einen Dr 
Zahn / welcher 6 Pfand wieget / von einem 
ger aus Medwiſch bekommen / der ihn & 
nen Wallachen fo denfelben indem abe 
nem Gebürge/ nahe bey dem ſo genand 
fen Thor / fampt vielen Drachen-Sinud 
fundenyerhandelt, So foll auch su Lefchk 
in Siebenbürgen nebenft der Kirchthüre 
groſſer Orachen Zahn an einer eifert 
hangen / der von einem Wallachijchen ® 
indem Kertzer Gebuͤrge gefunden ou 
Bor 9 Fahren ſchriebe D, Sch. B 
Stadt Phyſicus an D. Sachs A %e 
nach Breßlau 7 gar viel von den Ungari 
Draden. Unter andern beri tete er/d 
einem Sarthäufer-Elofier am Fluß D 
eine überaus tieffe and lange Höhlezu 
welcher eine unzähliche Menge Knoe 














Ti 


— u 


* 


dern vielen 


RELATIOGNES Curıosk 167 





AI TAAb beeine / ja offtmahlen gantze Sceleta / 
hen Gerippen/ von Drachen zu finden’ 
doch wären fie offters von der haͤuffigen Stein: 
Milch ſehr perdorben und zerfreſſen. Unter ans 
fen Drachen Kuschen hat er gemelde⸗ 
tem Dr. Sachs die Schenkel Gelencke / Kien⸗ 
baten Hirnſchale / etc. geſandt darunter ein 
Sberſchenckel vom lincken Fuß anderthalb Eh 
len lang geweſen. In einem andern Briefe 
gedencket er eines andern Oherſchencke [8 / der 
2 Ehlen lang / und eines Zahns / der über eine 
Spannelang geweſen / woraus von der Groͤſſe 
des gangen Coͤrpers leicht zu urtheilen. Es find 

ewife Bauren / welche ohngeſcheuet in ſolche 
Drachen Hoͤhlen gehen / und umb eines gerin⸗ 


ES darff ſich keiner fo hoch verwundern / Daß 
die Himer und Eyer in Egypten und Da 
—— 9 wohlfeil find + angeſehen / daß die 
eute felbiger Orthen gar leichtlich / und ohne 
fonderbahre Koſten / zu einem groſſen Hauffen 


- Rüchlein gelangen. Ich will dieſe Manier / als 


eiwas ſelt ames / einfuhren / daraus zu ſeheu daß 
ein Land vor dem andern mit einer ſonderbah⸗ 


ren Himmels Gegend begabet / und daß das; 


jenige / ſo man an einem Orthe zuwege bringen 
Fan / ſich allemahl an einem andern Orthe nicht 
will thun laſſen. 

Hoͤret davon den ne 
Edelmann / den hochgelahrken Peter della Val⸗ 
le/ welcher ſich am Ende des e3ten Briefes im 
erſten Theil ſeiner Reiſe Beſchreihung aljs ver⸗ 
Basic Sch hätte ſpricht er) bald et: 





was vergeflen / fe ich in mein Tag Buch nicht 
auffgefchrieben / nehmlich die Ofen / fo ich geſe⸗ 
babe + welche die Inwohner (Egyptens) 


mit fo gemaͤßigter Wärme zu hitzen wiſſen / dag 


darinnen junge Kuͤchlein ohne Bruͤth⸗ Henne 
ausgehecket werden. Dieſe Weiſe / in kurtzer 
eit junge Diner zu uͤberkommen / iſt in Cairo 
er Haupt Stadt in Egnpten / welche wegen 
ver unbegreifflichen Groͤſſe / nebft andern der; 
gleichen Städtenin einer abfonderlichen Rela⸗ 


tion jollen angeführt toerden) fehr gemein web 





gen Gewinſtes willen / die Knochen heraus bob» 
| len. / doch verkauffen fie ein ganges Sceleton 
nicht leichtlich unter 30 Rthlr. 

Es beſchreibet auch diefer curieuſe Mediens 
Paterſon einige geoffe Drachen Hoͤhlen / darinn 
dieſe ungeheure Thiere in guter Menge liegen / 
(des Tages bleiben fie u Hauſe / bey Nacht— 
zeiten aber gehen fie auff den Naub ans / und 
alsdann find die Schafe, Ziegen Baͤhren / und 
mas fie nur antreffen / ihnen eine angenehme 
Speifey) welche ich aber anietzo vorbey gehe/ 
und dieſelbe Beſchreibung weil fie merckwur⸗ 
dig unter die Materien von den gröffeften Hoͤh⸗ 
fen der Welt mit anführen werde / fo mir GOtt 
Leben und Gejundheit verleihet. 


Der Egyptiſche Brühf-Hfen. 


1 herisie auch Diodorus Siculus libr. 2. ſchrei⸗ 
bet / fehon vor Alters in Eghpten gebräuchlich) 
geweſen. 

Der Baners Mann / oder wer es ſonſten 
ſeyn mag kompt von feinem Dorffe / und bringe 
dem Manne / der diefen Ofen wartet / einen Korb 
voll — diefer annimpt / und ihn nicht 
lange warten läffetfondern feinen Krb mit le⸗ 
bendigen Kuͤchlein / deren er allezeit eine groſſe 
Menge im Vorrath hat / anfuͤllet / und ihn damit 
abfertiget / ſene Eher dagegen in den Bruͤth O⸗ 
fen ſchiebet / umb dieſelbe ausbrüshen zu laſſen. 
Der Ofen Hitzer befindet ſich bey dieſem Han⸗ 
del nicht übel 7 indem er vor einen Korb vol 
Ener einen Korb voll junge Huner giebet / ober 
fon nichts vor das Feuer / noch vor feine Muů⸗ 
“ nimmer weil der Eyer vielmehr als der les 

endigen Kuͤchlein find. Hingegen aber hat der 
Baners Mann and) keinen Schaden davon / ob 
er gleich mehr Ener ausgiebt / als er Huͤner em⸗ 
pfänget indem er ohne einigen Zeis-Berluft ab» 
gefertigettoird / und weiter Feine Mühe noch 
Koſten anwenden darfl. Zu dem gelten die aus 
gebrüteten Hünlein mehryals die Eyer / von web 
hen viele nicht gerathen / wie wir an denen’ ſo 
unfern Hinern untergeleget werden / augen 
fheinlich befinden. 

In Summa diefer Handel mit —— 

yer 





168 





Die Wunder- Wurtzel Baara. 


E In ſehr felgamesStücklein erzehlet der fon; 
ſten glaubwuůrdige Jude / Flavius Joſephus / 
von einer merckwuͤrdigen Pflange / oder viel⸗ 
mehr Wurtzel Baara genande ; Dieſe pflegt zu 
feiner Zeit im Jüdifchen Lande zu wachſen und 
hatte eine fonderbahre Kraft und Wuͤrckung 
an fi) / ihre Farbe und Klarheit gleichete einer 
Feuer⸗Flammen / dannenhero fie des Nachts, 
nicht anders / als eine brennende Lampe leuchte/ 
derjenige ſo fie antafteterumb auszuziehen / mu⸗ 
fie wegen ihres ſtarcken Giffts augenblicklich ei: 
nes jähen Todes fterhen/ Dannenberg manein 





RELATIONES Currosa. 


ſchmack finds als die fo von einer Henne 





u verſuchen / ob diefe Bruch anch dajelbftg 


Orrth / ob er ſchon nahe daben gelegen/nicht 








rung gelernet / daß die Hünlein welche auff boſ 
geſchriebene Weiſe im Dien aufgehedfeg 7 un 
die man in der Stadt Cairo täglich zwef 
Eompt / bey weitem nicht fs angenehm 

















brüthet werden. So weit Peter delfas | 

Graf Rantzan / der berühmtePilger/befihn 
bet dieſe Eghptiſche Hnner Ofen eden ain 
iſt von diefem Herrn bekandt / daß er in int 
marck dergleichen Ofen hat bauen laſſen 4 





ffatten gehen wuͤrde / aber esiſt alles und 
zeit mißlungen woraus man geurcheiler/ 
die Beſchaffenheit der euferlichen Lufft dust 
ſte hierzu contribuiven müfte. Dann esi ſt 
ne Verwunderung nicht zu jehen / daß vff 
Ding / fo hier gemachet wird’ an einema il 


zumege gebracht werden. Zum Eremp 
Porcellaine Geſchirre in China werden 
einem eingigen Orth gebrandt / und Fan 
nirgendswo an einem andern Orthe I 
hergegen wird die Erde dazu / weit davoma 
nem andern Orth gegraben. 








Gutduͤncken handeln: Wann man 

raſenden Menſchen umb den Half hie 
naſe der Patient in Furger Zeit, Fla— 
phus libr, de Belli Judaico 





ernichäßbanren Muß 
IE Me 


VARCARE 


A 


ra 


+4 

Alk! 

9 ir — 
3 


2 


a _ im. 


Wobildun 














Num· 22; Rerarrouess Curros® 169 


Die unſchaͤtzbahre Nuß Tavarcare, und deren Abriß. 


Anftiger Leſer / ich habe ſchoneinmahl die · | haben als in einen Stück derfelbigen, Damm 

G% Ruß Tavarcare / oder fonften inöger | man wir demfelben nad dencten / was Carte⸗ 

ſius von der inwendigen Beſchaffenheit / Geſtalt 

und Verbindung der Theilen in dem Magnet 

ſchreibet / fo iſt dieſe Meynung nicht ſo gar un⸗ 
gereimbt gegeben. 

Angeregter Franciſcus Rhedi bekennet bey 
diefer Unterſuchung ſelber / daß das geringſte 
unerlaſſene Ding mañigmahl die gantze Probe 
verderben und zunichte machen kan fu gar / daß 
der Bring unter den Engliſche Phyſicis / Re bert 
Boile / Daher Anlaß genommen / einen eigenen 
Tractat zu ſchreiben se experimentis , qUx 
non fucerdunt, von den Proben die den Stich 
nicht halten. 

Es fönte auch jemand fagen / daß offtmahla 
ein Gewächs in einem Lande eine andere Wur⸗ 


ung habe / als in einem andern / zumahl waun 
ſolches von dem vorigen weit abgelegen. Wie 
dann deffalls Fünfftig einige merckwurdige E⸗ 
xempein follen angeführet werden / daran ein cu⸗ 
rienfes Gemisch auſſer allem Zweiffel ein fon: 
derbahres Belujtigen haben / und zu fernerem 
| Specnliren Mazerie gerung bekommen wird. 
Sunjten wiffen wir / Daß der Magnet nicht alles 
mahl feine Krafft erweijet 7 wann er nemlich 
durch die Luft, Staub oder Feuchtigkeit vers 
dorben worden; Wir wiſſen auch / dag die Cur 
mit dem Sympathiſchen Pulver nicht einem 
jeden won ftatten gehet/ angemercket/ daß es fi 
feichtlich begeben kan / das das geringfte Nequb 
fitum verabſaͤumet wird. Was in der beruͤhm⸗ 
ten Arbeit, den Lapidem Philofophorum zu ſu⸗ 
hens off mahlen vor vergebliche Mühe anger 
wande worden / wiſſen leider Ihrer gar viel mit 
ihrem groſſen Schaden zu bezeugen / mag es 
„demnach nice altern Bey den Juriſten / fondern 
auch) in diejer Materie wohl heijjen: Minima 
circumiftanıia totam variat rem; Laͤſſet man 
das geringſte aus/ fo Fan. die gantze Sachr ver 
dorben werden, Aber diefes mahl gnug hier, 
von und kuͤnfftig fo GOtt willmon diefer Ma⸗ 
| terie ein mehvers. 


k 





















geich iebenz; Und find Die Tugenden 
elgamen Nuß 


uwohnern 






en wird / we es nicht zu verwundern / 
ab der Rom. Käyfer Rudolphus einsmahls 
ülden vor eine ſolche Nuß gebothen / 
er keineswegs erlangen koͤnnen. 
A —J I etwas F * 
umelden daß fie das Eiſen von ſich ſtoͤſſet / 
eichwie der Magnet Dafielbe gu fid) Sieber; 
Und obgleich Francifcus Rhedi in feinen »xpe- 
rimentis naruralibus pag m. 36 & fegg. mel 
det / daß er hievon eine leer | aber 
nicht angehen tollen / oder einen Eftetum er⸗ 
Wwieſen / ſo hat man ſich doch hieran wenig zu Feb: 
. veny angelehendiejelbe Tavarcare Feine ganze 
Nurgy fondern nur etliche Stucke Davon gewe⸗ 
ee dannenherv auffer Zweifel in der gangen 
Nu eine ſolche Krafic fiefet/ die fich in einem 
jeven Eleinen Stud davon nicht allemahl Aus 
fern will. Vielleicht Fan auch die Geftalt und 
exbindung in, der ganzen Tavarcare eine 
u a des Eiſens 
Aw, h, j ⸗ 








— Das 























——— — — VV—— 


170 


LE jemand unfer ung Gold / Silber oder 
Geld indie Erde würde füen / umb auf 
eine andere Zeit eine zehnfache Erndte Davon 
einzufamblen / fo wuͤrde man ihn als einen Ein 
faltigen/belachen/ angeſchen / daß es ungereimbt 
ſcheinet / wachſendes Metall zu faͤen / gleichwohl 
wird der Verſtaͤndige aus nachfolgenden Erem: 
peln und Hiſtorien erſehen / daß man auch wohl 
wachſendes Metall gefunden / und demnach die⸗ 
jenigen nicht allerdings vor thoͤricht zu achten, 
welche dafjelbe zu folchem Ende in die Erde le: 
sn; Doch will ic) eben Fein Bürge davor ſeyn / 
daß diefe Kunſt allemahl angehe / fintemahloh: 
ne Zweiffel eine ſonderbahre Erde hierzu erfor⸗ 
dere wird / darinn das Gold der Silber Wur⸗ 
tzel ſchieſſen / und fortfriechen oder auffſchieſſen 
moͤge. A 

—— Licetus de Spontan, Vivent, Of. 
1.4. c,72. berichtet aus Ariftot, de Admirand, 
dag man an einem Orthe Gold vergraben / wel⸗ 
ches aus der Erde herfür gewachſen: So lefen 
wir auch bey FZulgofio / daß bey Firmio / einer 


ReLrATIones Currosz. 


Das wachfende Gold, 





Pannonifchen Stadt’ anden Weinſtoͤcken biß/ 


weilen güldene Ring oder Harklein gefunden 
worden und ie man aus diefem Gold Muͤntze 
haben fehlagen laffen. Petrus M artyr derebus 
Oceanicis Decad, 3. 1,3. hringet noch felgamere 
Sachen vorden Tag: In der Gold» reichen 
Inſul Hifpaniola fpricht er findet man auff et: 
lien Bergen Baͤume / welche lebendige (wach: 
fende) Gold-Adern haben’ ja diefes Gold ruhet 
nicht che mit feinem fortſchieſſen / es habe dann 
die aͤuſerſte Zacken der Aefte erreichet / daſelbſt 
dringet es / als wann es ſich am Glantz der Son 
nen ergetzete / herfuͤr / und formiret allerhand 
Baum Fruͤchte und Knoſpen. 
Sp einem dieſe Sache wegen des entfernten 
Orths verdächtig vorkommet / foführen wir 
denfelben nach Srandreich und andern Euro: 
pœiſchen Ländern, Petr. Matthæus Hik.Gall, 
T.2.1. 5. narr. 1, berichtet uns als man Anno 
1602 bey dem Dorfie St. Martin la Plainey 
in dem Lionifchen Difiviet / in eines Bauren 
Weingarten eins veiche Gold⸗ Ming entdedfetz | 












| einem Weinvanges wie derjelbe feine 








da habe man unter andern in derſelbigen > 
Stuͤcklein Jungfern-Goldes funden 7 we 


ſchieſſet nberaus ähnlich geweſen / daheron 
ſolches Wunderſtuͤck werth geachtet / dem 
tzoͤſſſchen Koͤnige / Henrico Magno / zu über 
den / der es mit Erſtaunen betrachtet. 
Gaudentius Mernla / Alexander ab 
dro und andere erzehlen / daß man offtm 
an denen Reben⸗Stoͤcken / zwiſchen der Donagg 
Mayn und Neckar / Sproͤßlein mit weil] 
Blaͤttern finde / welche aus lauterm Golde 
ſtehen / und gleichwohl anwachſen. 4— 
Mas hat ſich noch vor wenigen Jahren m 
bey der Chur: Sächfifchen Reſidentz 
Drefden begeben? Ein Weingärtner fahe m 
der Erden eines Wein: Garten einen la 
engel herfür ftehen / denfelben griffe er 
zohe ihn allgemach zu ſich / und brachte 
über etliche Ellen lang heraus / da zerriſſt 
bliebe das übrige in der Erde; Dieſer au 
geneStengel oder Strick (welchen es gle 
war das befte gediegene Gold. Sachsa Le 
heim, Ampelagraphia, Curiofal,1,c 5. p.4 
welcher es aus dem Munde J. Matthät 
dens vernommen / daß man Anno 1651 demk 
benbürgifchen Fürften Siegismund 
einige Trauben auff dem Schloffe Bata 
bey Tokay verehret / deren in wendige Ke 
der Steinlein durch und durch voll Gold; 
fen / wie folches ermeldter Autor in feine 
tallurgia bezeuget. ki, 
Aber noch nachdencklicher iſt es 7 m 
Martin. Henrich von Srandkenftein/ Me 
in der Ungarifchen Granz-Stadf Eperi 
no 1659 an D. Sachs von Lewenheim / vo 
men Medicum zu Breßlau / ſchreibet. 
garn / ſpricht derſelbe / hatte ein Edelmann! 
mens Walpataky / einen Wein-Gärtnerz 
eher einsmahls nach gefhaner Arbeit fi 
Wein⸗Garten niederfegete und ruhete 
blickete er etwas gelbes / fo ausder€ 
ir tagete: Als er nun hinzu gehet def 
eſehen / merckete er dag es kieff in der 





























ee. 


Rerarıouss CuxIos® 171 


wercken gar viele ſolcher Erempe 





IT — Acer 2* 
Tcwurtzelt / er ſchluge demnach mit ſeinem 
——— blieb unbeweglich da bricht 
er endlich mit Gewalt einen siemlichen Zahn 
davon welchen er einem Goldſchmiede zeiget / 
and von demſelben Die erfreuliche Nachricht er⸗ 


Janget/ daß es das veinefte und feinſte Gold nd | 


re. Dannenhero merckete er den Orth mit 
Fleiß / und hohlete zu verſchiedenen mahlen ei 
nen ſolchen Zahn von dieſem Gold⸗Stock dann 
an ſiatt des abgeriſſenen kahm in wenig Tagen 
alfemahlein neuer gůldener Zahn herfur. Die: 
fe Beuthe hohlete er fo offt und fo lange, hiß er 
Diefes edlen Weinbergs halber mit dem Edel: 
mann ja gar mit dem Landes⸗Fuͤrſten in einen 
Streit gerieth. 

Ein anderer Ungarifiher Bauer pflüget ver 
mitteljt feines eiſernen Schaars eine lange 
Gold Wurhel aus der Erden welche etliche El⸗ 
Ten lang war / und er ſich derſelben / als er kurtz 


darauf ein Fuder Holt nach Eperies führeter | 


—— an das Joch be⸗ 
aber damit beſchaͤfftiget 
iele ein Goidſchmidt / vor deſſen Hauſe 





ch. So weit beruhrter Fran⸗ 
kenſtein: Welcher bezeuget / daß Procopius 
Bonanus /Medicus in denen Vnggri hen Berg⸗ 
des wachſen⸗ 
den Goldes anführen werde indem Buche / wel⸗ 
es wit ehiſtem unter dem Titul: De admi- 
randis Rebus Hungarix , oder von den Sel: 
tzamkeiten des Unger Landes / heraus kommen 
würde. Weil aber erſagter Bonanus bald 
hernach geftorben / jo iſt zu glauben / daß dieſes 
herrliche Buch / darinn über 200 Kupfferſtůck / 
ſchwerlich an des Tages Licht kommen werde. 
Sonſt bezeugt auch Henrich Sturminsvein 


Schleſi cher Medieus daß man vor wenig Jah⸗ 


ven auff der Gränge zwiſchen Schlefien und 
Mähren ohniweit Oppan / einen langen guldes 
nen Fadem mit feiner Wurtzel / eines ziemlichen 
Gewichtszunter dem Pflügen gefunden. Dies 
fer Fabem ift fo ſtarck geweſen / daß der Pfiug 
daran fingen muſſen / und hat derjelbe Bauer 
hernach noch mehr dergleichen guldene Wur⸗ 
hel / eines ziemlichen Gewichts / unter dem pflus 
gen gefunden. Dieſer Fadem iſt fo ſtarck ge⸗ 
deſen dag der Pflug daran ſtutzen můſſen⸗ und 
hat derfelbe Bauer hernach noch mehr derglei⸗ 
chen gůldene Wurtzeln ausgepfluget welche er 
allemahl zu feinem Beſten an die Goldſchmiede 
verkaufft hat. 

Yo. 1670 fand Zemere Lasko / Viconte von 
Zemblin / in ſeinem Wein Garten eine Tranbe / 


deren Kerne Her Steine allefampt gülden wa⸗ 


ren, Ein Dauer hat umb diefelbige Zeit einen 
langen guldenen Strang in dem Sande einer 
Brunnengvelle gefunden. So hat aud Fran 
cifens Redan erwehlter Zürft von Siebenbin 
gen dem Herrn Paterfon/ Stadt: Mredico zu 
Eperies/ vor erlihen Jahren ein Stüd gedie 
gr Goldverehret / welches / als es in dem 
ergwerck gefunden / fo weich und fett / wie 
Butter geweſen / da man es aber an die freye 
— iſt es hart worden. 
ie Gräfin Zemerin in Ungarn traͤget ge⸗ 
woͤhnlich einen guldenen Drat / der wie ein 
Ning geflochten oder gebogen / und aus einer 
gemeinen Ruͤbe erwachſen / am Singer. 

Noch eines güldenen Wunder: Gewaͤchſes 
muß ich gedenken : Vor wenigen Jahren fand» 
te der groffe Käyfer der Mohren/ oder Habes; 
fener in Arricveine Geſandtſchafft an den groß 


fen Mogol in Oſt Indien 7. welcher unter an 


dern Preſenten / ohne welche man in Orient 
bey groſſen Herrn Feine Audieng erlangen Faw 
ein natürlich getvachfenes gang gülden Ban: 
lein mit brachte und war es zween Suß und 4 
Zoll hoch am Stamme aber faft bey 6 Zoll 
dicke. Seine Hefte, deren es 12 hatte waren 
gr einen halben Fuß lang / und hatten Die 
Dicke eines Zoll8/ etliche aber waren viel ſubti⸗ 
fer und Fürger. An etlichen von den groſſen 


| Heften war eine rauche Erhoͤhung / ſo ſich gleich: 
£ 2 ſam 























172 


fam in Knoſpen zufammen ſchloſſe. Die Wur— 
tzeln dieſes Bäumleins waren kurtz und gerin⸗ 
ge / und hatte die groͤſſeſte nicht über x Zoll in 
der Länge. Dieſes gange natürlich gewachfene 
güldene Baͤumlein hat man in einem Abeffenis 


ſchen Gold Bergwerde gefunden. J,B.Tar | 
g I 


vernier in feiner langwierigen Reife, 

Solche Seltzamkeit finder fich nicht allein an 
dem Golde / ſondern auch) zum oͤfftern an dem 
Eilberdavon Dswald Grembs in Arbor,Ho- 
min, Francife. Imperatus in Difcurf. natural, 
und andere vielfältige ſchoͤne Dinge angefüh: 
vet; Undift das naturlich gewachſene ferne 
Lreutz / welches zu Dreßden gezeiget wird / nicht 
ohne groſſe Verwunderung Een wovon 
der Hr. de Monconnys in ſeiner Reiſebeſchrei 
bung durch Teutſchland Tom. 2. p.247. gar 
artlich diſcuriret. 5 

Der Herr de Noyers / geweſener Secreta⸗ 
ring bey der Königin von Pohlen / nunmehro in 
Dankigy hat in feinem Schag ein Stuͤck > 
gen Silber / etliche Dfund am Gewicht haltend, 
fo ihm von dem Könige in Spanien verehret 
worden. 
Baͤumlein / Pflantzen und andereGenachie von 
der Fünftlichen Natur felber formiret. Co hat 
auch Wormius / nach feinem eigenen Bericht, 
Lib. 1. f.3. Mufci. c, 2. ein Stuck Silbers/12 
Ungen ſchwer / von Stend Beck Königlichen 
Schatzmeiſter zum Geſchencke bekommen, 
welches einen natürlichen Weinſtock mit vielen 
jerfiveneten Aeſten gang eigentlich darſtellete. 
Solte ich verfchweigen jenes Bergmännleins/ 
welches man im Andreas-Berge am Hark in 
einer Silber Mine gefunden? Diefes war von 

feinem gebiegenen Silber/ zwar nur eines Fin: 
gers lang / aber ſo wohlgebildet / dag man es 
ohne Verwunderung nicht anfehen Funte, Es 
mar mit einer ſchoͤnen Kittel Rappen angezo- 


gen / mit einem Hinter-Schurk / wie die Berg: | 
leute haben / verſehen / undtrugauffsereinen | 


Schulter einen Trog voll Ertz Ailes war aber 
von lauterm Silber. Zeiler, 

Yaricola gedendet eines filbernen Maͤnn⸗ 
keins / fo zu Schneeberg in St. Geurgen Gru 
be gefunden worden / dieſes trug ein Kindlein 





Rrrarrones Curıeosa. 


| neauch tohlfummen / indem die nattelie 


met / am Ende herumb gefriimmer wir 


Dafelbe Stück if in verfchiedene 


















‚auf feinem Parken, Ermeldet auch / daß m 
St Johannis des Taͤuffers Bilduiß in ein 
Cameel Haut / nebenft einem Crucifix zu 
bem Leihe / alles von feinem Silber/ gefunden 

Von der Urſache dieſes Wunder-&e 
ſes findet man hey denen Phyficie verfchiede 


Kraffehaben. Wann man aber offterma ı 
güldene Würmlein in den Blättern erlid 
Bäume findet fo folte man gedenken / dapf 
ches dem Golde wieverfahren 9 wegen ei 
Weichheit und Kraft zu grünen’ warnega 
feiner natürlichen Wohnung gelanget. ESF 


Weichheit des mit Gewalt aus der Erde nf 
auff ſteigenden Metalls / von dem engen B 
ter oder Röhre / wodurch es feinen Gaagı 
das fey auch zu wiſſen / daß die Wein 
Bäume/vermittelft ihrer Wurhel einen 
lichen Safft an fich zichen /_in welchem 


ee 2... 


t 













Rerarrones Currosa 





err Joh. Tackenius Phyſ. und D. Medic. ein 


kann von fonberbahrer Erperieng / und der 


mir ſehr befandf und verwandt iſt Selegenheit 
enommen / einen abfonderlichen Tractat zu 
ſchreiben / welchergeftalt man aus den 3 edelſten 


17 


Säfftender Erden als nehmlich aus dem Gol⸗ 
der als den Föftlichften, aus dem Wein / als dem 
Fräfftigften / und aus dem Zucker / als den ſuͤſſe⸗ 
fien Safft / eine guldene Hertz Tinctur bereiten 
moͤge. 


Der groſſe Caſtanien · Baum. 


Ch wuͤrde Bedencken tragen / nachſolgende 


rateriegon denen über natuͤrlich groſſen 
Eafianienbaumen an dieſem Orth einzuführen, 
wann die Authoritet eines ſichtbahren Zeugen / 
welcher iſt der hochberuůͤhmte Kircherus / mich 
nicht zu andern Gedancken hätte gebracht. Die: 
fer glaubwurdige Mann ſchreibet / daß an dem 
neulich beſchriebenen Berge Aetna oder Monte 
Sibello in Sicilien / ein Orth anzutreffen / den 
man alli tre Caftagne/oder zu den dreyen Caſtg⸗ 
nien / neunet / weil daſelbſt 3 ſolcher aͤume in 
ungläublicher Groͤſſe zu finden. Aber was 
eibet er ferner ? In feinen erleuchteten Chi: 

na ſpricht er / es habe ihm fein Wegweiſer / als er 
ebenden Berg Aetna beſichtiget / eine von dieſen 
Eaſtanten Rinden gezeiget / welche ſo groß gewe⸗ 
fen daß ein Hirte mit feiner gantzen Heerde Vie⸗ 
bes eben fo bequem darinn/als in einem zuberek 
tetenStallyhärte übernachten und bedeckt liegen 
fönnen: Vielleicht träget der Lefer gleichfalls 
Bedenken diefer Erzehlung Glauben zuzuftel- 
lenyaber ich laſſe es den Kircherum / der im Aus⸗ 
ange des v enen 16goften Jahres allers 
erft aus der Zahl der Lebendigen entriſſen wor: 
den / verantworten / er war allzu cnriens dariu/ 
daßerein Ding anders ſylte beſchrieben haben 
als ex es mit dem Angenfchein befunben hätte, 
Diefe groffe Eaftanien- Rinde⸗ iſt noch wohl 


werth / dan ich ermeldeten Kircheri Zert jelber 


darinn ſchneide oder vielmehr / dem Liebhaber 
zu gut / dieſes Orths voWort zu Wort einrir 
de; So fpricht er danũ in feinem erlenchteten 
Chiaa alſo: Eiusmodi quoque olim in Etna 


me vidiflie memini, illo in Ioco. qui tre Catta- 


gnesab exotica & incredibili trium Caftanca- 
sum. que ibi fpelantur,magnitudine dicitur, 
Et quod ferfan paradoxon vıderi pofit,uften- 
dit mihi vie dux unius Caitanex corticem 
sante amplitudinis; ut intra camınteger peco- 





sumgrex a paftoribus, tanquam incaula com- 
modiffima, noAu concluderetur. Zu Teutſch 
gebichs alſo: Mir faͤllet ein/ daß ich ehemahlen 
auff dem Berge Aetna dergleichen geſehen / an 
dem Drthe / welchen man wegen dieſer Caſta⸗ 
nien Bäume von frembder und und unglaubli; 
cher Gröffe fo daſelbſt gefeben werden / alli tre 
Eaſtagne nennet. Und welches vielleicht um 
glaublich ſcheinen möchte/fo hat mir mein Weg⸗ 
weiſer eine von ſolchen Caſtanien Rinden gewie 
ſen / welche fo groß war / daß ein Hirte mit ſeiner 
gantzen Heerde Vieh darinn als in einem beque⸗ 
men Pferch / aͤber Nacht heherberget wurde. 

In einem andern Buche / welches Area Nox 
genandt wird / und allererſt Anno 1673 an das 
J— fommen / gedencket er dieſer Caſtanien⸗ 
Bäume abermahl mit dieſen Worten: In mon- 
te Ætna corticem unium ex Caftanca exci- 
fum,integrum oyium gregem concludifle,me 
vidifememini. Ich erinnere mich am Berge 
Hetna eine Caſtamen Rinde gefehen zu Haben 
darinnein Schäffer mit feiner gangen Heerde 
Schafe einkehrete. 

Der guͤnſtige und enrienfe Lefermag nun feb 
ber urtheilen ob diefe Tepte vonder Rinde der 
Frucht uber des Baums müfle verſtanden wer⸗ 
dert / dann Caftanea bedeutet fo wohl einen Ca 
fanien-Baunv als die Frucht davon. Wann 
oon einer bloffen Caſtanien zu verſtehen waͤ⸗ 
verfo wolte ich ſelber an der Warheit weifſelu⸗ 
maffen eine folche Caſtanie ja ſelbſt der Chineſi⸗ 
{chen Frucht Jacca / welche man dad) por Die 
gröffefte in der ganzen Welt achret + und derer 
Neuhof in derChineſiſchen allgemeinenLandes⸗ 
Seſchreibung p. m. 367. gedencket / au Groͤſſe 
zuvor gienge: Vielmehr wollen wich die Wor⸗ 
te Corricem unium ex caftanea exilum, berg; 
den daß man diefes alles von ber Rinde de 
Baums ſelber verſtehenanuſſe. 

3 Der 




















174 Rerarıonss Cuxrıosa 








Der Schnee · weiſſe Eichbaum. 


Shat die Natur mit ſonderbahrem Vorbe— 

dacht / die Veſte des Himmels miteiner Lieb; 
Ich blauen / und die Rundung des Erdreichs mit 
einer anmuthigen grünen Farbe bezogen / weil 
ſolche den Augen und Geſicht des Menſchen am 
aller dienlichſten ſind; Dahergegen die andere 
Farben / als weiſſe / rothe gelbe nnd andere die 
Augen gewaltig verblenden und ſchwaͤchen. 
Solchem nach muͤſte derjenige ein ſteinern 
Menſch ſeyn / der ſich nicht hertzlich nach dem 
Fruhling ſehnete / wann die noieder heran treten: 
dr Sonne Diefer Inter Welt eine friſche grüne 
Livrer wiederumd anleger. Solchem nach iſt es 
etwas ſeltzames / wann man einen Baum mit 
anderem / als grünen Laub / bezogen fiehet/ und 


giebt folches zwerfennen / dag derjelbe Baum | 


an einem oder andern Manaebund Gebrechen 
gleichfam kranck darnieder Liege, 

Gleichwohl iſt es fehr nachdencklich / was 
D. Jacob Brepn/Mifcell, curiof, Germ, Ann. 
4. 01.129. fehreibet von einer Eleinen und noch 
gar zarten Eichen / ß ungefehr nur einen Fuß 
hoch / in dem Caſſubiſchen Gebürge gefunden 
worden; Diefe hatte 6 oder 7 twohlgebildete, 
aber nicht grüne / fondern Schneeweile Blaͤt⸗ 
ter. Ermeldter Breyn hat diefes Baumlein in 
feinen Garten verſetzet / umb eine ſonderbahre 
Raritaͤt auffzuz irhen / aber vergebens’ dann es 


iſt alſobald verdorret. Dergleichen Eichbaͤnm 


lein / von eben dieſer Gröffe, mit Schnee: weiß 


Die glückfelige Mutter 


Sr glaubet / daß die Groß⸗Muͤtter die 

Kinder mehr lieben / als ihre eigene Mit, 
fer / und wann diefelben an ihren Enckeln ein fo 
groſſes Vergnügen haben / wie muß fich dann 
eine foiche Mutter erfreuen / welche ihre uhr⸗ 
uhr uhr Enckel zu ſchen dkemmen 

M,Theod, Zwinger, vol,3. Theatr. hum,vit. 
ib. ı1. erschleedag eine Frau aus dem uhralten 


Adel. Geſchlechte der Dalburgen am heim | 


Awelche man vor die ältften Edellent in Teütſch⸗ 
land achtet / und denen die Juden zu Worms / 











in ihrem vollen Saffte ſehen) ſolche 






fen Blaͤttern / habe ich ſelber Anno 1661 inde 
Wetterau bey einem Bauren geſehen / weldy 
es denjelben Morgen in dem Walde,beype 
Bingenheimifchen Dorffe Blofeld ausgegrg 
hatte, und nach Dauernheim zu Marckte bee 
te / wo es aber hinkommen, und obrs a 
wachſen oder verdorben / davon habe ich 
to nichts vernommen. : 
Hier iſt zu willen / daß man jolcher Baͤm 
überaus felten fiehet / deren Blätter ſo 
weiß fallen und dag man hergegen offtern | 
Bäume findet ſo allerhand oder zwey und mg 
färbige Blätter tragen, (ic) rede von denendd 






























man Bäume geiehen / deren Sau 
weiß / grum und ge 
von der Natur 


Schwindſuͤchtiger erbleichet. 
Baum fortwa 
ſten und Blättern gemeldte wei 

man ihn aber auderswoh 
Stand verwechfelt/ fo 
Die weite Farbe ablegen en er 
eine andre geſunde Erde zum Unterhalt 


J 
vermoͤge eines undencklichen alten Herko 
jaͤhrlich mit einem Silherling verpflichte 
ihre Kinder und Kindes-Sinder biß in de 
fien Grad bey gefundem Leibe aefehen. 
über man diefe Iateinifche Verfe liefert: 
IMater ait 2Natz; dic 3 Nate, filiag 
Natam 7 
Utmoneat: 5 Natx plangere 6 ſilio 


. Könte zu teutſch alfo gegeben werd 
Die Mutter ſprach zur Tochter / meine 
















Ka a Ye u u 





r 


RELATIONES Cuxrıos& 175 





ſagt eurer Tochter’ daß ſie ihrer Tochter hinter⸗ 
bringe, daß ihr Tochter Kind weinet. 
Iarfich ‚eine überans grofe Gluͤckſeligkeit / 
deren jehr wenige theilhafftig werden / und ich 
weiß nicht/ob ic) jene Eliſabetha des Polniſchen 
Königes Caſimiri Gemahlin glückjeliger ſchaͤ⸗ 
hen darff / welche ſich rühmen kunte / daß fie war 
des Romiſchen Kaͤhſers und eines Koͤniges 
Tochter eines Kaͤyſers Enckel / eines Koͤniges 
Schweſter / eines —— Gemahlin / vier Koni: 
geMutter / und eines Königs Groß Mutter. 
Nehmlich 
zugleich König in Ungarn und Boͤhmen war ihr 
Vater / Känfer Sigismundus war ihr Groß⸗ 
Bater von der Mutter/Ladislaus/König in Un⸗ 
ar und Böhmen / warihr Bruder’ Joh. Al⸗ 
vt/ Ladislaus / Alerander und Sigismundus / 
Könige in Ungarn und Böhmen 7 waren ihre 
Söhne ‚ Friderieus der fünfte Sohn war Car- 


> 


_inaly welche Winde der Komiglichen gleich ge | 





Albertus v. Römifher Kaͤyſer / und 


ſchaͤtzet wird. Pighius in Hercule Prodicio 


pas. DE — 

Sonſien iſts auch merckwurdig / was Wilh. 
Johan. Muͤller / geweſener Daͤniſcher Prediger 
in Guinea von dem Lande Fetu berichtet / daß 
die Leute daſelbſt ins gemein zu einem hohen Al⸗ 
ter gelangen. Wie er dann eine Frau gekennet 
fo zwar die Zahl ihrer Jahre nicht gewuſt / doch 
fen es bekandt geweſen / daß fie ihre lebendige 
Kinder big ing 5te Glied habe zehlen koͤnnen; fie 
ftarb Anno 1669 bey Cabo Corſo / bey der Da⸗ 
niſchen Veſtung Sriederichsberg und blieb big 
an ihr Ende fo gefund und friſch daß fie etwa 2 
oder Tage por ihrem Ende fich in den gewoͤhn⸗ 
lichen Land Taͤntzen noch ſehr froͤlich und hurtig 
Abieſen / auch den jo genandten Fridrichs Berg 
eben jo geſchwinde als eine junge Dirne /hinauff 
gehuͤpffet. Sie war aber ſonſten eine Wahrſa⸗ 
gerin/ und dienete dem Teuffel alleine, Muller, 
lib, eit, part, 5, c.L.p. 280, ; 


Das ſchwimmende Dorff. 


Es Auri facrafames » der grojfe Gold: 
- Durft / bey den chwachen Menfchen derge: 
ſtalt überhand genommen / daß diejelben aller: 


* handy, vor dieſem unglaͤublich geachtete Mittel 


erſonnen / Geld und Gut zu erwerben. Wer hät: 
te bey den Alten wohl gedacht / daß man auff 
dem geoffen Deeano nach Oſt Indien ſchiffen 
Fönte? Gleichwohl hat es big dahin gegluͤcket; 
Rach welcher Zeit die Schiffarth dergeſtalt zu⸗ 
genommen / daß ein jeder in fr de Kinder je 


geln/und doppelten Gewinſt fuchen will: Sob | 


em nad haben ihrer viele Hang und Hof ver⸗ 
kaufft / ein Schiftlein davor erhandelt/ und ſich 
gleichfam mit Weib und Kind haͤußlich darinn 
niedergelaſſen / dann es iſt gewiß / daß unter den 


—7——— Fracht Schiffern viele find / Die 


eib und Kindern feine andere Wohnung 
Habenzals ih wiſhen Hünmelumd Erden ſtets 
von einem Orthe zum andern ſchwebendes 


Schifflein. 
Meines Erachtens aber find diejenigen Chi: 


fen noch etwas Flüger/oder haben zum wenig; 


en und Gut nicht ſo ſehr in dir Schan⸗ 






ge geſchlagen / fo gange ſchwimmende Dörfler 
erbauet/und vermittelft derfelben in ihren wohl 
gegründeten Hänfern von einer Stadt nad) der 
andern flöffen. Die Sinefen find in dieſem 
Stück überaus kunſtreich / und glaubet mar 
wicht / daß esihnen eine einkige Nation inder 
gangen Welinachthun werde, Zum Funde 
ment jolcher jchwinmenden Dörfer nehmen fie 
überaus ftarefes Rohr / Bambus genandt/ wel⸗ 
ches von der Natur nicht fit ſincken fan: Sol⸗ 
ches belegen fie mit ſchweren Balcken und wer⸗ 
den diefelbe fo wohl / als das Rohr / mit ſtarcken 
Quer Holtzern und Stricken an einander befe⸗ 
ſtiget. Alsdann bauet man auff dieſes ſtarcke 
Fundament jo viel Wohnungen / als der Platz 
leiden will, von Bretern und leichter Waterie / 
diefelben werden oben mit einem Dache von 
Matten beleget, 


In diefen fhiffenden Dörfern koͤnnen ſich 
die Sinefen mit Weib und Kindern alödann 
aufhalten und ernehren / eben / als wohneten ſie 
auffdem feſten Lande, Es find etliche von po 

en 

















ſonders Gefchöpffe feiner Wunder-Hand mit 


176 Rerartrrone 


Doͤrffern ſo groß / daß fic) über 200 Familien 9: 
der Haußgeſinde darinn bejinden, 


Solche ſchiffende Bauren treiben fuͤrnehm⸗ 


lich Kauff⸗Handel mit allerhand Sineſiſchen 
Wahren / und fahren demnach mit ihrem Dorff 
auff den Stroͤhmen und Fluſſen von einem Or: 
the zum andern / ſelbige aber fortzubringen / ge⸗ 
braucht man keine Seegel von Matten / deren 
ſich die Schiffe ſelbigen Landes ſonſten gemei⸗ 
niglich bedienen/fondern man laͤſſet ſie entweder 
den Strohm hinab treiben / oder man ſchiebet 


gelanget / da ſie Kauffmannſchafft zu fteiben 


 femz wie folches zu finden in deſſen Stnefifege 





fie mie Bäumen / umd jiehet fie mit Stricken ge | 
genden Strobman, Wann fie ameinen Orth | 


Der Wall · Fiſch. 


3% dem 4r Cap. des Buͤchleins Hiob be; 
[hreibet GOtt felbjten ein groffes und ber 


diefen Worten wann er fpriht: Kanftduden | 
Leviathan ziehen mit einem Hamen / und feine | 
Zunge mit einem Stricke faffen? Kanft du ihm | 
einen Angel in die Naſe legen / und mit einer 
Stapel ihm die Backen durchbohren? Mey 
neſt du / er werde dir viel flehens machen / oder 
dir heucheln ? Meyneſt du dag er einen Bund 
mit dir machen werde / Daß du ihn immer zum 
Knecht habeſt? Kanft du mit ihn ſpielen / wie 
mit einem Vogel / oder ihn deinen Dirnen bin: 
den? Meyneſt du / die Geſellſchafften werden 
ihn zerſchneiden / daß er unter die Kauffleute 
getheilet werde? Kanſt du das Netz füllen mit 
feiner Haut / und die Fiſchreuſſen mit feinem 
Kopfle? Wann du deine Hand an ihn legeft, 
fo gedende / Daß ein Streit ſey den du nicht 
ausfuhren wirft. Niemand ift jo Fühn /der ihn 
reigen darff. Wer ift dann der für ihm ftehen 
Fönne? Dazu muß ich jagen / wiegroß / wie 
mächtig und wohl gefchaffen er iſt wer fan ihm 
fein Kleid auffdecken; umd wer darff es wagen / 
ihn zwiſchen die Zähne zu greiffen? Schrüc 
lich fichen feine Zähne umbher. Seine ſtoltze 
Schuppen ſind wie feſte Schilde / fein Nieſſen 
gaͤntzet mie Licht? Seine Augen find / wie die 
Augenlieder der Morgen Roͤthe. Aus feinem 





- de gehen Flammen. Sein Hertz iſt ſo h 


| tet Eyſen wie Stroh / und Erk wie fa 


| machet die Tieffe ganı grau,  AuffiErden 



























s Curros« 


denen / ſo ſtecken fie ſtarcke Bäume in de 
Grund / und hängen ihr Dorf daran algane 
nem Ancker feſte. Johann Neuhoff hat fi 
Dörfer eins / wie eg ihm und derHolländ 
Geſandtſchafft in Ein auff der ſo genand 
gelben Rivier degegnetmach demkeben entingı 


Reife-Befchreibung pag. m. 140, &ıqı, 


Ohne Zweifel koſtet es groſſe Muͤhe / ei 
che Laſt gegen den Strohm zu ziehen / aber di 
Leute wiſſen ſchon Rath hierzu. 


Munde fahren Fackeln / und feurige Fund 
iehieffen herauf. Aus feiner Nafen ge 
Rauch / wie von Töpffen und Keffeln. Con 
Dem ift wie lichte Lohe / und aus feinem M 

ein Stein / und fo feft wie ein Stud vom 
fien Mühlitein. Wenn er ſich erhebt/ fo: 
ken ſich die Starcken / und wenn er dahe 
fo it Feine Gnade da. Wann man zui N 
mit dem Schwerdte / fo reget er fich nicht’ 
mit Spieſſen / Geſchoß / oder Panger. I 


Unter ihm liegen ſcharffe Steine / un 
über die ſcharffen Felſen / wie über Koch, 
machet / daß das tieffe Meer ſiedet / wie 

fen / und ruͤhrets in einander wie man ei 
be menget. Nach ihm leuchtet der 


ihm niemand zu vergleichen: Cr iff gem 
ohne Surcht zu ſeyn. Er verachtet alles 
hoch iſt / und iſt ein König uber alle Stoltze 


Mas allhier durch den Leviathan verfian 
werde / darüber fünnen die Gelehrten. 
nig werden: Immittelſt giebt uns dieſe 
der Geſchoͤpff Anlaß zu reden von dem 
groͤſſeſten Seen ndergangen? 
zu finden: Ich meyne den Q-;. ufehz von 
chem fehr viel denckwürdige Sachen jubeı 

















| 
4 
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J 


Num, 23+ 


RELATIONES Curıosk 





177 





ten ſtehen / angeſehen / daß man in dieſen letzten 
Zeiten begonnen hat / denjelben haͤuffig zu fan: 
gen, Daman dann fein: Natur und Weſen gar 
eigentlich angemercket / wovon die Alten, weil 


fie Feine rechte Kundſchafft dieſes groſſen Fir 
ſches hatten viel falfche und ungereimbte Din 
ge gefehrieben haben. Vorerſt will ich dem cu⸗ 
rieuſen Leſer darftellen 


Die Geſtalt und Natur des Wallfiſches. 


Leichwie die Lateiner einen Unterſcheid 
RR unter Balena und Cete, als ge⸗ 
bühret zuforderft uns Teutſchen auch dag wir 
den Wall und andere groſſe Sre⸗Fiſche nicht 
unter einander mifchen. Balæna iſt eigentlich 
ein Wallfifch + welchen zu fangen / man fo viel 
Schiffe jährlich nad) Grönland und Spitzber⸗ 
gen ausfendet, Cete aber bedeutet’ als ein 
Genus, (davon Balzna eine Species ift/) alle 
groſſe / doch nur See Monſtra / welche eine 
and Hals / Lufft Roͤhre / Nieren Blaſe / Ge 
machte Brüfte und andere Glieder / mit den 
Land-Thteren gemein haben’ deren foniten die 
übrigen Fiſche insgemein ermangeln. 

Ein rechter Wallfiſch/ und zwar der gröfte, 
gehet gemeiniglich weit hinauf nach dem Nord: 
Pol zu umb Grönland und Spigbergenverliche 
haben ein rauches / andere aber ein glattes Zell, 
und find jene gemeiniglich viel groͤſſer / als diefe, 


Sie haben allefanıpt Feine Branchias oder 


Oeffunngen an den Seiten des Kopfferfondern 
an deren Stelle find fie mit einer Lungen bega⸗ 





bet / vermittelſt welcher fie durch die Gurgel A. 


them ſchopffen fünnen. D. Joachim Elsner Ob- 
fery. 167, Ann, 2, Curiof, Mifcell, Germ. be: 
richtet daß die Weiblein unter den Wallfifchen 
ganz Fein Gehirn / ſondern an defjen ſtatt eine 
füßige-Settigkeit haben / woraus man Delzu 
den Leuchten verfertigen fan. Sie haben ihre 
Brüftesund eine reiche Milchquelle darinnver; 
mittelſt welcher fie ihre Jungen ernähren, 

Der rechte Wallfiſch hat Feine Zähne im 
Munde / fondern an Melden fintt / langes 
ſchwartze / bornichte Bleche / welche mit rauhen 
Haaren bewachfen find, Er hat Feine Floffe 
dern aufj dem Rucken / wie andere Fifche/hinter 
den Augen aber hat er zwar / nach derEld ſe des 
Seibes/proportignirte Sloßfedermoder Finzen/ 
ſo ͤber die maſſen ſchon mit weiffen und ſchwar⸗ 
Sn gemarmelt find/ und hat man in 

om,l, * 





eines ſolchen Fiſches Schwantz die Zahl 1222 
überaus fehön uud ausdrücklid) in einer Neige 
gefunden. Der Schwan des Wallfiſches fie 
het jonften nicht in die Hoͤhe / wie bey andern Fi⸗ 
fihen / ſondern lieget in der Breite / und hierinn 
kommen die Finſiſche / Tonnonen und erliche am 
dere mit ihm überein. Diefer Schwan iſt ind 
gemein 3 big 4 Klaffter breit. Der Kopff ift 
jo groß / daß erden zten Theil des gantzen Leibes 
ausmachet/ und figen fornen an den Lefftzen un: 


ten und oben furge Haare. Diefe Lefftzen find 


krumm gebogen / wie ein S und reichen faft biß 
andie Sloßfedern hinter den Augen / dannenhe⸗ 
ro fie der Fiſch biß in die s Klaffter weit von eins 
ander fperren fan. Mecht fornen an der unter⸗ 
ften Lippen iſt eine Hoͤhle / in welche fich der uber: 
fie Schnabel wie ein Meſſer in die Scheide fen 
cken kan. Man will fagen dag er durch Diefes 
Loch das Waſſer an fich ziehe / welches er Him: 
mel hoc) wieder ausfprüget / wie ben lit. E jur 
ſehen. 

Die Zunge figet unten im Munde gand feſt / 
und ob fie gleich von den Fifchern gemeintalich 
weggeworffen wird / ſo st fie doch des Schwerdt⸗ 
Fiſches angenehmſte Speiſe / welcher viel Walt: 
fiſche bloß umb der Zunge willen toͤdtet. Oben 
auff dem Kopff ſiehet man einen r hobenen Pur 
ckel welcher zu beyden Seiten ein groſſes Blaſe⸗ 
Loch / oder Sprutze hat / durch welche er vielWaf 


ſers in die Hoͤhe prutzet. Zwiſchen den Floßs 


federn / und dem Puckel nahe am Ende derÖbers 
Eippenfichet mon feine Augen / gleich den Men⸗ 
ſchen⸗ Augen mit Augen: Liedern und Haaren 
gezieret. 





wegen feiner Buchten / einem Schuf 
Die aͤuſerſte Haut iſt zart / wie cin Pergam⸗ 
wovor fir auch von den Naͤherinnen auff den 
Knuppel 

















mahl findet man ineinem Wallfiſch eine gantze Man hat an 


len / fo ſuchen fie eine ſtille Ste zwiſchen denen immer unter 






178 Rerarrongs Curıosa, 


4 
Krüppel-Küffen gebraucht wird / unter diefer | gemeiniglich nach dem Weſten / bey alt 
figet noch eine dickere Haut / ſo aber ſehr weich | land , und alsdann twieder gegen Dften ni 
iſt / und dem Fifch wenig Schutz berſchaffet wi⸗ Spitzbergen/ wieer dann gemeiniglich 
der das Hauen des Schwerdt-Fifches ; oder den Wind laufft. Seine Zapfferfeit hags 
wider das Stechen der Lantzen und Harpuncn. nig zu bedeuten, fo bald er eine Chaloupegg 
Anlangende die Farbe / fo find fie nichralle | cfer, gehet er durch; In der Noch aber am 
einerley / maffen die meiften fprencklicht/. oder er diefelbe als ein Seäubleir 

gemarmlit/ am Bauch mehrentheils weiß, fon: 
ften am Leibe aber bald Sammer bald Kohk | ner Feindfchafft 
bald Bley ſchwartz gefunden werden; Jaman | in guter Menge 
finder auch wohl Wallfifche/fo hber den gangen 

Leib weiß find, — 

Unter der dicken Haut figetder Speck und | 
unfer dieſem das Sleifch , welches grob und 
hart und nicht wohl zu eſſen iſt ohne das am 

chwantz / welches man einiger maſſen vor 


\ 


































groffe Löcher ini 
fer von den Bög 
Wo fie ich aber-g 




















s ſetzen da find fien 
den Öunger nugen Fan. Die Knochen find nicht n dem Enfe oder $ e 
wie an andern Sifchen / fondern wie an den Läufe find fe raroßA 
Fand-Thieren / veſte / hohl / und mit Narck an⸗ bs. Pinius at dag 
gefüllet. Die Unter⸗Lippe heſtehet aus zogen | ſchlaffen / fondern a 
nochen / ſo wie ein halber Mond an einander 










n aber/ feine 
Iber dem W 







liegen deren einer ıft 20 Elfen und noch gröffer/ 
nach Proportion des Sifches, : 
Im Frühling nümeder Wallfiſch feinen Lauff 














balbeop 
as W 


aber Plinio glauben Fünne wann er fehreiber, 
man babein einem auffgefchnittenen Walfifche 
einmahl 40 sans frifche Cabeljauen gefunden, bey der Schaam fißen. 
weiß ich nicht, Bielweniger ftchet denen u | Diemännliche Ruthe de 
glauben, welche Diefem groffen Fiſche Feine an biß14 Fuß lang, ifteine 
dere Speife / algdie bloffe Lufft geben wollen; | fieliegerrda ifi der Leib 
Dann Diefe widerleget der Koth / den man in ſei⸗ demſelben / als ei 
nen Daͤrmen ſichet riechet und fühfer, Manch⸗ 
| i gemercket / daß die Weil 
Tonne eingefchluckte Heringe, Zeit der Gefahr und Noth ihre Jungen 
Bann fie geiliwerden / und fi) paaren mob | Munde verbergen 7 fonften bleiben die 


ihrer Mutter Flopfever 

























RELATIONES Cuxrıosä, 179 





— — * 482* 22 
— dieſelbe nicht / big fiedie Bruͤſte ver 
fen. — 
ift auch gar merckwuͤrdig Die Liebe / 
weihebns Srännlein zu dem Weihlein traͤget / 
zum Erempel und Beweiß derſelben Fan dienen, 
was folget. Im Jahr 1577 verfielen 14 Wall: 
fiſche auff die Hollandiihe Euft bey dem Dorff 
fer Heyde/ aus dieſen Fam ein Weiblein feite zu 
figen / welchem das Männlein eine lange Zeit 


aus feinen groffen Sprügen viel Waſſers zu⸗ 
ſchickte / umb das Weiblein flott over loß zu 
machen, Wie er aber ſahe / daß alle diefe Mühe 
vergebens nahm er.einen Zulauf und ſtuͤrtzete 
mit einer groſſen Menge Waſſers nach dem 
Meiblein zu’ aber daſelbſt am das Männlein 
gleichfalls auff den Grund und wurde ſampt 
dem Weiblein von den Fiſchern gefangen. Es 
ift aber Zeit, daß wir auch darſtellen 


Die Sröffe des Wallfiſches. 


Ka); diefer Fiſch das groͤſte unter allen eben, 
digen Thieren / daran iftwohl Fein Zweif⸗ 
fel: Ich wiederhole aber — daß die 

ſſer find’ als die 


— —— 
ind jelten Ik ; Fuß / effern kaum 
—— — 6 Spitz 
ergiſchen aber erreichen eine Länge von 5o biß 
200 Zur wornacdh fie inder Dicke geebenmaͤßi⸗ 





get findy ihre gemeinefte Länge in derſelben See 


HE 120/ big 140 Fuf. Und wann nad) dem 
eugnig Friederich Martens in feiner Spitz— 
bergifchen Keife Part, 4. c.7. ein Fiſch 30 
fang’ zo Duartelen Speck geben Fan ſo Fan ei⸗ 
mer leichtlich das Facit machen / wie viel ein an 
derer von 200 Fuß lieffern koͤnne / wiewohl es 
nicht altemahl bey der Laͤnge anfommıet. 
Anno 1649 wurde am Stande der Pro: 
vence bey dem Brand, Elater St. Tropes 
ein Wallfiſch (welcher indem Mittell aͤndiſchen 
Meer gar ungemein ift) gefangen / deſſen Leib 


u Zuß lang 162. Fuf dick / und der Mund 45 
ß weit war. Von den haarigten Wallfiſchen 


ſagt man / Daß ſich ihre Länge auff 3007 ja gar 


a‘ 

g Gnerachtet der Wallfiſch / gehorter maſſen / 
Da ſo erſchrocklich groſſes ungeheures 
Thier it ſo findet ſich duch in dem Gewinnſt⸗ 


ne ſo viel Muth / daß fie den 
ben hertzha ter Weiſe beſtreiten / und übers 
Winden, wovon ſie hernaͤchſt eine reiche Beute 


auff rooo Fuß erſtrecket. Rearchus hat einen 
in der Ind aniſchen See geſehen / welcher 960 
Fuß lang geweſen. Solte man ſolche Monſtra 
nicht viel eher vor See Klippen oder Znfulem 
als vor lebendige vo anfehen? Die Augen 
etlicher folcher Fifche ſollen bey 3 Ellen lang 
and anderthalb Fuß breit ſeyn. Die Zunge iſt 
bey den mittelhmäsfigen ig Fuß lang und 10 
Fuß breit/ ruhende auff 800 Spigen/ mitHaar 
durch und Durch beſetzet / damit die Zunge nicht 
unfanfft liege. Bon den bloſſen Lippen Fan man 
öfters 5 bi 6000 Pfund Speck bekommen. 


Dlaus Magnus berichtet von einem Walk 
fifche / welcher fo groſſe Augen hatte / Daß 20 
Perfohnen / wann fie ſich umb eines derjelben 
hergefeget / deffen Umbkreyß Faumumbgeben 
funten. So iſt quch wohl zumerden / was 
Francijc. Nondeler erzehlet/ gefehen zu haben, 
dag man auff der Aquitanifchen Cuſt in Franck⸗ 
reich aus den Brüften eines geftrandeten Wall; 
fiſch Weibleins fo viel Milch gemolcken / 
man 2 WeinFäffer / jedes mehr als anderthalb 
Rheinische Omen groß / damit habe anfüllen 
fonnen. Nun ſchreiten wir zu 


Dem Wallfifch- Fang. 


zu getvarten haben. Mit diefer Jacht gehet es 
folgender Geſtalt zu: 

Wann ſich die Grönlande:Fahrer zu einer 
Reiſe auf 4 oder 5 Monath geruſtet / ſo lauffen 
fie aus Holland, Hamburg und andern Gegen: 
Den in der. Helffte des Aprilis in die See / und 

92 wann 

















180 


freffen find. 
Es iſt aber vorhero zu wiſſen / daß der Wall, 
fiſch mannichmahl viel Waſſers in die Lufft aus 
feinem Kopffe bläfet/ welches man wohl auff ei- 
ne Meilwegs hören Ean/ und wann fold)es von 


einem Schiffe vernommen toird / fo ruffendie | 


Leute überall, Fat! Fall! da fäller alsdanır ein 
jeder / vermöge feines Ampts in eine hin zuge, 
miejene Chaloupe / oder klein Neben-Schifflein, 
deren eins nur mit s oder Mann beſetzet wird, 
welche fo gefchtoinde rudern koͤnnen daß fie vun 
dem — Pferde nicht eingehohlet 
werden möchten. So bald fie nahe genug zu 
einem Wallfiſch kommen / proefentivet ſich vor 
in der Chalonpe der Harpunier / in der linden 
Hand hält er die Spige der Harpuney und mit 
lit H. Diefe Harpune iſt ein langes Eifen / daß 
ſich beugen laͤſet / fornen mit Widerhacken als 
ein Flitſch⸗Pfeil/ hinten iſt ein Hölgerner Stiel/ 


der —3* khiefiet er fie dem Fiſch n den Reiby | 


fampt einem dünnen Strick von gbig7 Klaff: | 


tern. Wann fich nun der Fiſch verwundet fuh⸗ 
let / gehet er in die Tieffe des Meers/ und nimpt 
die Flucht / alsdann laͤſſet man ermeidten Strick 
folgen / an welchem noch ein anderer / der da di; 
cker / gefniipffetäfty und in der Chaloupe liegen 
noch 3/4 oder ʒ Linien oder Strick deren jeder 
80 bif 100 Klaffter lang ift. So num der Wall, 
Ah gar weit und ſchnell fortichieffer 7 iſt ein 


Rerarronzs Curıosk. 












Mann verordnetider ihm die Linie an der H 
pune immer nachſchieſſen laͤſſet wann ein 
abgelaufen / fowird dasandrre iviederg 
knuͤpffet und hierzu werden auch die Ein 
andern Chalvupen offtmahlen herben ge 
alfe dag cs ein Strick wird der über 100 































ai 


Rerarıonss Curıosk 181 


* 





Fleiß zdann muß man 
mit roſſem Fleiß / und alsde j 
sen Zeiten abbauen / welche mannich⸗ 
mahl aus 5 Chaloupen zufammen geknuͤpffet 


worden’ nnd groſſes Geld gekoſtet. Datnun | 


das Eyg in der Mitten einige Loͤcher ſo Fan der 
ijeh Lufft darunter ſchöͤpffen / wo aber nicht / ſo 
muß er ſich bald wieder herfur begeben. 
Darauf wirfft man noch eine / auch wohl 2 
arpunen auffihn ; Juzwiſchen blaͤſet er ſtarck/ 
iß er ermattet / dann ſprutzet er das Waſſer in 
gar Heiner Quantitaet / ſoſches it ein Zeichen ſei⸗ 
ner Martigfeit , und dag er mit dem Tode rin: 
get. Es begiebet fich öffters / dag er ſich in ſei⸗ 
ner fehnellen Flucht und Bewegung ſelber en—⸗ 
Kündetzund zu rauchen beginnet/ralsdann fallen 
Die Vögel auff feinen lebendigen Leib und freſ⸗ 
fen davon. 
Wann eine Harpune / wie manchmahl ge: 
ſchiehet / wieder aus dem Fiſch reiſſet / der von 
demjelben abgeſchuůttelt wird, fo find ſchon viele 
Chalvupen von den andern Schiffen bereit/ fri⸗ 
e Harpunen zu werffen / der erſte / fo ihn als⸗ 
dann wieder ſchieſſet/ bekompt ihn / ohnerachtet 
er ſchon von dem erfien Wurff in Todes Zügen 
lieget. Bißweilen wird aus 2 Chaloupen zu⸗ 
er una Fiſch wird ben ſolcher 
egebenheit in zwey Theile getheilet / Damit je; 
de Parthey eine Helfite befomme. - Wann der 
geichoffene Fiſch aus der Tieffe des Meers / 0 
der unter dem Enfe/ wieder hervor kommet / fo 
begegnen u die Chaloupen vielmahl mit Lan: 
tzen / und ftechen ihn vollends todt / Kdieſe müf 
fen nahe bey ihm ſeyn und bleibendahers ihnen 
der Fiſch mit feinem Schwantze manchen har: 








ten Schlagverfeget / auch wohl einige von den 
Leuten gar zutode fepläget, Trifft er ein Cha: 
loupe recht, fo gehet fie in Trümmern / andem 
groſſen Schiffe aber fehläget er fich mund und 
blutig’ alfo dag er ohnmaͤchtig wird. 

Bald hätte ich vergeſſen zu melden’ daß alle 
Rente aus dem Schiffe in die Chaloupen ſich be; 
geben / wann fie einen Wallfiſch fehen / ohne Den 
Steuermann, Balbierer / Schimman / Kuͤper / 


| und einen Jungen / ſo das Schiff bewachen. Der 


Schiffer dder Commandeur ſelber / muß it 
auff die Jacht. 

Ein mittelmaͤßiges Schiff führet 400 bit 
700 Quartelen / oder Tonnen mit Speck / ein 
groſſes aber 300 big zooo Quartelen. Jedes 


don dieſen hat 6yeines von jenen aber 5 Chalon⸗ 


pen. In jedem Schiffe find 60 Lantzen / 6 Walk 
roߣangen/go Harpunen / io lange Harpunen / 
womit man die Fiſche unter dem Waſſer wirfft / 
6 Wallrog-Harprnenzo Linien / oder Stricke / 


| jede von 80 biß 100 Klaffter. Solches Ge 


wehr wird in die ausfallende Chaloupen ver 
theilet, Aber ich fehreite wieder zum Fiſch— 
Sarg. 

Offters entwiſcht der Fiſch miketlichen Lan: 
tzen fo ihm im Leibe ſtecken aber man halt dem 
noch immer hinter ihm an / zn welchem Ende ei⸗ 
ne jede Chalbupe 6 oder 7 Langen im Vorrath / 
welche er zuweilen alle auff feinem Leibe führer 
und tie ein groſſes Stachel Schwein Daher 
treiber, F Endlich Fompt er umb fein Leben 
wie einer / der im Waſſer vertrincket / und als⸗ 
dann lieget da 


Der todte Wallfiſch. 


Weorn der Fiſch gantz todt ik fo wird feine 
Leiche mit Spenden und einem Jubel: 
Geſchrey betraurc; man ſchneidet ihm alfsbalo 
den Schwantz ab / Binder ihn an / und ſchleppet 
n lu. Gmit 4 oder 5 Chaloupen nach dem 
iffy M dafelbften wird er feft gemacht / das 
Schwantz Theil fornen / der Kopf aber hinten 
am Schiff zur Seiten. Alsdann kommen die 
een Speckſchneider / welche vor diefe ihre 


und ſchneiden den Speck loß / welcher unter Der 
Haut / und über dem Fleiſch 678 big 12 Zell dick 
fieget. LVor erft löfen ſe ein groſſes Stud 
bey den Augen am Ende des Rupfis welches 
man den Kenter oder Windel Speck nennet / 
weil er gar hoch an einem Stüde nehmlich 
rund umb den gantzen Wallßſch auffgewunden 
wird / und reichet gemeiniglich von dem Waſſer 
biß an den Maſt Korb / woraus die Dicke dieſes 


Mühe 4 oder 5 Rthl. abſonderlich befommeny /Fiſches cilicher Maſſen zu erfennen. Aledann 
23 ſchneidet 











er 


Rerartıonses Curıosz. 








ſchneidet man auch andre greffe Stuͤcke Speck / 
welche von zween abfonderlihen Männern / fo 
man denen Speckſchneidern gleich belohnet / in 
Heine viereckte Stuͤcke / Deren eines etwa einer 
halben Ellen lang / geſchnitten werden’ beyder⸗ 
ley Speckſchneider haben Meffer / fo mit dem 
Stiel faft eines Mannes Länge erreichen. 
Gegen über ander andern-Seitedes Schif 
fes ſtrhen noch ziween Männer mit Meſſern / fo 
etwa 5 Spannen lang’ und ſchneiden dieſe vier; 
eckte in noch viel kleinere Stucklein / loͤſen die 
Haut davon / und werffen fie ing Waſſer. 
Wann der Fiſche viel in der Naͤhe ſind / fo 
ſpahret man den Speck klein zu ſchneiden / biß 
auff eine andre Zeit / wirfft ihn bey groſſen Stu: 


cken ins Schiff / und ehlet wieder. auff den Fang | 


der Speck iſt theils weiß / theils gelb/ theils roth / 
der erſte iſt voller Sehnen / und nicht ſo fett / als 
der gelbe / der rothe iſt won laͤngſt verſtorbenen 
Wallfiſchen / giebt den ſchlechteſten / der gelbe a⸗ 


ber den beſten Thran oder Sahlfett. Der klein 


zerſchnittene Speck wird durch einen langen 
Beutel hinunter in das Schiff durch hoͤltzerne 
Traͤchter von gewiſſen Perſohnen in die darzu 
mitgenommene Faͤſſer oder Quartelen geſchuůt⸗ 


tet / und alſo nad) der Thranbrennerey verführt... | 


Wann der Speck auff einer Seiten ganglich 
‚abgelöfet iſt / ſo wird das halbe Fifchbein/ oder 
die Baren / in einem Stücke loß geſchnitten / und 
ins Schiff gewunden / woran mannichmahl 50 


oder 60 Mann genug zu thun haben 7 droben | 


wird er in Kleinere Stücke gehauen und geſaͤu⸗ 


Das ShramBrennen. 


BL dieſem pflegten die Holländer den 
Thran in Spitzbergen auszubrennen / wor⸗ 
zu fie zwo abſonderliche Brennereyen hatten / 
davon man noch biß auff den heutigen Tag al⸗ 


lerhand Gereitſchafft dafeldften fiehet. Die | 


Frantzoſen hergegen brennen den Speck aniko 
noch in ihren Schiffenralfobald nach dem Fang, 
aus: Welches geſchichet / umb fo viel mehr rei⸗ 
nen Thrans mit zu bekommen / dann man Fan 
mehr Thran laffenwenn er rein iſt / als wann er 
noch im Sperffiger. 
Dan hataber erfahren / dag das Ausbren 








| wegen des einfallenden Froſtes dieſer Gege 


leger und Ausruͤſter eines Schiffs ihre u 
























bert; Alsdann winden fie gleichergeftalt pag 
Fiſchbein von der andern Seifen ins & 
und wann auch der Speck an derfelben S 
abgelöfet iſt / ſs Läffet man das Aaß treiben 
ches vondenen Vögeln und fehneesweifien 34 
ven vollends biß auf die Knochen aufrgefre 
wird. 
Offtmahlen verrathen dieſe Gaͤſte einen tg 
ten Wallfiſch / den man ſonſten nicht gefunde 
hätte. Ein folcher todter Waltfifch berfigt 
weilen unter dem Schneiden, welches einen foh 
hen Knall / wie ein groſſes Geſchuͤtze gieber, 


Wann die Schiffe ihre volle Ladung habı 
oder nichts mehr fangen koͤnnen / fo kehren 
im Ausgange des Monaths Juli oder im 
fange des Auguſti 7 (dann länger getrau 


nicht zu bleiben) nach Haufe / umd bring, 
Echiffi derer jährlich 3 oder 600 ang all 
then nach Grönland fahren / mannichmahl 
peck oder Thran von v/ 2/3 big 20 und m 
Fiſchen etliche auch wohl gar nichts m 
.  Worans leichtlich zu ſchlieſſen dag a 
über 4 oder sooo Wallfifche gefangen iv e 
Und willman fagen / daß Die heder vd 


besahlet bekommen / wann fie nur 5 ode 
telmaͤßige Wallfiſche gefangen, was drumt 
der drüber it Gewinn oder Verluſt. N 
En Speck kehret man nach . Hauſe / und daran 
olget —*8r 





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RerarronNnEs Currosı 183 


yon zween Männern in den groſſen eingeman: 
reten Keſſel fo nabe daben feher, gefüller/ und 
Fan man in demfelben zwey Duartelen Speck 
Iaffen, Ajobald wird ein Feuer Darunter an⸗ 

zündet und das Fett gebuhrlic) ausgekochet. 
DieferKeſſel it wohl verwahret / gautz breit und 
flach gleich einer Hratpfanne von Kupffer ge 

(agen, Wann das Seit wohl ausgebraten/ 
läffer man es durch ein grohſes Sieb Lauffen 
as num Durchfället / iſt gut/ das andere aber 
wird weggeworfen. Diefes Sieb ruhet ͤber 
einem groffen mit Faltem Waffer biß jur Helft: 
te angefülleten Trock / Darinnen ſich das heiſſe 
n blhlet / und die unreinen oder blutige 

rocken zu Boden ſincken das reine Thran a⸗ 
ber ſchwimmet auff dem Waſſer. 

‚Wann dieſer Zug voll worden / fo laufft die 
heifle Fettigkeit aus demſelben durch ein Canal 
in den andern und waun diefer wieder voll / eben 
Fe den dritten Trog / aus welcheut felbige ing 

ſackhau en umb dafelbften in Quartelen 
er Faͤ 334 illet zu werden. Ein Duarte 

tübchen / oder 128 Rheinifche Maag. 

Eine rechte Ihram- Tonne aber hält nur halb jo 
viel. Hat man oo Duartelen mit friſchem 
Speck von Waufſch mutgebracht / ſo wird man 


vor L 


Unter denen Leuten / fo auff einen folchen 
Schiffe fahren / bedingen etliche ihr Monath⸗ 
Geld /etliche aber fahren auf Gewinſt und Ver⸗ 
uft/ nehmlich bekommen fie viel Fiſche / ſo Fries 


gen ſie viel Geld. Wann nun der Thran aus: 


gebrandt worden fo befommen die / welche auff 
Part gefahren / vor jedes Thran Quartel / ver⸗ 
möge des Accords / ihren Lohn. 

Und alsdann hat der Wallfiſch⸗Fang vor die: 
fes mahlein Ende. Sonſten ſtehet anzumer⸗ 
cken· / daß nicht allein in der Rordiſchen See⸗ 
ſondern auch in vielen andern Gegenden Der 
Melt diefe ungeheure Fiſche gefunden werden / 
und war faſt alle guff einerley Weiſe. In Weſt⸗ 
Indien / und zwar beh Bermudes ziehen die Enz 
gelländer groſſen Gerwinjt von diefen Fiſchen. 
Sp wiſſen auch Die Sineſen don denen Wallfis 
ſchen / ſo ſie bey der Inſul Hainan fangen / wie 
nicht weniger die Japoneſen von denen / die fie 
bey Firando in ziemlicher Anzahl jaͤhrlich be 
Fommen/ ihren Profit wohl zu ſuchen indem fie 


{| den Thran in felbige ganhe Königreiche verfubr 


ven, Was vor eine Menge Wallfiſche in der 
Africanifhen See bey der Jnful Wanda off: 
mahls gefangen werden / davon melden die Geo⸗ 


graphi und Peregrinanten weitlaͤufftig bey der 


insgemein go Quartelen reinen Thran Darand | nen maneiter nachfehen Fan. 


bekommen. 


een groͤſſeſten Gewinſten / den man 
Yon dem Waußſch ziehen kan / ift das Fiſch⸗ 
bein, von welpen viele jo die meiften Leutg/ ſo 
weit von der Ser entlegewinder Meynung fie 
hen daß es von dem Schwantz und Floßfedern 
des Waufiſches geriſſen werde /_ aber fie irren 
ſehr / dann das Iſchbein / fo von den Seeleuten 
Haren genandt/fitget rund herumb inwendig an 


den ober ſten Lippen / wie eine Reige Zähne / iſt 


braun /ſchac oder gelb von Farbden / mit bun⸗ 
ten Strichenbemahlet, Wann es blau oder 
fan ift / fo hält man es vor das Fifhbein 


ies jungen Wallfiches. Inwendig im Mun⸗ 
deift es gang rauch wie Horre / haͤnget auch an 


beyden Seiten umb die Zunge herunter voll 


— Haare; Bey etlichen Fiſchen lieget es in der 


* 


Das FHifchbein- 


Geftalt eines Schwerdts / bey andern aber in 
der Form eines halben Monds. 
fie Fiſchbein figer fornen im Munde / und hir 
ten nach der Kehle zu / das mitte fte aber errei⸗ 
chet die Länge von 2,3 ja wohlvon 4 Klaftern. 
An der einen Seite des Mundes figen bey 259 


Stücke Fiſchbeins / und ander andern eben fü 


viel; jaman würde noch mehr finden / wann 


man hinten am Schlunde wegen Zuſammen⸗ 


ſchlieſſung der groſſen Lippen hin zukommen / 
ımd loh gefehnitten werden khnte. 

Sonſten figet es in einer platten Reige an 
einander / inwendig ein wenig ingebogen / iſt b⸗ 
ben breit da es an der oberiten £ippe feſte ſitzt/ 
mit weiſſen Haaren an der Wurtzel überall be⸗ 
wachſen / alſo / daß man zwiſchen zwen Stůuͤcke 

Fiſchbein 


Das Fleine:- 











4 Rn LATIONES Cu RIOS& 


Fiſchbein einen Finger ſtecken kan. Unten an 
der Wurtzel / wo es am breitjten iſt / da figet groſ⸗ 
ſes und kleines Fiſchbein / wie in einem Walde 
groſſe und kleine Baͤnme unter einander. Aus: 
wendig hat es die Natur alſo formiret / daß es 
eine Höhle hat / gleich einer Waſſer Roͤhre/ oder 
vielmehr gleich den Srebefchilden am Schwan⸗ 
tze / oder den Ziegelſteinen / die da über einander 


Der Wallrath/oder Sperma Cete. 


E2 wiſſen ihrer zwar viele von dem Sperma 
Gere,gder Wallrath / zu ſagen / aber fehr we; 
nige ſind noch dahinter kommen / was es iſt / und 
id) glaube / daß dieſer Nahme darumb von ei⸗ 
nem Verſtaͤndigen alſo erdichtet worden’ Damit 
der Uhrſprung dieſer Artzney deſto mehr ver; 


verborgen bleibe. Wieviel Schiffleute haben 


den Saamendes Wallfiſches / den man in guter 
Menge bey dem ang haben kan / geſamlet / umb 
einen guten Profit auff denen Apothecken das 
durch zu ſuchen / aber doch allemal vergeblich ? 
Frielerich Martens part, 4. c. 7. feiner Spiß- 
bergifchen Reiſe / meldet weitläufftig / wie bund 
und wunderlich er mit den WallfiſchSaamen 
umbgangen fey / er dörrete ihn an der Sonnen 
er Fochte ihn in Seeamd hernach auch in Suͤß⸗ 
Waſſer /er nahm ihn mit nacher Hamburg / umb 
Das Sperma Cete heraus zn bringen / aber es it 
allemahlübel gelungen / und befahm er gemei⸗ 
niglich einen ſtinckenden Schleim der £. v. einem 


:Nop gleichete 7 zum Lohn. Dan Fan inder 


Spitzbergiſchen Gegend gantze Eymer voll fol: 
ches Saamens vom Waſſer ſchoͤpffen / daß der⸗ 
ſelbe fo wohl / al der Saame von denSeca Hun⸗ 
den und Wallruſſen / gleich einer Fettigkeit auff 
dem Waſſer treiber / und Das Meer⸗Waſſer gu: 
ten Theils verunveiniget, 


Mas aber dasjenige SpermaCere fen / fü | 


man auff denen Apothecken findet / darnach ha: 
ben viele geſtrebet den Grund davon zur erlan⸗ 
gen / es hat ſich aber endlich befunden / daß es ein 
gemachtes Werck jey Davon die Frantzoſen En⸗ 
gelländer und Holländer heute zu Tage guten 





ſtatt eine Fertigkeit / Damit gehen fie folge 


| nen Topff von folcher Arth / darinnen man 





ı esgerinnetzesmußaber an einem tempen 


| &aPhilof, Reg. Soc Angl. Num, 8.30, 8 
























hinſtreichen / damit es die unterfte Lippe 
verwunde. 

Die Kauffleute/ fo das Schiff ausgefam 
nehmen das Sifchbein zuboraus zu ſich die 
leute abervjo auff Bartı oder Gewinſt und 
luſt / ausgefahren gewefen / befommen Splyhı 
ihr Quotum / von derfelbigen Sahıt. Schr 
nun auch mic kurtzem anfuhren / was da fey 


Befcheid zu geben wiſſen. Und gleichwie hg 
Fiſche —— find/dason der ip genam 
te Wallrach verfertiget wird 7 alfo nehmen] 
auch verfehiedene Diaterie von denfelben B 
zu. Die Srangofen umb Bajene fangenz 
wiſſer Zeit eine Arch groffe Fiſche / (joa 

ne Wallfiſche dann der Wallrath wird vong 
lerhand andern groſſen Fiſchen gemacht) 
deren Gehirn ſie den — machen / im 
zwar aus denr Gehirn des Männleins / DA 
das Werblein hat Fein Gehirwfondern a 


Geftalt umb: Man fehittet das Gehir 


Zucker zu reinigen pfleget: darauff verwa 
man das unterſte Loch / und Läffet es ftehen/ 


warmen Orthe ſtehen. Endlich wird der $ 
unten wieder geöffnet / und alfo diefe Mar 
gereiniget/ und wird man in etlichen & 
weiſſe schelberichte Maſſa finden / nel 
Wallrath iſt. 
Von den Groͤnlaͤndiſch⸗ und American 
Wallfiſchen aber / ſo bey den Bermudes voud 
nen Engelländern gefangen werden / nimpt 
nicht das Gehirn ſondern die Fettigkeit de 
ber / woraus Die Leute das Sperma Cete ai 
ne gewiſſe Weiſe zu bereiten wiffen. Wer 
hat / hievon meiter zu lefen der ſchlage a 
Curiof, Mifc, Germ, Ann. 1. Obſ. 136, 1 










Ich wende mich zu etwas anders / DA i 
dann am erfien vorkompt Ve 


0 


Num. 24, Rzısırıones Curıos®. Ri: 


Der Feind des Wallfiſches. 


und erſtirbet. Alsdaun freſſen ſeine Feinde nur 
bloß die Zunge aus feinem Runde / und fonften 
nichts daher kompt es / daß man offtmahlen tod⸗ 
te Wallfiſche ohne Zungen findet. 


vollſ ͤndiger Ausführung die ſer Materie 
som Wallfifche/kan nicht laſſen / auch etwas 
son feinen Widerpart den ihm die Natur ges 
eben, zu meldenAvelher if, der Delphin Ton 
unayund infonderheit der Schwerdfiſch. Die Ä 
ferguich iſt zwar nicht ber gröffeftedann er wird Friederich Martens berichtet am naͤchſt an 
felten über 7Ellen langyaber wohl an vielen Ow | gesognen Orthe ıwelchergeftalt er bey Hitland 
£hen finger fallen gleichwohl veicheterbey wer, | einen folchen Kampff mit Augen gefehen, da fie 
tem nicht an die Groͤſſe des Wallßſhes gegen | dergeftaltgetobet/ daß das Waſſer geſtaͤubet / 
welchem er doch eine naturliche Feindſchafft he· | und bald der eine/ bald der andre unten gelegen. 
et. Aus der Nafen ſiehet ihm ein Knochen | Wann es gut Wetter iſt / fo bleiben die vorbey 
erfür 7 welcher etwan 3 oder 4 Daumen breite | fegelende Schiffe bey ſolcher Decafion ſtille lies 
und eine Brabanpifche Elleroder etwas laͤnger / | gen / biß der MWallfifch feinen Geift auffgegeben / 
auch allenthalben an den Seiten mit fpigigen | alsdann befommen fie ihn ohne Mühe. Sol: 
Stahjeln eines quer Fingers laug beſetzet it. | tenfie aber mirChaloupen hinzu rndern / ſo wuͤr⸗ 
Diefes Knochens bedienet er ſich an fatteines | denfiedie Schwerdtfifche verjagen / und dem 
Schwerdis gegen dem Wallfiſch/ doc) greiffet | Streit bald ein Ende machen. Dieſer Schwerd⸗ 
er denſelben allein nicht an / ſondern er mußeine ! ſſſch hauet auch offtmahlen in Schiffe / wann ſſe 
gute Anzahl Cammeraden haben. Solberge | ihm inSee begegnenrund thut ihnen und feinem . 
ſtalt gehen fie mit hellem Haufen auffdenWal: | Schwerdt offt groſſen Schaden / wie folches bey 
auch andere groſſe Fiſche loß / und hauenihm | Niland und Herxtor in dem Schauplatz der ivr« 
mit dem befchriebenen Schwerdt fü tage in diſchen Gefchöpfte zulefen. Mich deucht aber 
den Bauch / biß er darüber ermübet/entfväfftetv I es begegue uns alleweil 





Der getreue Wegweiſer des Wallfifches. 


9 fehr der Wallfiſch gehaſſet und verfol: | leitet. Claudianus l. 2, in Eutrop, ſinget oh 
Daget wird von demSchwerdififch/fo getreu⸗ gefehr diefes Inhalts hiervon: 

lich wird er gefuhret und geliebet von demkleis | Der Waliſiſch würde leicht den groffen Kopff 

nen — genandt / von welchem Ar⸗ zerſchnellen / 
nold Montanus in feiner Japoniſchen Beſchrei· Wenn nicht der fanfite Schlag der flätigen Ge⸗ 

bung p,m . berichtet daß er fietö vor dem elien 

Wallfiſch/ 5 deſſen Augen eben nicht Die Have | hm führtedurc die See der innerlicheTrieb 
ftenyperfepteimmeraund pn mit gelinder Anruh | Macht daß der Fleine Truſch den Wallfiſch 

xung / vermittelſt des Schwantzes / wann er et⸗ hat jo lieb. 
on auf Untieffen / oder Klippen verfalien ſolte / 


Bas Urtheil der Gelehrten über Die erſchroͤckliche Groͤſſe 
E. Be des Wallfiiches. 


S haben fi viel Gelehrte unterfiandenihe | allen andern Thiere t. Ir 
l i i rn Thieren gelanget. Wriftoteles 
€ Gehirn zu erereiwen v in Beybringung der | mennetres komme ſolches daher weil ö Mall 
N: en doch der Wallfjch zu | und andere groſſe Fiſche in der See gemeinig⸗ 
iner folchen ungemeinen Diefe und Länge vor | Lich er dem Waller gehen / und von der Son⸗ 


Ber. Tomi, S 
Pr; uen 














186 


nen wenig getroffen werden / welche fonften ihr | 
Anwachien fehr verhindern wurde / wie ſolches 


Anden irrdiſchen Thieren zu fehen. Drigenes 


und fein Anhang vermeyneten / bie indem Buch 


der Erfchöpffung Cap. 1. verf, 22. befindliche 
Worte: Wachfet und mehret euch / wären Ur: 
fach an der gewaltigen Groͤſſe der Wallfiſche / 
and ſey das Wort / wachſet / zn verſtehen von dem 
Zunchmen des Leibes. 

Noch andre ſuchen diefe Urſach aus der waͤſ⸗ 
ferichten Materie / als welche / vermöge ihrer 
Feuchtigkeit / bequem / zu einer jeden Groͤſſe zu 
gelangen / dahingegen die irrdiſche Materie tru⸗ 
cken / und dannenhero zu ſolchem Anwachs unbe: 
quem faͤllet. Caſparus Scotus aber Phyfic, 
Curiof, l.ao.c.ao.haͤlt es mit Sperlingio 1, 5. 


* Der Wallruß und weiſſe Baͤhr. 


ES ift der Wallruß / wie lit. N zu erſehen / ein 
abſcheuliches See⸗Monſtrum / fo groß / als 
ein Dehferlebet auff dem Lande / und unter dem 
Mafjer/ hat einen groffen Kopff / morinn feine 
meifte Rrafit beſtehet / der Halß ift dick und kurtz / 


wie die See⸗Hunde / groſſe Raßloͤcher / aus wel⸗ 
chen ſie gewaltig Waſſer pruͤtzen / ein Ochſen⸗ 


die Augen find a fe kleine Ohren / 


Maul welches unten und oben mit Borſten be | 


ſetzet / die fo dick und hohl find / wie Strohhal⸗ 
men / aus welchen die Bothsleute Ninge machen 
wider den Krampf. Das Maul ift mit Zaͤh⸗ 
nen beſetzet infonderheit bangen aus der Ober: 
Eippen zween ſchnee weiſſe / eiſen⸗ feſte Zähne ei: 
ner halben / an etlichen einer gantzen Ellen lang 
herunter / welche faſt beſſer geachtet werden / als 
das Helffenbein / und umb welcher willen man 
ihnen auch) allein nach dem Leben ſtellet. Diele 
haben aber nur einenyja manche auch gar feinen 
folder Zähne: Die meiften. haben nur gang 
Heine/oder böfe Zaͤhne / daß man demnach unter 
hundert Faum einen findet / der gute Zaͤhne hat.. 
Im uͤbrigen habenſie vier Fuͤſſe jeden mit 5 Fin⸗ 
gern und kurtzen Klauen beſetzet. Das Fell iſt 
haarigt / wie an einem See⸗Hunde / aber fo dick / 
daß man zu den Wallruſſen abſonderliche Har⸗ 
punen haben muß / mit denen man fie ſticht / wie 


RELATLONESCURIOS æ 


groß zu erſchaffen. Daß er aber ſo viel Speg 





| ges daß fie nicht zu zehlen / ſie brüllene 





| Eommen. Aber die inder Chaloupe find 





de / als mit einem andern Bähren zu verg 






































Zoologis c.2.daf dieſe und eine jede Gi 
der Thieren einem jeden infonderheit v0n.@9 
geordnet worden / welche er ordentlicher X 

nicht leichtlich überfchreiten koͤnne 5 
es dem Allerhoͤchſten beliebet den Waller 


& 


und Settigkeit habe / ſolches rühre her vondg 
groſſen Müfiggang deffelben dann je meh 
Thier ruhet / oder ftille ſitzet je mehr es F 
tzen wird wie ſolches die Erfahrung an Thieren 
und Menſchen genugſam bezeuget. 

Weil der weiſſen Baͤhren und Wallrufeng 
vorhergehender Beſchreibung gedacht wort 
ſo will ich auch nur etwas weniges davon 
fuͤhren / folget demnach 


die Wallfiſche. Sie liegen gemeinig 
den Eyßfeldern / oder andem Spitberg 
Stranderumd zwar manchmahl in folchers 


lich / und mit den langen Zahnen koͤnnen 
auff die hohen Eyß Berge hinauff ſchwing 
wo ſie ſchlaffen oder ſchnarchen / ſo daß m 

gar weit hoͤren kan. Wann einer von ihnen v 
wundet wird / ſo kompt der gantze Schwa 
an / da fie ſich dann / weil ein jeder der erſt 
will gewaltig zerhauen und zerbeiflen/ aud 
ander im Schwimmen hindern. Einer 
ſcheut ſich nicht / eine beſetzte Chaloupe ar 
fen / er hauet groſſe Stücke von derſelb 
bemühet ſich aus aͤuſerſten Kraͤfften h 


ſolchen Fall mit allerhand Gewehr verf 
womit fie ihrer viele erlegen / und nur dieK 
davon mitnehmen / wegen der Hau⸗Zaͤh 
vor die Rheders gehören. Wann ihrer 
ſo entrudert man ihnen leichtlich / doch v 
fie ihren Feind / ſo lange fie — 

Anreichende den Saͤhren / lie. Oſ ſo iſt d 
be dieſer Gegend mehrentheils weiß / oder 
licht / ohne die Schnautze und Klauen 
ſchwartz ſind / er iſt mehr mit einem gr 


RELATIONES CuUurIıos& 187 





m — 8 — * zer 
il er ni mmet/fondern wie ein heißriger ein Wallfiſch⸗ Aaß ſinden / von welchem ſie ſich 
— So er auch einen langen unterhalten / und ſind offtmahlen uber zo Meb | 
Hundes-Kopfittie auch einen langen Halfıund | len folchergeftalt vom Lande inder Ott. Sie 
it in allem gejhieklicher vom Leibe als einge: | tauchen im Waſſer auch unter 7 und wann man | 
meiner Bahr; , Seine Haut iſt gut wider Die | Me aus einer Shaloupe jtechen woill [0 ſincken fie/ J 

Kälte indem die Haare ang und jo gelinde wie | und kommen an einer andern Seiten wieder | 
Wolle find. Man findet groſſe und Heine Bäh; | hervor. Cie ſcharren auch wohl die Graͤber 
MN / und ans ihrem Fett / fo man von der up | auff / und freſſen Die menſchlichen Eorper/ welche | 
Sohlen famblet / wird eine gute Argeney/jozu | man zu dem Ende mit ſchweren Steinen bele⸗ | 

vielen Dingen nüglich bereitet. Bey ihren Jun | gen muß. j Sin: BA, 

gen laſſen fie ſich tode fchlagen / welche fie mit ih⸗ Aber genug hievon; Ich till dem guͤnſtigen 
rer Milch ſaugen; In SommerZeiten fon; | Leler sum Beſchluß dieſer Materie, in etlichen 
men fie hauffig aus Spigbergen / ſchwimmen nachdencklich Begebenheiten darftellen: 
son einer Eyſſchollen nach der andern 7 biß ſie 
Die Beſchaffenheit der Spitzbergiſchen Gegend. | 
Sr fänget an beym 79ften Grad | denfte enden hoͤltzern Creutz Hat man einen fol. | 
zo Minuten Rordlicher Breite / wie weit | - chen Eörper noch in feiner vollfommenen Ge I) 
es fih aber erfkreche/davon wei noch fein Men; | ftalt unvertvefet gefunden / ohmerachtet Die | 
fe zufagen. Es iſt allenthal enklippihtzab | Schrift am Creutze meldete / daß er ſchon vor 
for daß man daſelbſt wenig Erde / wenige Krim | ro Jahren verfhieden. I 
teriaar Feine füleQuellew/bergegen aber Zelfen Manmuß aber wiſſen / daß auch viel Eyh / 9 
Steine / Eyß und Schnee in groſer Menge fies | undznar bey groſſen gangen Feldern 7 in der | 
vun Steinfelfen erblicket man viel Eyß⸗ See treibetzzwifchen welchen man den Wallfiſch MM 
Berge, welche überaus hoch find. fuchet. Wann der Wind wehet / ſo machen ſich —9 














| 
Qux tantum vertice adauras Adrias, die Schiffe wieder heraus und lauffen in einen | 
Quantum radica ad Tartara tendund, Haven. Sonften wird das gröfteSchiff won fol: 


Das iſt chen Eyßfeldern / als ein ſchwaches Eyı zertrum. 

Die indie Lufft fo hoch mit ihren Spitzen ſtehen / melt wie bey lit. Betlicher maſſen zu ſehen / als⸗ 

Als ihre Wurtzelen hin nach dem arund dann ift es gut/ wann noch andere Schiffe vor [| 

gehen, | handen, auff welchen ſich die Sciffbrüchige C | 
Dieſe Eyß Berge nehmen täglich zu von dem retfen/ und mittelft einer Chaloupun D gebor⸗ 

- Keiffr Regen, Schnee, Glatt⸗Eyß und dergleb | gen werden. 
en. Pur im Monath Junio und Julio / waͤch⸗ Die Eyß Berge / abſonderlich inden tieffen 
fet hier etwas Graf und Moß / wie audetlihe | Spalten find ſchon hoch blau das Eyß aber iſt 
Kraͤuter bey dem abfallenden Waſſer an den jehr hart und nicht glatt. Es entfichen die Eyß⸗ 
— ie SteinKlippen fiehen mit derBerge daraus / wann der Wind die groſſen Eyß⸗ 
| Heliite ſchon in den Wolcken. Von den Eyp | felderankand treibtralsdann zerbrechen ſie / und 
Sersgen fallen offtmahlen groffe Stufe herum: | jegetfih ein Stick auffs andre. Auff dem zıften 
ters wweldg&ein erſchrockliches Knallen verurſa⸗ Glad Norder Breite / iehet man das erſte Eyß / 
chet / und treiben ſolche Stücke manchmahl fo | und daſelbſt gehet die Sonne denz May ſchon 
groß in der See / daß fie einem Schiff Rumpff | nicht mehr unter / fondern feheinet Tag und 
Y an Höhe gleichen / da fie hergegen wohl tz Klaff Raͤcht / biß etwan den 22 oder 23 Julii / dann ger 
ter unter Weſſer liegen. Die Kälte iſt allda | bet ſie zum erften mahl / wiewohl nur ohngeichr 
n groß / dannenhero weder Holß noch todten ir | sine Stunde lang / unter. 
per leichtlich verweſet. Bey einem aus der Er⸗ 


32 i . Die 


















































188 REtATIones Curıos 


Die Sefhichte von 7 Seeleuten / welche den gantzen Winter. — 
in Spitzbergen ausgehalten. 


Leichwie die Hollaͤnder in allen Dingen’ fo ihr Zelt / von welchen fie etliche erſchoſſen 
vie Schifffahrt belanat / fehr euriensfindy | 235December iyl,nov, Fochten fie zum W 
aljo wolten fie auch die Beichaffenheit diefer nahtszejt einen Schinden und Hirfchy-Sle 
Nordiſchen Gegend in erwas befier erkundigen; | miteiner Brühe. Sietheileten etwas ei 
Segen demnach) folgende Perjohnen / fofih | und einem jederein Stu Tobadks , 7 Dam 
freptsillig hierzu erbothen inder fo genandten } langrmit einer Pfeiffen aus. Umb dieſe 
Mauritius Bay auff dem gofien Grad 3zMi | Fahmendie Baͤhren ſehr häuffig mit abjchen 
unten Norder:Breite Anriv 1633 an Land und chen Brummen an ihrZelt/fhnüffelten mit d 
giengen die Schiffe den 20 Aug. wieder nad | Maul an dem Schub Loch/ und legten ſich 
Haufe. Die Rahmen dieſer Perfohnen find | Zelte ſchlaffen. Den 3 Jannarti fahen ſie m 
Jacob Sergerſen von der Bruͤcke/ Jan Henrich⸗ verein wenig Licht am Firmament. Den z di 
fen von Zirckite / Aleff Willemſſen aus Geldern, | gefrohre ihnen Das Waffer in der Stod t 
Karfien Andreas vonriederichsfadt Marten | Balle nahe beym Feuer. Am og war die Ka 
Jacob Tandel von Dangig 7 AdriomRutgerf. | fo ſtrenge/ dat der Kachel⸗Ofen nichts dage 
Gond aus Seeland / und Marr Daulf. vun Am: vermochte / durch diefelbe ward Das Holtz 
ſterdam / aus deren Tag Buch man dieſes erſe⸗ihres Gezeltes dergeftalt gezogen + daß ſi 
en hat. meynten / alle Dielen würden abſpringen Bat 
er ſahen fie Wallfiſche/ Funtenih: | einer aus einem irrdenen Krug — roh 
nen aber / weil ihrer zu wenig / nichts thum Auf | ihmder Bahrt an demſelben. Ihre Wein 
einem Berge funden fie eine Arch Saltat / fo ih: | Ehig-Zäffer waren biß auffden Grund gefrg 
nen wohlzu ſtatten kahm / wie auch etwasSautr, | ren. Den 15 Januarti hatten fie ſchon ſo wi 
ampffer. Den 16 September ward eg bon | Scheininver Lufft/ daß ſie am Mittage in dem 
fo kalt / daß ihnen alles / was naß war / gle Waſſer | Pſalmbuch keien funten Nunmehro war de 
Bier und anders geftore. Den 4 Detob.mı —— ein wenig auffgedanet/ aberd 
ſten fie das wieder auffgedanete/ und ohnerach⸗ d kalt/ daß fie im Trincken beſorgten / Die Zi 
fer es nur 4 Schritt vom Feuer lag vom neuem | Lippen ja das Gefühle zu verlichren J 
befrorne Bier / in groffen Enf-Stücfenaus der haueten fie bey Studen aus der Tonne/h 
Zornenhauen / und alsman eg geſchmoltzen | esandas Feuer / und erund ein jeder n 
ſchmeckte es wie Waffer. Shre mifgennmmene | nem Belieben davon, Ihr Safe war i 
Milch muſten fie auch m Stücken aus den SA | Stücke zerfrohren / alfo daß er gantz von 
fern hacken / doch behielt diefelbige ihren Ge» | verfic. Am 2g Martii fiengen und tödteh 
ſchmack / nachdem fie etwas Wein und Zucker da⸗fie einen Wallruſſen Den 31 dito kocheten 
runter gemiſchet / ohne dieſes aber ftanck fie. Am deſſen Zungesmachten eineBrühe von Efigi 
zıRovenber fahen fie den Tag gegen Süden } verzehrtenfie. Den 6 April hielten fie biz 
auch ein Flein wenig fchimmern, Ihr Getraͤn⸗ I fern bey einem gefochten Schincken und € 
Fe war nunmehro jo ſchlecht worden / daß es I Schale voll warınen Meins in Freuden. 
viel Hackene und Schmeltzens nicht mehr werth Die ſen Monath über war es noch fo kalt n 
war. So kunte auch niemand mehr fwegenal | niemand aus dem Zelt gehen durffte 7 jo 
au groſſe Kaͤlte im Bette bleiben fondern legten | fich auch Feiner nad) feiner Schlafffielle wage 
ſich an ein groſſes Feuer / wann fie von demfelben | aus Furcht zu erfrieren. Den u theileren 
noch zwo Kannen mit Bier / undeine Sch 


nur einige Schritte zurůcke fraten / Eunten fie j 
acht bleiben. Es Fahmen vielmahl Bährenvor E mit warmen Weinunter fich 7 un ; 
\ Spitzb — 
























J J 
CUurtos& 189 | 
Spitzbergiſche Kirchmeß zu halten. Im nn? marendann ſehatten g Monath / weniger 5Ta ml 


bequnte es gelinde Welter zu werben / und am | ge an diefem wuſten Hrthe ausgehalten / kah⸗ 
77 dito (id) rede alleseit vom aiten Ealender) | men demnad) gefund wieder nach Hanf / und 





ReELATLONES 





Fahmen die Hollaͤndiſchen Schifie/ Die Ausge⸗ | maren viel gliiekjeliger / als diejenigen / von wel⸗ | 
feste abzuhohlen worüber fie hertzlich erfreuet chen meldet | 
| 
| 


Die Sefchichte der 7 Matrofen/fo da auff der Inſul Mauritius frey⸗ 
willig uͤberwintern wolten/ aber alleſampt umbkahmen. 


Bergen! Ende / die Gegend des | 2 Martii hatten ſie nur noch 2 gefunde Ber 

SNordiſchen Landes im Winter zu erfundi- | fohnen / alle übrigen lagen am Scharbock ſo 

gen / ſtiegen Anno 1633 am 16 Auguſti vonder ſtarck darnieder Bas ſie nicht geben Eunten, 

Holländijchen Flotte auff der Sronländifchen | Am 26 dito ſtarb Adrian Martens ı welcher 
Inſul Mauritius freywillig an and / nachfol⸗ bißhero das Fournal gehalten / dannenhero 
gende Perſohnen derer Pahmen waren Out nunmehr ein ander darjelbe zur Hand nahm. | | 
„gert Jacobjen von Gärotenbrond Adrian Mar | Deng April ſchrieb dieſer Wir wurden je | 
tenfen von Schiedam / Theunis Tpenniffenvon | länger je Frändier/ weilen wir nun Feine Erfri; | 
Sherm ahorıy Dieref Pieterjen von Denhuy: fhung mehr Hatten blieben wir Troft: of. Am 9 
Ben Daran von Harlem ı Baftian | 13 fegte er: Mir liegen alte: fehr. erbäarmlich, —— 

gr. 





von Delffshaven und Gerard Bantyn | niemand Fan ihm felber mehr helffen als ich als 9 
von Brüg Aus ihremnachgelafenen Jour⸗ fein. Ich diene ihnen mit einander in groſſer 4 
nol fand man dieſe merckwürdige Auffzeiche | Pein / folange Ed gefäht. Heute bringe 
nung: Am 29 September begunte die firenge | ich) Dutgert Jacobſen nad) einem andern La⸗ 

- Kälte anzufommen; Den 21 Hetobr. frohre | ge aber er ringet fhon mit dem Tode. Den m 
fhon alles nahe beym Sener. Ymb diefe zeit | ſchrieb er y daß fie ihren Hund zur Erftk 4 
hetten fie noch 10 Stunden Tag / funten aber ſchung abgefchlachtet. Am 20 laſe man dieſe —— 

die Sonne nicht, oder doch gar wenig/ mehrfe | Worte: Der Wind noch) vie zuvor / Hahrer 

en / und lag bereits Die Ser gang voll Eyß. Sonnenfchein welcher. Diefes war das Ießte 

m 29 dito muſten fie Schnee ſhmeltzen umb | Wort/ mag erdamit gemeint / kan man nicht 

Maffer zu bekommen; Nuwmar Die Seewie | wiſſen. 

der offen. Die Some kunten fie etwa eine hab Erlihe Wochen hernach kamen die Hollaͤn | 

be Stunde über dem Herizont fehen. Immib | difhen Schiffe diefer Gegend wieder an fun 

telſt lieſſen ſich viel Baͤhren blicken. umb den den das Journal und die7 Perſohnen alle; 

20 November hatten fie etliche Tage ſo gelinde | fampt auff ihrem Lager tobt; Einige hatten Ihe 
Wetter / daß es in Holland nicht warmer hatte Kap und Brodt noch bey ihnen hegen;, Tiner 

en Fonnen ; Aber am 28 Dito ward es ſehr hatte die Salbe Buchſe neben ihm, woraus er 

ale, und am 12 December hatten fire AIStun⸗ſeine Zähne geſchmieret / nie dann feine Hand 
den Daͤmmerung / aber men Tag, Durch den noch nach dem Munde gekraͤmmet ſtu nde / auch 
gantzen Januarium / Februarium und Dar fag ein Buch neben ihm. Ohne Zweifiel iind 
rum hatten fie uber allzngre fie Kälte nicht zu | Diefe Leute mehr von dem Scharhudrals dur 
Hagen / ohne das ihnen im Jannario der ihr | die grofe Kälte gerdarben 7 welche man fr 
aufiige Schnee gar zu yerdriepfich war, Aber | Sargen lrater und am St. Johannis⸗Tage un⸗ 
— des Martit und am folgenden Y | ter Loͤſung des Geſchutzes Auff allen Schiffen 
pril begunte ihre Uagluck anzugehen. Dann am ehrlich zur Erden beſtaͤigte. Hierbey ſchickt ſich 


— * 33 Die 














_ 


190 ReLrartıowuss Currosa, 


f Re 
Die Geſchichte der7 andern Matrofen/ ſo auff Spisbergenim * 
Winter geftorben. a 


W Fl es denen vorgemeldten ſieben See⸗ 
Leuten bey dem Spisbergifchen Moritz⸗ 
Days oder Haven gegluͤcket hatte, allda zu 
überwintern / fo finden fich im Jahr 1634 


nach fieben andere / welche fie auff Begehren | 
der Grönländifhen Compagnie erklaͤhreten / 


auch einen Verſuch zuthun. Ihre Nahmen 
waren Andreas Janfen von Middelburg/ Cor⸗ 
nelis Thiefen von Rotterdam Serven Carven 
von Delffshaven / Tiebbe Jellis aus Frießland / 
Claus Florisvon Horn / Adrian Janfen von 
Delfft / und Fetje Ottes aus Frießland. Welde 


Perſohnen 7 nachdem man fie mit allem wohl 


verſehen / was zu ihrer Uberwinterung von noͤ⸗ 
then / als Speiſe / Tranck / Gewuͤrtz und Artzeney / 
auff dem Lande gelaſſen worden / und haben fie 
von allem / was ihnen begegnetrihr Tag Regiſter 
folgender Geſtalt gehalten: 


Den 20 oder 21October wiche die Sonne 
von ihnen / und weder Tag noch Nacht 
auff. Den 24 Novemb. begunte ſich der Schar: 
bock bey ihnen einzuftellen / deßwegen fie ſich 
fleisfig nad) Bene Kraͤutern / Bähren/ oder 
ao jen umbfahen/ Funten aber zu ihrer groffen 

etruͤbniß nichts antreffen. 

DenıDecember nah Claus Sloris einen 
Tranck wider den Scharbock ein / und ftelleten 
ſie / umb Füchfe zu fangen / eine Falle auff Den 
dito nahm Jeroen Caroen auch einen Tranck 
ein vor gedachten Scharbock / und begunten fie 
iu jeder abſonderlich zu eſſen und zu trincken / 
weil einer mehr als der andre von diefer Kranck⸗ 
heit angegriffen ward; Sie fuchten alle Tage 
nad) Erfriſchung / funden aber nichts / befahlen 
ſich alſo in GOttes Hand. Den 12 dieſes nahm 
Eornelis Thieſen auch einen Trand ein, Den 
13 ſahen fie den erfien Bähr vor den Fenſter / als 
er aber das Geräufch hoͤrete / lieff er davon. Wie 
fie ihn fahen waren fie voler Freuden und fol: 
geten ihm mit zwo Laternen nach / Funten aber 
"eines nicht mächtig werden 7 ob fie ihm ſchon 


| über fie fich fehr erfrenefenyes Fonte fie a 





hoc) von nörhen hatten umb die Kranken ja J 


* 








































J 


fi) felber damit zu ſpeiſen und zu erquicen 
dann niemand unter ihnen allen / war fonder 
Pein und Schmergen, Sie fchrieben dam, 
len / wann es nicht beffer wird fo find wir ale 
mahl todt / ehe vie Schiffe wieder kommen /d 
GOTT weiß / was uns noͤthig iſt. Deu t 
nahm Cornelis Thieſen noch einen Tranck 
dann er lag am Scharbock ſehr hart danied 


Den 14 Jannarii / Anno 1635 / ſtarb Adrig 
Janſen von Delft / und war der erſte unterf 
nen / es waren aber die übrigen noch alle fe 
Fran. Den ıs dito ftarb Fetje Dtted, Di 


Den 7 Febr. fiengen fie den erften Fu 


nig helffen / dann fie waren allzufehr von Kru 


Rohr löfen konnen; Und ob fie fich [hun umt 
fiehen wollen / ihnen nachzulauffen / fo Eunte 
doc) feinen Fuß vor den andern ſetzen / au 
Brodt beiffen / hatten darneben erfchro 
Pein im Leibe / wie auch in allen Gliedern, 9 
roen Caroen war noch der ſtaͤrckſte unter ihm 
Den 23 lagen fie meift in der Koh / und befah 
fih GOttes Hand. Den 24 fahen fie die € 
ne wieder / dafur fie GOtt lobeten / weil 
che ſeit den 21 Detobr. nicht gefehen. Den 
foder legte Tag geweſen / daß fie gefehrich 
ten fie: Wir liegen alle 4. in der Koy darnie 
dersund bitten GOTT / daß er uns aus di 
betrübten Welt erlöfen wolle dann wir 6 






























































3 
— 
* 
= 








? 


(3 





* Ibuen 3 


































































































Reıarıouss Curros&ä 198 


_ sl 
Anicht länger aushalten. Wie nun die Schiffe 
wieder kahmen / lagen fie in ihrer Hütte welche 
fie vor den wilden Thieren feſt zugemacht hats 


| tem alletodt/ und ſtunden den 4letzten bie Knie 


faft vor dem Munderdenen manSaͤrge machte 
und fie alleſampt begrube, 


Der Thurn zu Babel, 


er habe ich dem günftigen Leſer viele 
Zenckwurdigkeiten von allerhand Sa 
chen dargeftellet/ und dabey angemercket / daß 
derfelbe jedesmahl ein ziemliches Vergnügen 
deßfalls geſchoͤpffet. Dannenhero ich mich 
dejelben Gunft umb fo viel deſto gewiſſer zu 
feynzurtheile/ wann ic) gefonnen biny hinfuͤhro 
folche Materien einzuführen/die auch den aller: 
selchrteften zu einer Auffmerck / und Verwun⸗ 
derung bringen ſollen. Dann o quantum eſt 
quod iguoramus! D wie viel ift uns unbe 
Fandt! Zufoderft habe bey mir beſchloſſen von 
itzo andie gröffefte und herrlichſte Wunder⸗Ge⸗ 
bäne der Welt / und zwar jo wohl die alte / ſo 
man in vorigen Zeiten erbanet / als die neuen / 
melche man noch heut in ihrem beiten Slor vor 
Augen fiehet /auff meine Weiſe / und zwar aus 
den allervornehmften Authoribus zu beſchrei⸗ 


ben und jedesmahl in einen wohlgemachten 


Kupfferftück kurtzlich vorzubilden.. Es haben 
war viel Gelehrte von den 7 alten fo genand- 





ten Wunder Wercken der Welt gefchrieben / @ 
ber ich mag Diefelbe dennoch in meinen Rela- 
tionibus Curiofis nicht vorben gehen / theils/ 
weil ich ihrer zur vollfommnenzahl alter Wun⸗ 
dern nicht entbähren Fan / theis aber / weil ich 
verfichert bin’ daß ein cnrieufts Gemuͤth no 

allemahl etwas dabey finden ſoll / Daß ihn erge⸗ 
gen kan. Ich will iso nicht ſagen / daß / meines 


Wiſſens / wenig find/ die nach ihrer Drönung in 
der Befchreibung berichten / in was vor einem 


Zuftande diefe 7 Wunder anhente anzutrefien/ 
and was vor Nudera davon zu fehen. Diefe 
Wunder: Gebäue follen aber jedes mahl alio 
angeführet werden / daß auch allerhand andern 
merefwürdigen Dingen ihre gebührende Stel⸗ 
te behalte, fintemahl man bey einerley Mate: 
rien leichtlich einen Exkel bekommen kan. A⸗ 
ber ich ſchreite anfänglich zur Befchreibung des 
Babilonifchen Thurns / als des erften Wunder: 
Gebäues nach der Sündfluthmorbey mir vor 
nehmlich zu betrachten vorkommet: 


Die Stelle diefes Thurns. 


Lſo meldet hievon die H. Schrifft / Genef. 

ER 11, veri. 2 & leg. Da fie die Nachkünm: 
linge No) nun sogen gegen Morgen/ funden 
fie ein eben Land im Lande Sinear / und wohne 
ten daſelbſt / und ſprachen unter einander: Wol⸗ 
auff / laſſet uns Ziegel ſtreichen und brennen / und 
nahmen Ziegelzu Stein / und Thon zu Kalck. 
Und fprachen: Laſſet uns eine Stadt und 
Thurn bauen / deſſen Spige an den Himmel rei- 
che daß wir ung einen Nahmen machen / dann 
fix werden vielleicht zerſtreuet in alle Laͤnder. 
Da fuhr der HErr hernieder / daß er ſahe die 


Stadt und Thurn die die Menſchen Kinder 
baueten. Und der Herr ſprach: Siehe / es iſt 
einerley Volck und einerley Sprache unter ih⸗ 


nen allen / und haben das angefangen zu thun: 


Sie werden nicht ablafien von allem / daß ſe 


vorgenommen haben zu thun. Wolauff/ laſſet 
ung hernieder fahren und ihre Sprache daſelbſt 
vertwirren/ dag Feiner des andern Sprache ver: 
nehme. Alfo jerſtreuete fie ber HErr von dan⸗ 
nen in alle Länder daß fie muſten auff horen bie 
Stadt zu bauen / daher heiſſet ihr Nahme Bar 
bel dann der HERN da verwirret hatte aller 
Fänder Sprache / und fie zerſtreuet von dannen 
in alle Länder. 

Aus diefen Worten iff Har genug zu erſehen / 
daß das Land, wo dieſer Thurn erbanet St 


. neargder Senaarigeheiffen habe / und iſt daſſel⸗ 
beebin das groffe flache Land Babilsnien an 
 derfelben Gegend / wo die Stroͤhme Tygris und 
Euphrates in einander flieſſen / und ſich kurtz 
ſernach mit einander in das Perſiſche oder gruů⸗ 
de Meer ergieſſen. Es haben ihnen zwar einb _ 


ge 












































Curıosa 


192 RELATIONRS f 
ge Öelehrten einen Stempel deßfalls gemacht, ohne Zweiffel aus dem Gebürge an Ber gm 
indem jie angemercket / daß das Gebürge Ara, gen-Seiten heraus gekommen / hernac) fig 
rat / von dannen des Nox Nachkommlinge aus: gen Mittag gewender und in ermelde em 
gegangen / dem Eande Sinear vielmehr nah hear niedergelafen haben : Bleiber es emnach 
dem Norden / als nach) dem Weſten, (vie der llig dabeh / daß die groſſe Stadt Babel / ſam 
Bihliſche Tert meldet) gelegenyaber wann man | dem Thurn indem Lande dag noch heute unge 
die Chorsgraphiſche Beſchreibung des Gehär, dem Nahmen Padilsnien oder Eraf befand 

es Ararat eigentlic) nachfichee / ſo wird ſchs Ffkerbaner worden / und zwar auff dem 35 Gral 
efinden / daß ſich daſſelbe vom Weſten nach den Nordlicher Breite/ und auff dem 79Gr derfän 
Oſten erſtrecket dag Demnach die Kinder No⸗ ge. Nun wollen wir fehen wer Doch geweſen 


Die Uhrheber dieſes groffen Thurng, 

Jevon meldet die HL. Schrifft zwar nichts Reinerus Reinecclus / Torniellus / Kirche 

anders / als daß es Now Nachkommlinge vusund Hornius h i 
geweſen / deßhalben find die Gelehrten / und ab. 





























alten es mit Joſepho/ den 
ie Öelehrt uhralten Juͤdiſchen Hiſtorico / welcher Rabro 
ſonderlich die Chronolagi / in diefem Stücke | des/ oder Nimrod / vor den Stifter der Stang 
gang uneinig / und wilder eine dieſe m der aybe; Babel und des Thurns daſelbſt / hält: Die 2 
vejenem / als einem fonderbahren Uhrheber | verlaffen fi) ohne Zweiffel auff das 10Cap des 
dieſrs erſchroͤckliche Wunder Gebau⸗ sufhreb | Buche der Er ſchaffung. Eine ſolche Unge⸗ 
ben; Kan man alſo in Ermangelung einer rich: wißheit findet I auch in der Zeit und in 
eigen Zeit Nechnung/depfalls nicpts gewiffes fe | Fapızda biefer Thurn foll erbauet feyn; Diele 
tzen zumahl man nach) nicht einig drüber ift/in Chronologi halten davor / daß er ıcı Jahr nach 
welchem Fahre nach der Sundfluth diefes Ge: | der Suͤndfluth fey erbanet worden, Viele 
baͤue fen auigefangen worden, Erliche wollen | aber wenden Dagegen ein / daß in diefer Zeit das 
behaupten dag Phaleg den Grund hierzu gele, menfhlihe Geſchlecht noch nicht jo gro und 
get / denen die edentung diefes Nahmens zu weitläufftig geweſen / dag es fich jolte unterftan 
fiaften fommet 7 welcher eine Theilung beveu: | den haben + ein jolch erſchroͤckliches Gebä 
tet. Andere Schreiben dem Noah felber / oder aufguführen, 
dem Sem / Apharxad Sala und Eber diefe Ar⸗ Athanaſius Kircherus in dem ſchoͤnen Buch / 
beit zn. Warn man aber betrachtet / daß dieſe ſo er vor drey Jahren von dieſem Thurn und 
Väter unter dem Seesen und Bunde GOttes andern prächtigen Gebäuen Jemreds bat fafe 
geſtanden / auch die Hebreifche Sprache ini: fen heraus gehen, beftehet feſte darauf daß ge 
ver Reinigkett behalten haben ; Dergegendag | dachter PYimroy 27° Jahr nach der Simdflurg 
Die Unglaͤubige / oder die Rinder der Menſchen / angefangen habe den Thurn und die König 
den Thurn und die Stadt Babel erbauet 1 cheStadt Babel zu Bauen: Dannenhero dorf 
fäller dieſe Meynung von ihr felber gang übern | ten wir billig fragen / wie hoch fich dann ungen 
Haufen. fehr erſtrecket habe | 


Die Anzahlder Menfchen zur Zeit des Babyloniſchen Thurn 2, 


Met der Kunſtreichen Erfindung feiner nung alfo: Aus den drey Ehebetten find alfgs 
ID geRANdLER Artis Combinatorix unter; bald im erfien Jahr nach der Simdflurh d 
ftehet jich berühmter Kircherus zn erweiſen / aß | Rinder geſeuget worden Bon dieſen drehen 
Die Anzahl der Menſchen im ı2ı Jahr nach der Kindern find innerhalb zo Fahren 360 Söhne 
Sundfluih fih fehen auf cine unglaubliche |. und Töchter geenget: Aus Diefen find in de 
Menge eriverfer habe, Er feet feine Ned | nen folgenden 30 Fahren 21600 Kinder b 2 


derley 









































































: 





\ 





EZ ne 


Num.29._ 
Herten Gefhlechts kommen / und in den bier 
nächft folgenden 30 Jahren haben diefe ſchon 
1944000 Rinder erziehen Eönnen/von welchen 
inden übrigen 30 Jahren / (welches wäre das 
121 Jahr nach der Simdfluth) eine Sunma 
von 23328090000 Oder drey und zwantzig 
taufend mahltaufend mahl tauſend / drey hun⸗ 
dert acht und zwantzig tauſend mahl taufend 
Menjchen hätten Fonnen im £eben fern. Doc) 
werden die Eltern jedes mahl zu den Kindern 
gerechnet / und wird prafupponitt / Daß die 
Männlein im 13 und die Weiblein. ia 13ten 
Fahrer wie diefer Gegend noch heute zu Tage 
Zewoͤhnlich / ſchon Kinder gezeuget haben, 

Nun haben allein von Nimrods Stamme 
sder aus dem Geſchlecht Chams/beyErbauung 
des Thurns und der Stadt Babel /nach Kirche⸗ 
ri Rechnung / 9094469 / dag find über 9 Mil: 
lionen (wiewohl Thesphilus Reinaudus in fer 
nen Cronologiſchen Tafeln ſtatnirt / daß 14 Mi 








lionen Seelea daran gearbeitee) Menfchen 
I Die Materie diefes Thurns. 


G Jer finden fih abermahlen verſchiedene 
Meynungen, Etliche wollen / er / der Thurn 
fey aus Berg⸗ Hartz oder Pech: andere herge⸗ 
gen/ er fen aus Leimen und Kalck erbauet wor⸗ 
den. Lutherus fpricht: Und fie nahmen Zie: 
gel zu Stein und Thon zu Kalck. Welcher mit 
er Sprifchen Berfionwie aus den Bibliis Po- 
— Waltoni zu erſehen überein Fommet. 
ber die Arabiſche Uberfegung/diezoDolmet 
ſcher und viele andere begengen / daß rian Berg: 
Hartz / an ſtatt des Kalcks / gebraucht habe, und 
Ziegel an ſtatt der Steinen. Deßgleichen be 
Dienet ſich auch der Hebreifche Tert eines 
Worts / welches eigentlich Berg-Harg (Biru- 
men) bedeutet. Welche Meynung auch wohl 
die warhaffteſte angejehen dieſelbe ganze Ge⸗ 
gend, fo gar auch das todte Meer / voll diejes 
Indianiſchen Hartzes iſt / daß man auch ſelbſt 
die Babyloniſchen Mauren an ſtatt des Kalcks 
damit follbefeftiget haben. Was aber Diejes 
Bitumen eigentlich jeyrdavon gebt unsder hoch⸗ 
elahrte und vortreffliche Samuel Reyher⸗ 
F D. Vena Profeſſor Juris und Ma⸗ 
om, 1 





RzratTıonzs CGurıss“. 193 


ſeyn / amd heiffen können, von welchen man da; 
vor haͤlt dag nur die Helffte ſolcher Anzahl ei⸗ 
gentlich an dem Bau des Thuens geſchaͤfftig 
geweſen / Da inzwiſchen Dir übrige mi ßz⸗ 
hauen / Thon Graben Hartz Samblen / Ofen 
Bauen / Proviant Anſchaffen Werkzeug de: 
reiten / inſonderheit aber mit Hufen Bauen / 
ihre Arbeit — Dann verſchiedene von 
den Gelehrten verfichen durch die Stadt / deren 
bey Erbauung des Thurns gidacht wird 7 die 
Huͤtten / ſo Anfangs in einer grofien Anzahl / vor 
fo viel Arbeits Leute find erbauet worden’ wel⸗ 
che etwa 70 Jahr hernach von der groſſen Koͤ⸗ 
nigin Semiramis vollends als eine zierliche 
Stadt eingerichtet worden, 

Ich habe dieſe Materie deßwegen wollen 
einfuhren/damit der gunſtige Leſer fehen möge/ 
daß es fehon zur felbigen Zeit an Men ſchen nicht 
gemangelt habe, ein folches Werd anzufangen. 
Nun wollen wir zufoderfi beſehen 








thefeos zu Kiel / mein fonders geehrter auter 
Goͤnner / in ſeiner Diſputation / ſ er Any 16727 
verfertiget über diejen Thurn gute Nachricht 
indem er aus Bocharto / R. Aben-Esra und ans 
dern ſtattlich erweiſet / daß dieſes Bitumen eine 
Arch Bechs fen / oder vielmehr cin rother kleb⸗ 
richter Leimen. Aber was dürfen wir uns la 
ge hierinn auffpalten. Peter della Valley ein 
Zeuge/der diefe Materie mit feinen Augen beſe⸗ 
ben / und verfihiedene Stücke davon mit nad) 
Rom gebracht hat / ſpricht hievon in der 17 Epi⸗ 
fiel des erſten Theils feiner Reifebefhreibung 
alſo : Die Materie,darans Diefes gange Gebän 
ift erbauet worden’ ift das anmerdichtte/ ſo ich 
jemablen gefehen / welche ich auch mit allem 
Fleiß betrachtet / und an unterfchied.ichen Or⸗ 
then mit Hacken habe auff zaucn laſſen: Dieſes 
find groſe und dicke an der Summen gedoͤrrete 


Steine / faſt eben wie die Erde / milde Die Spa 


er Tappie nennen / und waren nicht mitKalck / 
En nur mie Leimen gemauret: An denen 
Orthen aber / die an ſtatt des Eckſteins ſeyn ſol⸗ 
ten / hat man / umb mehrer Dauerhafftigkeit wil⸗ 
Aa dem 














194 RELATION 


es Curıosx 








len / unter dieſe Erde / die an ftatt des Kalcks ge⸗ 


braucht worden / klein⸗gehacktes Rieth / oder har 
tes Stroh / wovon man die groſſe geflochtenen 
Decken macht / gemiſchet. Ferner ſehet man 
bald hier / bald dort (er ſpricht von denRuderen 
dieſes Thurns) ſonderlich an denen Orthen die 


Die Urſache dieſes groſſen erbaueten Thurns. 


O Hnerachtet Mofes deutlich gnug anzeiger/ 
daß die Menſchen Kinder den Thurn bloß 
darumb erbauet / damit fie ihnen einen Nahmen 
machten/fo wollen es Doch die Gelehrten hiebey 
richt beivenden laffen. Georgius Hormius Hi- 
ftor. Philofoph. 1.2.c. 2. hält davor / Nimrod 
habe diefen Thurn erbauen laſſen / daß er / als 
ein geoffer Liebhaber der Aftvologie / auffdem: 
felben das Geſtirn und den Lauff des Himmels 
defto beffer betrachten möchte / und dag er die 
MenjchenKinder Dazu bewogen / durch den eine 
gen Rahmen / fo fie ihnen mittelft diefes Ge⸗ 
bänes erwecken wuͤrden. Kircherus dagegen 
beſtehet gar fteiff darauf + Nimrod habe den 
Durn darumb erbauet/ umbfich / famptden 
Seinigen / in einer beforglichen andern Sind: 
fluch darauf zu ſalviren; Bezieher fich deßfalls 
auf Joſephum / der eben diefer Mehnung iſt. 
Aber Gttes Verheiffung Efai. 54.9. hatte fie 
ja ſchon genugfam von diefer Furcht befrehet / 
und was hätte doch diefer Ziegel Thurn gegen 
die Gewalt des Waffers vermochte? Ich will i⸗ 
tzo nicht gedencken / daß Die getwaltige Laft dieſes 
erſchroͤcklichen Thurns / dafern er hätte nach ihr 
ren Willen ſollen ansgefuͤhret werden / vielmehr 
eine naturliche groſſe Fluth verurfachen als die 


Menfchen wider diefelbe ſchutzen koͤnnen Dann | 


durch diefe Laft würde die Erdfugel aus ihrem 
Centro verrucket ſeyn / und ſich alfodas Meer 
bon den Antipo febus oder gegen Füffern der 
Babplonier ab-und ſaͤmptlich nach der Gegend 
biefes groſſen Thurns gezogen/und Diefelbe weit 
und breit überfchwenmer haben / wie ſolches 
aus der Mathefi Elarlich erfcheiner, 


Noch ungereimbter ift die Meynung derer / 


welche es mit Abydeno ap Cyrillum adverf. 
Jeitinian, halten / nehmlich diefer Thurn waͤre 





















= u SE 
gleichfanvalsStügen ſeyn muͤſſen / viel von dee 
her Groͤſſe aber ſaͤrckere/ in Ofen gebrandte 
und mit gutem Kalck oder Hark gemanrete zig 
gelfteine/ wiewohl der rohen /und an der Sr 4 
nen gebdrreten auffer Zweifel vielmehr fi 
Run wollen wir auch Enrglich betrachten 


darumb erbauet / daß man daranff in den Hi 
mel fteigen möchte. Dann weilen Nimto 


> 


den Geinigen Feinesweges beyzumefjen. 3 
vorige Suͤndfluth war ihnen auch noch inf 
[hen Gedaͤchtnuͤß / von welcher fie wuſten 
Noah mit feinem Kaften zwar 15 Ellen 7 
vielmehr Ellenbogen’ über alle Berge erhob 
worden / aber dem Himmel deßwegen nichteines. 
Haares breit / daß man hätte mercken Für 
näher Eommenfey. So wird auch billig d 
Meynung derer vertvorffen / welche ftatuire 
der Thurn fey erbanerzumb ſich gegen das 
des Himmels daranff zu ſchuͤtzen dann dageg 
hätte diefes Gebäne gar wenig ansrichten Fon 
nen, Und wann man betrachtet / daß das Hartz ° 
womit der Thurn erbanet/eine leicht brennende 
Materie / fo fällt dieſe Mehnung von ſich felber 
hinweg. Bleibts demnach wohl bey dem / waß 
die HI. Schrifft meldet: Der Thurn ſey 
einem eytelge Ehrgeitz umb einen Nahmen 
durch zu erwerben’ auffgerichtet worden. $ 
wohl es ſegn kan dag Nimrod gleichwohl not 
ein ander Abſchen daben gehabt nehmlich feine 
Ateolvgifhe Rifenfhatten darauff zu ercee 
liten / oder in der Zeit Ber. Roth / dann er ton ei 
Tyrañ eine fichere Zuflucht mit ſeinen Getreuen 
darauff zn haben / oder vielmehr / umb feinen ie 
terthanen den Muͤßiggang / aus welchem viel 
Uhels eneftchet/hinweg zu nehmen und fieinber 
fändiger Arbeit vermafen gefchäfftig zu ; 
ten daß ne nicht Zeit hätten, auff eine Rebell 
oder dergleichen gedencken. Nungebübretn 


















zu beſchreiben 





a 


Rerarıowuss Cuxrıos&, 


195 


Die Beftalt und Höhe des Thurns. 


und alsdann noch mehr anderenuff einander 


2 der rechten Geflalt und Anordnung 
des Babyloniſchen Thurns Fan man ci: 
geutlich nichts melden/ angefehen weder die H. 
Schrifft noch ſonſten jemand davon infonder» 
heit etwas meldet: Ohne daß einige Araber 
vorgeben /er ſey von unten biß oben hinauf im: 
mer mehr und mehr zugefpiget worden’ gleich 
einem vegulirten Cono oder Kaͤgel. Hergegen 
unterſtehen fich andre / zu behaupten/ er fey vier: 
eckt im Fundament erbauet worden / und ſey ei: 
ne Seite g000 Schritte / oder zwey Teutſche 
Meilen lang geweſen. Aber diefes iſt und blei⸗ 
bet ungewiß. Kircherus hält davor er ſey im 
Fundament fehr dicke / und oben mehr und mehr 


zugefißet gewefen ; Man habe viel groſſe Umb⸗ 


gänge und Galerien umb ihn her. gezogen / da⸗ 
* den Laſt⸗Thieren die Materialien 
Habe hin 
glaublich / dag jehr viel Kammern und Woh⸗ 
nungen darauff eine über der andern / nach Ord⸗ 
nung der groffen Wendelfiraffenyoder ber Stie- 
gen’ erbauet worden damit die Leute daſelbſten 
wohnen / und ihre Arbeit abwarten möchten. 
Ohne Zweifel hat ihn wie vorhin ſchon gemel- 
det Nimrod alfo zugerichtet/ Daß er / ſampt ei⸗ 
nem groſſen Anhang in Zeit der Noth ſich gleich⸗ 
ſamb darauff verſchantzen / und wider die Macht 
feiner Feinde ſchůtzen mochte, 
Eben fo wenig ſiehet auch von der Hoͤhe des 
Thurns / damahlenz als er durch die Verwir; 
‚zung der Sprachen von den Bauleuthen ver; 
laſſen worden / etwas geundmäsfiges zu berich⸗ 
ten. Doc) will ic) den Bericht eglicher Ge 
lehrten deß falls nicht vurbep gehen. So mel⸗ 
det dann Herodotus lib, 1, da er handelt von 


dem Tempel Beliralfo : In der Mitte des Ten; 
pels war ein fefter Thurn auffgerichtet / der da 


‚ein Stadiunv oder 125 Schritt hoch und lang 
war / uher diefem ſtunde och ein andrer Thurn / 


bringen koͤnnen. So ſey auch 





bi man oben auff den achten ſolcher Thürnen 
einen grofien Tempel erblickte / der dem Belo 
(welchen man vor Nimrod hält) geheiligt war. 
Hierans iſt nun zu ſchlieſſen / daß dieſer gantze 
Thurn (wann nehmlich die übrigen 7 dem er⸗ 
fen an der Höhe gleich gewwefen) 8 Stadien’ » 
der eine Welfche Meile von 5000 Fuß / indie 
Höhe gereichethabe. Man hält aber ins ar: 
mein Davor / daß biefes der rechte Babyloniſche 
Thurn nicht geweſen / dann er war gang ausge⸗ 
bauef. Hieronymus in Es, Iıb. 5, leget dem 
Thurnzu Babeleine Höhe von 4000 Schrit⸗ 
ten / oder einer ganzen Teutſchen Meilezu. U 
do in feiner Chronic fpricht / er ſey [bon 5174 
Schritte hoc) geweſen / und fey in der Höhe 
mehr und mehr eingebogen / oder enger worden / 
umb die Laſt deſto beſſer zu tragen. Man muß 
aber lachen / wann mau lieſet / daß R. Benja: 
min / ein Jude geſchrieben der Thurn zu Babel 
ſey auffdem Fundament 260 Fuß breit / 900 
Fuß lang / und eine halbe Meile hoc) geweſen. 
Andere Juden thun das Maul noch weiter 
auff / indem fieder Höhe diefes Thurns 9 Teut⸗ 
ſche Meilen zulegen’ wie davon in ihrem ſo ges 
nandten Jalcut / welches Bochartus in feinem 
Phaleg, feu de Difperlione Gentium allegirt, 
zu lefen. Vermuthlich iſts daß die Menſchen 
Kinder den Thurn haben höher bauen wollen 
als alle Berge. Wann aber der höchfte Berg 
nach Plinii Meynung 4000 Gevmetrifcher 
Schritte / oder 20000 Fuß / hoch iſt / jo haben fie 
ihrem Thurn / wie Kircherus gleichfalls muth⸗ 
maſſet / eine ſolche Höhe geben wollen / welche 
ſich uber 4000 Schritte belauffe. Aber mas 
Fan man in einer folchen ungewiffen und uhrab 
ten Sachen vor eine Gewißheit fegen? Wir 
wollen vielmehr vornehmen; 


2 Die 
















v3 


196 Rerärronss Currıosa 


Die vernunfftmägfige Erklärung der Worte: Laſſet ung einen 
Thurn bauen, deffen Spige an den Himmel 

reiche. 
Es gebuͤhrt zwar einem jeden die H. Schrift 
‚des mahl alſo zu erpliciren 7 dag diejelbe 
nach dem ausdrücklichen Tert verſtanden wer; 
De/ es ſey dann / daß eine offenbahre figurirte us | 
der verblimefe Rede darin enthalten, wie in 
diefen Worten /wel he eine Hyberpoliſche / oder 
vergroͤſſende Arth/ reden darſtellen daß man 
Diefelbe nicht anders / s vor einen ſehr hohen 
Thurn auslegen Fon. Wie dann dergleichen 
Texte in der Bibelan mehren Orthen vorkom 
men / da fie dasjenige, was groß it, aleichfam 
nad dem Himmel ſchicket. Lind Fan einer/der 
Luſten hierzu haty nachſchlagen Deut, 30,12, 
Dent.1.28.9.1.Pfal.36,6, undrog, 6, datth. 
1.23, Luc 10. 13. Wo man dergleichen Erem⸗ 
pel finder. Dahero fpricht Cyrilius übr. 4. 
adverſ Julianum; dag die 6. Schrift vor das: 
jenigerfo da groß nder hoch ifks gemeiniglich den 
Simmelfege. Und daß nan dieſe Wortedem | 
Buchſtaben nad) nicht verfichen fol / Dekra fti- 
gen die bald Darauf folgende Wortes dn GHdr 
ſpricht: Sie werden nicht ablaffen von allen 


4 
* 
tel Punet der Erdẽ / oder vielmehr 43860 Ten 
fhe / oder 174440 MWelfcher Meilen von de 
auferfien Släche der Erden, und fo hoch hi 
der Thurn muffen erbanet werden. Ich 
weiter / (und zwar Welſche Meilen wonm IKT 
etwas genauer gehen Fan) der Durchfchnittide 
Erd Kugel hält 6872 Meilenfo wirb der Ui 
kreyß derjelben 21600 (bey nahe) halten. 
halbe Durchfchnitt ift 3436 Meilen. H 
plicire den UmbEreyß mit dem Durchſchnitt d er 
| Erden, fo erwächfet eine Zahl von 148456808 
gevierdte Meilen vor die gange äuferfte Fläd 
der Erd Kugel. Nimb nun den drikten Theil 
don diefer Zahl und multiplicire fie mit dem 
Diametro jo Fommen 3400155641 Cubifche 9; 
der gewuͤrfſfelte Meilen vor die ganfe Roliditet 
der Erd-Kugel, Wh. 
Ich babe aber Furk vorhin ſchon berichter 
tie etliche Araber behanpten, daß der $ 
wie eine Kugel befpiget/andere aber / daß er vi 
eckt geweſen / und eine 
gantze gevierdte Platz 
























—9— 













































dem / Daß fie vorgenommen haben. Welche begriffen habe, 
Worte swar von einem ſehr hoben / aber nicht Archimedes das 
von einen folcden Thurn zu verfiehen ſind der | ſich verhält 

biz anden Himmelreichet. Mir wollen aber | aleichwie 





diefe Sache durch die Mathefineriwag genauer 
unterſuchen / und feheny was vor ungereimbte 
Dinge daraus würden erfolge ſeyn / im Fall 
man den Thurn nur biß an den Circul / oder 
Himmel des Mondes / weicher der unterſte iſt / 


deſſen auch die Samarit aniſche Verſion inſon⸗ Lehre Arch 
derheit grdencket / auffgefl hret hätte, enfione) Mi 
So iEdann aus den beruͤhmeſten Aftrono⸗ ritten Theil der gantzen d 


mis beiandi/ daß der Mond, warn erammie | des Thurns / nehmlich mit 39557 / fo Ev 
drigſten / oder im Perigees / ſtehet / um v enigfien | 2977850 Welfche Eubifche Meilen heran 
52 Semidiamerros/ der fo viel Welt⸗Ruhten | die ganze Solidität oder Mauerwerk, 
deren eine 360 Teutſche Meilen hältı von dem Welſche Meile aber hält 5000 Geometriſche 
Centro der Erden entfernet if. Multiplieirt | Fuß oder 1000 folder Schritte, fo haltden 
mannımDiefebende Zahlen mit einander / fo | nach eine gevierdte Welſche Meile 2370000 
fommen 44720 Tentſche Meilen heraus vor gevierdte Fuß / und eine Eubifche Weifche 


Die Oiſtantz des unterſten Himmels vom Dit: le begreift 1237000 000 000 Cubiſche 






















—— — 
Nun ſetze ich, eine jede Ziegel zu diefen Thurn 
fen eines Geometriſchen Fuſſes lang geweſen / 
und 6 derſelben hätten einen Cubiſchen guß aus⸗ 
gemachet / wann man demnach dieſe 6 multipli⸗ 
eirt mit 125 000 000 ooo Cubiſche Fuͤſſen / als 
der Solidität einer einigen Cubiſchen Meile/ 
fo kommen 750 000 000 000 Ziegeln heraus.. 
Diefe Zahl endlich multiplicire mit 2977859%/ 





197 


2500 00 


nem ſolchen Thurn haben müffen. Hievon Ein 
te man etwa den fanfenden Theil vor Die Hoh⸗ 


Die groſſe Abſurditaͤt / welche daraus haͤtte gefolget wann man den 
Thurn in feiner Proportion hätte ausführen wollen. 


ps der Thurn nad) feiner Höhe eine en 
buhrliche Dicke hätte haden follen / fo hab 
te er nothwendig mit feinem Fundament zum 
wenigſten den dritten Theil der oberſten Helff⸗ 
te von der Erd⸗Kugel einehmen und bedecken 
muͤſſen / worqus dann folget / daß er nach den Re⸗ 
guln der Bau⸗Kunſt / alſo wäre gu ſtehen kom⸗ 
men / wann man nehmlich die runde Mauer in 
einer perpendicular £inie bij an die Spitze haͤt⸗ 
teauffführen wollen’ dann aus dem Centro C/ 


wie beyſtehende Figur ausweilet / Lauffen die 
Linien AD und BE Peıpendicularirer in die 


| Höhe, Hieraus fiehet many was vor eine er⸗ 


fhröckliche Weite der Thurn in der oberften 
Spitze bey DE Fiwann er nur 2 oder 3 Welt 
Kuthen hoch geweſen wurde gehabt, welche ei⸗ 


| nen folchen Umbfang wurden bekomen haben 


dag man 4 ganze Erbkngeln anff einmahl haͤt⸗ 
te hinein ſencken koͤnnen. 





Hätte 


Ya7 






199 Rezartrıoyues Curıosk. 
Hätte man aber nach anderer Seribenten 
Meynung den Kaͤgel weiß zugejpigten Thurn 
in die Höhe biß an den Creyß des Monds bauen 
wollen / fo wäre daraus eine Geſtalt worden/ 
wie heyſtehende Figur zeiget/ an welcher zur 
Seiten die Höhe des Thurns nach) den Zahlen - 
der halben Durchfchnitte der Erden zu feben/ 
uud iſt leichtlich zu fchlieffen , daß 6 gange Erd» 
Kugeln Faum gnung Materialien darzu hätten 
geben koͤnnen / man möchte ihn gleich nad) derı 
oder 2Figur erbauet haben, Ja was noch mehr 
iſt / nach der 2 Figur häkte fich Die Erd- Kugel 
aus dem allgemeinen Centro verrůcken / und von 
der groſſen Laſt des Gebaues meit hinweg muͤſ⸗ 
fen drůcken laſſen/ daß man das Centrum ohn⸗ 
gefehr bey lic. G würde gefunden haben / und fol 
chergeſtalt haͤtte man von neuem noch uͤber 12 
Semidiametrös Terrz, welche 10320 Teutſche 
Meilen ausmachen / hiß an den Mond zu bauen 
gehabt / durch welchen Anbau die Laſt alsdanu 
abermahl ergroͤſſert/ und die Erdkugel noch wei: 
fer von ihrem Centro waͤre abgetrieben wor | 
den daß man auffdiefen Fall auch die Hoͤhe des 
Thurns immerdar hätt ergröffern muͤſen Jch 
will aber noch mehr ungereimbte Saden-»ie : 
ſes Wercks anführen: Nehmlich / waun ſchon 
4000000 + oder vier Millionen Menſchen 
3426 Jahr an diefem Bau gearbeitet und den 
Thurn alleWochen 1000Geometriſche Schrit⸗ 
fe oder 5000 Fuß erhoͤhet Yo hätten fie das 
Werk in befagter Zeit dennoch ſchwerlich voll: 
siehen Fonnen. War der gange Erdboden noch 
5 mahl ſo groß 7 mann dag groſſe Welt⸗ Meer 
und alleglüffe an ſtatt des Waſſers lauter Pech/ 
wann die Erde lauter Thon geweſen / waun auch 
alles Gehoͤltz in der ganzen Welt zuſammmen 
gebracht wäre, fo hätte man doch einen ſolchen 
Thurn darang nicht aufbauen mögen / der nur 
biß anden unterfien Himmel / nder an des Mon; 
des Eirculfolte gereichet haben, ie weit iſt 
aber ſolcher noch yon den höhern Himmels: 
Erenfen ? 



























































a on dei Ban den Mond reicher, 
in feiner Proportion mit der Erd Kugel. 





Die Geſtalt eines Thurns/ fo von der Erden bi 


oO 
Fi 








Thurn gang auffiteigen koͤnnen / ja die meiſten 


- hafften Erzehlungen auffgezogen Fommen Ju⸗ 


Aber man iſt heute zu Tage beffer hinter die 
Warheit fommeh : Sintemahl fich unterfchiede | 
liche veifende Leute gefunden, welche dieſe Ru⸗ 


ReELATIONES 


Curıes&. 198 


Die Rudera, oder überbliebene Steinhauffen des Babylonifhen 


Thurns / mihrem 


BT" haben die Materie diefes Thurns / mei ⸗ 
Jem Beduncken nach Stücf vor Stuͤck 
betrachiet / daß ich itzo billich zu den Steinhauf⸗ 
fen deſſelben ſchreite / wann ic) zuvor bey die Ab⸗ 
furditäten des Himmel hohen Thurus werde 
gefüget haben / daß ein Reuther mit dem beiten 
Babploniichen Prerde / ohnerachtet er taͤglich 
Welfſche oder 7 und eine halbe Teutſche Mei⸗ 
/die Windel-Stiege hinauff hinter ſich gelegt / 
in g00 Jahren nicht hätte bi an die Spitze des 
Thurnd gelangen konnen / wie viel Pferde Hätte 
er dann infolcher Zeit zu Tode geritten? Nim⸗ 
rod hätte aljo gleichfalls nimmermehr den 


Arbeiter daran hätten muſſen in der Höhe er: 
jeuget werden’ welche ihr Lebenlang nicht auf 
den Erdboden kommen waͤren / und was derglei⸗ 
chen Abſurdisſima mehr find. Nunmehr eyle 
ich zu den Ruderibus des groſſen Thurns / da⸗ 
von man eine geraume Zeit her mit vielen fabel⸗ 


dem etliche der Neynung geweſen / kein Meuſch 
kfoͤnte / aus einem befondern Wander GOttes / 
dahin gelangen’ wo dieſe Rudera liegen. An⸗ 
dre haben umbſtaͤndlich berichtet / daß man nur 
biß auff eine halbe Meile / aber wicht näher hin⸗ 
Sur gelangen konne 7 wegen der Menge gifftiger 
Drachen und grimmiger Löwen und Tyger⸗ 
Thieren / ſo allda in den Mauerſtuͤcken ſchuleten. 


dera Perſoͤhnlich in Augenſchein genommen 
diefelbe gar genau erforſchet und vom gröften | 
bit zum Eleineften beichrieben haben. Aus der | 
geoien Anzahl ſolcher curieufen Seribenten 

an uns der hoch edle peter della Valle desfalls 
das befte Contentement gebenz welcher fich in 
Benı7 Brieffdes erften Theils feiner Reiſebe⸗ 


ſchreibung alfo vernchmen läffet: Am 23 No: | 


vember (Ann 2616) etwa eine Stunde vor 
Mittag / langeten wir bey dem Steinhauffen 
Babelan. Ich gieng umb dieſes eingefallene 








heutigen Wefen. 

Gemaͤuer auff allenSeiten ring® heramb: Ich 
ftiege oben hinauff / begabe mich inwendig hin⸗ 
ein / und beſahe alles auffs genaueſte. 

Mitten in einer groſen ebenen / etwa eine 
halbe Meile vom Eufrat / welcher mitten durch 
diefen Orth gegenMiedergang flieſet / gelegenen 
Heyde ſiehet man noch auff den heutigen Tag 
einen groſſen Klumpen eines verwuſteten Ge⸗ 
haͤues / alles auff einem Hauffen uber einander 
liegen / welches einen hohen Berg von unter: 
ſchiedlichen BauMaterialien machet / entwe⸗ 
der / well daſſelbe / wie ich Davor halte / davon er⸗ 
bauer worden / oder / weil dieſe Dinge alle mit 
einander über einen Klumpen zuſammen gefal⸗ 
len / und nach und nach zum groſſen Berge wor: 
den: Wonon man aber gt dag geringfte 
zen mehr findet / arauff man fuſſen 

nie, 

Diefer Klumpe oder Berg / iſt viereckt von 
&eftalt ; eben wie ein Thurn oder Pyramide / 
mit vier Seiten’ fo mit denen vier Theilen der 
Melt uberein kommen: Wo mir aber vecht iſt / 
und wann folches von dem eingefallenen Ge 
mäuerzwieleichtlich geſchehen konnen / veruhr⸗ 
ſachet worden / jo feheinet er vom Norden nad) 
Süden längeryals vonDften nach dem Weiten, 
Er hat in feinem Umbkreyß / wie ich ihn unge 
fehr gemeſſen /1134 meinerSchritte / welche mei⸗ 
nen Beduncken nach / eine viertel Meile mas 
en: Und dieſes muß allem Anfehen nach / der⸗ 
jenige Thurn ſeh / deſſen in H. Schrifft Gen. 10. 
und ız,. gedacht wird / die ihn den Thurn Nim⸗ 
zode oder Babel nennet welchen Nahmen auch 
diefer Orth noch auff den heutigen Tag behält. 

SHierben ift zu mercken / daß von dem Fuß dies 
feg Berges any nnd weiter anfjer Diefem groſſen 
Stenhauffen / nicht das geringſte Wahr geichen 
irgends wo zu finden Daran man erkennen kön: 
te daß eine fo groſſe Stadt dafelbit geſtanden; 
Indem man nur an etlichen Orthen zo oder do 
Schritte von einander etliche Grundpeften um 
ter der Erden von zerfallenem Gemäuer ſiehet: 
Im uͤhrigen iſt der Baden da hrrumb san e⸗ 

en / 











200 Rrratrıownss Carıesza, — 





9 
Su 





ben ſo daß es faſt unmüglich ſcheinet / daß je 
mahls ein merckwuͤrdiges Gebaͤu daſelbſ ge; 
ſtauden. Dann man fiudet nach fo groſſer Ber: 
wuͤſtunge / alles jo flach und eben / daß man 
ſchwerlich folte glauben fönnen / daß man die 
groſſe und prächtige Stadt dahin zu bauen’ je 
mahlen Willers gewefen. Hergegen ift die Laͤn⸗ 
ge der Zeit / welche groffe Dinge zu nichte ma: 
chen Fan / hierben su bedenden / Dann es find 
ſchon über 4000 Jahr verlaufen + daß dieſe 
Stadt ifterbauet wordenralfo/ daß mich Wun⸗ 
der nimmet / daß noch alles wenige / fo ich geſe⸗ 
hen davon überblieben iſt. 

Diefer Berg aber / den ich befehen / und der 
in lauter Steinhauffen beſtehet / iſt nicht überall 
gleicher Hoͤhe / ſondern hier hoͤher als dorten / 
nichts deſto weniger iſt der hoͤchſte Pallaſt zu 
Neapolis dem niedrigſten Orth nicht zu verglei 
hen: So iſt auch ſeine Stelle ungleich / wie alle 
zerfallene Gebaͤuen zu ſeyn pflegen / dann an ei⸗ 
nem Orth iſt fie hoch /am andern niedrig: Hier 
rauch und gähe / dort eben / alſo / daß man leicht 

inauff ſteigen kan: Anderswo hat es gleich 
amb Brüche fo ſich von dem herabſchieſſenden 
ger Waffer gemacht: Es ift ein recht ver- 
wirreter Berg. Man fichet auch nicht Die ges 
tingften Warzerchen einer Treppen / oder Thuͤ⸗ 


ren woraus zu ſchlieſſen / daß die Treppeauss | 


Der ſetzam gebildete Schwamm. — 


O Fftmahlen ſehen wir etwas vor ein gerin⸗ 
ges Ding an / Da man doch an demſelben / 
wann man es genau betrachtet / etwas beſou⸗ 
ders finden würde sein Schwamm iſt bey jeder: 
man ein verachtlih Ding / und weiler weder 
Wurtzel / noch Saamen Blumen’ Blätter oder 


Fruͤchte bringet / fo fagen Die Phyſtei / daß man 
Ihn rechnen müffe / unter den erften Grad der | 


unvollkommenen Gewäcfen. 

Ich will von dem Schwamme gleichwohl 
noch etwas notables erzehlen aus D, Georg Se- 
gers Obferv. 55. Ann. 2, Curiof, Mifcell, Ger- 
man, Diefer gelehrte Medicus ſchreibet / und 
ſchicket zugleich beyfommende Geftalt eines 
wunderſeltzamen Schwammes / weicher aueh 


| fie zugleich Anfangs mit dieſem Gehaͤu / ode 


| welchedrittehalb Teurfi 






























— —— ——0 
wendig muͤſſe geſtanden haben / und alsdag 
ſchwacheſte <heilam allererſten zerfallen dag 
tzo nicht daß allergeringſte mehr davon übrig if, 

Wann man von innen oben hinauf ſteiget 
findet man ohne etliche Höhlen / die aber Derges 
ftalt verwürtet,dag man nicht erfennen Fanun@ 
fie geweſen ſind / und ſtehen etliche in Zweiffel/ 


Lange Zeit hernach von den Bauersleuten / um 
ſich darinn zu bergen / ind gemacht worden. 
Mit dieſer Beſchreibuug kompt dasjenige 
ſehr überein / was der Jude Benjamin, Czfae 
Friederich, Rafph Fitch, John Eldret, Boulaye 
le Gouz und andere von diefer Materie [hrifft 
lich) hinterlaſſen haben / welche auch einhellig be 
richten / daß dieſer Steinhauffennach dem W 
ſten von der heutigen beruhmten Stadt Rage 
dat / nur 7 oder g Engliſche / oder zo Welſcheẽ/ 
Meilen — n 
Rabe bey dem Euphrat in einer groſſen Ebene 
anzutreffen feyn. Ich hätte wohl noch einige 
ſchone Obfervationes uber diefen Thurn / aber 
ich beforge / der günftige Leſer habe ſchon einen 
Verdruß / deſſen unangenehme Rudern länger 
subefichtigen / damnenhero ich denfelben auß 
dem wilden Chaldeifchen Gebiethe einmahl 
wieder heraus / und in die Chriftenheit fuhren: 
will / woſeloſt ihn auch vergnugen wird J 


die Ober⸗Leiber von ſieben Menſchen gleich 
lebhafft darſtellet. 

Merckwuͤrdig iſts auch / was Porta], 1 
ze fuz.c. 70. ſchleibet / dag bey den Neapplitas 
nern [eh ein Schwamm 7 den fie Gallira 
nennen/befinder welcher iberaus groß waͤch 
dag ihn ein Menſch kaum umbälafftern Fön 
und daunenhero offtermahliiber 60 vs am 

ewicht 








Sigentliche Neftalt eines bey Kuͤrnberg Anno 


1661 gefundenen ſeltzaymen Schwammes. ag. 200 AN 





— — 





D 
ES 





F 


a er 2 ee 225 














= 3 IL % 


be Te he En; 


— — EN | j 











Num, 26. 


Gewicht haͤlt / er ift weiß / und kan ſich ein gantzes 


Haußgeſinde daran ſatt eſſen. Ferrantes Im- 
erarusin Hiftor, Natural, bekennet / daß er ei 
enSchwamm / welcher über zooPfund ſchwer / 


gejehen. En 
So ſoll auch / welches noch mehr iſt bey Lewa 


an denen Ungarifchen Graͤntzen bey Croatien/ 


‚eine gewiſſe Arth Schwaͤmme umb Michaelis: 
Tag an den Eych⸗Stammen gefunden werden / 
welche ſo groß daß von einem einigen ein guter 
Laft Wagen Fan beladen und gefullet werden. 
Die Ungarn nennen ihn Bokros Comba „ Die 
Teutſchen aber Scherbeling. 


D. Sarslus Rayger hat ohnweit Preiburg | 


in Ungarn vor etwan acht Jahren eine Arth 
Schwänme in geoferAbundang auff dem Fel⸗ 
de angeltroffen / deren einjeder auff 4 Stan 

men ruhete / und obeweinen Tuͤrcken Kopff mit 
einem Tulipant gar eigentlich darfiellete. Am 
alterfelgamften war es noch / daß dieſe Schwaͤm⸗ 


meim Fruͤhling herfür kahmen / da man ſonſten 


die gemeine Schwaͤmme gemeiniglich erſt ger 
genden Herbjt herfur kommen ſichet. Aber 
ver wolle alle jelgam gebildete Schwaͤmme ⸗ 
fie fie von curieufen Seribenten obfervirt wor; 
dewerzehlen innen ? Diefes jtehet zu verwun⸗ 
dern daß (ohnerachtet auch die fonft zum Spei⸗ 


fen tuchtig befundene Shwämme/ deren Elw | 
ſius Bauh inus und andere/ viele Sorten erzeh⸗ 


len / memahlen ſo geſund und gut befunden wor⸗ 
den / daß ſie dem menſchlichen Torper nicht in et⸗ 
was ſchaden ſollten dennoch) am Seeſtrande 
in China ein beſonderer Schwamm gefunden 
wird / welchen die Einwohner ſelbigen Landes 
Tyger⸗Milch nenuen / weil fie glauben / daß er 
aus der auff die Erde gefallenen Milch der grau⸗ 
ſamlichen Tyger Thiere erwachſe. Dirſer 
Schwamm iſt das beſte anditorum wider das 
ſtaͤrckeſte Gifft. 








Rerarıones Curıos® 201 


So hat man auch Auns 1658 zu Biſchen 
zum Hohenftenmahe bey Straßburg’ inwendig 
in einem aufigefpaltenen Eychbaum / ein 
Schwamm Gewaͤchſe gefunden / welches einem 
bereiteten und aufſgeſpanneten Hirſch-Felle 
gleichete / ſo groß / daß man ein gantzes Collet 
oder Koͤlder daraus hatte verfertigen mögen, 
Weil man auch an dieſem Schwamm die Tu⸗ 
gend befunden / daß er das trie fende Blut aus 
der Nafen allſobald ſtillete / fo iſt er in viel Thei- 
le zerſchnitten / und an manchen curieufen Eich; 
haber verfchicket worden / wie dann Jacöbus 
Breynius / beruhmter Phyſicus / auch ein Stůck⸗ 
lein davon befommen und dieſe Beſchreibunge 
in die Curiof, Mifcell, Germ, Ann, 4. & 5, hat 
eintragen laffen, 


Kircherus in feinem Mundo fubterran, 
Tom, 2,1. ıı, Se, 4.c. 7. bemühet fich den 
Urjprung der Schwaͤmme / ſo aus der Erdew 
Banmen/ und Steinen erwachfen / zu.gebeiv 
wann er ſpricht: Daß fie entfichen aus den Aus⸗ 
fluͤſen der Samens Krafft von allerhand erſtor⸗ 
benen Gewaͤchſen over Thieren / und ſey Die 
Samens Krafft (virtusfeminalis) vielmehr ih⸗ 
re Ausfluſſe nichts anders / als kleine Theilchen 
von dem Samen (corpuſcala Spermatica ) 
welche fich in die a der Felfen oder Bäumen 
hinein ſencken / woſelbſt fie von der Feuchtigkeit 
des Thaues / Nebels und Regens angenetzet / und 
von der umbgebenden Hitze erwecket werden / 
weil fie aber wegen der allzuſchwachen Samens 
Kaffe Feine Gewaͤchſe oder Thiere hervor brin⸗ 
gen mögen, ſo zeugen fie wenigftens Schwaͤm⸗ 
me / als das unvolllommenfie und gerihgfte uns 
ter allen wachſenden Geſchoͤpffen / damit fie nicht 


vor muͤsſig angefehen werden / als Die da gar 


nichts hervor gebracht hätten. 


Das fonderlich geahrtete Braftlien. 


EN dem Suͤdlichen Theil America oder der 


neuen Welt / welches auch wohl Weit | 


dien genennet wird, Liegt ein groffer Strich Lan⸗ 

des 7 der den Rahmen von Brafilien fuhret. 

Dies — hat vor allen andern Laͤndern der 
em,i, 


ganzen Welt eine fonderbahre Eigenſchafft / ß 
wohl an Gemächfen als Menſchen. Ich habe 
ſchon an einem andern Orthe gemeldet von ſei⸗ 
nen Baͤumen / deren etliche über 430 Fuß hoch / 
und fo dick / daß einige von zz oder 16 Männern 

3b 4 wicht 











— — 
— — 





















202 Rrıarionss Curıose 


he / und werden doch ſpaͤth alt: Tangfam en 
den fie von einer Rranckheit befallen und 
| Shen ein hohes Alter: daß macht / ſie leben am 
ſelig / und bey geringen Speifen/befimmernfig 
umb nichts/fondern find immer vergnüget. SI 
ve Raht:Ruhe nehmen fie in Hange Matten 
ſo etwa 2 oder z Ellen hoch an zween Pfeile 
oder Bäumen mit Striefen befeftiget find 7% 
beyden Seiten machen fie Feuer, ivelches fe 
brennet / des Tages zwar zum Kochendes Pag 
‚tes aber wider die Kaͤlte (welche allda / inde 
die Nächte fat alle ır oder 12 Stunden IA 
ſind / gar ſtarck iſt) theils auch die wilde grimm 
Thiere abzuhalten. Im uͤbrigen findet mag 
auch ſonſten noch etliche Länder/ die vor anden 
etwas befonders an fich haben: Und fehreibi 
D. Jacob, Wepfer Curiof. Mifcell, Germat 
ann. 2, obferv. 39. dag man zu Schaffhaufe 
in der Schweiß, von dem Podagra / Stein 
hefftigen Convulfionibus nichts twiffe. 
ber fenne ein Städtlein in Ober⸗Heſſen 


nicht mögen umbklafftert / auch aus einem eingi; 
gen Stamm Fan eine Schuyte gemachet wer: 
den / welche anderthalb zoo Menſchen zu tra: 
gen vermag. 

Altda find viel wohlriechende Bäume / aus 
welchen entweder ein koͤſtliches Hark flieſſet / 
oder herrliches Farben-Holg Fommetdarunter 
Sbirapitange oder der Brafilien Baum von 
deſſen Holg niemand mit gröfferm Verdruß re: 
den Fan / als die muthwuͤligen Einwohner der 
zuhtand Werck Häufer in groffen Städten. 

Diefes iſt aber vor allen andern merckwuͤr⸗ 
dig / daß in Brafilien die Bänme nicht mit ein 
ander grünen / noch zugleich ihr grünes Kleid 
ablegen / ſondern indent der eineBaum voll fchd- 
ner Blätter ſtehet / fiehet man feinen Nachbah⸗ 
ren gang nackt und Fahl neben ihm und indem 
en diefem das Laub zu dürren beginnet fo ſchlaͤ⸗ 
get es an jenem Baum erft herfür: Die Euro: 
peijchen Pflantzen und Kräuter’ welche weiche 
Wurtzeln haben / befommen in Brafilien eine 
Holtzhafftige / welches der befonderen Eigen 
ſchafft des Landes zuzufchreiben. Was auff 
dem flachen Felde ftehet / waͤchſet offt kaum zu 
einen Sträuchlein da doch eben daflelbige Ge 
waͤchſe / fo unter einen Baum din 8 Zehen 


































ſo wird ihm der Stein zerbrechen und abgehen 
Gleich wie aber jenes dem gefimden rocken 
Schweitzer⸗Wein/ alfo muß diefes billig 


mahl dicker und höher aufffchieflen. Die Tuͤr⸗ 
Eif. Bohnen wachſen dafelbft über die Gipffeln 
der höchften Banme / und infonderheit fichet 
auch anzumercken/ Daß diefes Land / fo vielman 
weiß / niemahlen von einem eingigen Erdbeben 
heimgefuchet worden woraus zu ſchlieſſen / daß 
es feine brennende Berge habe / und dannenhe: 
ro die Erde mit wenig Metall ſchwanger gehen | 


kan. 

Das allernachdencklichſte wird von den Leu⸗ 
ten oder Einwohnern felber gefaget / nehmlich | 
daß man unter ihnen niemahlen einen ſchielen⸗ 
den / ͤberſichtigen lahmen / bucklichten vder fun: 
ſten gebrechlichen Menſchen gefunden / ohner | Raufchenberger Bier / wegen feiner befonde 
achtet ihre Kinder ihr Lebtage nicht gewickelt | guten Wuͤrckung / gemeiniglich bey Ihrer⸗ 
ſondern alſobald nach der Gebuhrt in Faltem | Zafelzugenieffen pflegen. 

Waſſer gebabet werden. Alle Männer aler Etwa zwo Meilen von Wien in dem O ft 
hen einanderrimgleichen auch die Frauen / galſo | reichifhen Gebürge find die dafelbft befindik 
dag man fie alle vor Brüder und Schweftern. Leute ja gar das Vieh / mit ungemeinen Wu 
halten fönnte, Sie wachſen bald in die Ho und Blehungen / welches fie den Rauſch / 











RELATIONES Curros& 203 





tein aber Affeftum Strepitofums nennen / gepla⸗ ſonderliche Kranckheit in Engelland grasfiret/ 
et / ſd es ohne Zweiſſel von der Beſchaffen⸗ | welche allemahl viel Leute hinraffet: Die 
heit der Erden oder des Waſſers an gemeldtem Schwindſucht meyne ich welche nirgendswo 
Drthe herruhret. D. Paul,.deScorbait, Cur, ſo viel Schaden thut / als in Engelland. Gabriel 
Mifc. Germ, ann, Obfery, 271. Hardugus de Sf. Jacques meynet / daß folches 


daher eutſpringe / weil ſelbige Nation vor dem 

So meldet hergegen D. Juſtus Cortnum Aderlaſſen einen Abfcheu habe, 6. H. velſch 
Profeſſor zu Sora in Dännemarf/ ibro cit. Mictomimem. Cent II. 
ann, 4. obſerv. 140. aus Bartholino Gent, 3, 
epit, med, go. daß Die Inſul Ißland alle 20 Schottland hat vor andern Ländern dieſes / 
Jahr einmahl von den Mafern angefochten | als etwas beſonders daß die Weiber gemeinig: 
erde. Und ich glaube / es ſey den meiften bes | Lich Zwillinge / zuweilen mehr Kınder / felten a⸗ 
kondt daß die Peſt alle 3 Jahr in Eghpten kom⸗ | bermur eines zur Welt tragen. Joh.Sigism. 
me. WerauhD. Gareutiers Buch ſo erFla- Elsholtz Guriof, Mifcell, Germ, ann, 6, ob- 
gellum Anglie, Engellands Geiffel nennet/ges \oferv' 196. &198. 


lejen dem wird nicht unbewuft ſeyn / daß eine 


Die Bereitung des Sympathiſchen Bulvers. 

By habe fhon einmahl die jelgahme Kür: | manfolches indie Sonne auszubrennen/ und 

Eung des Spmpathifchen Pulvers ange; läfjet eg iz oder 18 Tage alſo ſtehen / biß es durch 
führet / tego will ich mic) von meinem damahr | Die Kraft der Sonnen zu einer feinen weiflen 
len gethanen Berfprechen loß machen / und dem Farbe Fommeny oder verkalchet iſt doc) muß 
curieufen Leſer ans dem Grafen Digby darftel- | man es infeine vegenhafftige oder dampffichte 
Ten mag diefes Pulver eigentlich ſey und dann | Lufft kommen laffen. 
welcher geftalt es wuͤrcke. So beſtehet daſſelbe Wann nun dieſes Pulver durch die Hitze der 
denn nad) der Beſchaffenheit der Wunden ent⸗ Sonnen und gute Obacht gedachter maſſen zu, 
weder. aus einer einfachen oder aus zwo Sub: | bereitet worden / fo maß man es alfobald an ei⸗ 


ſtantzien: Eine einfache wird erfodert wann | mem truckenen temperirten Orth verwahren / 


man bey einer Vermundung Fein Dein serbros | folte es aber durch einen Zufalt etwas naß wer⸗ 
Zu oder font Feine Schmetterung geſchehen. | Bew fo Ban man es durch eine gelinde Hitze wies 

Das zufammen geſetzete Pulver aber braucht | der in feinen vorigen Stand und Krafft ſetzen / 
man bey gebrochenen Beinen ober zerfehmet: | fomanes gebrauchen will. 


 terten Schäden. Die einfa e Stöffe iſt Roͤ⸗ Das zufammen geſetzete Pulver beſtehet aus 


miſch Vitriol / nemlich der grünefte und reine: obgefegten einfachen und aus Gummi Traga⸗ 
fer —— Krafft in folgender Zuberei- | cant Davon man ohne fernere Zubereitung ſo 


tung befiehet: Man ellet gemeldtes Pulver | vielalsdes Vitriols nimmet / und unter einan⸗ 


im Anfang des Auguſti in das reiueſte Waſſer der menget. Einige thun wohl zur Verftärs 
zu diſſolſren 7 und sermiftelit eines glatten | ckung der Kraft Arabijh Gummi / Sarcocolla 
Papiers zu überziehen/ dargu fäffet mandie: | und andern Medieiniſchen Gummi darzu / aber 
jes Waſſer mach Anweifung derProtechniſchen | die gantze Krafft und Wuͤrckung beſtehet doch 
Kunſt ausdämpffen / wann man nun hier aber» | eigentlich in dem Vitriol. So viel von der der 
mahlen ein dickes Pulver bekommen jo ſtellet veitung: Folget nun 


8b2 Der 























204 ReLratıones Curıosm 


Der Gebrauch diefes Pulvers. 


DEN die frifche Wunde aus welcher noch et 

was Blut rinnet / wird geſtecket oder auge: 
halten ein reines Leinwath / oder anderes ſaube⸗ 
res Stoff / Damit ſich etwas Blut hinein ziehe, 
wann man daſſelbe geblutete Laͤpplein mit vor⸗ 


beſchriebenem Pulver heſtreuet fo wird es in 


ein ander Leinwath auffgewunden / und alſo an 
einem tempertvien Dreh / da es weder zu kalt 
noch zu warm iſt / bewahret / und zwar fo nahe 
bey / oder fo ferne von dem Patiem en / als es ei; 
nem belieben mag : Solte aber die Wunde 
ſchon veraltert und heeytert ſeyn / fo muß many 
mittelſt gedachten Laͤppleins / an ſtatt des Blu⸗ 
tes / den Eyter aufffangen / und felbigen bewah⸗ 
ren / wie gemeldet: doch muß man hierauff die 


Hunde mit laulicht warmer Wein ſaubern/ 


und Mit veinen Leinwath bewinden / folches 


auch täglich ein oder etliche mahl wiederholen, 


nachdem die Materie häufig aufflieffer. 

Hier follvor allen Dingen angemerefet wer⸗ 
den / erfilich / daß alle folche befudelten Lappen 
und Bänder in einer temperirten / oder wiſchen 


Kälte und Wärme gemäsfigten Eufftiverwahr: | 


Lich beycelegt werden muͤſſen: Zum2muf ob: 
ferviret werden / die Beftrenung des Pulvers 
und Wafhung der Wunden mit dem Mein 
welche nur einmahl / nemlich bey der erften An⸗ 
haltung’ von noͤthen iſt. Zum dritten fo fern 
die Wunde tieff ift / muß das Leinwath auch 
tieff hinein geſtecket / wo jene aber nicht tieff/ 


Die wunderwürdige Wenhnacht-Früchte, E 


Ch erinnere mich / daß in der 9 Relation ei⸗ 

nes Apffelbaunis in derGrafſchafft Catzen⸗ 
elenbogen am Rhein gedacht worden / welcher 
mir Anlaß giebet / von dieſer Materie umb: 
ſtaͤndlich zu reden. 

Es iſt dann fonften einem jeden bekannt / daß 
zu Zeiligung der Früchte eine gemäsfigte Hitze 
erfodert werde / und daß dannenhero in dem 
Winter felten was grünes’ oder frifche Baͤum⸗ 
und andere Früchte zu erlangen / zumahl in un: 


ferer Gegend/ da ein viel Fälteres Clima iſt als | 


bey denen / Die da der Linien näher twohnen,. 


| die Wunde angangen / oder entzündet ift, 





| vor zurechte helfen’ und fo dann gemeld 


ſchet / auff vorbefchriebene Weife vor die Hand 





ten in der Nacht vor dem Weihnahten 


| braham Sauer in feinem kleinen Stadt-Bud) 






























darff diefes nur daran gehalten werden 7 um 
das Blut oder die Materie auffsufangen: 
vierten ſtehet zu mercken / daß diefes obbefchri 
bene Pulver Fräfftig ift/ alle Wunden zu beiler 
Zum fuͤnfften / daß das befudelte Läpplein inet 
kaltes Waſſer geduncket werden muß / im 


Solte aber in der Wunde gebrochene 
ne oder Knochen / oder andere Quetſuren 
Splitterungen ſeyn / fo muß man denſelben 


Pulver mit etwas Gummi Tragacant verm 


nehmen. So weit redet unfer Autor / aber e 
ſcheinet / daß noch mehr Dinge / oder zum we⸗ 
Cur erfodert werden / dafern fie anders gli 
fol, und. wollen einiges daß jo wohl der Pa 
als der Medieus / Zeit: währender Cur / eine 
fonderbahren veinen Lebens ſich be eisſigen / 
und in feine Unreinigkeit verfallen muſſen. 


Weil aber dieſe gantze Cur Sympathiſch 
ſo wollen wir Dan Ahlen Leſer mit ehiſten 
die Sympathie und Antipathie in natürlichen 
Dingen erflähren / und in verfchiedenen Erem⸗ 
peln vor Augen ftellen. Im uͤbrigen foll auch 
nicht vergeffen werden / ein und ander Judiei 
unterfchiedlicher hoher Perfohnen über die 
Spmpathifche Pulver anzuführen.. ü 


Gleichwohl Fan man ohne groffe Verwunde 
rung nicht anfehen/ Diejenigen Baͤume / wel 
nicht nur im harten Winter/ fondern geht 


zwiſchen dem 24 und 25 Decembr. Alte 
lenders / in einem Augenblick ihre Früchte 
für bringen: 

Solchem nach bekräfftiget es nicht alfet 


fondern auc) Zeiler. Itiner, Germ. partıl,.c,.a2, 
und andere/ daß bey dem Cagenelenboaifchen 


0 


Dorffe Dredren oder Tybur / ein Apffelbaum 
ſtehet / 





* 
ml 


Reıarıonss Curıos&, 





ſtehet RL 
Fahr eine gewiſſe Arth gar Eleiner Aepfſelgen / 


fo groß als eine Erbe pad fie inder Groͤſſe ei⸗ 
ner Bohnen / fo prognoſticirt man ein frucht⸗ 
bahr Jahr daraus) Bringet/ welche man Jhr. 
ochſi. Durchl. dem Herrn Landgrafen von 
heffen Darmſtadt zu überjenden pfleget / der 
ſoͤlche als ein rares Preſent an hochgeachtete 
Perſohnen austheilet. 

Im Sommer traͤget dieſer Baum auff die 
Zeit; wann andere Baume ſeines Geſchlechts 
ihre Früchte bringen / nichts / als herbe wilde 
Hol Alepffel/ wiewohl in ihrer vollkommenen 
Groſſe Geſchmack und Geſtalt. 

Richt ungleich it dieſem / was Joh.O'orinus 


Centur, Arbor, iracc. I, p. 2. aus Strige | 


Srämkifhen Sti € Würgdurg/ ſpricht er find 
ſween B umerwelche in der Weihna ten-Zeit 
natürliche Aepffel tragen / in ber Gröffe einer 
Welchen Nug / am folgenden Tage aber ift 
nichts mehr davon zu Anden! Umb Mitter: 
nacht fehieffen fie Ruofpen / denen folget zur 
— die Hlüthe / und gegen den Morgen 
€ 
(fahret Olsrinus fort) ift zu Weide im Voigt⸗ 
Tande ein Baum zu fehen der fonften ordentlich) 
Borftärhter-Yepfiel traͤget / aber in der Nacht 
der Geburth unſers Heylandes faͤnget er ab» 
fonderlich anzu blühen Fund traͤget reiffe Aepf⸗ 
fel. Der gemeine — in dem Wahn / 
daß dieſer Baum vor 1681 Jahren / als unſer 
Heyland zu Bechlehem gebohren worden / ſchon 
geſtanden / geblühet und Früchte getragen / fol: 
chem nad) durch ein jonderbapres Wundev 
weref Diß auf diefe Stunde wäre erhalten 
worden. 
Laſſet ung vernehmen? was Henricus Vol 
RN vornehmer Practiens und Medirine 


Brände vedigten entlehnet. Ja dem 


oetor zu dreplau 7 sun denen Baͤumen im 


Voig llande redet. Eine Meile (das find feine 


orte) von der Stadt Gera im Roiatlande: 


lieget ein Dorfi/ Das da wegen eines Baumes / 
fo in der Chriß Racht Aepffel trägt / wohl bes 
kandt iſt. Die Wahrheit dieſes Wunders iſt 
befräfftiger von einem Jägermeifter / Der gllda 





n man die Aepffel felber. Gleicher geftalt | 


205 


— —ñ —— 


welcher in obbeſchriebener Nacht alle | wohnet: Diefer hatte in der Chriſt Nacht An. 


1657 viel jolcher Xepfel aus dem Schnee aufs 
gefamblet, und in einer Schachtel dem Durchl. 
Fuͤrſten / Herrn Friedrich Wilhelm von Sach⸗ 
fen Altenburg / ſugeſandt / welcher folche wies 
derumb am verjhiedene Freunde / als etwas 
ſonderbahres / vertheilet/ auff der einen Seiten 
find diefe Aepffel gelb 7 auff der andern aber 
roth geivefen. Man hat etliche derfelben er⸗ 
meldtem D. Volgnadio eine Zeitlang hernach 
su Altenburg gezeiget / aber er hat deſſen unge⸗ 
achtet nicht mögen Dazu gebracht erden / daß 
er dieſer Hiſtoria einigen Glauben beygemeſſen 
hätte, Endlich hat ihm Anına 1660 ein. Jaͤgers⸗ 
mann defielden Dorffs den Baum jelber gezei⸗ 
get/ und einen geumdlichen Befcheid von diefem 
aufgeftreueten Wunder gegeben / indem er ihm 
Bericht ertheilet / daß er nicht / wie man vorge⸗ 


| geben, alle Chriſt Nacht Aepffel truͤge / fondern 


daß dieſelbe zuweilen bey Winter Tagen aus 
dem Schnee gefamblet winden/dir ba vor dem 
vorigen Herbit/ aus Unachtſamkeit der Bau⸗ 
ren⸗ liegen blieben / und hernach unverfault 
auffgelefen würden. Diefes berichte ich grund⸗ 
lich / damit nicht jemand meyne daß in unſern 
Kelationen etwas gemeldet würde / welches 
aleichfam mit den Haaren zu einem Wunder 
gezogen werde. Nein / gar nicht / ich bin viel: 
mehr bemühet die grůndliche. Warheit diefes 
oder jenen angemerckten Wunders / oder Denck⸗ 
wuͤrr igkeit ſo / wie fie ſich in der That befindet’ 
ohnverfaͤlſcht dem guͤnſtigen Leſer mitzuthelen. 


Unterdeſſen iſt doch dieſes merckwuͤrdig / und 


keineswegs zu verachten ons man ven den Si⸗ 


Iefifehen Winter Aepffeln fo da in Ober⸗Schle⸗ 
fin Anno 1671 im December in einer guten An: 
sabl gefundenfampt den Zweigen abgebrochen! 
und anverfehiedene Drthe / ja gar nach dem 
Känferl, Hofe’ find verſchicket worden meldet: 
Snlonderheit hat mandiefe Aepffel haͤuffig ge⸗ 
funden auff zween Baumen in dem Dorff 50 
ranomiß/eine Meile von&or / jedem Herrn: 


| von Würben unterworfen; Wie ich zu Frey⸗ 
feadty 2 Meilen von Teſchen / auf dreyen Baus 


menyund dann infonderheit auff fünf Bäumen 
nicht weit von ermeldter Stadt Teſchen / oben‘ 
Bb 3— auff 














206 ReLATronts Currose 


auff dem hohen und überaus Falten Carpati | Licht, und. die ſchwartzen Kerne gleichfam eig 
ſchen Gebürge. Die Rinden diefer Baume Beweis 1 dag fie volliommen reiff geivorden 
fonren mit lauter Eyß⸗Waſſer umbzogen/ und | wären, Su 
gleichfam geharnifchtrdas iutvendige Holzaber | Es haben ſich einige Leute gefunden, ſe eine 
erihienerohngeachtet der grauſamen Kälterleb: | bald folgende Peſt aus diefen Winter Aepffeln 
hafft und voller Saffts ı am auferſten Ende der prognyſticiren wollen / tofe dann Unzer. in Ca N 
Reißlein ſaſſen Die Xepffel/und Funte man nit | tapro Loimodel,r, c. 21, nuSden Roſen / Vi⸗ 
ſehen / daß ſie mittelft eines Stiels daran befe·len und dergleichen Blumen wann fie umb die 
figet_ waren; Sie hatten mehrentheils die Herbſt⸗ Zeit wieder hervor kommen / dergleichen 
Groͤſe einer giemlichen Erbſen erreicher , doch Meynung zu ſeyn ſcheinet Aber man da 
hat man etliche wenige gefunden / die fo groß | ſolchen Prognofticanten nicht allemahl trauenz 
als eine gemeine Hafel-Rufmworden. Ander ſonſten * offt eine Peſt erfolgen / weil man 
Farbe gaben fie Den Sommer Aepffeln nichte die Roſen /Kirſchen⸗Blůthe / und dergleichenim 
bevor / indem fie an einer Seiten vochyan der am | der Derbfi: Zeit gar manchmahl hervor kom 
dern ader gelb waren, Als man jie aufge | men ſehet / nachdem nehmlich Die Zeit des Jahe 
ſchnitten / hat man / infonderheit die gröfeften/ | veswarm ls ’ 
Fleiſch reich befunden der Gefhmad war füß: 


Das Bernunfft- mäßige Urtheil eines gelahrten Bhnfteiüber E 
vorgedachte Wenhnacht-Aepffel. — 


Vedene gelehrtebeute haben ihnen den bey einem warmen und naffen Herbit aleiche 

Kopff/ in Erfindung ver Urfachen diefer | ſam ein neues Leben befommen / daß fie aber: 
Seltfamfeit / rechtſchaffen zerbrochen / aus de· mahl ihr Laub / und diejenige Früchte hervor ge 
nen allen aber mir Feiner. beffer anftchet/ als der bracht / die ſonſten im Sommer hätten ſollen er⸗ 
hochgelahrte Phil. Jac, Sachs ä Lewenheim in fheinen. Daß ſie aber im December allereı f 
Curiof. Mifcell. Germ, Ann, 2, Obf.132, wel gefunden werden Fönne daher rühren, weil die 
cher von dieſen Winter-Aepffeln urtheilet dag Nepffel ſehr klein und von den Leuten nicht cher 
daran nichts unnatürliches erfcheine / dann als biß alles Laub von der herein dringenden. 
ſpricht er: Es Fan ſeyn / daß eine Menge Ram | Kälte herab geworffen / geſehen werden; Ergibt 
pen den vorhergehenden Sommer alles Laub, auch noch andere Nationes/ welche an erme 
bey der erften Ankunft deffelben / abgefreffens | tem Orthe können gefunden werden. Ich 
und dadurch die natuͤrliche Herfuͤrkymmung zum Beſchluß / einem jeden Verfiändige 
der Frucht verhindert welche Baume bernah | freyesulrtheilhieruber, Mir betrachten i 


Die unterirrdiſche Gaͤnge der Welt / oder die merefwürdig ⸗ 
ften Höhlen. 


erinnere mich noch wohl / was ich in der | Lich ſcheinen. So mache ſich dann der guther⸗ 
12 Nelation Peren ‚ID von der nach» | Kige Liebhaber bereit / nochmahlen mit mir u 
dencklichen Schlefiichen Höhle am fo genand: | ter die Erde hinab zu fteigen: Er zunde an 
ten Zottenberge geredet /verfprochen/ welchem | Kerse , damituns dieſe Dinge nicht unve 
Zufolge ich die Deaterie von den Höhlen wieder | gen bleiben und proviantire fich nun mit eiırnoes 
zur Hand nehme / zumahl dabey folhe Dinge | nig Geduit/damit dem Hunger der unteriredt, 
und Erzehlungen vorkommen / welche wohl der (den Einfam : und Verdrießlichkeit dadı 
groͤſten Verwunderung werth/ und denen ſo der⸗moͤge widerſtanden werden: Sedad rem. 
gleichen zum erften mahl vernehmen / unglaub⸗ Gleichwie in der Tieff⸗ des Meers ſich gr 
fe 

























































RELATIONES 


ferlange und weitläufftige Strudeln / Würbeln 
und Abgründe finden laſſen / welche dem Waſſer 
ans einem Meer einen freyen Zugang ins ande; 
reverfehaften / alfoift das übrige der unhber; 
ſchweinmeten Erd-Kugel an verſchiedenen Or⸗ 


then mit unbegreifflichen / langen / tieffen finſtern 


und erſchroͤckuchen groſſen Höhlen durchbohrt. 
Damit aber dieſe merckwůrdige Materie in ei⸗ 


„ner gebührlichen Ordnung abgehandelt werde, 


i 


fo mache ich nach der Lehre Jacobi Gaffarelli 


“ Aufoderft einen Unterfcheid unter den Höhlen 


und theile diefelben in gewiſſe Elaffes. Sol 
demnach / finder man erfilich die Höhlen der 
Heiligen. 2. der Menfchen. 3 der wilden Thie⸗ 


der Kunſt find zugerichtet worden, 

Unter den Höhlen der Heiligen begreiffet 
— —— / darinnen die Engel je: 
mahlen erfchienen / und eine folche ft die Spe⸗ 
luncke auff dem Berge Gargano / in welcher St. 
Michael ſoll erſchienen ſeyn. Deßgleichen die 


in Selfen eingehanene gro ſe unterterdiſche Kir · 


Ferner die tieffegetwölbte Begräbnüffen, 
deren viele bey Kirchero in feinem unterirrdi 
fhen Rom vorgeftellet / und gleichſam eröffnet 
werden. Defgleichen die Teuffels«Hühlen in 
dem Abgrund der Erden. Wie nicht weniger 
das Fegefener und den fo genandten Limbum 
Patrum. So sicher er auch hieher die Hoͤh⸗ 
len der Magorum vder Weiſen / welche man befr 
fer die Zauber Hoͤhlen nennen moͤchte / die Hoͤh⸗ 
len der Helden / der Goͤtzen Diener / der Heidni⸗ 





| if. 


207 


Curıosz. 


ſchen Weiffager / darunter die zu Delphos und 
die Ammonifche Höhle in Libyen berühmt find. 
Defgleichen rechnet er auch hieher die fabeb 
hafte Grufften der Poetenda fie von den Spe⸗ 
funefen der Faungtum / Dryadum / Nympha 
rum / Trytonum / Syrenum / und anderer Goͤtzen 
und Goͤtzinnen handeln. Ei? 
Zuden Höhlen der Menfchen ſetzt er die Hoͤh⸗ 
len der Rieſen/ der Muſen / der Sibyllen / der 
Einfiedeler / und fogar auch die unterirrdiſche 
Städte und Dörfter. Unter den Höhlen Der 
wilden und grimmigen Thieren verftehet er die 
Löcher und Wohnungen der Löwen / Tyger⸗ 


Thiere / Wolffen Fuͤchſen / Baͤhren / Schlangen 


re. Adiefovonder Natur / und z welche von Drachen und dergleichen Thieren. 


Ja auch 
die Glufften etlicher Vögel. Durch die natur⸗ 
liche Höhlen verſtehet er die / aus denen ein mer 
£alfifeher Dunft aufffteiget_ / die unterirrdiſche 
Lufft Loͤcher diejenigen / fo eine Mediciniſche 
Krafft an ſich haben ‚und was dergleichen mehr 
Was aber endlich die von der Menſchli⸗ 
hen Kunft und Hand zutvege gebrachte Hoͤh⸗ 
len anreichet/fo werdemdarunfer verſtanden / al⸗ 
lerhand unterirrdifche Gewoͤlbe Irrgaͤnge / 
Soͤmmer Grotten / Waſſer⸗Hoͤhlen / Stein 
Gruben Bergwercke / und dergleichen. 

Wann es dem Leſer nicht zu wider ift fo wol⸗ 
fen wir von jeder Sorten kine / oder auffs hoͤch⸗ 
fie wo merefwürdige Höhlen durchwandern / 
und warn ung etwas felgames und unglaublis 
ches daben vorkommet / nach unferm geringen 
Verſtande darüber urtheilen. 


Die Heilige Höhle im gelobten Lande. 


we deren unzehlich vielen merckwuͤrdigen 


Ruinen und Zeichen fichet man in Balajtt- 
na noch biß anf diefe Stunde nahe ben Jericho / 
denfelben hohen Felſen / auff welchen der unter; 

e Knecht feinem größten HEren; der Teuffel / 

hrifto ; der Satan GOtt zumuthete / vor ihn 
niederzufallen, und ihn gegen Überliefferung al: 
fer da herumb liegenden Länder und Gegenden 
anzubeten. Diefer Felß / nunmehro Duaranı 
taine genandt / hat verſchiedene Höhlen, Auff 
der Helffte des Berges ſiehet man die Hoͤhle / 


darinnen unſer Erloͤſer vor feinem Leiden gan⸗ 


tzer 7 Wochen faſtete: Sie beſteht gleichſam in 
3 Gemächern die pn der Natur ſelber alſo un 
terfchieden find. Der Eingang oder erfte Ein 
teilung iſt rund / und hat etiwan 30 Schritte im 
Umbfang: Die andre Höhle ift laͤnglicht / ziem⸗ 
fich fhmal und finfter möchte etwa 40 Schritt 
indie Lange erreichen: Aber das hinterfte oder 
innerfie Felſen⸗Gemach iſt viereckt und ziem⸗ 
Tihklein. Hier ſichet man noch / nicht ohne 
ſonderbahre Gemůths Bewegung 7 die gantze 
Geſtalt des HErrn Chriſti / mit Kopff Schul 
tert und denden / in den nllerhaͤrteſten Felſen 

= g 





208 RELATIONES ECnunrıosz. 








fo eingedrucket / als wäre esin Bachs gefchehen. | 


Dben auff die ſem Selfen aber iſt noch eine ande» 
re ziemliche Höhle /_ zu welcher aber nur Die 
Waghaͤlſe gelangen koͤnnen / wegen der groſſen 
Lebeus Gefahr ſintemahl der auswendigam 
Felſen hinauff gehende Fußpfad kaum andert 
halb Spanuen breit iſt. In dieſer Höhle fie 
het man eine Anzahl Perſohnen / gleich als waͤ⸗ 
ven fie alleweil verſchieden oder nar entzůcket / 
niemand kennet ſie / und kein Menſch weiß von 
ihnen zu ſagen. Etliche fiehen 7 etliche liegen 
an den Stein Wänden / andere hergegen ſitzen / 
und mangelt ihnen dech nicht ein Haͤrleiu / als 
nur bloß die Rewegung. PF. Er, Eledtus Zwin- 
netus in ſeinem Blumen⸗Buch des H. Landes. 


Ein gewiſſer Geiſtlicher Nahmens Boni⸗ 


facius / gedeucket dieſer Hohle in ſeinem Buche / 
de perenn cultu Terræ danctæ, deſſen Worte 
ich aus dem Lateiniſchen alſo überfege : Auff 


St. Batritii Fege⸗Feuer / oder Die Itrlaͤndiſche Höhle. 


Sr fichet in einem Land⸗See / Ernus kLiſ⸗ 
ſes / oder auch Lough Dirgh genandt / in 
der noch mit vielen Heydniſchen Greueln ver⸗ 
finſterten Irrlaͤndiſchen Provintz Ulſter / ſonſten 
Ultonia genandt eine ziemliche Inſul / die ſich 
von Natur gleichſam in zween Theile getrennet 
hat davon der eine gar luſtig und fruchtbahr / 
der andere hergegen deſto wuͤſter und wilder 
it, In dieſem legten Theile find 9 verſchiedene 
Hoͤlen / ſo aber unter der Erden alle in einander 
lanffen. Bey Nacht:Zeiten ift es fo unficher 
dafelbft / wegen der umbher ſchwermenden Gr 
ſpenſter / daß jederman / ſo daſelbſten zu übers 
nachten kaͤhme / vor Furcht ſterben würde, 
Han nenner fie in Irrlaͤndiſcher Sprache El⸗ 
lann Frugudory / die Englifchen aber St. Pa⸗ 
trykes Purgatory / das iſt St. Patritii Fege⸗ 
Feuer. Und melden die Irrlaͤndiſche Annales / 
wie auch Ortelius / nachſolgendes davon: Als 
Yo Chriſti 433 der Heil. Patritius den Ein⸗ 
wohnern den Ehrifilichen Glauben predigte/ 
hatten fich Die verſtockten Leute nicht einbilden 
fen Quahl der Berdamten darinn wahr wäre: 
Dannen hero erfagter Patritius dieſen Orth zu 


koͤnnen / daß die Lehre von der Hölle und groß 


| 





































diefem Berge (ſpricht er) iſt auch eine groſſe 
Höhle, welche man die Grufftioder das Gr 
der Bußfertigen / das iſt / ein Einſiedler / nenn 
dann da find unzehlig viel Leiber / denen ni 
ein Haͤrlein mangelt dann die Leiber der H 
Ligen find im Frieden begraben / und bleiben y 
beruhret. Etliche von diefen / ſo in dem HErrn 
entſchlaffen fiehet man noch mitden nad) dem 
Himmel erhobenen Augen / etliche auff ihren 
Knien liegen’ andere haben ihre Hande kreuß 
weiß über einander geſchlagen / als wauıfie 
noch alie lebeten: Welcher Anblick die Gerech 
ten in ihrer Gerechtigkeit ſtaͤrcket. Don die 
Höhle haben auch noch viel andere Leute / 

wohl faft alle.auff eine Manier / weitlaͤufftig 
geſchrieben: Bey denen man weiter nachjchla 
gen Fam: Ich wende mic) ietzo zu befchreiben 
eine fehr erſchroͤckliche und verfluchte Tenffelde 
Klufft / welche ich nenne 4 4 


einem Beweißthumb feiner Echre von GOTT 
erbethen. Und wären hernach diefe Höhlen ak 
fo befchaffen getvefen / daß man einem armen 
Simder Feine gröffere Buſſe hatte aufferlegen 
koͤnnen als wann man u igen nur eine einzige: 
Nacht indie Höhle verſperret. Man pflegte‘ 
aber vor Zeiten alfo mit einem armen Sünder 
umbzugehen: Nachdem er gebeichtet/ die Abs 

folntion und das H. Sacrament empfa ; 
ward er unterrichtet, wie er ſich inder Höhle 
verhalten hätte. Hierauff wurde ihm Diele 
Oehlung gegeben » beräuchert und hineinge: 
ſandt. "Was aber derfelbe alsdann vor unter: 
ſchiedliche Marter der Werdambien und 
— Anblicke der Teuffelen / diefel 
Nacht über gefchen und gehoͤret / das fol um 
ausſprechlich ſeyn. Der fich nun in Diefer ger 





| 


De 4 (u Sn u. Um 7 u ln ae a 





Nure. 27. 


öffnet worden / und der alsdann nicht alſobald 


zum Vorſchein kommen / nachdem hat man ſich 
ferner wenig umbgeſehen / dann er iſt niemahlen 


wieder kommen. Alſo find in dieſer Höhle | 


siel ſolche Leute geblieben viele find auch wie⸗ 
der heraus kommen. 

Was von diefer Höhle zu halten dasüber: 
Safe ich dem günftigen Lefer / ich will ie weder 
yerwerffen noch behaupten. Einmahl iſt ge 
wiß / die Höhlen find allda / die Geſpenſter laſ⸗ 


Die Sibylien-Höhle bey 


E° haben ſchon vor vielen Jahren Virgilius 
Kneidos libr, 6, und Symmachus lıbr, 4. 
Epift, 33. viele felgame Sachen von dieſer 
Hoͤhle geſchrieben. Leander Albertus aber in 
feinem Italia ſtellet fie gar eigentlich und mit 
allen Umbftänden dar welcher davor haͤlt / man 
habe mittelft diefer Höhle unter der Erben her 
von Cumis durch den See Avernum biß nad) 
der allerluftigften Stadt Bajas gehen Fonnen. 
Man nennet fie aniego la Grotta di Sibyliu 
deren Geftalt aus erſagtem Leander mit kurtzen 





anzufuhrenvich wicht unterlaſſen Fan. Er fpricht | 


aber aljo: Unten an einem Berge / nahe bey 
dem See Abverno / iſt ein Loch / fo groß / als man 
den Eingang zu einem Grab zu machen pfleget / 
esift mit Dorm-Sträuhen und Neſſeln umb: 
geben; Als wir durch das zerfallene Gemäuer 
ein wenig hinein gangen waren trafen wir ei: 
nen ſchoͤnen Weg an / derin einen Felſen ge: 
bauen / 10 Fuß breit 20 hoch / und 500 Fuß 
lang war + diefer war es ohne Zweiffel / durch 
welchen man vor Zeiten nach Bajas hat gehen 


koͤnnen / ietzo aber iſt er durch die Ruinen ver⸗ 


fiopffet: Auff 450 Fuß hineinwerts fichet man 
ein Thuͤrlein +5 Sup hochundz breit. Wanı 
man hiedurch iſt / kommet man in einen Gang’ 
der eben fo hoch / jo breit / und go Fuß lang ill. 
An deſſen Ende zur rechten Hand iſt ein ſcho⸗ 
nes Gemach / lang 147 bach i2/ und breit 3 Fuß. 
Man fiehet noch genugſahme Anzeige / und vies 
de Gelehrten bezeugen es / daß diejes Gemach 
mehr als Königlich gezieret geweſen / und dent: 
nach die Sibylla Cumana ihre Refilteng bie: 


ſelbſt gehabt habe. An der linden Seiten Dies 


Tom.i, 





u ———— 


Rezrırıonss CURIoOSæ 


209 


fen ſich noch alle Nacht dabey finden : Was 
man aber von dem Heil. Patritio depfalls meh 
det/ folches will von etlichen / infonderheit von 
Mercatore, in Zweiffel gezogen werden. Her⸗ 
gegen findet man verſchiedene gelehrte Ran 
ner/ fo dieſe gantze Erzehlung befräfftigen. 

Ih gehe weiter / und ftelle dem Leſer für 
lich vor / eine Probe von der andern Arch nem⸗ 
Vichy von den menfchlichen Höhlen’ da und vor, 
nemlich zu bejchreiben vorfommet 


Eumis in Welfchland. 


fes herrlichen Gemachs fiehet man eine andere 
Thuͤr / fo etwas gröffer als die vorige / hierdurch 
gelanget man durch einen Gang / der 4 Fuß 
breit / eben fo hoch / und 40 Fuß lang / in eine 
Grufft / welche 6 Fuß breit’ und 25 lang it, 
Bon dannen gehet man durch einen ſehr fur: 
gen und engen in der Höhe 4 Fuß haltenden 
Gangy in ein Gewölbe das da had) iſt 3/ breit 
1o/undlang2sFuß. Diefes Gewölbe zichet 
fich biß faft mitten in ein anders/ welches inder 
Breite 61 inder Höhe2o/ und in der Lange 42 
Fuß hält recht gegen demfelben uber tft eine in 
den Felfen aufgehanene Eapelte / welche ro 
Fuß breit 6 lang amd eben ſo hoch iſt. Aus 
Dieter gehet man zur rechten Hand in eine ande; 
ve Capelle / welche 9 Fuß breit iſt / in der Laͤnge 
aber und Höhe mit der vorigen überein Fompt, 
Inder Mitte diejer Capelle ift ein kleines Teich⸗ 
ſein / und der gantze Orth iſt allda fo warın / daß 
man alſobald ſchwitzen muß. Biß hieher it 
nicht ein eintziges Lufft·der Tag Loch von oben 
herab zu ſehen dannenhero altes dundkel / daß 
manohne Fackeln undLichter nicht fortkemmen 
kunte / wie man dann noch ſehen Eon Die Gebei⸗ 
ne eines ohne Licht in dieſer Höhle verirreten 
und verfhmachteten Menſchen. Vorhin war 
fein ander Orth twieder aus dieſer Sibyllen⸗ 
Höhle zu gelangen als da man hinein fommen 
war / izo aber iftein Stück vom Berge nad Ba⸗ 
jas abgerifien / da man eine Oeffnung an derſel⸗ 
ben Seiten gefunden. e 


m uͤbrigen will man ſagen / daß diefe Sihyl⸗ 
la Cumana / welche die vierdte unter den zehen 
Cc auch 




















218 


>: etiwazo oder 15 Jahren trug fichs zn: 
daß ein Sıhottifcher von del + des Ge 
ſchlechts ver Buttler / auff feiner Reife durch J⸗ 
talien / unter andern auch die Gegend umb Puz⸗ 
zolo / Baja und Cuma / wegen der vielen dorther: 
umb befindlichen Antiquitäten und natuͤrlichen 
Wundern / perluſtriret / und darüber mit einer 
Ordens Perſohn in einem ohnweit davon gele⸗ 
genen Klofter in vertrauliche Kundſchafft ge: 
fommenift. Als dieſe Ordens Perſohn die in 
Philofophia abſtruſiori, Magia, und mehr an⸗ 
dern geheimen Wiſſenſchafften excellirte / des 
Buttlers Eurisfität in genauer Erforfchung 
der Wunder GOttes in der Natur / vermerckte / 
erbothe fie von ſich ſelbſten / ihme auff Belieben, 
einige in vorgedachter Grotta der Sibyllen be; 
findlicheraber gleichfam verfiegelte Geheimnäf: 
ſe / zu zeigen und ſchauen zu laſſen; Und als fie 
ſich hierüber verglichen / nahm gedachte Ordens 
Perſohn noch 3 andere aus dem Kloſter zu ſich / 
und nachdem fie etwas Vorrath an Victualien 
mit fi) genommen / verfügte fie fich zudiefer 
Grotta / wofelbften fie mit Untergang der Son: 
nenangelangt. Bevor fie aber in folche hinein 
giengen / erinnerte ihr Führer / daß niemand 
nichts reden nichts anrühren, oder mit fich neh: 
men / beyſammen bleiben / und feiner etwa aus 
Entſetzen deſſen / was er ſehen oder hören wer⸗ 
de / zuruͤck weichen ſolle. 

Als fie die ſem nachzufommen angelobet / gab 
der Führer jedem eine brennende Kertze in die 
Handy verrichtete nachmahls etliche Ceremo⸗ 
nien / und gieng darauff ſtracks in die Hoͤhle hin 
rin / und fie ihn nach / befunden darinnen eine 
unglaubliche Hohe und Weite / und kahmen 
nach einer ziemlich langen Reife endlich an ei⸗ 
nen Orth / da es wie eine Thuͤr⸗Geſtell formiret 
war. 

Hier gabe ihnen ihr Führer durch deuten zu 
verſtehen / daß fie allhier ſich etwas aufhalten 
und warten ſolten. Nach verrichteten Eere: 
momien und gar tieffer Reverentz aber trat er 


| ten ſie ſich etwas auff / biß gedachte Fraue 


| dem Glantz und Licht allein die vielen durch 































3 


Rera rrones Curıoesa Bi 


auch ſo genandten Weiflagerinnen geweſen feyn | ten ein und andern Leuten erfhiene und ihre 
ſoll noch biß auff diefe Stunde zugemiffen Zei: | Rath ertheile / davon ic) anigo beybringenoig 


Die neulich gefehene Erfipeinung der Sibylla. J 


mit feinem noch immer brennenden Lichte 
Zimmer hinein / und auff gegebenes Zeichen 
ihm hernach. Dafienun alfo durd) die ZI 
hineiny und ins Zimmer gefommen /*fahen 
mit Schreefen und Entjegen eine Frau 
Perfon/ ungemeiner Gröffe / vor ihnen ſteh 
deren Bewegung ein ſolch Rauſchen und 
feln verurſachete / daß es ihnen faft ungrleid 
lich war. Ihre Kleidung war von Farbeng 
mit blau’ fat gan durchfichtig / wie la 
Schmaragden und Saphiven / diefe gab durd 
Zeichen und Geberden ihrem Fuͤhrer ein um 
anders zu verftehen. 
Das gange Zimmer ſchien von lanter feinem 
Gold und Silber, mit Edelgefteinen un 
miſcht / alſo / daß nichts als eitel Glan 
Licht / der durch einander ſpielenden he 
und höchften Farben zufehenwar. Hierh 


Perſohn fih in ein ander Zinmer verfügt 
welcher ihr Führer / und fie ihm nachfolgtem, 
Diefes andre Zimmer war zwar eben von ſol⸗ 


einander fpielende Farben machten ihm gar ein. 
ander Anſehen. Aus diefem fahen fie von ferne 
noch ein anders/ aber Eleiners und nicht fi 
hell glängendes Ziiner / in welchem noch m 
Franuens⸗Perſohnen fiunden / und ben 2 
hung diefer ſich gar tieff neigten / und ihr g 
Ehre bezeigten. ' 
Als fie biß hieher gelanget und ſahen / daß es 
überall voller heil firahlender Edeigeſteine lage 







in der tieffſten und finſterſten Höhler 

Alles was fie gefehen / verſchwunde vor — 

Augen / alſo / daß aus aͤuſerſter Furcht und 
Schrecken 








Shreden felbige nicht wuſten / wo fie fich hin; 

menden foltem ums 
in ſolchem verwirreten Zuftande fiellete ihr 

Sührer (deme die Urfach diefes nicht unbekandt 


war) ihnen die vor Augen ſchwebende Gefahr | 


beweglich vor / erinnerte fie daneben dag waun 
jemand der ihnen gethanen getreuen Vermahn⸗ 
und Warnungen uwider / etwas zu fich genonv 
men hätte ı erfelbiges alſobalden wiederumb 
durch die Fuſſe zuriick von ich werffen ſolte / wel⸗ 
des dann auch von demjenigen / der ſchuldig 
var / leunigſt geſchahe / zuvor aber dennoch 
befehen wolte / was es banıı wäre jo er einge; 
ſteckt / welches er einem natürlich / ſchwartzen 
Probier⸗Stein gantz ähnlich und gleich jehend 


befande. Nach dieſem gienge zwar ihr Suhrer 
noch ferner voran, jedoch mit Unwillen / und in 
Sauter Confufion/ und fie folgten ihm in groͤſtem 
Schrecken und Angſt nach / biß endlich nach las 


gen verdrieplichen Hin und wieder Eriechen 


RELATIONES 


CuRIOS A. 211 


durch enge Kluͤffte und Schlupff Locher (da fie 
doch beym Eingange dergleichen nicht ſondern 
eine ſehr groffe und hohe Weite befunden) von 


ferne etwas Kicht erblickten und Darnac) zuen 


leten / und alſo nad) ausgellandener heſchwerli⸗ 
cher Mühe and Arbeit/ auff einer ihnen unbe 
Fandten Gebürge an des Tages Licht gelange 
ten: Rirgends aber ſich erkennen kunten / biß 
ſie unten am Gebärge in einem Dorff Kund⸗ 
ſchafft erhulsten/ wo fie zugegen waren / da fe 
fih dann weit vom Kloſter / darauf fie gegan⸗ 
gen / entfernet su ſeyn befanden / und erſtlich nach 
Ablegung einer ziemlichen weiten Reiſe wie⸗ 
derumb allda aulangeten. 

Bey dieſer Geſchichte fallen m ir noch mehr 
rere dergleichen ein / ich hoffe/ #5 werde dem 
günftigen Lejer nicht verdrießlich ſeyn wann ich 
nad) Beſchreibung einiger mercklichen Kunſt⸗ 
Höhlen derſelben auch kuͤrhzlich gedeucke. Jetzo 
ſoll folgen 


Der durchgehauene Felß Pauſilippo. 


On dem groſſen Reichthumb der alten Roͤ⸗ 
wer Fan man einiger maſſen urtheilen / 


wann man liefet/ was vor unerſchwingliche Ro: | 


fie unter andern auff ihre Land-Guther und 
Luft-Häufirgernmidt haben. Zu unferm Vor⸗ 
haben Fompt uns der beruhmte Roͤmiſche Pa 
tritins 8 eullus gareben recht / welcher un⸗ 
ter andern viel Herren der Stadt Nom fo der’ 
van gethan, indem Nenpolitanihen Gr 
dieche / infonderheit bey der Damahls ſehr luſti⸗ 
‚gen Stadt Bae ein uberaus prächtiges Land 
Haugerbauet hatte. Hierbey war zu ſchen 
ein groſſer Teich unter der Erden / welcher ſo 


felgam und kunſtlich erbauet war ı daß ihn die 


Einwohner deflelben Strichs Pifcinam Mira- 
bilem, dem verwunderlichen Teish / nenteten. 
Und war diefer Orth io kuſtig und angenehm / 
daß auch der Roͤmiſche K Tyberius ſel⸗ 
ber / als er hefftig kranck warı efahl/ man ſolte 
ihn nach dieſem Luſt⸗Hauſe Lucull hringen / Ta- 
cit. libr. Ann, 

Weilen aber Lucullus uͤberdruͤßig darüber 
ward / dag er allemahl / wann er nad) dieſem ſei⸗ 





nen Luſt Hauſe / wo er gemeiniglich zu uͤberwin ⸗ 


tern pflegte / wegen eines im Wege fiehenden 
grofjen Felſen / entweder zu Waſſer gehen / oder 
su Lande einen weiten Umbſcheiff nehmen mis 
fterjo fpendirete er nochmahlen ein groſſes Geld 
daran / Damit ihm auch dieſe Hindernuß aus 
dem Wege hinweg genommen würde. Creom 
frahirte mit dem vortrefjlichen Baumeiſter 
Cocced / gab ihm iooooo Mann zu Huͤlffe / und 
lieg den ihm am meiſten im Wege ſtehenden 
Selfen gang durchhauen /daß er gerades Fuſſes 
hindurchkommen kunte / und nicht noͤthig hatte / 
hinfuͤhrbo mehrt jo weit umbzureiſen. 

Dip it eben derjenige wůnderliche Orth / der 
unterdem Rahmen la Grotta di Poſilippe / in 
dantz Weſchland fo berühmt iſt. Es iſt ein aus 
gehauener Felſe nahe bey der Stadt Neapo⸗ 
lis/ 1000 Schritte lang / 22 Fuß hoch und eben 
fo breit / Daß man mit einer auffgerichteten Pi⸗ 
quen wohl hindurch pasfiven / auch zween gela- 


| dene Fracht Wagen aneinander fuglih auß⸗ 


weichen können. Der Aus: und Eingang pre: 
fentiren fich / wie zwey Thore / an welchen ſich 
€: 2 ber 











212 Rerarıonzs Cuxrıosa, 








der Felſe nicht anders / als eine sähe Mauer in 
die Höhe erſtrecket. Wann man Anfangs bin: 
ein kompt / fo ſcheinet der Bang ziemlich Anfter. 
Aber fo bald man etwa go Schritte hinter ſich 
geleget/ fchimmert ein wenig Tages Licht durch 
ein groſſes vierecktes Loch / fo von oben herab 
big in Die Grotta gehauen / herunter; Gleich) 
wohl ift ſolches nicht fo Häuffig/ dap es die Hoͤh⸗ 
le gebuͤhrlich erleuchten Fönte , dannenhero ſich 
die Paſſagiers / zu mehrerer Sicherheit / mit 
Wind Lichtern verſehen / vder / in Ermangelung 
derſelben / ſtets vorguß ruffen damit die ihnen 
von der andern Seiten her begegnende bey Zei⸗ 
ten ausweichen mögen, 


Wann man von Rom herkompt / ſo iſt an der 


lincken Hand mitten in diefer Grotta eine Eleine 
in Stein gehauene Capelle/ in welcher ein mit 

ildern und brennenden Lampen auffgepußter 
Altar zu fehen / vor welchem man gemeiniglich 
etliche andächtige Leute ihre Senffker ausftnr: 
tzen ſiehet. Gleichwie man aber im Eingang 
auff 80 Schritte hinein ein Lufft ind Licht Loch 
don oben herab kommen fiehet , alfo findet man 
dergleichen auch eines etwa 70 oder go Schrit⸗ 
fe von den Ausgang dieſer Höhle, Doch foll 


man wiſſen / daß diefe herrliche Grottaihregier, | 


de nicht allein von obgedachten Römer £ Eu, 
collo / fondern auch von dem Känfer Carola V, 
guten Theils empfangen / als welcher fie eriveis 
fertzund durchhin mit Steinen auff dem Grun; 
de belegen laſſen. 


Ehe ich von diefer Grotta 6 / mußich 
dem guthertzigen Leſer zuvor berichten / daß an 
der lincken Hand / bey dem Eingang derſelben / 
oben in der Hoͤhe / annoch bit auff den heutigen 
Tag zn hen iſt das Grab Virgikirdeg Fhrften 
unter den lateiniſchen Poeten Wiewohl es ein 


ſchlechtes Monument iſt / vor einen foldenbe | 


ruͤhmten Mann. Dann man fiehet nur ein 
viereft Haͤuflein / etwa s Ellen hoch und eben 
fo lang / Die Breite aber erfireckt ſich nur auf 





Ellen. Es iſt von gebrandten Steinen auge 
fuͤhret / inwendig gemölbet/ und auswendig mie 
ein Ppramiszugefpiset. Oben darauf ficheg 
man ein Lorbeer Baͤumlein mitten aus d m 


Wes Aſche deckt dig Grab? des de 
Die Viehʒucht / Acket bau und was für 


man üb 


IN 














. 


Bor dem Einge ng. 


Quicineres? tumulo hec vefligia? condi 

tur olim 

Ille,hoc,qui cecinit pafcua;rura,duces. j 
Cam, Reg, M.D,Li1ll. 


vorher befchrieben 


Helden blieben, 
Dor efiva a 








Mantua me genuit, Calabri rapuere, tene£ 
nunc i 
Parthenope; cecini pafcura,rura, duc 


ſch muß hegen 1 
Noch jegt Neapolis! mein Kiel bes a 
ſchrieb das Feld, iM 
Der Biehjucht wachen Fleiß und 
manchen tapffern Held, 



























































































































































































































































































































































































































































































































































Rırarıonss Curıosa _ 213 





ee 
Weil man aber dieſe uhralte Urnam / oder 


Aſchen Topff / denen darumb bittenden Mar | 


tuanern damahlen überlaffen / fo iſt das gange 
Monument auff vorbefihriebne Weife veraͤn⸗ 





dert / und anheute in diefer folgenden Geftalt zu 
ſehen / daß es gleichwohl von den Frembdlingen / 
als eine groſſe Raritaͤt big auff dieſe Stunde 
geehret und betrachtet wird, 



















































































































































































- Mer Belieben träget weiter vondiefer Ma⸗ 
terie zu leſen/ der ſchlage Neumeners Reiſehe⸗ 
ſchrebung durch Stalien auff / oder durchblät: 


Die wunder · prächtige Stein-Brube bey Maſtricht. 


Io m ich dem curieufen Lefer diefe denck⸗ 
wuͤrdige Grufft recht beſchreiben ſoll / ſo 
muß ich mich der Worte eines vornehmen Er 
-gelländers bedienen / welcher Anno 1668 von 
dem Eollegio zu Londen in werfehiedene Länder 
Europe ausgefandt iporden / umb als ein ver: 
ſtaͤndiger Mann viele Raritäten Diefes oder je: 
nen Landes anzumerefen und nach abgelegter 


Meife deß falls gruͤndliche Nelationzuthun. Cr | 


heifjet Edward Brouwn Medicine Doctor / 

















tere Pauli MeruleCosmographiz part. 2.1.4. 
da wird er gnugſam von dergleichen Antiquitaͤ⸗ 
ten zu lefen vorfinden. 


ein Glied der Königlichen Engliſchen Societaͤt 


und Königlicher Medicus zu Londen. Diefer 


vortreffliche Mann hat Anno 1673 im Mongth 
Inlio / auff feiner Ruͤckreiſe nach Londen / die 
Maftrichter Stein Grube felber beſichtiget / be⸗ 
ſchrieben und abgezeichnet / aus deſſen Beſchrei⸗ 
bung ich dieſes beygehende Kupffer genom⸗ 
men. Seine Worte davon in feiner Reiſebe⸗ 
fchreibung Parr. 3.c. 4. lauten alſo: Etwa eine 


viertel Meile von der Stadt Maftricht) bog 


as 
8:3 en 














214 
ben wie uns nach der groſſen Stein Gruben, 
welche warlich eine von den vortrefflichften if, 
Die man in der gangen Welt finder, ' Zwiſchen 
Padua und Bincenza hatte ich vor diefem gefe- 


hen Die Weltberuͤhmte Höhle von Coftsza nver | 


Cabola / von welcher. man fügte / daß fie über 
oo Klaffter breit und zoo lang fep / aber die 
Maſtrichter gehet jener noch weitvor. Diefe 
gang inwendige Höhle iſt ſehr hoch / weit/ und 
faſt überall ſehr prächtig. Die Säulen Fan 
man / wegen der überaus groſſen Menge nicht 
alle sehlen ; fie find alleſampt jehr breit, 
Wir giengen zwo Meilen unter der Erden, 
zwiſchen denfelben hin; Kein Jer-Garten fan 


verwirrter angeleget werden. Gleihtohlfum; | 


men die Theile altefampt miteinander gebühr: 
mäßig überein / und ſchlieſſen richtig. Der 
Grund iftüberail glatt und eben, und die Bo; 
gen find mehrentheils gleich hoch und behalten 


noch durchgehends denjelben le vder | 
Entwurff / wornach ſich die erfte Gräber / mie | 


Derducchbohrte Lübel-Berg. 


5 Drgemeldter Herr Dr. Brouwn beſchrei⸗ 
vet in erfagtemBuch pag. m. 139. den fehr 
merckwuͤrdigen Lübel:Berg / welcher gleichfam 
Bon der Natur zur Grentzſcheidung gefeker iſt/ 
wiſchen den beyden Fürftenthämern K ruten 
and Krayn beyde dem Ertzhertzoglichen Haufe 
Oeſtereich unterthan. 

Nachdem wir / ſpricht er diefen Himmel ho⸗ 
hen Berg fo hoch / als müglich/ auffgeflertert/ 
kehrten wir zur Seiten ab / auffeinem gemad): 
ten Weg / der und von da in eine Spelunfe oder 
Durchʒug fůhrete/ welche fih durch den gangen 
Berg hinaus erſtreckete/ gleich der beruhmten 
Grotta in dem Berge Paufilippo bey Reapo 
lis. In der Mitten ft ein lern Verdeck/ 
welches biß nach der Krayniſchen Seiten hin 
aus reichet: Die Höhle iſt ziemlich hoch erſire 
cket ſich 156 Ruthen in die Länge / und 4indie 
Breite. Sch hielte dieſes im erften Anblick vor 
ein Werck der alten Roͤmer / aber man berichte, 
te mic) / Daß es lange hernach gemacht worden, 


Retrarroumss Curıosa 


| Fahmenendlich wieder aus dieſer Höhle beyeis 











| 


ı nicht begreiffen Fonte 

































ich feſtiglich glaubergerichtet haben und folcher 

geftalthat man von Zeit zu Zeit mit diefer Ay, 

beit fortgefahren, weiches die Schönheit diefeg 
Orths gewaltig vermehrer ; alfo / dafman ® 
ſchwerlich etwas herrlihers erdenken Fin 
Dieſe Gruft erinnert mich der Hundert Kam F 
mern oder Zellen / welche Kaͤhſer Nexo in die 
Felſen bey der Stadt Baje hauen lief/und dag. 
Waflery welches uns an einem gewiſen Drthe 
auffſtieß ftellete mir in den Gedancken vor/ die \ 
Fiſch⸗Weyher Neronis / fo von ihm auffgleihe 
Weiſe unter der Erden erbauet worden. W 


nem Kloſter 7 und kehreten zu Waſſer nachee 
Maftricht. So weit erwehnter Brommn. 
Ich huffes der günftige £efer werde ihm aus 
beygehenden Kupfier die Gejtalt diefer Hohl } 
felber einbilden und mir vergönnen/ dag ich 
nun auch mit wenigem berühre / einige mer 
würdige Wege/ fo Durch groffe Felſen gehe, en⸗ 
Davon uns eine ſhoͤne Probe geben kan R 


und daß in vorigen Zeiten Feine Paffagie diefe e 
Orthen aus Kärnten in Krayn gemejen / fors 
dern daß man mit groſſer Mühe weite Umbives 
gegebrauchen müffen. ALS ic) in der Tieffe / 
dieſer Oeffnung des Berges in der Höhe / ge⸗ 
wahr ward / bůdete ich mir ein’ es muſte eines e 
Einfiedlers Wohnung feyn / ohnerachtet ih 
/ wieer da hinauff kom⸗ 
men Eunte / biß ich endlich durch fo viel Kehren? 
und Wenden des Weges nicht allein felber das 
hin gelangterfondern mir auch viel Paffagierery AR 
welche auß Kräyn herüber wollten entgegen 
kahmen.Es gehen täglich viel Wagen und Rare 
ren dadurch / und der fleisfige fandmannfänr 
bert in den Wintertagen allen Schnee von die : 
fer Paflage damit Fein Reiſender m Gefahr ge 
rathe. Wann mandurd) diefe Höhle kommen 8 
iſtſo gehet man wohl drittehalb Teiuſche 
len ſtets Berg ab / ehe man bey der Stade Rraptee 4 
burg wieder ins flaͤche and gelangt. Chic) von 
biejen Höhlen weiche / muß ich aud; befihreiben 


FF, 


Des 


* 


Yarinner der Stock / vder Kaͤrckermeiſter feine vorhergehender Seite die 





Rerkrıonss Ourrese 215 


Des Dionyſti Kunſt⸗Ohr / oder die ſeltzame Syracuſiſche Hoͤhle. 








» gs 






. 

* 

—— au“ 
un „un. .S 22* 

——————— 


’» \ 


&% der Inſul Steilien nahe ben der Stadt | jemand darinnen nur gantz leiſe vedet/ fo macht 


Syracuſa / findet man / nachdem Bericht | es oberhalbder Höhle ein ſtarckes Gethoͤn / aus 
Derrn Reitſchitzen ‚und Petri della Valle / cine dem Reufpern wird ein Donnerknall / und ſo 
wunderbahre Höhle im einem harten Felſen | man mit einem Stock auff ein ausgeſpannetes 
welche aber nicht von der Natur / ſo von dem | Tuch ſchlaͤget/ thut es einen Schlag wie gine 
trefflichen Baumeiter und Mathematico/ Ar⸗ halbe Carthaune welcher Schlag etliche mahl 


Kimede / zu Zeiten des gewaltigen Sicilians | mwiederholet wird. Singen ihrer zwo eine Enge 


ſchen Tyrannen Dionyfü angeleget und ausge | oder Bicinium / fo wird ein Quatuor darauß / 


hauen worden. Ihre Geftalt gleichete einem nehmlich aus > Stimmen werden welches ei⸗ 

Shre; Necht oben darüber ſtunde ein Hauß | ne anmuthige Harmonie en Sehet auff 

seftalt dieſes Kunſt⸗ 

Wohnung hatte / angeſehen Dionyſius ansdie | Drths. iſt die rechte Höhle. D das unterirr⸗ 

fer Runft-Höhle ein Gefaͤngnůß vor die Miſſe⸗diſche Gemach dariun/ welches 4 Sieilianiſche 

thoaͤter gemacht hatte. Diefe Höhle ift noch | Eilen und erliche Palmos hoch. C der Eingang. 

bis auff diefe Stunde unter dem Nahmen / Ia | Doasenferfte Ende. Edes Divnyfigenfter, F 
Grotto della Favella befandt/zu fehen. Want ein Canalz Palmos breit. 

Diefes ift die Maaß eines vierten Theils von einem Sicilianiſchen Palmos / 
deren acht gantzt auff eine Sieilianiſche Elle gehen. 









— 


— — 





Eine andere merckwuͤrdige Hoͤhlen · Geſchichte. 


BE Se berühmter Hiſtoricus / und | he ich Anno 1520 ein Bürger aus jet gemeld» 


en Harsdörfterunebft verfhiedenenam | ter Stadt Babel’ feines. Handwercks fonft ein 
bern berichten / dag man in Der Gegend der | Schneiders tieffer hinein gewaget als vor ihm 
Stadt Bafel in der Schweiß, bey den Ruinen | jemahls ein anderer ſich unterftanden. Erfilich 
der uhralten vor Zeiten beruͤhmten Stadt Au⸗ gelangete er zu einer eifernen Thuͤr / und durch 

uffa/ Raura.co: um oder Augſt / unter andern | dieſelbe aus einem Gerwölbe in das andere. Zu⸗ 


ingen/ eine Höhle zu ſehen bekomme / in wel⸗ Tee fapım er in einen chonen Garten / ideſe 




















216 ReLlartones CuRrıosk. 


Mitte ein wohl erbaueter Pallaſt ſtunde. Allda 
begegnete ihm eine / biß auff den halben Leib ſehr 
foyöne Jungfrau / mit einer guldenen Crohne 
auff dem Haupt / und su Feld geſchlagenen Hag⸗ 
ren: Unter dem Rabel herab aber war ſie eine 


abihenlihe Schlange; Diefe mißgefialte Jung: | 
frau fuhrete ihn bey der Hand zur einer eiſernen 


Thin / wor welcher zween groffe kohl ſchwartze 
Hunde zufehen / die auff der Jungfrauen be: 
drohen fill lagen. 

Immittelſt nahm diefe ein Bund Cchlüffel 
vom Halſe / öffnete damit-eine Kiſte / aus wel- 
er fie allerhand jilberne und Eupfferne Munge 
hervor langete / und diefelbe dem furchtſahmen 
Schneider verehret / welche er auch mit heraus 
gebracht / und männiglıch gezeiget hat. Gie 


meldete ihm / wie fie aus Koniglihem Ge | 


fhlechte gebohren / vor Zeiten aber hieher ver- 
flucht / und info ein abſcheuliches Monſtrum 
waͤre verivandelt worden / Fünte auch anderer 
Geſtalt nicht erlöfet werden / es fey dann / daß 


ſie pon einem reinem keuſchen Juͤngeling drey | 


Die Hollfteinifche und Caſſubiſche Höhlen-Sefhichte, 


Ü dem uhralten/ und aus einem Hergogli | 


en Schleſiſchen Stamme entfprofienen 
Haufe von Rantzan hat ſichs zugetragen / daß de 
ro Groß⸗Frau⸗Mutter einsmahls in der Nacht / 
an der Seite ihres Ehe⸗Herrn / durch ein klei⸗ 
nes Maͤnnlein / ſo eine Laterne getragen’ auffge: 
wecket worden / welche fo dann von erfagtem 
Maͤnnle in / der fie zum Folgen ermahnet / aus ih: 
rem Schloſſe / deſſen Thür und Thor ſich geöff: 
net / in einem hohlen Berg zu einem in Kindes 
Noͤthen liegenden Weiblein gebracht worden. 


Nachdem nun hochermeldte Frau von Rantzau 


dieſem Weiblein auff deſſen hefftiges Begehren / 
die Hand auffs Haupt geleget / iſt es alfobald ge: 
arfen. Hierauff hat die in groffen Surchten 
fiehende Dame alfobald wieder zurück geeylet / 
und iſt von ermeldtem ihrem Eleinen Reife Ge: 


führten auch von Stunde an wieder nach den | 
Ihrigen begleitet worden.» Beym Abſchiede 


aber hat fie von dieſem Maͤnnlein ein anſehnlich 
Stuck Goldes zum Recompens empfangen 


woraus ſie / auff deſſen Angeben so Rechenpfen⸗ Glieder dieſes Stammhauſes — 





den / ſolten fie an Ehre und guten Nahm 










































mahl gekuͤſſet wurde. Hierauf hat fiebefagtee 
Schweitzer / auff ihr aa RR He gehe 
ſet / wobey fie fich aber alemahl dergeſtalt gebäre 
det / daß ers zum dritten mahl nicht habe wagen 
mögen aus Forcht ver möchte von ihr lebendig 
zerrifjen werden. Nach der Zeit hat Dief 
Schneider nicht mehr in felbige Höhle gelam 
gen / janıcht einmahlipren Eingang wieder fin 
den koͤnnen. 
Nach Verflieſſung erlicher Jahre bat ſich 
anderer Bürger aus Bafel in dieſe Hoͤhleg 
get / in Hoffnung / feiner Armuth Nach zu ſch 
fen / hat aber darinnen nichts als Menfet 
beine gefunden worüber er gantz heſturtzt wor⸗ 
den / und im Herausgehen einen plöglichen Fall 
gethan / daran er am dritten Tage hernach ge 
ſtorben. So viel von diefer Höhle, Laſſet um 
nun auch anhören’ was fich diefer Gegend on 
einer guten Zeit begeben / welche Geſchichtt 
len Holfteinifchen Edelleuten mehrentheils 
bekandt / von derer unterfchiedlichen ich fie jelber 
vernommen habe, j 


ninge/einen Hering / und zwo Spindelen vor te 
re Tochter / hat verfertigen laſſen. Sie hat 
auch diefe Bermahnung dabey erhalten / daß ih⸗ 
re Rachkoͤmmlinge ſolche Stücke wohl verwahr 
ven muͤſten / dafern fie aus wohlhabenden ni 
der Zeit dürfftige Leute werden wolten. 
gegen / folang fie nichts davon verlieren w 


lich zunehmen. Ob aber nad) alle Stu 
diefem vornehmen Geſchlechte anzutreffe 
von Fan ich nichts gewiſſes melden / ohne da 
mich heduncket / von dem der mir dieſe jelßo 
Geſchichte erzehlet / zugleich auch vernomt 
zu haben daß entweder der Hering / oder ei 
wo nicht mehr / von den guldenen Rechen⸗P 
ningen von Diefen Schaͤen abkommen find, 


Saft dergleichen Sefchichte erzehlet man 
dem uhralten Adelichen Saͤchſiſchen Gefd N 
terderer von Avesleben welches eben auff ſolch 
Weiſe einen Ringder aber nunmehro unter Die 


N 


Num. 28. Rucrırıonss CurırosM 217 


trachtet. Derfelde Fan au) wohl warhaffti⸗ 
ges Gold und andere Geſchencke mittheilen 
dann er iſt ein Herr aller untehmaͤßigen Schi 
| Geyer fan gar einhellig golsfurchtig vede et kan 
Beten tie der fommee Menſchrer bat die Bi 
bel im Kopffe / und dardurch richtet er viel Un⸗ 
glüchs any ohnerachtet er nicht allemahl feinen 
Zweck erlangek. Eincfolcheg Urtheil Fan man 
| auch füllen von der Oldenburger Höhle 7 aus 
welcher die Jungfrau gekommen 7 bie einem 
Grafen diefes Hauſes das vorhin beſ hrlebene 
Runder; Horn verchret hat. Wie nicht weni⸗ 
| ger vonder Höhlen / darinn ſich nach dem Be⸗ 
richt einiger Weſchichtſchreiber jener Rauberi 
ſcher Nattenfänger / oder vielmehr der leibhaff⸗ 
tige Teufjel + mit 130 Kindern aus der Stadt 
undBeftung Hameln an der Weſer / Anno 284 
am ⸗Junu ſoll begeben haben / und niemahlen 
wieder zum Vorſchein kommen ſeyn. Ich ha⸗ 
benod) nur vor 16 Monachen denſelben Berg/ 
Wddn man den Poppenberg nennt / mit meinen Au⸗ 
gen deßwegen beſchtiget / habe aber nichts went 
ger als bie geringfte Anzeige einer ſolchen Ho 
ie finden Eönnen, Alſo laſſet der Teuffel biß⸗ 
weilen eine Höhle (dann er wohnet gerne im fin: 
ſiern) erſcheinen / wo in der That feine iſt. Offt⸗ 
| mahlen præeſentirt er ſich auch in einer warhaff⸗ 
tigen Hohlen wie die BYafelery Sybilliſche / und 
andere Höhlen in groſſer Anzahl erwieſen. U 
ber mag befümmern mir uns umb des Teufels 
Affen Spiel / viel fieber wollen wir in unſerem 
Borhaben fortfahren und befchen 

















fangethat. 
Sp lefen wir auch bey Henrich Kornmann 


in der. andern aber einen Brieft/ welchen er den 

den armen Sündern dur gemeldtes Kind 
hat überreichen afen. Wie dann hiervon bey 
angezogenen Kornmanno mit mehrem mag ger 


Was follen mir aber von der Hollſteiniſchen / 
Bafeliſchen / derer inder 12 Relation gedachten 


gen Satans — welcher die Menſchen 
aufftaufend rthen zu hintergehen / und zu aͤffen 


Die erfehröckliche Drachen· Hohle. 


—— auch von den Höhlen und unterirrdi⸗ iſcell. Germ, Anna 3. Obferv.194 / aus dem 
SI schen Wohnungen der wilden Thieren et | Munde angeregter Perſohnen / davon alſo: In 
tung gemeldet werde / fo will ich dem günftigen der Ungwrichen Graſſchafft Zips /z Meilen vom 
Lefer anitzo aus dem Bericht des vornehmen Tarpatiigen Gebirgemahr bey dem Gartänfıy 
Ungarifpen Medici, Herrn Johann Paterfon Klofrerift eine Hönlermelhe man die Drachen ⸗ 
Hayn md abſcheuliche Dragen-Grufttende | Höhlenennet/ dann die Ratur hat hiefelbit vor 
Hreiben/ deren die erſte ein Mind Rahmens | ei unsehliche Menge Drachen ein groſſes 
Pater Wences'ausdeS.S5. Sacramento, die an⸗ Grab ver eruget. Der Eingang in diefes geh 
dere aber ein Edelmann ans der Graff ſchafft Ei ſen /Loch iſt anduch rund / ſo hoch als ein Mann/ 
gi Derfelbe fpriht aber Curioſ. tötet 1 anden Saten / und ift etliche = 

kom, l. r 

















ing 


REeLATIOoNEsS Curıiosa. | 








dick. Als wir in diefer Höhle fahmen/ flohen | vie nicht überzogen, auch nicht fo feucht/alsdag 


ung eine groffe Menge Fleder⸗Maͤuſe entgegen 
fie fie unfere angezundete Kergen erblicketen. 
Da wir weiter hinein Fahmen / fahen wir ander 
rechten Hand eine andere groſſe Hoͤhle / und 
ander lincken Hand eine Thür zu nech einer an: 
dern. Wir beſahen nit einander erftlich Die 
gedachte Höhle zur lincken Hand / und be; 
funden diefelbige/ dag fie überaus hech / und 
fo Fünftlich gebauet war / daß Fein Kuͤnſtler fie 
befier hätte zurichten fonmen; Das ganze Ge 
woͤlhe war mit einer Schnee weiſſen / zarten und 
feuchten Materie überzogen / aus welcher ohne 
Unterlaß ein Chryſtallen klahres Waſſer troͤpff⸗ 
lete / welches ſich in verſchiedenen Gruben / als 
anmathige Bruͤnnlein / verſamblete/ und einen 
guten Geſchmack hatte. Dieſe weiſſe Materie 
2 ſich in den Händen als ein friſch gemachter 
Kapıhanthieren; Ein groffer Klumpen davon / 


hielte im Gewichte fat nichts / dahero es die Leu. 


te daſelbſt / das weiffe Nichts nennen. Hierauf 
fiiegen wir über einen groſſen Hauffen unge, 
heure Steine / welche faft die unterſte gantze 
Höhle bedecketen / und muften mir uns wohl 
vorfchen / wegen der glatten weiſſen Materie 
welche alles überzogen hatte. A 


Raum waren wir hinunter kommen / da er⸗ 
blicketen wir auff der lincken Hand einen Koͤnig⸗ 
lichen ſteinern Thron / welcher ſo zierlich da ſtun⸗ 
de / daß wir nicht wuſten / ob er von der Natur / o⸗ 
der von der Hand eines Kuͤnſtlers verfertiget 
wäre. Dann. auffden ebenen Plag erhebet ſich 
biefelbft gleichfamb Staffel + weiß ein hoher 
Dreh / deſſen Grund zwar gantz ſteinern / und 
Horn faͤrbig / aber mit ſolchen Adern der is 
den Farben gezieret iſt daß mangleichjamdie 
tobende Meeres: Wogen daranff fiehet / wie ich 
mich erinnere / dergleichen zu Venedig in der 
praͤchtigen St. Marcus Kirhesuff dem & 
ſtricht auch gefehen zu haben. Auff diefem 
Grunde erheben ſich 4 Säulen von ungleicher 
Dicke / dieſe find kunſtlich geflochten und gedraͤ⸗ 
het / unten dicker / als ohen / daß man ſchweren ſol⸗ 
ie / der kunſtreicheſte Meiſter haͤtte daran gear⸗ 


beitet. Dieſer Orth iſt von der weiſſen Mate: 





















uͤbrige von der Hoͤhle. 
Die Säulen beſtehen aus braunen Alabas 
ſter / ſind aber härter / und gleichſam von Hor 
Als unſere Geleits Leuthe den Grund biefelbfe | 
mit Pickeln zerhackt / und ein wenig weggeraͤß 
met hatten / funden wir allerhand Gebeinerugn 
unterſchiedlicher Gröffe ı nicht Wurmftihlig 
noch vergangen’ fondern unter ihrer Settigkeig 
gleichfam vergraben / davon nahme ich einen 
Knochen den man Os Sacrum nennet / welche 
die Geſtalt eines fehr groſſen Sattels — 
te. Hernach giengen wir von dieſem erhobe⸗ 
nen Thron / und funden in der ſteinern Wand 
noch eine andere Thuͤre / uͤher welchem Loch 
He Dannen⸗Hoͤltzer lagen am welchen ſich dig 
eurienfe Land Leuthe hierumby vermittelft einge 
ger Stricke / hinunter laſſen und twieder heraus 
ziehen. Daſelbſten iſt eine ſehr groſſe und tief⸗ 
fe Grufft + und koͤnnen die Leuthe dadurch big 
zum Fuß des Berges gelangen / —— 
ziemlicher Strohm anzutreffen / und koͤnnen ſie 
auch durch einen langen Weg / aus einem andern 
Loch wieder hervor Fommen. 1 7 
Mir Fehreten uns hierauff zn der anderen 
Grufft / in welcher wir durch einen Eingang ges 
langeten. Diefer Orth war viel gröffer / als. 
der vorige / und gank Feine — Materie dar⸗ 
ein zufinden. Von oben herab trieffet ſtets 
ne klare Feuchtigkeit / welche endlich einen W 
fer: reichen Brunnen verurſachet. In dieſer 
Höhle ſahen wir an den Seiten verfchiedeng 
Fleine Zellen’ in deren eine ich kroche / funde aber 
nichts darinn / als truckenen Grießſand. A 
Eine. ander befondere groffe Drachen-& 
ift in der Graffichafft Eipton 7 nicht weit v 
Sint Niclosram Carpatifchen Gebirge, P 
kommet mitt Li eines Hügels in diefer Hoͤ 
in welcher mandurd ein enges Loch kriechet j 
wendig aber ſiehet man alſobald ein ſehr groſſes 
Gewölbe / welches ſich wohl eine gantze 34 
(er redet von Ungariſche Meilen / welche J 
als die Teutſche find) nach Orient erſtrecket / auf 
dieſer groſſen/ lauffen zu beyden Seiten andere 
Höhlen / welche ſich sleichergeftalt weit in den 
Berg hinein erſtrecken. Wann — — 
nert 















giertel Meile fortgangen ift / gelanget man an 
ein Wajer / welches einem nicht weiter gehen 
fäfts da herrſchet allezeit ein ſtarcker Wind / wel⸗ 
cher alle Lichter ausblaͤſet Mitten in dem Pla⸗ 

e rinwet von oben herab ohne Unterlaß eine 
weiffe Materie / welche auch das gange Eſtrich / 
zuſampt einer Menge Drachen Gebeine bede⸗ 
der, Ja man findet daruuter oͤffters viel gan⸗ 


Rerarıones Curtos& 


te Drachen Gerippt oder 





celeta auff einans 


derliegen. Ein einziger Beimsinshe ift zwo 


Ellen lang befunden worden / 
Zähne find gemeiniglid 
Aber ich entſetze mich ferner v 


lichen Drachen-Höhle zu red 


und die Drachen: 


h einer Spannen lang. 


ou diefer abſcheu⸗ 
en / dannenhers 


wende ich mich nach Chinarzu einer natürlichen 


Grufſt /welche heiſſen ſoll 


Die unbegreiffliche groſſe Höhle in China. 


Jervon meldet der berühmte Jeſuit / Pater 

RMaͤrtinus Martinius / in feinem herrlichen 
Buche Atlas Chinicus genandt als einer / der 
feine meifte Lebenszeit in dieſem abgelegenen 
Königreich zugebracht aljo: Mitten in China 
iftein überaus groſſer Berg / welcher feine Av 
me biß in dieentlegueften Länder erſtrecket/ weil 
er aber wegen des ſteinichten unebenen Grun⸗ 
des nicht leicht zu bervandern iſt / ſo hat die Na⸗ 
tur denſelden durch und durch non einem Ende 
zum andern ansgehöhlet, dergeitalt daß man ct: 
kiche Monathen haben muß / durch dieſe gantze 
Verg Hoͤhle zu gelangen. Es ſind ihrer gar 
eie / die ſich durch dieſe Hoͤhle gautz hindurd) 


Höhle erzehlen / daß es unglaublich ſcheinet. 
Man foll einen Uberfluß an Wafjer darinnen 
a arofie Seen elche ziemlich Fiſchreich 


ſich doch ſo viel Tages Licht durch die Felſen⸗ 
Sie hin und wieder mm die Hohle / daß man da ⸗ 


EM 








rinn ziemlich wohl, obſchon nicht fo gut / als auf 
ſerhalb derfelbew jehen koͤnne. 

Pricht weniger Nachdenckens verdienet es 
auch / was der curieuſe Auffmercker P. Alphon⸗ 
ſus d Ovalle in ſeiner Chilenſiſchen Hiſtorie er⸗ 
ehlet. Nehmlich unter denen Andibus (tel 


es wohl das weitlaͤufftigſte 
bürge der gangen Welt iſt) in 


und gröffefte Ge⸗ 
den Sider Almes 


*ricafinden ſich ſolche Höhlen und Grufſten Die 


fo groß ſind / als andere ganke Landſchafften auff 
der äuferfen Erd Flaͤche / ſo hoͤret man auch all⸗ 
da groſſe Stroͤhme ihr Waſſer durch ſonder⸗ 
bahre Stuͤrtzung / oder Waßferfaͤlle / mit folder 
Kraffe und Geſtoß fortſchieſen / daß in der gan⸗ 
gen Welt nichts graͤßlichers zu hören jeyn full, 
Man hatunter andern merckwuͤrdigen Sachen 
in diefer Höhle vor nicht gar langer Zeit / ein 
kleines Schiſlein gefunden / woruber mancher⸗ 


ley Meynungen und Urtheile 


gefallen / indem 


der eine dieſe der andere aber jene Uhrſache und 
Arch herbey brachte, wie folches Schiff in die⸗ 


fen unterirrdifchen Abgrund 


möchte verfallen 


ſeyn davon auff eine andere Zeit / da ich von de⸗ 
neu Dingen rede / die nicht an ihrem/ ſondern an 


einem ungensöhnlichen Orthe / gefunden wor⸗ 


den / ein mehrers wird zu vernehmen ſeyn. Run ⸗ 
mehr hoͤret / wie ich werde beſchreiben etliche 
Wunder-Höhlen/ben denen viele Auffmerckens 


würdige Dinge vorkommen. 
an geſetzet werden 


Od 2 


Hiervon ſoll vor⸗ 


Die 








220 ReLtärtrrones Curıos# 


Die gifftige Höhle, 


ft angeregter Leander befchreibt in feinem 
Welfchlande nachfolgende denckwuͤrdige 


Höhle: An dem Fuß eines hohen Selfen in der | 


Gegend Puzzolo fichet man nahe bey dem Lacu 
Amlano / eine Eleine nicht weit inden Felſen ge: 
hende Höhleran welcher ein Zeichen hanget / zur 
Warnung /daß fich niemand zu nahe hinan was 
ge. So ein Hund / oder ander niedriges Thier 
da hinein geſtoſſen wird / faͤllet er ploͤtzlich vor 


vodt danieder / und bleibet auch warhafftig todt / 


ſo man ihn eine Zeit lang alſo liegen laͤſſet: 


Wann man ihn aber alſobald nach dem Waſſer 


des dabey gelegenen Sees ſchleppet / und ihn da⸗ 
rein tauchet/fo kommet er zu ſich felber / und le 
bet wieder auf. Viele von den curieuſen vor 
vorbey reifenden Leuten nehmen. durch. einem 


Hund hievon eine Probe welche fieniemahlen. | 


befrieget. Die Ftaliäner da herumb nennen 
diefe Höhle, Bned Venenoſo / melches ein giffti⸗ 
ges Loch bedeutet. Sins gemein aber ift fie um 
ter dem Rahmen / la Grotta delli Cani over 
Hımdes-Höhle befandt.. { 

Nicht ſo gar weit hievon bey dem fo genand: 
ten Eiceronifchen Bade, ift.eine andere Felſen⸗ 
Hoͤhle / etwa 6 Fuß hoch und 2 Fuß weit in die 


‚Länge aber kruͤmmet fie ſich weit inden Felſen 
Die Waffer- Höhle in Bantalaren. — 


ihr die embfige Natur auff der Cana; 
rifchen Inſul Ferro oder el Hierro den 
Mangel des füffen Waſſers / durch einen ſtets 


trieffenden Baum / wie ich in der 4ten Relation 


deffen gedacht / völlig erfeget / alfı hat ſie ſich 
sicht minder vorſichtig in dieſem Stuͤcke gegen: 
die Inſul Pantalarca erwiefen. Diefe lieget 
zwiſchen Sicilien und Africa / iſt nicht frucht⸗ 
bahr / und hat nur einen bewohnten Orth / nebft 
etnem kleinen Caſteel. Und ich glaube / daß ih⸗ 
nen die Spanier mehr umb der Schifſarth / als 
umb einigen Gewinſtes wegen / maſſen deſſen 
hieſelbſt Feine Hoffnung: die Erhaltung dieſer 
Inſul und Veſtung angelegen ſeyn laſſen Dann 
die gantze Infulift von Natur duͤrr / mager / fel⸗ 
ſeht / und uͤberaus hitzig / alſo dag man Fan eis 















‘ * 
hinein / und giebt gar einen lieblichen Geruch 
von ſich. Wanneiner auffgerichtet hinein gẽ 
het / jo fängt er gleich anzu ſchwitzen / gebet ran 
ber vor fich zur Erden gebücket hinein 7 ſo wird 
er ron einem Froſt und Schauren ploͤtzich übers 
fallen werden. Gar nahe bey diefer / iſt noch 
eine andere Hoͤhle / nach Mittage zu / in welche 
ſich niemand wagen darff dann fo jemand hi 

ein gienge / würde er aljobald erſticken: Cine 
WahsKerge würde ihm von wegen der große 
jen Hitze in der Hand ſtuͤndlich zerſchmeltzen 
und das Licht verlöfchen. 9— 
Man ſchreibet Die Wuͤrckungen dieſer Hoͤh⸗ 
len billig denen verſchiedenen Schwefel und % 
launhafftigen Ausdaͤmpffungen uud Dünften 
su / davon dieſe gantze Gegend angefullet iſt, 
Wovon Kircherus in feiner unterirrdiichen 
Welt und Merula / in Befchreibung des W 
ſchen Landes / mit —— ſchreibet. 
Es Fan der guͤtige Leſer / nach feinem Belie⸗ 
ben / die auch dieſer Gegend befindliche Höhlen" 
| la Grotta delli Serpigenandt / auff dem Berg 
Saffa hieher repitireny derer inder nr Relation - 
gedachtiworden. Hierauff will ich noch eine 
| — darſtellen / welche ſeyn 
ji} Br 
















| nen Fuß anffden brennenden Felſen Grund 
tzen darff. Waͤre ſie fruchtbahr / fo hätten 
Zweiffels ohne die nicht weit davon fonderng 
ade gegemüber gelegene Räuber zu Tunis 
Tripolis / ihrer ſchon laͤngſt bemaͤchtiget. 
So findet man auch in ihrem gantzen Bezi 
nicht einen eintzigen ſuͤſen Brummen. Dicfi 
Mangelaber zu erfegen / hafdiegütige Nat⸗ 
recht mitten auff der Infuleine ungeheure $ 
fen- Höhle angeotdnet in deren Mitte ein 
gründliches Loch zu fehen 7 aus welchem 
Auffhören ein ſtarcker Rand) und Damp 
ſteiget / der fich eben an der Decken der Höhlen 
gnwirfft / und nach und nach indasallerfüflefte 



























Alſo ſiehet man / daß die Vorſichtigleit GOt⸗ 
tes unbejehreiblich/ de ſen Güte unendlich und 
feine Allmacht naus ſprechlich iſt / dann Erfan 


Die erſchroͤckliche 


SH weiß wohl / daß ihrer viele find + die es 
serlachen / wann man ihnen erzehlet/ daß 
man Derther als Höhlen / Pfule und derglei⸗ 
hen findet / aus welchen / nach einem eingeworff⸗ 


nen Stein / ein hefftiges Donnerwetter entſte⸗ 
herr aber hievon foll bey Gelegenheit grundlich 
gehandelt werben. Bor itzo muß ich zu unferm 
Morhaben von einigen ſolchen Donner-Höhlen 
aus Richero  Majolo und Zeilero ein weniges 
herbey bringen : In der an den Spaniſchen 
Graͤntzen gelegenen Frantzoͤſiſchen Landſchafft 
Avergne / zeiget man an dem Berge Dor eine 
Hoͤhle⸗ So uecis genandt / fo bald man in ſelbige 
einen Stein hinein wirfft / wird fich ein hefftiges 
Domnerns Hageln / Bligen und Regnen erhe⸗ 
ben. Dergleichen Höhle findet man auch bey 
Wyhburg / in der Schwediſchen Provintz Care⸗ 
Ten unterder Erden; Wannman ein lebende 
ges Thier hinein wirfft / faͤhret augenblicklich ein 
fotcher gemaltiger Schall heraus Daß die umb: 
fehende gänglich daruͤber erſtarreu 7 weder ge 
en fiehen / fehen noch hören koͤnnen / ſondern als 
geichen zur Erden fallen. Endlich ſo Hude fh 


RELATIONES CURILIOSA- 





221 





helffen / wo Die Menſchen keinen Kath mehr sn 
g.ben wiſſen. Deſſen diefe Hoͤhle ein klahrer 
Beweiß iſt. 


© 

Donner Höhle. 

auch in dem Dalmatifchen Gebärgeeine ſolche 
Hoͤhle. Wann ein Stein hinein geworffen 
wirds fo faͤhret nicht allein ein mächtiger Wind 
heraus ſondern es eatiehet gleich ein hefitige® 
Ungewitter mit gewaltigen Donnern und DW 
hen. 


bargy die Marck / und mehrere Devther ı den 
Zum Beſchluß 
poill ich dem günftigen Eefer noch eine einkige/ 
gar merckwurdige Höhle beſchreiben / welche 


Die ukraniſche Wunder⸗Hoͤhle. 


Beſchreibung dieſer Wunder· Hoͤhle iſt 
genommen aus Fo. Herbinii un erirrdi⸗ 


ſchem Kioff welche von Wort zu Wort alſe lau⸗ 


tet: In Rußland⸗ in der Hanpt- Stadt Kioff/ 
ande anmuthigen Strohm Boryſthenes oder 
Sniper gelegen / indem Berge an dieſem Flu 

hat es eine serwuderungsrvurdige Hoͤhle / de⸗ 
ven Eingang in dem Elojter Fxaltatio Crucıs» 
iſt. Etliche geberrworsdiefe Höhle fen mit lan 
ger Zeit / durch fleiſige Arbeit der Reuſiſchen 
Geiftlichen, oder Ordens Lente in dem kimih: 
gen Grunde außgegraben. Andere hergegen 
wollen: behaupten / Diefe Höhle ſey von Natur / 


and erſtrecke ſich unter der Erden bins biß nach 


EimslenstorlanffgoMeilen.) Und wieder je 


\ 


genandte Florus Polonicus und Froͤlichins mel 


den ſo ſey fie inmendig noch dazu mit Metall gr 


fuͤttert / welches aber von andern vor eine Fabe 

halten wird. Das iſt inmahl gewiß daß 
mann die er Zeit nicht eigentlich weiß mie weit 
fie ſich ehemahlen erfiwecet habe: Weil durch 


 perfihiedene Erdbeben die Gänge derjelben 


ſehr zerrifiem und theils gar verfallen find. Sie 
lauffi heut zu Tage noch einen ziemlichen Weg 
unter gedachten Berge bin / und theiletfich in 
zween Haupt Gaͤnge / deren einer St, Anto⸗ 
nins ‚nnd der andere St. Theodoſius genennet 
werden. 
Diefe beyde Gänge theilen ſich in viel krum⸗ 
me Nnen und Reben Gaͤnge/ als Aeſte / aus / al⸗ 
Dd 3 ſo⸗ 


* 


222 Rei vio ne & Ourdo Ss 5% 
— — — — —— — — — — — — — — —— — — — — —— 


— 
fo / daß denen die dieſes Orths nicht wohl kuͤn⸗ 
[fi ver fallen doͤrffte / ohne einen erfahr⸗ 
itsmann Diefelbe zu durchwandern. 
Man ſiehet viel Kammern /Zellen ja fo gar Kir: 
hen und Capellen / die alleſampt mit unglaubli⸗ 
cher Arbeit dergeſtalt durch alte Reußiſche 
Muͤnche aus gehoͤhlet / und in dieſen Standt ger 
bracht werden fin), 

Der Anfang zu diefer Höhle ſoll im Jahr 
Chriſti 900 begonnen / und umb dag 2000 Jahr 
ſchon zu gegenwärtigem Stande gebracht ſeyn. 
Aaderer Dinge Kürse halber zu geſchweigen / ſo 
iſt Diefes infonderheit merckwuͤrdig / daß unter 
Der groſſen Anzahl derer / die info langer Zeit in 
dieſer Höhle ihre Ruhejtätte befommen + und 
begraben worden / da cin jeder feinen befondern 
Orth hat, den (in vorigen alten Zeiten) er ihm 
bey feinem Leben felbft hat ausgraben muͤſſen / 
theilsder alleraͤlte ſten Canfjer Zweiffel frommer 
und heiligen) Münche Corper / ob fie [yon über 
fiebendhalb hundert Jahr allda geruhet / den 
noch) zumahl unverweſen / mit Haut und aller 






Geſtalt im Gefichternicht als Seeletarsder Ge⸗ 


rippe / fondern wie fchlaffende Menfchen anzu⸗ 
ſchauen / und was nechmehrift: Es ſchwitzet 
ans den trockenen Hirnſchalen etlicher ſolcher 
Coͤrper ein Oehl 7 welches nicht allein in allen 
Krankheiten nüglich gebraucht wird / ſondern 
es ſollen auch hierdurch Blinde fehend und Be; 
ſeſſene erledige worden feyn. Die Griechen hal: 
ten diefesyals ein befonderes Wunder / in groffen 
Ehren / geftalten jährlich am Oſter⸗Tage / nad) 
verrichtetem Gottesdienfte/ des Klofters Vor: 
ſteher ſampt etlichen München bey angezuͤnde⸗ 
ten Fackeln dieſe Grufft befichtiget/vie Todten⸗ 
Edrper mit Weyrauch berauchert / und nad) 
Verleſung etlicher Gebethen / fie folgender maſ⸗ 
fen anredet: Heilige Väter und Brüder, heute 
iſt Chrifius nach serriffenen Banden des Todes 
aufjerftanden. Dem alsdann die übrigen ant- 
worten: Chriſtus der HErr / iſt warhafftig auf 
erſtanden. Siwardie andern Religionen wol⸗ 
len den Muͤnchen dieſes Wunder nicht geſtehen / 


Haare biß auff dieſe Stunde zehlen fan. 


| terffanden / dieſe todten Eörper an uruhren 


maſſen mir gleichſam von ferne ſchon erſche 



























ſondern / weilen nicht zu läugnen / daß fich Diefe 
Sache in der Warheit alfo verhalie / viel lieber 5 
des Orths befonderer Eigenſchafft / oder wie? 
theils erprimirendem Spiritui Lapidivico, der 
in diefer Höhle ſey / dieſes ganze Wunder bey 
meffen, Worgegen aber die. Griechen zu bes 
denken geben: Wann dem alfo ſeyn jolle / fe 
wuůrden entweder alleCörper verweſen / wie d 
gröften Theil der darinn begrabenen wiederfgh 
ren oder aber / fie müften alle unverweſet geblie 
ben ſeyn: Sintemahlen unter fo vielen nur e 
liche zu ſchen / die unverweßlich allda liegen. Un 
ter andern iſt auch eine Frau in einem abſondet 
lichen Gewoͤlbe zu ſehen / mit zarter durchſichtt 
ger Leinwat umbwickelt / welche noch fo gar un 
verwefen / daß man auch alle ihre Gold-gelbt 


Tartarn fallen in ihven Streifen nicht in. d 
Höplermaflen ihnen der Verſuch / da fie ſich 


ſchon einmahl gar übel befommen: Alerander 
Ganguinus. Was von diefen und dergleid 
unverwejeten Cörpern zu halten davon ſoll 
eine andere Zeit gemeldet werden. F 
Das iftdie Befchreibung diefer merckwurdi⸗ 
gen Hoͤhle / woruͤber ich dem gelehrten und tieff⸗ 
finnigen Leſer fein eigenes Urtheil laſſe / maſſen 
es anitzo Feine Zeit iſt / dieſes Wunder übern 
Hauffen zu ſtoſſen. Auff ein ander mahl aber⸗ 
ſoll auch etwas von dem Stein machen 
Safft / welcher fu viel Wunder in der Erden 
richtet / verhoffentlich zu des Leſers grofjen Com 
tentement auff unfer curieuſes Tapet gebracht 
werden. Ss 
Inzwiſchen erfuche ich denfelben gar hoͤ 
mir nicht übel zu deuten / daß derjelbe von 
fo lange in der Höhlen: Materie auffgeha 
worden, 
Ich will aber bitten’ er wolle ſich mit 
Fräfftigen Antidoto verfehen/ umb die giff 
Bafilisfen / welche fi) nicht übel auff d 
Materie ſchicken 7 defto beſſes zu betrachf 








ReLaATrToNBSs 


er — 


ifftigſte Schlange in der gan⸗ 
it 





3 Der Baſilisk / oder die allerg 


Curros& 22 


— 


en Welt. 


Chwerlich ereignet ſich bey den Naturkuͤn⸗ 

digern ein groͤſſerer Streit und Ungewiß⸗ 
heit über eine Materie als wann man von dem 
Einhorn Phönir Pelekan und Baſilisken zu 
reden kommet / denn davon hat man jo vielerley 
Beſchreib⸗ und Meynungen daß ſie faſt nicht 
alle zuzehlen find. Jonſtonus vechnet fie unter 
die Drachen / die Feine Füffe noch Flugel ha⸗ 
ben: Darımb nennet er den Bapılisfen auch 
wohl einen Draconem Pythium. Die Lateiner 
nennen ihn auch wohl Regulum, oder einen 
König heils weil er ein nathrlich Gewaͤchſe / 
in Geftalt einer Krone / guff ſeinem Haupte 
fräget/ theils aber ı weil fid) “alle fo wohl ver 
giffte als mnvergifftete Thiere/ vor ihm furch⸗ 








ten, maſſen er ihnen allen den Raub abjagem 
und vermittelt feines durchdringenden Giffts 
augenblicklich das Leben nehmen Fan. 

Rach dem Bericht Elianisiter gelb / und hat 
drey Spitzen auff feinem Vor Kopffe. Alens⸗ 
ma giebt ihm eine Farbe / die fich nach gelb und 
ſchwartz siehet/ ſampt einem zugefpigten Kopff 
und rothen Augen. Nach Plinii Meynung it 
ernicht lange als 12 Finger hreit / und hat auff 
dem Haupt einen weiten Flecken / welcher wie 
eine Krohne geftaltet. Andere geben ihm Flů⸗ 
gel / die aber klein und von ihm nicht gebraucht 
erden fünnen. Was ihr Baterland betrifft / 
fo haͤlt man davor / dag Africa denfelben nicht 
akfein ſondern auch die übrigen ungeheureften 
Land Monfira erzengedavon YelianusundPli 
nius weitläufftig zu lefen find. Die Eanptier 

‚glauben er werde ans dem Ei eines Jbis/oder 
Hwartzen Eghptiſchen Storchs gezeuget. Al⸗ 
bertus hergegen / und der gemeine Mann über: 
all / behaupten / daß er aus einem Hahnen Ey 
berfür komme / daß er aud) einem Hahn bey na⸗ 
be ähnlich feyı ohne mas den Schwang betrifft. 
Es finden ſich einige / welche dreperley Surfen: 





von Bafılisfen betrifft. Cs hnden fid) einige/ 
welche dreyerley Sorten von Baßlisken behau⸗ 
pten nehmlich die Gold⸗gelben / welche alles / was 
fie nur anſehen / anſtecken und vergifften; Die / 
ſo nur einen Gold gelben Kopff haben und al⸗ 


les was fie erblicken in einen Schrecken ſetzen 


und todten / mie Blut rothe durch deren 
Stich das Fleiſch von den Thieren abſaͤllt. Bon 
ihnen allen wird geſogt daß fie Baͤume und 
lichte toͤdten / nicht allein durch ihr Anrührem 
ndeln and) von ihrem bloſſen Anhanchen / ſie 


„perdörren die Kräuter / und machen Die Felſen 


muͤrbe / ſo gar durchdringend iſt ihr Gifft. Ihre 
Geſtalt hat man aus bengehender Figur groß⸗ 
fen Teils zu erfeben, ’ 

Solinus ſpricht / er fen nicht allein zum Ver⸗ 
Herben der Menfchen und anderer Thieren ſou 
dern auch felbjt zum Nerverben der Erden ge 


ſchaffen welche er überall, wo er mit binfome 


met’ verdoͤrret / und vergüfftet. Wann aber 


gleichwohl vorgedachter maſſen / dieſer allzu giff⸗ 


ige Wurin wegen der groſſen Uneinigkeit derer / 
die von ihm geſchrieben / umahl unbekandt / und 
der Lefer aufjerzeiffel deßfalls niemahlen einige 


| Satisfactign erhakten,fo nehm ich mir das Her⸗ 


ge, denfelben vor dieſes mahlbey der Hand zu 
faffennicht allein Africa fondern auch Eures 
pam zu durchwandern die tieffe Brunnen uner⸗ 
gründliche Grufften Herfalleue Kellern 7 und 
mancherley zu ſeinem Wohn Platz gewidmete 
Schluͤpff Winckel durchufuchen / nnd mit allen 
Fleiß zu erforſchen / ob ein Baſiliskus zu Anden’ 


“was er eigentlich fen / wie er geftalt / woher er 


Pame 7 und was fonſten mehr von ihm zu be⸗ 
richten vorfallen moͤchte. Weil aber die mei⸗ 
fien dahin zielen / daß er aus einem En eines al: 
ten Hahnen erwachſe / ſo muß uns zufoderſt her⸗ 
treten 


Der 

















Der Eyer-fegende Hahn, Lu 


——— welche es ihnen nicht einbilden 
konnen / daß aus einem Hahnen⸗Ey ein 
Baſilisk erwachſe / ja gar daß ein Hahn Fein Ey 
lege / gründen ſich weiffeln ohne auff des Har⸗ 
veii Principia / welcher dieſe Materie Exercit, 
13. pag z1.und Exercit, 28. p 103. feqq. ſtatt⸗ 
lich ausfahrer und als ein vortrefflicher Phyfi⸗ 
tus erweiſet / daß ein Ey nuſn fruchtbahr ſey / 
wann nicht fo wohl die Henur als der Hahn / 
das ihrige darzu gethan Aber wir reden hier 
nicht von einem Ey 7 ans welchem wieder ein 
Kuchlein kommen / ſondern aus welchen ein 
gifftiger Wurm gebrütermerden ſoll / wozu ein 
Ey nicht allemahl untuͤchtig erfunden wor⸗ 
den. Vielmehr bekraͤfftigen alle Phyſici / daß 
nichts in der Welt fo bequem ſey / allerhand un⸗ 
geftalte Mißgebuhrten hervor zu bringen / als 
eben ein Ed. 
D.Johann Zwingerfürnehmer Theologus 

und Profeſſor zu Baſel / ſchreibet Anno 1672/ 
den 15 Mart. an Herm D.Henrich Sereta von 
Savoriz / berühmten Diedicam zu Schaffhau⸗ 


fen in der Schweitz / daß er vor etwa zo Jahren |. 


einen Hahn gehabt / ſo ungefehr 8 Jahr alt / wel⸗ 
cher innerhalb xz Tagen zo Eyer geleget; Sie | 
waren etwas groͤſſer als Tauben Eyer / jedoch 
viel kleiner / als ein vollkommenes Huͤner⸗Ey. 
Die Schale war auch viel dicker / wie irgends 


an einem and ern Ey. Man ſahe keinen Dotter | 
drinnen / ſondern an deſſen ſtatt etwas welches | 
einem weiſſen Faden gleichete / und alſo gefrum: | 


met lage: 

—— 
Daffelbe war weiſſer und dicker als ſonſt das ů⸗ | 
brige Eyer Weiß. Diefer Hahn gieng ordent 
lich mit ferner Henne nach dem Neſt wann ſie 
legen wolte 7 und wann fie wieder zuſammen 
ans dem Neſt traten / fo funde die Magd alle: 
mahl2 Eyernunlid) ein vollſtaͤndiges Huͤner⸗ 
Ey / an dem Orth wo die Henne aefeffen 7 und 
eines / ſo von dem Dahn auff feine Stelle gele: 
get worden / welches kaum halb fo groß / als das 





ReLrarronss Curros:. 




























andere war. Diefe Seltzamkeit hat ermelie 
ger ziwinger eiliheZage hernach denen Herren 
Profeſſoribus De. Hieronymo Bauchins und 
D. Henrico Glaſern erzehlet toelche denfelben 
Hahn zu anatomiren erhalten / aber nichts füne 
Derliches oder verwunderliches an ihm merckeg 7 
können / welches fie daher zu ſeyn geurtheilee 7 
weil man zu lange grwartet / den Hahn zu ſchn 
den ſintemahl ſolches alfobald / da er noch 
dem Eyerlegen beſchafftiget ı hätte geſchehen 
muſſen. Curiof, Miſcell. Gern, Ann, 3, Ob- 7 
ſerv. 177, j Mi 
Gleichfalls fhreibet D. Sebaftian Scheffee 7 
an D. Salomon Reiſel / Phyſſcum zu Worms’ 
Anno 1674 im Mariio aus Franckfurth / web 
cher gejtalt fein Elter-Bater von der Mutter 
her / Bechtold Weichman genandt/ ebenmaͤ 
ein Hahn geſehen welcher Eyer geleget. N 
lic) Anno 1571 habe ein alter Hahn in dem d 
latz feines Hauſes / welches Greiffenſtein heil 
et / ein kleines Ey hinter ein Faß geleget 
außgebrütet / deſſen Schale an ſtatt des Eyer 
Weiſſes mit lauter Blut angefullet / das gelbe 
aber / oder der Dotter / habe außgeſehen / wie 
Kroͤten⸗Saame. In Analck.adanın 3. Curioſ. 
Miſcell. Germ. Pag. 300. 72 
Wer die fo genandte occulta naturæ mira- 
eula Levini Lemnii gelefen / der wird darinnen 
gefunden haben / daß zu feiner Zeit zween alte 
Hahnen zu Zirikſee in Seeland Ener geleı 
und diejelbe mit Gewalt haben aufbräten ie 
len’ dag man fie endlich mit Störfen ausd 
Neſte treiben/ erwürgen und die Eyer erſch 
gen muſſen / umb allem beforglichen Unheil bey 
zeiten vorzufommen. L. Lemniuslib.7.c.7. 
Hieraus und der augenſcheinlichen Erfi 








Num.29. 


BY glaube nicht, daß jemand gefunden wer; 
des dem die Pohlniſche Geſchicht von ei; 
nem Bafılisfen nicht folte bekannt feyn / und 
ubgleich. von vielen Diejelbe / als ein Mährleim 
derworffen wird / ſo gilts ung doch von Rechts⸗ 
wegen mehr die. Authoritaͤt der berühmten 
Zeugen / ſo deßfalls geſchrieben / als der irrige 
Wahn des gemeinen Mannes / der da gemei⸗ 
niglich ein Ding / daß er mit ſeinem mittelmaͤs⸗ 
figen / oder dünnen und tummen Gehirn nicht 
begreiffen kan / aljobald vor eine Lüge oder Fa⸗ 
beihält. Solches aber ift ein Zeichen feiner 
Ein falt / und giebt zu erkennen dag er. entweder 
felber nicht weit gekommen / oder mit Gelehr: 
ten und weitgereiſten Perfohnen umb zugehen / 
gemahlen Gelegenheit: gehabt. 

Als Anno 1537 zu Warſchau in Pohlen et 
liche Rinder mit einander fpieleten / und unter 
denenjelben eines —— Sohnlein / 
ſampt einem Maͤgdlein aus er Rachbarſchafft / 
jedes von; Jahren / ſich in einen alten Seller 
toelcher bey 30 Jahren wuͤſte gelegen hatte’ 
weil vor fo viel Jahren das Hauß daruber 
durch eine Feuersbrunft vertilget worden / bei 
gaben / umb ſich vor den andern Kindern zu 
verbergen / umb bon demſelben gefucht zu wer: 
den, dafielen fie. auff der unterften Staffel der 
Stiegen nieder/ und blieben plöglich todt. 

Wie nun auff den Abend die Mütter nach 
ihren Kindern fragten / wuſte ihnen niemand eis 
nigen Bejcheid zugeben... Darauff ſandte bie 
Schmwerdtfegerin Ihre Magdaus/ das Soͤhn⸗ 
lein zu ſuchen welche endlich nach langen Umb⸗ 
fragen / beyde Kinder im Keller neben einander 
liegen fehend / uͤberlaut und voller Freuden 


rief: Sehet! dafindfie. Nachdem fieaber | 


——— mahl mit Nahmen geruf⸗ 
fen fie ſich aber imgeingfien nicht růhrten / da 
* ſie er hinab m Meynung / jelbige aus 
vom, 3, i 


KerovarLiouss Cuxres® 


daß ſie nachdem 10 / noch andere aber / daß die 
Hahnen nad) dem 14 Jahre (ob ihrer viel daſ⸗ 

felbe uͤberſchreiten / daran zweiffele ich) ſich 
zum Eyer-legen hequehmen. Schhofe/ es | 
wird drunten Gelegenheit gebeny zu unterſu⸗ 


Die traurige Erempel etlicher. gifftiger Baſilisken. 


225 


chen / ob aus einem ſolchen Hahnen-Ey gewoͤhn · 
lich ein BafılisE herfur komme. Vor ietzo mil 
ich zu beſſerer Erklaͤhrung dieſer Materie an⸗ 
fuͤhren 


dem Schlaff zu wecken; Aber kaum war ſie zu 


| ihnen gelanget / da fiel ſie gleichfalls uhrploͤtz⸗ 


lich todt zur Erden / und legte ſich neben die 
ſchon entichlaffene ebenfalls in einen ewigen 
Schlaff nieder. 

Es hatte aber ihre Frau geſehen / daß fie im 

den Keller gangen war / weil ſie nun dieſelbe 
nach langem verziehen nicht wieder kommen 
ſahe / lief fie ſelber hin und ſahe mit betruͤbten 
Yugen die Kinder ſampt der Magd / im Keller 
neben einander liegen. Sic rieff zwar ß ſtarck / 
als ihr. immer möglich. aber fie bekahm keine 
Antworter vernahm auch nicht / daß ſie fich im 
geringften gereget hätten. Weil fie demnach 
farchtete/ fie muſten alle todt ſeyn / ſo machte ſie 
ein aͤmmerlich Geſchrey / daß die Nachbahren 
— herzu gelauffen kahmen / umb zu 
chen / was hier zu thun ware. Sie ſtunden er⸗ 
ſtarret über — erbaͤrmlichen Anblick / wu⸗ 
sten feinen Nath zu geben / fondern erholten fh 
deßfalls beym Bürgermeifter allda / welcher 
Befchlertheilte / die Cörper mit langen Ha⸗ 
fen aus dem tieffen Keller herauff zu holen / da 
man dann befunden / daß viejelbe wie eine 
Trummel aufgelaufen infonderheit aber det 
Mund und die Zunge fehr auffgeſchwollen / die 
Haut aber uberall gang geld worden war. Die 
Augen ſtunden fo dick / als ein Hüner£n vor 
dem Kopf ; worauf die Medici urtheiletem 
diefe Menfchen muͤſten Durch eine: gifftige 
Schlange oder wielmehr durch einen Baſilis⸗ 
ken / alſo zugerichtet ſeyn. 

Man berand am rathfamften / einem armen 
Sünder s welcher nach dreyen Tagen folte ges 
richtet werben / unter dem Verſprechen feiner 
goßgehlung, anzubieten, ob er fich wolte in den 
Keller wagen umb die eigentliche Beſchaffen⸗ 
heit dieſer denckwurdigen Sache zu erfundigens 
Dieſer / ein Schleſier von Geburth Rahmens 

€ Johaun 





’ 


226 


Johann Jaurer / fand ſich hierzu jehr willig | 


dannenhero wurde er auff Einrathen der Mes 
Bicorum allenthalben mit Spiegeln umbhan⸗ 
gen. Man band ihm groſſe Brillen⸗Glaͤſer vor 
Bie Augen / fein Leib ward mit einem ſtarcken 
federnen Rleide angethan / und als er in die cine 
Hand eine brennende Kerge indie andere aber 
eine Zange genommen / ſtieg er hinab in das 
vergifftete Gewoͤlbe. Wie er hinunter gekom⸗ 
men’ giengereine gute Stunde in demfelben 
bin und her / und Eunte nichts finden big er end⸗ 
li) in einem Mauer Loche an der lincken Seite 
ein todtes Thier in der Groͤſſe einer Henne er⸗ 
blickete / worauff er denen drauſſen alſobald zw 
rieffe / daß er die Urſache des Todes nunmehro 


gefunden / fragte daneben / wie er ſich weiter zu 


verhalten haͤtte / worauff ihm der Medicus ant⸗ 
wortete 7 er ſolte das Thier vermittelſt ſeiner 
Zange/ mit fich heraus an des Tages Licht brin⸗ 

en; Als ſolches unverzuglich geichehen / er⸗ 

andte es befagter Medicns an feiner Geſtalt 
wor einen Bafılisfen. Das Haupt wars wie 
der Kopff eines Indianifchen Hahus ı_ gesieret 
mit einem gelb blauen Kamm / und fo fahe aud) 
das Fleiſch am Halle aus. © 


wie auch die Flügel hatten ſelzame Sarben in 
fenderheit aber mit gelb / blau / roth und grun ges 
fpvenekelt, Er hatte lange gelbe Füfferwie ein 
Hahn / einen ſpitzigen / gekrͤmmten / geſprenckel⸗ 
ien und auffwerts gerichteten Schwantz. Man 


hat geurtheilet / dieſer Baſiliskus / oder ſo es ein 


ander giftiges Thier geweſen / muͤſte ſich durch 
die zurück prallende Strahlen feiner gifftigen 
Augen / felber umb das Leben gebracht haben. 
Sp weit gehet dieſe Geſchichte / welche be⸗ 
ſchrieben wird von D. Johann Pincier / Med. 
Prof. zu Marburg / 1.3. Enigm, 23. Sennert. 


Epift, nat. Scient, 1. 7. c; Zo.p. 638.Molleri | 


Allegoria Profano Sacra part. 1.p. 98. Webe- 
si hundert Quellen der Unterredungs Kunſt 
part. 1.p.86. und andernmehr. 

Es hats nicht allein an dieſem / fondern aud) 
an andern Bafilisken / die Erfahrung bezeuget / 
daß / ſo bald ſie nur aus den Schalen gekrochen⸗ 
alſobald / hue Zwriffel aus Antrieb der vorſich/ 


Rerarıonzss Caxrrosk. 


‚Bafilist geweſen / welcher. bie Porta berichtetz 


nem Augenblick etliche E undert Soldaten plöge 


| IV. in dem Tempel © Lucix zu Nom ein giffe 
tiges Ungezieffer fein] 


Seine Augen wa⸗ 
ren wie Kroͤten⸗Augen geſtaltet / der gantze Leib | 
ſche bey Sarſena jagte / und ſeine Hunde 


gen waren / da ſtieg Trajanus ſelber vom Pfer⸗ 





| Tag zu Bafely Zwickau / Wien und Maylan 
































tigen Natur / als unnatürliche Monſtra / geheis 
me und verborgene Schlupff Winckel ſuchen⸗ 
damit fie nehmlich den Mer hen und Thieren 
umb jo viel weniger Schaf In zufügen koͤnnen 
Ein ſolcher iſt auſſer allen Zweiffel derjenige 





zu Zeiten Alexandri Mag; k/ als er eine Stade 
in Aſia belagert hielte if me fehr viel Kriege 
leuteumbbrachte. Da a nachdem fat nee 


lich geftorben/und may deßfalls Feine Urſach ale 


daten durch feine gifft \e Augen getoͤdtet. J 
Carolus Sigonius Lontarenus und Seali 
ger melden auch / daf 1 Zeiten Pabſts Leonie 


ng gehabt, weldes die 
gange Stadt verunvei het / endlich aber durch 
* nie erfagten J ſts ausgerottet wor⸗ 
en ſey. a Ä 
AS auff eine gewiſſe Zeit “ans Pins’ / 
des Cardinals Carpi Bruders in em. "chi 


Zeit einen groffen Steinhaufjen angebellet has 
ten auch auff Feinerley Weiſe davon abzubrins” 


de / gieng hinzu umb zu fehen / was in den Steb 
nen verborgen läge.  Aljobald erblickte ereme 
geflügelte Schlangerohngefehr fo groß / als eine 
Henne / welche er mit feinem Stock / ſo er in dex 


Hand hatte / zu ſchlagen vermeynte. Aber die⸗ 
ſes Ungeheur breitete augenblicklich feine Ti: 


gel aus / und blieg ihm einen folchen ſtarcken 
Gift entgegen/ daß er plößlich zur Erden fiel / 
gervaltig auffſchwalle / und kaum fo lange lebte — 
daß er ſetnen Mittgeſellen / welche alſobald hin ⸗ 
zu gelauffen kahmen / mit groſſer Muͤh erzehlem: 
kunte / was ihme begegnet waͤre. Fabr us: 
Gampanusdelavitacivilelib. 5.9 
So weiſet man auch noch auff den heutigen 


das Bildmiß eines in Stein außgehauenen Ba⸗ 
x ; ſilisken / F 





RKsuarronzs C 





urıosA __ 


a Re 
7 welches mit vorhergehender Beſchrei⸗ 
aftimmet, Aber was 
ffe vonandern Orthen 
Nusken herzu hohlen / da 


man doch dieſer O 


rthen noch neuli 


n Thieres u 


edermangezeiget. 


befchveibe ich billich 


Die Seftalt eines neulich in Teutſchland herumb getragenen 


todten Baſili 
lgendem Jahre hat ſich 


ſien / Sachſen / und an 
des preſentiret / cin 


Nuo 1671unD im fo 





| vom Bafılisken in Zwe 
es dem enrienfen Lejer / 


Der Grund derer / die den 


Welt iſt heut ſo ga 


F 


ſta 


el gezogen: 


fo ſoll ihm dargeſtellet 


Baſilisken vor ein Gedicht anne 


Ardanus1. 1, de Venen. cap. 16.1nddige: | dern Creaturen zum Be 
Endlich fo habe ſich biß 
niemand gefunden / wel 


koͤnnen / daß er einen 


auff di 


yon den Gelehrten beſchrie⸗ 
finden / weil die Autores / die da⸗ 
ſchr uneinig ſind / und 
ruͤcke überein komen⸗ 
mes Giffts / noch in fein? 


vderben gereichen ſolte. 
efe Stunde neh 
her mit Warheit 
lisken geſehen. 

nd färdefte € 
mit feinem Anhange ver 


W 


hen fo viel gelte’ 


Vaterlande / noch in 
„Ebenfalls ſey es nid) 


are]! | urtheilenmoann wir 
. gun ein Thier erzeuge 


t habe / welches allen an⸗ 


her wir werden anders daron 
pernehmen den 


wi. 


3elt ein ubilden / 



































228 





Rerarıones Curıosa. 


Gegen-Beweif um Beantwortung diefer Puncten. 


Mann man dasjenige / in deſſen Befchrei, daß man demfelben: eben nicht. zu nahe Fommey / 
bung die Naturfündiger und Hiſtorici | maffen fein ſtrahlendes Gifft ja nicht ininfige- > 
nieht überein kommen /alſobald vor ein Gedicht | tum und unendlich weit ſich erfiredfen kan, CE 
halten muͤſte / fo wäre aud der Elephantı.der | Ean auch wohl ſeyn dag ein Menſch nachdem 
Drache / der Parodie Vogel, das Naſehorn | er einen Bafilisfen gefehen / und das Gifftge 7 
und viele andere Tiere / ein bloffes Gedichte, fpühret / fich alfobald mit einem guten Gegen: 
da es doch anheute flar genug / und am lichten Gift prefervirer habe. Leglich hatman Zweif 7 
Tage / was man von Diefen Thieren zu halten | fels ohne einmahleinen todten Bafılisfen gefe 
babe / ohnerachtet die Alten in fo groffer Ner: hen dann fie werden ja endlich fterben. 3 
fhiedenheit davon gefhrieben haben, YAnlan, Was aber Lycofthenesdemirac. Pag. $4L, 
gend den andern Grund / ſo iſt derjelbe yon noch | zum Beweißthumb diefer Materie vom Bali: 
geringerer Feſtigkeit maſſen wir ja täglich vor lisfen herbey bringet von einem geöffneten Ge _ 
ugen fehen. / wie manche taufend giftige | twülbe zu Meylandyin welchem Anno 1553 fünf © 
Schlangen und andere ſchaͤdliche Thiere, an Perſonen/ ſich nach einander hinein gelaſſen / 
Menſchen und Vieh einen unglaublichen Scha ploͤtzlich geſtorben Desgleichen was das Frans 
den thun/ da hingegen die Bafılisfen in gar ge | Köfilche Collegium Curiofum inder 24 Zufams 
Finger. Anzahl/ und dazu jedesmahlin den aller: menkunfft von eflichen Perfohnen berichtet, dig 
verborgenftenSchlupff Winkeln und Löchern, |. fich Any 1660 den 6 Juni zu Tilfiers, einem 


anzutreffen dahin fie von der Natur verbannet Flecken in Franckreich in einen Brunnen nieder 
find / umb defto weniger Schaden zu verurſa⸗ 


gelaſſen und, nach einander. gleichfalls augen: - 
chen. Der dritte Beweiß falltvon ihm ſelber blicflich geftorben ; Solches thut zum Beweiß 
übern Saufen wann tan dargegen-herbey | des Bafılisfen gar nichts/und Fan der Todt fels 
bringet / Diejenigen Bafilisfen von denen ver⸗ 


cher Leute de don einer giftigen Duelle 
fhiedene Hiftoriei berichten: / dag fiogetödtet. entſtanden ſeyn / dergleichen & 
und auffgehoben worden find.. 

Wolte man aber einwenden / eg ſey nicht 


xempel wir auch neulich hier vor Hamburg 
auff der Ihran-Brennerey erleber , welches an. 
moͤglich / daß man einen Bafilisfen/ohne denge:. 
willen Todt / fehen Eönne/ fo Fan es wohl jeyn,, 


feinen Orth ſchon kuͤrtzlich angeführer iſt. 
Der warhaffte Baſtlisk. J 
Ir wollen nun zum Werck ſelber fehrei: |. keni dahero auch diefes Thier ben GalenoI. Ta 
ten damit wir aber in diefer Sachedefto | de Simpl,.med, fac. c, 1, ein König genande. 
behutfamer und richtiger verfahren z werden. | wird / welcher Yahme ihm auch von Ifdoro a. 
wir uns unterftehen / weyerley Bafılisfen zu Avicenna und, andern gegeben worden.. Zu 
ſtatuiren / davon der eine ſeyn kan der Schlan führetein Pfeil ſchnelles Gifft / wann ein ander 
gen Baſilisk/ der andere Baßlliskus aber foll Thier nur bey ihm vorüber gehet/ muß es 
beſſer hinunter befchrieben werden. Was dem | ferbeny wie ermeldter Aoicenna berichtet. Alle 
nach die erfte Are elanget/ fo find Diejelbe rech⸗ Gemwächle rund. umb Diefen Schlangen Baitz: 
te Schlangen / aber. eines überaus. ſtarcken lisfen derdorren /; und die Voͤgel/ fo über fein: j 
sites. Grevinus giebt ihnen eine Länge von Grob hinfliegen fallen ode ang derLufft nieder 
drey gver- Händen; Porens aber. von ı2 Zoll | Damit aber der beſer nicht etwa meyne dies: N 
welches faſt auff eines Aufläufe. Siehaben fe Beſchreibung fey erdichtet oder von angezo⸗ 
einen gelben Leib ſpitzigen Kopff/ gekroͤhnet genen Leuten nach ihrem Gutduͤncken aufeſe⸗ 
mit drey erhobenen werk, Ipreneflichten Spi, tzet / ſo Diener zuntwiffen / daß biefe Schlangen: ; 
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Reıkıtrıowes Curıosı, 229 


— SER. 3 
Arch auch von den beruͤhmteſten Hiſtoricis 
und andern Leuten beFräfftiget wirds aus denen 
ich nun etliche wenige Exempel in aller Kurtze 


aufuͤhren will. Zlianusl,g,c,7. ſchreibet von 


Pauſania / welcher einem Menſchen vor einer 
Schlangen fliehen / und auff einen Baum ſtei⸗ 
gen jehen / welchem aber die Schlange nachge⸗ 
jegetfich zum Baum gemachtrund einen ſolchen 


toͤdtli hen Gift wider den Menſchen ausgebla⸗ 


ſen / alſo daß derſelbe alſofort vom Baum her⸗ 
nieder gefallen, Avicenna gedencket lib. 4. fen. 
6. Tradı, 2. 22, einer Schlangen indem König: 
rrich Nubia / welche von einem Reuther mittelſt 
einer Lantze durchſtochen worden / aber das 
Gifft iſt durch die Lange hinauf zu dem Uber⸗ 
winder gedrungen/und hat ihn vom Pferde her⸗ 


unter in den Tode geftürkt. Was berichtet Sca- 





liger Exercit. 200 von dem tapffern Ritter An: 
tonio Lazaro gehört zu haben ? Nemlich / daß ei 
ner in Spanien Nahmens Pallavicinorauff ei 
ner Jagd mitdem Speer eine Schlange erlegt/ 
woruͤber er aber felber fampt dem Pferde kurtz 
darauffin einen ewigen Schlaff verfallen. 

Ich bilde mir gänzlich ein / es fey von diefen 
Schlangen zu verſtehen / was die Heil. Schrifft 
Palm. 91. v. 13. Proverb, 23. 2.31. Eſai. m 
v. 8. und 14. 0.29. tie auch 59. v. 5. Jerem. 8. 
v. 17. von den Bafilisfen meldet... Und wie ich 
nicht anders weiß / ſo iſt dieſer Meynung aud) 
D.Simon Schultz Curioſ. Miſcell. Germ, 
ann, 3. obferv; 99, pags 361. Ich gehe ferner⸗ 
aus gelehrsen — / was eigent⸗ 
lich ſey / und welchergeſtalt gezeuget werde 


Der Hahn oder DrachenBaſilisk. 


diefes ift der rechte Bafılisfus / davon 
v 


viel Redens iſt / und. fo. mancherley ger 
ſchrieben wird, diefes ift Feinganges Gefchlecht 
toelches fich fortpflantzen ſolte wie die anderen 
natürlichen giftigen Thiere/jedes in ſeinem Ge⸗ 
ſchlechte zu thun pfleget/fondern es fl ein Mon- 
ſtrum naturx , ein Uugeheuer und Wunder in 
der Natur / gleichwie eine Mißgeburth / Orache / 
oder ſonſt etwas das nicht rechtmaͤßiger Weiſe 
erzeuget wird / und aus einer gifftigen Faͤnlunge 
erwaͤchſet. Und it glaublich daß mancher von 
den Bafilisfen / Die man in den tieffen und dun⸗ 
delen Gewoͤlben gefündenzaus allerley verdor⸗ 


benen / verrotteten und ſtinckenden Dingen er⸗ 


wachſen / und ſolchem nach nicht mit Unrecht 
ein kleiner Drache genennet werden" koönte. 
Gleichwie aber dieſer Orthen die Sonne fo 
groffe Krafft nichthat / etwas durch ihre allzu 
groſſe Hitze su entzuͤnden / und zur Fanlung zu 
diſponiren / als in denen Ländern’ Dem KRqua⸗ 
sore nahe gelegen 7 alſo iſt es wohl zu glanben / 
was die Geographi und Hiftgriet von dem bren 


nenden Africa melden / dag man dafelbit immer: 


dar eine neue Mißgeburth finde, nach dem ge⸗ 


meinen Sprichworte: Africa portat ſemper 


aliquid no yi. Und daß nirgends ſo gifftigeThie- | 


re und Kraͤuter anzutreffen / als in demſelbigen 
Strü 


Was aber die Ener anlanget / aus welcher 
ein Bafılisf/oder auch) wohl eine andre Schlan: 


ge gezeüget werden foll: z: fu. iſt es gewiß genug / 


daß in der Welt nichts faͤhiger iſt dergleichen 
Wunder-Gefchöpffe hervor zu bringen’ ale ein 
EystvieSchookius de Ovo &Pulla. 8,283. da⸗ 
von verfchiedene Exempel aus: dem Arciiano 
Scaliger und vielen andern anfuͤhret. Inſon—⸗ 
derheit ergehlet D, Simon Schultz Cur. Mife, 
Germ, Ann. 3.4, c. ein merckwuͤrdiges Erem⸗ 
peldavon.. Anno 1672 im Martio Faufite cin 
Jude zu Thorn in Preuffen » Nahmens Iſaae 
Leukowik welcher in eines Schufters Haufe da⸗ 
jelbft logirte / etliche Eyer / umb eine Eyer-:Sup: 
pe zu machen / wie er aber das dritte davon auff⸗ 
ſchlug / war ſelbiges nicht allein gantz faul und 
ſtinckend / fondern es kroche auch eine Schlange 
heraus / welche einer Spannen lana / und eines 
Fingers dicke; Sie war ſchwartz / und Aſch⸗far⸗ 
big bund / der Kopff aber gang ſchwartz in dem 
En lag fie ufammen gewickelt / der Geſtanck von 
dieſem war fo ſtarck über das gantze Hauß / daß 
die Leute darinnen faſt in eine Ohnmacht geſun⸗ 
cken wären. Sein Junge hat daſſelbe Ey /ſampt 

Ee 30 der 





En 3 


230 


der Schlange / auf die Straſſe geworffen / wo⸗ 
felbft fie von den fpielenden Kindern vollends 


iſt getoͤdtet worden. Angeregter Herr Schultz 


und ſein College D. Geyrg Seger/ haben ſich 
alſobald dieſer Sachen wegen gruͤndlich erfüns 
diget / umd es befchriebener maſſen befunden, 
Hieruber haben diefe beyde gelehrte Maͤn⸗ 
ner ſchoͤne Mevditationes gehabt 
geurtheilet / daß die Henne / ſo folches Ep gelegt/ 
den Saamen einer Schlangen oder wohl gar 
eine todte Schlange ſelbſt / ſampt hrem Saa- 
men / eingeſchluckt haben muͤſſe / wie dann jeder, 
man hekandt iſt / daß die Hüner gantz unnatinte 
che und ſehr gifftige Speiſen zum öfftern ein: 
ſchlingen / welche Ihnen niemahlen ſchaden/ we; 
gen der [ehr groſſen Hige ihres Magens’ und 
ftarcken Diuungs-SKrafft. 
Schulg führet noch ein ander Erempelanı von 
einer Dirne in Preuffen / welche ein friſches Ey 
gebrochen / und nachdem fie die Helffte des in: 
wendigen Dotters genummen / Ihre Haare da: 
mit zu veinigen/hat fie die übrige Helfite (wohl 


Die Bruch) eines folchen Baſilisken 


Ch rede von einem Bafılisfen 7 der aus ei; 

nem Hahnen Ey foll herfir Fonmmen / da⸗ 
von hat man verfchiedene Zeugniſſe ga: 
Leute / ohnerachtet auch viele find / welch 
Sache wiederſprechen Einige meynen / ein 
alter Hahn / wann er nicht capabel mehr — 
die Huner zu treten / lege einesin feinem Leibe 
verfamblete böfe Feuchtigkeit / in der Geftalt 
eines Eyes / in den Niſt/ vun deſſen Wärme es 
aber auch wohl von einer Kröten/ vollends auf: 
gebrittet werde / und foldher Geſtalt komme ein 
Bafilisfherfür, 
alein aus den Hahnen : fondern auch aus ande: 
rer Voͤgel ja gar aug den Schlangen: Eyerm 
welche von den Kröten außgebrütet werden, 
Bafılisfen fommen / doch mit dem Unterſcheid 
Daß Die’ ſo aus den —— kommen / 
keine / die übrigen aber Flugel haben / und dep. 
wegen ſchlagen die Egpptier / Bach dem Berich⸗ 


Ze En nn at 


RetAtTIoNEs Cuxrıos« 


’/ undendlich | 


durch einander geklopfft) in einem Topff an ci 
nen dunckeln und verborgenen Orth geſetzt / wie 
fie aber nad) 
ſo ſie het fie in denjelben 15 weiffe Wuͤrme / eder 
eines Finger Glieds fang, und halb fo dick / mit 
rothen Koͤpffen / duch ohne eingigen Geſtanch 
Hierauf nimpt dieſer Author Gelyxgenhein von 
den Eyern Das Urtheil zu geben 


gifftiger ind / dannenhero man fi 
ten Ey eben fo jehr 7 als vor dem wuͤrcklichen 

Gifft huͤten ſolle. Don dieſen beyden Sorten 
der Baſilisken handelt auch Cafpar& Reigerim 
Elyfio Jucund, Que. Camp. queit, 65.02. 





Oftbeſagter Herr 


e dieſer 


Viele behaupten / daß nicht 


Eg. Wie auch der berühmte Eufeb. Nierem⸗ 
bergius / einer von den vornehmjten Phyficis 
diefes Seculi/ lib, 6, Hift, natural, cap. 20, 


Sonſten geben auch andere Phyfici die Lehr 


re / daß maneinem gar alten Hahn nicht wohl 
zu frauen habe, welcher fich endlich felber infe 
cirt / und gifftig werden Fan, Immittelft wire 
es Zeit fen vorzuftellen 


te Casſiani apud Georg, Agricol, alle Ener 
son dem Vogel Ibis / oder dem fhwargen 
Storch / in Stücken weil fie feſtiglich glauben 
Daß aus denfelbeny in Betrachtung daß fich der 
bis von Schlangen ernähret / ein Baſilisk 
könne gebrütet werden, 
Sonſten Dezeugets auch die tägliche Erfah⸗ 
rung / daß nicht allein Endvogel ſondern auch 
die Huͤner / ſich zum offtern von Schlangen bes 
treten laſſen / daß man dahero dieſe Sache vifte 
weniger verdächtig halten mug / angeſehen Der 
vertraulichen Converſation / welche dieſe Thiere 
unter einander pflegen. Dieſes will zwar nichts 
beweiſen von der Ausbrütung eines Bafilisfen 
aus einem Hahnen£p / aber eg giebt duch zu 
erkenne Daß das Hennen⸗Ey nicht allerdings 
unfähig fey / ein foldhes Monſtrum herfur zw 
bringen. ch will erliche Erempel degfalis ans 
führen / und dem Lefer Darfielleg, - 


/ Dapfiejefis 
cher / je gefunderyje älter aber, je fehlimmer und. 
fi vor einemalk 










dreyen Tagen twieder dazu Fomper ij 


4 








Der Siorentinifche adıt: 







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— — EN Reis I Rn III 


— 
Pag. 231 4 





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BRrrayrtones Curies®& 


Das giftige Ey. 


Hnangefehen ich kurtz vorher ſchon etwas 

hienon gemeldet / fo erachte ich es dennvch 
nicht vor undienlich / an dieſem Orth noch eini⸗ 
ge merckwurdige Erempel anzufuͤhren / aus we 
hen zu erſehen / daß man bißweilen wahrhaff⸗ 
tige Eyer gefunden in welchen ſich gefaͤhrliche 
und erſchroͤckliche Dinge ſehen laſſen. Anno 
1487 kraͤhete zu Padua eine Henne/ in deren 
En man gefunden eine ſchone angeſetzte Geftalt 
eines erfehröclichen Bafllisken. Sp lieff da⸗ 
mahl auch eine gemeine Sage / daß in derjelben 
Gegend ein Bafılisf aus einem Hahnen-Ey ger 
brütet worden 7 in dem Hanfe eines Vater⸗ 
Moͤrders. Im folgenden Jahre ward in eb 
nem Schweißzeriſchen Dorffe/ Einen genandt / 
nich: weit von Eucern/ ein Cy gefunden, in web 
chem ein abſcheulicher Wurm ſtacke / mit einem 
Kamm auff dem Koͤpffe. Letzlich bekräfftigets 
auch Kircherus / Diatribe de Crucibus prodi- 
giofis part, 3, c.1. daß zu Perugia unweit Nom 
Immo 1661 im Febrnarid aus einem von einem 
alten Hahnen gelegten Ey ein erſchroͤcklicher 
Baßlliekus hervor Fommen / welcher Fluͤgel / 
Zähne / und ein langes / oben gefrümmietes 
Horu auff dem Kopff gehabt. Die Jeſuiten 
in gedachten Perugin haben diefes Monftrum 
mit ihren Augen befihtiget (ohne Zweifel aber 
äft es fehon lodt gewejeh) und erfagten berůhm⸗ 
- ten Naturfündiger alles umbſtaͤndlich zuger 
ſchrieben / welcher darauff in feinem Mund, Sub 
terran, Tom. 2, lb, 8. Scät, 4. ohngefchenes 
ſpricht / daß manim geringiten feinen Zweifel 
wiehr tragen muſte / an der Wahrheit deſſen / 
daß aus eines alten Bahnen En ein leivhaftte 
ger Bafilisf gebrütet und erzogen werde. 

Soll ih) hier nichts gedenken von dem un. 
geftalten überaus ſeltzahmen Habn / welchen 
Ulnffes Aldrovandus / der beruhmte Drnitho: 
bogus am Hofe des Francifci Medici / des Groß⸗ 
Hertzogen von Florentz / geſehen / deſſen Geſtalt 
fo abſcheulich / daß er einem jeden / der ihn von 


ungefehr erblickte / einen Schrecken einjagte. 


Der Kopff Kamm und rothe Hals⸗ Barth der 
ſtunde nicht aus Fleiſch / wie bey andern Dad 





nen/ fondern aus einem Feder Puſch / womit e 
prangete / als ein muthiger Soldat mit ſeinen 
gezierten Helm Yufch. Vor der Stirn hatte 
er zwo Federn’ oder vielmehr Feder Kielen / DIE 
gleich Wwehen Hoͤrnern in die Höhe ſtunden / 
noch zoo andere folcher Federn ftunden zu bey 
den Seiten des Schnabels nahe bey den Naſe⸗ 
Loͤchern heraus. Und noch eine hinten im Na⸗ 
cken. Seine gantze Farbe war braunlicht ‚die 
Wurtzeln der Federn aber zohen ſich nad) weiß. 
Am Burtzel / oder Sterts / auff welchem der 
Schrwant zu ſtehen pflege, fahe man ein dickes / 
enndes und weiplichtes FieiſchGewaͤchs. Der 
Schwant war Heihicht lang / blauicht / ohne 
Haare / und geirummet / wie der Schwantz «x 
einer Schlangeny ohne dag am Endr eine Haar · 
Flocke zu ſehen war. Die Beine waren geſtief⸗ 
felt / wie ſolches alles aus beygehender Figur 
toeitläufftiger zu eriehen iſt. Mas bie in der 
Figur fiehende Eyer anlanget / fo erzehlet von 
demeinen. N. 2. Ambrofins Parens / es habe ci 
ne Magd zu Autun / als fie etliche Eyer in Bub 
ter backen wollen / dafjelbe gefunden. Es war 
ein twohlgebildeter Menfhen-Kopff darinnen/ 
ohne daß derfelbe an ſtatt der Haare mit leib⸗ 
hafftigen lebenden EN fo wie man den 
Neid abzumahlen pfleget/ 


gewachſen / Damit fie vielleicht einen Barth Dr 
fielleten, Es Fan feyn / daß die Henne / ſo dieſes 
En geleget/ von einer Schlangen getreten wor⸗ 
den/die dann dortunius Licetus in dem Tractat 


‚son den Ungeheuren berichtet/ es Hab ihm eins 


mahls eine Magderzehlet / daß fie eine Henne 
zeſchen welche gewohnet geweſen / in der Mor⸗ 
genfiunde nach einer alten Eychen zu lauffen / 


| amd fo fange zu gluchtzen / hiß fie ein Schlangen⸗ 


Männleinaug feinem dafelbft befindlichen Lo⸗ 
che herfür'geloefet/ von welchem fie fich orden- 
lich habe betreten laſſen. Ans den Eyern diefer 
Hennen fern aber hernach miemahlen einige 


 Rüchfein/ fondern lauter Schlangen aufgebrits 


tet worden. 
Diefem 


; ewachſen wars ſol⸗ 
cher Schlangen drey waren auch aus dem Kien 





» 








232 RELATION 


Dieſem vorbefchriebenen Ey ift tag andere 
in der Figur N. 3. nicht gar ungleichydiejes war 
ein Gaͤnſe⸗Ey / welches auch) in Frauckreich ge: 
funden worden / als man es aufihlug / ward 
ein Menſchen⸗Kopff darinnen gefunden/welcher 
an ſtatt der Haare mit Gaͤnſe Haͤlſen / ſo ihre 
Schnaͤbel und Augen hatten / auf dem Kopff 
und am Kuie bewachfen; Und wann man ge; 
wiß dafur haͤlt / daß die Einbildung bey Genc- 
ratione Monitrorum am Fräfftigfien würdke/fo 
folte man diefes monſtroſe Ey billig zufchreiben 


Der giftige Menſch. 


in wir den Bafılisfen und alle gifftige 
8 .hiere jo ſehr fürchten / daß wir ihnen al: 
ſobald aus dem Wege weichen / wie viel follen 
wir uns Dann vor einem Menſchen hüten / wel: 
cher mit feinem giftigen Athem und fehieffen: 
den Augenſtrahlen andere Wenfchenmit denen 


er täglich umbgehet/ inficiren / odergarinden | 


Todt ſchicken kan? Hiervon muß ich etliche 
nachdenckliche Erempel anführen : i t 
Bor etwa 20 Jahren war in Stalien ein jo 


berühmter Künftler / daß faſt die gange Welt 


genug von ihm zu fagen hatte, Etliche hielten 
ihn vor einen Mann GOttes und großen Hei; 
ligen / andere hergegen ehreten ihn nicht Höher, 
als einen Zauberer. Von Jugend auff war er 
gewohnet gewefen / Die Natur und Krafft der 
Kraͤuter zu erkennen / zu welchem Ende er dann 
allerhand auch die gifftigſten Kräuter / einge: 
ſchlucket and gleich / als ein anderer Mithrida: 
tes / Diefelbe zu feinem Unterhalt angewandt 
batte / alſo daß er endlich mit feinem giftigen 
Athem eben fo viel Schaden verurfachterals die 
WinterKälte in Spigbergen oder ein Bafılisk' 
mit feinem Anhauchen. Alle / fo Famen/ ihn zu 
befuchen / oder zu greiffen / kahmen übel davon. 
Die ihn antaſteten / umb gefangen wegzufuͤhren 
wurden ſelber von ihrem Gefangenen gefangen, 
Die Sandy welche ſich gegen ihm ausſtreckete / 
verdorrete augenblicklich/ gleichwie die Hand/ 
da Ferobeam-befahlden Mann GOttes Elias 
jugreiffen. Er war gleich wie der betaubende 
Fiſch Torpedo / welcher’ wann er den Angel in 
dei Hal? fühlete + nicht viel Widerfirebens/ 





ES: Currosk 


der ſtarcken Einbildung einer Gang, und der 
groſſen Liebe / welche fie zu einem Men ſchen ges 


tragen / wie dann von ihnen die Ornithologibee 


richten daß fie infonderheit dem Denfpen gar 
| fehre zugethan find, Scottus Phyf, Cur, Ib, 5 
c.26. paragr, I, we 








Aber ich ſchlieſſe dieſes giftige Ey zu / und. b 
gebe mich zu einer Materie/ fo mit der vorhe 
ı gehenden groſſe Gemeinſchafft hat welche fi 

ſeyn J 








endlich Durch einige Gerichts:Diener , melde 
fi mit einem guten Gegen Gifft verfehen hate 
ten / ergriffen und ihn alfobald darauff in einem 
Gefaͤngnuͤß ermürgeten. Simon de Vries, 
| Theatr. Hift, part, 2.p. 98. ſeq. J 
Von dieſem Manne koͤnte man beſſer ſagen/ 
daß er ein Venelicus, oder Vergiſſter⸗ als ein 
Zauberer geweſen / ſintemahl auch oh 
Satans Huͤlffe/ die Natur eines Menſche 
vergifftet werden kan / daß man ohne Gefal 
nicht zu ihm nahen Darf, Wiejenes M 

lein / deſſen Laurenberg in feiner Acerra Philof, 
gedencket / welches nad) Dem BR ee J 
is / 

















Num, 30 


Reırarıonss Cuxrıosa, 233 





lis / anfangs täglich nur ein wenig Giffts zu fich 
nahm / endlich aber immer mehr / und gewaͤhnete 
alſo ſeine Natur dergeſtalt darzu / daß es letzlich 
den ſtaͤrckeſten Gifft eben fo getroſt gegeſſen als 
die angenehmſten Speiſen. Hierdurch aber 


ward die Dirne ſo gifftig und. die Natur ver | 


ſchlimmerte ſich dergeſtalt / dag alle dasjenige, 
welches ſie nur mit ihrem Speichel / oder einer 
andern Feuchtigkeit ihres Leibes / im geringſten 


berühreferdes Todes ſeyn muſte. 

Plutarchus ſchreibet von einer Frau / ſo sum 
groſſen Alexander ins Lager kymmen / umb mit 
ihm zu bulen / weil gber Ariſtoteles einigen Ver⸗ 
dacht hieraus zu ſchoͤpffen begunte / ſo gab er A 
lerandro den Rath / daß er vorhero einen feiner 
Hoff⸗Junckern zu der Frauen legen ſolte umb 
an ihr ein Ritter zu werden / als ſolches geſche⸗ 
henbefahmder gute Edelmann von funde au 
den Lohn feiner Unkeuſchheit / dann die Frau 


verdifftete ihn unter ihren lieblichen Umbfahen, 


Der zornige Neptunus / 


daß er alfobald feinen Geift aufgeben mufte, 

Laſſet mich noch weiter reden: Ich erinnere 
mich bey einem berühmten Seribenten der die 
Warheit mit feinem Yugenfchein befräfftigter 
gelefen zu haben / dag in Arabien eine gewiſſe 
Arch Leuthe gefunden werden / welche ſolcht 
Erg Vergiffter ſind / daß fie einem / Den ſie nur 
eine Zeitlang ſteiff anſehen / das Hertz und alles 


| Eingeweide in dem Leibe/ vermittelſt ihrer giff⸗ 


tigen Yugen-Strahlenverbrennen und verdor: 
ren koͤnnen. Sp meldet auch angeregter Scri⸗ 
bent von einer Dirnen / welche wann fie jemand 
ſtarr angefehen / dieſelbe Perſohn in eine groſſe 
Hertzens Angſt / wo es aber lange daurete /gar 
in den Tode habe bringen koͤnnen. 

Ich hätte wohl noch viel ſchoͤne Sachen vor 
dieſer Materie zu diſcurriren / aber das neulich 
erlebte groſſe Waſſer Ungluͤck veranlaſſet mich 
zu einem Abſprung / dannenhero wird io vor 
geſtellet 


oder die Land verderbliche 


Waſſerfluth. 


Dr Warheit des gemeinen Sprichworts/ 
Nulla calamıtas Solar Es fompt fein Un⸗ 
“glück allein / hat ſich / gleichwie ſonſten jedes 
wiahl / alſo auch neulich an verſchiedenen Dr: 
then Teutſchlandes gnugſam erwieſen. Unſer 
wohlgerupfftes Vaterland hatte kaum einige 
Blicke von der angenehmen Friedens-Sonne/ 


"auf das lange ausaeflandene Rrieges + Unger, 
mad) / genoſen / als ich die anfteckende Seuche 


der freſſenden Peſttlentz einftellete 7 und dieſes 
Ubel reichete dem Feuer die Thure 7 welches 


durch unzahlich viele Brunſten einen umnerfegl | 


hen Schaden verurſachet. Auff dieſes iſt ge⸗ 
folget eine naſſe und ungeſunde Winers Zeit / 
ein continuirlicher Regen / welcher die niedrigen 
Laͤnder unter Wafler geſetzet und vie Winter: 
Saat mit einander gefticker hat. Groſſe 
Sturm Winde haben ſich and) eingefunden/ 
welche zufampt dem langen Regen / nicht allein 
an Schiffen ind Gütern ı fordern auch Durch 
Auffwiegelung der See⸗Wellen /wie nicht weni⸗ 


ade I, 


En Auffſchwelluug der Ströhme in un⸗ 
erm Baterlande und andern verſchiedenen Or⸗ 
then groſſe und gewaltige Straff Fluthen er 
wecket / und uns Menſchen übern Half geſchi⸗ 
cket haben. Weil nun bey diefer Materie viel 
merckwurdige Sachen verfallen, als bin ich ger 
fonnendie beften Hiftoricos und Die beruhmte: 
ten Chroniken auffzuſchlagen / umb dem curieu⸗ 

u Leſer /zumahl die Materie eben itzo detem- 
pore iſt erſtlich die bekandteſten Strohm: und 
darauff die merckwurdigſten See⸗Fluthen / wie 
fie auff einander gefolget / in einer quten Ord⸗ 
nung darzuſtellen. Wann ich alsdann auch 
Die legten Fluthen Teutſchlandes und Nieder: 
landes eigentlich beſchrieben 7 ſo bin ich ver ſi⸗ 
chert / der curicuſe Leſer wird Luft zu vernehmen 
haben / den Uhrſprung der hieſigen Gegend und 
in denen Niederlanden befindlichen Dorff or 
ren oder Brand⸗Moraſten. Anitzo fange ich 
aa auffmzeichnen 








234 





RELATIOMES Curiosa. 





RE den uhralten Sachen iſt der Warheits⸗ 


Schein gemeinlich fo gar verdunckelt / daß | 


man ihn kaum ſchimmern fiehet / Dannenhero 
ich mic) in antiquitate remotisfima nicht lange 
aufhalten fondern nur einige Erempel davon 
erzehlen / und alsdann unferm Seculo näher 
treten will. 

Sp finde id) dann nichts mercklichers von 
Ergieffung der Ströme, big ing Jahr nad) Er: 
ſchaffung der Welt 3709 / nad) Erbauung der 
Stadt Kom 812 / welches war das 142 Jahr 
vor Chriſti Gebuhrt / da ergoffe fich die Thber / 
ein beruhmser Strohm in Jtalien / dergeftalt/ 
daß er zu Rom alle Gaffen überfchweineterund 
faft Fein Haug von feinem Uberlauff befreyer 
bliebe, Cluver.Introdu&t. Geograph. 1,2,p.70, 

Im Jahr nad) Chrifti Gebuhrt 860 fahe 
man in denen Niederlanden felsahme Zeichen 
inder Lufft. Die Sterne lieffen von allen En; 


Strahlen von ih. Worauf unter andern 
vielen und ſchweren Land Plagen auch groſſe 


folget find. Der Rhein hatte zur ſelbigen Zeit 
feinen Lauff anno) nach Wyck te Duerftede/ 
Utrecht, Woerden/ Leyden / und ffürkete end; 
lich bey dem Dorf Catwyck in die Weſt See/ 


Ste ward ihm fein Lauff damahlen gehemmet / 
ſo / dager zuruͤck Fehrete: Er gefchwolle dem: 
nach fehr Huch / überfirähmete und zerriffe viel 
Zeiche und Damme/ wodurch in Holland / in 
der Betau und im Stifft Utrecht / alles unter 
Waſſer geſetzet / und eine gewaltige Anzahl an 
Menfchen und Vieh in den Todt hingeraffet 
worden. Alle ſuͤſſe Waſſer⸗Stroͤhme wurden: 
damahlen Brak / das iſt / halb: geſaltzen wegen 
des hereinbrechenden See: Waffers: Fall alle 
Bäume im Felde lagen darnieder. geworffen/ 
theils durch die. Gewalt der Sturm Windes 
sheils durch Die groffe Sluthen; Dann man 
fichet noch biß auff den heutigen Tag von deh 


den an biß nach Nimmegen die Spige derer. | 


unter der Erden in moraftigen Orthen befind- 


Die befanteften Strohm⸗Fluthen in vorigen Seculis. 


| fortbiß in die Maaß ein Graben aufm Rh 


wie er noch heute zu ſehen ift / gegraben, 
LCattwyck ſolcher Geſtalt geftopffet worden fg 


den her znſammen / und ſchoſſen lange feurige 


Sturmwinde und greuliche Wafferfluthen er; | 


aber durch den gewaltigen Gegen-Strohm der | 


— 



















lichen Bäume alle nach einem Orth gekeh 
Damit man aber fernerem beforglichen 
heil wegen Uberfiröhmung des Rheins in 
ten vorbeugen möchte, ſo haben die ang 
Holland Betau und Stift Utrecht vorre 
fam befunden/den Lauff diefes Strohms and 
werts hin zu leiten. Dahero ward von Wyd 
Duerſtede ab / Schoonhoven vorbey / u 


den man die Leck nennete / welcher an behden 
Seiten mitfiarefen Daͤmen verwahret ward, 


Nachdem nun der Mund des Rheins Di 


haben fich endlich die Dünen vver Sand 
geldahin geſetzet daß ihm alfo derſelbe Hug 
vor ein and allemal benommen und geſchle 
bleibet / wie hievon in der alten Holland» & 
länd» und Utrechtiſchen Chronick / wie diefe 
von Goldhoven vergröffere worden / pa 
€, 91. pag. 69. zu lefen ift, . 

Alftedius in Chronol.t, 25, berichtet 
im Jahr nad) Chriſti Gebuhrt 1065 unzd 
viel Menfhen in Syrien durch Auffſchwel 
lung der Ströhmerertrundkeniwelches ein Tiee 
ckiſcher Aftrologus zuvor verkundiget nach 
er angemercket / daß in — 
Planeten / ausgenommen der Saturnus 
im Zeichen der Fiſche verfamblen wůrd 

Wie erſchroͤcklich hoch / weit und b 
Elbe Anno Ehrifti.1164 ſich ergoſen 
fan bey Majolo collog. 10, pag. 270, 
fehen werden, —— 

Als man ung neulich von dem im verwiche 
nen Monath Januarivo des ietztlau 

























ReıarıowWss Curarosz 


235 





Deßgleichen hat ſich dieſer Strohm Anno 
1342/ den 22 Julii abermabl jehr ergoſſen / dag 
faft gang Franckfurth unter Waſſer geſtanden / 
ad die Leute in der Vorſtadt Sachſenhauſen / 
ſich auff dem Muͤhlherg / die in der Stadt aber 
auff das Feld und hochgelegene Doͤrffer haben 
begeben muffen. Durch diefe Fluth iſt am 24 
dito der Thurm an der Bruͤcken / und die auff 
derſelben erbauete neue Capelle weggenommen 
worden / und hat man alſo am ſelbigen Tage 
ben Waſſer und Brod gefaſtet / Procesſiones ges 
haltenyumd die Meſſe vom H. Geiſt in Gt, Bar 
‚ tholomai Stift geſungen. 

Arno 1412 am Cecilien Abend kahm eine 
folche Elhe⸗Fluth / davon indem alten Lande des 
Stiffts Bremen / und in andern Marſch⸗Laͤn⸗ 
dern und Infulen daherumb 3600 Menſchen 
umbs Leben kommen find. Heſſelius in feinem 
Elbeftrohm c. 6. : 

GSleichergeftalt bat fich diefer Strohm An 


101435 abermahlgar hoch ergofien/ dag dar⸗ 


durch an Menfchen and Vieh groſſer Schade 
geſchehen. 

Und Anno 1445 war abermahl eine hohe El: 
he Fluth/ welche die niedrigen Länder weit und 


bveit unter Wafler ſetzele / wodurch ein unerſetz⸗ 


Ficher Schade geſchehen. dem, ibid, 

Anno 1453 am Matthias Tage hat fich die 
Kong bey Hanau dergeftalt ergofien/ daß viele 
Menfchen und Vieh ertrunden / und ganke 
Dörfer weggeſchwemmet ſind. 

Als Yungı470 in der heiligen drey König 
Nacht ein ſtarcker Wind aus der Ser wehrte, 
ſchwellete fich Die Elbe ſo hoch / daß das Waſ⸗ 
fer bey nahe eine Elle höher ſtunde als am Ceci⸗ 
lien Abend / Anno 1412/ und iſt damahls an 
Menichen Vieh Land / Haͤuſern und Gůthern 
er unbefchreiblicher Schaden gefihehen. Het: 

ul;c; } 

Was ſoll ih aber fagen vonder erſchroͤckli⸗ 
en Sluth ı fo fih Anno 1480 eraͤugnet? Im 


KKovember deſſelben Jahrs ergoffen fich die Th⸗ 


ber / Poo / Donau, Rhein und mehr audere 


Stroͤhme dergeſtalt / daß die Zahl der Ertrun⸗ 


enen nicht auszufprechen. Nachdem nun das 


geflöſſet war. 





durch die verfanleten Corper angeſtecket / wor: 
aus eine granfame Peſt entſtunde / die da noch 
mehr Menſchen wegraffte / als von der unbarm⸗ 
hertzigen Waͤſſerfluth geſchehen war. Seba⸗ 
fiian Franc, in feiner Chronic fol. 34. 


Anno 1503 ward der groſſe Schnee in Thir 


| ringen Durch einen Negen plöglich auffgerlih⸗ 


retavordurc fh die Saale dergeftalt ergoſſe / 
daß zu Merfeburg ein groſſes Stü son der 
Stadtmauren eingeriffen wurde: Biel ſchoͤne 
Garten wurden zernichtet / und an Menfchen 
und Viehe gefhahe groſſer Schade.  Pietet 
Janß,Tvvisk, Ghron. part. 2. lib. 15, p. 922. 
Anno ıszıam 26 Gebr. ward durch Ergieh 
fung der Elbe zu Hamburg ein ſehr hohes Wafr 


fer / welches überaus groſſen Schaden thate, 


Zu Gaſthacht ergofie ſich dieſer Strohm über 
alle Darfhländer / und zu Bergerdorfi Funte 
man auff allen Straffen mit Kahnen fahren, 
Heikli.e. 

Anne 1526 erwuchſe in Franckreich bey Na 
bels nach einem gewaltigen Ungetvitter ein job 


| ches Gemäffer welches Steine von 600 Pfun⸗ 


den von den Bergen riffe,wiele Schloſſer / Doͤrf⸗ 


fer und Menſchen kahmen umb / und hat man 


1503.Häufer gezehlet welche ganger 32 Iran 
göfifche Meilen weggefuhret worden. Was 


| an Vieh geblieben / iſt leicht zu erachten. Tvvisk. 


1, — 998. 
Als es Anno 1529 zween volle Tage gar 
ſtarckregnete / da ergoſſen ſich umb St. Vitt die 
Waſſer in Teutſchland dergeſtalt / daß man von 
dergleichen Fluth zuvor niemahlen gehoͤret hat- 
te. DieAnzahl der abgeftröhmeten Haͤuſer / 
Menſchen / Vieh / Feld und anderer Früchten 


| mwaruberausgroß. Zu Heidelberg hat man 


ein Kind in der Wiegen liegend / auffgefiſchet / 
welches 6 Meilen aus Schwabenland herunter 
Sebaſtian Franc Ic, 

Any 1530 den 8.Det. ergoß fi die Tyber 
fo hoch ı daß die Leute meyneten / Die gantze 
Stadt Rom wuͤrde dadurch hingerifen wer: 
den / und der jüngfte Tag augenblicklich folgen. 
Auff Campo⸗Flor ſtunde das Waſſer Piquen 


hoch und aifo 7 Spannen hoͤher / als in der vori⸗ 
Waſſer wieder abgelauffen / wurde die Lufft 


gen Fluth 460. 24 Stunden blieb dieſcs hohe 
Fe Waſer 











236 RerärtonssıCurrosk. 


Hanfern und fonften einen unglauhlichen Scha⸗ ſchen ertruncken find. Sebaſt. Frauck / n 
den / dann in Rom allein über 660 Hauſer weg | fol. 75. Ä si 


Die Strohm⸗Fluthen biß Anno 1600. 7 
— 1535 entſtunde bey Mayntz eine ploͤtz | den im Angefichteder Stadt / und find ſonf 
liche und gar gefährliche Wafferfluch / ins | noch über Too Menfehen folchergeftalt um! 
dem fich Durch den entſtandenen groſſen Blag: | Fommen, Idem, \ $ 
regen Die Bäche dergeftalt ergoffen/ dag durch Nachdem es Anno 1553 lange Zeit nach eh 
diefe grauſahme Fluth das gange Dorff Wen⸗ anderfehrgeregner haste, da ſchwellete ſich 
denheim / mit Menſchen Bich und allen Mo: Rhein gewaltig auff/ er ſchritte gar aus ſe 
bilien weggeflöffet / und unter Waffer gebraht | Grängen / und die Stadt Ruffach im Elfage 
worden: Es find nur 40 Menfihenso Pferde | funde parat / den legten Stoß zuempfangen, 
und 150 Stücke Viehes aus diefer Fluch erret: | Aber fo plöglich das Gewaͤſſer herzu geihup = 
tet und beym Leben erhalten worden, Sebafi- fen kahm / ſo plöglichieffe es auch vorbey / und 
lian Frank, Chronic. fol. 75, weiter fort / und erſetzte den Ruffachern ihren 
Anno 1537 ergoffe fich die Elbe gleicherge | Schrecken mit einer groſſen Anzahl Fiſche / wei 
ffalt ſehr hoch / wodurch ein groſſer Schadege | ches es allenthalhen / wo es hergelauffen hi 
ſchahe lafien hatte, Idem, 


=Cafer fill fichen / und that an Menſchen / | geriffen und hi und wieder über 12000Mg 






























Anno ı551furg vor Pfingften veruhrſachete 
ein Wolkenbruc in Franckenland eine grofe 
Waſſer Fluth / welche die Stadt Kisingen ın 
einen großen Schaden ſtuͤrtzete dafelbft ward 
die Brücke weagerifien / und mufte man die 
Mauren durchbrechen / umb dem Waffer einen 
Lauff durch die Stadt zu vergönnen: Wasan 
Haͤuſern / Menſchen ind Vieh vor Schaden ge⸗ 
ſchehen / iſt nicht wohl zu ſagen. Lycofthenes | © 

e Miracul, wuͤſtet. Twvisl.c.k,p.1178. 

In gemeldtem Jahre faſt umb dieſelbe Zeit Anno 1553 Ben zz und 13 May war in 
ergoſſen ſich die Waſſer in Thüringen gleicher: ringen eine groſſe Waffersnoth / darinn 
geſtalt / wordurch die Dorftfehaftten wiſchen Menſchen umbkommen. Zeiler, Epift, 
Sotha und Eyſenach fehr groffen Schaden lit Any 1559 den to Julii/ uͤherkahm d 
een. Die gantze Vieh⸗ Heerde eines Dorffs Jena gar plotzlich eine fo groſſe Wafferfin 
ward auff dem Felde fampt denen zween hüten: || daß das Waſſer in der Vorftadt an e 
den Jungen / vom Waſſer ergriffen und jammer: | Orten über die Bäume und Wein Gaͤrten bins’ 
lich erſaͤuſſt. Idem, ftröhmete / wodurch groffer Schade gefchah A 

Even durch dergleichen Wolckenbruch er; Tvvisk,p.1199, | J 
goffe ſich Anny 1552 den 13 Angafi / der fonft Anno 1564 fiel ein ſehr groſſer Schnee / 

Heine Bach bey der Stadt Bausen in der D: cher nachdem er im Frühjahr zu fchmelg 

ber Laußnitz dergeſtalt / daß alles/ mo ſich das gunte/ eine ſolche Waſſerfluth erweckete/ 
Waſſer nor binlonefete / weggeriſſen wurde, ieder fi i 
Brucken / Haͤnſer / Planen md Sartenwin- | SchadeanBrücen, Mühlen und andern 




















den fr gar hinweg geſtroͤhmet / das man amıfob | baͤuen geſchahe. ee > — 
geuden Toge Farm ſehen kunte / wo diefes alle Im folgenden Jahr 7 —— 

vormahlen zeanden 32 Perſohnen Arun PER EEE 
Se Ge F —9— 








Rrrarrones Curıeos&. 


reteman von verſchiedenen groſſen Waſſerflu⸗ 


237 


| Bruch / wodurch die Waffer auffſchwollen und 


theny an vielen Orthen Teutſchlands / infonder: | gewaltigen Schaden thaͤten / viel Haͤuſer flofien 


heit in Thuͤringen / wie auch von einem fehr groſ⸗ 
fen Verluſt an Menſchen / Vieh / und verwüfte: 
gen Haͤuſern / fo durch das Waſſer verurfachet 
worden. Idem,p, 1221, 

Anno 1566 umb Faſtnacht ergoſſe ſich dag 
Waſſer weit und breit hin und wieder in 
Teutſchland / infonderheitzu Gera Naum: 
burg Halle / Dreßden / Meiſſen/ Wittenberg / 
Magdeburg / Braunſchweig / Hamburg und 
an vielen andern Orthen / wodurch nicht weni⸗ 
— geſchahe. Irenei Waſſer Spie⸗ 
ge it. I. 

Anno 1576 / den zo und zı October / ergoſſe 
fih das Gewaͤſſer umb der berühmten Mel 
ſchen Stadt Verona / Tyrol und umb Trient 
dergeſtalt / daß dadurch 60 Haͤuſer / 25 Mühlen 
und uber 200 Perſohnen / allein in der Veroni⸗ 
ſchen Gegend / umbkommen und weggeriſſen 
find: Anderwerts wurden gantze Dorftichaft: 
ten. weggefloͤſſet. Idem, p.1242. - 

Anno 1570 auff Allerheiligen Abend / Da die 
See in Holland fo groſſen Schaden thate / ſtieg 
das Elb⸗Waſſer dergeſtalt auff / daß viel Men⸗ 
ſchen und Vieh in dehen Marfch Ländern und 
Elb⸗Inſulen erſoffen. Vor Buxtehude bey 
dem Mohr⸗Thor machte es einen groſſen Bruch 
inden Damm / nahm die Zingel am Millern⸗ 
Thor in Hamburg hinweg / und hate an denen 
Brücken hieſelbſt groſſen Schaden. 

Dieſes hohe Gewaͤſſer hat fih auch in der 
Graffſchafft Oldenburg fpuhren laſſen / woſelb⸗ 
ſten es im Mohrdorpe ein Gehoͤltze von vielen 
Eychbaͤumen / mit dem gautzen Grunde / allen 
Leuten und Vieh weggefuͤhret / und zu Barne— 
fielth wieder nieder geſetzet hat / allwo dieſer 
Wald annoch ſtehet. Zeiler. Epilt. part. 2, 


pag 76. — 
So haben ſich auch die Waſſer in Schwaben le \ 
weſen / und hat fein Waſſer biß an den ſchoͤnen 


Anno 1370 an etlichen Orthen fehr ergofien 
dag dadurch infonderheit die im jelbigen Lande 
gelegene Reichs Stadt Hall an Menſchen / Hau 
ſern / Vieh und Gutern groſſen Schaden erlitte. 
Chronic, Mich: part. 4. fol: 302, 

Anno 1372 geſchahe in Preuſſen eiu Wolcken⸗ 





weg / vor der Stadt; Thorn wurden 16 Brücken 
abgeriſſen und muften über 300 Menſchen ihr 
Leben Dabey einbüfjen. 

In diefem Jahr wurdendie Ströhme inder 
Americanifchen Provinz Chili durch ein hartes 
Erdbeben gefiopffet / weswegen fie uberliefſen / 


| viel Dörffer und Städte mitnahmen / und eine 


gute Anzahl Menfchen in den Todt ſchicketen. 
Tvvisk,] c.p.1273. f 
Anno 13757 denıJjanuarii/ ergoſſe fich die 
Embs in Weſtphalen fo ſehr hoch fie nahm ein 
Hanf ander einen Seiten des Strohms weg 
und fegete es gang an die andere / worůber der 
Herr des Haufes mic dem / auff deſſen Grund 
es zu firen kommen / zu Necht verfielen / das Ur⸗ 
cheil lieff da hinaus: Ein jeder ſolte mit dem / 


was ihm Gtt ugeſandt / zufrieden ſeyn. Zeil, 


Epiit, part, 2, p. 761, 

Anno 1534 ſtieg die Elbe abermaht jebe 
hoch / und braͤch nicht allein bey Hamburgden 
HammerDeich durch / ſondern verließ auch fon 
ften an manchem Orih ein erbaͤrmlich Gedaͤcht⸗ 
nüß. Heflel.pag. 

Anno 1595 vermehrte ſich das Rhein Waf 
fer mit einer greulichen Flüth / wodurch viel 
fanfend Stucke Vieh erfäufft/ viel Damme zer⸗ 
riffen / und in Holland viel flache Länder übers 
ſtroͤhmet wurden. Der Schade ſo hierdurch 
gefchehen / war nicht zu ſchaͤtzen. Tyviok. 


p. 1404, 

Eben diefer Strohm ergoſſe fih Anns 1598: 
abermahl md that bey Mayntz / und im Coll 
niſchen Etiffte einen unerhörten Schaden, 
Degleichen ſchriehe man auch von einem ſehr 
groſſen Fluth Schaden / den Die angelauffene 
Mofel bey Trier vernhrfachet hatte, Idem. 


P-1099. 

Der Mayr ift auch damahlen gar groß ger 
fpringenden Brunnen auf Dem Roͤmerberg zu 
Franckfurth ergeſſen. Die King thätand zu 
Hanau und in derfelden Gegend durch ihre ger 
waltige Ergieſſung gar groſſen Schaden; 


Am 





238 RELATIONES Curıosk 7 


Am 7 Martiierfagten Jahrs lief die Wefer | auch die Tyber ‚Die Stadt Rom abermahl faſt 
te das gange Stabin- | gang unter Waffer und ſtieg eine gange Ehe 


ans ihren Uffern / und ſetze N | nei 
ger Land unter Waſſer. Hamelmanns Oldenb. hoͤher / als vor dieſem jemahls geſchehen. 400 








Chron. c. J. 
Anno 1599 auff Bartholomei Abend / ge 
ſchahe bey Eyßleben ein Wolckenbruch / wor⸗ 
duch ſelbige Stadt 15 Haͤuſer verlohr 7 und 
ſchaͤtzete man den durch die Fluch anderwerts 
geſchehenen Schaden fehr hoch. So ſetzete 


Die ergoffene Ströhme des 17 Seculi / biß auffunfere Zeit. 


Run 1602/den m Julii / ergoſſe fih nad 

» einem groffen Ungewitter / eine erſchroͤck⸗ 
liche Fluth in Teutfchland / welche inſonder⸗ 
heit bey Friedberg in der Wetterau groſſen 
Schaden wuͤrckete / indem fie alles / was ihr im 
Wege ſtunde/ wegfuhrte / oder erſaͤuffete. Idem. 

49.1757, 

Sn diefem Jahr / umb die Faſtenzeit / hatte 
eine groſſe Elbe⸗Fluth abermahl groſſen Scha⸗ 
den gethan / und inſonderheit das Saltz⸗Thor 
zu Stade ſehr ruiniret. Heſſel. p. 129. Eben: 
falls ſtehet auch von dem Mayn zu melden / wel⸗ 
her am 20 Jauuarii gedachten Jahrs bi an 
das Schst⸗Hauß zu Franckfurth gereicht, 

Anno 1612 7 im May / ergoffen ſich die Waſ⸗ 
fer in Teutſchland abermahl 7 welche infonder; 
heit bey Lauterbach groſſes Unheil anſtiffteten / 
und viel flache Felder mit groffenSteinen über: 
haͤuffeten deven einer wohl zo Pferde nicht be 
wegen kunten. 

Gleichergeſtalt ergoſſen ſich damahls die 
Welſche Baͤche gewaltigrund geſchahe zu Man⸗ 
tna / Bologne / Ferrara und Rom ein unſaͤgli⸗ 
cher Schade. Tyyisk. p. 1066. 


Anno 1613/ den 14 May / war in Thüringen | 


ſonderlich umb Weymar / eine ſolche erſchroͤck⸗ 
liche Waſſersnoth / daß man dieſelbige / die 
Thuͤringiſche Suͤndfluth nennete. Davon viel 
zu ſchreiben iſt. 

Anno 1615 war das Elb⸗Waſſer fehr hoch / 
daß es zu Hamburg alle Keller anfuͤllete. Und 
etioa zwo Monathen vorher / nehmlich im Au: 
gufio / ergofje ſich die Rhosne in Franckreich / 
und that in der Grafſchafft Avignon unerhoͤr⸗ 
ten Schaden, Die drey Fleden Raupeen Ber 


Muͤnſter in Wefiphalen vom Waffer groffen 


| nahe über die Mauren zu Cafal eingeftürget, 


Gefangene und 1400 andere Perſohnen fampe 
vielem Vieh / ertruncken / 460 Häufer wurdeg 
weggeſpuͤhlet / und kunte man in Feiner einigen 
Kirchen Meſſe leſen. Tyvisk. p. 1513. 

müfen auch folgen 















derit und Aubinge wurden gan zu nichfe ger 7 
macht / und find über 1300 Menfchen ertrun⸗ 
fen. Tvvisk, p, 1728, — 
In dieſem Jahre erlitte au die Stadt 


Schaden. J 
Ann 1618 / im Außgang des Januarüi / lieff 
der Rhein ſehr hoch auff / and that im Gelder 
land und daherumb/infonderheit an derSchen 
den Schange/ ſolchen Schaden/ dagernicht 
zu [hägen war. Ein faft gleiches Unheil ftifle 
tete die Pegnig bey Nürnberg any und die De 
nau riſſe hie und da die Brücken weg. In Catha⸗ 
lonien/ einer Spanifchen Proving /verurjachte 
der lange Regen ein hohes Gewaͤſſer / welches 
qu dem Gebürge viel Dörffer / Mühlen und 
Haͤuſer wegſchwemmete / und viel tauſend Men⸗ 
ſchen ertraͤnckete. Idem, p. 177. 
Anno 1619/ den 16 und 17 Auguftühaben die 
fürgenden Regenwolcken umb Gatten 
eine unerhörte Fluch verurfachet + in wel 
viel taufend Häufer weggerifien worden / ı 
eine unbefhreibliche Menge an Menfchen / DE 
theils inihren Häufern / theils aber in den Bis 
dern und Kirchen geweſen ſaͤmmerlich umb das 
£eben kommen find. Idem,p. 1802. 
‚ Anno 1620 im November war eine gewal⸗ 
fige Fluch in Franckreich / wie auch) in Mon 
ferat / welche gar erſchroͤcklich war dann fie nal 


















ldem.p.1830. 





Rerarıones Cuxıros& 


— 


Anno 1625 iſt ein rechtes Fluth⸗ Jahr gewe⸗ 
ſen / inſonderheit in den drey erſten Monathen / 
als am 21 Januarii / am 26 Februgrii und am 
20 und die zween folgenden Tage des Martii/ 
hat fich die Elbe erſchroͤcklich ergoſſen und un⸗ 
menfchlihen Schaden verurfachet. Furnehm⸗ 
fich find in der andern Fluch diefes Jahres Die 
Gräber zu St. Catharine hier zu Hamburg 
garüubelzugerichtet worden. 

Any 2633 / denız Januarii / hat ſich der 
Mayn abermahl jehr weit in Franckfurth hin 
ein ergoſſen. 

Anno 1642/im Decembet / uͤberſchwemmete 
der Poo und andere Fluſſe ein groſſes Theil 
von Welſchland / daß 200 Meilen lang / das 
Land unter Waſſer fund / viele Flecken und 
Doͤrffer wurden weggeriſſen / und ft nicht wohl 
auszufprechen / twas fonften vor Schaden bin 
und wieder geſchehen. Nieder-Sachfen und 
ein gutes Theil von den Spanifchen Nieder⸗ 
Innden empfunden damahlen auch einen grof 
fen Wafler- Schaden. durch, Ergieflung der 
Stroͤhme. IR 

Any 1647/ denzg Februarii/ iſt durch ei 
nen fehr harten Stumm / welcher Das Ober⸗Ge⸗ 
bände des St. Catharinen⸗Thurmes in Ham⸗ 
burg / wiewohl ohne Befchädigung eines einge 
gen Menfchen abgefeget / und mitten in einer 
—— Hg / die Elbe abermahlen 
ehr hoch angelaufen. _ 

De übrigen hohen Ergieffungen der Elbe 
big auff unfere Zeiten haben fid) begeben Anno 


1651, den 29 Jannarii / Yung 1654/ im Anfan- | 


ge des Jahre. Anno 1655 im Auguſti. An— 
no 1659/den zo November. Anno 1661den 4 
und sten Januarii/ damahlen geſchaben in den 
vier Laͤndern über 1o Einbrüche. Arno 16671 
den zo Sepilmber. Anno 1671. Und letzlich 
Anno 161 / im December. 

Anno ac zt/ verurſachte die auffgefehtwellete 
Weichſel in Preuſſen eine ſchaͤdliche Waſſer⸗ 
fluth. Damahls wurde Thüringen auch hart 
mitgenommen. / durch einen groſſen Waſſer⸗ 
Schaden. 


Anno 1658/ den 13 Jannarii / war der Mayn 
wiederub ſehr Hoc) 7 dag er fein Waſſer m 


| Schaden. Leipzig Ofterl, Relation. 


| Die Halbe Stadt Meccha/ zufamptdem Fi 





— 


dem Schrot⸗ Hauß ⸗ Fluß gegoſſen / woſelbſt e⸗ 
auch biß den 22 Februaru⸗ geſtanden alſo daß 
man wohl in Wochen die Mayn Pforten gar 
nicht hat eröffnen konnen. Zu Colln am Rhein 
wurden bey 2000 Hänfer unter Waſſer geſe— 
hel / und in Ober uud Nieder⸗Sachſen thaten 
die außgewichene Stroͤhme unbeſchreiblichen 
In die⸗ 
fem Jahre / amı Martii/ ruinirte bie aufge: 
ſchwollene Seine zu Paris die groffe freinerne 
Brücerumd that an Haͤnſern groſſen Schaden’ 
280 Menfchen kahmen damahln umb. Franckf. 
Fruͤhl. Relation, Wayne, 
Anno 1665 / den zz Julii / ergoſſen fih Die 
Waſer in China dergeftalt , daß an vielen Or⸗ 
then das and big zu4guß damit uberjepwens 
met tourde. Uber 4000 Menſchen ertruncken 
jämmerlich und iftder übrige groſſe Schade 
nicht auszufprechen. Andere Oſt Iudiſche Ge⸗ 
ſandſch. nad) China. p. 204. Bi 
Anno 1ögrim Ausgange des Martii,ftürges 
te eine hohe Wafferfluch von dem Gebirge im 
glückfeligen Arabien / daß man felbiger Gegend 
niemablen von dergleichen gehört noch le 
ili⸗ 
chen Tempel des falſchen Propheten Mabur 
meds / Hop hinweg / viel Dörfer und Menſchen 
wurden hingerüffen. Inſonderheit traffe dieſes 
Unglück die grafie Eavavane welche alle Jahr 
zu gewiſſen Zeiten nach diefer Stadt reiſete / u⸗ 
ber 12000 Serfohnen miſſete fie von Ihrer Ges 
felfchafft / wie guch eine unglaubliche Anʒahl 
Kameele und Laſt⸗Thicre. 55 
Hiermit beſchueſe ich num Die Materie derer 
Strohm-äiniheny und wende mich zu der ſtur⸗ 
menden See / welche fich zu verſchiedenen mah—⸗ 
[en aus ihren Schranefen and Orangen bege⸗ 
ben / und mit einer. großen Fluth den angrats 
genden Ländern mehr als zu viel Schaden zuge⸗ 
fügethat. Eswird mir aber der guthersige be⸗ 
jer nicht verubelmann ich mic) in dieſerErzeh⸗ 
fung aller möglichen Kurhze befleisſige / und aur 
die Fahre der geſchehenen See:Fluchen- anzer⸗ 
ge 7 ohne etwa zung oder drey befonders merck⸗ 
wurdige / in deren Befchreibung ich mich ein wer 
nig mehr auffpaltenmuß. Sp folgen — 











Die merckwuͤrdigſten See⸗Fluthen vonuhralten Zeiten her big 


auff das Jahr 1300 nach Chriſti Geburth. 


053 > benfelben alten Fluthen zu reden / de 
ven Zeit man nicht eigentlich wiſſen kan 
will ich mich vortetzo nicht lange auffhalten / 
weil derſelben in efnem Chrenico Diluviorum 
ehifiens abfonderlich wird gedacht werden, da; 
hin ih den gůn igen Leſer verweiſe Sonſten 
finde ich nechſt der groſſen Sundfluth u Por 
zeiten Feine Ältere auffgeseichner/ afg 
Any Mundi 3572, welches iſt 372 Jahr 
vor Chriſti Gebuhrt / da hat ſch auff ein heffti⸗ 
ges Erdbeben eine gewaltige Seefluch uber 
den Pelsponnefen ergoffen / durch welche die 
mo Städte Bura und Helice dergeftalt hber; 
ſchwemmet worden 7 dag fie nimmer wieder 
herfür kommen. 

Anno Mundi 36rorim 340 Jahr vor Ehrifti 
Geburth / ergieng bie jo genante groſſe Embri 
ſche Sundfluth / welhe das Land in Hollſtein 
und Schleßwig dergeftaltriinirte , daß ſich de 
ren Einwohner / die damahligen Eimbri/ an- 
derwerts hin zu wohnen begaben/ und vonder 


zeit an hat man vor ihnen in Italien / Franc | 


rei) und Spanien zu fagen gewuft, 

Anno Chriſti grs mu e das Daͤniſche Frieß⸗ 
land ahermahl herhalten dann in einer groffen 
Fluth Famen über 6000 Menfhen umb. Eben 
alfo ergieng es auch Thracien Anno 918 / dag 
Meer lieff 4 Meilen tiber das Geftaderumd un: 
ter dem vielfältigen Schaden ward die ſchoͤne 
Stadt Edeſſa gang vertilget. 

Anno 587 war zu Venedig / Nom und Ge; 
ua eine groffe Waſſersnoth welche dem Lan⸗ 
de viel Schlangen und Ungeziefferg zuführere, 
Anno 793/den7 ovember / kahm eine groſſe 
Fluth / welche gang Nord: Frießland unter 
Waſſer ſetzete 

Any 806 litte eben daffelbe Land dergleichen 
Schaden 7 wie nicht weniger Anno 1020 / da 
viel Städte und. Dörfer ruiniret ſind. Annd 
1070 brach die See in Nord Frießland (bey 
Huſum aurd Drfhen ein / und Annv 1004 war 
der Waſſer⸗Schad⸗ daſelbſt nicht deel geringer, 


| welche man vor die gröffefie nach — & 













Anno TILY/ 158 und rı62 den 6 Sebauarig a 
geſchahe durch die Waſſer⸗Fluch in Friefland 
ein unglaublicher Schade / abſouderlich in der 
letztgemeldten / welhe man die Manntrancke 
nennete / weil fie Mann vor Mann hinriſſe/ 4 
gar / daß in dem Kirchſpiel Brunsbuttel nichg N 
mehr als 30 Perfohnen mit dem Lebett davon 
kahmen. 





So find auch Due k 
die Sluthen Ay.1ı96 / und mfonderheit 12044 ° 
fi 








burth geachtet, indem Srififhen Marfchlän: 
dern viel Menſchen umbFommen/ und groffer 
Schade gefchehen, u 
Anno 1216 Fahmen in gemeldten Rändern is 
ber 10000 Menfchen im = 
9 Kirchfpielen/ die vorhe lHelge⸗ 
land gewefen / blieben rig 
Anno 1218/ den 17 N 
meldte Gegend eineer 
ſchiedene gange Kirch 













Die 


— 





ſich vor dem Grafen von Holland hernach beu 
gen muſte. Hier auff trete ihn dag 13 Ser 
lum / und zeige an RN 






















































































J 


Num. 32. 


Die Zluthen des Meers biß auffdas ietzt lauffende 1682 Jahr. 


A no rzoo / den 16 Janugrii / kahm eine fol; 
‚pe Seefluth in Nord⸗Frießland / daß Das 
Waſſer 4 Ellen hoch über die hoͤchſte Damme 
herein ſtuͤrtzete viel Städte und Dörffer fampt 
7 HaupeKicchen wurden ruiniret/ und 7600 
Menſchen kahmen damahlg zu tode. Auno 1313 
den May mar aud) eine hohe Fluth daſelbſt. 
Anno 1334 / im Detober/ litte Holland und 
Flandern groſſen Waſſer⸗Schaden und Aund 
1338 verurſachete das Waſſer in Nord Frieß 
[and / weil es in dreyen Jahren nicht wieder 
ablieff groffen Hunger und Sterben. Wegen 
Mangel des Salges krochen den lebendigen 
Menfhen Würme aus dem Munde. Anno 
1341/ und 17342 waren dafelbft gleichfalls hohe 
Slurhen. Aber in der groſſen Flut) Anno 1354 
an legten Deccmb. kahmen 20000 Menfiher 
umbs Leben / und wurden die Damme inden 
Marfchländern deraeftalt zerriffen / daß ſie in 
50 Jahren nicht wieder in guten Stand ge; 
bracht werden kunten. Nicht viel geringern 
Schaden that die Zluth 1362/ den 8 Septemb. 
- welche unter, andern die Inſul Silt und Fohre 
Bon einander ſonderte. 


no 1374 im Detob. wurden 8 vornehme | 


ur in Flandern durchs Waſſer verfender. 
ano 1398 / den May. Anno 1382 / wie auch 


3387 / 1391 und 1395 haben Die ergoſſene See⸗ 


wellen groſſen Schaden in Nord⸗Frießland 
den Stuten d 45 
en Fluthen Anno 1400 / 1404 /1045/ 
and 14127 am Cecilien- Abend / iſt es niemahlen 
shne Schaden abgegangen. In den Marſch⸗ 
laͤndern Hollſteins find in der legten Fluth al: 
lein 3600 Menfchen umbfommen. Aber was 
iſt Diefes zu achten gegen deme / was folget ? 
Anao 14172 den 12 Nov. it zu Dordrecht ei 
ne plögliche Ergieffung des Meers geſchehen / 
wodurch alle Teiche und Damme wie Papier 
jerriffen worden. Uber 100000 Menſchen find 
in diefer Fluth umbkommen. Was an Städten 
und Dörfern eigentlich geblieben / davon fan 
ich fo gar gewiß nicht fagen / doch hat man 27 
Dane ara welche uberſchwemmet 
om. 


ReLaTtıonss Curıos® 








find / von denen aber hernach 39 zum Theil 
oder ganglih vom Wafjer wieder befreyet 


worden / Die übrigen find nimmermehr wieder 


andes Tages Licht kommen; Vielleicht träget 
der Leſer Verlangen / die Nahmen der zum 


| Theil oder gang wieder erretteten una auch Der 


weggebliebenen Derter za vernehmen / wohlan! 
ſo melde ich / daß jene (fie haben aber alleſampt 


| in dem groſſen Waͤrder zwiſchen Dordrecht 


und Gertruydenberg gelegen) alſo geheiffen ha⸗ 
ben ; ı Werfendam. 2 Duſſenmunſter Kerck. 
3 Duſſen⸗Muyl Kerck. 4 Bejoven. 5 Sprang. 
6 Capel. 7 Sydewyn. 8 Nederveen. 9 Groot 
Waspid. ro Klein Waspick. ı1’5 Gravemor. 
12 Raemsdonf. 13 Driemylen. 14 Standhafen. 
15. Hoge Swaluwe. 16 Lage Swrlame. 17 Nieu⸗ 
wervaert (uunmehro der Klundert) 13 Mer: 
wede, 19 Rraeyeftein. 20 fang: Ambacht (vder 
Klaes: Doma Ambacht.) 21 Kort⸗Ambacht. 
22 Houmweningen. 23 Dubbeldam, 24 Myl. 
25 Leyder-Ambacht. 26 Poͤlwyck 27 Putters 
hoek. 28 Myns Heeren Land van Moerkerken. 
29 Hemkens⸗ Oord. 30 Godſchalcks Ovrd, 
32 Wede en Wedenbroek. 32 Stryen. 33 be 
Walen od Heyden: Dord. 34 Riede 33 Rieuw⸗ 
Kerck. 36 Ooſt Barendrecht. 37 Weſt Barend⸗ 
recht. 38 Cermiſſe / und 39 Pendrecht. 

Nachfolgende liegen annoch unter denen 
grimmigen See Wellen: 

Doldrands:Kerd. 2 Kuys⸗Kerck Ambacht. 
3 Deftes. 4 Alvenfen. 5 Alnisvoet. 6 Rem. 7 
Unt- Alm. 3 Nerdsbergen op d' Alm. 10 Hou⸗ 
tenes, 11 Almonde. 12 Dubbelmunde, 13 
Twintig Hoeven. 14 Wildredt. 15 Gerard 
Monneftryen. 16 Steyenmonde. 17 Wirleg: 
ftein. 13 Wielnes, 19 Tollyyie. 20 Achthoeven. 
21 Sloster: oder Kloſter Oord. Hierzu kom⸗ 
men noch 12 kleine Oerther + fo auch übers 
ſchwemmet worden’ wordurch die vorgedachte 
Zahl von 72 ertrundenen Derthern erfüllgt 
wird. R. Halma in ferner Hiſtoriſchen Erzeh⸗ 
lung von etlichen hohen Sluthen. p.14. 

Weil auch de BDeiche nicht jo bald wieder 


repariret werden kunten / jo iſt das Land indes 
& nen 


8 


— 




















242 


Rerarıonss Curıiose 






EN 
# 





uen dreyen folgenden Jahren faft immerzu mit 
Waſſer bedeckt geweſen. 

Anno 1426 / den 26 Decemb. 1427 umb Mi⸗ 
chaelis Tag / und 1428 auch umb die Herbſt⸗ 
Zeit / geſchahen in den FrieſiſchenLaͤndern groffe 
Seefluthen alfo daß das Land in wey Jahren 
des Fluth⸗Waſſers nicht loß werden kunte An- 
u9 1434 wuſte man von der erſten Gallen: 
Fluth zu ſagen und Anno 1436 auff Alterheili: 
gen / ergieng abermahl eine groffe Mann traͤn 
cke/ welche unfäglich viel Menſchen ins Waſſer 
fenckete. 

Anno 1445 und infonderheit 1470 / auff H. 
— eine hohe Fluth. Gleichfauͤs 
1471/ und die beyden Fluthen 1474 und 1476 
werden die andere nnd dritte Gallen⸗Fluth ge; 
nandt / gleichwie 1477 die a Sallenfluch Font 
men. Anno 1479 in St. Barbare Nacht und 
1480/den 1 Mayvergoffe fich die See gleichfalls 


in Nordfrießland / und 1483 gefchahe die funffte 


Gallenfluth dafelbft / welcher am Lucien Tage 
Darauf noch eine gefolget iſt. 
Anno 1491 / den 23 Sept. nahme eine hohe 


Fluth in gemeldten Gegenden alles Getreyde | 


weg / worauf grofe Thenrung entftunde, 

Anno 1501 Fahm die 6 und 1505 bie 7de Gal⸗ 
Len Fluth in Frießland. Anno 1308 auf St, 
Brieca Tag / Fam ein hohes Waſſer / und inder 
1509 am Sf. Nicolai Tag ergoſſenen Fluch 
vergieng das Seeländifche Laͤndlein Stavenef 
fe unter Waſſer. In den Fluthen ısır auf 
St. Manni Tag. ız14 auf Brigitten-Tag. An 
no 1521 uud 1431 umb Jacobi / ward in Frieß 
land viel Land zu Waſſer. 

Welche eine erſchroͤckliche Fluch 1332 / den 
2November / alle Länder von Flandern biß in 
Daͤnnemarck hinauff überfhmwemnmer , folches 
ift mit keiner Feder zu befchreiben/und hat man 


fie infonderheitdie groſſe Fluth genennet/ ind 


die Jahre darnach zu zehlen angefangen ja auch 
jährlich an demfelhen Tage einen dreptägigen 


Bettag in Frießland angeſtellet dann das Waf | 


ſer iſt 3 Klaffter hoch überdem Lande geſtan⸗ 
den. Unter andern find 3Prieſter im Nords 
Strande umbkommen. 

Anno 1333700 Abend Simonis Jude wie. 








heit grofjen 
cher, 













und Welſchland / 1625/ 1627/1628/ 16297 16 
in Mecklenburg und den Marſchlaͤnderug 
fen Schaden, Es iſt aber wohl Feine mit ö 

Anng76z in Thüringen. / und 1634 überden 
Nordſtrand ergangen Fluthen zu — — 


Rsıarıonss Curıos# 





243 





— ——————— ” 
und ohnerachtet mar umbjtändkch davon in 


dem nächfter Tagen heraustommenden Ehre | 


nico Diluviorum gehandelt / ſo Fan ic) doch 
nicht umbhin der Nordſtrandiſchen Fluth die: 
jes Orths ein wenig zu gedenken. 

Anno 1634. denzr Detober entftund eine er: 
fehröckliche Waſſerfluth / dadurch die an der El 
be und Weft-Sre gelegene niedrige Länder 
zaͤntzlich uberſchwemmet und in grojjes Elend 
gefeget worden: Dann Teiche und Damme 
iind nicht allein durchgebrochen / ſondern unaͤh⸗ 
lich viel Acker verderbet / und alle Winterſaat er⸗ 


ſticket worden; Bey 13000 Menſchen und | 


59000 Stück allerhand Viehs wurden erſaͤuf⸗ 


was an Hänfern und Gütern vor ein Scha⸗ 


= 


de geſchehen / iſt nicht zu beſchreiben. Inſouder⸗ 


heit und am meiſten hat dieſer Schade die In 


ful Nordſtrand (jo nur 3 Meilen lang / und eine 


Meile hreit / gelegen im Fuͤrſtenthumb Schlep: 


wig / ander Weji-See) betroffen. Uber 1336 





Haͤuſer / zo Windmühlen und 6 Glocken⸗Thůr⸗ 
ne find vom Waſſer weggefuhret. Im Nort⸗ 
firande find von 9041 Eingebohrnen nur 2633 
Perfohnen im Leben blieben. Jun der kleinen In⸗ 
ſul Pilworm ertrunden auch oo Menſchen. 

Nach dieſer Zeit hat man Any 1639 im Au⸗ 
gufto 1642 im Febr. 1641 im Dee. 1652/1653 
im Dec. 1655 den 4. Aug. 1661 im Jan. 1662 
im Febr. 1663 im Det. 1665 im Dec. 1667 im 
Det. 167111675 am 24 Det. und 1681 im Aus 
gange des Jahrs nach der Wejt-See hin groſſe 
Fluthen gehabt. 

Der Heine Raum hat mir nicht geftattet Die 
Yutoresgebührlich anzuführen; folche Fonnen 
in vielgemeldtem Chronico Diluviorum / wel, 
chesin 4. as Wochen, mit Ortes Hulffe her⸗ 
aus Fommefampt andern denckwuͤrdigen Umb⸗ 
fändendie zu diefer Sache dienen’ weitlauffti: 
ger erfehen werden / wohin ich den curieuſen 
Leſer will verwieſen haben. 


Die neulich im Januario des 1683ten Jahres ergofiene 
—* Stroͤhme Teutſchlandes. 


Ir wir alle vorige Fluthen anſehen / wer⸗ 
ven wir Feine finden / die erſchroͤcklicher 
gehanjt/ als da fich Die Fluͤſſe umb den verwi⸗ 
ehenen 15 Jauuarii und etliche Tage hernach in 
gang Teutſchland auffſchwelleten/ wodurch ein 
gar groſſer Schade geſchehen / welchen ich nur 
kurhlich andeuten will. 

- Durch das hohe Mayn⸗Waſſer wurden in 
Bamberg fo viel Haͤuſer/ Brůcken und Muhlen 
zerriffen und umbgeworffen / daß man den 
Schaden mit viel 1000 Gulden nicht zu ſtopf⸗ 
fen getrauete. Die See-Brüde dafelbit ſo7 
och lang war / iſt biß auff zwey Joch ſampt 
alten Pfalen weggeriſſen. Benm Riegelthore 
machete es ein Loch 3 Piquen breit und 2 tieff 
inden Erdboden. Diele Städte wurden mit 
Getreyde / Heu und Stroh weggeführet/ und 
ifi die Menge des ertrunckenen Biehes/ wegen 


der Grofie wicht befandt worden. Uberbie | 


Stadt mauren floſſe das Waſſer in Die Stadt 
Erin eingigeg Haus (ohne die fo auff den Mi⸗ 





chaelis und andern Bergen fiunden) kahmen 


ohnbefchädigt davon. Aus der Furjil. Reſi— 
dentz / Geyerswerth / reterirten fich die Leute des 
Nachts umb a2 Uhr zu Schiffe. 

Zu Franckfurth hat gedachter Mayn faſt alle 
Gaſſen uberſchwemmet / und infonderheit in de⸗ 
nen Buchladen unbeſchreiblichen Schaden ges 
than. Der Schade ſo an Wählen und Mauren 
wie auch auff dem platten Lande daherumb ges 
ſchehen ſteht nicht zu ſchaͤtzen. Die Brück über 
den Strohm iſt an einem Orth mercklich ges 
ſuncken / daß man fie nicht mehr befahren Fan. 

Es weiß auch die Stadt Hanau von diejen 
hohen Waffern zu fagen/ indem die Knuͤtze da⸗ 
felbjt gleichergeftalt hoch aufflieff dag man 
fo wohl in der alten als neuen Stadt auffden 
Strafen mit Kahnen fahren Eunte 7 alles war 
berſchwemmet / ausgenommen bie beyden 
Maͤrckte/ und die Nürnberger Gaſſe. Die 
Boritadt ſtunde am meiften unter Waſſer / ſo 
an etlichen Orthen z Ellen hoch war. Nicht 

6g 2 weniget 




















244 ReLrarıones Currosa. 






weniger hat ſich der Rhein erguffen / welcher 
bey Straßburg an denen daherumb liegenden 
Vefiungen mehr Schaden gethan/ als ein an- 
derer Feind / viel reifende Perfohnen hat er zu 
ſich geriſſen / und ſonſten hinunterwerts in der 
Tfalg und Coͤllniſchen an Häufern/ Brücken, 
Mühlen Menſchen / Vieh, Gütern und Zei, 
eben groſſen Schaden verur achet. 

Solte aber wohl der gröfte Strohm in Eu⸗ 
vopa/ die fhnelle Zonan / hiebey müsfig geſtan⸗ 
den ſeyn? Feinesiveges. Zu Kegenfpurg drunge 
fie über die groffe fteinerne Brinke weit in die 
Stadt hinein / darauff wurden viele Häufer 
weggeriſſen / und manch Mutter Kind muffe 
das beben einbuͤſſen. Zu Eins Baffa, Wien, 
und fo weiter gienge es ohne groffen Schaden 
Richt ab / der Zorn des Strohms mehrete ſich / 


je weiter er fortlieff / alſo daß auch der er 
eife | 


Ambaſſadeur / Herr Graf Caprara feine 
nach Eonftantinopel auff eine Zeitlang einzu: 
ſtellen / gezwungen ward, 

Gang Heſſen und Waldeck / ſampt alfen an 
grängenden Ländern haben den Nachdruck die⸗ 
fer allgemeinen Land» verderblichen Fluth em⸗ 
pfunden. Der fonften gar fleine&dder-Strohm 
hat ein groffesTheilder herrlichen / ſtarcken und 
fehr langen ſteinern Brücken zu Fritzlar wegge⸗ 
tiffen? Zu Helſe riſſe es ein groſſes Stücke von 
einem Berge welches 3 Häufer mit allen Men: 
ſchen und Bich bedeckte und zerfehmetterte, Zu. 


Die Niederländifche Seefluth Anno 1682/denı6 Januarii ’ 
nebſt ihrer grauſamen Abbildung. J 


E> ſcheinet / als wann das gange Waſſer⸗Ele⸗ 
ment Teutſchland zu zuͤchtigen / und datſen 
ge und wenige / mas in vorigem Landfchädlichen 
Kriege der unbarmhersige Seldat noch übrig 
gelafien hatte / vollends hinweg zu führen, und 
in den Grund zu verderben / fich verſchworen 
hätte: Hatten ſich von oben herdie Strohme 
ergofjen: fü machten es auch warlich die von 
unten aufffommende Seefluchen nicht viel beſ⸗ 
fer. Seeland hat anigo durch Die hohe Ser; 
Fluth am verwichenen 16 FJanuarii den Scha⸗ 
den am meiſten emmpfunden weichen eigentlich. 


Tropffen der herein. ftürmenden Seewellen hat. 





Caſſel ftunde infonderheit die Nenftadt sank 
unter Waſſer / an der Kirchen/ groffen Brückeny ö 
Wall und Mauren it fo viel verderbetdaf man 
über 50000 Rihir nöthig hat / den Schaden 
auszubeffern. 
Durch die auffgeſchwellete Fulde erwuchſe 
alfobald die Wefer fehr hoch / welche andenen“ 
Veſtungen Hameln / Bremen und Burg einen 


















befehreiben. Die ganhe Bremer Nevfiadt war 
Mannes hoch überfehtvenmet / und muften die 
| eingefperreten Leute durch Zufuhr über Waſſer 
ausder alten Stadt geſpeiſet werden. Mag 


















fer zu beweine! 
münde und da 
hiervon ſein Lebe 
hat die Pegnitz niema 
ber was achte ich die 
da angerichtet worde 


















su befchveibenreben fo unmöglich iſt / als man die 


Sp 


{3 


sehlen koͤnnen. 

Zu Ter Goes lieff das Waſſer in die hoͤchſt⸗ 
ſtehenden Haͤuſer ind zu Ter Beere hat man in 
Sorgen geftanden / gang und gar hinweg ges 
chwemmet zu werden: In der Kirchen allda 
Funte man Fifche und Krebfe fangen. Als fich 

zu Krabbendyck eine Frau / ſampt drey Kindern 
auff den kleineſten von dreyen Bäumer aus ih⸗ 
rem ſchon ſchwimmenden Hanſe ſalvirete/ 
ſpůhrete fie GOttes Barmherlageit * 
af 








RELATIONES 


daß die zween geöffeften Baͤume kurtz daranff 
wegfloſſen / und ſie ſampt den armen Kindern 20 
Stunden hernacher mit einem Boot von dem 
Heinen Baum gerettet ward, 

Zu Vlißingen ift das Waſſer 6 Fuß hoch in 
der groffee Kirchen geftanden / in welcher man 
gleichfalls gefifchet und gekrebſet; Aber man 
dat auch leider über 30 todte Corper aus den 
Gräbern treiben ſehen / und ift an denen Mau 
sen and Thoren ein groſſer Schade gefehehen. 
Die Stadt Zirickſee fund wegen der eingebro: 
chenen Teiche rund umbher mit Wafler umb: 
geben. In der Peuſe find von25 Poldern 29 
eingebrochen. Der allergröfjefte Dammsteel: 
hen man den Meficapeler Oyck nenuet / gieng 
diefes mahlin Seeland zu fheitern. Hulfi war 

gantz biß andie Kirche uͤberſchwemmet viel 
Häufer daſelbſt auff dem Lande / ſampt Men 
fehen und Vieh find weggeführet werden. Die 


Schleufen riffen ein und alle Polders biß auff | 


3 oder 4 lagen unter Waſſer⸗ Kildrecht / oder 
der neue eingedeichte Polder jo auff der Stan 
ten Grund lieget / brach an Orthen durch / und 
man fahe daſelbſt biß nad) Antwerpen nichts / 
alsceine klare See. 


Umb Blorwershaven fielen viel Haufe | 


and Schenren ein / und alle Poldern daſelbſten 
giengen unter Waſſer. Man ſahe nichts mehr, 
als Bierdaumen von Duyvenland / Goudeveen⸗ 
Holder / Burgamdadı / Dryſchor ; Some: 


maer und Nordgauen. Die Shange Moers | 


burg trieb mit Stücken und der gantzen Guar⸗ 
niſon hmweg. Auff Sud Beveland und Ter⸗ 
Splen ſahe man nichts / als etliche Thurm⸗ 
Episen. Zu Deventer und Schwoll ſtunden 
gleichfalls alle Straſſen unter Waſſer / und die 
Vro bintz Holland litte au der Maaß ⸗ Seien 
grofien Schaden. Ja dieſes ganke Land 
kunde in Gefahr uberſchwemmet zu werden. 
Das Dorff ter Herde an der aͤuſerſten Spi⸗ 
gen Hollandes / wurde halb weggeſpuůhlet ; Haͤt⸗ 
fe der Wind noch zwey Stunden mit ſeinen 
- Stinmen angehalten / ſo wäre dierSechber die 
Dünen oder Sandhügel 7 worauff Catwyk 
Heget/ welches auch. gewaltig zerflövet iſt / mit 
Gewalt eingebrochen / daun die See war nur 








Curros 2 


245 
noch 20 Fuß durch ermeldte Dünen von dem 


alten verftopffeten Canal Des Rheins abgeſon⸗ 


dert. Dieſer Canal / das Malegat genandt / aus 
welchem die Stadt Leyden brauet / lieget 13 Ju 
höher/als diefe Stadt / und die See ftunde ſchon 
io Fuß höher / als ermeldtes Canal / woraus zu 
fehlicffen doß wann die See durchgebrochen⸗ 
weder Stumpff noch Stiel von gank Holland 
übergeblieben wäre, 397 

Der Verluft in Flandern iſt zu weitlaͤufftig 
zu beſchreiben / denn daſelbſten ſind die meiſten 
Veſtungen und Teiche ruiniret. Am Sas von 
Gent iſt die Fortification gantz eingeriſſen. Zu 
Autwerpen iſt der Verluſt am Gutern und zer; 
riffenen Wöllen unſchaͤtzbahr / das Waſſer 
ftunde daſelbſten in der lieben Frauen Kirchen / 
in welcher die Gräber einfielen. Die Leute auff 
dem Lande dafeldft ſalvirten ſich auff die Di 
her / und gaben vor fernen mit Bettlacken ein. 
Zeichen ihrer Gefahr: al 

In Summg / ͤber 60 Poldern/ oder beteich⸗ 
te Eand + Striche find eingebrochen und über: 
ſchwemmet / dann man hat angemercket / daß 
das Waſſer bey 5 Zoll höher / als Anno 1570 
geivefen. Der Berluft x welchen allein der 
Pring von Dranien in Slandern / Seeland 
und Braband an feinen Güthern erlitten / wird 
auff eine Million geſchaͤtzet. Man meynet⸗ 
daß von Dordrecht an biß nach Flandern hin 
iiber 16000 Menfchen ertruncken. Was iſt 
dann wohlan Bieh / Land / Haͤuſern / Teichen / 
Schifen und Güthern vor Schade geſchehen. 
Wollet ihr wiſſen / was an Land eigentlich ſey 
derſchwemmet worden / ſo ſehet an ſolgende 
ſta; die ung aus See⸗und Holland felber zuw 
Hand kommen: 


In Holland. 


Der Korndick. Hisert, 
Molder imtandStre 


Das Sudland. 
Purshil. en / und 7 in Oeltgeus 
Die buten Schluſe. Plaͤet. 
In Seeland. 
Das Vosmeer. und Oft Onyveland / 


Das Sadtlein Bone liegen mehrentheils im 
ne iſt gantz weggeriſſen. Waſſer. a: 
693 Koltjes 


93 











246 





RELATIOWNES Curıosa 



































Koltjes Plact 7 Polder. Zu dem Eyland Flack Im Lande Cadſand. 
Zirckſee / Brauersha⸗ find 19 Polders unter Eliſabeths Polder. Schwartze Polder! 
ven. Waſſer gerathen. Barbara Polder Groß und klein Polder. 
In Braband. Neuflieth. Sandpolder von Trans 
Des Printzen Land. Steinbergen Groß und Kleine St. chement. 
Die Heen. und Anna Polder. Henrichs Polder. 
Cruisland. Der Moerdick. Die gehnhundert Pold. Scharbiers Polder. 
In Nord Beverland. StickPolder. Alt und nen Breetſand. 
Wiſſekerck. Saemſchlag. In Oſten und Weſten Ede. 
Oldekerck. Andeicht. Nordeck v dem Baum. St. Margrethen Pold, 
Leege Platz. Lippens. | Der Baum Suͤdwerts Seile, 
Graͤſenhoeck. Lieven Polder. dem Ereug. Lapſcheure. 
Inlage. Nordpold von Nenſen. Die Drange, Mittelburg inTlandern 7 
Cats Polder. Aunen Polder, Die Clave. mit allen umbliegene 
Alteklein. Trinitaͤt. Maurig- und den Lande. 
Camper Nieuland. Kleine Salt, Durch den groß und kleinen Paß 
Nieukerck. Groſſe Salte. bey Schluß. de 
St. Joosland. Floßwick St. Ynna. den big an die Pforten 
In Sid: Beverland. Termuiden. und Brügge. Hi 
Bnire Polder. Bohnen Polder. Das Bruͤggiſche Nor⸗ J 
Moͤhlen Polder. Snidpolder in Barlan.  Dännemarik / Franckreich und Engelland 
Alt Iholens End,  Evering. find auch nicht frey von dieſer hohen Fluth ge; j 
Neuland. Waffervlieth. blieben, jondern haben das ihrige auch mit bey⸗ 
Krabdendyck. Oſt Polder von Seros· tragen muͤſſen / tie aus offt angeregter Fluth⸗ 
Oſt Polder. kerck. Chtonieg / fo eheſtens heraus fommen ſoll zu 
Falckeniſſe. Lewercke⸗Polder. erſehen ſeyn wird. Un 
Waerden. Schlickland. Diejenigem fo ander See wohnen + wiffen 
In Slandern. aufer alien Zweifel / was es vor ein Geld fos 
Arel und Reufen.  GöfePolder. ſtet einen Damm oder Deich) umb ein Stucke 
Schluß Polder. Vord Polder von Arel. Landes zu ziehen, aber dig fo in den hohen Laͤu⸗ 
Willems Kercke. Fiſchers Polder. | dien weit von der Ser entfernet wohnen / wiſſen 
Loͤwen Polder. und hiervon wenig zu ſagen / und Denen zu gefallen 
Neu Weſterick. Capelle⸗Polder. will ich beſchreiben 


Die Koſtbarkeit der Damme. 


LH Zeiten / als die Menfchen noch nicht fo 
bauffig waren / fondern die Wahl hatten / 
eine Wohnung nach ihrem Belichen zu erfier | 
fen / dablieb der Sreftrand , wegen der offt: 
mahligen einſtuͤrmenden Kluchen / allerdings 
unhewohnet; Als fih aber die Zehlder Men: . 
ſchen mehrete / haben fie ihre Grängen erwer 
tern / und hig an die See Cſt erfirecken muͤſſen / 
wohin ſich Doch fonft nur die armen Hirten de; 
geben/ welchebey dereinbrechenden Fluthzeit 
ſich mit ihrem Vieh gemeiniglich auff gewiſſe 













es der Scelaͤnder Fleiß in dieſem Stuͤcke 
wert gebracht als welc;e wohl vier ilet 
an lauter Teichen umb ihre Inſulen gezogen / 
und mit groſſen Keſten und unjäglicher Mühe 
auffgeworſſen haben / worunter Doc) nicht ges 
vechnee 








RELATITONES 


rechnet werden / Die Sandhugel ‚oder Ounen / 
welche von der See ſelber auffgeworſſen ſind. 


Man rechnet aber die Unkdſten diefer Teiche | 


Manier: Eine jede Meile wird 
gerechnet guff 1400 Ruthen / jede zu 12 Fuß 
nd eine Ruthe Ceine in Die andere gerechnet.) 
fest man auff 60 Hollaͤndiſche Gulden zu 
eteichen/ den Gulden zu zo Stuber / Deren 40 
einen Rihl. außmachen / gerechnet. Solchem 
nach belauffen ſich die Untoften auff einen Teich 
oder Danımyder eine Meile lang iſt / auf 34000 
liand. Gulden fo koſten dann die Meilen zu 
eteichen und 3 Millionen’ und 360000 Gul⸗ 
den oder eine Million und 350000 Rthlr. So 
viel koſten die Teiche / ohne mas diefe jo wohl 
als die binnen Teiche zu unterhalten koſten. 
Von denen Zulagen und Unfoften zu den 
Zeichen und Dämmen iſt niemand frey / oder 
außgefchloflen / er mag fo vornehm / oder fo fehr 
privilegirt ſeyn als eri I. Und fället 


auff folgende 


er immer will. 
mir hierbey ein Die Br generenfe and gerechte 
Antwort 7 die der fonften nicht viel gepriefene 
tyranmifche Due de Alba Anno 2570 deut Frieß⸗ 


lanbiſchen Edelleuten ertheilete. 





rſurnete Wellen begutigen und auff 


247 


CurRrosA" 


Dan / nach⸗ 
dem er / umb ſothanen andverderblichen See⸗ 
fluthen einmahlvurzubeuge/befohlendie Frietz⸗ 
Länder folten durch ihr gantzes Land an der oc 
Cuſt einen ſtarcken Damm auffwerffen / woran 
jederman niemand aupgenonnmen/ Hand anler 
gen, oder Geld herichiefien jolte: Als aber die 
Edelleute defielben Landes ihre Eremption und 
uhralte Freyheit Dargegen borſchutzeten; DR 
befahl ihnen der Hertzog fie ſolten ihre ſchrifft⸗ 
liche Documenten und Privilegia herbey brim 
gen / und ſelbige in dem haͤrteſten Sturm an die 
See-Cüfilegen / würden fie bie See und dero 

halten fün« 
nen’ jo folte ihnen folches zum Profit gerathen / 
wo.aber nicht, fo muſten fie entweder jelber ats 
beiten’ oder Geld herſchieſſen. Schlichtenhoift, 
Hit. Gelric, 1,24. 9.319. 

Ehe ich die Materie von den Fluthen bes 
fehlieffe + ſehe ich noch einige merckwurdige Sw 
chen zuvor abzuhandeln. And damit hiervon 
nicht zur ungelegenen Zeit geredet werde / ſo ſtel⸗ 
le ich dem curieuſen Leſer Dar 


Die erwuͤnſchte Fluth. 


S lautet wohl etwas hart / eine hohe Waſ⸗ 
ſer⸗ Fluth erwunſcht zu nennen / zumal die 
fes Element jo bald es nur aus feinen Örengen 
fieiget / von Ratur etwas graufames and graͤß⸗ 
liches an fich zu nehmen jcheinet / gleichwohl 
giebt eg gantze Nationen welche nach einer ho⸗ 
hen Uberfeproimmung aller ihrer Eander mit 
groffem Verlangen warten / darunter Die vor⸗ 
nehmften find / die Eghptier und Conchinchi⸗ 
-nefen, Von ir mitt ich erftlich reden / weil 
fie uns am weiteſten cutſeſſen / und ſolchem nach 
am wenigſten bekandt find. 
Eonchnchina oder Cocincing ein maͤchtiges 
Koͤnigreich lieget zwiſchen Oſt⸗Indien und 
China ; auf der Höhe von ze zu 17 Graden 
Rordlicher Breite. In Diefem Lande ıft es 
die z Semmer-Monathen über ſehr warnv im 
September October und November aber iſt 
die Cufft gang tempevirt / wegen ber ſtetigen 
Degen auff den Cemoiſiſchen Bergen von 
welchen das Waſſer fo uberflusſig herab fallen 





| 
| 


dag das gantze Neich davon uͤberſchwemmet 
wird. In dieſem Viertel Fahre des Herbſtes 
kommet demeiniglich alle 15 Tage eine ſolche 
Aberſchwemmung / welche Das Land mehren⸗ 
heus 2 oder 3 Tage unter Waſſer laͤſſet. Und 
folche Fluch dienet wicht nur allein die Lufft zu 
Fühlen 7 ſondern auch Das Land fruchtbahr zu 
machen: Daunenhero Die Einwohner defelben 
Landes gar fehr darnach verlangen, Wann 
ſich nun das Waſſer ergieſſet/ foift ihre rende 
fogroßy dag fie diefelbe mit freyern und ban⸗ 
quetiven aller Welt zu erkennen geben: Ja fie 
reichen alsdann einander Gefchender und ruf⸗ 
fen hauffenweiß mit vollem Halſe: Daden Int! 
Daden Int! Der Uberfing it kommen! Der 


Uberfluß it formmen! 


Diefe Warfer fallen fo ploͤtzlich aufs Landy 
daß die Einsohner manchmal bes Abends 
nichts daron wiſſen 7 amd des Morgens gan 
damit umbzingelt find / daß fie nicht ans ihren- 
Haͤuſern geben konnen / welche auff hohe ur 

en 

















248 RerArıonss Cuxresk. 








len erbauet find + daß die Fluth Darunter her: 


aufft/ und memahlen biß an die Gemaͤcher rei⸗ 


het. Gleichwohl geſchicht es vielfältig’ daß dag 
Vieh auff dem Felde / wannes allzu ploͤtzlich 
von Waſſer überrafchee wird / in groffer Men- 
ge erſaufft / weilman Feine Zeit hat / jelbiges 
aufs Gebürge zurreiben. Die folcher geftalt 
ertrunckene Ochſen / Ziegen / Schweine / oder 
was es immer ſeyn mag/ Ammen hernach / ver; 
moge eines uhralten Gefetes nicht mehr dem 
vorigen Eigener / fondern dem / der ſie am erſten 


findet / zu / welches unter den gemeinen Leuten | 


ein groffes Jauchzen verurſachet / dann ſo bald 


die Fluch den Erdboden bedecket/ fahren fie mit | 


Schuten aus / das ertrundene Vieh auffzuſu⸗ 


chen / und nach ihren Hänfern zu bringen’ wel: | 


ches fie hernach auff ihren Mahfzeiten und Ga; 
flereyen nicht anders als ein Stud Wıldpräts 
verſpeiſen. 

In denen Reyß Feldern erhaͤlt ſich dieſer 
Landen gemeiniglich eine groffe Anzahl Mauſe 


unter der Erden / welche durch das uberlan PR 


fende Waſſer gezwungen werden / aus ihren 
Löchern hervor zu fommen / und fi) auffdie 
Bäume zu retiriren / dafern fie nicht erfauffen 
wollen daß Dannenberg die Zweige von denen 
Maͤuſen gang angefület/ und hart befchweret/ 
fich niederbiegen müffen, Hierauf fahren die 

inder bey groſſen Hauffen nach) ſolchen Baͤu⸗ 


Die Egyptiſche Stenden-Zluth. 


Chr viebe Autores haben gar ſchoͤne Sa 
ben, und mitgroffen Umbftänden von der 
Egnptifchen Uberfiröhmung des Nyli gefchrie: 
en’ dannenhero es unnöthig feinen noill; daß 
ich mich an dieſem Orthe damit aufhalten’ und 
einer beffein/oder vielmehz unbeFanten Materie 
dadnrch hier den Plag gleichfahm ftehle: Aber 
wann ich betrachte / daß ich nichts fage oder 
fhreibe / welches nicht von audern zuvor gefas 
get oder gefchsteben mordenyüber dem verſichert 
bin / daß bey dieſer Nilotiſchen Uberſchwemung 
der curienſe Liebhaber anuoch etwas finden 
wird/ daran er ſich ergetzen Fany als trage umb 
ſo viel deſto weniger Bedencken / die ſelbe meinen 
Curiolitasibus ſcriptis einzuperleiben, 



















men / ſchuͤtteln mit Heinen Häcklein Die Aeſte⸗ 
und werffendie Mauſe folcher geftalt wieder in 
das Waſſer / da fie alsdann ihr Grab finden, E 
Diefe Kinder Kurhweil geveich dem Lande zu 
einem groſſen Borcheil und Erjprichlichkeite 
mei es dadurch von dieſem ſchaͤndlichen Unge⸗ 
ziefer guten cheilg beirepet wird / welches ſonſt 
alle Saat abnagen / und dem armen Landman 
nichts / als ein betrubtes Nachſehen ja Hunger” 
und Kummer übrig lafjen winde, RE 

Es giebt auch diefe Fluch erwünfchte Gele⸗ 
genheit/ fein Hauß mit aller Nothwendigkeit 
su verſehen / dann in der Zeit führe man gleiche 
ſam über eine See mit leichter Mühe voneiner 
Stadt zur andern / welches bernad) zu Lande 
viel mühfamer fallen würde: Darıımb werben 
auch Zeit- währender diefer Fluch die meiſten 
Maͤrckte gehalten / und alsvann verſiehet ich 
ein jeder mit dem / dejjen er benöthiger ft. Man 
führet in dieſe